Titel: | Neuerungen an Wirkmaschinen. |
Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 276 |
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Neuerungen an Wirkmaschinen.
(Schluss des Berichtes S. 241 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen an Wirkmaschinen.
Die Erfindung von William Tertius Rowlett in Leicester
(England), geschützt durch D. R. P. Nr. 73422 vom 8. Juli 1892, vermeidet den
letzteren Uebelstand dadurch, dass die eine Nadelreihe um ein kurzes Stück
verschiebbar gemacht ist und dass unter Zuhilfenahme von Musterketten durch
Verschiebung dieser Nadelreihe eine vorher ausser Thätigkeit gewesene Nadel vor den
Zwischenraum zwischen den letzten zwei arbeitenden Nadeln der anderen Reihe gelangt,
während diese Reihe arbeitet, ein Stück gehoben und ihr vor der Umkehr der Bewegung
die letzte Platinenschleife der Waare auf der anderen Nadelreihe selbsthätig
übergelegt wird. Mittels der Musterketten bestimmt man nicht nur den Zeitpunkt, zu
welchem die Nadelreihe verschoben wird, sondern auch ob ein oder beide
Jacquardprismen unmittelbar vor jedem Durchgang des Fadenführers auf die Nadeln
wirken sollen und welche Lage die den Fadenführerweg begrenzenden Anschläge haben
sollen, damit bei Vergrösserung der Zahl der arbeitenden Nadeln auch dieser
Fadenführerweg entsprechend verlängert wird (Fig. 37 bis 51).
In der in beiliegenden Skizzen dargestellten Maschine ist die hintere Nadelreihe
A1 verschiebbar
angenommen. Zu ihrer Bewegung dient eine an ihrem rechten Ende befindliche, kurze
Zahnstange K3 (Fig. 45), deren Zähne in
die zickzackförmigen Curvennuthen K2 eines Cylinders greifen, welcher zur geeigneten
Zeit in eine schwingende Bewegung versetzt wird. Er verschiebt dann die Nadelreihe
zunächst nach links, steht dann still, bewegt sich hierauf zurück und steht wieder
still. Seine Bewegung wird durch den Hebel K (Fig. 41) eingeleitet,
der auf ein Schaltrad K4 auf der Achse dieses Cylinders wirkt und durch einen Stift M2 auf der Kette M bethätigt wird.
Textabbildung Bd. 294, S. 277Rowlett's Wirkmaschine. Die Jacquardprismen LL1 erhalten ihre Bewegungen durch Stifte oder Ansätze
einer Musterkette auf folgende Weise: Die in Führungsnuthen an der Rückseite der
Nadelreihen auf und ab gleitenden Stangen Lx (Fig. 37, 39, 41, 42) tragen die Achsen
der Jacquardprismen. Aus der Rückseite jeder Stange Lx ragt ein Stift Lxx in Schlitze L3 (Fig. 37) in je zwei der
plattenförmigen Stangen LbLb1Lb3 und Lb1, von denen je zwei
an der Rückseite jeder Nadelreihe angeordnet sind. Wird eine der beiden Platten der
Länge nach verschoben, so wird das Jacquardprisma nach aufwärts gegen die unteren
Enden der Nadelschäfte bewegt, entfernt sich aber von ihnen wieder bei der
entgegengesetzten Bewegung. Gewöhnlich sind die Jacquardprismen von den Nadeln
entfernt und es kann jedes derselben, da die zu Lx parallelen Schlitztheile in LbLb1Lb3 dann über einander
liegen, gegen die Nadeln gehoben werden, sobald eine dieser Stangen der Länge nach
durch die am Rahmen Q befindlichen Anschläge PP1P2P3 verschoben wird; bei
der entgegengesetzten Bewegung des Rahmens geht in Folge seines eigenen Gewichtes
das Prisma nebst seiner Stange in die frühere Stellung zurück. Der Anschlag P muss stets in Thätigkeit sein, die übrigen aber
können ein kurzes Stück nach innen oder aussen verschoben werden und daher
gegen die Enden der Stangen Lb1 und Lb3
stossen oder nicht.
Wenn bei Herstellung von Schlauchwaare P gegen Lb stösst, so wird das
vordere Jacquardprisma gehoben und nun auf der vorderen Nadelreihe gearbeitet.
Währenddessen stösst P2
gegen Lb2, hebt das hintere Prisma und die hintere Nadelreihe
arbeitet dann. P1 und
P3 bleiben ausser
Thätigkeit. Soll nun beim Arbeiten der vorderen Nadelreihe ein Erweitern vorgenommen
werden, so müssen sich beide Prismen heben, indem eine der beiden Stangen Lb2 und Lb3 durch einen der
Anschläge P2P3 verschoben wird. Zur
Bewegung der Anschläge P1P2P3 dienen schiefe
Ebenen auf drei Schlitten Pa1Pa2Pa3, welche auf
wagerechten, am Maschinengestell befestigten Armen verschoben werden können (Fig. 41 bis 43), und zwar aussen
durch die Daumen OO1O2, nach innen aber durch Federn. Von diesen ist jedoch
O anders als O1 und O2 geformt, damit, wenn diese letzteren die beiden
Anschläge Pa2 und Pa3 ausgerückt haben,
P und P1 in ihrer Stellung verbleiben und das vordere
Prisma bei Erweiterungen oder bei Herstellung der Ferse so oft als nöthig bethätigt
wird. Das Zurückgehen der Prismen von den Nadeln wird durch die Klinken LdLd1 bewirkt, welche in
die Schalträder LcLc1 auf den
Prismenachsen greifen (Fig.
42).
Wenn z.B. der gerade Theil eines Strumpfes hergestellt wird, so werden, da dieselben
Jacquardkarten und dieselbe Nadelzahl arbeiten, diese Klinken ausgerückt. Diese
sitzen an den linken Enden von denjenigen Spindeln, welche durch die vom Daumen zur
Verdichtung der Waare getragenen Spindeln hindurchgehen. An den rechten Enden
derselben befinden sich zwei Hebel LfLf1 (Fig. 37, 44), die durch zwei
Daumen Lg und Lg1 gehoben werden,
welche letztere wiederum von dem nur zur Hälfte gezeichneten Zahnrad Lh gedreht werden.
Dasselbe erhältdurch Stifte Lh1
auf einer Musterkette der Trommel M zur geeigneten Zeit
eine theilweise Drehung.
Textabbildung Bd. 294, S. 278Rowlett's Wirkmaschine. Die Drehung der Daumen OO1O2 um einen rechten Winkel erfolgt durch Stifte einer
anderen Musterkette M1
und sitzen zu dem Zwecke auf den Wellen dieser Daumen Getriebe, die in das Zahnrad
N1 auf der Welle
Nx eingreifen (Fig. 37, 41). Letztere trägt
ausserdem noch ein Rad N mit grösseren Zähnen, welches
nur zur Hälfte gezeichnet ist, um das dahinter liegende Zahnrad N1 zu zeigen. Stösst
nun bei der schrittweisen Drehung der Trommel M ein
Stift M1 der um diese
gelegten Musterkette Mx
gegen einen Zahn von N, so wird dieses um einen solchen
weitergedreht. Die Trommel M erhält ihre Bewegung von
dem auf ihrer Achse befestigten Schneckenrad Mxx (Fig. 38) mittels einer
Schnecke Mxx auf der
Haupttriebwelle Z der Maschine; diese Schnecke hat
jedoch nur an zwei einander gegenüberstehenden Stellen einen Theil eines
Schneckenganges, der dann dem Schneckenrad eine rasche Drehung ertheilt.
Die Bewegung des Fadenführers G wird ebenfalls durch
Stifte oder Ansätze der Musterkette geregelt.
Im Nachstehenden sind noch einige in neuer und eigenthümlicher Weise angeordnete
Theile angegeben, auf welche sich das vorliegende Patent jedoch nicht mit
bezieht.
Betreffs der Einrichtung der Schlösser ist Da das Hebedreieck, welches an der am Rahmen Q angeschraubten Platte D
starr befestigt ist (Fig.
39, 47, 49, 50, 51). DxDx sind mittels des
Bolzens Dxx an D drehbare Platten, von denen jede ein Senkdreieck Db und Dc trägt.
Dk ist eine durch
Schrauben Dkx am Ende
von D gehaltene Stange. Diese Schrauben gehen durch
Schlitze, damit die Stange ein Stück der Länge nach verschoben werden kann. Die
Stange Dk hat zwei
entgegengesetzt geneigte Schlitze (Fig. 48); in den einen
greift ein Stift Dj an
einer Platte Dx und in
den anderen ein Stift Dj, an der anderen Platte. Bei einer Längsbewegung der Stange wird die eine
Platte gehoben und das Senkdreieck an derselben ausgerückt, die andere Platte
wird ebenfalls gehoben, ihr Senkdreieck aber kommt in Thätigkeit. Diese hin und her
gehende Bewegung erhält die Stange Dk durch feste Anschläge Dx (Fig. 46), gegen welche
die Enden der Stange am Ende jedes Hubes des Hauptschlittens Q stossen. Das Senkdreieck, welches bei der Bewegung von Q nach der einen Richtung gearbeitet hat, kann auf
diese Weise, und ehe Q die entgegengesetzte Bewegung
antritt, ausgerückt, das andere Senkdreieck aber eingerückt werden.
Die Senkdreiecke reichen etwas unter den unteren Rand des Hebedreieckes und es können
dann die von einem der Senkdreiecke herabgeschobenen Nadeln von den Hebedreiecken
nicht erfasst werden, ausser wenn sie vorher durch die Jacquardkarten auf den
Prismen L ein Stück angehoben worden sind, welche nur
auf die jedesmal zu hebenden Nadeln wirken.
Während des Anhebens der Nadeln wird die Waare auf folgende Weise niedergehalten:
Wenn auf einer Nadelreihe gearbeitet wird, so befinden sich die Platinen in der bei
C1 angedeuteten
Lage (Fig. 40) und die
Platinenschleifen liegen über deren Schäften. Vor oder während des Hebens der Nadeln
durch die Jacquardprismen werden die von zwei Stangen getragenen beiden Reihen von
Hakenplatinen C und C1 herabgesenkt und während des Hebens der Nadeln die
Schleifen niedergehalten. Dies geschieht durch die an den Schlossplatten DD1 befestigten
schiefen Ebenen Cd oder
Cd1. Gegen das Ende
jedes Ganges kommen letztere über die Enden der Stangen Ca und Ca1, welche aus den die Platinen CC1 tragenden Stangen
hervorragen, senken hierdurch die Platinen und halten sie nieder. Werden dann die
Schlossplatten DD1
zurückbewegt, so entfernen sich diese schiefen Ebenen wieder von den Stangen CaCa1 und die Platinen
CC1 werden durch
Federn emporgezogen.
Von demselben Erfinder ist auch für die im Vorstehenden beschriebene Lamb'sche Strickmaschine ein Fadenführer geschützt
worden durch D. R. P. Nr. 73210 ebenfalls vom 8. Juli 1892, mittels welchem auf
dieser Maschineein
Verstärkungsfaden beliebig in die auf einer oder auf beiden Nadelreihen erzeugten
Maschenreihen selbsthätig durch Musterkette eingelegt werden kann. Dieser Faden kann
am Ende des auf einer der Nadelreihen gearbeiteten Ganges abgerissen und ausgerückt,
während die andere Nadelreihe arbeitet, und hierauf durch den Grundfaden wieder zur
Maschenbildung herangezogen werden, wenn die erste Nadelreihe wieder in Thätigkeit
tritt (Fig. 52 bis 57, sowie 37, 39, 41 vom vorbeschriebenen
Patent).
Textabbildung Bd. 294, S. 279Rowlett's Wirkmaschine.G ist der von einem Schlitten Gx mittels des Armes G8 getragene
Fadenführer (Fig. 39),
welcher längs einer festen Stange G9 in gewöhnlicher Weise durch einen federnden, am
Rahmen Q befindlichen Bolzen H hin und her geschoben werden kann. Der Verstärkungsfaden ist durch ein
Loch in einer Feder G1
hindurchgezogen, gegen die der Hebel G2 in seiner senkrechten Stellung (Fig. 53 und 55) drückt, wenn dieser
Faden abgerissen werden soll. Zur Bewegung von G2 dienen die Daumenräder G6, welche in den ebenfalls von Gx getragenen, durch
rechts- und linksgängige Schraubenspindeln gegen einander verstellbaren
Schlittenarmen G15
(Fig. 41) gehalten
werden, sich auf einer Feder der durch sie hindurchgehenden Welle G6x verschieben und mit
dieser Welle drehen können. Der Verstärkungsfaden geht von G1 durch das Oehr des Fadenführers G, durch welches auch der Grundfaden geleitet ist.
Damit der Hebel G2
mittels der Feder G1
den Verstärkungsfaden gegen den Stiel des Fadenführers G drücken, hier festhalten und dicht am Ende des Fadenöhres abreissen kann
(Fig. 53, 55), sind seine Seiten
durch Abschrägen zu schiefen Ebenen ausgebildet, von denen dann die eine oder andere
zur Wirkung kommt. Steht aber Hebel G2 nach der einen oder anderen Seite hin geneigt, so
ist der Verstärkungsfaden frei und wird mit dem Grundfaden zur Maschenbildung
herangezogen (Fig. 52,
54). In diese
verschiedenen Lagen wird dieser Hebel durch Anstossen seiner beiden Arme G7 gegen die Daumen
oder Ansätze der Räder G6 gebracht.
Textabbildung Bd. 294, S. 279
Rowlett's Strickmaschine.
Soll der Verstärkungsfaden ununterbrochen beiden Nadelreihen zugeführt werden,
so wird Welle G6x so
gedreht, dass einer der höheren Ansätze von G6, z.B. a, am Ende des
Schlittenlaufes von einem der Arme G7 getroffen wird und in Folge dessen sich G2 etwa in die Lage
Fig. 54 wendet,
während dieser Arm durch den gleichliegenden, niedrigeren Ansatz am anderen Rad am
Ende des nächsten Ganges nicht berührt wird. Soll dann der Verstärkungsfaden nicht
weiter in die Waare einlaufen, so werden durch Drehen der Welle G6x die beiden schiefen
Flächen bbx der Räder
in eine solche Lage gebracht, dass G7 gegen sie stösst und G2 nun die Lage Fig. 53 einnimmt, der
Faden also dicht an dem Austrittsende von G abgerissen
wird.
Wenn dagegen dieser Faden nur auf der hinteren Nadelreihe einlaufen soll, so wird G6x so gewendet, dass
der hohe Ansatz c des einen und der niedrige Ansatz c1 des anderen Rades so
zu stehen kommt, dass G7 dagegen stossen kann (Fig. 56, 57); im ersteren Falle
kommt G2 wieder in die
Lage von Fig. 54, im
letzteren aber in die von Fig. 53, in welcher der Faden abgerissen wird. Stösst dann G7 gegen c, so wird der Faden frei gegeben, bis durch Drehen von
G6x der Arm G7 gegen ddx trifft. Da ddx ebenso hoch wie bb1 sind, so wird der
Faden von Neuem festgehalten und abgerissen.
Soll dann der Faden nur auf der vorderen Nadelreihe einlaufen, so ist der hohe Ansatz
e1 und der tiefere
e in Thätigkeit zu bringen. Wenn das Einlaufen in
diese Reihe wieder unterbrochen werden soll, so müssen die Ansätze ffx so gedreht werden,
dass G7 gegen sie
stösst, diese sind ebenso hoch wie ddx und der Faden wird wieder festgehalten und
abgerissen.
Um nun den Faden abermals beiden Reihen zuzuführen, werden bei der nächsten Drehung
von G6x die Ansätze von
gx und g so gestellt, dass G7 gegen sie stossen kann.
Nach der soeben beschriebenen Anordnung der Ansätze an den Rädern G6 kann z.B. bei der
Herstellung eines Strumpfes ein Verstärkungsfaden um die ganze Spitze eingearbeitet
werden, wenn G7 gegen
die Ansätze a, ferner an der Unter- und Rückseite der
Ferse, wenn G7 gegen
c stösst, sodann am Knie, wenn die Ansätze eex und endlich am
oberen Theil des Längens, wenn ggx zur Thätigkeit kommen.
Betreffs des Antriebes der Welle G6x, so wird dieser durch Schaltrad G5 und Klinke G4 bewirkt (Fig. 37, 41); letztere ist unten
mit einem Hebel verbunden, der sich frei um eine Welle drehen kann, während eine
Feder die Klinke gegen das Schaltrad drückt. Wird nun dieser Hebel durch einen Stift
M2 der Musterkette
M1 gehoben, so wird
Welle G6x ein Stück
weiter gedreht; Hebel und Klinke gehen durch ihr eigenes Gewicht wieder in die
ursprüngliche Lage zurück.
Neuerungen an Posamentenmaschinen.
Perlenband oder Perlenschnur stellte man bisher in der Weise her, dass man
aufgereihte Perlen, sogen. Perlenschnüre, geradlinig der Länge nach auf eine
Unterlage brachte und durch einen spiralförmig um beide gewickelten Faden an
einander befestigte, oder indem man die Perlenschnur an die Unterlage annähte. In
Folge der unregelmässigen Lage der Perlen kann jedoch das erstere Verfahren die
Handarbeit nicht ersetzen, während die Fabrikation nach der letzteren Weise
kostspielig und umständlich ist und daher nur langsam von statten geht.
Textabbildung Bd. 294, S. 280Swoboda's Posamentenmaschine. Eine Erfindung von Richard August Swoboda in
Annaberg i. S. (D. R. P. Nr. 69847) verwendete beide Verfahren in der Weise, dass
eine Perlenschnur mit ihrem Faden spiralförmig um eine Unterlage gewickelt und durch
einen in entgegengesetzten Spiral Windungen um diese Unterlage gewickelten zweiten
Faden an dieser befestigt wird, gleichzeitig aber auch die spiralförmigen Windungen
des Perlenfadens nicht nur an richtiger Stelle, sondern auch die Perlen auf der
Oberseite der Unterlage gehalten werden. Der Erfinder hat jedoch die hierfür nach
obigem Patent construirte Maschine mehrfach abgeändert und sie nach seinem
Zusatzpatent D. R. P. Nr. 73424 vom 28. August 1892 in folgender Weise ausgeführt
(Fig. 58 bis 62):
Die ganze Maschine wird durch Handrad A und die
konischen Räder B angetrieben. Die Grundschnur oder die
Bandunterlage, auf der die Perlen befestigt werden sollen, ist wie im Hauptpatent
auf der in einem Bügel e1 gelagerten Spule c aufgewickelt und kann
sich sowohl um ihre eigene Achse b1 abrollen, als auch um die centrale Achse d drehen; diese letztere Bewegung wird, statt wie im
Hauptpatent durch Schnurscheiben; jetzt durch die zwei Zahnräder hh3 bewirkt (Fig. 59). Der Antrieb
für den Gegenfadenführer o und für den Perlenvertheiler
k,welcher früher auch durch Schnuren erfolgte, wird
jetzt ebenfalls durch Zahnräder h1h6 eingeleitet. h6 ist auf Hülse d3 befestigt (Fig.
62), innerhalb welcher sich eine zweite Hülse d4 dreht, die das feststehende, hohle Rohr
d1 umgibt (Fig. 58). Die äussere
Hülse d3 trägt mittels
eines Bügels w2 den
Perlenvertheiler k, während am vorderen Ende von d4 der
Befestigungsfadenführer o angebracht ist. Durch passend
gewählte Grössen der Räder hh1h3h6 drehen sich der
hohle Zuführungsdorn f und der Perlenvertheiler k mit gleicher Geschwindigkeit. Das Zahnrad h1 greift nun aber
(Fig. 60) ausserdem
auch in das Zahnrad h7,
auf dessen Achse noch ein grösseres h8 sitzt, welches mittels h9 das auf d4 befestigte Zahnrad h4 treibt. Auf d3 sitzt ferner lose
die Gegenfadenspule m, welche durch eine Feder f2 an einer
Längsverschiebung gehindert wird; den gleichen Zweck erfüllt auch die Klaue l bezüglich der Zahnräder h4h6 und der damit verbundenen Theile (Fig. 58). Die Grössen
dieser Zahnräder sind jedoch derart, dass der Befestigungsfadenführer o sich doppelt so schnell als der Perlenvertheiler k dreht.
Textabbildung Bd. 294, S. 281Fig. 62.Swoboda's Posamentenmaschine. Die sehr einfache Construction des letzteren ist aus Fig. 61 ersichtlich.
Derselbe schliesst unmittelbar an die Spitze des Dornes f an und ist mit einer spiralförmigen Rippe k1 versehen, welche mit ihrer Spitze bei
der continuirlich erfolgenden Umdrehung von k jedesmal
eine gleiche Anzahl Perlen abtrennt und dieselben dann in Folge des zur Perlengrösse
genau abgepassten Durchmessers ihres spiralförmigen Ansatzes sogleich auf das in der
Mitte durchlaufende Futter drückt. Um hierbei eine Erschütterung des Perlfadens zu
verhüten, legt sich der Dorn f mit seiner konischen
Spitze an k1 und ist
dieser ausserdem noch 1 mit einem sich verjüngenden, zum Schutz der Unterlage gegen
Zusammendrücken durch die umgeschlungenen Fäden dienenden Stahldraht f1 versehen (Fig. 62).
Das fertige, rotirende Fabrikat geht wie bei dem Hauptpatente durch die hohle Hülse
n1, welche mittels
des seitlichen Winkels w an dem eigentlichen
Abführungsgestell g1
befestigt ist. Dieses wird, statt durch Schnurenbetrieb wie im Hauptpatente, durch
die Zahnräder h2h5 in Umdrehung
versetzt und empfängt in diesem Gestell noch eine zweite Bewegung dadurch, dass das
am Ständer w1
festsitzende Zahnrad z in ein am Gestell g1 befindliches Zahnrad
z1 eingreift,
welches sich auf z abwälzt. Auf der Achse von z1 sitzt weiter Zahnrad
z2, eingreifend in ein dahinter liegendes z3, das die Schnecke
s für Schneckenrad s1 trägt, wodurch Rolle r gedreht wird. Das über diese geschlungene Perlenband
wird nun zwangläufig abgezogen und durch die hohle Achse d2 zu der in der Gabel e2 und um die Achse b2 rotirenden
Aufwickelungsspule c2
gebracht. Der Antrieb der letzteren erfolgt etwas anders als der im Hauptpatent;
dort hat diese Spule einen Rand, mit welchem sie sich an einer feststehenden Scheibe
abwälzt, hier dreht sich der Bügel e2 mit der hohlen Achse d2, wobei
sich das auf diesem drehbare, konische Zahnrad z4 auf dem feststehenden Rade z5 abwälzt und mittels der beiden
Schnurscheiben z6z7 die Bewegung auf c2 überträgt.
Textabbildung Bd. 294, S. 281Perlenbesatzmaschine von Gahlert und Lenhard. Eine Maschine zur Herstellung von Perlenbesatz in anderer Weise, als
vorstehend beschrieben, haben sich Franz Gahlert, Norbert
Lenhard und Julius Lenhard in Weipert (Böhmen)
durch D. R. P. Nr. 76509 vom 19. Mai 1893 schützen lassen. Bei derselben erfolgt die
Bewickelung eines band-, stab- oder röhrenförmigen Körpers mit einer Perlenschnur in
der Weise, dass die Perlen auf einer oder mehreren Seiten desselben in beliebiger
Anzahl vertheilt und zur Trennung der einzelnen Lagen von einander, sowie zur
dichteren Verbindung von Grundschnur undPerlenschnur aus dem Faden der letzteren an mehreren
Stellen des Umfanges des Grundkörpers Maschenstäbchen gebildet werden; dies
geschieht mit Hilfe eines Systems von Zungen- oder Hakennadeln, also einem
Häkelapparate, welcher zwischen einem Perlenvertheiler und der Abzugvorrichtung für
den Perlenbesatz angeordnet ist (Fig. 63 bis 67).
Im oberen Theile des Maschinengestelles ist die Bandunterlage a auf der Rolle m aufgewickelt. Letztere
liegt im Rahmen m4,
dessen oberer Zapfen sich in einem Lager u führt, das
sich wieder in einem wagerechten Arme befindet, der von einer auf der Gestell- oder
Tischplatte befestigten senkrechten Säule getragen wird. Unten endigt dieser Rahmen
in ein schwaches Rohr m, welches in einem ebensolchen
und ebenso befestigten wagerechten Arm u gelagert ist
und in diesem sich drehen kann (Fig. 63). Auf einer,
zwischen der erwähnten senkrechten Säule und dem Rahmen m4 angeordneten senkrechten Welle sitzt
ein Zahnrad, welches dem Rohre n sammt diesem Rahmen
m4 mittels des auf
n befestigten Zahnrades 11 Umdrehung ertheilt. Eine in ihrer Spannung durch Klinke und Klinkrad
m2 regulirbare
Feder m1 drückt auf
Rolle m und bestimmt dadurch die Abzugsspannung des
Bandes a.
Textabbildung Bd. 294, S. 282Perlenbesatzmaschine von Gahlert und Lenhard. Das letztere wird nun über die Leitrolle m3 durch das Rohr n und
durch einen mit diesem sich drehenden Führer n1 nach dem Häkelapparat h,
f, g (Fig. 63,
65 bis 67) gezogen, welcher in
dem Zuführungsapparat O für die Perlenschnur b und dem Lagerstück i2 enthalten ist. Dieser Häkelapparat besteht aus dem
Rohre h und den auf dessen Umfange in Längsrinnen auf
und ab beweglichen Zungennadeln f und g. Das Rohr h empfängt
seine ununterbrochene Drehung von dem auf ihm sich befindenden Rad 9, welches in ein, auf der oben angegebenen senkrechten
Welle sitzendes Rad greift. Letztere trägt unterhalb der Tischplatte das konische
Rad 4; dieses wird am Rade 3 entweder von Hand oder mittels Elementarkraft angetrieben.
Das auf der Tischplatte aufgeschraubte Lager i2 trägt festliegend den Hohlcylinder i1 mit den darin
befindlichen Curvenführungen f2g2 für die Nadelfüsse f1g1. Diese Führungen werden von den an i1 befestigten
Stahlstücken i gebildet, ähnlich den Schlössern einer
Strickmaschine; es heben und senken sich also in jenen, wenn h gedreht wird, die Nadeln f und g und bilden dabei aus dem ihnen
vorgehaltenen Faden b Maschen, ganz ähnlich wie bei den
einzeln beweglichen Nadeln eines Rundwirkstuhls. Wie aus dem Folgenden ersichtlich,
wird das Band a in Windungen bc umwickelt; es kommt dabei auf die vordere breite Seite eine Perlenlage
cc, auf die hintere breite Seite freier Faden b, und auf den beiden schmalen Seiten liegen die
Maschenstäbchen de (Fig. 64 und 65).
Mit dem Rohre h und dem Bande a dreht sich in Richtung des Pfeiles 20 auch
gleichmässig der Zuführungsapparat 0; letzterer nimmt
aber den Perlenfaden b selbst nicht mit herum, es wird
ihm dieser vielmehr immer an ein und derselben Seite zugeleitet und er theilt nur
die Perlen c dieses Fadens ab, welchen er den
Zungennadeln vorhält. Hierzu trägt er oben den Ring o1 (Fig. 65 und 66), durch welchen die Zungen der aufsteigenden, an dessen
innerer Kante o2 dicht
vorbeistreifenden Nadeln zurückgelegt werden. Auf o1 ist ferner der Stahlring p befestigt, dessen eines Ende p1 auf o1 aufgeschraubt ist und dessen anderes, nach oben
ausgebogenes Ende p2
federnd auf der Stellschraube p3 liegt, so dass durch diese seine Höhenlage
verändert werden kann. Auf der von einer besonderen Rolle oder Spule kommenden und
über eine Leitrolle geführten Perlenschnur b nehmen die
Perlen bloss etwa ein Drittel deren Länge ein, da die Maschen nur aus dem freien
Faden gebildet werden, und unter Umständen nur die eine Seite der Waare Perlen
enthält.
Die Maschenbildung selbst vollzieht sich auf folgende Weise. Nachdem einige Perlen,
zwei in Fig. 65,
herabgekommen sind, wird der über diesen hängende Faden b von der Nadel f bei d1 erfasst und durch die Masche d hinabgezogen; beim Weiterdrehen in die Lage Fig. 66 bildet er dann
links die Masche d1.
Dabei legt sich der freie Faden b auf die eine breite
Seite von a, Nadel g
bildet aus dem Faden bei e1 eine neue Masche und schliesslich werden von p2 abermals eine oder mehrere Perlen
abgetheilt, welche herabgleiten und wieder in die Lage cc (Fig. 65)
gelangen, worauf sich dieser Vorgang wiederholt.
Die fertige Waare t wird nun durch einen im unteren
Gestelltheile angebrachten Abzugsapparat aufgewickelt. Sie gelangt deshalb aus h in das Rohr l (Fig. 63), welches
mittels der Platte l1
am Gestelltisch befestigt ist und das Zahnrad 12 trägt,
l wird ferner von einem drehbaren Rohr k umgeben, welches mittels des darauf sitzenden
Zahnrades 6 vom Zahnrad 5
auf der mehrfach erwähnten stehenden Welle gleichmässig mit den oberen Apparaten
gedreht wird und diese Bewegung dem mit ihm verbundenen, mit einem Zapfen k2 in der Lagerplatte
k3 des Gestells
sich stützenden Rahmen h1 mittheilt. Hierbei läuft um das feststehende Zahnrad 12 das in h1 angebrachte Zahnrad 13 herum und überträgt die dadurch erhaltene Drehung auf eine auf seiner
Achse 14 sitzende Schnecke 15 und mittels des Schneckenrades 16 durch
die Achse 17 auf die mehrfache Scheibe 18, deren Stufen an ihrer Oberfläche rauh gemacht sind.
Die Waare wird unterhalb l über die Leitrolle 19 geleitet, hierauf über eine der Scheiben 18 durch den Leitapparat q
auf die Waarenrolle r. Letztere erhält ihre
Drehbewegung durch den Schnurentrieb s, der sich durch
die Spannrolle s1
straffer machen lässt.
Textabbildung Bd. 294, S. 283
Schürmann's Kordelflechtmaschine.
Zum Flechten der als Besatzartikel verwendeten Kordeln benutzte man bisher
Flecht- oder Klöppelmaschinen, bei welchen sich zwei Systeme von Spulen in zwei
entgegengesetzten Richtungen um einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt oder um eine
gemeinsame Achse bewegen. Hierbei laufen die Fäden beider Spulensysteme in rechts-
oder linksgewundenen Schraubenlinien, kreuzen sich also beständig und es treten
dabei diese Fäden abwechselnd nach aussen. Sind gleichzeitig Mittelendfäden
vorhanden, so wird der 1., 3., 5. u.s.w. derselben nur von den Fäden der einen, der
2., 4., 6. u.s.w. aber nur von den Fäden des anderen Spulensystems überkreuzt oder
gedeckt, jedoch nicht unterkreuzt. Es wird daher von je zwei aufeinander folgenden
Mittelendfäden der eine mit in rechts-, der andere mit in linksgängigen
Schraubenlinien verlaufenden Fäden gedeckt; falls aber jeder Mittelendfaden, wie
üblich, nur mit Fäden von einer bestimmten Farbe gedeckt werden soll, können nicht
mehr als zwei Farben verwendet werden. Man muss sich dabei, wenn man nicht
verstellbare Weichen oder dergleichen complicirte Einrichtungen benutzen will, in
der Regel nur der einfachsten Fadenbindungen bedienen. Die seither gebräuchlichen
Kordelflechtmaschinen gestatten auch nicht, Kordeln nur durch Drehen oder gar durch
Flechten und Drehen zu erzeugen.
Es hat sich deshalb W. R. Schürmann in Düsseldorf eine
Erfindung durch D. R. P. Nr. 72926 vom 9. August 1892 schützen lassen, mittels
welcher Kordeln geflochten, oder gedreht, oder auch geflochten und gedreht werden
können. Bei dieser Maschine sind zwei Systeme von Fadenspulen vorhanden; das eine
wird in einer Kreisbahn, das andere in einer oder mehreren, diese Kreisbahn
kreuzenden Curvenbahnen bewegt. Alle Spulen dieses Systems haben gleiche
Drehungsrichtung und Winkelgeschwindigkeit und die Fäden dieser Spulen können die
Fäden der sich in der Kreisbahn bewegenden und die Mittelendfäden ersetzenden sowohl
von aussen als auch von innen, aber sich nicht unter einander kreuzen, so dass die
auf diese Weise hergestellten Kordeln ein ganz anderes Geflecht als die oben
erwähnten Arten ergeben. Da sich ferner die Fäden der in den Curvenbahnen laufenden
Spulen unter einander nicht kreuzen können, so lassen sich durch die Verwendung von
zwei- oder mehrfarbigen Deckfäden Kordeln mit zwei oder mehr deutlich
hervortretenden Farben herstellen, sowie in einfacher Weise die verschiedenartigsten
Muster geflochtener Kordeln anfertigen, sowohl durch verschiedene Fadenbindungen als
auch durch Bewegung beider Fadenspulensysteme, entweder in gleicher Richtung und mit
verschiedenen Winkelgeschwindigkeiten oder in entgegengesetzter Richtung und mit
beliebigen Winkelgeschwindigkeiten (Fig. 68 bis 78).
Die wesentlichsten Theile dieser Maschine zeigen Fig. 68 bis 71. s ist der am unteren Theil befestigte Hohlzapfen, um
welchen sich die Riemenscheibe C nach der einen oder
anderen Richtung drehen kann. Auf diese ist der äussere, ringförmige Theil des
Deckels D aufgeschraubt, während dessen innerer Theil
auf deren Nabe befestigt ist. Auf dieser dreht sich ausserdem noch der Curventeller
E, zu dessen Antrieb die auswechselbaren Räder t, u, v, w dienen; von diesen ist t auf E und w auf s, u und v auf der gemeinschaftlichen Welle R fest, welche im Boden von C drehbar gelagert ist und den Zapfen s
umkreist. Die Flechtspulen x und y sind in Fig. 71 vergrössert
dargestellt und können entweder Doppelspulen, wie gezeichnet, oder einfache
Spulen sein.
Die Spulen x, welche, wie oben erwähnt, die
Mittelendspulen der gewöhnlichen Flechtmaschinen ersetzen können, sind auf dem
Teller E befestigt, mit welchem sie sich drehen; ein
zwischen den beiden Deckeltheilen D angebrachter,
ringförmiger Zwischenraum gewährt den Schäften dieser Spulen x freien Durchgang.
Die Spulen y haben ┴-förmige Zapfen, die sich in den
Schiebern z drehen können, und besitzen unten die Form
kleiner, in den gekrümmten Tellernuthen sich führender Schiffchen. Die Schieber z können sich in radialen Schlitzen des Deckels D verschieben, an welcher Bewegung auch die Spulen y theilnehmen.
Zur Aufnahme und Fortführung der geflochtenen Kordel dient ein Apparat von bekannter
Einrichtung.
Fig. 69 und 70 zeigen den Antrieb
zweier solcher Kordelmaschinen mittels Riemens von einer Riemenscheibe aus. Fig. 69 stellt die
Verwendung eines Tellers mit einfacher, Fig. 70 die eines
solchen mit doppelter Kreuzung der benutzten Curven, jedoch bei anderer
Spulenstellung dar.
Bezeichnen t, u, v, w gleichzeitig auch die
Grössenverhältnisse dieser Räder, so lassen sich folgende vier Fälle
unterscheiden:
1) Ist \frac{u\,.\,w}{t\,.\,v}=2, so erhält man wie bei den
gewöhnlichen Kordelflechtmaschinen eine Kordel, bei der die sich kreuzenden Fäden
Schraubenlinien von gleicher Steigung, aber entgegengesetzten Richtungen bilden.
2) Ist , aber < 1, so entsteht eine Kordel, bei welcher die sich
kreuzenden Fäden Schraubenlinien von verschiedenen Steigungen und entgegengesetzten
Richtungen bilden.
3) Sind die vier Räder gleich gross, also
\frac{u\,.\,w}{t\,.\,v}=1, in welchem besonderen Falle also
entweder die Tellerspulen still stehen und sich nur die Deckelspulen in der üblichen
Weise bewegen, oder umgekehrt, so erhält man eine Kordel, bei der nur noch der eine
Theil der sich kreuzenden Fäden in parallelen Schraubenlinien verläuft, während der
andere Theil in der Längsrichtung der Kordel liegt.
4) Ist endlich \frac{u\,.\,w}{t\,.\,v}<1, aber > 0, so
bilden bei der hier entstehenden Kordel die sich kreuzenden Fäden gleich gerichtete
Schraubenlinien, jedoch von verschiedenen Steigungen. Für diese verschiedenen Fälle,
Kordeln zu flechten, müssen sonach beide Räderpaare oder nur eins derselben
ausgewechselt werden.
Die Bindung der Fäden zur Herstellung einfacher oder gemusterter Geflechte wird
demnach in erster Linie von passend gewählter Curvenform des Tellers abhängig
sein.
So entsteht z.B. in Fig.
69 ein leinwandähnliches Geflecht, denn die Fadenpaare der Tellerspulen
und die auf einander folgenden Fadenpaare der Deckelspulen kreuzen sich regelmässig
abwechselnd, dagegen in Fig.
70 eine Art Köpergeflecht, weil jedes Fadenpaar der Deckelspulen, ehe es
das nächste Paar Tellerspulen kreuzt, unter zwei Fadenpaaren des letzteren
hingeht.
Zur Vergrösserung der Leistungsfähigkeit wird manmit Vortheil die Zahl der
Deckelspulen dieser Maschine vermehren, namentlich wenn man diese schneller als die
Tellerspulen laufen lässt; es bilden dann gleichsam die Fäden der ersteren die
Schussfäden und diejenigen der letzteren die steil ansteigenden Schraubenlinien auf
der Kordel, die Kettenfäden eines gewöhnlichen Gewebes.
In Fig. 72 und 73 sind z.B. bei
derselben Zahl einfacher Tellerspulen doppelt soviel Deckelspulen angeordnet; diese
bewegen sich auf vier in sich geschlossenen, auf dem Teller angebrachten Curven. Man
kann daher, weil nur die innerhalb einer solchen Curve befindlichen Tellerspulen x von denjenigen Deckelspulen y umkreist werden, deren Schiffchen auf dieser Curve laufen, der Kordel
dadurch ein bestimmtes Aussehen geben, dass man die auf den einzelnen Curven sich
bewegenden Deckelspulen mit verschiedenfarbigen Fäden versieht, und da sich ja
ausserdem die Tellerspulen wegen der Unveränderlichkeit ihres Abstandes vom
Flechtpunkte der Kordel vorzüglich auch zur Aufnahme dicker und steifer Fäden
eignen. Enthalten nun (Fig.
72) die acht Tellerspulen dicke Fäden, die Deckelspulen der vier Curven
aber verschiedenfarbige Fäden, so entsteht unter Benutzung eines Kernes bei langsam
rotirendem Teller und rasch laufender Trommel eine geflochtene, vierfarbige Kordel
von seilartigem Aussehen. Letztere erscheint jedoch als achtkantiges Prisma mit
schraubenförmig verdrehten Kanten und mit zwei gegenüberstehenden, gleichfarbigen
Flächen (Fig. 73), wenn
man, unter Beibehaltung der vierfarbigen Deckelspulenfäden, dünne Tellerspulenfäden
wählt.
Unter Benutzung von Tellern mit entsprechend mehr oder weniger in sich geschlossener
Curven können auch Kordeln mit mehr oder weniger verschiedenen Farben hergestellt
werden. Verwendet man z.B. (Fig. 74) bei den Deckelspulen drei Farben, für die Tellerspulen aber
dicke Fäden, und lässt man den Teller langsam, die Trommel schnell rotiren, so
entsteht eine geflochtene, dreifarbige Seilkordel; befinden sich aber innerhalb
jeder Curve auf den Tellerspulen nur gleichfarbige Fäden und drehen sich (Fig. 75) die
Deckelspulen langsam, die Tellerspulen schnell, so bildet sich eine sechskantige,
prismatische, dreifarbige Kordel mit schraubenförmig gewundenen Kanten. Nach Fig. 76 erhält man eine
zweifarbige Seilkordel, wenn die Tellerspulen abwechselnd mit dicken und dünnen
Fäden versehen sind, der Teller langsam, die Trommel aber rasch läuft.
Wenn man die Tellerspulen als einzelne Spulen anordnet, so können sie auf einfache
Weise durch Anbringung von je einer kleinen Schnurscheibe M am unteren Schaftende um sich selbst drehend construirt werden (Fig. 77). Verbindet man
dann diese sämmtlichen Schnurscheiben durch eine endlose, am inneren Umfange der
Riemenscheibe C befestigte Treibschnur N, so wird das von den Spulen x ablaufende Garn vor dem Verflechten gezwirnt und die Litzen der dadurch
hergestellten, regelrecht gedrehten Kordel sind durch Unter- und Ueberflechten
anderer Fäden, der Deckfäden, fest mit einander verbunden.
Sollen nur gedrehte Kordeln erzeugt werden, so brauchen die Spulen y nicht leer mitzulaufen und können nebst ihren Curven
und dem Deckel D entfernt werden. In dem hierdurch frei
gewordenen Raume lassen sich dann anders gruppirte Spulen x1 (Fig. 78) auf den, unten
an den senkrechten Wellen der Tellerspulen x
angebrachten Schnur- oder Kettenscheiben M1 aufstellen; eine um alle diese Scheiben M1 ebenfalls gelegte
und an C befestigte Treibschnur N1 bewirkt, dass die Spulen x1 um die Spulen x planetenartig kreisen und sich mit diesen um den
Hohlzapfen s drehen. Tragen nun die Spulen x dickere Fäden, die Spulen x1 die eigentlichen Deckfäden und ist
ausserdem noch durch s der erforderliche Kern geleitet,
so werden so viel Litzen in der Ebene PQ (Fig. 77 und 78) gedreht, als
Tellerspulen x vorhanden sind, und sämmtliche Litzen
werden oben in der Verlängerung von s zu einer dicken,
gedrehten Kordel vereinigt. Sollen diese einzelnen Litzen mehr oder weniger stark
ansteigend gewunden werden, braucht man nur grössere oder kleinere Scheiben M1 zu verwenden.
Wenn endlich die Kordel zwei oder mehr deutlich hervortretende Farben zeigen soll, so
ist nur nöthig, die um jede Spule x herumlaufenden
Spulen x1 mit
gleichfarbigen Fäden zu versehen.