Titel: | Ueber die Fortschritte der Photographie und der photographischen Reproductionsverfahren. |
Autor: | J. M. Eder, E. Valenta |
Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, S. 43 |
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Ueber die Fortschritte der Photographie und
der photographischen Reproductionsverfahren.
Von J. M. Eder und E. Valenta.
(Vorhergehender Bericht 1894 291 116.)
Ueber die Fortschritte der Photographie und der photographischen
Reproductionsverfahren.
Photographische Objective und Apparate.
Zur Erzielung einer besseren Correction der optischen Fehler von photographischen
Objectiven ist man in letzter Zeit bestrebt gewesen, unter Benutzung der neuen
Jenenser Glassorten Objective darzustellen, welche aus dreifach verkitteten Linsen
zusammengesetzt sind. Derartige Instrumente wurden von Steinheil in München (Rapid-Antiplanet),
Zeiss in Jena und Görz (Doppelanastigmat),
Voigtländer (Collinear) dargestellt und erfreuen sich grosser
Beliebtheit.
Der neue Steinheil'sche Rapid-Antiplanet unterscheidet
sich von dem älteren InstrumenteSiehe dieses
Referat 1894. dadurch, dass die dicke Hinterlinse des letzteren
durch eine weitaus dünnere dreifach verkittete Linse ersetzt ist. Hierdurch ist es
möglich geworden bei voller Oeffnung weitaus grössere Bildformate mit guter
Vertheilung der Schärfe zu erhalten, so dass das Objectiv sich vorzüglich für
Gruppen- und Momentaufnahmen verwenden lässt. Die Helligkeit ist etwa
\frac{1}{6,5}.
Der Doppelanastigmat von Görz in Berlin ist ein Doppelobjectiv, dessen beide
Einzelsysteme, aus je drei verkitteten Linsen bestehend, für sich sphärisch,
chromatisch und astigmatisch corrigirt sind. Diese Objective werden in zwei Serien
erzeugt und zwar mit der relativen Oeffnung \frac{f}{7} und
\frac{f}{11}.Eder's Jahrb. f. Phot. f. 1894, S. 90 und S.
337. Auch der Collinear Voigtländer's besteht aus dreifach verkitteten Linsen.
Die Doppelanastigmate werden auch von Zeiss in Jena,
welcher solche Objective bereits bevor Görz sein Patent
nahm, erzeugte, hergestellt und in den Handel gebracht. Die genannte Firma bringt
Anastigmatsatzlinsen, deren Einzellinsen nach dem
obgenannten System construirt sind, in den Handel. Diese Linsen sind einzeln als
Landschaftslinsen und in Combination mit einander als lichtstarkes Objectiv u.s.w.
zu verwenden und zeichnet sich der Satz durch compendiöse Form und Vortrefflichkeit
der Arbeit aus.Eder's Jahrb. f. Phot. f. 1894, S.
336.
Ueber „long focus Lenses“ berichtet J. M. Eder.Phot. Corr., 1894 S. 284. Unter
diesem Namen bringen die Engländer Landschafts- objective in den Handel, welche aus
dreifach verkitteten Linsen bestehen und die relative Oeffnung
\frac{f}{^2} haben, somit sehr lichtstark sind.
Diese Objective sind gut, aber theuer, und man erreicht mit einfachen billigen
Landschaftslinsen, wie selbige z.B. von Fritsch in Wien
erzeugt werden, wenn es sich um die Aufnahme weit entfernter Gegenstände handelt,
denselben Zweck.
Neue, d.h. angeblich neue, Teleobjectivconstructionen bringen die Firmen Clement und Gilmer in Paris (Telephotolinse – Panorthoskopisches Objectiv)Phot. Nachr., 1893
S. 444. und A. Parvin in
PhiladelphiaAmer. Journ. of Photogr., 1893 S.
149. in den Handel, doch ist ersteres Instrument im Wesentlichen mit
den Constructionen Steinheil's und Dallmayer's, letzteres mit jener von MietheSiehe unser
vorjähriges Referat in dieser Zeitschrift. identisch.
Die unter dem Namen Orthomegagraph in den Handel
kommende Objectivconstruction ist ein Teleobjectiv, welches zu directen grossen
Aufnahmen bei kurzer Aufstelldistanz bestimmt ist, dasselbe wird von der Pariser
Firma Clement und Gilmer erzeugt.
Neue Constructionen von Momentcameras bringen Talbot in Berlin (photographischer Feldstecher)Eder's Jahrb. f. Phot. f. 1894, S.
346., Carpentier in Paris (Photojumelle, ein sehr handlicher kleiner Apparat, welcher die Form eines
Opernglases besitzt und ein directes Einstellen gestattet)Ibid. S. 347., Dr. Krügener (Deltacamera)Ibid. S. 181., Dr. Winzer in Dresden (Detectivcamera Diamant)Ibid. S.
121., Stegemann (Geheimcamera von Dr. Neuhauss)Ibid. S.
321. in den Handel.
Von neuerer Zeit in Vertrieb gekommenen Momentverschlüssen soll hier derjenige von Linhof in München erwähnt werden. Derselbe ähnelt dem Wesen nach dem Steinheil'schen Momentverschlusse (zwei durchlochte
Scheiben bewegen sich gegen einander) und zeichnet sich durch compendiösen Bau und
Leichtigkeit aus – die Schnelligkeit lässt sich zwischen 2 Secunden und 1/100 Secunde
reguliren.Neumann's Phot. Revue, Wien.
Zeiss in Jena construirte Momentverschlüsse mit
Irisblenden, bei denen die Irisblende direct als Objectivblende unabhängig vom
Bewegungsmechanismus verwendet wird.Eder's Jahrb. f. Phot. f. 1894, S.
184.
Zur Prüfung der Geschwindigkeit von Momentverschlüssen
eignet sich vorzüglich ein einfacher Apparat, wie solcher an der k. k. Lehr- und
Versuchsanstalt in Wien in Verwendung steht. Der Apparat besteht aus einer
Stimmgabel, deren Schwingungszahl genau ermittelt wurde. Dieselbe ist auf einem
Bodenbrett so montirt, dass sie sich leicht in wagerechter Richtung verschieben
lässt, und trägt an den Enden zwei polirte Metallknöpfe. Beim Gebrauche wird die
Camera mit dem zu prüfenden Apparate im Sonnenlicht oder Bogenlicht so aufgestellt,
dass während der Bewegung der Gabel das Bild innerhalb der Mattscheibe bleibt, und,
während der Verschluss functionirt, die in Schwingung versetzte Stimmgabel mit der
Hand in wagerechter Richtung verschoben.
Das Bild des glänzenden Knopfes an den Gabeln erscheint als Wellenlinie und es wird
naturgemäss, falls der Verschluss die Geschwindigkeit von 1 Secunde hatte, diese
Wellenlinie aus so vielen Wellen bestehen, als die Gabel in der Secunde Schwingungen
macht. Aus der Anzahl der Wellen im Bilde lässt sich daher, wenn die Schwingungszahl
der Gabel bekannt ist, jederzeit die Geschwindigkeit des Verschlusses berechnen.
Der Apparat kann auch mit Vortheil zu Bestimmungen der Verbrennungsdauer von
Explosivgemischen verwendet werden.
Photographische AutomatenPhotogr. Corresp.,
1894. wurden in den letzten Jahren in verschiedenen grösseren
Städten Deutschlands, unter anderen auch im vergangenen Jahre in Wien aufgestellt.
Es ist dieser letztere einer jener Apparate, welche auf der Weltausstellung in
Chicago zu sehen waren. Der Apparat enthält im Inneren eine Anzahl auf einer
drehbaren Trommel befestigter Cuvetten, in welchen sich die zum Entwickeln, Waschen,
Fixiren u.s.w. der Ferrotypplatten nöthigen Flüssigkeiten befinden. Nach Einwurf von
30 kr. in die Kassenöffnung erfolgt auf ein Glockenzeichen die Aufnahme. Als
Lichtquelle dient elektrisches Bogenlicht. Die exponirte Ferrotypplatte passirt der
Reihe nach die erwähnten Cuvetten und es gleitet sodann das fertige Bild bei einer
unten angebrachten Oeffnung heraus. Die Procedur erfordert etwa 4 Minuten und das
Resultat ist eine höchst mittelmässige Ferrotypie, welche den Ferrotypien der
bekannten Schnellphotographen weitaus nachsteht.
Photochemie.
Ueber das Verhalten von Silbergelatineemulsionen gegen
Chromate schrieb FarmerEder's Jahrb. f. Phot.
f. 1894, S. 67.: Wird in Gelatine fein vertheiltes
Silber mit doppeltchromsaurem Kali (oder einem anderen löslichen Bichromate) in
Berührung gebracht, so wird das doppeltchromsaure Salz reducirt und die Gelatine
geht, mit dem reducirten Chromate zusammentreffend, in die unlösliche
chromoxydhaitige Form über, genau so, wie es der Fall ist, wenn trockene
kaliumbichromathaltende Gelatine dem Lichte ausgesetzt wird.
Ueber das Verhalten des Bromsilbers zu Farbstoffen in Bezug
auf orthochromatische Photographie stellte v.
HüblIbid. S.
189. eine Reihe von Versuchen an und kam zu folgenden Schlüssen:
1) Damit ein Farbstoff als Sensibilisator wirke, muss er das Bromsilberkorn
färben.
2) Die Verbindung der Farbstoffe mit dem Bromsilber dürfte in den meisten Fällen auf
Molekularattraction zurückzuführen sein.
E. Valenta veröffentlichte eine Reihe von Versuchen über
die Löslichkeit von Chlor-, Brom- und Jodsilber in
verschiedenen Lösungsmitteln. Die Resultate dieser Untersuchungen sind in
folgender Tabelle enthalten:
Lösungsmittel
Concen-tration
100g Lösung ver-mögen
aufzulösenGramm:
Anmerkungen
AgCl
AgBr
AgJ
Natriumthiosulfat „ „ „ „
1 : 100 5 : 10010 : 10015 :
10020 : 100
0,402,004,105,506,10
0,351,903,504,205,80
0,030,150,300,400,60
Die Bestim-mungen wurdenbei 20° C.
ge-macht
Ammoniumthiosulfat„„
1 : 100 5 : 10010 : 100
0,571,323,92
–––
–––
Für Brom- undJodsilber ergabsich ein
ähnlichesAuflösungs-vermögen wiebei
Natrium-thiosulfat
Natriumsulfit „
10 : 10020 : 100
0,440,95
0,040,08
0,010,02
25° C.
Ammoniumsulfit
10 : 100
Spüren
Ammoniumcarbonat
10 : 100
0,05
–
–
Ammoniak
3proc.
1,40
–
–
„
15 „
7,58
–
–
Magnesiumchlorid
50 : 100
0,50
–
–
Cyankalium
5 : 100
2,75
6,55
8,23
25° C.
Rhodanammonium „ „
5 : 10010 : 10015 : 100
0,080,542,88
0,212,045,30
0,020,080,13
20° C.
Rhodankalium
10 : 100
0,11
0,73
–
25° C.
Rhodancalcium
10 : 100
0,15
0,53
0,03
Rhodanbarium
10 : 100
0,20
0,35
0,02
Rhodanaluminium
10 : 100
2,02
4,50
0,02
Thiocarbamid
10 : 100
0,83
1,87
0,79
25° C.
Thiosinamin
1 : 100
0,40
0,08
0,008
„
5 : 100
1,90
0,35
0,05
„
10 : 100
3,90
0,72
0,09
Aus diesen Zahlen geht unmittelbar hervor, dass die meisten in der
photographischen Praxis verwendeten Lösungsmittel meist nicht den betreffenden
Umsetzungsgleichungen entsprechende Mengen von Silberhaloidsalzen lösen. Interessant
für den Praktiker ist in dieser Beziehung das Verhalten des Natriumthiosulfates und
des Cyankaliums, weil diese Stoffe als Fixirmittel in der Photographie verwendet
werden. Bei ersterem sollte die Umsetzung nach der Gleichung:
3Na2S2O3 + 2AgCl(Br, J)
= Ag2S2O3 . 2Na2S2O3 +
2NaCl(Br, J)
vor sich gehen, doch stimmen die gefundenen Zahlen keineswegs
mit jenen überein, welche sich aus dieser Gleichung berechnen lassen. Es setzt sich
vielmehr das Jodsilber bei mittleren Temperaturen (18 bis 24° C.) selbst bei
mehrtägigem Digeriren mit überschüssigem Natriumthiosulfat in wässeriger Lösung nur
zum Theile in das lösliche Thiosulfatdoppelsalz um und deshalb vermögen Lösungen von
Natriumthiosulfat nur ungefähr den zehnten Theil Jodsilber gegenüber Brom- und
Chlorsilber aufzulösen. Dagegen zeigte es sich, dass Chlor- und Bromsilber ungefähr
dieselbe Löslichkeit in Natriumthiosulfatlösungen besitzen.
Die angeführten Resultate stimmen auch vollkommen mit den in der photographischen
Praxis gemachten Erfahrungen, die leichtere oder schwerere Fixirbarkeit von Brom-
bezieh. Jodsilberplatten betreffend, überein.Anmerkungszeichen zu dieser Fußnote fehlt im Text.Sitzungsber. der kaiserl. Akad.
d. Wiss., Wien Bd. 103 April 1894.
Das kräftigste aller Lösungsmittel ist unzweifelhaft das Cyankalium, welches
insbesondere deswegen beachtenswerth erscheint, weil es Chlor-, Brom- und Jodsilber
rasch löst. Bemerkenswerth ist die Thatsache, dass auch bei diesem Lösungsmittel das
Auflösungsvermögen, welches sich aus der Gleichung:
2KCN + AgCl(Br, J) = KCN . AgCN + KCl(Br, J)
ergibt, nicht mit dem durch Versuche ermittelten
übereinstimmt.
Das Cyankalium verhält sich entgegengesetzt dem Natriumthiosulfat; während bei diesem
das Auflösungsvermögen der Reihe Chlor-, Brom-, Jodsilber entsprechend abnimmt,
nimmt dasselbe bei Cyankalium zu. Das Cyankalium besitzt das grösste
Auflösungsvermögen für Jodsilber, das geringste für Chlorsilber, wie die in der
Tabelle stehenden Zahlen zeigen. Es ist deshalb bekanntlich für jodsilberhaltige
Schichten das am raschesten und kräftigsten wirkende Fixirmittel, welches im
geringen Ueberschusse Jodsilber löst, während bei Verwendung von Natriumthiosulfat
in diesem Falle ein bedeutender Ueberschuss des Lösungsmittels erforderlich ist, um
eine vollkommene Fixage zu erzielen.
Ueber die Haltbarkeit des latenten oder unentwickelten
Bildes schreibt Bothamley.Eder's Jahrb. f. Phot.
f. 1894, S. 279. Seinen Versuchen und Beobachtungen
zufolge müsste eine Bromsilbergelatineemulsion, welche gehörig ausgewaschen wird, so
dass nach Möglichkeit jede Spur von löslichen Salzen daraus entfernt ist, ein
latentes Bild geben, das ebenso haltbar ist, als die Schicht selbst.
A. und L. Lumière berichten
über die photographischen Eigenschaften der
CeriumsalzeIbid. S.
201.. Die Ceriumoxydsalze sind
beständig; dagegen werden die Ceriumoxydulsalze
von Reductionsmitteln leicht reducirt.
Die genannten Herren untersuchten das Verhalten dieser Salze gegen Licht und fanden,
dass mit salpetersaurem oder schwefelsaurem Ceriumoxyd präparirtes und im Dunklen
getrocknetes Papier bei der Belichtung unter einem Positive an allen durchsichtigen
Stellen der Matrize beeinflusst wird, indem das Ceriumoxyd durch das Licht zu
Ceriumoxydul reducirt wird, wobei das gelbe Papier sich entfärbt.
Aus diesem Verhalten lässt sich ein Schluss auf die Dauer der Lichtwirkung ziehen. Um
nun ein gefärbtes Bild zu erhalten, wird das belichtete Papier mit gewissen
Reagentien behandelt, was an den Stellen, woselbst sich noch Ceriumoxydsalz
vorfindet, die Bildung von Farbstoffen zur Folge hat. A. und L. Lumière verwenden z.B. Phenol in
saurer Lösung für graue, Anilinsalze für grüne, α-Naphtylamin für blaue, Amidobenzoësäure für braune,
Parasulfanilsäure für rothe Bilder. Das Ceriumoxydpapier ist merklich
lichtempfindlicher als Eisenpapier.
V. Schumann zeigt in einer Arbeit, deren Resultate in
den Sitzungsberichten der Wiener kaiserl. Akademie der
Wissenschaften1893 Bd. 102 Abth. 2
a. veröffentlicht wurden, dass Gelatine eine sehr starke
Absorption für das brechbarste Ultraviolett ausübt, und somit reine
Bromsilberschichten zur Photographie der Lichtstrahlen jenseits 220 mm zu verwenden
seien.
Photographie in natürlichen Farben.
E. Valenta gibt in einem Buche: Die Photographie in natürlichen Farben mit besonderer Berücksichtigung des
Lippmann'schen Verfahrens, Halle a. S., Verlag von W. Knapp, einen ausführlichen Bericht sämmtlicher bis zum Jahre 1894 auf
diesem Gebiete veröffentlichten Arbeiten., Apparate u.s.w. Der Verfasser hat in
dieser Broschüre seine ziemlich umfangreichen Arbeiten, das Lippmann'sche Interferenzverfahren betreffend, niedergelegt und gibt eine
genaue Anleitung zur Herstellung von Photochromien. Er empfiehlt ausser der von ihm
zuerst beschriebenen BromsilbergelatineemulsionSiehe
dieses Referat S. 44. noch die Verwendung von
Chlorbromsilberemulsionen.
Da die nach dem Interferenzverfahren hergestellten farbigen Photographien nur im
auffallenden reflectirten Lichte bei einer gewissen Stellung ihre Farben voll
zeigen, verwendete Lumière einen Projectionsapparat mit
elektrischem Lichte, welcher es gestattet, die Bilder in voller Farbenpracht einem
grösseren Auditorium vorzuführen.
Zur Betrachtung von solchen Photochromien eignet sich auch ganz vorzüglich eine
Anordnung, wie solche von Neuhauss in Berlin zuerst
verwendet wurde. Die Bilder werden auf den mit Hilfe eines Kugelgelenkes drehbaren
Bildhalter eines gewöhnlichen, mit einfacher planconvexer Linse versehenen Kastens,
wie derselbe zum Betrachten von gewöhnlichen Photographien benutzt wird, gebracht
und mit einer Reflectorlampe, welche vor der Oeffnung des Reflectors einen
Oelpapierschirm trägt, der das Licht der Lampe diffus macht, gleichmässig
beleuchtet. Die Farben erscheinen bei dieser Anordnung sehr lebhaft und der Apparat
besitzt den Vorzug, sehr compendiös und billig zu sein, so dass derselbe jedem, der
sich mit der Herstellung solcher Bilder beschäftigt, sehr willkommen sein wird.
Vermeidung von Lichthofbildungen, Photographie bei
künstlichem Lichte.
Zur Vermeidung von Lichthöfen, wie selbige oft störend
auftreten, wenn man z.B. bei Aufnahme von Interieurs u.s.w. gezwungen ist, gegen die
erleuchteten Fenster zu photographiren, sind verschiedene Mittel empfohlen worden.
Die besten Resultate werden durch Verwendung von Bromsilbergelatineplatten erzielt;
deren lichtempfindliche Schicht aus zwei bis drei Schichten von verschiedener
Empfindlichkeit besteht. Solche Platten wurden zuerst von Thomas in London hergestellt und unter dem Namen „Sandellplatten“ in den Handel gebracht. Heute werden ähnliche
Producte auch von deutschen Firmen gemacht. Während Thomas bei seinen Sandellplatten den obengenannten Zweck dadurch erreicht,
dass er als unterste Schicht eine wenig lichtdurchlässige jodsilberreiche Emulsion
verwendet, sucht O. Magerstedt in Berlin denselben
Zweck zu erreichen, indem er seinen Trockenplatten einen Unterguss von roth gefärbter Gelatine gibt und auf diese Schicht eine
gewöhnliche Bromsilbergelatineschicht anbringt. Die einfallenden Lichtstrahlen
werden von der rothen Gelatineschicht absorbirt und können nicht zur Glaswand
gelangen, daher auch nicht reflectirt werden, und es ist damit die Ursache der
Lichthofbildung beseitigt. – Zum Roth färben der Gelatineschicht verwendet O. Magerstedt Farbstoffe, welche vom alkalischen
Entwickler zerstört werden, z.B. Säurefuchsin, daher
diese Platten nach beendigter Entwicklung und Fixage normal gefärbte Negative
liefern.D. R. P. 57 M.
9208.
Burton schlug vor, als unterste Schicht eine solche von
Silberchromat zu verwenden. Die Durchführbarkeit dieser Idee wird von Bolton bestritten, indem derselbe anführt, dass sich
Silberchromat wohl gut ausfixiren lasse, jedoch zu leicht reducirbar sei, weshalb es
zu Schleierbildung Veranlassung geben könnte.Brit. Journ. of Photogr., 6. Januar
1893.
Nach Abney soll Magnesium, im Sauerstoff verbrannt,
12mal so kräftig wirken als an der Luft; diese Eigenschaft des Magnesiumpulvers
findet Verwendung zu submarinen Aufnahmen. Louis Boutan
verwendete zu letztgenanntem Zwecke einen Beleuchtungsapparat, welcher aus einer mit
Sauerstoff gefüllten Tonne, auf der sich eine Glasglocke befindet, bestand. Unter
der letzteren brachte Boutan einen brennenden, mit
Alkohol getränkten Docht an und blies im Augenblicke, wenn eine Aufnahme gemacht
werden sollte, mittels eines Gummiballons Magnesiumpulver in diese Flamme. Boutan gelang es auf diese Weise, die submarinen
Landschaften der Bay du Troc zu photographiren.Phot. News, 1892 S. 105.
Humphrey Davis construirte eine „Knallgas-Magnesiumlampe“, bei welcher
Magnesiumpulver in eine Dry-Hydrogenflamme mitgerissen wird und mit intensivem
Lichte verbrennt.Eder's Jahrb. f. Phot. f. 1894, S.
82.
Eder und Valenta versuchten
Aluminiumblitzlicht in der von Glasenapp angegebenen
Form (1 Th. Aluminiumpulver und 3 Th. Kaliumhypermanganat) und fanden, dass es zwar
etwas langsamer abbrennt als Magnesiumblitzpulver, aber bezüglich der Lichtwirkung
keinerlei Unterschied vorhanden sei, wenn man die Resultate auf gleiche Mengen Metall bezieht.Phot.
Corresp.
Das Aluminiumpulver eignet sich nicht gut zur directen Verwendung als
„Pustelicht“, da es sich ballt. Das Ballen wird durch einen geringen
Fettgehalt verursacht. Bolas will diesem Uebelstande
dadurch abhelfen, dass er das Aluminiumpulver in einer Eprouvette bei Luftabschluss
bis zur Temperatur des schmelzenden Zink erhitzt, wodurch es völlig trocken und vom
Fette befreit wird, daher auch nicht mehr zusammenballt. Für eine Portraitaufnahme
soll 1/10 g
Aluminiumpulver genügen.Photogr. Works, 1893.
Emulsionsbereitung.
D. EnglandIbid.
1893 S. 201. gibt zwei Vorschriften zur Bereitung von Bromsilbergelatineemulsion und zwar für Siedeemulsion:
A)
Bromkalium
90
Grains
Jodkalium
3
„
Nelsongelatine Nr. 1
20
„
Salzsäure
2
Tropfen
B)
Silbernitrat
120
Grains
Wasser
2,5
Unzen
Man mischt A und B bei 110 bis 120° F. und siedet die Emulsion, bis die rothe Farbe
(in der Durchsicht) eines Tropfens in Blau oder Grün übergegangen ist, dann fügt man
150 Grains gequollene Gelatine zu und lässt erkalten.
Zur Herstellung von ammoniakalischer Emulsion benutzt
England eine Vorschrift Henderson's:
A)
Nelsongelatine Nr. 1
20
Grains
Bromammonium
180
„
Jodammonium
3
„
Wasser
4
Unzen
B)
Silbernitrat
240
Grains
Wasser
4
Unzen
nebst genügend Ammoniak, um Silberoxydammoniak zu bilden. Man
mischt bei 110 bis 130° F. Unmittelbar hierauf setzt man 180 Grains harte Gelatine
zu und digerirt bei 130° F. im Wasserbade. Man giesst zum Erstarren aus und lässt
freiwillig erkalten.
Kornlose Bromsilbergelatineemulsionen, welche Bromsilber
im unreifen Zustande äusserst fein vertheilt enthalten, empfahl bereits GaedickePhotogr. Wochenbl., 1890 S. 413. für
Diapositive, Mikrophotographien u.s.w.
Solche Emulsionen gelangten durch das Lippmann'sche
Verfahren zur Herstellung von Photographien in natürlichen Farben zu nie geahnter
Bedeutung.
E. ValentaDie Photographie in natürlichen Farben von E. Valenta, Halle a. S., 1894. Verlag von W. Knapp. gibt zu letzterem Zwecke
Vorschriften zur Herstellung solcher Emulsionen und zwar
1) BromsilbergelatineemulsionenSiehe unser
Referat D. p. J. 1894 291.,
2) Chlorsilber- und Chlorbromsilberemulsionen:
A)
Wasser
200
g
Gelatine
10
g
B)
Wasser
15
cc
Silbernitrat
1,5
g
C)
Wasser
15
cc
Bromkalium
0,35
g
Chlornatrium
0,35
g
A wird in zwei gleiche Theile getheilt, der eine derselben in B, der andere in C bei
35 bis 40° C. gegossen, gut gemischt und B langsam unter Schütteln zu C gegeben.
A)
Wasser
300
cc
Gelatine
10
g
Silbernitrat
6
g
B)
Wasser
300
g
Gelatine
20
g
Bromkalium
2,4
g
Chlornatrium
1,5
g
Mischungstemperatur 35° C.
Zur Herstellung einer guten Emulsion für
Collodionauscopirpapiere empfiehlt der Photograph (Nr. 78)Eder's Jahrb. f. Phot. f. 1894, S.
422.:
A)
Collodionwolle
2
g
Aether
40
cc
Alkohol
40
cc
Ricinusöl
0,4
g
B)
Silbernitrat
2
g
Destillirtes Wasser
2
cc
Alkohol
5
cc
C)
Citronensäure
0,5
g
Alkohol
7
cc
D)
Chlorlithium
0,25
g
Chlorstrontium
0,25
g
Alkohol
7
cc
Man mischt D mit C, setzt A hinzu und giesst B langsam in das Gemisch, welches auf je
100 cc einen Zusatz von 2 cc Glycerin erhält.
Entwicklung des photographischen Bildes, Fixiren, Verstärken
und Abschwächen.
Dr. Andresen empfiehlt für Diamidophenol (Amidol)
folgende Entwicklervorschrift:
A)
Wasser
1000
Th.
B)
Wasser
500
Th.
Kaliummetabisulfit
50
„
Natriumbisulfit
100
„
Amidol
10
„
Man übergiesst die Platte mit der Lösung A und fügt nun langsam von Lösung B zu, bis
der Entwickler die gewünschte Wirkung zeigt. Die Lösung A zeichnet sich durch grosse
Haltbarkeit aus.Phot. Mitth., Bd. 30 S. 127.
Amidol wirkt als vorzüglicher Rapidentwickler, lässt sich aber durch Bromkaliumzusatz
nicht gut reguliren; BurtonPhot. Rundschau,
1893 S. 366. empfiehlt deshalb, als Verzögerer Bromkalium und
Citronensäure zuzusetzen und den nachfolgenden Entwickler, falls er zu schnell
wirken sollte, mit Wasser zu verdünnen:
Wasser
1000
Th.
Natriumsulfit
50
„
Bromkalium
2
„
Citronensäure
1
„
Amidol (kurz vor dem Ge- brauche zuzusetzen)
5
„
Von der Chemischen Fabrik auf Actien vorm. Scheering in
Berlin wurde versuchsweise eine neue Entwicklersubstanz, „Reducin“ genannt, in den Handel gebracht.
Nach Dr. Andresen soll das Reducin mit Triamidophenol
bezieh. einem Salze dieser Verbindung identisch sein.Moll's phot.
Notizen, 1893 S. 87.
Das Triamidophenol wirkt ebenso wie Diamidophenol als
Rapidentwickler ohne Alkalizusatz mit Natriumsulfit in wässeriger Lösung. Mit dem
reinen Triamidophenol, sowie mit Diamidokresol stellten Eder und Valenta eine Reihe von Versuchen an,
wobei sie die salzsauren Verbindungen dieser Körper verwendeten. (Dargestellt von
Dr. Andresen in Berlin.)
Das salzsaure Triamidophenol (o-o-Diamido-p-Amidophenol)
gibt mit Natriumsulfit ohne Alkalizusatz in wässeriger Lösung einen äusserst rapid
wirkenden Entwickler für Bromsilbergelatineplatten; leider ist derselbe weniger haltbar als Amidol
und deshalb praktisch auch hinter jenem Körper bezüglich seiner Verwendbarkeit
zurückstehend.
Das salzsaure Diamidokresol (o-p-Diamido-o-Kresol) wirkt
mit Natriumsulfit ebenfalls als Rapidentwickler, doch besitzt dieser Entwickler vor
dem Amidolentwickler keine Vorzüge.
Als sehr gute Verstärkung für Gelatinenegative empfiehlt
das Brit. Journ. of Phot., September 1893 S. 372, statt
des gewöhnlich zum Schwärzen der mit Quecksilberverstärker behandelten Negative
benutzten Natriumsulfites eine Lösung, bestehend aus Natriumsulfit (30), Wasser
(300) und Metol (1) zu verwenden, wodurch grössere Dichte und gute Deckung erzielt
wird.
Nach SachseAmer. Journ. of Phot., 1893 S. 485.
kann eine Lösung von Amidol und Natriumsulfit in Wasser
ebenfalls mit sehr gutem Erfolge zum Schwärzen von mit Quecksilber verstärkten
Negativen benutzt werden.
Dr. JenreyAnthony's phot. Bull., 1893.
empfiehlt eine Brom-Jodkupferlösung; – Kupfervitriol
(13 Th.), Wasser (180 Th.), dann Jodkalium (1 Th.), Wasser (60 Th.), Bromkalium (2,5
Th.) mischen, filtriren – als Verstärker. Das fragliche Negativ wird in dieser
Lösung ausbleichen gelassen und hierauf mit alkalischem Hydrochinonentwickler
reducirt und geschwärzt.
LeaperSt. Louis Photogr., 1893. empfiehlt
als Abschwächer für Gelatinenegative Bromwasser (8
cc), Cyankalium (15 g) in Wasser (300 cc) gelöst.
Ueber die Wirkung des Thiocarbamides
(Sulfoharnstoff)Siehe dieses
Referat. als Mittel zur Beseitigung von Gelbschleier berichtet
J. M. Eder.Phot. Corresp., 1894. Dem Fixirbade
zugesetzt, verhindert dieser Körper das Entstehen von Grünschleier ziemlich sicher;
das Bad muss jedoch sauer sein. Folgendes Recept bewährte sich bei den
Versuchen:
Wasser
1000
cc
Fixirnatron
200
g
Thiocarbamid
15 bis 20
g
Saure Sulfitlauge 30° Bé.
30
cc
Auch nach der Fixage mittels sauren Fixirbades in wässeriger Lösung angewendet, wirkt
das Thiocarbamid bei Grünschleier günstig.
(Schluss folgt.)