Titel: | Ueber die Fortschritte der Photographie und der photographischen Reproductionsverfahren. |
Autor: | J. M. Eder, E. Valenta |
Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, S. 65 |
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Ueber die Fortschritte der Photographie und der
photographischen Reproductionsverfahren.
Von J. M. Eder und E. Valenta.
(Schluss des Berichtes S. 43 d. Bd.)
Ueber die Fortschritte der Photographie und der photographischen
Reproductionsverfahren.
Photographische Papiere.
Der Verbrauch an sogen. „Celloidinpapier“
(Chlorsilbercollodionpapier) gegenüber den Albumin- und Aristopapieren hat in
Amateurkreisen in den letzten Jahren sehr stark zugenommen. Das Celloidinpapier
besitzt für Amateure in die Augen springende Vortheile, es copirt sehr rasch, gibt
mit dünnen Matrizen brillante Abdrücke, die Bilder sind bequem aufzukleben – aber
sie lassen sich schlecht retouchiren und die Collodionschicht ist empfindlicher als
die Eiweisschicht; deshalb finden diese Papiere in den Kreisen der Fachphotographen
noch immer nicht jene Verwendung, welche man ihnen prophezeite, wenngleich auch hier
dem Albuminpapier durch dasselbe ein bedeutender Concurrent entstanden ist.
Man hat den Celloidinpapieren den Vorwurf gemacht, dass dieselben nicht haltbar seien
und sich nach längerer oder kürzerer Zeit der Aufbewahrung bräunen. Diesem
Uebelstande, welcher von einer Zersetzung des Silbernitrates (bezieh. Citrates oder
Tartrates) herrührt, steuert man in neuerer Zeit durch Verwendung geeigneten
Rohpapieres. Das zur Herstellung von Collodionpapier gebräuchliche Rohpapier ist
sogen. Barytpapier, d.h. ein Rohpapier, welches mit einem Ueberzuge von Gelatine und
Schwerspath versehen ist.
Dr. Liesegang bringt seit 1893 ein Barytpapier in den
HandelLiesegang's photogr. Nachr., August 1893 S.
6. dessen Gelatinebarytschicht Weinsäure und Citronensäure
enthält. Dieses Papier hat vor gewöhnlichem Barytpapier den Vortheil, dass die damit
hergestellten photographischen Collodionpapiere sich monatelang aufbewahren lassen,
ohne sich zu bräunen.
A. Lainer macht gleichfalls auf die Thatsache
aufmerksam, dass es gut sei, geeignete Zusätze zur Barytgelatine zu machen, wenn man
haltbare Celloidinpapiere herstellen will.
Vorschriften zur Herstellung von Emulsionen für Celloidinpapier siehe dieses Referat
S. 46.
Die Celloidinpapiere des Handels besitzen häufig den Uebelstand, dass sie sich in den
Bädern rollen; um diesen Uebelstand zu vermeiden, empfiehlt Dr. KrügenerD. R. P. Kl.
57 Nr. 18997. die Rückseite des Rohpapieres mit Lösungen von
wasserunlöslichen Stoffen, wie Nitrocellulose, Traganth, Schellack, Sandarac u.s.w.,
zu überziehen.
Von Herzheim in Düren wird ein Chlorsilbergelatinepapier
in den Handel gebracht, welches, in analoger Weise wie dies E. Valenta für Auscopirpapiere zuerst beschriebenSiehe unsere früheren Referate., nur
schwach ancopirt und hierauf entwickelt wird. Als Entwickler empfiehlt P. Hanneke in Berlin folgende Lösung:
Wasser
1000
Th.
Krystallisirtes Natriumsulfit
50
„
Citronensäure
8
„
Salzsaures Paramidophenol
7
„
Auscopirpapiere für Entwickelung bringen in neuerer Zeit Dehors und Delandres in Paris in den Handel.
Vorschriften zum Entwickeln von Copien auf Celloidin- und Aristopapier geben AillandRevue de Photogr. Genève, 1893 S.
39., WarnerkeAmateur. Photogr., S. 163.,
Henry SmithJourn. Photogr., 1893 S. 687.
u.a.
Die in neuester Zeit vielfach in den Handel gelangenden Celloidinmattpapiere erfreuen
sich einer ziemlichen Beliebtheit bei Amateuren, da die mittels dieser Papiere
erhaltenen Bilder einen eigenthümlichen matten Glanz besitzen, welcher dieselben
unter Umständen Tusch- oder Sepiazeichnungen ähnlich erscheinen lässt.
Die matte Oberfläche dieser Papiere wird durch Herabsetzen des Collodiongehaltes der
Emulsion, Wahl entsprechender Rohpapiere u.s.w. erhalten.
Zur Herstellung von glanzfreien Bildern auf Zeichenpapier wird folgende Präparation
des Papieres empfohlenBrit. Journ. of Phot., October
1893.:
6 g Schellack werden in einer Lösung von 12 g Borax in 30 cc Wasser gekocht; die
Flüssigkeit wird klären gelassen und nach dem Filtriren mit 0,6 g Salmiak versetzt.
Diese erhaltene Lösung wird mittels Pinsel auf das Papier gestrichen und nach dem
Trocknen durch Schwimmenlassen auf 8- bis 12procentiger Silbernitratlösung
sensibilisirt. Im Uebrigen ist die Behandlung jene des gewöhnlichen
Salzpapieres.
Tonen und Fixiren photographischer Copien.Siehe unser Referat in D. p. J.
1894.
Die verschiedenen Sorten von Celloidin- und Aristopapieren des Handels verhalten sich
häufig beim Tonen verschieden; es wird deshalb, wenn es sich um eine bestimmte Farbe
handelt, gut sein, sich der den Gebrauchsanweisungen für die betreffende Papiersorte
beigegebenen Vorschriften zu bedienen. Trotzdem sind einige Tonungsmethoden von
ziemlich allgemeiner Verwendbarkeit.
Ein derartiges, dabei sehr einfaches Tonfixirbad, welches bei richtiger
Benutzung gute haltbare Copien, welche selbst nach langer Zeit nicht vergilben,
liefert, beschreibt E. ValentaPhotogr. Corresp.,
1894.:
A)
Wasser
1000
Th.
Bleinitrat
10
„
Fixirnatron
200
„
Diese Lösung wird filtrirt und vor dem Gebrauche werden je 100 cc derselben mit 5 Th.
Chlorgoldlösung (1 : 100) versetzt.
Das Bad tont sofort und soll, um die Möglichkeit einer Schwefeltonung und damit das
Nachgilben der Bilder auszuschliessen, jedesmal kurz vor dem Gebrauche aus der
haltbaren Yorrathslösung, welche sehr billig herzustellen ist, frisch bereitet und
nicht zu stark ausgenutzt werden.
GaedickeEder's Jahrb. f. Phot. f. 1894, S.
7. empfiehlt den Zusatz von Borsäure zum Tonfixirbade. (Diese bewirkt
zwar eine raschere Tonung, zersetzt aber, wenn auch sehr langsam, das Fixirnatron
unter Schwefelabscheidung. Anm. d. Ref.)
Bühler in Mannheim empfiehlt für sein Celloidinpapier
folgendes Goldtonbad:
Lösung I.
Destillirtes Wasser
5000
Th.
Geschmolzenes Natriumacetat
200
„
Lösung II.
Wasser
1000
„
Rhodanammonium
20
„
Zwei Stunden vor dem Gebrauche werden 500 Th. von Lösung I mit 100 Th. von Lösung II
gemischt und 30 Th. Chlorgoldlösung (1 : 100) zugegossen.
Bromsilbercopien lassen sich leicht in Rötelton
erhalten, wenn man die fixirten Copien mit einer 15procentigen Kupferchloridlösung
behandelt (Umwandelung des Bildes in AgCl + Cu2Cl2), gut wäscht und dann einen Augenblick in gelbe
Blutlaugensalzlösung taucht, abermals wäscht und mit 2 Proc. Kupferchloridlösung
behandelt.Phot. Rundsch., 1894 S. 27.
NamiasBrit. Journ. of Photogr., 1893 S.
104. empfiehlt, dem Uran-Blutlaugensalztonbad Rhodanammonium
zuzusetzen, wodurch der Tonungsprocess rascher und vollständiger vor sich geht. Namias mischt Lösungen von Ferridcyankalium in Wasser
(1 : 400) und Urannitrat (10 Th.), Rhodanammonium (50 Tb.), Eisessig (10 Th.) in
Wasser (1000 Th.) zu gleichen Theilen.
Pigmentdruck.
Unter dem Namen „Charbon velours Process“ wurde
von V. ArtiqueAnleitung zur Ausführung des neuesten
Kohleverfahrens – ohne Uebertragung von Victor Artique, Karlsruhe 1894. ein Kohledruckverfahren
veröffentlicht. Das neue Pigmentpapier, welches bei der eigenartigen Behandlung,
welche der Erfinder für dasselbe vorschreibt, sehr schöne sammetschwarze Bilder
liefert, die den Eindruck von Kupferdrucken machen, besitzt eine schwach rauhe,
tiefschwarze Oberfläche und dürfte dessen Schicht aus Gummi, Leim und feinst
vertheiltem Russ bestehen. Das Arbeiten mit diesem Papiere lässt sich eintheilen
in:
1) Sensibilisiren des Papieres,
2) Copiren unter Zuhilfenahme eines Photometers,
3) Entwickeln des unsichtbaren Bildes.
Das Sensibilisiren geschieht in der Weise, dass man das Papier auf der Rückseite mit
einer Lösung von 5procentiger kalter Kaliumbichromatlösung bestreicht und dieses
Bestreichen 10 Minuten lang fortsetzt. Darauf wird der Ueberschuss der Lösung
mittels eines trockenen Pinsels entfernt und das Papier in einem dunklen Raume, an
Bindfaden aufgehangen, getrocknet.
Nach dem Trocknen ist es lichtempfindlich geworden und soll nun möglichst rasch
verarbeitet werden.
Das Copiren erfolgt im gewöhnlichen Copirrahmen; da aber das Bild nicht sichtbar ist,
muss natürlich ein Photometer benutzt werden, und eignet sich hierzu jedes
Photometer, z.B. das Vogel'sche oder Sawyer'sche Scalenphotometer, welches einen Streifen
Celloidinpapier, für das die Copirzeit des betreffenden Negatives ermittelt wurde,
enthält. Man legt das Photometer gleichzeitig mit dem Pigmentpapier aus und copirt
bis zum ermittelten Grade der Scala. Die Entwickelung des Bildes geschieht nicht wie
bei den gewöhnlichen Pigmentpapieren mit warmem Wasser, sondern wird in der Art
durchgeführt, dass man das Papier mit reinem, kaltem Wasser durch Durchziehen
befeuchtet und mit Klammernschicht nach oben auf einer Glasplatte befestigt. Man
giesst nun eine Mischung von feinstem Sägemehl und Wasser von 27° C. so lange über
das steil zu haltende Papier, bis das Bild in allen seinen Details zu sehen ist.
Dann wird die Copie in kaltes Wasser gelegt, bis die gelbe Farbe des Papiers
verschwunden ist, und das Papier freiwillig trocknen gelassen eventuell vorher in
einer 5procentigen Alaunlösung die Schicht gehärtet. Das Verfahren hat den Vorzug
vor anderen Druckverfahren, dass man durch entsprechende Leitung des
Entwickelungsprocesses härtere und weichere Bilder erzielen kann und dass diese
Bilder sehr haltbar sind.
Aufarbeitung von photographischen Abfallösungen.
Ueber die Verwendbarkeit des Zinkstaubes zur Gewinnung von Edelmetallen aus
photographischen Abfalllösungen berichtet Dr. A.
StiebelPhotogr. Corresp., 1894.:
Von den zur Ausfällung von Gold, Silber und Platin aus photographischen Abfallösungen
benutzten Mitteln hat sich bis jetzt eigentlich nur die Schwefelleber zur Ausfällung
von Silber, der Eisenvitriol zur Ausfällung von Gold in den photographischen
Laboratorien einen Platz verschaffen können. Zink und Eisen in Form von Spänen oder
Blech sind nur weniger in Anwendung gekommen und zwar hauptsächlich da, wo es sich
um die Wiedergewinnung von Platin gehandelt hat.
Die Wiedergewinnung der Edelmetalle mittels der erwähnten Stoffe ist umständlich und
zeitraubend. Stiebel empfiehlt deshalb dann, wenn es
sich um die Fällung von solchen Metallen aus photographischen Abfallösungen
(gebrauchte Tonbäder, Tonfixirbäder, Fixirbäder u.s.w.) handelt, Zinkstaub zu
verwenden.
Die Reducirfähigkeit des Zinkstaubes ist demgemäss eine sehr grosse, so wird z.B.
Chlorsilber, welches durch Zinkblech oder -späne nur bei Gegenwart von verdünnter
Säure einigermaassen rasch und vollständig reducirt wird, beim Mischen mit der
berechneten Menge Zinkstaub und reinem Wasser augenblicklich mit grosser Heftigkeit
– starker Wärmeentwickelung – zersetzt, so dass die Gegenwart von vielem Wasser
erforderlich ist, um die Reactionswärme zu massigen.
Man arbeitet am besten mit neutralen, alkalischen Lösungen oder auch schwach saueren
Lösungen; grösseren Säureüberschuss nimmt man aber besser durch Zusatz von Alkali weg, da man
sonst die zum Abstumpfen der Säure nöthige Menge Zinkstaub fast in der ganzen Menge
mehr zusetzen müsste, als wenn die Lösung neutral oder alkalisch ist.
Versuche ergaben, dass bei richtiger Anwendung des Zinkstaubes 98 Proc. des in
solchen Lösungen enthaltenen Edelmetalles gefällt werden.
1) Erhält man Silber, Gold und Platin in einer Operation;
2) umgeht man das Ansäuern einer Schwefelleberlösung, welches ebenso lästig für die
Geruchsorgane als es schädlich ist für in demselben Raume vorhandene Präparate;
3) besitzt die Methode gegenüber dem Ausfällen mit Zinkblech den Vortheil der
grösseren Raschheit, sowie den Vorzug, dass die gewonnene, manchmal sehr kleine
Menge Edelmetall sich in einer grösseren Menge pulverförmigen Materials gleich
massig vertheilt, wodurch beim Abfiltriren einem mechanischen Verlust eher
vorgebeugt werden kann.
Bedingung zur Erzielung eines guten Resultates ist Anwendung der richtigen Menge,
etwa fünfmal so viel als man Edelmetall vermuthet, höchstens schwach saure Lösung
und gleichmässige Vertheilung des Zinkstaubes in der Lösung.
Da der Zinkstaub öfter nicht unbedeutende Mengen Arsen enthält, empfiehlt es sich,
die Fällung an einem zugigen Orte unter Beobachtung der nöthigen
Vorsichtsmaassregeln vorzunehmen.
Auch A. Lainer empfiehlt die Verwendung von Zinkstaub
zum obigen Zwecke.Photogr. Corresp., 1894.
Korn- und Lineaturverfahren.
Ein autotypisches Verfahren ohne die Anwendung eines Netzes wurde von Miethe und Hesekiel zum
Patent angemeldet. Dasselbe besteht darin, dass auf sogen. Platinpyramidenkornpapier
(ein Platinpapier, dessen Oberfläche mit einem pyramidenförmigen Korne versehen ist)
ein positives Bild erzeugt wird und von diesem Positiv bei schräger Beleuchtung ein
Negativ hergestellt wird. Dieses Negativ kann in Folge der Körnung des erwähnten
Papieres analog einem Rasternegative zur Herstellung einer Hochdruckplatte benutzt
werden. (Atelier des Photographen, 1894.)
Die directe Herstellung von sogen. Rastern (Lineaturnetzen zur Zerlegung der Halbtone
in Striche und Punkte für die Zwecke der Autotypie) wird von einigen amerikanischen
und deutschen Firmen mit vorzüglichem Erfolge betrieben. So erzeugt die
amerikanische Firma Max Lewy in Philadelphia derartige
Rasterplatten (von den Amerikanern Screens genannt), welche allgemeine Anerkennung
fanden. Diese Raster bestehen aus zwei Linienplatten, deren parallele Linien sich
unter einem Winkel von 90° kreuzen, und welche mittels Canadabalsam verkittet sind.
Die Linien werden mittels einer eigens hierzu construirten Maschine mit starken,
feinst geschliffenen Diamanten in Spiegelglas gezogen, dann geätzt und die
vertieften Linien mit dauerhafter brauner Farbe ausgegossen.
Auch die Firmen Gaillard in Berlin und Hebensperger in München erzeugen heute derartige direct
auf Glas gezogene Lineaturen, welche sich immer mehr Eingang in die Praxis
verschaffen.
Ueber das in Amerika heute fast allgemein angewendete Kupferemailverfahren, eine neue
Methode der Autotypie, berichtet E. Valenta:Eder's Jahrb. f. Phot
f. 1894, S. 465.
Die amerikanischen Autotypien zeigen häufig eine Zartheit in den Halbtönen und eine
Klarheit der Lichter, wie man dieselbe sonst nur bei Lichtdrucken zu sehen gewohnt
ist. Die Herstellung dieser Autotypien geschieht mit Hilfe eines eigenartigen
Verfahrens, welches in Amerika schon seit längerer Zeit im Gebrauche steht und sich
auch in neuester Zeit bei uns einzubürgern beginnt. Die Amerikaner verwenden zur
Herstellung dieser Autotypien Kupferplatten, welche mit einer sehr zarten,
lichtempfindlichen Schicht von relativ grosser Empfindlichkeit überzogen sind, und
brennen die Bilder nach dem Entwickeln und Trocknen mittels eines gewöhnlichen Bunsen'schen Gasbrenners ein.
Das so entstandene, tief braun gefärbte „Emailbild“ besteht aus einer sehr
dünnen, festen, den Säuren und Eisenchloridlösungen, wie selbige bei den
verschiedenen Aetzprocessen Verwendung finden, widerstehenden Schicht, und es wird
die Aetzung in einem einzigen Bade durchgeführt.
Zur Herstellung der erwähnten lichtempfindlichen Schicht verwenden die meisten
Autoren, von denen bisher Publicationen über das Verfahren vorliegen, sogen.
Fischleim, d. i. flüssigen Leim, welcher im Handel auch unter dem Namen Syntheticon,
fish glue u.s.w. erhältlich ist. Dieses Product bildet eine trübe, bräunlich bis
gelblich gefärbte dicke Flüssigkeit, welche sehr unangenehm nach Trimethylamin
riecht und sich durch hohes Klebevermögen auszeichnet. Der im Handel vorfindliche
Fischleim enthält ziemliche Mengen von freier Säure, unter denen Essigsäure in
erster Linie zu erwähnen ist.
Er lässt sich auch, wenn man ihn stark mit Wasser verdünnt, nur schlecht durch
Filtriren von den trübenden Theilen befreien, und dies ist der Grund, weshalb von
verschiedenen Autoren, unter anderen z.B. von Dr. Aarland, und vor ihm von Seite des englischen Journales The Photogramm eine Reinigung mittels Albumin
vorgeschlagen wurde.Liesegang's photographisches Archiv, 1864 S.
289. Nach den Mittheilungen der erwähnten Fachzeitschrift wird
diese Reinigung in der Weise durchgeführt, dass man gleiche Theile Fischleim, Wasser
und frisches Eiweiss (von Hühnereiern) vermischt und die Mischung zum Kochen
erhitzt.
Bei den Versuchen, welche Valenta im photochemischen
Laboratorium der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie durchführte, ergab
sich, dass eine Reinigung, wenn man sich strenge nach dieser Vorschrift halten
wollte, unmöglich wäre, indem bei Verwendung der angegebenen Mengen Albumin eine
breiige weisse Masse resultirt, welche nur mit Mühe kaum den zehnten Theil der in
ihr enthaltenen Flüssigkeit abgibt. Diesen Versuchen zufolge wären anstatt 240
höchstens 50 Th. Eiweiss auf 480 cc Leim und Wasser zu verwenden.
Der gereinigte Fischleim wird mit Ammoniumbichromat mit oder ohne Albuminzusatz zur
Herstellung der lichtempfindlichen Masse verwendet. Diese selbst wird bei längerem
Stehen bis zu einem gewissen Grade lichtempfindlicher und es übertrifft die
Lichtempfindlichkeit der genannten Mischungen jene von Chromalbumin weitaus; dieselbe
ist also eine verhältnissmässig grosse und es genügen 1 bis ½ Minuten Belichtung in
der Sonne, um gute Bilder zu bekommen.
Die verschiedenen Präparationen, welche bisher in Vorschlag gebracht wurden, sind in
der folgenden Tabelle zusammengestellt:
Nr.
Verfahren nach
AmerikanischerFischleim
KöhnerLeim
WeisserLeim
Gummi
Ammonium-bichromat
Chrom-säure
Ammoniak
Wasser
TrockenesEiweiss
Eiweiss
ausfrischenHühner-eiern
g
g
g
g
g
g
g
g
g
1
The Photogramm, Januar
1894
60 g
–
–
–
8
–
–
180
–
60
2
Dasselbe Journal, Februar 1894
120 g gereinigterFischleim **
–
–
–
8
–
–
60
–
60
3
Sachers in Toronto,
Amerika *
50 g
–
–
–
2
1
2
150
–
–
4
G. Aarland
120 g gereinigterFischleim **
–
–
–
8
–
–
120
–
–
5
R. Sachers
30 g
–
–
–
2
–
4
30
–
15
6
Beilage zur photographischenChronik 1894
–
–
–
50
8
–
5 cc
200
–
60
7
Calmens
60 g
–
–
–
4
–
–
120
–
–
* Eder's Jahrb. f. 1894.
** Entspricht 60 g käuflichem Fischleim.
Fast sämmtliche Vorschriften schreiben Fischleim vor.
Die Verwendung von Fischleim bietet aber, ganz abgesehen von dem üblen Gerüche des
rohen Fischleimes, mehrere Nachtheile, deren bedeutendster in dem Umstände zu suchen
sein dürfte, dass der im Handel vorkommende Fischleim bezüglich Darstellung,
Wassergehalt u.s.w. kein constantes Product ist, sondern ein sehr differirendes.
Abgesehen von dem verschiedenen Gehalte der einzelnen Fischleimsorten an trockenem
Leim, ist auch der Gehalt und die Art der zur Flüssigmachung des Leimes benutzten
Säuren bei den verschiedenen Sorten von flüssigem Leim sehr verschieden. Dass dies
bei einem Körper, der die Grundlage eines Verfahrens bildet, nicht wünschenswerth
erscheint, liegt auf der Hand.
Valenta ersetzte deshalb den Fischleim durch
gewöhnlichen Kölner Leim und substituirte dem theuren frischen Hühnereiweiss das
billigere trockene Handelspräparat; er gibt folgende Vorschrift:
100 g Kölner Leim werden in 600 cc Wasser quellen gelassen und hierauf auf dem
Wasserbade geschmolzen. Die resultirende Flüssigkeit kann leicht durch Zusatz von 2
bis 4 g trockenem Eieralbumin (in der nöthigen Menge Wassers gelöst) geklärt werden,
indem man auf dem Wasserbade das Gemisch etwa 15 Minuten fast auf 100° C. erhitzt.
Das Albumin coagulirt dabei und lässt sich leicht abfiltriren.
60 cc von dieser Lösung werden mit einer Lösung von 3,5 g trockenem Eiweiss in 30 cc
Wasser vermischt und hierauf bei Ausschluss des Tageslichtes 30 cc einer
10procentigen Ammoniumbichromatlösung zugefügt. Die auf diese Weise hergestellte
Lösung ist sehr lichtempfindlich und braucht nicht, wie dies viele Fischleimrecepte
vorschreiben, 8 bis 12 Stunden zu stehen, sondern kann sofort filtrirt und verwendet
werden.
Die Flüssigkeit ist dunkel gefärbt und ziemlich leicht flüssig, so dass ein Zusatz
von Ammoniak, wie von anderer Seite empfohlen wurdeSiehe Tabelle., nicht nöthig
erscheint. Die Kupferplatten werden sorgfältig überpolirt und hierauf mit
Alkohol; Wasser und mit der obigen Lösung abgerieben; danach wird die Lösung
aufgegossen und mit Hilfe einer Centrifuge der Ueberschuss von Flüssigkeit entfernt.
Es hinterbleibt eine sehr dünne Schicht, welche mit Hilfe von geeigneten
Vorrichtungen vorsichtig unter geringem Erwärmen (30 bis 40° C.) getrocknet
wird.
Bei allen diesen Manipulationen ist Staub sorgfältig zu vermeiden, indem anderenfalls
Punkte in der Schicht entstehen, welche zur Bildung von Flecken Veranlassung
geben.
Die getrocknete Platte wird unter einem Rasternegativ (dasselbe soll eher flau als
contrastreich sein und es eignen sich zur Herstellung solcher Negative die feinen
amerikanischen Originalraster besser als Raster, welche auf photographischem Wege
hergestellt wurden) belichtet.
Die Copirzeit beträgt bei Sonnenlicht 1 bis 2 Minuten. Die Platte wird sodann in
einer Schale in fliessendes Wasser gelegt und ist die Entwickelung in 2 bis 3
Minuten vollendet.
Das Bild wird unter der Brause gut abgespült und hierauf über einem Gasofen
vorsichtig getrocknet. Ein Behandeln mit Methyl violett, wie dies häufig
vorgeschrieben wird, ist durchaus nicht nöthig, indem selbst die feinsten Details im
Bilde sich nach dem Trocknen leicht erkennen lassen. Bei unterexponirten Bildern
zeigt sich ein stellenweises Auslassen der Lineatur, bei überexponirten Bildern ist
der Grund gedeckt und es zeigen solche Bilder nach dem Einbrennen eine gleichmässig
bräunliche Farbe und nehmen dieselben keine Aetzung an. Das Einbrennen geschieht am
besten mittels eines kleinen Gasofens, dessen Flammen die Platte gleichmässig
erwärmen. Die Temperatur steigt hierbei bis fast 400° C. und das Bild nimmt eine
chocoladebraune Farbe an.
Man lackirt die Rückseite der eingebrannten Kupferplatte und ätzt sodann in einem
Eisenchloridbade von 30° B. Die Aetzung dauert in der Regel nicht länger als 10 bis
12 Minuten und ist das Resultat bei gehöriger Beobachtung der nöthigen
Vorsichtsmaassregeln ein vorzügliches.
Man erhält Bilder von jenen angenehmen Abstufungen zwischen Licht und Schatten und
präciser Wiedergabe aller feinen Details, wie wir sie sonst eben nur bei guten
Lichtdrucken gewohnt sind, und dabei ist das Verfahren so einfach und leicht
durchführbar, dass es Aussicht hat, sich auch bei uns in Bälde Bahn zu brechen und
in gewissen Fällen dem heute hier gebräuchlichen Verfahren der Autotypie in Zink
Concurrenz zu bieten.
Lichtdruck, Photolithographie und
Umdruckverfahren.
Zur Herstellung der lichtempfindlichen Schicht für Lichtdruckplatten verwendet R. F. Friis folgende Lösung:
Gelatine
50
g
Wasser
600
cc
Ammoniumbichromat
10
g
Kaliumbichromat
12
g
Chromalaun
0,5
g
Die Gelatine wird in Wasser quellen gelassen, dann im Wasserbade geschmolzen und zum
Kochen erhitzt. Nach 10 Minuten lässt man auf 40 bis 50° C. abkühlen und setzt das
Chromsalz und schliesslich den Chromalaun, in Wasser gelöst, tropfenweise unter
Umrühren zu. Der Zusatz von Chromalaun trägt viel zur Kornbildung bei. Schliesslich
wird filtrirt. Auf 200 qc Plattenfläche werden etwa 10 cc Flüssigkeit aufgegossen.
Vor dem Druck wird die getrocknete Platte mit einer Aetzflüssigkeit, bestehend
aus:
Glycerin
500
cc
Wasser
300
cc
Kochsalz
15
g
übergossen. Lange exponirte Platten müssen längere Zeit, kurz
exponirte unter Zusatz von Ammoniak mit dieser Flüssigkeit behandelt werden. (Beretninger fra Densk fotogr. forening.)
S. Vidal theilt ein Verfahren mit, nach welchem mittels
des Hektographen oder Autocopisten Vervielfältigungen durch Belichtung hergestellt
werden können. Man legt die zu vervielfältigende Zeichnung auf die durch ein
Chrombad lichtempfindlich gemachte Gelatine und belichtet im Copirrahmen, wodurch
der Fond der Zeichnung, welcher möglichst gut deckend auf durchscheinendem Papier
gemacht sein soll, gehärtet und für die Annahme der Druckfarbe empfänglich gemacht
wird. Dies entspricht dem gewöhnlichen zur Photolithographie benutzten Processe und
gibt ein negatives Druckbild. Wird aber diese Copie mit einer festen schwarzen Farbe
eingewalzt, welche bald eintrocknet, so ist man im Stande, durch nachheriges
Einfärben mit Anilinfarbe von dieser die gewünschten positiven Abdrücke zu nehmen,
wobei man es in der Hand hat, durch partielles Einfärben mit verschiedenen Farben,
mehrere Farben neben einander zu verwenden. (Papier-Zeitung, 1893 Nr. 92 S. 2674.)
Richard Thomas in Wien nahm ein Patent (D. R. P. Nr.
62937) auf ein Verfahren des Umdruckes von Oelfarben von
ungestrichenem Papier, darin bestehend, dass die Oelfarben, mit gepulvertem
Harz gemischt, auf unpräparirtes Papier aufgetragen, mit Harz eingestaubt und unter
Benetzen der Rückseite des Papieres mit wässerigem Terpentinöl umgedruckt
werden.
Ein neues Verfahren zum Bedrucken von keramischen Glaswaaren wurde von A. Schütte zum Patente angemeldet.Centralblatt für
Glasindustrie und Keramik.
Bei photolithographischen Uebertragungen von Plänen, Karten u. dgl. erscheint es
wünschenswerth, Verzerrungen zu vermeiden. Solche haben ihren Grund häufig in dem
Umstände, dass die in der üblichen Weise auf Papier hergestellte Uebertragung
breiter wird, wenn sie angefeuchtet wird, und an Länge zunimmt, wenn sie beim
Uebertragen die Presse passirt.
HusbandEder's Jahrb. f. Phot. f. 1894, S.
480. vermeidet diesen Fehler, indem er statt Papier Zinnfolie
anwendet. Das Verfahren stellt für Strich arbeiten eine Modifikation des sogen.
„Papyrotypprocesses“, für Halb ton eine solche von Husband's Papyrotintverfahren dar.
Die Vortheile, welche das Verfahren bietet, sind folgende:
1) Das Bild auf dem Stein oder der Zinkplatte ist nicht verzerrt;
2) die Uebertragung lässt sich leichter reinigen und nimmt während des Uebertragens
keine Falten an;
3) man braucht weniger Gelatinelösung und die Uebertragung trocknet in der Hälfte der
Zeit, welche sonst hierzu erforderlich ist.