Titel: | Neuere Schachtabteufen in wasserreichem Gebirge. |
Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, S. 73 |
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Neuere Schachtabteufen in wasserreichem
Gebirge.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 294 * S.
102.)
Mit Abbildungen.
Neuere Schachtabteufen in wasserreichem Gebirge.
Die Anwendung bearbeiteter Tübbings
beim Schachtabteufen.
In der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im
Preussischen Staate, 1893 Bd. 41 S. 100, beschreibt H. Lueg unter dem Titel: „Ueber Neuerungen beim
Schachtabteufen im Braunkohlengebirge“ zunächst den Arbeitsvorgang
bei einigen Schachtabteufen mittels gemauerten Senkschachtes, Getriebezimmerung und
unter Anwendung unbearbeiteter eiserner Tübbings. Von diesen Arbeiten erfüllte nur
ein Theil ihren Zweck, mehrere Schachtabteufen mussten verlassen werden, da der
angewendete Ausbau dem auftretenden Gebirgsdrucke nicht den nöthigen Widerstand
entgegensetzte. Hierauf bespricht Lueg eingehend das
Abteufen des Schachtes III der Gewerkschaft „Ernst zu Düderode“ bei Seesen am
Harz. Beim Abteufen der Schächte I und II derselben Gewerkschaft erwuchsen durch
mächtige Lagen eines stark treibenden und gasreichen Thones erhebliche
Schwierigkeiten, so dass für den Schacht III gusseiserne bearbeitete Tübbings mit verwendet wurden. Der Durchmesser des runden
Schachtes war zu 4,0 m im Lichten vorgesehen, die Höhe der einzelnen
Tübbing-Segmente wurde wegen des raschen Aufblähens des Thones nur zu 0,6 m
genommen, bei 0,05 m Wandstärke in der Höhe der Flanschen und 0,06 m Wandstärke im
mittleren Theile.
Textabbildung Bd. 295, S. 73
Fig. 1.Abteufschacht. Schacht III der Gewerkschaft „Ernst zu
Düderode“ b. Seesen a. Harz. 1 : 425.
a blauer Thon, stark treibend und
sehr gasreich; b blauer Thon, gasreich und treibend; c dunkelblauer Thon; d
Kohle.
Am 18. Juli 1892 begannen die Arbeiten; bis zum 30. Juli wurden 12 m abgeteuft und
vorläufig mittels Eisenringen aus ⊔-Eisen von 5,6 m lichtem Durchmesser, 180 mm
Höhe, 180 mm Flanschenbreite und 10 mm Wandstärke ausgebaut. Die Ringe wurden in 1 m
Abstand verlegt und mit 8 cm starken Schwarten hinterzogen. Darauf wurde am 1.
August der Mauerfuss begonnen, unter Zurückbauen des vorläufigen Ausbaues die
Mauerung 1½ Stein stark mit 4,9 m lichter Weite aufgeführt und am 7. August
vollendet. Die Fig. 1 zeigt den fertigen Schacht.
Während bis dahin das Abteufen
2
m
Lehm,
2
„
sandigen Lehm,
0,5
„
wasserführendes Gerölle,
0,5
„
halbblauen Thon,
5,1
„
Kohle,
5,5
„
wenig treibenden blauen Thon
durchsunken hatte und ohne Haspelbetrieb erfolgt war,
wurde vom 8. bis 12. August der provisorische Förderthurm aufgestellt und eine
Dampfförderung eingerichtet. Vom 16. bis 26. August wurden weitere 10 m in demselben
Thone abgeteuft und mit ähnlichem vorläufigem Ausbau von 5,10 m lichter Weite
versehen. In 22 m Tiefe fing man einen neuen Mauerfuss mit 4,35 m lichtem
Durchmesser an und führte denselben bis zum 4. September 2 m hoch fort, hierauf
verlagerte man einen eisernen Haupttragring, an den die eisernen Tübbings angehängt
werden sollten, hintergoss denselben mit Cement und setzte die Mauerung in 2 Stein
Stärke unter Mitführung von Ankerschrauben fort; im oberen bereits gemauerten
Schachttheile lagen die Ankerstangen an der Innenseite der bisherigen Mauer an,
innerhalb derselben wurde noch eine Steinstärke weiter aufgemauert; 1 m unter Tage
wurden die Ankerschrauben mit den Ankerplatten verschraubt.
Diese Arbeiten waren am 26. September beendet, hierauf liess man dem Mauerwerke 8
Tage Zeit zum Abbinden. Mit Hilfe der inzwischen aufgestellten Fördermaschine wurde
dann jedesmal um die Höhe eines Tübbingringes, also 0,6 m, abgeteuft und der Ring
sofort angehängt. Hierbei war das Blähen des Thones zum Theil so bedeutend, dass vor
dem Einbau der letzten Segmente der Schachtstoss wieder nachgenommen werden musste;
über der am meisten treibenden Schicht wurde in 29 m Tiefe noch ein Hilfstragring
eingebaut. Die durchschnittliche tägliche Leistung für Abteufen und Einbau betrug
etwas mehr als einen Ring. Nachdem bei 52 m Tiefe durch Vorbohren festgestellt war,
dass man bis zum Kohlenflöze noch 4 m abzuteufen habe, unterblieb der Einbau
weiterer Tübbings; man teufte mit Hilfe des oben erwähnten vorläufigen Ausbaues bis
auf die Kohle ab, erreichte am 11. November 1892, also nach nicht ganz 5 Monaten,
das Flöz und mauerte die untersten 4 in aus, der Anschluss der Mauerung an die
Tübbings erfolgte durch Picotage. Die Fertigstellung des Schachtes fand ohne
Zwischenfall statt; an den Tübbings zeigte sich trotz des starken Druckes keine
Veränderung.
Die Schachtstopfbüchse.
Von der Firma Haniel und Lueg in Düsseldorf wurde auf
Anregung des Directors Simon von den Kaliwerken zu
Aschersleben für den Ausbau des neuen Schachtes IV die Schachtstopfbüchse (D. R. P.
Nr. 65012) construirt zum Anschluss einer unteren Cuvelage an eine bereits eingebaute (vgl. auch den
oben angezogenen Aufsatz in der Preussischen
Zeitschrift, 1893 S. 109). Die Stopfbüchse, deren Einzelheiten aus Fig. 2 und 3 ersichtlich sind,
ersetzt somit die Picotage einer verbleibenden Fuge, auch die Anwendung eines sogen.
Passringes; es lassen sich nämlich die beiden obersten Ringe des Satzes B und C stopfbüchsenartig
gegen einander verschieben, die dichtenden Ringflächen sind abgedreht. Die weitere
Abdichtung kann auf verschiedene Weise, z.B. durch Anbringung einer ringförmigen
Manchette a, erfolgen, die Fugen werden, wie üblich,
durch Bleieinlage b gedichtet. Um den Einbau des
letzten Segmentes des inneren Ringes zu ermöglichen, ist die aus Fig. 3 ersichtliche
besondere Bauart gewählt. Das betreffende Segment S ist
schmäler gearbeitet, die entstehende breitere Fuge wird durch ein Keilstück k und Dichtungslagen b
geschlossen, welche durch das Anziehen der Verschlusscbrauben s zusammengepresst werden.
Textabbildung Bd. 295, S. 74
Schachtstopfbüchse von Haniel und Lueg.
Fig. 2. A Tragring des oberen Tübbingsatzes; B
und C stopfbüchsenartig gearbeitete oberste Ringe
des unteren Tübbingsatzes; a Dichtungsmanchette;
b Bleieinlage; Fig. 3. S Letztes Segment des Ringes B: k
Keilstück; s Verschlussschraube; b Bleieinlagen.
Verfahren zum Abdichten der Cuvelage
in der Schachtsohle unter Wasser von H.
Grossmann (D. R. P. Kl. 5 Nr. 55981).
Grossmann schlägt vor, auf die Sohle des Schachtes, in
welchen eine Cuvelage eingesenkt ist, zum wasserdichten Anschlusse derselben eine
Masse zu bringen, welche in der Wärme schmilzt, und auf diese dann eine engere
Cuvelage von geringer Höhe unten geschlossen einzulassen. Darauf soll durch den
Boden der letzteren Dampf eingeführt werden, so dass die Masse schmilzt und unter
dem Gewichte der engeren Cuvelage zwischen dieser und der äusseren in die Höhe
steigt und im erkalteten, erhärteten Zustande einen wasserdichten Abschluss bildet.
– Der praktischen Anwendung dieses Vorschlages dürften mancherlei Hindernisse
erwachsen.
Das Abteufen der Schächte II und III
auf Zeche Deutscher Kaiser bei Hamborn.
Die Mittheilungen von Locke über das Abteufen der neuen
Schächte der Grube Deutscher Kaiser in der Zeitschrift für
das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im Preussischen Staate, 1893 Bd. 41 S.
216, sind von besonderem Interesse, weil ausser dem Arbeitsvorgange auch die Kosten
eingehend angeführt werden. Beide Schächte wurden als Senkschächte zum Theil in
Mauerung, zum Theil in eiserner Cuvelage in todtem Wasser mittels Abbohren
niedergebracht.
Das Abteufen des Schachtes II begann im Frühjahr 1888 in
folgendem, durch mehrfache Bohrungen festgestelltem Gebirgsprofil:
16
m
Lehm und wasserreicher Sand,
20
„
wasserhaltiger blauer sandiger Thon,
10
„
wasserärmerer sandiger Thon,
22
„
lettiger Thon,
13
„
graue fette Lettenschichten,
164
„
festere Thonschichten,
33,5
„
Kreidemergel
–––––––––
278,5
m
bis zum Steinkohlengebirge.
Die wasserreichen Schichten erstreckten sich vom Grundwasserspiegel, der bei 3,0 m
Tiefe angetroffen wurde, bis zu 46 m Tiefe; der Wasserzufluss betrug zwischen 10 und
20 m Tiefe vielfach 1,0 bis 1,5 cbm in der Minute. Die Fundamentmauern für das
Schachtgerüst wurden bei 3,0 m Tiefe angesetzt und ruhten auf Rahmen aus Buchenholz
von 80 mm Stärke; sie wurden bis 2,2 m über die Oberfläche aufgeführt. Darauf
schritt man am 5. Mai 1888 zum Niederbringen eines gemauerten Senkschachtes von 8,5
m lichtem Durchmesser und 1,0 m Mauerstärke. Vom Senkschuh aus wurden in der
Schachtmauer 24 eiserne Ankerstangen aus 60 mm starkem Rundeisen in die Höhe
geführt, äusserlich wurde der Senkschacht zur Verminderung der Reibung mit glatt
bearbeiteten Buchenbrettern von 26 mm Stärke dicht bekleidet. Nachdem die
Ausschachtung bis zum Wasserspiegel mit der Hand erfolgt war, schritt man zur
Anwendung von Handsackbohrern von 0,1 cbm Inhalt; von 15,0 m Teufe ab wurde jedoch
(December 1888) maschinelle Bohrung mit einem Doppelsackbohrer von 4,0 m
Durchmesser, sowie Erweiterungs- und Unterschneidemessern angewendet. Das
Bohrgestänge war ein Hohlgestänge von 404 mm lichtem Durchmesser, die Verbindung der
einzelnen Theile erfolgte durch angenietete Muffe und gusstählerne Kreuzkeile; zum
Halten des Gestänges beim Aufholen und Einlassen dienen angenietete
Winkeleisenringe. Das Hohlgestänge bietet den grossen Vortheil, dass es bei der
Drehbewegung des Bohrers nicht federt. Namentlich in lehmigem Boden stellte sich
hierbei der Uebelstand heraus, dass die gelösten Massen sich zusammenballten und
nicht in die Säcke gelangten, auch musste man, nachdem 20 cm Tiefe abgebohrt waren,
stets wieder aufholen. Um diesen Uebelstand zu vermeidenVgl. auch Preussische
Zeitschrift, 1891 Bd. 39 S. 95 Taf. 10 Fig. 1 bis 4., wendete man zum ersten Male beim Schachtabteufen
das folgende Verfahren an: die Säcke wurden vom Bohrer entfernt und es wurde nur mit
dem Gestell des Bohrers weiter gebohrt, so dass die Massen nur gelockert wurden, zum
Aufholen derselben diente der Pristmann'sche Bagger. Auf diese Weise konnte man 40 bis 60 cm
abbohren, dann wurde der Bohrer gehoben, die losgetrennten Massen mittels des
Greifbaggers aufgeholt und in Bergewagen von 1 cbm Inhalt entleert. Zunächst wurde
ein 3,0 m tiefer und 4,0 m weiter Einbruch vorgebohrt, dann auf 8,5 m erweitert und
endlich der Senkschuh unterschnitten. Hierbei verfuhr man derart, dass mit dem
Unterschneiden etwa 1 m unter dem Schuh begonnen und dann aufwärts fortgefahren
wurde. Wenn der
Senkkörper in Folge der Belastung in Bewegung gerieth, drückte er die unter dem
Schuh noch anstehende Gebirgsmasse fort und sank auf die Sohle herunter; bei
ungestörter Arbeit konnte man in 24 Stunden einen 1,8 m tiefen Einbruch herstellen
und 0,5 m unterschneiden, die monatliche Maximalleistung beim Senkbetriebe betrug
9,0 m. Bei 21,7 m Teufe konnte der Mauerschacht, der entsprechend dem Einsinken oben
fortgeführt worden war, nicht weiter gesenkt werden; deshalb füllte man 10 m Kies in
denselben ein, um beim Sümpfen der Wasser einen Gegendruck gegen das schwimmende
Gebirge zu haben, und montirte auf dem Kies den Senkschuh für den ersten gusseisernen Senkschacht. Die Schachtringe
bestanden je aus 12 Segmenten von 1,2 m Höhe, jeder Ring wog 18000 k. Der lichte
Durchmesser betrug 7,0 m, die Wandstärke 63 mm, die Flanschenbreite 180 mm, so dass
der äussere Schachtdurchmesser sich zu 7,36 m ergibt. Die Verbindung der aufs
genaueste bearbeiteten Segmente erfolgte durch Schraubenbolzen, die Abdichtung durch
Einlegen von 3 mm starken Bleistreifen. Zur Führung des eisernen Senkschachtes
dienten 8 senkrecht eingebaute, am Mauerschachte befestigte Masten aus Tannenholz
von 0,56 m Durchmesser. Der Tübbingaufbau findet von einer schwebenden Bühne aus
statt. Durch Ausbaggern des Kieses und Abteufen im todten Wasser konnte der Schacht
bis 37 m Tiefe niedergebracht werden, dort fanden sich grössere Kreidemergelblöcke;
auch nach thunlichster Entfernung dieser letzteren konnte der Schacht nicht weiter
gesenkt werden.
Man brachte daher abermals eine Kiesschüttung auf die Schachtsohle, sümpfte die
Wasser und montirte den Senkschuh für einen zweiten eisernen Senkschacht von 6,5 m
lichtem Durchmesser und im Uebrigen gleicher Bauart wie der erste Schacht; das
Gewicht eines Ringes betrug 17000 k, die Führung des Schachtes wurde durch 8 im
ersten eisernen Schachte befestigte ⊔-Eisen bewirkt. Bei Erreichung von 43 m Teufe
(Ende März 1890) sank der Schacht plötzlich um 4,6 m, so dass der Senkschuh 47,6 m
Tiefe erreichte. Die beiden anderen Schächte sanken fast um dasselbe Maass mit und
kamen dabei am oberen Ende um 0,6 m aus dem Lothe, da der 6,5-m-Schacht auf einer
Seite auf einige grössere Mergelblöcke aufgesetzt hatte. Der Versuch, nach
Entfernung der Blöcke, die Schächte wieder in die lothrechte Lage zu bringen, erwies
sich als nicht ausführbar; darauf stellte man fest, dass die lothrechte Einbringung
eines dritten gusseisernen Senkschachtes von 5,5 m lichtem Durchmesser noch möglich
sein würde. Bis zur Beschaffung der erforderlichen Tübbings brachte man zwischen den
drei bisherigen Senkschächten zur besseren Verbindung je eine Betonschicht von 10 m
Höhe ein und liess denselben vom April 1890 bis Januar 1891 Zeit zum Erhärten.
Auf eine nochmalige Kiesschüttung wurde nunmehr ein aus 10 Segmenten bestehender
Senkcylinder von 5,5 m lichtem Durchmesser auf entsprechendem Schuhe eingebaut aus
Ringen von 1,5 m Höhe und je 17800 k Gewicht, nachdem zur Beschaffung von mehr Raum
der 6,5-m-Schacht bis zur Tiefe von 24 in ausgebaut war. Zur Führung des
5,5-m-Schachtes dienten 8 eichene Masten von 210 mm Querschnitt im Quadrat. Nach
Aufbau von 15 m Schachthöhe entfernte man die unter dem Senkschuh verlegte
Brettunterlage (Mai 1891) und liess den Schacht einsinken; derselbe wurde dann
bis zu Tage aufgebaut und wieder zum Beginn des weiteren Abteufens unter Wasser
gesetzt. Nachdem die Kiesfüllung entfernt und mittels Bohrbetrieb 2 m weiter
abgeteuft waren, sank der Schacht plötzlich durch 10 m sandige Thonmassen hindurch,
so dass er am 2. Juli 1891 die Teufe von 59,6 m erreichte. Man bohrte dann weiter ab
und konnte den Schacht bis zum 31. Januar 1892 bis zu 95,5 m Teufe weitersenken,
dann versagten aber die angewendeten Pressversuche und, da man zu gleicher Zeit
festeres Gebirge erbohrt hatte, glaubte man den Versuch machen zu dürfen, den
Schacht zu sümpfen und dann das Abteufen mit der Hand fortzusetzen; es war
beabsichtigt, die weiteren Tübbings unterzuhängen. Zur Vorsicht brachte man auf die
Schachtsohle eine 4,5 m starke Betonschicht und liess derselben 5 Wochen Zeit zum
Erhärten. Bei dem dann erfolgenden Sümpfen durchbrach jedoch der äussere Druck die
Betonsohle, es war daher das Weiterarbeiten auf der Schachtsohle noch nicht
möglich.
Daher beschloss man, einen vierten gusseisernen
Senkschacht von noch 5,0 m lichtem Durchmesser einzubauen; man holte die
Trümmer der Betonsohle und die eingebrochenen Berge auf und musste dann wegen
Beschaffung der Schachtringe das Abteufen bis Ende October 1892 einstellen, nachdem
der Schacht mit Wasser gefüllt worden war. Am 10. März 1893 erreichte dieser Schacht
bei 104 m standhaftes Gebirge, so dass nach Durchteufung einiger weiterer Meter die
Wahrscheinlichkeit vorhanden sein dürfte, das Abteufen durch Arbeiten auf der
Schachtsohle und durch Unterhängen der Schachtringe weiter fortzusetzen.
Die Kosten für das Abteufen von Schacht II bis zu 95,5 m
Tiefe stellten sich wie folgt:
A.
Vorrichtungen über Tage, einschliess-lich Bohrzeug und
Bagger
146552
M.
B.
Kosten der Senkmauer von 10,5 mäusserem und 8,5 m
innerem Durch-messer bis 22 m Tiefe,
einschliesslichAbbohren
40470
„
C.
Einbau des ersten gusseisernen Senk-cylinders von 7,0 m
lichtem Durch-messer und Abbohren bis 42,8 m Tiefe
128116
„
D.
Einbau des zweiten eisernen Senk-schachtes von 6,5 m
lichtem Durch-messer und Absenken bis zu 47,6 mTiefe (abzüglich
wiedergewonnenesMaterial)
113850
„
E.
Kosten des dritten gusseisernen Schach-tes von 5,5 m
Durchmesser bis 95,5 mTeufe
246283
„
F.
Allgemeine Ausgaben
59350
„
–––––––––––
Hauptsumme
734621
M.
Demnach erforderte 1 m Schacht bis zur Teufe von 95,5 m
rund 7700 M.
Das Abteufen bei Schacht III ging in ähnlicher Weise von
statten. Das Gebirgsprofil war das folgende:
4,5
m
Lehm und wasserhaltiger Sand,
9,9
„
wasserreicher Sand und Kies,
17,6
„
wasserhaltiger sandiger Thon,
7,0
„
zäher grauer Thon,
15,0
„
„ blauer Thon,
6,3
„
compacter grauer Thon,
4,2
„
stark wasserführender Sand,
5,5
„
grüner zäher Thon,
11,0
„
grauer fetter Thon,
94,0
„
durchweg consistente Thonschichten,
3,0
„
Sandstein
––––––––
178,0
m
Bohrlochteufe.
Die stark wasserführenden Schichten reichten also von 5,5 m unter Tage, woselbst
man den Grundwasserspiegel erreichte, bis zu 32,0 m Teufe, ausserdem befand sich in
60 bis 64,5 m Teufe stark wasserführender Sand.
Nach Beendigung der erforderlichen Vorarbeiten begann das Abteufen am 5. September
1889, der gemauerte Senkschacht besass 8,0 m lichten Durchmesser und 920 mm
Mauerstärke; derselbe konnte bis 19,5 m Tiefe niedergebracht werden und zwar
schachtete man bis 15 m Teufe mittels Handsackbohrer aus und schaffte die Massen
mittels Becherwerk zu Tage; sodann begann der maschinelle Bohrbetrieb wie bei
Schacht III. Der Pristmann'sche Bagger bewährte sich
auch hier sehr gut, namentlich auch im weiteren Verlaufe des Abteufens, als bei 30
bis 35 m Tiefe grössere Geschiebemassen angetroffen wurden. Im Februar 1890 wurde
der erste gusseiserne Senkcylinder von 7,0 m lichtem
Durchmesser montirt und es gelang, denselben bis zum 5. September desselben Jahres
bis zu 49 m Teufe niederzubringen. Der zweite Senkcylinder von 6,0 m Durchmesser
wurde von December 1890 bis Februar 1892 nach Ueberwindung mancher Schwierigkeiten
bis zu 70,3 m Tiefe niedergebracht, dann versagten jedoch die hydraulischen Pressen,
trotzdem mit einem Drucke von 1920000 k gearbeitet wurde. Der dritte 5,50 m weite
Senkschacht konnte bis zu 75,8 m Teufe abgesenkt werden, dann erfolgte vom Juli 1892
ab das weitere Abteufen durch Arbeit auf der Sohle und Unterhängen der übrigens
unbearbeiteten Tübbingringe. Die mit der Keilhaue gelösten Massen wurden mit dem
Kübel gefördert und der Eisenausbau durch besonders vorgesehene Löcher mit Cement
hintergossen, in Abständen von 10 bis 20 m, je nach der Gebirgsbeschaffenheit,
wurden Keilkränze verlegt. Ende Juli 1892 erreichte man 81,7 m Tiefe, Ende August
100,3 m und Anfang October 126,7 m, Ende December 1892 wurde bei 173 m Teufe das
Steinkohlengebirge erreicht, und Mitte März 1893 206 m Teufe. Inzwischen hatte man
den oberen Theil des 5,5-m-Schachtes bis zu 60 m Teufe zurückgebaut und benutzte die
hierbei gewonnenen Ringe ebenfalls zum Unterbauen.
Die Kosten des Schachtabteufens betrugen bis zu 126,7 m Teufe – wenn man auch die
Kosten der Vorrichtungen über Tage in Rücksicht zieht – rund 856000 M., d.h. auf 1 m Schachttiefe 6750 M. Da jedoch das Unterbauen der
Schachtringe von 75,8 m Teufe ab für 1 m nur etwa 1900 M. kostete, so dürften die
Abteufkosten des Schachtes nach dessen Fertigstellung im Durchschnitte sich
niedriger stellen.
Verdichtung einer Senkmauer durch
Taucher.
Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen
im Preussischen Staate, 1894 S. 207: Versuche und Verbesserungen beim Bergwerksbetriebe in Preussen während
des Jahres 1893.
Beim Abteufen des Schachtes III der Zeche Rheinpreussen (Bergrevier Düren) war ein
Senkschacht von 6,5 bezieh. 8,4 m Durchmesser bis zu 41 m Tiefe niedergebracht
worden, beim Auspumpen zeigten sich in demselben ausser mehreren kleineren drei
grössere Risse von 100 bis 500 mm Breite in einer Tiefe von 8 bis 20 m, welche durch
das ganze Mauerwerk hindurch gingen. Die Verdichtungsarbeiten wurden von einer
schwebenden Bühne aus durch Taucher unter Wasser bei Verwendung von Glühlampen von
50 Normalkerzen ausgeführt. Nach Reinigung der Risse vom eingelaufenen Sande wurden
dieselben bis zu 100 mm Weite durch Holzkeile gedichtet, die grösseren
Oeffnungen wurden vorn mit ganzen Ziegelsteinen und trockenem, in leinene Säckchen
verpacktem Cement lagenweise zugesetzt und die dahinter verbleibenden Hohlräume von
Meter zu Meter mit dickflüssigem Cementmörtel verfüllt. Der letztere wurde von Tage
her in 100 mm weiten schmiedeeisernen Rohren mit anschliessendem Gummischlauche von
4 m Länge und 50 mm Weite eingelassen. Die Cementsäckchen wurden beim Verlegen an
verschiedenen Stellen mit dem Maurerhammer eingehauen und dadurch die Verbindung
zwischen den Ziegelsteinlagen hergestellt. Nach dem Auspumpen des Schachtes zeigte
sich die Verdichtung als völlig gelungen.
Unterricht im Tauchen an der Bochumer
Bergschule.
Mit Rücksicht auf vorstehende Mittheilung dürfte es von Interesse sein, zu erwähnen,
dass den Schülern der Bochumer Bergschule von dem Tauchermeister der Westfälischen
Berggewerkschaftskasse H. W. BrachtEssener Glückauf,
1894 S. 1669. seit einigen Jahren Unterricht in der Taucherkunst
ertheilt wird; die Betheiligung an dem Cursus ist eine freiwillige. Zur Abhaltung
der Uebungen ist in diesem Jahre ein Schacht von 3 m lichtem Durchmesser bis zu 20 m
Tiefe abgeteuft und in Mauerung gesetzt worden; die Sohle ist betonirt und mit
Vorrichtungen versehen, den Wasserstand beliebig zu regeln. Der Schacht ist mit
eiserner Fahrung versehen. Nach entsprechenden Vorübungen führen die Taucherschüler
20 m unter Wasser verschiedene Arbeiten aus: kleine Pumpen montiren, Stopfbüchsen
lidern, Gestänge zusammenschrauben u.s.w. Das Tauchen wird bis zu dieser Tiefe von
den meisten Schülern noch ziemlich gut vertragen.
Senkschächte mit Rohren in den
Wandungen.
Beim Niederbringen von Senkschächten entstehen nicht selten dadurch Schwierigkeiten,
dass der Senkschuh in Lettenschichten nur schwer eindringt oder auf grössere Gerölle
aufsetzt. Schon früher haben Cassé und GrossmannEssener Glückauf, 1887 Nr. 71. – Preussische Zeitschrift. 1893 S.
243. vorgeschlagen, sowohl den Senkschuh, als auch die Tübbings mit
einer entsprechenden Anzahl senkrechter, 26 mm weiter röhrenartiger Aussparungen zu
versehen und durch diese die erwähnten Hindernisse mittels Einpressen von Luft oder
Wasser zu beseitigen.
Ein ähnliches VerfahrenPreussische Zeitschrift, 1891 S. 97.
ist im J. 1890 mit gutem Erfolge beim Abteufen eines Senkschachtes der
Braunkohlengrube Neue Hoffnung bei Pömmelte zum Durchteufen eines 12 m mächtigen
Kieslagers angewendet worden, indem in den gemauerten Schacht und den dazu gehörigen
Senkschuh statt massiver senkrechter Ankerstangen schmiedeeiserne patentgeschweisste
Rohre eingebaut wurden.
III. Schachtabteufen mittels Senkrechtansteckens
(Spundwand).
Die Methode des Senkrechtansteckens, ursprünglich als
Bohlenwand ausgeführt, hat in neuerer Zeit mannigfaltige Abänderungen erfahren,
denen das Bestreben zu Grunde liegt, das Eindringen der Theile der Spundwand zu
erleichtern, die Verbindung derselben auch bei Anwendung für grössere Tiefen zu
gewährleisten und unter Umständen die Spundwand völlig wasserdicht herzustellen.
Verfahren von Haase nebst
Abänderungen.
Textabbildung Bd. 295, S. 77
Fig. 4. Form der Haase'schen Bohrlochsverrohrung.Fig. 5. Erste
Anordnung der Haase'schen Spundwand.Fig. 6. Zweite Anordnung der
Haase'schen Spundwand.
Haase's Verfahren beruht bekanntlich darauf, dass in
den Schachtstössen bis auf wassertragende Schichten Bohrlöcher niedergebracht
und mit Verrohrungen von solchem Querschnitte versehen werden, dass diese
mittels Feder und Nuth in einander greifen und eine Spundwand bilden. Nach der
ursprünglichen Methode (D. R. P. Kl. 5 Nr. 29230 vom Jahre 1884) waren die
Bohrlochsverrohrungen aus gewalztem Façonstabeisen und Flacheisen durch
Vernietung hergestellt (Fig. 4), die Abflachung des kreisförmigen Querschnittes soll die
Geradführung durch die Lehrjöcher erleichtern. Durch D. R. P. Nr. 52348 vom
Jahre 1889 wurde unter Wahrung des Princips der Rohrquerschnitt vereinfacht
(Fig. 5 und 6); an
patentgeschweisste glatte Röhren sind ⊥- bezieh. ⌞-Eisen zur Bildung von Nuth
und Feder angenietet, bei Fig. 6 sind diese Eisen mit eigenartigen Köpfen versehen, wodurch die
einzelnen Rohre der Spundwand gegen Auseinanderziehen und Querverschiebung
geschützt sind. In dieser Form ist das Verfahren mehrfach mit gutem Erfolge bis
zu Tiefen von etwa 15 m angewendet worden.Vgl. z.B. Vollert, Der Braunkohlenbergbau
im Oberbergamtsbezirk Halle u.s.w., 1889 S. 131
ff.
Textabbildung Bd. 295, S. 77
Eichler's Rohre.
Fig. 7. Rohre, verbunden durch
feste Bolzen B und senkrechte Schlitze S; Fig. 8. K in
die Federn eingesteckte Keile; L
dementsprechende Aussparungen in den Nuthen; M
Lehrjoch; O vorgesetzte Bleche; B Beton.
Im J. 1890 hat dann Eichler (D. R. P. Nr. 63841)
zwei andere Ausführungen vorgeschlagen, durch welche die Rohre zu einem Systeme
derartig verbunden werden, dass nur noch eine gegenseitige Verschiebung in
der Verticalen möglich ist, um das allmähliche Vortreiben der Rohr wand zu
gestatten. In der einen Ausführung (Fig. 7) sind die
Wandungen der Nuthen mit Längsschlitzen S versehen,
in denen sich feste, in den Federn des benachbarten Rohres befestigte Bolzen B führen; hierdurch ist eine gegenseitige
Verticalbewegung um die Länge der Schlitze S
thunlich. Bei der zweiten Anordnung (Fig. 8) wird die
Führung durch Keile K bewirkt, die mit 1 bis 2 m
Abstand in die Federn eingesetzt werden und in entsprechende, über die ganze
Länge verlaufende Aussparungen L der Nuthen des
benachbarten Rohres passen. Diese Form von Feder und Nuth gestattet ein
Picotiren derselben nach erfolgter Ausschachtung, um die Rohrwand wasserdicht zu
machen. Zur Verstärkung wird Beton B in die Rohre
und auch zwischen dieselben gefüllt, nachdem mit Hilfe der Lehrjöcher M Blechstreifen O
eingebracht sind. Diese Ausführung des Haase'schen
Verfahrens hat sich auf der Braunkohlengrube Neue Hoffnung bei Pömmelte,
Bergrevier Magdeburg, bewährt.Preussische Zeitschrift, 1892 S.
426.
Haeuser's Verfahren beim
Senkrechtanstecken.
Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im
Königreiche Sachsen auf das Jahr 1891, S. 27. M. Herold, Das Schachtabteufen im schwimmenden
Gebirge mit Haase'schem und Haeuserschem Verfahren beim
Braunkohlenwerk „Zwenkau“ in Zwenkau.
Nachdem durch mehrfache Bohrungen die Kohlenführung eines 260 ha umfassenden
Feldes nachgewiesen war, schritt man in der Nähe des Bahnhofes Zwenkau, woselbst
eines der Bohrlöcher niedergebracht war, zum Abteufen zweier Schächte. Das
Gebirgsprofil ist das folgende:
33,0
m
Deckgebirge, bestehend aus wechsellagerndemThon und Sand,
9,9
„
Schwimmsand,
5,9
„
Braunkohle des Oberflözes,
3,3
„
Zwischenmittel,
15,2
„
Braunkohle des Hauptflözes
––––––––
67,3
m
Gesammttiefe.
Am 5. Mai 1890 begann das Abteufen des Wasserhaltungsschachtes mit rechteckigem
Querschnitte von 4,25 × 2,50 m lichter Weite; der Ausbau bestand in
Bolzenschrotzimmerung mit dichter Verpfählung und Kieshinterfüllung; 4 Eck- und
2 Mittelwandruthenstränge verstärkten den Ausbau, die letzteren waren an zwei je
13 m langen ⌶-Trägern aufgehängt. Bei 8,5 m Tiefe erschrotete man etwa 4,5
See-Liter Wasser, zu deren Bewältigung ein Pulsometer eingebaut wurde. Die
Schachtsohle war vertäfelt, als Vorgesümpfe diente ein eiserner Cylinder. Bis
13,2 m Tiefe gelang das weitere Abteufen in der bisherigen Weise; als jedoch das
Zudringen des Schwimmsandes immer stärker wurde, griff man zum Einbringen von
Haase'schen Röhren in zwei Sätzen von 4 und 2 m
Länge, unter Anwendung einer Winde und gleichzeitiger Wasserspülung bei 3,6 ×
2,35 m lichter Schachtweite. Die Rohre liessen sich jedoch, während das Abteufen
mit Vertäfelung vorrückte, nur 5,2 m vordrücken, dann musste das weitere
Abteufen wegen starken Sohlendruckes eingestellt werden. Unter diesen Umständen
verwendete der den Betrieb leitende Ingenieur Haeuser ein senkrechtes Anstecken aus schmiedeeisernen Pfählen (Fig. 10), an die zur
gegenseitigen Führung eiserne Zungen angenietet waren; für die Schachtecken dienten
Winkeleisen. Die Pfähle sind unten zugeschärft, die Zungen stehen oben etwas
über, lassen jedoch das untere Pfahlende um ein entsprechendes Stück frei, so
dass durch dieselben die Verbindung mit einem etwa nöthig werdenden zweiten
Satze ermöglicht wird. Hierdurch gelang es, den Schacht innerhalb 3½ Tagen um
2,5 m mit einem lichten Querschnitte von 3,1 × 1,5 m bis auf thonigen trockenen
Sand niederzubringen, in welchem unter Anwendung von Bolzenschrotzimmerung
weitergeteuft werden konnte. Am 2. Februar 1891 erreichte man das Oberflöz und
stellte das Abteufen vorläufig ein, der Schacht war saiger geblieben, nur hatte
sich der obere Theil der Schachtzimmerung um 30 bis 40 cm gesetzt. Die Wasser
liess man dann aufgehen, da drei angewendete Pulsometer zur Wasserhebung nicht
genügten.
Textabbildung Bd. 295, S. 78
Verfahren Haeuser.
Fig. 9. Pfahl aus Wellblech mit
aufgenieteten Zungen a; Fig. 10. Pfähle aus
Schmiedeeisen; Fig. 11. Aufsatzstück.
Inzwischen hatte man 30 m nördlich vom Wasserhaltungsschachte den Förderschacht mit 7,2 × 3,6 m lichter Weite zu
teufen begonnen und zwar in gleicher Weise; auch hier benutzte man beim
Durchteufen von 11,6 m wasserführendem Sand das Haeuser'sche Verfahren des Ansteckens, jedoch nur zur Herstellung
eines Vorgesümpfes von 2,12 × 1,50 m lichter Weite; übrigens war die Sohle
sowohl im Vorgesümpfe als auch im Schachte vertäfelt, auch waren die
angesteckten Pfähle mehrfach mit Löchern von 1,5 cm durchbohrt, um das Wasser
aus dem Gebirge zu zapfen und so den Sohlendruck zu vermindern. Ausser den
eisernen Pfählen wurde zum Theil auch Wellblech zum
Anstecken verwendet, die einzelnen Tafeln waren 2 m lang und durch beiderseits
aufgenietete Zungen (a der Fig. 9) verstärkt,
welche wie die Zungen der Pfähle an dem einen Ende überstanden, dagegen ein
entsprechendes Stück des anderen Endes der Wellblechtafel frei liessen und so
zur Verbindung einzelner Sätze dienen konnten. An den Seiten und auch in den
Schachtecken greifen die Wellblechtafeln mit einer Rinne über einander; zum
Vordrücken mittels der Winde dient ein eisernes Aufsatzstück mit eingesetzten eisernen Bolzen, die sich in die Rinnen
des Wellbleches einlegen (vgl. Fig. 9). Uebrigens
ist auf diese „Wellblechauskleidung für Schächte“
G. Leinung in Leipzig unter Kl. 5 Nr. 60116 Patent ertheilt worden. Das
Abteufen ging ohne Störung bis in den trockenen thonigen Sand von statten, dann
konnte mit einfacher Getriebezimmerung weitergeteuft werden, ein Feld von 1,25 m
Höhe wurde in 2½ bis 3 Tagen fertig gestellt. Anfang August 1891 hatte man 23 m
Teufe erreicht.
Das Haeuser'sche Anstecken stellte sich wesentlich
billiger als das Niederbringen der Haase'schen
Rohre, die Herstellung von 1 qm Schachtfläche nach Haeuser erforderte nämlich 65 M. gegen 181 M. nach Haase'schem Verfahren. Die Lehrjöcher für das
Haeuser'sche Anstecken bestehen aus ⊔-Eisen und
sind in den Ecken durch aufgeschraubte Flacheisen verbunden.
Ueber den weiteren Verlauf der Schachtabteufen finden sich kurze Bemerkungen im
genannten Jahrbuche, 1892 S. 129 und 1893 S. 135.
Das Haeuser'sche Verfahren ist neuerdings bei den
Leipziger Braunkohlenwerken in Albersdorf bei Markranstädt zum Durchsinken einer
etwa 3 m mächtigen Schwimmsandschicht mit gutem Erfolge angewendet worden.Jahrbuch für das
Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen auf das Jahr 1894,
S. 116, und private Mittheilung.
Spundwand aus⊔- und⌶-Eisen von Obersteiger
Simon zu Gnadau (D. R. P. Nr. 64781).
In der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und
Salinenwesen im Preussischen Staate, 1893 Bd. 41 S. 48, beschreibt Schmeisser in Magdeburg die Verwendung einer
eisernen Spundwand im Schachte I der Braunkohlengrube Neue Hoffnung bei Pömmelte
im Bergrevier Magdeburg. Mit diesem waren
12,0
m
wasserführender Kies,
15,0
„
blauer Thon,
10,5
„
Schwimmsand,
dann über der Kohle noch dünne Lagen von Kalkstein und
Thon zu durchteufen.
Ein gemauerter Senkschacht war bis auf den blauen Thon niedergebracht worden,
ohne dass es jedoch gelungen war, einen wasserdichten Abschluss zu erzielen;
dieser musste vielmehr durch zwei senkrechte
Bohlenanstecken bewirkt werden. Dann teufte man in dem blauen Thon
unter Anwendung von Bolzenschrotzimmerung den Schacht weiter ab, erweiterte
hierbei den Schachtquerschnitt wieder bis auf das ursprüngliche Maass und
gedachte, den unter dem Thone anstehenden, 10,5 m mächtigen Schwimmsand unter
dem Schütze einer Haase'schen Rohrwand zu durchteufen. Das Ansetzen der letzteren
stiess jedoch auf mancherlei Schwierigkeiten und es war deshalb erwünscht,
behufs Erweiterung des betreffenden Schachttheiles die beiden senkrechten
Bohlenanstecken durch einen anderen wasserdichten, aber weniger Raum
beanspruchenden Ausbau zu ersetzen. Hierzu wurde die von Simon ersonnene Spundwand verwendet, deren Einzelheiten in Folgendem
bestehen. Zwei ∪-Eisen sind durch Streben und Nieten kästen artig mit einander
verbunden, an zwei Kastenseiten bleiben Längsschlitze frei, so dass
-Eisen derart eingeschoben werden können, dass die Flanschen sich
innerhalb zweier Eisenkästen befinden, während die Stege ausserhalb die
Spundwand fortsetzen. Die unteren Enden der sämmtlichen Eisentheile waren
zugeschärft.
Der Schacht wurde bis in den Mauercylinder hinein mit Kies zugeschüttet und auf
demselben die Spundwand zusammengestellt, die Führung wurde durch Eisenringe an
der Innenseite bewirkt. Die Bohlenanstecken wurden stückweise, der Breite der
einzelnen Eisentheile der neuen Spundwand entsprechend, weggestemmt und die
Eisentheile dann nachgeschoben. Nachdem das Eintreiben in den Thon gelungen war,
wurden die Hohlräume der Eisenkästen mit einer Mischung von Cement und Sand
angefüllt und später auch der Raum zwischen Spundwand und Mauerschacht mit Beton
ausgefüllt. Nach dessen Erhärtung war der Wasserabschluss völlig geglückt,
während früher
der Wasserzufluss 5,2 cbm in der Minute betragen hatte. Unter der Spundwand
konnte nun der gezimmerte Schacht ebenfalls erweitert werden, so dass es gelang,
die Haase'sche Rohrwand zweckentsprechend
zusammenzustellen und zum Eindrücken derselben überzugehen. Die Simon'sche Spundwand bietet die Möglichkeit eines
wasserdichten Abschlusses der Stösse vor
Freilegung des Schachtraumes.
Spundwand aus ⌶-Eisen nach
Jänicke.Preussische Zeitschrift für Berg-,
Hütten- und Salinenwesen, 1891 S. 96 und 1892 S.
426.
Textabbildung Bd. 295, S. 79
Fig. 12.Spundwand aus ⌶-Eisen nach Jänicke (Schachtecke).
Auf der Braunkohlengrube Anna bei Pulsberg, Bergrevier Cottbus, sollte eine 10 m
mächtige Schwimmsandschicht durch Herstellen einer Spundwand nach der aus Fig. 12 ersichtlichen Zusammenstellung von ⌶-Eisen
benutzt werden. Die einzelnen Eisenträger wurden entsprechend geführt und
mittels Ramme je 1 m tief der Reihe nach eingetrieben. Beim Ausschachten zeigte
sich jedoch, dass die Ecken nicht dicht schlössen, es musste daher das Verfahren
aufgegeben werden.
IV. Schachtabteufen unter Anwendung von Pressluft.
Die durch Triger im J. 1839 zuerst angewendete Methode,
dem Wasserdrucke durch Pressluft das Gleichgewicht zu halten und zu gleicher Zeit
das schwimmende Gebirge durch Zurückdrängen des Wassers abzutrocknen, erfordert
bekanntlichVgl. z.B. Serlo, Bergbaukunde, 4. Aufl. 1884 Bd. 1 S.
815, und Prof. Dr. Hermann Friedberg: Ueber die
Rücksichten der öffentlichen Gesundheitspflege auf das Arbeiten in
comprimirter Luft. D. p. J. 1872 205
500., dass die Arbeiter im Arbeitsraume unter dem angewendeten Luftdrucke – meistens nicht über 3 at
– die auszuführenden Arbeiten verrichten als: Lösen und Laden des Bodens in
Fördergefässe, Aufziehen der letzteren mit dem Haspel, unter Umständen Einbauen von
Tübbings. Die Ueberführung in den gewöhnlichen Luftdruck erfolgt allmählich in der
sogen. Luftschleuse, welche durch Mannlöcher einerseits
mit dem Arbeitsraume, andererseits mit dem übrigen Schachtraume in Verbindung
gebracht werden kann. Der Einfluss des höheren Luftdruckes auf den menschlichen
Organismus ist nach der körperlichen Beanlagung verschieden, doch treten als häufige
Erscheinungen Ohrensausen, Muskelschmerzen, zuweilen Lähmungen und Ohnmachten
auf.Wagner, Preussische Zeitschrift 1878 S. 213:
Ueber das Arbeiten in comprimirter Luft
u.s.w. Wenngleich Versuche ergeben haben, dass das durch
die Pressluft zurückgedrängte Wasser nur langsam, d.h. nach einigen Stunden in den
Arbeitsraum wieder eindringt, ist der naheliegende Versucha. a. O., S. 214., zwar die
Verdrängung des Wassers durch Pressluft zu bewirken, die Arbeiten jedoch dann bis
zum Wiedereindringen des Wassers in den Arbeitsraum unter gewöhnlichem Luftdrucke
ausführen zu lassen, wohl noch nicht gemacht worden.
Patent Sachse, Berlin (Kl. 5
Nr. 70532).Die Patentschrift
ist abgedruckt im Essener Glückauf, 1893 S.
942.
Bergrath Sachse schlägt in seinem Patente ein neues
Verfahren vor, bei welchem das Zurückdrängen des Wassers aus dem
schwimmenden Gebirge zwar mittels Pressluft geschehen soll, die durch Bohrlöcher
eingeleitet wird; das Abteufen auf der Schachtsohle soll jedoch durch Handarbeit
in gewöhnlicher Luft erfolgen. Es soll nämlich dem Schachtabteufen, wenn der
Wasserspiegel erreicht ist, ein Bohrloch mit Verrohrung 5 bis 6 m vorangehen,
nach Anbringung eines Verschlusses wird Pressluft eingeleitet, diese dringt in
das Gebirge ein und drängt zunächst in der Nähe des Bohrloches das Wasser
zurück; es soll dann die eingeebnete Schachtsohle mit Sackleinwand und
Eisenplatten belegt und dadurch das Austreten der übrigens nicht hoch gespannten
Pressluft verhütet, die letztere vielmehr gegen die Schachtstösse gewiesen
werden. Nachdem die Abtrocknung der Schachtsohle derart erfolgt ist, wird dann
abgeteuft und zwar etwa wie bei den sonstigen Vertäfelungsverfahren bei der
Getriebezimmerung immer nur unter einer Eisenplatte etwa 0,5 m tief. Nach dem
Fortschreiten des Abteufens auf etwa 3 m wird das Bohrloch vertieft und in
derselben Weise verfahren.
Praktische Erfahrungen und Erfolge bei Anwendung des Sachse'schen Verfahrens bleiben
abzuwarten.
V. Verschiedenes.
Nach dem Verfahren von K. Kubuschok (D. R. P. Kl. 5 Nr.
72167) soll bei Gruben, deren Hauptschacht nach einem bereits bekannten, aber
theueren Verfahren durch das schwimmende Gebirge bis auf die Lagerstätte oder
wasserundurchlässige Schichten geteuft ist, der für einen weiteren Schacht bestimmte
Schachtpunkt, falls schwimmendes Gebirge auch hier vorhanden ist, in
wasserundurchlässigen Schichten mittels einer Strecke unterfahren werden. Dann
sollen, bis auf diese, Bohrlöcher niedergebracht, auch verrohrt und in die Bohrrohre
Wasserableitungslutten von rechteckigem Querschnitte eingesetzt werden, deren
Wandungen mit verschiedenen Filtrirvorrichtungen versehen sind. Hierdurch wird
beabsichtigt, nach dem Ausziehen der Bohrrohre bei Zurückhaltung des Sandes das
Wasser der Strecke und den Wasserhaltungsmaschinen des Hauptschachtes zuzuführen,
den neuen Schacht aber in trockenem Sande mittels Getriebezimmerung ohne
Schwierigkeiten und billig niederzubringen. Der Ausführung des Vorschlages dürften
mancherlei Hindernisse begegnen.
Anwendung elektrischer Beleuchtung
beim Schachtabteufen.
1) Auf der Kohlenzeche Walkinschaw in Schottland wurde nach einer kurzen
Mittheilung im Essener Glückauf (nach dem Engineering and Mining Journal), 1893 S. 1342, beim
Abteufen eines runden Wetterschachtes eine über
Tage aufgehängte Bogenlampe von 4000 bis 5000 Kerzen Leuchtstärke
benutzt. Die Umdrehungszahl der Dynamomaschine war 1340 in der Minute bei 65
Volt elektromotorischer Kraft und 20 Ampère Stromstärke, was etwa 2
entspricht. Die Lampe befand sich in einem mit Schiebern versehenen
Eisenblechgehäuse und war mit Linse und Spiegel versehen, so dass das Licht nach
Erforderniss auf eine bestimmte Stelle des Schachtes gerichtet werden
konnte.
Der durchweg gemauerte Schacht hatte 3,96 m Durchmesser, erreichte eine Tiefe von
79,3 m und erhielt nur Einstriche zum Einbau eines Wetterscheiders. Das
elektrische Licht erhellte die Schachtsohle wesentlich stärker als die sonst
angewendeten Lampen und es erhöhte sich in Folge dessen die Arbeitsleistung. Die
Aufstellung der Lampe über Tage machte sie leicht zugänglich, auch konnte man
von über Tage bis auf die Schachtsohle sehen, sofern durch gute Ventilation der
Nebel und der Rauch vom Schiessen beseitigt waren.
2) Beim Abteufen des Schachtes II im Westfelde der Grube Dudweiler bei
SaarbrückenPreussische Zeitschrift für Berg-, Hütten- und
Salinenwesen, 1893 S. 202, und Mittheilung im Essener Glückauf, 1893 S. 1469.
wurde ebenfalls elektrische Beleuchtung angewendet; es befanden sich zwei
Glühlichter im 5,3 m weiten Abteufen des nach der Ausmauerung noch 4,5 m weiten
runden Wetterschachtes. Der Strom wurde von einer Dynamomaschine erzeugt, welche
ausserdem noch 5 Lampen über Tage versorgte, jede Lampe hatte 35 Normalkerzen
Lichtstärke. Die Beleuchtung durch Glühlampen wurde in diesem Falle gewählt, da
alte, ihrer Lage nach nicht genau bekannte Baue in schlagwetterführenden Flözen
zu durchteufen waren. Der Strom für die Lampen im Abteufen geht über Tage durch
gewöhnlichen Leitungsdraht, dagegen besteht die Leitung im Schachte aus einem
Kabel mit zwei best- isolirten Kupferdrähten. Letzteres ist auf einem Haspel
aufgewickelt und führt über Rollen zu den Lampen; um beim Drehen des Haspels
eine Stromunterbrechung zu verhüten, sind an demselben zwei Schleifringe für den
Contact angebracht. Die Lampen wurden in etwa 4 m Entfernung von einander
aufgehängt, waren unten mit ∪-förmigen Schutzglocken umgeben und oben mit
Blechschirmen als Reflectoren versehen. Die Kosten der ganzen von der Firma Siemens und Halske hergestellten
Beleuchtungsanlage, welche sich gut bewährte, betrugen einschliesslich
Betriebsmaschine 2250 M.
Ausbau von Schächten in
wasserführendem Gebirge mittels Cementsteinen.
Textabbildung Bd. 295, S. 80
Formsteine zum Ausbau von Schächten im wasserführenden Gebirge.
In der Oesterreichischen Zeitschrift, 1892 S. 348,
bespricht V. Waltl das der Cementwaarenfabrik von
Krutina und Möhle zu Malstatt bei Saarbrücken
(D. R. P. Kl. 5 Nr. 61681) patentirte Verfahren des Schachtausbaues mittels
Formsteinen; dasselbe wurde bisher mit Erfolg bei den königl. Steinkohlenwerken
des Saarreviers und bei einem Schachte von 5,25 m Durchmesser und 500 m Tiefe
des grossen Kaliwerkes zu Leopoldshall bei Stassfurt angewendet. Die Steine
erhalten 0,75 bis 1,0 m Höhe, im Uebrigen bei entsprechender Höhe und Tiefe und
700 bis 800 k Gewicht segmentartige Form, welche aus den Fig. 13 bis 15 ersichtlich ist.
An den Seitenflächen befinden sich Rinnen a,
an der Unterseite eine Wulst b und an der Oberseite
die Rinne c, die Bohrungen d d und f f dienen zur Einführung eines
Bolzens (Fig. 15)
und des Vorsteckers, mittels welcher ein bequemes Einhängen des Steines und
Lösen desselben vom Kabel nach dem Einbau möglich ist. Die Steine werden in
Verband gesetzt, die Fugen mit Cementmörtel gedichtet und der gegen das Gestein
etwa verbleibende Hohlraum mit Beton ausgefüllt. Die senkrechten Bohrungen
werden ebenfalls ausgefüllt, die wagerechten dienen unter Umständen nach
Einlegung passender Rohre zur Wasserzäpfung aus dem Gebirge. Bei stärkerer
Mauerung werden zwei Reihen Steine verwendet und ebenfalls gegen einander in
Verband gesetzt; zwischen beiden Reihen bleibt eine Fuge von etwa 100 mm Weite
offen, die mit Beton ausgestampft wird. Die Kosten dieses Schachtausbaues sollen
sich niedriger stellen als Mauerung aus Back- oder Hausteinen und auch als
Ausbau in Eisen.