Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. |
Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, S. 88 |
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Ueber Fortschritte in der
Spiritusfabrikation.
(Letzter Bericht 1894 Bd. 293 S. 20, 43,
70.)
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
I. Rohmaterialien und Malze.
Ueber die Anbauversuche der deutschen Kartoffelculturstation
im J. 1893 berichtet der Vorsteher der Station, v.
Eckenbrecher, in der Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 17 Ergänzungsheft S. 42. Die Versuche wurden in 19
Wirthschaften mit 17 Kartoffelsorten ausgeführt und erstreckten sich ausser auf den
Vergleich der einzelnen Sorten auch auf die Prüfung der Wirkung der
Chilisalpeterdüngung. Diese trat bald mehr, bald weniger deutlich hervor; im
Durchschnitt brachte die Gabe von 50 k Chilisalpeter pro Morgen ein Plus von 685 k
Knollen und von 114,5 k Stärke, obgleich der procentische Gehalt an Stärke um 0,8
Proc. deprimirt war. Hieraus ergibt sich aber, dass im Durchschnitt die Anwendung
von 50 k Chilisalpeter lohnend gewesen ist.
Von den untersuchten Sorten zeichneten sich besonders zwei Sorten von Richter, nämlich „Fortuna“ und „Professor
Maercker“ durch sehr hohe Erträge und hohen Stärkegehalt von
durchschnittlich 19 Proc. aus, während die Daber'sche Kartoffel,
trotzdem sie zum Theil sehr hohe Ernten gegeben hatte, doch von der Mehrzahl der mit
ihr zum Vergleich angebauten Sorten sowohl in der Production von Knollen, als von
Stärke pro Morgen übertroffen worden ist.
An derselben Stelle S. 86 erstattet H. Westermeyer den
Bericht über die durch F. Heine im J. 1893 zu Kloster
Hadmersleben ausgeführten vergleichenden Anbauversuche mit verschiedenen
Kartoffelsorten.
Ein Preisausschreiben, betreffend die Herstellung von
Kartoffelconserven im Massenbetrieb, wird in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 17 S. 9, angeregt. Es wird
ausgeführt, dass ein allen Ansprüchen genügendes Conservirungsverfahren, welches es
möglich macht, den bei reicher Ernte oft nicht rentabel zu verwerthenden Ueberschuss
für Zeiten der Missernte aufzubewahren, schon deshalb von grosser Bedeutung sein
würde, weil dadurch einer Einschränkung des Kartoffelbaues entgegengetreten werden
könnte. Eine Einschränkung des Kartoffelbaues müsse aber als ein grosser
wirthschaftlicher Nachtheil angesehen werden bei der grossen Bedeutung, welche die
Kartoffel in der Fruchtfolge des leichten Bodens besitzt. (Vgl. dazu die
Ausführungen Maerckers 1894 291 162.)
Die Grundzüge des Preisausschreibens würden etwa folgende sein können:
Es muss seitens der Preisbewerber ein Verfahren praktisch vorgeführt werden, welches
geeignet ist, Kartoffeln im Grossbetrieb in eine Dauerwaare umzuwandeln. Je nach
Bedarf müssen die Fabrikate zur menschlichen Ernährung, für Fütterungszwecke und zur
Verwendung in den landwirtschaftlichen Nebengewerben (Brennereien) verwerthbar sein.
Das zur menschlichen Ernährung bestimmte Fabrikat muss in seinem Geschmack und Aroma
bei verschiedenen Zubereitungsarten möglichst demjenigen der frischen Kartoffeln
nahe kommen. Besonderer Werth wird darauf gelegt, dass das Fabrikat ein
appetitliches Aussehen hat und dasselbe auch bei der Verwerthung in der Küche
beibehält. Das zur Verfütterung bestimmte Fabrikat muss die leichte Verdaulichkeit
der frisch, gekocht oder als Kartoffelsuppe verfütterten Kartoffeln besitzen. Das
als Maisersatz für Brennereien oder als Kornersatz für Presshefefabriken bestimmte
Fabrikat muss leicht verzuckerbar und vergährbar sein. Die nachzuweisenden
Herstellungskosten müssen so geringe sein, dass das im Jahre grosser Kartoffelernten
hergestellte Fabrikat in Jahren geringerer Ernte im Preise mit frischen Kartoffeln
concurriren kann.
Im Anschluss daran bringt dieselbe Zeitschrift S. 61 eine Uebersicht über die bisher bekannt gewordenen Verfahren zur Haltbarmachung und
Aufbewahrung von Kartoffeln. Man kann dieselben in zwei Gruppen eintheilen:
1) Conservirung der Kartoffeln durch Trocknen u.s.w., 2) Aufbewahrung der Kartoffeln
in rohem Zustande in Mieten bezieh. Einsäuern derselben. Das Conserviren durch
Trocknen kann stattfinden durch Behandeln der Kartoffeln mit heissem Wasserdampf und
heisser Luft, oder durch Behandeln mit chemischen Mitteln, oder aber durch besondere
eigenartige Methoden. Nach allen diesen drei Verfahren sind zahlreiche Versuche
gemacht, besonders mit dem Behandeln mit heissem Wasserdampf und heisser Luft, sowie
auch mit chemischen Mitteln, jedoch haben alle diese Verfahren bis jetzt nicht zu
dem gewünschten Ziel geführt und entsprechen nicht vollständig den
Anforderungen des Preisausschreibens.
Zur Frage der Bekämpfung der Kartoffelkrankheit durch
Kupferpräparate schreibt v. Eckenbrecher in
der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 17 S. 33.
Die Wirkung des in neuerer Zeit zur Bekämpfung der Kartoffelkrankheit empfohlenen
Mittels, der Behandlung der grünen Kartoffelpflanze mit Kupfervitriol, sei es durch
Bestäuben mit Kupfervitriolspeckstein oder durch Bespritzen mit
Kupfervitriolkalkbrühe (Bordelaiser Brühe), welches letztere Mittel übrigens
entschieden den Vorzug verdient, ist nach den damit angestellten Versuchen
unzweifelhaft eine sehr günstige, und eine um so günstigere, je rechtzeitiger die
Anwendung erfolgt. Die Sporen des Pilzes der Kartoffelkrankheit werden dadurch
getödtet, und während die nicht mit Kupfervitriol behandelten, von der Krankheit
befallenen Kartoffel pflanzen schnell absterben und deshalb nicht zur vollen
Knollenentwickelung kommen können, bleiben die damit behandelten Pflanzen grün und
sind vermöge ihres längeren Wachsthums im Stande, erheblich höhere Knollenerträge zu
produciren.
Vielfach ist die Frage aufgetaucht, ob diese Behandlung der Kartoffel nicht einen
nachtheiligen Einfluss auf das Wachsthum und den Ertrag ausübe. Zur Entscheidung
dieser Frage hat Frank im Verein mit Krüger Untersuchungen ausgeführt. Dieselben ergaben,
dass zwar Pflanzen, welche durch ungünstigen Standort (durch Hitze oder durch
Läusebefall, welcher durch die Kupferung nicht beseitigt wurde) geschwächt waren,
durch zu starke Kupfergaben geschädigt wurden, indem sie früher die Blätter
verloren, weniger lebhafte Transpiration zeigten und einen auffallend geringen
Ertrag an stärkeärmeren Knollen ergaben; andererseits konnte aber bei den Pflanzen,
an welchen die Bespritzung mit einer 2procentigen Kupfervitriolkalkbrühe nur
einmalig vorgenommen wurde, eine entschieden günstige Wirkung des Kupfers
nachgewiesen werden, welche sich nicht nur auf den Bau des Blattes, den
Chlorophyllgehalt des Blattes, die Assimilationsthätigkeit des Blattes, die
Transpiration der Pflanzen und die Lebensdauer des Blattes erstreckt, sondern es
fand sogar eine Steigerung im Knollenertrage und in der Stärkebildung statt. Diese
günstigen Beeinflussungen treten bei der Behandlung der Pflanzen nur mit Kalk im
Allgemeinen etwas hervor, meist jedoch nur unbedeutend, so dass das Kupfer in der
Bordelaiser Brühe als wesentlicher Factor angesehen werden muss. Die Wirkung des
Kupfers ist diejenige eines Reizmittels, sie ist ein neuer Culturfactor, woraus sich
ergibt, dass die Kupferbehandlung der Kartoffeln in jedem Jahr, auch ganz unabhängig
von der Phytophtora infestans, rationell ist. In den Knollen der mit Kupfer
behandelten Kartoffeln war keine Spur von Kupfer nachweisbar, so dass eine
gesundheitsschädliche Wirkung ausgeschlossen ist. Auch das Einbeizen der Saatknollen
in Kupfervitriolkalkbrühe war von günstigem Erfolg, indem die Pflanzen rascher
aufgingen und einen ansehnlichen Mehrertrag brachten, denn es betrug die Ernte aus
10 Stunden gebeizten Knollen 5,1 k, aus 20 Stunden gebeizten 6,2 k, während die
ungeheizte Saat nur 4,5 k ergab.
Ueber die Ergebnisse der Preisbewerbung zur Herstellung des
besten Roggen- und Weizenmalzes berichtet Heyduck in der Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 17 Ergänzungsheft S. 26. Es waren 24 Proben
Roggenmalz und 3 Proben Weizenmalz eingegangen. Die Untersuchung dieser Malze,
welche sich auf das Verzuckerungsvermögen, das Hektolitergewicht, den Gehalt an
Gesammtproteïn und löslichem Proteïn erstreckte, wurde von dem Verfasser in
Gemeinschaft mit Goldiner ausgeführt. Für das
Verzuckerungsvermögen werden wiederum relative Zahlen angeführt, derart, dass das
höchste Verzuckerungsvermögen der untersuchten Malze mit der Zahl 100 bezeichnet
wird.
Roggenmalze. Die Verzuckerungskraft liegt zwischen sehr
weiten Grenzen, nämlich zwischen 100 und 45, also wie es beim Gerstenmalz früher
festgestellt war, und der Grund für diese Schwankungen ist auch beim Koggenmalz die
verschiedenartige Beschaffenheit des Malzgutes, welche von maassgebendem Einfluss
auf die Verzuckerungskraft des Malzes ist. So wichen die verarbeiteten Roggen im
Gewicht und in der Korngrösse sehr bedeutend ab, das Hektolitergewicht lag zwischen
65 und 75 k. Von 24 Proben waren 23 Winterroggen und 1 Sommerroggen. Letzterer, sehr
kleinkörnig und leicht, hatte das beste Malz geliefert; sonst konnte aber zwischen
der Korngrösse bezieh. der Schwere des Kornes und der diastatischen Wirkung eine
bestimmte Beziehung nicht festgestellt werden. Dagegen zeigte sich auch beim Roggen
von grosser Bedeutung für die Verzuckerungskraft des Malzes der Proteïngehalt und
insbesondere der Gehalt an löslichem Proteïn. So besass der Sommerroggen, welcher
das wirksamste Malz geliefert hatte, den höchsten Proteïngehalt, nämlich über 14
Proc. Aber auch bei dem Winterroggen trat dieselbe Uebereinstimmung hervor, denn die
6 wirksamsten Malze mit der Verzuckerungskraft zwischen 100 und 80 hatten im
Durchschnitt einen Proteïngehalt von 13 Proc. Die übrigen 18 Malze, deren
Verzuckerungskraft zwischen 75 und 45 lag, hatten einen Proteïngehalt von 11 Proc.
Der Gehalt an löslichem Proteïn betrug bei dem besten Malz 6,5 Proc. Während bei der
Gerste sich gezeigt hatte, dass die kleinkörnigen leichten Gersten die
proteïnreichsten sind, und daher auch besonders gut als Malzgerste sich eignen,
konnte bei dem Roggen eine derartige Beziehung zwischen Proteïngehalt und Grösse
bezieh. Schwere des Kornes nicht gefunden werden, und demnach erwies sich auch das
Hektolitergewicht oder die Korngrösse nicht als maassgebend für die diastatische
Wirkung des Malzes.
In Betreff der Keimentwickelung waren alle Keime länger ausgewachsen als diejenigen
der Malze bei den früheren Preisausschreiben, denn bei 14 Proben betrug die Länge
des Blattkeimes über Kornlänge bis zur zweifachen, in zwei Fällen sogar bis zur
dreifachen Kornlänge. Die wirksamsten Malze waren die lang gewachsenen und zu
gleicher Zeit auch stickstoffreichsten. Bemerkenswerth ist besonders das zweitbeste
Malz, welches am längsten gewachsen war, da der Blattkeim die zwei- bis dreifache
Kornlänge und der Wurzelkeim bis zur fünffachen Kornlänge besassen. Im Proteïngehalt
wurde dieses Malz von weniger wirksamem aber übertroffen. Hieraus ergibt sich, dass
in dem vorliegenden Falle die stark verzuckernde Wirkung hauptsächlich auf das
starke Auswachsen zurückzuführen ist, wie sich überhaupt die bei Gerste gemachte
Beobachtung wieder bestätigte, dass die Keimentwickelung die Verzuckerungskraft des
Malzes günstig beeinflusst.
Der Roggen wird häufig mit Gerste zusammengemälzt, und es ist dieses auch sehr
vortheilhaft, da Roggen allein sehr fest liegt und sich leicht stark erhitzt,
andererseits auch beim Wenden leicht Keime abgebrochen werden. Beide Uebelstände
werden durch das Zusammenmälzen von Roggen und Gerste vermieden, wobei jedoch zu
beachten ist, dass das Weichen getrennt erfolgen muss, da die Gerste eine längere
Weichzeit erfordert als der Roggen. Die Vergährung und Ausbeute wird in der Praxis
bei Roggenmalz als ebenso gut wie bei Gerstenmalz bezeichnet, und diese Beobachtung
wird durch die Untersuchung der Malze durchaus bestätigt.
Weizenmalz. Da nur drei Proben eingegangen waren, wurden
für die vergleichenden Untersuchungen noch einige andere Malze herangezogen. Das
Verzuckerungsvermögen schwankte auch hier bedeutend; es betrug bei den beiden besten
Malzen 100 und 93, bei dem dritten 58 und bei einem Braumalz sogar nur 49. Die
Beschaffenheit des Weizens war auch eine verschiedene, indem sowohl weisser wie
gelber Weizen zur Verwendung gelangt war. Das beste Malz hatte der weisse Weizen
geliefert. In Betreff des Proteïngehaltes trat wieder die bekannte Beziehung hervor;
es betrug der Proteïngehalt der besten Malze 15 bis 13 Proc. und der Gehalt an
löslichem Proteïn 5,5 bis 3,5 Proc., während das am wenigsten wirksame Braumalz nur
2,8 Proc. lösliches Proteïn besass. Der Einfluss der Keimentwickelung trat ebenso
wie beim Roggenmalz hervor und ergibt sich besonders aus dem einen Fall, wo aus ein
und demselben Weizen ein lang gewachsenes Malz mit der 1,5fachen Kornlänge des
Blattkeimes und andererseits ein kurz gewachsenes, bei welchem der Blattkeim nicht
ganz die Kornlänge besass, bereitet war. Die Verzuckerungskraft betrug bei dem lang
gewachsenen Malze 100, bei dem kurz gewachsenen nur 87 und ferner bei dem Braumalze,
dessen Blattkeimlänge höchstens ein Drittel der Kornlänge betrug, nur 49.
Im Anschluss an diese Mittheilungen erörtert der Verfasser noch die praktisch
wichtige Frage, in welchem Verhältniss die Zunahme der Verzuckerungskraft zu dem
Verluste an Trockensubstanz bei längerem Auswachsen des Malzes steht. Zur
Entscheidung wurde ein Versuch mit leichter Gerste ausgeführt, aus welcher ein sehr
stark ausgewachsenes Malz mit fünffacher Kornlänge des Blattkeimes und ein weniger
ausgewachsenes mit zweifacher Kornlänge hergestellt wurde. Der Substanzverlust des
Getreides betrug bei dem lang ausgewachsenen Malz beinahe 17 Proc., bei dem kurz
gewachsenen nur 6,5 Proc., die Verzuckerungskraft bei letzterem 63, wenn man
diejenige des lang gewachsenen Malzes mit 100 bezeichnet. Bezieht man nun die
Verzuckerungskraft auf das ursprünglich angewandte Getreide, indem man also die
Frage stellt, wie viel Diastase oder verzuckernde Wirkung aus einer gewissen Menge
Getreide erzielt werden kann, so ergibt sich statt des obigen Verhältnisses von 100
: 63 ein solches von 90 : 63, woraus hervorgeht, dass die Zunahme des
Verzuckerungsvermögens den Verlust an Getreide nicht nur ersetzt, sondern noch so
stark überwiegt, dass es für Brennereizwecke immer von Vortheil bleiben wird, das
Malz so viel als irgend möglich auswachsen zu lassen.
Endlich wird noch die Frage erörtert, in welchem Verhältniss die Verzuckerungskraft
von Gerstenmalz, Roggenmalz und Weizenmalz zu einander steht, zu deren Lösung die
bei dem Gerstenmalz früher erhaltenen Zahlen herangezogen werden können. Aus diesem
Vergleich ergibt sich, dass im Allgemeinen die Malze der drei Getreidearten gleichwertig sind.
Endlich wurden mit den Malzen aus Roggen und Weizen noch zwei lang ausgewachsene
Gerstenmalze verglichen, welche sich mit einem Verzuckerungsvermögen von 121 und 105
allen Roggen- und Weizenmalzen überlegen erwiesen und also zeigen, wie sehr die
Verzuckerungskraft durch langes Auswachsen gesteigert werden kann.
Die allgemeinen Resultate, die das Preisausschreiben in Verbindung mit den früheren
Preisausschreiben ergeben hat, lassen sich kurz in Folgendem zusammenfassen:
Von hervorragender Wichtigkeit für die Verzuckerungskraft der Malze ist der Gehalt
des Malzgetreides an Proteïn, und zwar ganz besonders an löslichen Proteïnstoffen.
Ferner ist das Wachsthum des Malzes von entschiedener Wichtigkeit; ein längeres
Auswachsen des Malzes erhöht die verzuckernde Wirkung aller drei Malzarten in
gleicher Weise. Endlich hat sich ergeben, dass die drei Getreidearten, Gerste,
Roggen und Weizen, zur Erzeugung eines Malzes von höchster Verzuckerungskraft gleich
gut geeignet sind.
II. Dämpfen und Maischen, III. Gährung der Hefe.
Ueber Effront's neues Verfahren der Hefeführung unter
Anwendung von Flussäure ohne Malz und ohne Säuerung berichtet Maercker in der Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 17 Ergänzungsheft S. 21. Der Verfasser gibt ein Bild
über den bisherigen Stand der Flussäurefrage. Die Hauptmomente, welche zu Gunsten
dieses Verfahrens in Betracht kommen, sind: 1) die Tödtung der Bakterien, 2) die
Beförderung des diastatischen Processes, also der Zuckerbildung, und 3) die Anregung
der Gährthätigkeit der Hefe. Die Kehrseite des Verfahrens ist die Verzögerung der
Gährung; dieselbe setzt bei Anwendung von Flussäure später ein, die Angährung dauert
länger, die Hauptgährung verläuft nicht mit der gleichen Intensität, wofür
allerdings eine gut und schön verlaufende Nachgährung eintritt. Immerhin bringt
diese Verzögerung der Gährung mitunter Nachtheile, weil es unter bestimmten
Verhältnissen nicht gelang, in der durch das Steuergesetz bestimmten Gährfrist von 3
Tagen die Gährthätigkeit der Hefe so zu führen, dass aller Zucker vergohren war.
Ein fernerer Uebelstand ist der, dass die Flussäure nicht nur ein Bakteriengift,
sondern unter Umständen auch ein scharfes Hefegift ist, und diese Beobachtung blieb
zunächst unaufgeklärt. In einer Brennerei war z.B. eine Gabe von 10 g Flussäure auf
1 hl von grossem Nutzen, in einer anderen von grossem Schaden, und es stellten sich
daher häufig Ungleichmässigkeiten heraus, welche die Anwendung der Flussäure als
nicht unbedenklich erscheinen liessen und die Ursache waren, dass dieses an und für
sich sehr nützlich wirkende Antisepticum nicht die allgemeine Einführung gefunden
hat. Nur als Regulator für den Betrieb hat man den Werth der Flussäure allgemein
anerkannt, denn überall, wo der Betrieb mangelhaft war, war die Anwendung der
Flussäure am Platze.
Die Flussäurefrage ist nun aber in ein ganz neues Stadium getreten und diese Frage
hängt zusammen mit den Anpassungserscheinungen, mit dem Darwinismus. Effront hatte vielfach versucht, die Flussäure auch für
die Hefebereitung anzuwenden, musste dieses aber bald aufgeben, weil sich die Hefe
ausserordentlich empfindlich gegen kleine Flussäuregaben zeigte, so dass man
sich auf die Anwendung der Flussäure zum Reinhalten der Maische beschränken musste.
In einzelnen Fällen war aber die Beobachtung gemacht, dass die Hefe auch grosse
Mengen von Flussäure vertragen könnte, ja dadurch sogar in ihrer Thätigkeit sehr
gestärkt wurde, und aus diesen Beobachtungen gewann Effront die Ueberzeugung, dass verschiedene Heferassen eine sehr
verschiedene Verträglichkeit für verschiedene Flussäuremengen besitzen. Er stellte
nun Versuche an, um die Hefe an die Flussäure allmählich zu gewöhnen, und diese
Versuche führten, von kleinen Mengen Flussäure ausgehend und langsam mit der Gabe
steigend, zu dem gewünschten Resultat, denn es gelang auf diese Weise nicht nur, die
eine oder andere, sondern jede beliebige Heferasse im Laufe der Zeit an die
Flussäure so zu gewöhnen, dass schliesslich sogar die enorme Menge von 500 g
30procentiger Flussäure auf 1 hl von der Hefe vertragen werden konnte. Es zeigte
sich nun aber, dass eine derartig an Flussäure gewöhnte Hefe auch nur in einer
flussäurehaltigen Maische eine gute Gährung bewirken kann, während sie in einer
flussäurefreien Maische sehr schlecht arbeitet. Diese Beobachtung wurde durch
Versuche von Cluss bestätigt und z.B. gefunden, dass
die Flussäurehefe in einer mit Flussäure versetzten Maische eine Vergährung bis auf
0,40 hervorbrachte, während dieselbe Hefe in einer flussäurefreien Maische nur bis
auf 4,6 zu vergähren vermochte. Weitere Untersuchungen zeigten nun, dass man zur
Erzielung guter Gährung der Maische halb so viel Flussäure zusetzen muss, als die
Hefe enthielt, eine grössere Menge Flussäure schadet zwar nichts, ist aber nicht
nothwendig. Will man jedoch aus besonderen Gründen der Maische noch mehr Flussäure
geben als der Hefe, so würde dieses wiederum einen Rückschlag geben; man muss in
diesem Falle dann die Hefe erst an die grössere Menge gewöhnen. Durch die Anwendung
der Flussäure leidet allerdings die Vermehrungskraft der Hefe, jedoch gährt die mit
Flussäure gezüchtete Hefe weit energischer als eine grössere Menge ohne Flussäure
gezüchteter Hefe; es kommt also nicht auf die Anzahl der Hefekügelchen an, sondern
darauf, welche gährungserregende Kraft die einzelnen Hefekügelchen besitzen. Von Cluss wurden nun im Laboratorium der Versuchsstation
Halle Versuche mit einer von Effront aus Belgien
bezogenen Flussäurehefe ausgeführt, welche ein ausserordentlich günstiges Resultat
für diese Hefe ergaben. Zum Vergleich diente eine gute Brennereihefe. Es zeigte
sich, dass nur am ersten Tage die Brennereihefe etwas mehr Alkohol ergeben hatte als
die, wohl durch den langen Transport etwas angegriffene Flussäurehefe. Bei allen
anderen Versuchen und schon am nächsten Tage war jedoch die Flusssäurehefe der
Brennereihefe weit überlegen; es wurden z.B. am zweiten Tage erhalten mit der
Flussäurehefe 10,2 Proc. gegen 9,5 Proc., am dritten Tage 10,2 Proc. gegen 9,2
Proc., am vierten Tage 11,0 Proc. gegen 10,3 Proc., und selbst als die Flussäurehefe
14 Tage lang sehr ungünstigen Verhältnissen ausgesetzt war und die Versuche dann
wieder aufgenommen wurden, lieferte sie 11,2 Proc. gegen 10,7 Proc., ferner 10,9
Proc. gegen 9,9 Proc., also durchweg ein bedeutend höheres Resultat als die
Brennereihefe.
Diese neue Art der Anwendung der Flussäure ist nicht zu identificiren mit der alten
Art, denn sie beruht auf einem absolut wissenschaftlichen Princip, auf dem der Anpassung und der
Ausnutzung dieser Anpassungserscheinungen für die Gährthätigkeit. Die Vortheile
einer derartigen Anwendung der Flussäure liegen darin, dass die Hefebereitung sich
danach ausserordentlich einfach gestaltet, so einfach, dass sie gar nicht mehr
missglücken kann. Man nimmt auf 100 l Maischraum 5 l süsse Maische als Hefegut,
versetzt diese Maische bei 30° mit derjenigen Flussäuremenge, an welche sich die
betreffende Hefe einmal acclimatisirt hat, und thut 1 l Mutterhefe hinzu, lässt das
Hefegut bis zum nächsten Tage warm und mit starker Vergährung vergähren und hat dann
die Hefe für den nächsten Tag fertig. Man braucht nicht mit Malz einzumaischen,
braucht nicht sorgfältig zu controliren, dass die Temperatur von 56° im Hefegut
erreicht, aber auch nicht überschritten werde, braucht nicht genau auf 40°
abzukühlen und eine Milchsäuregährung einzuleiten, denn diese ist absolut
überflüssig; die Milchsäure wird durch die Flussäure ersetzt. Die Aufgabe der
Milchsäure ist ja keine andere als die der Flussäure, nämlich die Bakterien
niederzuhalten. Man braucht nicht genau die Temperatur von 40° bei der Säuerung
lange einzuhalten, braucht nachher nicht wieder zu erwärmen, um die Bakterien
abzutödten, nicht abzukühlen; man kommt über alle todten Punkte bei der
Hefebereitung ganz von selbst hinweg und braucht für die Hefebereitung überhaupt
kein Malz. Letzteres ist ja jetzt kein sehr wichtiger Gegenstand mehr, weil die
Hefe, die man für Dickmaischen bereitet, ohnehin schon verhältnissmässig wenig Malz
gebraucht; aber hier braucht man gar kein Malz. Durch die Anwendung der Flussäure
wird also eine der schwierigsten Operationen der Spiritusfabrikation, die
Hefebereitung, zu einer lächerlich einfachen Operation zusammengedrängt, an der im
Grunde nichts mehr zu verfehlen ist.
Es bleibt noch zu erörtern, wie sich zu diesem Verfahren die Hefereinzucht stellt,
und es unterliegt keinem Zweifel, dass ein Gegensatz zwischen der Hefereinzucht und
der Anwendung der Flussäure nicht besteht, denn es ist sehr wahrscheinlich, dass die
gährungsfähigste Heferasse, die man durch die Reinzucht gewonnen hat, auch die
besten Resultate unter dem Schütze der Flussäure geben wird. Ferner würde es, wenn
sich die Anwendung der Flussäure bewährt, sehr leicht und einfach sein, dass von der
Hefereinzuchtanstalt eine Reinzuchthefe in einem bestimmten Flussäureklima gezüchtet
und bekannt gegeben wird, mit welcher Flussäuremenge die Hefe zu führen ist. Cluss machte auch den Versuch, die Hefe einfach durch
Ueberschöpfen von 1/10 Volumen der Maische fortzuführen, und auch diese Versuche verliefen
befriedigend. Der Verfasser will den mitgetheilten Laboratoriumsversuchen keine zu
grosse Tragweite beimessen, weist aber darauf hin, dass im Auslande von Effront bereits an zahlreichen Stellen nach seinem
neuen Verfahren gearbeitet wird, und ist der Ansicht, dass, wenn überhaupt ein
wissenschaftlicher Versuch eine Grundlage für weitere Beobachtungen sein kann, dann
diese Grundlage hier vorliegt, und dass man sich der Prüfung des neuen Verfahrens
nicht werde entziehen können. Delbrück spricht im
Anschluss hieran die Befürchtung aus, dass ebenso wie die Hefe auch die Spaltpilze
sich an die Flussäure gewöhnen und dann später in der Maische zur Entwickelung
kommen könnten. Bei dem Reinzuchtverfahren liege diese Gefahr nicht vor, weil
durch das Anwärmen des sauren Hefegutes periodisch die Spaltpilze getödtet werden.
Maercker kann sich diesen Befürchtungen nicht
anschliessen, denn bei den Versuchen von Cluss ist die
von Effront bezogene Mutterhefe fortgesetzt gezüchtet
worden und eine Ueberwucherung der Spaltpilze hat nicht stattgefunden, denn am
letzten Tage war die Säuerung ebenso niedrig wie am ersten Tage. Wenn also in 3
Monaten eine Gewöhnung der Bakterien nicht stattgefunden hat, so ist jedenfalls zu
schliessen, dass es sehr lange dauern wird, bis dieser Fall eintreten könnte. Wenn
aber wirklich nach langer Zeit einmal ein Ueberwuchern der Bakterien stattfände, so
wäre dies auch kein Unglück, man könnte dann die Bakterien durch einmaliges Erhitzen
abtödten, oder aber eine neue Hefe von der Hefereinzuchtanstalt beziehen. Er glaube
aber nicht, dass ein Ueberwuchern überhaupt eintreten werde. Cluss spricht die Ansicht aus, dass das Schlechterwerden der Gährung, wenn
eine Flussäurehefe in eine Maische ohne Flussäure kommt, und das Auftreten der
Bakterien alsdann wohl eine secundäre Erscheinung ist, welche sich dadurch erklärt,
dass die an Flussäure gewöhnte Hefe, wenn sie in ein fremdes Medium kommt, schwach
wird, so dass alsdann die Bakterien aufkommen können. Es ist also nicht die
mangelnde antiseptische Wirkung der Grund, sondern vielmehr der Umstand, dass die
Hefe in dem fremden Medium nicht mehr arbeiten kann.
Interessante Mittheilungen über die in Amerika auf dem
Gebiete der Spiritusfabrikation gemachten Beobachtungen bringt Delbrück in der Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 17 Ergänzungsheft S. 24. Er bespricht zunächst die
Frage, ob sich die Malzverzuckerung durch die japanische
Pilzverzuckerung ersetzen lässt. Bekanntlich hat Takamine einen Pilz entdeckt, welcher ein hohes Verzuckerungsvermögen
besitzen und im Stande sein soll, das Malz zu ersetzen. In Peoria existirt eine
grosse Anlage zur Züchtung dieses Pilzes und zur Behandlung desselben für
Verzuckerungszwecke, und aus den Angaben, welche dem Verfasser gemacht wurden, ging
unzweifelhaft hervor, dass man bereits monatelang nach diesem Verzuckerungsverfahren
gearbeitet hatte. Ueber das Verfahren, wie dieser Pilz angewendet und vermehrt wird,
ist Folgendes zu sagen:
Die Erfinder haben nicht bloss die Absicht, diesen Pilz in das Brennereiwesen
einzuführen, sondern ihn auch für andere Zuckerbildungszwecke zu verwenden, wie z.B.
zur Brauerei. Der Pilz kann nicht nur, wenn er frisch ist, angewendet werden,
sondern er kann gedarrt und als Dauerwaare versendet werden. Die Züchtung wird in
der Weise ausgeführt, dass eine passende Nährunterlage, wie z.B. in Japan Reis,
sterilisirt wird durch Dampfbehandlung und dass die abgekühlte Masse mit den Pilzen
inficirt wird, indem man die Sporen des Pilzes aussäet. Dann entwickelt sich der
Pilz so schnell, dass in wenigen Tagen das ganze Material mit einem dichten
Schimmelrasen bedeckt wird. Allmählich kommt es so weit, dass die Sporenköpfchen
sich bilden wollen. Bevor dies eintritt, wird das Schimmelmalz verwendet. Dies kann
so geschehen, dass es mit Wasser ausgelaugt und dieser Wasserauszug der Maische als
Verzuckerungsmittel zugesetzt wird, oder es kann so geschehen, dass die
Pilzwucherung auf passend angeordnete Trockenapparate gebracht wird, um danach ohne
weiteres, oder auch mit Wasser ausgelaugt, verwendet zu werden. Der Verfasser
versuchte nun mit einer aus Peoria mitgebrachten Probe von Sporen dieses Pilzes die
Frage zu lösen, ob dieser Pilz in der That, wenn er richtig behandelt wird, im
Stande ist, dasselbe zu leisten wie das Malz, ob also die Umwandelung der Stärke so
vollkommen ist, dass eine vollkommene Vergährung erzielt werden kann, ferner, ob der
Pilz die Fähigkeit, eine Nachwirkung auszuüben, besitzt. Zunächst musste für das
Malz die noch offene Frage entschieden werden, ob die Diastase des Malzes in der
That im Stande ist, die Stärke so vollkommen umzuwandeln, dass bei einer absolut
reinen Gährung das theoretisch zu berechnende Quantum Alkohol erzeugt wird. Zu
diesem Zweck wurde verkleisterte Stärke mit Grünmalz verzuckert und mit Reinhefe
Rasse II zur Gährung angestellt. Unter Berücksichtigung der Pasteur'schen und von Jodlbauer bestätigten
Angaben, wonach bei der Vergährung etwa 95 Proc. des Zuckers der alkoholischen
Gährung anheimfallen, gelang es leicht, die theoretische Ausbeute an Alkohol und
Kohlensäure in 4tägiger Gährung zu erlangen. Die Versuche verliefen so regelmässig,
dass man sagen kann, eine Vergährung mit reiner Hefe unter Mitwirkung der
Malzdiastase ist ein Mittel zur Bestimmung des Stärkegehaltes nicht nur in reinem
Kartoffelmehl, sondern auch in einer Frucht, wie Mais oder Kartoffeln. Es gelingt
bei dieser Reingährung in 50stündiger Gährthätigkeit mit Gleichmässigkeit und
Sicherheit zu einem Resultat zu kommen. Die gleichen Versuche mit dem Pilze stiessen
zunächst auf einige Schwierigkeiten, als jedoch etwas Milchsäure zugesetzt wurde,
verliefen die Versuche sehr glatt und führten zu dem Resultate, dass der japanische
Verzuckerungspilz ebenfalls im Stande ist, das Stärkemehl der Theorie entsprechend
zu verzuckern, dass derselbe also concurrenzfähig mit dem Malze ist. Ob er technisch
so billig hergestellt werden kann, dass es zweckmässig erscheint, ihn statt des
Malzes einzuführen, muss der Zukunft überlassen bleiben; jedenfalls erscheint die
Sache einer Prüfung im Grossen werth.
Weiter berichtet der Verfasser über die wilde Hefe aus
Peoria, In den amerikanischen grossen Brennereien besteht noch ein
Hefebereitungsverfahren, anscheinend ganz primitiver Art. Man wendet dort nicht
Presshefe oder etwa Reinzuchthefe an, sondern benutzt wilde Hefe in der Weise, dass
eine gehopfte Malzmaische bereitet wird, die man an der Luft ohne jeden Zusatz,
lediglich durch die aus der Luft hereinfallende Hefe, in Naturgährung übergehen
lässt. Von dieser gährenden Masse wird auf andere Malzmaischen übertragen und durch
Fortsetzung dieses Verfahrens kommt man zu einer leistungsfähigen Stellhefe. Bei
Beginn der Campagne wird ebenfalls in der angedeuteten Weise wilde Hefe eingefangen.
Der Umstand, dass man dieses uralte Verfahren dort beibehält, bringt den Verfasser
darauf, festzustellen, dass es in der That auch andere Systeme gibt, Heferassen
auszuwählen, als das System der Auswahl mittels des Mikroskops, mittels Auswahl der
einzelnen Zellen, die man zur Fortpflanzung wählt; und zwar bestehen die anderen
Systeme darin, dass man ein Klima für die Hefezucht wählt, welches so beschaffen
ist, dass nur Heferassen, welche zu dem hohen Alkoholgehalt passen, einen hohen
Säuregehalt ertragen, sich fortpflanzen, während die schwächeren ausgeschieden
werden, und in der That ist das die Natur dieses Verfahrens. Bekanntlich hat auch
Hesse in seinem Verfahren diesem Gedanken
ausführlich Ausdruck gegeben. Bei diesem Verfahren müssen gewisse Wirkungen, die
vielleicht Geheimniss sind, theilweise benutzt werden, welche hervorbringen, dass
aus dem Hefegemisch, welches in der Wildniss eingefangen wird, durch passenden
Säuregehalt, hohen Vergährungsgrad, Zusatz von Antiseptica, diejenigen Pilze,
Spross- oder Spaltpilze, ausgeschlossen werden, welche das angewandte Klima nicht
ertragen können, und dass nur die aller widerstandsfähigsten erhalten werden. Sonst
wäre es undenkbar, dass damit etwas geleistet werden könnte.
Zum Schlusse macht der Verfasser noch auf eine französische Publication aufmerksam,
welche nachweist, dass die verschiedenen Hefearten als Nebenproduct Aldehyd liefern,
von dem Windisch nachgewiesen hat, dass es ein
hervorragendes Spaltpilzgift ist. Es gibt also Hefen, welche Pilzgifte erzeugen, die
ihnen selbst nicht schädsich sind. Daraus geht hervor, dass diejenigen Hefen, welche
gerade in sehr unreinen Gährungen lebenskräftig bleiben und als Sieger hervorgehen,
die besten sein müssen. Wenn es gelingen sollte – und das muss die Aufgabe sein –,
unsere Hefe II zu ersetzen durch eine gegen Spaltpilze unempfindliche Hefe, welche
selbst ein Spaltpilzgift erzeugt und sich selbst vertheidigt, dann, glaubt der
Verfasser, wird man noch zu viel besseren und sicherern Resultaten kommen, als die
beachtenswerthen sind, welche bis jetzt schon erreicht sind.
(Fortsetzung folgt.)