Titel: | Ueber Leistenapparate für Webstühle. |
Autor: | Glafey |
Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, S. 149 |
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Ueber Leistenapparate für Webstühle.
Mit Abbildungen.
Ueber Leistenapparate für Webstühle.
Die gleichzeitige Herstellung mehrerer neben einander liegender Gewebe auf einem
Webstuhl, der keine einzelnen Gänge enthält, wie der Bandwebstuhl, ist sehr alten
Datums. Die ersten Angaben hierüber befinden sich, so weit nachweisbar, in dem
englischen Patent Nr. 2992 A. D. 1806 von Williamson.
Nach dem Inhalt desselben stellt der Erfinder zwei Gewebe neben einander in der
Weise her, dass er in der Mitte des Stuhles zwischen zwei Kettenfadensystemen noch
eine besondere Schützenschlagvorrichtung anbringt. Stühle dieser Art haben, obgleich
sie die Anfertigung zweier Gewebe mit beiderseitigen festen Sahlleisten ermöglichen,
in Folge der grossen Ausdehnung und Complicirtheit eine Verwendung nicht
gefunden.
Textabbildung Bd. 295, S. 149
Leistenapparat von Ashworth und Oldham.
Nach Williamson's Erfindung versuchte man die
gleichzeitige Herstellung mehrerer Gewebe neben einander in der Weise, dass man
einzelne Riete im Blatt frei von Kettenfäden liess, und die hier frei liegenden,
über die ganze Breite des Webstuhles laufenden Schussfäden dann mittels einer
geeigneten Schneid Vorrichtung theilte. Dieses Verfahren ist sehr einfach und wird
noch heute angewendet, hat aber den Nachtheil, dass die entstehenden Gewebe an der
inneren Seite keine feste Kante (Sahlleiste) haben.
Die erste Vorrichtung zur Bildung von Sahlleisten an den innen liegenden Kanten von
neben einander gearbeiteten Geweben stammt aus der Mitte dieses Jahrhunderts und
wurde im J. 1852 an Townend durch das englische Patent
Nr. 14158 A. D. 1852 geschützt. Diese Vorrichtung zeigte in ihren wesentlichen
Theilen die gleiche Einrichtung wie ein Theil heute noch verwendeter
Sahlleistenapparate, entsprach jedoch den an sie gestellten Anforderungen in
vielen Fällen nicht und wurde deshalb im Laufe der Jahre vielfachen Umgestaltungen
unterworfen. Neben diesen Vorrichtungen, welche die inneren Randfäden der
Gewebebahnen gazebindig abbinden und dann die Schussfäden zerschneiden, hat seit dem
Jahre 1857 eine Klasse von Leistenapparaten weitere Ausbildung erfahren, welche die
zwischen den beiden Gewebebahnen flott liegenden Schussfäden zerschneiden und die
freien Fadenenden in das Fach derart einführen, dass dieselben beim Fachwechsel
eingebunden werden.
Textabbildung Bd. 295, S. 149
Leistenapparat von Ashworth u. Oldham.
Die Fig. 1 bis 7 veranschaulichen einen
derartig vervollkommneten Leistenapparat, welcher Gegenstand des englischen Patents
Nr. 14474 aus dem Jahre 1891 ist, von Ashworth und Oldham der Firma Bright
Brothers Hill in Rochdale herrührt und nach Angaben von Textil-Manufacturer von Robert
Hall und Söhne in Burg ausgeführt wird. Die Einrichtung dieses Apparates
ist nach dem Deutschen Wollengewerbe die folgende:
Am Ende der Kurbelwelle des Webstuhles sitzt ein Kurbelarm A, welcher durch den einstellbaren Lenker B
und den doppelarmigen Hebel b zwei an dessen freien
Enden sitzenden langen Nadeln C eine auf- und abwärts
gehende Bewegung vor dem Rietblatt ertheilt. Die Nadeln tragen an ihren unteren
freien Enden Oehre, durch welche je ein Kettenfaden c
geht, der entweder von dem vorhandenen Kettenbaum oder, wie Fig. 1 und 2 erkennen lassen, von
einer besonderen Spule 1) abläuft und durch die Nadeln zu einer Fachbildung
veranlasst wird, wie sich aus Nachstehendem ergibt:
Textabbildung Bd. 295, S. 149
Leistenapparat von Ashworth und Oldham.
Zwischen den Nadeln C und dem Rietblatt hängt an der
Trennungsstelle der beiden Gewebe einstellbar an dem den Hebel b tragenden Querbaum eine Platte E, die in ihrer Mitte derart ausgeschnitten ist, wie es
Fig. 7 erkennen
lässt, und auf ihrer Vorderfläche über dieser Aussparung eine zweite Platte E1 trägt; deren äussere
Kanten in der aus Fig. 3
bis 7 ersichtlichen
Weise gestaltet sind und welche mit zwei Bohrungen versehen ist, durch deren jede
ein unbeweglich liegender Kettfaden e geht. Um diese
Kettfäden e herum werden nun die freien Enden der
zerschnittenen Schussfäden in folgender Weise gelegt: Die beiden Endfäden d d1 der Kette eines
jeden Gewebes gehen durch die Aussparung der Platte E
und um die Kanten der auf ihr liegenden Platte E1 herum, ferner sind sie in den Litzen geführt, und
dies hat zur Folge, dass bei einer auf- und abwärts gehenden Bewegung der letzteren
die Fäden gehoben und gesenkt werden, gleichzeitig aber auch, da sie in Folge ihrer
Spannung an den Kanten von E1 entlang gleiten, ihre Lage zu den durch die Bohrungen e geführten gerade liegenden Kettfäden ändern, d.h.
einmal ausserhalb, einmal innerhalb derselben liegen. Während der gleichen Zeit
haben die durch eine Platte geführten Nadeln C eine
Auf- und Abwärtsbewegung mit ihren Fäden c gemacht, die
nicht am Rand, sondern etwa um 3 bis 4 Kettfäden nach innen liegen.
Die Vorrichtung zum Zerschneiden der Schussfäden besteht aus zwei Scheren, welche
innerhalb der Ausbreiter vorgesehen sind. Ein Arm dieser Scheren sitzt an einem
Federstück F, welches von der Lade derart beeinflusst
wird, dass die Schere bei Vorwärtsbewegung der Lade geöffnet, bei Rückwärtsbewegung
derselben dagegen geschlossen wird, also den Schussfaden zerschneidet.
Die Wirkungsweise des Webstuhles ergibt sich somit wie folgt: Das Fach ist geöffnet
und die Randkettfäden d d1 nehmen die in Fig.
4 und 6
gekennzeichnete Stellung ein. Die Nadeln C steigen mit
ihren Fäden zwischen den Kettfäden d und den
unbeweglich liegenden Faden e so weit nach abwärts, bis
die Fäden auf der Schützenbahn aufruhen. Der Schussfaden wird eingetragen und durch
die Lade angeschlagen. Sobald die letztere wieder zurückgeht, wird der Schussfaden
durch die beiden Fäden c mittels der nach oben
steigenden Nadeln gehoben, d.h. in die aus Fig. 5 ersichtliche
Stellung gebracht und durch die Schere F zerschnitten.
Durch das nun folgende Schliessen des Faches, d.h. Senken der Fäden d und Heben der Fäden d1, sowie das gleichzeitige Weitersteigen der
Nadelfäden c werden dann die freien Enden der
Schussfäden eingebunden, wie Fig. 3 erkennen lässt.
Textabbildung Bd. 295, S. 150
Leistenapparat von Clibran.
Die Fig. 8 bis 11 veranschaulichen
einen Leistenapparat, welcher von Joseph Hargate
Clibran in Altringham (County of Chester) und George Browning in Lower Braughton, Salford (County of Lancaster),
England, in Vorschlag gebracht worden ist. Die Kettenfäden werden bei diesem
Leistenapparat in die Schäfte und das Rietblatt so eingezogen, dass zwischen den für
die einzelnen Gewebe erforderlichen Kettenfädengruppen ein freier Raum A2 von ungefähr 20 mm
Breite gelassen wird.
In diesen Zwischenraum wird der Leistenapparat eingefügt, und zwar in der Stellung,
dass der durch das Rietblatt angeschlagene Schussfaden dicht vor den Apparat zu
liegen kommt. Sobald der Schussfaden eingeschossen, durch das Rietblatt angeschlagen
und das Fach gewechselt ist, wird ein gleichzeitiges Vorbewegen der Arbeitstheile
des Leistenapparates, nämlich einer Zange A, eines
Messers B und zweier einander zugekehrter Fanghaken C veranlasst, während gleichzeitig die Gewebe durch
Nadelspitzen I festgehalten werden. Dabei gelangen die
arbeitenden Theile aus der Stellung in Fig. 8 in die der Fig. 9. Aus letzterer
ersieht man, dass die Fanghaken C sich auf die oberen
Kettenfäden A1 legen,
und zwar in einiger Entfernung vom Rand, so dass, wenn die Haken C im Verlauf des weiteren Arbeitsvorganges sich senken
und alsdann einander nähern, in das Fach der frei gebliebenen Kettenfäden greifen.
Die Fig. 9 zeigt die
Zange A in der äussersten Stellung, und zwar in dem
Augenblick, in welchem die Zange sich schliesst und den Schussfaden A3 ergreift. In dem
Augenblick, in welchem sich die Haken C einander, und
zwar bis dicht an die Zange nähern, so dass sie mit ihren Spitzen unter den
Schussfaden vorbeigreifen, hebt sich die Zange A,
wodurch der Faden leicht gespannt wird, und das Messer B senkt sich und durchschneidet den Faden. Der Apparat gelangt somit in die durch die
Fig. 10
dargestellte Stellung. Gleich nach Ausführung des Schnittes senkt sich die Zange A um eine geringe Entfernung und legt dabei die
Fadenenden in die Haken C ein. Sobald dies geschehen
ist, bewegen sich die Haken zurück und ziehen sich aus dem Fach wieder heraus. Dabei
nehmen sie die in sie eingelegten Fadenenden mit und ziehen dieselben in das Fach
ein, wie die Fig. 11
zeigt. Sobald die Haken herausgezogen sind, erfolgt das Einschiessen des
nächstfolgenden Schusses, die Vorrichtung gelangt wieder in die Stellung der Fig. 8 und der
beschriebene Vorgang wiederholt sich. Es werden dabei zwei Gewebe erzeugt, wie es
durch die Fig. 12 schematisch dargestellt ist.
Textabbildung Bd. 295, S. 151
Fig. 12.Leistenapparat von Clibran.
Der in den Fig. 13 bis 17 wiedergegebene
Leistenapparat ist Gegenstand des englischen Patents Nr. 6273 A. D. 1893 und D. R.
P. Nr. 77499 vom 4. October 1893, rührt von George
Browning und George Browning jr. in
Manchester, sowie William Charles Browning in
Warrington (County of Lancaster), England, her und wird nach Angaben von Textil-Manufacturer von The
Multiple Inner Selvage Machine Company, Ltd., in Manchester ausgeführt.
Textabbildung Bd. 295, S. 151
Fig. 13.Leistenapparat von Browning.
Die Kettenfäden werden auch bei diesem Leistenapparat derart in Geschirr und
Rietblatt eingezogen, dass, wie Fig. 13 erkennen
lässt, zwischen den für die einzelnen Gewebe erforderlichen Kettenfadengruppen ein
freier Raum A
von 20 bis 25 mm Breite verbleibt. An dieser Stelle werden die Rietstäbe
fortgelassen und der Apparat wird derart am Brustbaum B1 mittels geeigneter Verbindungstheile
befestigt, dass die arbeitenden Mechanismen desselben in den freien Zwischenraum A zwischen den Kettfädengruppen der verschiedenen
Waarenstücke greifen können. Der Antrieb des Apparates erfolgt mittels einer an der
Lade C1 angebrachten,
drehbar gelagerten Zahnstange A1 (Fig. 13 und 14), welche bei der Zurückbewegung der Lade einen
Trieb B am Apparat erfasst und so eine Welle C in Umdrehung versetzt, auf welcher eine Anzahl die
verschiedenen Mechanismen des Apparates bethätigender Curvenscheiben sitzt.
Textabbildung Bd. 295, S. 151
Fig. 14.Leistenapparat von Browning.
Wenn der in das Fach eingebrachte Schussfaden durch das Rietblatt angeschlagen wird,
legt sich derselbe in die Schlitze zweier Greifer oder Fanghaken I und I1 (Fig. 15), worauf nach
Wechseln des Faches bei der Rückbewegung der Lade die Mechanismen in Wirksamkeit
treten. Zwischen den beiden Fanghaken wird der Faden durch eine Schere Mm (Fig. 14 und 15) durchschnitten,
worauf Fachöffner H in das Fach eintreten und die
oberen Kettenfäden anheben. Die Fanghaken drehen sich aus der parallelen Stellung in
diejenige Fig. 15 und
dann in die in Fig. 16
wiedergegebene. In letzterer sind die Fachöffner, welche den Fanghaken freie Bahn
geschaffen haben, wieder aus dem Fach herausgetreten. Bei der weiteren Bewegung
geben die Fanghaken I und I1 die Fadenenden des zerschnittenen
Schussfadens frei und treten aus dem Fach heraus (Fig. 17), ohne sich mit
den Fäden zu verwickeln. Um die gewünschte Bewegung der Fanghaken zu ermöglichen,
d.h. sie einmal dem Waarenrand behufs Ablegens des Schussfadens recht nahe zu
bringen, und das andere Mal, sie vom Waarenrand beim Austreten aus dem Fach recht
weit abzubringen behufs Vermeidung von Verwickelungen, werden sie an einem
verschiebbaren Gestell F angebracht. An diesem Gestell
F sitzen auch die anderen Werkzeuge, die Fachöffner
und das Schneidwerkzeug Mm. Die Bewegung dieser Organe sowohl als die des Gleitgestells F wird, wie bereits angedeutet, durch eine Anzahl
geeigneter Curvenscheiben oder Zapfen auf der im festen Gestell E gelagerten Welle C
vermittelt.
Das Gleitgestell F besteht im Wesentlichen aus zwei
durch einen Bock F2 und
eine Stirn leiste G1
mit einander verbundenen Gleitschienen g1 (Fig. 14), welche
in den Führungsaugen e am festen Gestell E in ihrer Längsrichtung verschiebbar gelagert sind. An
der Stirnleiste G1 hängt unten ein
Längsbalken F3, in
welchem die Zapfen der Werkzeuge drehbar sitzen.
Das Schneidewerkzeug oder die Schere M besteht aus einer
am Gleitgestell F bezieh. am Längsbalken F3 festen Schneidbacke
m und einer drehbaren Backe, deren Bewegung von
einer auf der Welle C sitzenden Scheibe unter
Vermittelung eines drehbaren Hebels und eines mit der Schneidbacke verbundenen,
unter Federbelastung stehenden Schlitzhebels vermittelt wird.
Textabbildung Bd. 295, S. 152
Leistenapparat von Browning.
Die auf der Antriebswelle C festsitzende, die Schere
bewegende Scheibe dient gleichzeitig dem Zweck, sämmtliche Theile in einer genau
bestimmten Ruhestellung festzulegen, indem ein durch Feder belasteter Hebel auf die
mit einer Abflachung versehene kreisförmige Umfläche der Scheibe drückt. Die
Bewegung der als Fachöffner dienenden Hebel H und H1 wird von einer
zweiten gleichfalls auf der Antriebswelle C sitzenden
Curvenscheibe aus veranlasst. Diese Scheibe wirkt auf einen Winkelhebel i1, welcher seine
Bewegung auf eine im Bock F2 und in der Stirnleiste gelagerte Schubstange I (Fig. 15)
überträgt. Am vorderen Ende der Schubstange I sitzt ein
lothrechter Stift i, welcher in die geschlitzten Enden
der Hebel H und H1 greift. Die Hebel H
und H1 sitzen mit ihren
Zapfen h drehbar in dem Balken F3 und werden unter Vermittelung der
Stange I oder des Stiftes i aus der in Fig.
17 gezeigten in die in Fig. 15 gezeigte
Stellung und umgekehrt gedreht, wobei die Rückbewegung der Stange I durch die Feder i2 vermittelt wird.
Die Fanghaken I und I1 sind derart gestaltet, dass der eingeschobene
Schussfaden sicher gehalten wird. Es kann dies dadurch erzielt werden, dass der aus
Stahlband gefertigte Haken eine enge Schleife bildet, oder der Faden kann auch durch
eine besondere Feder gehalten werden. Die Bethätigung der Fang- und Ablegerhaken I und I1 erfolgt in ganz ähnlicher Weise wie die der
Fachöffner, mit dem Unterschiede, dass für die Wirkungsweise hier die Vor- und
Rückbewegung des ganzen Gestelles F wesentlich
mitspricht. Auch hier bewegt eine auf der Welle C
sitzende Curvenscheibe L1 einen zweiarmigen Hebel l1, der schiebend auf den Schubstab L (Fig. 14) einwirkt,
während die Rückbewegung durch die Feder l2 erfolgt. Die Zapfen j
und j1 der Fanghaken
sitzen wie die der Fachöffner drehbar in dem Balken F3 und tragen oben mit Curvenschlitzen
versehene Scheiben K und K1 (Fig. 14
und 15). In diese
Schlitze greifen Stifte k und k1, welche durch einen Block l mit der Schubstange L
fest verbunden sind und dessen Bewegung auf die Fang- und Ablegerarme I und I1 übertragen. Die Stange L wird, wie auch die Stange I, in geeigneter
Weise gegen Drehung gesichert, bei der dargestellten Ausführungsform durch einen
Vorstecker l4 der Feder
l2, welcher in den
Längsschlitz einer am Bock F2 befestigten Platte l3 eingreift.
Die Vorbewegung des Gestelles F in der Pfeilrichtung
wird durch die die Gleitschienen g1 umgebenden Schraubenfedern g vermittelt, während die Rückbewegung zum Theil durch Anschlagen eines
Schraubenkopfes am Ladendeckel gegen die Stirnleiste G1 und darauf unter Vermittelung des
Hebels O von der Welle C
aus erfolgt. Auf den Hebel O wirkt einerseits die auf
der Welle sitzende Curvenscheibe O1 und andererseits wirkt der Hebel O auf den am Gleitgestell F sitzenden einstellbaren Anschlag G ein.
Zur Einhaltung einer bestimmten Stellung des Gleitgestelles, welche für den Beginn
der Thätigkeit der Werkzeuge erforderlich ist, ist eine unter Federbelastung
stehende Sperrklinke vorgesehen, welche das Gleitgestell oder den Rahmen F an dem einstellbaren Anschlag G in der besagten Stellung festhält. Zum zeitweiligen Anheben bezieh.
Lösen der Sperrklinke zu einem unten näher erläuterten Zweck ist an der auf die
Schere wirkenden Scheibe ein Ansatz oder Zapfen vorgesehen, welcher unter
Vermittelung eines Hebelarmes entgegen der Federbelastung rechtzeitig hebend auf die
Sperrklinke einwirkt.
Wie bereits angedeutet, geschieht der Antrieb der ganzen Vorrichtung durch eine an
der Lade angebrachte, bei deren Rückgang mit dem Triebe B auf der Welle C in Eingriff kommende
Zahnstange A, welche bei der Vorbewegung der Lade mit Hilfe einer
neben den Zähnen entlang laufenden Schiene und einer am Gestell E drehbar sitzenden Ablenkplatte (Fig. 14) über die Zähne des Triebes B hinweggehoben wird. Die Länge der Schiene ist derart
bemessen, dass im Augenblick des erfolgten Anschlages der Lade ihr innerstes Ende
sich über den Stift b1
vorbei bewegt hat und die Zahnstange A herab- und in
Eingriff mit Trieb B fällt, um bei der Rückbewegung der
Lade den Trieb B in Drehung zu versetzen und den
Apparat somit zu bethätigen, wobei die Zahnstange unter dem Stift b1 und unter der Platte
b bei gleichzeitigem Anheben der letzteren sich
zurückbewegt.
Beim Anschlagen der Lade stösst die erwähnte Stellschraube zunächst gegen die
Stirnleiste G1 und
drückt das Gleitgestell F um so weit zurück, dass die
Sperrklinke, welche bis dahin lose auf einem Nocken lag, einschnappt und den
Gleitrahmen F in dieser Stellung festhält. Gleichzeitig
mit Beendigung dieses Vorganges ist der Schussfaden in die Fanghaken I und I1 eingelegt worden und die Zahnstange A von dem Stift b1 abgefallen, so dass sie bei der Rückbewegung der
Lade den Trieb B und die Welle C dreht und die verschiedenen Mechanismen unter Einwirkung der auf der
Welle C sitzenden Curvenscheiben, je nach der Stellung
und Form der letzteren, in Wirksamkeit treten.
Zunächst wird der eingetragene Schussfaden durch Schliessen der Schere
durchschnitten. Noch ehe diese Bewegung vollendet ist, beginnen auch die Fachöffner
in das Fach einzutreten, indem sie aus der in Fig. 17 gezeigten
Stellung allmählich in die in Fig. 15 gezeigte gelangen. Kurz nach erfolgtem Durchschneiden des
Schussfadens wirkt die Scheibe L1 auf den Hebel l1 ein (Fig. 14),
wodurch die Fang- und Ablegerhaken I und I1 in Wirksamkeit
treten. Dieselben entfernen sich unter Mitnahme der in ihnen liegenden
Schussfadenenden von einander, und wenn sie annähernd die in Fig. 16 gezeigte
Stellung erreicht haben, so hat die Scheibe O1 bereits den Hebel O
so weit gedreht, dass dieser den Gleitrahmen F an dem
Nocken G mitnimmt und von dem Blatt weg bewegt. Dadurch
nähern sich die Ablegerhaken unter fortgesetztem Auseinandergehen dem Waarenrande
und legen den Faden möglichst in der Nähe des Fachscheitels ab. In diesem Zeitpunkt
hat die höchste Stelle an der Curvenscheibe O1 den Druckzapfen am Hebel O erreicht, so dass bei der weiteren Drehung der Welle C das Gleitgestell unter Einwirkung der Federn g in der Pfeilrichtung vorschiessen kann, wobei
gleichzeitig auch die Ablegerhaken I und I1 sich nähern. Zu
derselben Zeit wird die Klinke P angehoben, so dass das
Gleitgestell in seiner vollständigen Vorbewegung auch selbst durch die Klinke P nicht behindert wird. Erst in der äussersten Stellung
des Gleitgestelles treten in Folge der eigenartig gestalteten Umfläche der
Curvenscheibe L1 die
Haken I und I1 aus dem Fach wieder heraus und die so weit
vorgeschobene Stellung ermöglicht den Fanghaken diese Bewegung, ohne dass die
Kettenfäden hängen bleiben.
Nach Vollendung dieser Bewegung verlässt die Zahnstange A den Trieb B, und die Abflachung der auf den
Schneidapparat wirkenden Scheibe legt die Welle C in
dieser Stellung elastisch fest. Beim erneuten Anschlag der Lade stösst die
Stellschraube gegen die Stirnleiste G1 und rückt das Gleitgestell F so weit zurück, dass der Nocken G
hinter die Klinke P gelangt, welche somit wieder
einschnappt und den Gleitrahmen während der Rückbewegung der Lade in der
eingenommenen Stellung festlegt, worauf sich der Arbeitsvorgang wiederholt.
Einen Leistenapparat, welcher in ähnlicher Weise wie der vorbesprochene wirkt und
eine weitere Ausbildung der durch die englischen Patente Nr. 8056 und Nr. 14614 A.
D. 1891 geschützten gleichartigen Vorrichtungen ist, veranschaulichen in seinen
wesentlichen Theilen die Fig.
18 bis 25.
Dieser Apparat, welcher von der Duplex Weaving Appliance
Company, Limited, in Manchester herrührt und Gegenstand des englischen
Patents Nr. 17359 A. D. 1893, sowie D. R. P. Nr. 76603 vom 26. September 1893 ist,
arbeitet in folgender Weise:
Textabbildung Bd. 295, S. 153
Apparat der Duplex Weaving Appliance Comp.
Jeder in die Gewebe eingetragene Schussfaden wird durch die zu geeigneter Zeit gegen
die Lade hin bewegten Haken 2 erfasst (Fig. 18) und dann bei
der Rückbewegung den Greifern 1 zugeführt. Gleichzeitig
machen besagte Haken 2 eine abwärts gehende Bewegung
und pressen den Faden auf die Schneide des zwischen den Greifern 1 liegenden Messers 3,
wodurch derselbe zerschnitten wird (Fig. 19). Die Greifer
1 halten nun die Enden des zerschnittenen Fadens
fest und führen mit denselben eine kurze, gegen das Rietblatt bezieh. die Lade hin
gehende Bewegung aus (Fig.
20). Inzwischen wurden die seitlichen, in einer Art Scheide 67 angeordneten Zangen 4
so weit abwärts gedrückt, dass sie in die Höhe des Schussfadens zu liegen kommen; in
dieser Stellung werden die Zangen, deren Scheiden auf die unter denselben liegenden
Kettenfäden aufgedrückt werden, vorgestossen, wobei sie sich, wie aus Fig. 21 ersichtlich,
öffnen. Die Scheiden 67 tragen an den Enden hörn artige
Ansätze, damit die Kettenfäden beim Abwärtsdrücken der Scheiden nicht verletzt
werden. Beim Vorstossen durchfahren die Greifer 4 den
den Rand bildenden Theil des offenen Kettenfachs, welcher in Fig. 20 durch 5 bezeichnet wird, und da die Greifer 1 durch die geöffneten Zangen hindurchpassiren, legen
sie in letztere die
Schussfaden enden, welche nun beim Zurückgehen der Zangen 4, indem sich diese schliessen, rechts und links in den Theil 5 des Kettenfachs mitgenommen werden. Zugleich wurden
die Greifer 1 zurückbewegt, die Zangen 4 wieder gehoben, und es wird auf den nächst
eingetragenen Schussfaden von den Theilen in gleicher Weise, wie vorstehend kurz
angegeben, eingewirkt.
In der Fig. 22 sind die
Greifer 1 und die Zangen 4
in oberer Ansicht für sich dargestellt, und ist zu ersehen, dass die Greifer 1, die in genannter Figur in der äussersten
vorgeschobenen Stellung gezeichnet sind, seitlich gegen die Zangen 4 hin eine Aussparung enthalten, in welchen die
Schussfadenenden von den Greifern gefasst werden können. Jeder Greifer 1, welcher in Fig. 23 besonders
dargestellt ist, besteht aus einer fest an dem Querstück 24 angebrachten Backe und aus einer um 7a drehbaren Backe 7,
welche durch den Zug einer Feder 6 auf die feste Backe
gedrückt wird. Der Greifer wird also für gewöhnlich in geschlossener Stellung
gehalten, tritt derselbe aber bei der Rückwärtsbewegung in die Endstellung, so
stösst die drehbare Backe 7 unterhalb ihres Drehpunktes
7a an einen festen
Anschlag 8, welcher die Greifer zur Aufnahme des von
dem Haken 2 herangebrachten Schussfadens offen
hält.
Textabbildung Bd. 295, S. 154
Apparat der Duplex Weaving Appliance Comp.
Die vorstossende, d.h. gegen das Rietblatt gerichtete Bewegung der Greifer erfolgt
stets, nachdem der eingetragene Schussfaden durch Schliessung des Faches bezieh.
Kreuzung der Kettenfäden festgehalten wird, so dass die durch das Trennen des Fadens
entstehenden Enden in das nächste Fach eingelegt werden können, ohne dass die Lage
des eigentlichen Einschussfadens geändert wird (Fig. 20).
Die seitlichen Greifer 4 selbst bestehen, wie aus Fig. 21 ersichtlich, aus
einer unteren, in einer Scheide verschiebbaren Backe und einer in einem Schlitz
derselben angeordneten drehbaren Backe, welche am hinteren Ende mit einem Vorsprung
65 versehen ist. Durch diesen Vorsprung erfolgt ein
Oeffnen der Zange, wenn beim Vorschieben derselben aus der Scheide genannter
Vorsprung in eine Oeffnung des die Zangenscheide 67
haltenden Trägerarmes 66 eintritt und an der oberen
Fläche dieser Oeffnung niedergedrückt wird. Das Schliessen des Greifers erfolgt in
ähnlicher Weise dadurch, dass beim Rückwärtsgang in der Oeffnung des Halters 66 das Abwärtsdrücken des vorderen Endes der drehbaren
Backe erfolgt. Auf der festen Backe des Greifers ist ein nach oben aus der Scheide
67 herausragender Stift 68 befestigt, welcher vom unteren Ende eines Hebels umfasst wird. Besagter
Hebel steht unter dem Einfluss einer Zugfeder, welche bestrebt ist, den Hebel
nach der Mitte hin, also den Greifer aus der Scheide in die Stellung, wie sie in
Fig. 20 dargestellt
ist, zu ziehen.
Um eine Beschädigung des Apparates etwa dadurch, dass der die Schusspule enthaltende
Schützen oder ein anderer Gegenstand zufällig zwischen die Lade bezieh. das
Rietblatt und die Vorrichtung geräth, zu verhindern, ist letztere auf einem
senkrechten federnden Ständer montirt, welcher am unteren Ende auf einem Träger des
Webstuhles befestigt ist.
Bei der Herstellung der inneren Sahlleisten in der beschriebenen Weise werden die
Gewebe in diesen Leisten etwas dicker. Durch den beständigen Zug, der durch die
Greifer auf die Enden nach aussen ausgeübt wird, würden letztere unregelmässig, d.h.
die Kanten nicht gerade werden. Um dies zu verhindern und um ein richtiges Aufbäumen
der fertigen Gewebestücke zu erzielen, ist der Apparat noch mit einem besonderen
Spannstock ausgerüstet, der im Wesentlichen aus drei Rollen (Fig. 24 und 25) besteht, über welche
die inneren Enden der Gewebe, wie es in Fig. 25 angedeutet ist,
geleitet sind. Zwischen den längeren, auf der Oberfläche etwas gerauhten Rollen 87 liegt die Rolle 86,
welche nur in einer Länge gerauht ist, die der Breite der Sahlleiste entspricht. Der
innere Zapfen 88 der Mittelrolle 86 liegt etwas niedriger als die Zapfen der äusseren
Rolle 87, so dass die Achse von 86 in einem Winkel von etwa 10° gegen die Achsen der äusseren Rollen 87 geneigt liegt. Durch die Anordnung dieses für jede
innere Sahlleiste an der Grundplatte der Vorrichtung angebrachten Spannstocks
erhalten die Leisten und die Gewebe eine geeignete feste Führung. Um die Erzielung
eines gleich-massigen und glatt aufbäumbaren Gewebes, d.h. eines solchen, welches
während des Webens nicht verzogen wird, noch weiter zu sichern, ist eine Klemme 89 vorgesehen, welche mit ihrem äusseren aufwärts
gebogenen Ende 90 das Gewebe gegen die untere Kante des
Spannstockdeckels 91 presst, und zwar durch den Druck
einer Feder, welche gegen einen Schraubenbolzen anliegt, der an dem abwärts
stehenden Hebelarm der um den Bolzen 90a drehbaren Klemme angebracht ist. Das Gewebe wird
im Augenblick des Vorschlagens der Lade und während des Durchziehens desselben durch
den Spannstock von der Klemme freigelassen, was dadurch erzielt wird, dass auf dem
unteren Arm der Klemme ein gegen die Lade hin vorstehender Anschlag angeordnet ist,
welcher am freien Ende eine in einem Schlitz verstellbare Rolle trägt; gegen diese
Rolle stösst beim Vorschlag der Lade ein in geeigneter Höhe an derselben befestigter
Treiber, wodurch die Klemme eine Drehung um den Bolzen 90a erfährt, die ein Abwärtsgehen des
Endes 90 bezieh. ein Loslassen des Gewebes zwischen 91 und 90 zur Folge
hat.
Glafey.