Titel: | Elektrische Centralen mit Gasmotorenbetrieb. |
Autor: | R. Knoke |
Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, S. 179 |
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Elektrische Centralen mit
Gasmotorenbetrieb.
Elektrische Centralen mit Gasmotorenbetrieb.
In den meisten Städten finden heute eingehende Erwägungen statt, ob die Anlage einer
elektrischen Centrale angezeigt erscheine oder nicht, und während in einer ganzen
Reihe von Städten diese Frage bejaht wird, verhalten sich andere Städte schwankend
und glauben, weitere Erfahrungen abwarten zu müssen. Diese Unentschiedenheit in
einer Frage, zu deren Beurtheilung doch immerhin etwa 8jährige Ergebnisse vorliegen,
hat ihren Grund in der theilweise niedrigen Verzinsung derartiger Anlagen. Es dürfte
daher im allgemeinen Interesse liegen, in Folgendem auf einen anderen Weg der
Schaffung elektrischen Lichtes bezieh. elektrischer Kraft hinzuweisen, der in
zahlreichen Fällen ein besseres Ergebniss als bisher liefern dürfte und zugleich im
Interesse der städtischen Gemeinden selbst liegen würde. Wir meinen den Betrieb
derartiger Centralen anstatt mit Dampfanlagen mit Gasmotoren, und zwar in Form
kleinerer Blockstationen.
Die grossen elektrischen Centralanlagen mit Dampfbetrieb erfordern naturgemäss die
Aufwendung umfangreicher Kapitalien, welche sich anfangs nur verhältnissmässig
schwach verzinsen, denn die Aussicht auf Vermehrung des Lichtbedarfes bedingt, dass
das Kabelnetz von vornherein viel stärker und grösser angelegt wird, als für den
ersten Bedarf erforderlich wäre. Ebenso müssen Gebäulichkeiten u.s.w. in gleichem
Maasse von vornherein für eine Vergrösserung bemessen werden. Hieraus folgt, dass
solche Werke, wenn sich nicht von vornherein eine grosse Zahl Stromabnehmer
einstellt, wenig günstige Erträgnisse liefern, und der finanzielle Verlauf ist dann
meist ein derartiger, dass diese Centralen in den ersten zwei Jahren zufolge der
Installationen eine gute Verzinsung ergeben, dann in den nächsten Jahren sehr viel
weniger abwerfen, ja theilweise mit Unterbilanz arbeiten, und erst dann allmählich
mit dem Zunehmen der Stromabnehmer ein befriedigenderes Resultat aufweisen.
Diese finanziellen Ergebnisse sind nun nach der Elektrischen
Zeitschrift, 1894 Nr. 1, z.B. folgende gewesen. Es wurde ermittelt, dass
bei den Werken in
Barmen,
Elberfeld,
Hamburg,
Hannover,
Köln,
Düsseldorf
7,65
14,09
18,05
11,34
6,62
10,85 Proc.
als Ueberschuss des Anlagekapitals entsteht. Dabei ist indess
zu bemerken, dass die Zahl von Düsseldorf deshalb nicht ganz richtig ist,
weil ein Betrag von über 84000 M. von früherer Zeit her mit in die Einnahme des in
Rechnung stehenden Betriebsjahres hineingerechnet ist. Setzt man diese ab, so
verringert sich der Düsseldorfer Procentsatz auf 7,12 Proc. Nun ist aber zu
beachten, dass in den so berechneten Zahlen eine Abschreibung des Anlagekapitals
nicht enthalten ist. Bringt man diese in Anrechnung, und zwar nur in der Höhe von 4
Proc. wie sie in dem betreffenden Aufsatze der Elektrischen
Zeitschrift als richtig angenommen wird, so stellen sich die obigen Zahlen
wesentlich ungünstiger.
Es verzinst sich dann das Anlagekapital mit
3,65
9,1
14,6
7,3
2,6
3,2 Proc.
Die Verzinsung ist also stellenweise eine sehr geringe und erheblich niedriger als
bei Gasbetrieb, wie nachfolgend dargelegt sei.
Es ist schon eine allgemein bekannte Thatsache, dass Consumenten, namentlich
Geschäftsleute, welche nur irgend nennenswerther Mengen elektrischen Stromes
bedürfen, sich denselben durch Anlage einer kleinen eigenen Station mittels einer
Gasmaschine viel billiger herstellen können, als durch Bezug des Stromes von den
städtischen Centralen. Und wenn das möglich ist bei Bezahlung des Betriebsgases zu
den gewöhnlichen Verkaufspreisen desselben, um wie viel besser müssen sich solche
Gasdynamocentralen rentiren, wenn die städtischen Verwaltungen selbst Bau und
Betrieb in die Hand nehmen, da letztere sich das Betriebsgas zum Selbstkostenpreise
berechnen. Die Gasanstalten in den städtischen Betrieben sind durchweg Anlagen,
welche dem Stadtsäckel einen guten Nutzen bringen; wenn also die Städte elektrische
Beleuchtung durch Gasmaschinenbetrieb mit städtischem Gas einrichten, so können, da
nunmehr aus der elektrischen Anlage der entsprechende Nutzen gezogen wird,
selbstverständlich die wirklichen Gestehungskosten des Gases dabei in Ansatz
gebracht werden.
Dass solche elektrische Centralen mit Gasmotorenbetrieb immer häufiger werden, hat
nicht zum wenigsten auch darin seinen Grund, dass in den letzten Jahren
ausserordentliche Vervollkommnungen der Gasmotoren stattgefunden haben, durch welche
der Gasverbrauch derselben sich weit günstiger gestaltet, als früher.
Das Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung
bringt S. 210 Jahrg. 1889 eine Mittheilung, dass im Magdeburger Schauspielhause ein
40pferdiger Zwillingsmotor der Gasmotorenfabrik Deutz
sich befindet, der bei voller Belastung 30,22 cbm Gas für 1 Stunde gebraucht. Das
macht auf 1 stündlich rund ¾ cbm Gas. Derselbe Motor hat aber, nach der
gleichen Quelle, bei einer Belastung von 18,6 fünf Sechstel der eben
genannten Gasmenge gebraucht, nämlich 25,9 cbm Gas; die Nutzleistung dieser Maschine
wurde also bei einer nur wenig geringeren Belastung sehr viel ungünstiger und
kostspieliger. Man war damals noch nicht in der Lage, die ärmeren Gasgemische, die
bei nicht voller Belastung nöthig werden, wenn man den Gang der Maschine
gleichmässig erhalten will, gut zur Entzündung zu bringen. Man musste deshalb, und
die meisten übrigen Motorenfabriken thun solches bei den genannten Zwillings- und
anderen für solche Beleuchtungsanlagen angewandten Motoren auch heute noch, bei ganz
geringen Belastungen die Arbeitsweise ändern und die Ladungen zeitweise ganz
aussetzen, um nur überhaupt die Maschine im Gange zu erhalten. Damit geht aber die
Gleichmässigkeit des Ganges bei geringeren Belastungen verloren, und derartige
Motoren sind dann zur directen Lichterzeugung überhaupt unbrauchbar.
Welche Fortschritte dem gegenüber aber heute gemacht sind, zeigen z.B. zwei
35pferdige Motoren der Firma Gebrüder Körting in
Körtingsdorf bei Hannover, welche einerseits Eincylindermotoren sind (somit auch in
der Anlage billiger als Zwillingsmotoren) und welche andererseits einen so niedrigen
Gasverbrauch aufweisen, wie er bisher von anderer Seite nicht erreicht worden
ist.
Der Gasverbrauch dieser für den Betrieb der elektrischen Blockstation
Kaiserstrasse-Bethmannstrasse in Frankfurt a. M. dienenden Körting'schen Motoren wurde seitens der elektrotechnischen Versuchsstation
in Frankfurt festgestellt und ergaben sich dabei folgende Werthe:
Gebremste Leistung in
39,9
39,8
35,2
20,1
Gasverbrauch für 1 stündlich in cbm
bei 18° C. Gaswärme
0,518
0,516
0,505
0,629
Gasverbrauch für 1 stündlich in cbm
bei 0° C. Gaswärme
0,484
0,482
0,476
0,587
Leergangsgasverbrauch bei 0° C: 6,181 cbm.
Das dabei verwendete Gas war das der englischen Gasanstalt mit 4900 bis 5200 W.-E.
auf 1 cbm.
Es ist das ein ganz vorzügliches Resultat der Körting'schen Fabrik und sind, wie erwähnt, gleiche Zahlen von anderen Firmen
bisher nicht bekannt geworden, so dass man berechtigt sein würde, die Körting'schen Motoren für die besten heutigen Motoren
zu erklären. Bemerkt sei noch, dass die Motoren sogen. Gasdynamo sind, d.h. die Dynamomaschinen sind mit den Motoren direct
gekuppelt, und haben auf Grund der oben genannten Ergebnisse unter anderen auch die
elektrischen Laboratorien der technischen Hochschulen Charlottenburg-Berlin (Prof.
Dr. Slaby) und Karlsruhe gleiche Maschinen der Körting'schen Fabrik erhalten.
Die obigen Zahlen zeigen also, mit welchen Gasverbrauchszahlen man heute bei
Gasmotoren rechnen kann, und sei nunmehr in Folgendem einmal eine Rentabilitätsrechnung einer derartigen elektrischen
Blockstation mit Gasmotorenbetrieb gegeben, um darzuthun, dass die
Rentabilität derartiger Centralen erheblich günstiger ist als diejenige von den
bestehenden grossen Centralen mit Dampfbetrieb. Die nachfolgend behandelte Centrale
für einen grösseren Häuserblock entspricht etwa derjenigen der
Kaiserstrasse-Bethmannstrasse in Frankfurt a. M., welche mit den obigen Körting'schen Gasdynamo betrieben wird. Da ferner eine
derartige Blockstation sowohl Privatunternehmen wie städtisches Unternehmen sein
kann, so soll die Rentabilitätsrechnung doppelt aufgestellt werden, und zwar einmal
für einen Gaspreis von 6 Pfg., wie derselbe ungefähr
den Selbstkosten der Gasanstalt entspricht, und für einen Gaspreis von 12 Pfg. für 1 cbm, welcher Preis wohl im Durchschnitt für
Motorengas gezahlt wird.
Die Centralstation soll genügen für die Versorgung mit Strom von im Ganzen 1200
Glühlampen bei ausreichender Reserve, und ist für eine derartige Station, wie die
oben erwähnte Frankfurter Blockstation zeigt, trotz reichlicher Raumbemessung nur
eine Grundfläche von 100 qm erforderlich.
Zur Aufstellung gelangen im Erdgeschoss zwei Gasdynamo von normal 165 Ampère bei 115
Volt, maximal 210 Ampère bei 115 Volt; dieselben dienen auch zum Laden einer
Accumulatorenbatterie. Zur Aufnahme der Auspuffrohre sind zwei Schornsteine
vorgesehen, welche die Ventilation des unteren Raumes und des im ersten Stock
befindlichen Accumulatorenraumes übernehmen. Die Verbindung beider Stockwerke
miteinander geschieht durch eine eiserne Wendeltreppe.
Vorgesehen ist eine Accumulatorenbatterie von 62 Zellen mit einer Ladestromstärke von
147 Ampère, einer Capacität von 572 Ampèrestunden bei einer maximalen Entladung von
190 Ampère. Das Schaltbrett ist an einer Stelle angebracht, von welcher aus sich die
ganze Anlage mit Leichtigkeit übersehen lässt, und ist mit allen erforderlichen
Apparaten reichlich ausgestattet.
Die Vertheilung des Stromes geschieht nach dem einfachen Zweileitersystem mit einer
Lampenspannung von 110 Volt. Mit diesem System kann ein Beleuchtungsgebiet von etwa
600 bis 700 m Durchmesser noch bequem versorgt werden. Im Leitungsnetz sollen bei
maximaler Beanspruchung desselben nicht mehr als 7 Volt, das sind 6 Proc. der
Energie, verloren gehen.
Erfahrungsgemäss brennen unter normalen Verhältnissen von der Gesammtzahl der
angeschlossenen Lampen nicht mehr als 65 bis 70 Proc. gleichzeitig; im vorliegenden
Falle würden das bei 1200 Lampen 750 gleichzeitig brennende sein, und diese können
von nur einer Maschine und der Accumulatorenbatterie versorgt werden, so dass die
zweite Maschine Reserve ist. Um möglichst sparsam zu arbeiten, würde man in den
Zeiten geringsten Lichtbedarfes, in welchem die Gasmaschine noch ungünstig belastet
arbeiten würde, die Accumulatoren allein benutzen. In den übrigen Zeiten würde die
Batterie eine stets bereite Reserve bilden. Es lassen sich die Betriebszeiten der
Gasmotoren dann so einrichten, dass die Batterie in den späten Vormittagsstunden
geladen wird und der Motor nur während des Hauptlichtbedartes, also des Abends nicht
länger als bis etwa 11 Uhr läuft, so dass man mit einfacher Betriebsmannschaft
auskommt.
Wir lassen nun einen kurzgefassten Kostenanschlag folgen, der nach einer genauen
Aufstellung ermittelt ist und für Verhältnisse passt, bei denen ein besonderes
Leitungsnetz nicht erforderlich ist.
A.
Baukosten.
Ein einfaches Haus von 100 qm bebauter Grund- fläche,
zweistöckig; einschliesslich Erwerb des Grund und Bodens dafür, nebst
den Funda- menten für die Gasdynamo und einem Brunnen zur
Kühlwasserleitung
9700
M.
B.
Maschinenanlage.
Zwei Nr. 30 Patent-Präcisionsgasdynamo (System Körting) für normal 165 Ampère bei 115 Volt
und maximal 210 Ampère bei 115 Volt, vollständig betriebsfertig
aufgestellt, mit den Nebenschluss- regulatoren, vollständiger
Rohrleitung, einer Elektromotorpumpe mit Anlasswiderstand
nebst Rohrleitung für das Kühlwasser, den zwei Gas- uhren, dem
Gasdruckregulator, dem nöthigen Schutzgeländer und den Abdeckplatten
im Ma- schinenraum insgesammt
30000
„
C.
Accumulatoren.
Eine Accumulatorenbatterie, bestehend aus 62 Zellen
mit einer Capacität von 572 Ampère- Stunden, bei 147 Ampère Ladestrom
und 190 Ampère maximal Entladestrom, d.h. 380 Glühlampen 3
Stunden lang mit Strom ver- sorgend, betriebsfertig aufgestellt, nebst
der Schwefelsäure, dem Untergestell, Säuremesser, Glasfüssen,
Polschuhen, Isolatorenverbindung mit dem Schaltbrette bez.
Doppelzellenschalter
16000
„
––––––––––
55700
M.
Uebertrag
55700
M.
D.
Schaltbrett, Leitungen, Apparate und Zubehör
3000
„
E.
Beleuchtung der Station mittels 12 Glühlampen
500
„
F.
Ein Aufzug, eine compl. Winde
500
„
G.
Werkstattseimrichtung
300
„
––––––––––
60000
M.
Um die Betriebskostenberechnung aufzustellen, sei angenommen, dass jede der als
gleichzeitig brennend angenommenen 750 Lampen, à ½ Ampère, 900 Stunden im Jahre
brennt, eine Annahme, die weit unter den Ergebnissen städtischer Centralen liegt
(z.B. Hannover mit 1400 Stunden). Man erhält so die Zahl von jährlich
900\,\times\,\frac{750}{2}=337500 Ampère-Brennstunden.
Die Dynamo geben bei voller Belastung 90 Proc. der von den Motoren abgegebenen Kraft
als Elektricität wieder, bei einer mittleren Belastung von nur ¾, wie sie
durchschnittlich im Jahresbetriebe auftreten dürfte, eine Nutzleistung von 87 Proc.;
d.h. also, man würde mit jeder von der Gasmaschine geleisteten Pferdekraft im
Jahresdurchschnitt 0,87 × 736 erzeugt
theoretisch 736 Watt oder Volt-Ampère. = 640 Watt oder bei einer
Spannung von 115 Volt 640 : 115 = 5,56 Ampère leisten. Theilt man mit dieser Zahl in
die oben angegebenen 337500 Ampère-Brennstunden, so erhält man jährlich 60600
- Stunden.
Der Gasverbrauch der Motoren ist nun, wie aus den oben mitgetheilten
Versuchsergebnissen zu ersehen, 0,550 cbm bei voller Belastung, bei halber Belastung
0,630 cbm. Da man mit ¾ Belastung zu rechnen hat, so sei der Gasverbrauch mit 0,6
cbm für 1 und Stunde eingesetzt, was einen Gasverbrauch von jährlich 0,6 ×
60000 = 36360 cbm ergibt. Diese Zahl würde richtig sein, wenn die gesammte Energie
von den Gasmaschinen direct gedeckt würde; die aus der Accumulatorenbatterie
entnommene Energie ist aber nur etwa 75 Proc. der eingeladenen, und wenn wir
annehmen, dass etwa 40 Proc. der Gesammtenergie den Accumulatoren entnommen werden,
so haben wir nach den obigen Angaben des Gasverbrauches noch etwa 15 Proc.
aufzuschlagen, dann ergibt sich ein jährlicher Gasverbrauch von rund 42000 cbm,
welche 2520 M. bei einem Gaspreise von 6 Pfg. für 1 cbm, 5040 M. bei einem solchen
von 12 Pfg. kosten.
Das Kühlwasser für die Station kann einem besonders für diesen Zweck angelegten
Brunnen entnommen werden, aus welchem es zweckmässig durch eine kleine
Elektromotorpumpe geholt wird. Zur Reserve könnte ein Anschluss an das städtische
Wasserwerk vorgesehen werden. Der Schmierölverbrauch beträgt nach unseren
Erfahrungen etwa 1/100 1 für 1 -Stunde, bei 60600 × 1,15 = 70000 -Stunden,
also 700 l à 70 Pfg. = 490 M. Für Putzmaterial soll rund ein Betrag von 300 M.
ausgeworfen werden.
Die Instandhaltung der Accumulatorenbatterie wird von der Lieferantin gegen eine
Vergütung von 5 Proc. des Kostenpreises derselben übernommen, und die Batterie nach
10 Jahren mit ihrer vollen Leistung übergeben. Für den Ersatz von Schwefelsäure bei
derselben werden noch 200 M. angenommen.
Für die Bedienung der Anlage genügen zwei Mann vollständig, für welche wir 3000 M.
Entlohnung ansetzen. Ausserdem nehmen wir noch 500 M. an für die Verwaltung der Centrale,
welche von einem Beamten der Gasanstalt im Nebendienst versehen werden kann, sofern
es sich um eine städtische Anlage handelt, die aber ganz fortfällt, wenn ein
Privatmann sich die Anlage herstellt. Danach sind, abgesehen von dem Gasverbrauche,
folgende Betriebskosten aufzuwenden:
Schmierölverbrauch
490
M.
Putzmaterial
300
„
Accumulatorenversicherung 5 Proc. von 16000 M
800
„
Schwefelsäureersatz
200
„
Bedienung der Anlage
3000
„
Verwaltung
500
„
Reparaturen
1000
„
Abschreibung 7,5 Proc. von 60000 M.
4500
„
––––––––––
Summa
10790
M.
Hierzu würde bei einem Gaspreise von 6 Pfg. der Gasverbrauchsbetrag von 2520 M.
kommen, so dass die Gesammtbetriebskosten sich auf 10790 + 2520 = 13310 M. beliefen.
Bei einem Preise von 12 Pfg. beträgt der Gasverbrauch, wie oben nachgewiesen, 5040
M. und der Gesammtbetrag ist 10790 + 5040 = 15830 M.
Die Einnahmen würden betragen bei dem billigen Satz von 3,5 Pfg. für die
Glühlampenstunde, welcher dem Gaspreise gleichkommen würde, 2 × 0,035 × 337500 M. =
23590 M.
Im ersten Falle würde sich das Kapital von 60000 M. mit 17,1 Proc. im zweiten Falle
mit 12,9 Proc. verzinsen. Die Verzinsung des Kapitals würde also eine völlig
befriedigende sein, wobei eine Abschreibung von 7,5 Proc. eingesetzt ist. Nimmt man
aber nur eine solche von 4 Proc. vor, wie das bei den eingangs erwähnten Centralen
mit Dampfbetrieb geschehen ist, so würde sich das Anlagekapital sogar mit 20,6 Proc.
im ersten, und mit 16,5 Proc. im zweiten Falle (Gaspreis 12 Pfg. für 1 cbm)
verzinsen.
Dieses Ergebniss ändert sich indess noch etwas, wenn nicht eine reine Blockstation,
sondern eine Centrale mit etwas ausgedehnterem Leitungsnetze in Frage kommt. Wenn
letzteres z.B. 6000 M. kosten würde, so tritt bei einer Abschreibung von 4 Proc.
eine jährliche Mehrausgabe von 240 M. ein, wodurch sich die Verzinsung des nunmehr
66000 M. betragenden Anlagekapitals auf 18,3 Proc. bezieh. auf 14,6 Proc. (Gaspreis
12 Pfg. für 1 cbm) stellt. Dieses Ergebniss ist somit erheblich günstiger als das
der meisten grossen Dampfcentralen, und lässt erkennen, dass derartige Werke eine
gute Kapitalanlage sind. Es erklärt sich daraus auch die Thatsache, dass sich selbst
in Städten mit elektrischen Centralen eine Menge von Einzelanlagen befinden und
nebenher noch geschaffen werden, wie das z.B. in Frankfurt a. M., Berlin, Dresden
u.s.w. der Fall ist.
Es sind denn auch in der letzten Zeit mehrfach Stimmen laut geworden, welche
derartigen Elektricitätswerken mit Gasmotorenbetrieb eine grosse Zukunft in Aussicht
stellen, und äussert sich z.B. die erste wissenschaftliche Autorität auf diesem
Gebiete, Prof. Dr. Slaby in Berlin, zur Zeit Rector der
technischen Hochschule Charlottenburg, dahin, dass diesen Gasdynamo ein ungemein
glücklicher Gedanke zu Grunde liege. Derartige Elektricitätswerke mit Gasbetrieb
haben ferner den Vorzug sehr geringen Raumbedarfes und erhöhter Nutzleistung wegen
Fortfall der Riemenübertragung, auch besitzen sie eine grössere Betriebssicherheit
zufolge der directen Kuppelung und der geringen Umfangsgeschwindigkeit der Anker und
wegen der dadurch bedingten weiten Entfernung der die höchsten Spannungen
führenden Drähte. Ebenso dürften die geringen Anlage- und Betriebskosten, die
einfache Wartung, der Fortfall der Wasserbeschaffung und Kohlenanfuhr ein Vorzug für
derartige Elektricitätswerke sein. Auch die stete Betriebsbereitschaft spielt hier
eine wichtige Rolle, denn der Lichtbedarf schwankt durch Aufziehen von Gewitter- und
Schneewolken in sehr grossen Grenzen und kann dem mit einer Gasmotorenanlage leicht
gefolgt werden, mit einer Dampfanlage dagegen nicht.
Städte, in denen elektrische Centralen noch nicht vorhanden sind, und vornehmlich
diejenigen, in denen die Gasanstalt städtisch ist, dürften deshalb besser thun, die
grossen Dampfcentralen zu meiden und an deren Stelle kleinere Centralen oder
Blockstationen mit Gasmotorenbetrieb anzulegen. Derartige Anlagen sind sogar, wie
oben dargelegt war, auch dann noch rentabel, wenn die Gasanstalt Privatbesitz ist
und das Gas nicht zu Selbstkosten bezogen werden kann. Durch derartige Centralen
wird nicht allein der Betrieb der Gasanstalten gefördert, weil deren Leistung erhöht
und zu einer gleichmässigeren gemacht wird, sondern die Städte sichern sich auch
dauernd einen erheblichen Nutzen an dem Verbrauch des Gases bezieh. dem Verkaufe des
elektrischen Lichtes. Die Gasanstalten arbeiten ja heute durch die Concurrenz der
Dampfcentralen schon ungünstiger als früher und sind ja durch Einführen des Kochens,
Löthens u.s.w. mit Gas bestrebt, ihren Consum wieder zu beleben. Der hier dargelegte
Weg würde daher gerade die widerstreitenden Interessen der Gasanstalten und der
Elektricitätswerke vereinigen und liegt daher um so mehr im Interesse der Städte, da
hierdurch die Rentabilität der Gasanstalt gesichert bleibt und das Bedürfniss der
Zeit nach Elektricität gedeckt wird.
R. Knoke.