| Titel: | Die Flammpunktsprüfung von Mineralschmierölen. | 
| Autor: | A. Martens | 
| Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, S. 190 | 
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                        Die Flammpunktsprüfung von
                           								Mineralschmierölen.
                        Die Flammpunktsprüfung von Mineralschmierölen.
                        
                     
                        
                           Eine Abhandlung der Mineralölwerke Albrecht und Co. in
                              									Hamburg (Ref. Dr. Aisinmann)D. p. J. 1894 294 68. beschäftigte sich mit den
                              									Mängeln der bestehenden Methode zur Feststellung des Flammpunktes von
                              									Mineralschmierölen und der Beschreibung eines Apparates, bei welchem diese Mängel
                              									zum erheblichen Theil beseitigt sein sollen.
                           Die Bedenken der Mineralölwerke gegenüber den bisherigen Methoden der
                              									Flammpunktsprüfung (in Betracht kommt die übliche Prüfung im offenen Tiegel und der geschlossene Pensky'sche Flammpunktsprüfer mit Rührwerk) beziehen sich hauptsächlich auf
                              									die Untersuchung hochentflammbarer Oele (Cylindermineralöle). Da man neuerdings bei
                              									den Bahnen vielfach dazu übergeht, reine hochentflammbare Mineralöle bei hoher
                              									Dampfspannung (bis zu 13 at = 192° C.) zu benutzen und in jüngster Zeit sogar bis zu
                              									350° C. überhitzter Dampf zu motorischen Zwecken verwendet wird, so erscheint eine
                              									gründliche Würdigung der von den Mineralölwerken Albrecht
                                 										und Co. gegen die vorhandenen Prüfungsmethoden aufgeworfenen Bedenken
                              									erwünscht. Deswegen wurden eine Reihe von Versuchen mit hochentflammbaren Oelen
                              									ausgeführt, deren Ergebniss in Folgendem wiedergegeben wird.
                           Den Bedenken der Mineralölwerke gegen die vielfach übliche Prüfung des Oeles in
                              									halbkugeliger Sandbadschale in einem auf den Sand
                              									gestellten Tiegel kann zugestimmt werden. Auch die königl.
                                 										mechanisch-technische Versuchsanstalt hat wiederholtMittheilungen aas den
                                       												königl. technischen Versuchsanstalten, 1889 S. 155, 1890 S. 74,
                                    											1893 S. 37 u.s.w. darauf hingewiesen, dass die gleich-massige
                              									Erhitzung des Oeles bei diesem Verfahren sehr erschwert ist. Sie hat auch früher
                              									schon als zwingenden Grund für die Ausführung der Flammpunktsprüfung im
                              									geschlossenen Apparat hervorgehoben, dass die hierbei gefundene hohe Lage des
                              									Flammpunktes sichere Gewähr für die geringe Verdunstungsfähigkeit des Materials
                              									gibt, während die hohe Lage des Flammpunktes bei Prüfung im offenen Gefäss nicht die
                              									gleiche Sicherheit gibt. Die schon aus der Versuchsanordnung bei jenem Apparate
                              									einleuchtende Unmöglichkeit, hochentflammbare Oele bis zu ihrem Entflammungspunkt zu
                              									erhitzen, wurde mehrfach auch bei den hiesigen Versuchen bestätigt.
                           Die Mineralölwerke beschreiben nun eine von ihnen benutzte Versuchsanordnung, bei
                              									welcher das Oel in einem in ein Paraffinbad zum grössten Theil eingehüllten offenen
                              									Tiegel erhitzt und durch wiederholtes Nähern einer Zündflamme auf seine
                              									Entflammbarkeit geprüft wird. Bei dieser Anordnung dürfte, wie ja die Erfahrungen
                              									der Mineralölwerke ergeben haben, ein Theil der oben erwähnten Mängel beseitigt
                              									bezieh. wesentlich vermindert sein; nichtsdestoweniger ist aber ihre allgemeine
                              									Verwendung nicht zu empfehlen, weil die Ansammlung der leichtflüchtigen Oeldämpfe,
                              									wie bei allen offenen Flammpunktsprüfern, in erheblicher Weise durch die Luftströmung gestört wird
                              									und die Führung der Zündflamme unsicher ist. Auch muss die Belästigung durch die
                              									Dämpfe des Oeles und des Paraffinbades bei hohen Wärmegraden als störender Umstand
                              									hervorgehoben werden. Dass das Entweichen von Oeldämpfen auch bei dem Albrecht'schen Apparat zum Ausdruck kommt, zeigt die
                              									Vergleichung der in den Mineralölwerken ausgeführten vergleichenden Untersuchungen
                              									mit der Albrecht'schen Anordnung und dem geschlossenen
                              										Pensky'schen Apparat mit Rührwerk.
                           Erstere Anordnung liefert stets bedeutend höhere Flammpunkte als der letztgenannte
                              									Apparat, aber mit steigendem Entflammungspunkt (bestimmt im geschlossenen Apparat)
                              									werden die Unterschiede zwischen den Ergebnissen bei beiden Apparaten erheblich
                              									geringer. Diese Beobachtung hat, wie gesagt, ihre Erklärung darin, dass die leichter
                              									flüchtigen Dämpfe beim offenen Tiegel im Gegensatz zum geschlossenen Apparat durch
                              									die Luftströmungen weggeführt werden; während die schwerer flüchtigen Dämpfe
                              									langsamer, also in geringerem Maasse von der Oberfläche entweichen. Die verschieden
                              									hoch entflammbaren Oele werden also im offenen Tiegel in der That unter erheblich
                              									verschiedenen Verhältnissen geprüft, so dass eine einwandfreie vergleichsweise
                              									Beurtheilung der Verdunstungsfähigkeit der Oele durch den Flammpunkt auf demselben
                              									Apparat nicht möglich ist. Die Versuchsanstalt hat schon vor mehreren Jahren
                              									festgestellt, dass bei Oelen, welche mehrere Zehntel-Procent (0,4 bis 0,5) sehr
                              									leicht flüchtiger Erdöldestillate enthalten, die Unterschiede in den Ergebnissen
                              									beim geschlossenen Apparat und offenen Tiegel über 100° C. betragen können, weil die
                              									leicht flüchtigen Theile im Tiegel im Gegensatz zum Pensky'schen Apparat zu schnell von den Luftströmungen fortgeführt
                              										werden.Neuerdings
                                    											angestellte Versuche mit einem im offenen Tiegel (Eisenbahnmethode) bei etwa
                                    											205° entflammten Oel ergaben für das mit 0,4 Proc. Benzin versetzte Oel im
                                    											Tiegel den Flammpunkt 205, im geschlossenen Apparat den Flammpunkt 88° C. –
                                    											also einen Unterschied von etwa 120° zwischen beiden
                                    									Methoden.
                           Die Mineralölwerke suchen nun an Versuchen mit letzterem Apparat darzuthun, dass
                              									dieser Apparat mit einer erheblichen Fehlerquelle, nämlich der Vernachlässigung der
                              									Ausdehnung der Oele beim Erhitzen, behaftet ist. Durch die Ausdehnung wird bei Oelen
                              									von verschieden hohem Flammpunkt die Oeloberfläche, welche nach der bestehenden
                              									Vorschrift bei Zimmerwärme auf die Marke eingestellt wird, der immer gleich tief
                              									eingetauchten Zündflamme verschieden weit genähert.
                           Durch die Vernachlässigung dieses Umstandes sollen nun die Ergebnisse bei Oelen vom
                              									Flammpunkte über 200° um 7 bis 10° C. niedriger ausfallen, als wenn man die Oele
                              									unter Berücksichtigung ihrer Ausdehnung so einfüllt, dass ihre Oberfläche in der
                              									Nähe des Flammpunktes immer gleich weit von der Zündflamme absteht; man würde also
                              									hiernach die verschieden hoch entflammbaren Mineralöle bei der üblichen
                              									Versuchsausführung unter wesentlich verschiedenen Umständen prüfen und dadurch
                              									keinen richtigen Vergleich der wahren Entflammbarkeit der verschiedenen Oele
                              									erlangen.
                           Diese Anschauung steht nicht im Einklang mit Versuchen, welche vor einigen Jahren von
                              										Martens über diese Frage veröffentlicht worden
                              									waren. Zwar lagen bei diesen Versuchsreihen nur bis zu 175° hoch entflammbare Oele
                              									vor, doch waren die damals gewählten Auffüllungsunterschiede doppelt so gross, wie
                              									der höchste absichtlich gewählte Auffüllungsunterschied
                           
                              Flammpunkte im Pensky-Martens'schen
                                 										Apparat bei verschiedener Auffüllhöhe des Oeles.
                              
                           
                              
                                 Mineralölwerke.
                                 Versuchsanstalt.
                                 Unterschied der Flammpunktebei
                                    											nicht richtiger Auffüllunggegenüber richtiger Auffüllung
                                 
                              
                                 OelNr.
                                 Bei richtigerAuffüllung*
                                 Bei anderer Auffüllung**
                                 OelNr.
                                 Bei richtigerAuffüllung
                                 Bei anderer Auffüllung
                                 
                              
                                 Unterschiedgegen
                                    											richtigeAuffüllungcc
                                 Flammpunkt
                                 Unterschiedgegen
                                    											richtigeAuffüllungcc
                                 Flammpunkt
                                 Mineralölwerke
                                 Versuchsanstalt
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 – 20
                                   112,5
                                 
                                 + 2,5
                                 
                              
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 1
                                 110
                                 
                                 
                                 –
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 + 20
                                   109,5
                                 
                                 – 0,5
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 153
                                 
                                 
                                 – 20
                                   158,5
                                 
                                 + 2,5
                                 
                              
                                 1
                                 151
                                 –   6,5
                                 
                                 2
                                 156
                                 
                                 
                                   + 2,5
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 154
                                 
                                 
                                 + 20
                                   154,5
                                 
                                 –1,5
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 – 20
                                 176
                                 
                                 + 2,0
                                 
                              
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 3
                                 174
                                 
                                 
                                 –
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 + 20
                                 174
                                 
                                 0
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 200
                                 
                                 203
                                 
                                 206
                                 
                                 
                                 
                              
                                 2
                                 193
                                 –   8,7
                                 
                                 4
                                 
                                 – 12
                                 
                                 + 7
                                 + 1,0
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 200
                                 
                                   204,5
                                 
                                 204
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 245
                                 
                                 245
                                 
                                 
                                 
                              
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 5
                                 
                                 – 12
                                 
                                 –
                                 + 1,0
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 246
                                 
                                 248
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 266
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 3
                                 257
                                 – 11,9
                                 268
                                 6
                                 250
                                 – 12
                                 249
                                  + 10,3
                                 – 1,0
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 268
                                 
                                 249
                                 
                                 248
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 278
                                 
                                 281
                                 
                                 
                                 
                              
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 7
                                 
                                 – 12
                                 
                                 –
                                 + 2,5
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 279
                                 
                                 281
                                 
                                 
                                 
                              
                           (Bei den älteren Versuchen mit den Oelen 1 bis 3 der
                              									Versuchsanstalt sind alle angegebenen Flammpunkte Mittel aus je zwei Versuchen.)
                           * Die richtige Auffüllung ist die nach der bisherigen Vorschrift
                              									zu benutzende Auffüllung bei 20° bis zu dem eingedrehten Rand an der inneren
                              									Gefässwandung; sie beträgt 75 cc.
                           ** Die Auffüllung ist hier derart gewählt, dass die auf den
                              									Flammpunkt erhitzten Oele den Inhalt von 75 cc, also bis zu dem eingedrehten Rand im
                              									Gefäss einnehmen.
                           
                           bei den jetzigen Versuchen der Mineralölwerke. Wenn schon
                              									aus diesem Umstände zu schliessen war, dass auch höher entflammbare Oele bei den
                              									praktisch in Frage kommenden und von den Mineralölwerken gewählten
                              									Auffüllungsunterschieden keine nennenswerthe Verschiedenheiten zeigen konnten, so
                              									wurden doch zur Beseitigung jeglichen Bedenkens die nachfolgenden Versuchsreihen
                              									angestellt, denen des Vergleichs wegen auch die früheren Versuche der
                              									Versuchsanstalt und die Versuche der Mineralölwerke beigefügt sind.
                           Erhebliche Unterschiede in den Flammpunkten bei verschiedener Auffüllhöhe der Oele
                              									ergaben sich bei den AIbrecht'schen Versuchen nur aus 2
                              									bei richtiger Auffüllhöhe ausgeführten Einzelversuchen.
                           Die Versuchsanstalt hat, bei Oelen mit niederen und höheren Flammpunkten, als sie bei
                              									den von den Mineralölwerken untersuchten Oelen vorkommen, in allen Fällen und bei
                              									erheblich grösseren Unterschieden in der Auffüllhöhe kleinere Beeinflussungen der
                              									Flammpunkte gefunden. Die durch die Ausdehnung der Oele vermeintlich erzeugten
                              									Fehler sind nach den Arbeiten der Versuchsanstalt kaum auf mehr als 1 bis 1,5° C. zu
                              									veranschlagen.
                           Es empfiehlt sich nicht, wegen dieser geringfügigen Fehler das bisherige Verfahren zu
                              									verändern und die Ausführung zu erschweren.
                           Auf die Veröffentlichung der Mineralölwerke über den Harzgehalt der Mineralschmieröle
                              									wird nach Abschluss von einschlägigen Versuchen später einzugehen sein.
                           Charlottenburg, den 22. Januar 1895.
                           Königliche mechanisch-technische Versuchsanstalt.
                           
                              A. Martens.