Titel: | Neuerung an Niederdruckdampfheizungen. |
Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, S. 225 |
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Neuerung an
Niederdruckdampfheizungen.
Mit Abbildungen.
Neuerung an Niederdruckdampfheizungen.
Vor etwa 3 Jahren enthielt ein Programm für die Projectirung einer
Niederdruckdampfheizung in ein dem Gemeinwohl dienendes Gebäude die Forderung, dass
die Temperatur des Dampfes nicht höher als 80 bis 90° C. sein dürfe, um eine
niedrigere Ofentemperatur zu erzielen. Der betreffenden Bauleitung, welche diese
Forderung stellte, war jedenfalls nicht bekannt, dass zur Erzielung dieser
Dampftemperatur der Dampferzeuger unter vermindertem Atmosphärendrucke arbeiten
müsse.
Textabbildung Bd. 295, S. 224
Dies ist jedoch ausgeschlossen, weil bei solchen Anlagen
denkbarste Einfachheit erste Bedingung ist. Obiger Forderung einer niedrigeren
Ofentemperatur ist inzwischen, wenn auch auf anderem Wege, durch eine neue
Heizkörperconstruction der Firma Gebr. Körting in
Körtingsdorf bei Hannover Genüge gethan worden.
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Die Heizkörper werden nach dieser neuesten Erfindung nicht
direct mit Dampf, sondern durch ein regelbares Gemisch von Dampf und Luft geheizt.
Das Princip dieser Erfindung beruht darauf, dass der Dampf nicht mehr wie früher die
Luft aus dem Heizkörper verdrängt und je nach dem Wärmebedürfniss eine mehr oder minder
hohe Schicht des Ofens von oben her auf Dampftemperatur bringt, sondern darauf, dass
der Dampf sich mit der Luft in Folge einer überaus einfachen Vorrichtung mischt, die
Luft durch Wirkung eines Dampfstrahles gleichzeitig in ununterbrochenen Umlauf
versetzend und so den ganzen Heizkörper je nach der Menge des eingelassenen Dampfes
und der dadurch bedingten Isolirung der Dampftheilchen durch die gleichmässig
beigemengte Luft auf diejenige Oberflächentemperatur bringt, welche dem jeweiligen
Wärmebedürfniss entspricht.
Durch Verengen des Ventilquerschnittes sinkt demgemäss die Oberflächentemperatur des
immer gleichmässig warmen Ofens. Durch Oeffnen des Ventiles steigt dagegen der
Heizeffect des Ofens entsprechend, welcher in seiner Eigenart sich dem Ofen der
Warmwasserheizung nähert.
Da bei dieser Einrichtung eine der Dampftemperatur annähernd entsprechende Temperatur
des Ofens nur bei strengstem Betriebe eintritt – während diese hohe Dampftemperatur
bei allen anderen Systemen stets vorhanden ist – so bedeutet diese Neuerung vom
Standpunkte der Gesundheitstechnik einen entschiedenen Fortschritt.
Textabbildung Bd. 295, S. 225
Die Abbildungen stellen sowohl die hierfür umgebauten weltbekannten Körting'schen schrägrippigen Batterieelemente, als auch
die eigens für diese Erfindung construirten Decorationsheizkörper in verschiedener
architektonischer Ausstattung dar.
Der Eintritt des Dampfes und der Abfluss liegen in einem besonderen Sockel, auf
welchem die einzelnen Elemente solid montirt sind. Der Sockel enthält ein
Vertheilrohr, welches sämmtlichen Elementen gleichzeitig je einen Dampfstrahl
zutheilt. Die sogen. Decorationsheizkörper werden ausserdem noch einer zweiten sehr
wichtigen Forderung der Hygiene gerecht. Da sie auf Grund ihrer äusseren Ausstattung
keiner Verkleidung bedürfen, ist einem Entstehen von Staubwinkeln wirksam entgegen
gearbeitet und die fast ausschliesslich senkrechte Heizfläche verhindert eine
bedenklichere Staubablagerung, welche zudem wegen der leichten Zugänglichkeit der
Flächen viel bequemer beseitigt werden kann, als dies bei den jetzt leider noch so
vielfach am falschen Platze verwendeten und durch Verkleidungen schwer zugängig
gemachten Rippenöfen der Fall ist.
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