Titel: | Gasglühlicht, dessen Geschichte, Wesen und Wirkung. |
Autor: | Wilh. Gentsch |
Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, S. 242 |
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Gasglühlicht, dessen Geschichte, Wesen und
Wirkung.
Von Wilh.
Gentsch.
(Fortsetzung des Berichtes S. 217 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
(Abdruck untersagt.)
Gasglühlicht, dessen Geschichte, Wesen und Wirkung.
Regulirung.
Auf Grund der vorangegangenen Erörterungen ist es leicht einzusehen, dass für jeden
Glühkörper nur eine Flamme von bestimmter Grösse und Form vorhanden ist, welche die
höchste Leuchtkraft des Körpers verursacht. Es gibt auch Mittel, um die
Bunsen-Flamme – und um diese wird es sich besonders handeln – in gewissen Grenzen
beliebig zu gestalten; wenn aber solche Maassnahmen praktischen Werth haben sollen,
so ist Bedingung, dass der Glühkörper selbst constant bleibt. Eine derartige
Beständigkeit ist bisher nur an dem Auer'schen. Strumpf
in dem wünschenswerthen Umfange zu beobachten gewesen; es muss also das
Vorhandensein eines solchen bei Anordnung einer Regulirung vorausgesetzt werden. Das
Auer'sche Präparat wird im Zustande der Weissglut,
in dem es plastisch ist, zuweilen, und zwar meist nach Hunderten von Brennstunden,
durch mechanische Wirkung der Flamme, deren Gase von innen gegen die Wandung
drücken, ausgeweitet, so dass es dem heissen Flammenmantel entrückt wird. Dieser
Vorgang bildet eine Ursache, wegen deren die Leuchtkraft des Glühmantels nachlässt;
durch Vergrösserung der Flamme, also Erweiterung des Flammenmantels derart, dass der
Glühkörper wieder in denselben zu liegen kommt, wird der Mangel behoben und der
Strumpf zur ursprünglichen Helle angefacht.
Man wird ja ohne weiteres Gasdruckregler, welche den Zweck haben, einen
gleichmässigen Gasdruck vor der Ausströmdüse trotz der Veränderung des Druckes in
der Gaszuleitung während des Betriebes zu erhalten, mit gleichem Recht und Erfolg,
wie für gewöhnliche Brenner, anwenden können. Um diese handelt es sich hier nicht;
die Betrachtung derselben würde ausserhalb der vorliegenden Aufgabe liegen, die dem
Gasglühlichte eigenthümlichen Sonderausführungen zu erläutern.
Wie Auer angegeben und es jetzt thatsächlich
durchgeführt wird, entströmt das Gas aus der Düse in das Mischrohr nicht aus einem
Loche von entsprechendem Querschnitte, sondern aus mehreren (4) kleineren
Oeffnungen, welche in dünnem Bleche angebracht sind. Die Weite dieser Durchlässe ist
für die Gasmenge bei gegebenem Drucke und demnach für die Flamme bestimmend. Bei der
Zusammensetzung eines Brenners ist auf die richtige Ausführung grosse Sorgfalt zu
verwenden. Um die Mühe bei Veränderung der Durchlassweite zu verringern und die
Verstellung selbst bei fertig montirtem Brenner zu ermöglichen, treffen Gould und Co.D.
R. G. M. Nr. 12908. die in Fig. 36
skizzirte Anordnung. Mit dem festen Plättchen a ist
mittels eines Stiftes das Plättchen b verbunden: beide
haben die einander überdeckenden Löcher d. Aussen am
Brenner ist eine Stellschraube c unverschiebbar
gelagert, durch deren Drehen ein an b fester Arm und
damit b verstellt wird, so dass die Löcher in a beliebig von b überdeckt
werden können.
Textabbildung Bd. 295, S. 241
Fig. 36.Brenner von Gould und Co.
Textabbildung Bd. 295, S. 241
Fig. 37.Brenner von Fischer und Co.
Auch Fischer und Co.D.
R. G. M. Nr. 15635. richten ihr Augenmerk darauf, den
Gasdurchlass zu regeln. Der Gedanke, welcher ihrer Construction zu Grunde liegt, ist
der, durch Einstellen des Gashahnes h (Fig. 37), dessen Küken feststeht, die beste
Lichtwirkung zu erreichen und dann zu verhindern, dass bei Benutzung des Brenners
der Hahn mehr geöffnet werden kann, als diesem Effecte entspricht. Es ist deshalb
das drehbare Hahngehäuse mit einer Nase c versehen und
an dem festen Hahntheile eine Schraube a gelagert. Auf
dieser lässt sich ein Anschlag b verschrauben, welcher
den Ausschlag von c begrenzt. Bemerkt sei noch
hinsichtlich einer Zündeinrichtung, dass das Zündrohr d
hier vor dem Brennerhahn abgezweigt, mit einem besonderen Absperrhahn e ausgestattet ist und in Höhe des Brenners
ausmündet.
Das Mischungsverhältniss von Gas und Luft hat bekanntlich auf die Natur der Flamme
einen grossen Einfluss. Es werden in dieser Beziehung zwei Grenzen einzuhalten sein,
von denen die eine nach der zu geringen, eine mangelhafte Verbrennung bewirkenden
Luftaufnahme, die andere nach der zu reichlichen Luftbeimischung gezogen ist; die letztere wird sich
dem Explosionsgemisch nähern und eine unruhige Flamme ergeben. Die Bestrebungen sind
deshalb nicht neu, den Luftzutritt in die Mischkammer nach Bedarf zu regeln.
So hat LewisBrit.
Spec. 105 v. J. 1883., trotzdem seine einfache Platinkappe k (Fig. 38) Anspruch auf
eine besonders peinliche Behandlung nicht erheben konnte, um die Gasausströmdüse a mehrere concentrische Kegelmäntel c angeordnet und damit eine entsprechende Anzahl
Lufteinlässe hergestellt. Diese Konen c lassen sich, da
sie mittels Muttern auf dem Gewinde d des Gasstutzens
verschiebbar sind, gegen einander sowie gegen den Konus a verstellen, so dass beispielsweise einzelne Lufteinlässe gänzlich
ausgeschaltet werden können.
Textabbildung Bd. 295, S. 242
Fig. 38.Brenner von Lewis.
Einfacher verfährt allerdings MeynD. R. G. M. Nr. 16040., welcher
zwei Cylindertheile a b (Fig.
39) axial gegen einander verschiebt; und zwar besitzt entweder a oder b die beliebig
gestalteten Lufteinlässe, wobei a in b oder b in a steckend gedacht sein kann.
Textabbildung Bd. 295, S. 242
Fig. 39.Meyn's Brenner.
Die axiale Verschiebung lässt sich in bekannter Weise durch die Verdrehung ersetzen.
So sieht MöllerBrit. Spec. 5022 v. J. 1891. einen Ringschieber C vor (Fig. 40).
Beiläufig sei hier hinzugefügt, dass er das Drahtgewebe D in der Mitte mit einem Knopf E abschliesst,
wohl um unbeschadet des ruhigen Brennens eine Flamme von grosser äusserer
Mantelfläche zu erhalten.
Von geringerer Bedeutung, weil ihr Zweck nicht recht ersichtlich, sind die allerdings
nur vereinzelt vorhandenen Vorschläge, den Zutritt der zur Verbrennung
erforderlichen Luft zu regeln. Es möge die von BoultBrit. Spec. 9240 v.
J. 1891. gegebene Construction hier Platz finden (Fig. 41). Als Mischkammer ist eine aus Porzellan oder
Metall bestehende Schale a vorgesehen, welche seitliche
Oeffnungen besitzt und eine innere Mischdüse b trägt.
Für Brenner mit grossem Gasverbrauch (100 bis 200 l) sollen mehrere solcher Düsen
über einander angeordnet werden. Die Luft tritt in der durch Pfeile angedeuteten
Weise ein. Der Brenner d wird von einem Konus e umschlossen, so dass zwischen d und e ein Ringkanal als Führung für die
Verbrennungsluft entsteht. Der Eintritt der Luft selbst erfolgt durch Löcher, welche
mittels eines Ringschiebers c zu verstellen sind.
Textabbildung Bd. 295, S. 242
Fig. 40.Brenner von Möller.
Ganz natürlich haben sich aus den Bemühungen, den Gasausfluss der jeweilig
erforderlichen Flammenbildung, den Lufteinlass dem vorhandenen Gasverbrauch
entsprechend zu bemessen, diejenigen Anordnungen herausgebildet, bei denen Gas-
und Luftmengen geregelt werden. Solche Maassnahmen sind schon früher getroffen
worden, beispielsweise auch da, wo noch Druckluft in die Gasrohrleitung eingeführt
wurde. Man hat da unter anderem die Hahnküken der Gas- und Luftleitung mit einem
Paar mit einander kämmender Zahnräder versehen (ClarkBrit. Spec. 4240 v.
J. 1884.), so dass die Einstellung des einen Hahnes die
entsprechende Bewegung des anderen Organs nach sich ziehen musste.
Textabbildung Bd. 295, S. 242
Fig. 41.Boult's Brenner.
Textabbildung Bd. 295, S. 242
Fig. 42.Brenner von Rawson und Hughes.
Rawson und HughesBrit. Spec. 1195 v. J. 1886. (Fig. 42) befestigen am Hahn G einen Arm c, welcher mittels eines Gelenkes
b mit einer die Lufteinlässe beeinflussenden Hülse
s in Verbindung gebracht ist. Beim Verdrehen des
Hahnes G wird somit die Hülse s verschoben und der Luftzutritt regulirt. Am Arm c ist eine zweite Stange a angelenkt, welche
den Brennerkopf H auf dem Brennerrohr axial verstellt.
Wird der Gasverbrauch durch theilweises Schliessen des Hahnes G vermindert, also eine kleine Flamme erzeugt, so wird
auch der Kopf H hoch geschoben; damit wird aber die
Flamme selbst in Bezug auf den feststehenden Glühkörper L verlegt, d.h. sie wirkt nur auf einen Theil des letzteren ein. Es findet
also gewissermaassen ein Ausschalten des Glühkörpers statt, welches wohl nur dann
einen praktischen Werth hat, wenn durch das Höherstellen des Brennerkopfes der
Mantel der kleiner gewordenen Flamme den oben verengten Strumpf wieder anzugreifen
vermag.
Umgekehrt macht KönigD. R. G. M. Nr. 20396. den
Leuchtkörperträger a verstellbar (Fig. 43); er versieht ihn zu dem Zwecke mit einem
Vierkant, welcher durch ein Querhaupt b und den Deckel
k des Mischrohres reicht. Der Brennerkopf besitzt
Innengewinde und ist mit der Gallerie l drehbar um das
Mischrohr. Durch Drehen von l lässt sich nun das
Querhaupt b und damit auch der Träger a höher oder tiefer
stellen. Die Gasdüse c ist von einer Kapsel e umgeben; beide haben Löcher d. Die Kapsel e lässt sich von aussen mittels
des Griffes f drehen, so dass die Löcher mehr oder
weniger geschlossen werden. Der Griff f nimmt zugleich
eine äussere Hülse g mit, welche die Lufteinlässe h verändert.
Textabbildung Bd. 295, S. 243
Fig. 43.König's Leuchtkörperträger.
Textabbildung Bd. 295, S. 243
Fig. 44.Bell's Brenner.
BellU. S. P. Nr.
416548. überlässt die Regelung des Gasaustritts einem
selbsthätigen Regler von im Wesentlichen bekannter Einrichtung. Derselbe ist
zwischen Durchgangshahn und Ausströmdüse eingeschaltet (Fig. 44). Das Gas gelangt durch die Bohrung 5, die seitlichen Oeffnungen
7 und das Loch 10 in die Kammer 9 und von da zu dem Auslass 17. Es bestreicht
also die beiden Seiten eines im Cylinder 8 spielenden
Kolbens 14, so dass dieser bei wechselnder
Gasdruckdifferenz auf- und abspielt, dabei aber mittels eines Ringschiebers 13 die seitlichen Durchlässe 7 beeinflusst. Diese Vorkehrung lässt sich in ihrer Wirkung nicht
willkürlich von aussen verändern; sie kann durch jeden anderen Gasdruckregler
ersetzt werden. Es wird hier offenbar angestrebt, die Flamme gleichmässig zu
erhalten, nicht aber ermöglicht, die Stärke der entweichenden Gasstrahlen bei
gleichem Gasdruck dem jeweiligen Erforderniss entsprechend zu bemessen. Scheinbar um
dies bewerkstelligen zu können, sieht der Constructeur eine Stellschraube 11 vor, welche gegen das Loch 10 verschoben werden kann. Die Lufteingänge 19 schützt er mittels einer Kapsel 21; in
dieselbe ist ein Stellring 22 eingesetzt, welcher
axial verschiebbar ist und den Luftzutritt zwischen sich und dem Deckel 16 des Gasdruckreglers mehr oder weniger drosselt.
Mit Bezug auf die Zeichnung sei gleich hier die Zündeinrichtung erläutert. Das
Hahnküken 38 besitzt eine centrale Bohrung 37, welche das Gas zu der Zündleitung 33 führt. Der Zündbrenner 32 mündet in der Mitte der Bunsen-Flamme über dem Sicherheitssieb. Die
Regelung der Zündflamme erfolgt in bekannter Weise durch die Schraube 42. An Stelle der centralen Bohrung kann das Küken auch
einen Ringkanal 37 besitzen, so dass die Achsenebene
der Zündleitung senkrecht zur Gashahnachse zu liegen kommt.
Textabbildung Bd. 295, S. 243
Fig. 45.Brenner von Weil und Rosenthal.
Werden die Luftlöcher eines Bunsen-Brenners verschlossen, so entsteht ein Brenner mit
leuchtender Flamme. Obgleich dieselbe entsprechend ihrer Basis nur mangelhaft wirken
kann, würde sie, auf das Gasglühlicht angewandt, da Interimsdienste zu leisten im
Stande sein, wo eine Auswechselung des Glühkörpers erforderlich wird. Als eine
besondere, dahin zielende Construction sei die von Weil
und RosenthalD.
R. P. Nr. 77394. angeführt (Fig.
45). Der Boden h der Mischkammer hat Löcher
g von zweierlei Grösse, so dass sich grosse und
kleine Oeffnungen abwechseln. Eine über h liegende
Platte b, welche mittels des Hebels c drehbar ist, besitzt nur grosse Löcher, welche bei
Betrieb des Brenners mit entleuchteter Flamme über den kleinen Löchern g des Bodens h liegen.
Wird eine helle Flamme benöthigt, so werden die Oeffnungen von b über die weiteren Durchlässe g des Bodens h gedreht, so dass ein
vermehrter Gasaustritt ins Brennerrohr stattfindet, während gleichzeitig eine mit
b verbundene innere Hülse f die Luftlöcher d verschliesst. Es wird also
offenbar eine kräftigere, hellere Flamme am Brennerkopf entwickelt, als wenn
dasselbe Quantum Gas, wie für den Betrieb der Bunsen-Flamme erforderlich, entströmen
würde.
Zündung.
Wir können zur Zeit nur mit einem Gasglühlicht rechnen, mit dem, welchem das Auer'sche Präparat zu Grunde liegt. Unbestritten bleibt
ja die Thatsache, dass eine schier ungezählte Anzahl von Köpfen an der
Verwirklichung der an sich gesunden Idee gearbeitet haben, und in den vorstehenden
Kapiteln sind die bemerkenswerthesten Erscheinungen schon um deswillen mit in die
Betrachtung gezogen worden, weil in vielen neueren, nach Auer's Erfindungen vorgeschlagenen Methoden ein Zurückgreifen auf
Abgethanes zu erkennen ist. Doch hat erst Auer ein
Gasglühlicht von einschneidender Bedeutung zu schaffen verstanden; der Erfolg seiner
Schöpfung spiegelt sich wohl auch in der Erscheinung wieder, dass zahlreiche, den
verschiedensten Klassen entstammende Personen wirkliche oder vermeintliche
Vervollkommnungen aller Art des endlich erfundenen Glühlichtes angestrebt haben und noch
anstreben, gleichsam um auch von ein paar Strahlen der Sonne getroffen zu werden,
welche über dem gelungenen Werke scheint.
Das Anzünden eines Gasglühlichtbrenners ist so recht erst studirt worden, nachdem
dieses Licht Lebensfähigkeit erlangt hatte. Das Verfahren, welches man bei der
Zündung einzuschlagen hat, ist naturgemäss schwieriger zu definiren, als es bei
einer gewöhnlichen Leuchtflamme der Fall sein würde. Es ist dies auf die subtilen
Factoren, den Glühstrumpf und den Bunsen-Brenner, zurückzuführen; der erstere ist im
kalten Zustande empfindlich gegen Erschütterungen bezieh. Stösse, wie solche die
Entzündung des Explosionsgemisches verursacht, der letztere neigt dazu, die Flamme
zur Gasausströmungsdüse in der Mischkammer zu führen. Dieser zweite Fall tritt nun
bei dem mit einem Sicherheitssieb versehenen Auer'schen
Brenner äusserst selten ein; wenn es trotzdem geschieht, so genügt als
Gegenmaassregel das Schliessen des Hahnes, darauf folgendes Oeffnen desselben und
nochmaliges Anzünden. Wird das Durchschlagen der Flamme nicht sofort erkannt, so
macht sich der Brenner durch einen scharfen Ton bemerkbar, so dass dem Uebel bei
Zeiten in der angedeuteten Weise abgeholfen werden kann.
Der Vorgang, welcher sich nach dem Oeffnen des Brennerhahnes abspielt, ist offenbar
der, dass das durch das Sieb tretende Gas- und Luftgemisch den Strumpf anfüllt und
von diesem zu dessen oberer Oeffnung geführt wird. Es sind danach zwei Möglichkeiten
der Zündung gegeben: entweder eine solche von unten, d.h. in Höhe der
Brennermündung, oder die von oben, d.h. durch die obere Oeffnung des Glühkörpers
hindurch erfolgende. Als zweckmässig hat sich das letztere Verfahren erwiesen,
welches durch Halten einer offenen Flamme über das obere Ende des Cylinders – ein
solcher ist stets vorhanden – nach erfolgter Oeffnung des Gashahnes zur Zündung
führt. Den ersten Anprall des verbrennenden Gas- und Luftgemisches hat hierbei der
obere, verstärkte Theil des Strumpfes auszuhalten; er thut dies ebenso sicher, wie
der übrige Körper die Verbrennung des in ihm angesammelten Gemisches, welche
vielfach so heftig vor sich geht, dass Stichflammen um den Brennerkopf herum bis
unter die Cylindergalerie ausgestossen werden. Ein über den Lufteinlässen zur
Mischkammer des Brenners angeordnetes Schild hat auch die Bestimmung, zu verhindern,
dass die nach unten gerichteten Stichflammen das Gas direct an der Ausströmstelle
treffen. Diese Art der Zündung von Hand ist einfach und wohl auch von der
gewöhnlichen Gasbeleuchtung her beibehalten worden. Das Einführen der Zündflamme von
unten zum Brennerkopf ist unthunlich.
Für Laternen, bei denen die Einführung der Flamme bis über den Cylinder kaum
durchführbar ist, andererseits aber nicht abgewartet werden darf, bis sich die Haube
mit dem brennbaren Gasgemisch angefüllt hat, so dass allenfalls durch dieses die
Zündung weiter zum Cylinder getragen werden könnte, hat MuchallD. R. P. Nr.
74038. die in Fig. 46 skizzirte
Anordnung getroffen. Ein löffelartiger Gasfänger b
nimmt das dem Cylinder entweichende Gasgemisch auf und führt es durch ein Rohr c a nach aussen. Der Theil a des letzteren ist fest, der Theil c dagegen
entweder um ein Scharnier aufklappbar oder teleskopartig gegen a verschiebbar, so dass der Cylinder abgehoben werden
kann. In das Rohr a ist eine Zunge d eingesetzt, welche Regen und Wind vom Innern des
Rohres abhalten und das explosible Gasgemisch an der Zündungsstelle zusammendrücken
soll. Die Zündflamme wird an das äussere Ende von a
gehalten, worauf die Zündung durch a c b zum Cylinder
vor sich geht. Rohr a c ist nur schwach geneigt, so
dass der Cylinderzug nicht beeinflusst wird. Die Einrichtung hat sich bei der
Wiesbadener Strassenbeleuchtung allem Anscheine nach bewährt; ebenso wie eine
Spirituszündlampe, welche mittels zweier Schutzklappen das Rohr a seitlich fasst, so dass das ausströmende Gemisch
nicht vom Winde zur Seite geweht werden kann.
Textabbildung Bd. 295, S. 244
Fig. 46.Muchall's Zünder.
Ganz naturgemäss hat sich auch das Verlangen eingestellt, die Entflammung schon durch
einen einfachen Handgriff, wie solcher zum Aufdrehen des Gashahnes erforderlich ist,
zu bewirken. Es sind deshalb mit sehr geringem Gasverbrauch zu unterhaltende
Zündflammen in der verschiedensten Weise zur Anwendung gekommen. Wenn zunächst
beurtheilt werden soll, welches die geeignetste Stelle für die Zündflamme sei, so
ist hierfür zweifellos die Basis der Bunsen-Flamme anzuführen; erfolgt die
Entzündung der letzteren, ehe das Gasgemisch den Glühkörper angefüllt hat, so
geschieht dies ruhig und ohne störende Einwirkung auf den Strumpf. Man hat auch ein
gleich-massiges Anwärmen des Cylinders und Warmbalten des Glühkörpers geltend
gemacht; jedoch würde letzteres nur Bedeutung haben, wenn die entwickelte Wärme
hinreicht, um den Körper geschmeidig zu erhalten.
Textabbildung Bd. 295, S. 244
Fig. 47.Mactear's Zünder.
Von den möglichen Sonderausführungen und Combinationen möge die Anordnung von MactearU. S. P. Nr.
378699. Brit. Spec. 5322 v. J. 1887. (Fig. 47) Erwähnung finden, welcher ein enges Zündflammrohr a durch das Mischrohr b
des Heizbrenners führt und den Austritt des ersteren durch eine Kappe c gegen die Wirkung der Bunsen-Flamme während des
Betriebes derselben schützt. Ein Hahn d gestattet das
Absperren der Speiseleitung e, welche auch unabhängig
von der Hauptleitung f gehalten sein kann; die
Einschaltung der Zündflamme geschieht mittels der Schraube g. Der Hahn h vermittelt in bekannter Weise
den Zutritt des Gases zu den Löchern k.Mactear lässt in einem anderen Falle die Bohrung im Hahngehäuse für die
Zündleitung bis zur Hauptleitung f gehen, so dass Hahn
d und Bohr e wegfallen
und an deren Stelle ein zweiter Durchlass im Hahn h
tritt.
Textabbildung Bd. 295, S. 245
Fig. 48.Zünder von Schlesinger.
In ähnlicher Weise ist PintschFig. 24 S.
219. verfahren, welcher in dem Hahnküken einen Umlauf vorsieht
und dadurch erreicht, dass der Zündbrenner d gespeist
wird, wenn der Zugang zur Düse c abgesperrt ist. Die
Grösse der Zündflamme ist durch die Stellschraube f
regelbar. Auch BellFig. 44 S. 243., dessen
Construction schon beschrieben worden, bietet nur unwesentliche Abweichungen. Es ist
hier immer Voraussetzung, dass der Brenner von vornherein für die Zündflamme
eingerichtet wird; eine nachträgliche Einbringung der letzteren ist nicht angängig.
Wohl scheint dies aber bei der von SchlesingerSchw. Pat. 6629. D. R. G. M. Nr.
15568. getroffenen Anordnung möglich, welche das Zündröhrchen (Fig. 48) zwischen Brennerkopf und Glühkörper hochführt
und kurz über dem ersteren nach innen abbiegt, so dass die Zündflamme nahezu
senkrecht zur Brennerachse gerichtet ist. Es würde sich für den gedachten Zweck eine
besondere Leitung nothwendig machen; um dieselbe zu verdecken, will sie Schlesinger in die Hauptleitung legenD. R. G. M. Nr. 16315. und erst
kurz vor dem Brenner aus der letzteren abzweigen.
Interessant, obgleich von geringerer Bedeutung, ist der Versuch Himmel'sD. R.
G. M. Nr. 16193., eine Bunsen-Flamme zum Zünden zu benutzen. Himmel leitet das Mischrohr eines Bunsen-Brenners durch
den Kopf des Hauptbrenners bis über das Sicherheitssieb desselben; er legt quer über
die Oeffnung des Zündrohres Drähte (Platin), welche glühend werden und beim
zufälligen Erlöschen der Hilfsflamme diese wieder anzünden sollen. Ein Bedürfniss,
diese doch immerhin empfindliche und Zufälligkeiten ausgesetzte entleuchtete Flamme
zum Zünden zu benutzen, liegt wohl kaum vor.
Zurückzusetzen sind jedenfalls diejenigen Anordnungen, bei denen die Zündflamme zwar
in Höhe des Brennerkopfes, aber ausserhalb des Glühkörpers liegt. In solchem Fall
wirkt sie gegen das untere Ende des letzteren, da ja auch die Zündung durch das
Gewebe hindurch erfolgen muss. Dass der an sich zarte Mantel diesem Einflüsse nicht
unbeschädigt widerstehen kann, ist einleuchtend. Es sei deshalb nur beiläufig auf
die Construction von Fischer und Co.D. R. G. M. Nr. 18097. verwiesen,
welche das Zündrohr parallel dem Brenner hochführen und aus einer seitlichen
Oeffnung eine wagerechte, gegen den Glühkörper gerichtete Flamme austreten lassen.
Die Gasdurchlässe für beide Brenner sind dadurch von einander abhängig gemacht, dass
ihre drehbaren Gehäuse mittels Zahntriebes mit einander verbunden sind, so dass die
Drehung des einen Gehäuses eine entsprechende Verstellung des anderen zur Folge
hat.
Dagegen kann man, da die Zündung von Hand stets von oben durch den Cylinder
geschieht, auch die Vorschläge nicht zurückweisen, nach welchen die Zündflamme
über das obere Ende des Glühkörpers zu richten ist. In dieser Weise hat die Gasbeleuchtungsgesellschaft MünchenD. R. G. M. Nr. 12396. ihre
Einrichtung getroffen, indem sie den Cylinder seitlich durchbohrt und hier die
Zündflamme direct über dem Strumpf einführt. Aehnliches ist bei der Schultz'schenD.
R. G. M. Nr. 12560. sowohl, wie bei der Schlesinger'schenD. R. G. M. Nr.
13125. Methode zu constatiren.
Meist wird es beabsichtigt, die Zündflamme zum Erlöschen zu bringen, wenn der
Hauptbrenner in Betrieb ist; werden beide Theile von demselben Hahn beeinflusst, so
kann bei raschen Bewegungen desselben der Erfolg ausbleiben, wenn die Hauptflamme
erlischt, bevor die Zündflamme entzündet ist. Es wird diesem Uebelstande durch
geeignete Lage und Gestalt der Hahnwege vorzubeugen, unter Umständen aber, wie dies
ja auch vielfach geschieht, eine immerbrennende kleine Flamme selbst während der
Benutzung des Brenners zu unterhalten sein.Schilling Journ. f. Gasbel., 1893 S. 605
f.
Textabbildung Bd. 295, S. 245
Fig. 49.Zünder von Riedinger.
Auf die Unmenge elektrischer Zündungen, welche für die
helle Gasflamme construirt worden sind, muss mit dem Bedeuten verwiesen werden, dass
die Uebertragung für den Gasglühlichtbrenner auf der Hand liegt, wenn dem Umstand
Rechnung getragen wird, dass hier eine Bunsen-Flamme zu bedienen ist, welche
überdies von dem Glühkörper umschlossen wird. Es wird sich also lediglich um
Anordnungen handeln können, bei denen gegen einander feste oder doch nur senkrecht
verschiebbare Contacte die Funkenbildung verursachen. Richtig ist der Einwurf, dass
das Erforderniss einer besonderen, aus einer elektrischen Leitung und einem
Stromerzeuger bestehenden Nebenanlage vorhanden ist. Dem gegenüber ist
hervorzuheben, dass die elektrischen Zündungen leicht einzurichten sind und
insbesondere an fertigen Beleuchtungskörpern gut angebracht werden können. Doch
lässt sich die auch von TellerSchilling Journ. f.
Gasbel., 1893 S. 609. gemachte Behauptung nicht
widerlegen, dass diese Art Zündungen leicht versagen, indem sich an den
Contactstellen Oxydationsproducte absetzen, welche die Funkenbildung
beeinträchtigen. Der Verwendung von Constructionen, welche die Oeffnung und den
Schluss des Gashahnes allein oder in Verbindung mit der Zündung durch den
elektrischen Strom von entfernter Stelle aus zum Zwecke haben, ist ebenfalls freier
Spielraum gelassen. Es mögen hier nur ein paar dem Gasglühlicht speciell gewidmete
Ausführungen Platz finden.
So führt L. A. RiedingerD. R. G. M. Nr. 11633 und 11634.
(Fig. 49) einen mit einer Isolirhülse l (Glas, Speckstein o. dgl.) umkleideten Leitungsdraht
d durch den Brennerkopf und lässt ihn gegenüber dem
Gasvertheilungskonus endigen, so dass der zündende Funke zwischen Konus und
Drahtende überspringt, der Strom selbst durch sie und durch den Brennerkörper
zurückgeleitet wird. Doch sollen auch zwei Drähte d,
deren Enden p einander gegenüber stehen und welche,
isolirt gegen den Brennerkörper, mit Contactstiften s
verbunden sind, benutzt werden, so dass der Brenner nicht vom Strom durchlaufen
wird. Ein besonderer Contactstab, mittels dessen der Gashahn geöffnet wird, liefert
den Strom.
Textabbildung Bd. 295, S. 246
Fig. 50.Zünder von Stern und Daus.
Hiervon weicht die von Leo Stern und DausD. R. G. M.
Nr. 14790. getroffene Einrichtung dahin ab, dass die
Contactstifte b z (Fig.
50), welche in der Ruhelage den Strom schliessen, zwischen Brennerkopf und
Glühkörper hochgeführt sind. Der Strom durchkreist eine elektromagnetische
Vorrichtung A, welche das Oeffnen des Hahnes vollzieht,
wobei der Contact b von z
abgehoben und dadurch die Funkenbildung zwischen b z
verursacht wird.
In einem anderen Falle wird von DausD. R. G. M. Nr. 15922. der
Flammenvertheilungskonus mit einem besonderen Contactstift versehen, auf dem ein
durch den Konus central durchgeführter zweiter Contact aufruht. Die Zuleitung für
den letzteren geht durch die Achse des Mischrohres und die Lufteinlässe desselben,
so dass der Contact bei Zündung noch senkrecht gehoben werden kann.
Eine interessante, besonders für Strassenlaternen berechnete Construction, welche
allerdings ein im unteren Theile des Brennerkopfes angeordnetes Sicherheitssieb
voraussetzt, haben Stegmeier und GeyerD. R. P. Nr.
72746. in Vorschlag gebracht (Fig.
51) und zwar zu dem Zweck, die Zündstelle aus dem Wirkungskreis der Flamme
zu verlegen. Eine drehbare Hülse b umgibt den Brenner
a, welcher einen Theil des Gasgemisches in eine
Zündkammer b1 eintreten
lässt. Die Umdrehung erfolgt um etwa ⅕ Kreis durch Anheben des Armes l unter Vermittlung der Zahnsegmente m n. Bei dieser Bewegung wird von der Wandung der
Kammer b1 der
Contact c gestreift, so dass Funken überspringen,
welche das Gasgemisch in b1 entzünden. Die Flamme pflanzt sich dann
durch die freigelegte, beim Betrieb des Brenners jedoch von b verschlossene seitliche Oeffnung des Brenners a in diesen fort. Nach Freilassen des Armes l
wird dieser und mit ihm der bewegliche Theil der Vorrichtung durch das Gewicht p in die Ruhelage zurückgeführt. Nun steht der Arm l mit der Hülse b, der
Contact c dagegen mit einer im Boden der Laterne
isolirt eingesetzten Hülse k in leitender Verbindung.
Zum Anzünden bedient man sich eines Zündstockes f,
dessen Drähte d e zu einer Handbatterie führen,
andererseits aber mit einem Stift g bezieh. einer Hülse
h verbunden sind. Der Stock wird in die Oeffnung
von k so eingeführt, dass die Hülse h an k anliegt, während
Stift g den Arm l hebt. Es
geht dann der Strom durch d g l m n b b1 nach c k h e.
Bei Hausflammen wird die Hülse b mittels eines
Schiebers o gedreht, wobei eine Batterie einerseits mit
c, andererseits mit dem Brenner a bezieh. der Gasleitung in Verbindung steht.
Textabbildung Bd. 295, S. 246
Fig. 51.Zünder von Stegmeier und Geyer.
Bemerkenswerth ist es noch, dass die für gewöhnliche Gaslampen bekannte Zündung
mittels Laufflammen in mancherlei modificirter Form auch für das Glühlicht
zurechtgestutzt worden ist. Bei diesen Einrichtungen ist im Wesentlichen ein enges
Rohr vom Brennerrohr o. dgl. abgezweigt, welches einerseits zu einer vom Brenner
entfernten Stelle, von der aus die Zündung erfolgen soll, andererseits bis zum
Brenner geführt ist und seitliche Löcher besitzt. Sobald Gas eingelassen wird,
entströmt dasselbe den letzteren; zündet man einen solchen Gasstrahl an, so pflanzt
sich die Zündung längs dem Rohre also auch bis zum Brenner fort. Nach erfolgter Entflammung
desselben wird der Gaszutritt zum Hilfsrohr abgesperrt.
Textabbildung Bd. 295, S. 247
Heckert's Zündvorrichtung.
Nach diesem Princip hat HeckertD. R. P. Nr. 78758. eine
sturmsichere, offenbar für im Freien brennende Laternen bestimmte Zündvorrichtung
ausgeführt (Fig. 51a,
51b). In bekannter
Weise sind im Hahngehäuse A zwei Kanäle F G vorgesehen, von denen G durch das Einsatzrohr C den Brenner speist,
während F mit dem äusseren Rohr H communicirt. Das letztere hat einen Stutzen D, in den das nach unten durch den Laternenboden hindurch geführte und
dann zum Brenner abgebogene Zündrohr E einmündet. Beim
Anzünden wird der Gashahn so gestellt, dass das Gas sowohl durch F wie durch G tritt. Hält
man an das untere Ende von E eine Flamme, so erfolgt
die Zündung in der oben angedeuteten Weise, worauf der Gasdurchlass für F geschlossen, dagegen für G voll geöffnet wird. Um den ganzen Zündvorgang vor Wind zu schützen, ist
ein Stutzen I um das Rohr E nach unten geführt. Die Anzündlampe K trägt
ihrerseits eine des besseren Treffens wegen trichterförmige Schutzhülse L, in welche beim Anstecken der Stutzen I eintritt, während das Zündrohr bis zur Flamme
vordringt.
Schutz der Glühkörper.
Das von Auer geschaffene Gasglühlicht – mit einem
anderen kann zur Zeit nicht gerechnet werden – bedarf eines schützenden Cylinders. Demselben liegt nicht die Verpflichtung ob,
die Flamme bilden zu helfen, denn diese ist vom Glühkörper umschlossen; auch hat er
weniger die Rolle eines Zugglases. Seine Bestimmung ist es, eine Luftschicht
abzugrenzen, innerhalb deren die Bunsen-Flamme ohne seitliche Beeinflussungen sich
nach oben zu entwickeln vermag. Es ist ja schon früher auseinandergesetzt worden,
dass nur eine Flamme mit fixem Mantel das beständige, ruhige Licht zu entwickeln
vermag; andererseits ist aber auch der Glühkörper vor Stoss, Verunreinigung
u.s.w. zu bewahren, soll er nicht frühzeitig brechen oder an Leuchtkraft
verlieren.
Selten ist deshalb der Cylinder auf seine Fähigkeit, die Luft zu führen und dadurch
auf die Flamme einzuwirken, geprüft worden. Es ist hierbei die parabolische
Ausschweifung des unter dem Brennerkopf liegenden Theiles des Glases zu erwähnen,
ferner die Anordnung Rawson'sD. R. P. Nr. 43012., welcher den
unteren Cylinderrand in gleiche Höhe mit dem oberen Rand des Brennerkopfes verlegt,
in einigem Abstand von dem ersteren aber noch ein kurzes Cylinderstück, gleichsam
als Fortsetzung nach unten, einsetzt, so dass durch den gebildeten ringförmigen
Zwischenraum Luft zum Fuss der Flamme zutreten könne. Rawson scheint hier jedoch eine zwecklose Einrichtung getroffen zu
haben.
Der nothwendige Schutzcylinder bringt nun einen Uebelstand mit sich, welchen man mit
den mannigfachsten Mitteln zu bekämpfen versucht hat, und den man hat zwar erheblich
verringern, keineswegs aber beheben können. Es ist das Springen der Cylinder
gemeint, welches meist ziemlich heftig vor sich geht und deshalb auf ungewöhnlich
hohe Spannungen im Glase schliessen lässt. Die gebräuchlichen Glassorten zeigen die
Erscheinung mit einer gewissen Regelmässigkeit, und man hat deshalb zu besonders
gehärtetem Material greifen müssen, um die Zerstörung mehr in das Gebiet des Zufalls
hinüber zu spielen, was ja zum Theil gelungen sein dürfte.
Textabbildung Bd. 295, S. 247
Fig. 52.Vorrichtung zum Schutz der Glühkörper.
Die Erklärung des Vorganges ist auf verschiedene Weise versucht worden. Dem Verfasser
wahrscheinlich sind folgende Beziehungen. Die Höhe des Glühkörpers macht nur einen
Bruchtheil von der des Schutzglases aus. Obgleich nun die von dem Mantel der
Bunsen-Flamme entwickelte Wärme im Glühlicht ungleich günstiger in Licht umgesetzt
wird, als es bei der leuchtenden Flamme der Fall ist, so entwickelt der glühende
Körper zweifellos genug Wärmestrahlen, welche das zunächst liegende Stück des Glases
entsprechend erhitzen. Die Wirkung der Flamme selbst wird hierbei nicht in Frage
kommen, da sie vom Strumpf beeinflusst wird; andererseits aber können Flammentheile
durch die Poren des letzteren höchstens in solcher Menge und mit solcher
Geschwindigkeit durchtreten, dass sie die Adhäsion an den Strumpf nicht überwinden,
diesen vielmehr nur in dünner Schicht nach oben bestreichen könnten. Die Bestrahlung
erfolgt unbeschadet der in Richtung der Pfeile a (Fig. 52) zwischen Glühkörper und Glas
durchstreichenden Luft, welche hier nur dürftig angewärmt wird. Der Luftcylinder
umschliesst weiter oben die in Richtung des Pfeiles b
aus dem Strumpf entweichenden warmen Verbrennungsproducte und hält den oberen Theil
des Cylinders kühl. Die Bedingungen für ungleichmässige Ausdehnungsbestrebungen des
letzteren sind damit gegeben. Hängt man einen Konus c
mittels Drahtes d und Querhauptes e über die obere Oeffnung des Strumpfes, so werden die
Verbrennungsproducte nach f f abgelenkt; sie
durchdringen den Luftcylinder und bewirken eine Erwärmung des oberen
Cylindertheiles, welcher Umstand eine wesentliche Verringerung, wenn nicht gar eine
gänzliche Beseitigung der Spannungsdifferenzen zur Folge haben dürfte.
Es sei noch bemerkt, dass die der Gasglühlichtlampe eigenthümliche Zersprengung des
Cylinders immer nach gewisser Betriebszeit eintritt, während das Platzen beim
Anzünden von Hand in derselben Weise wie bei gewöhnlichen Lampen vor sich geht und
auch nach gleichen Gesichtspunkten zu beurtheilen sein wird.
Schon früher ist der VorschlagD. R. G. M.
Nr. 23254. gemacht worden, einen Schoner aus beliebigem Metall an
wagerechten Querarmen auf den oberen Cylinderrand zu legen, wobei ein Mittelstück in
den Cylinder tauchen soll. Der Zweck des Mittels ist der, wie oben entwickelt,
nämlich die Wärme auf den oberen Theil des Glases zu übertragen, allerdings nur
durch die Wärmeleitung der Metalltheile des Schoners. Die Behebung der Spannungen im
Glase hat auch die Anordnung von Längs- und Querschlitzen in den Wandungen des
CylindersD. R. G. M. Nr.
13832. zum Zweck.
Man ist des Weiteren dazu übergegangen, den Glaskörper in Theile zu zerlegen, welche
sich in gewissen Grenzen gegen einander verschieben können, ohne der Bestimmung
untreu zu werden. Das Maass der Verschiebung gibt ein Bild von der Grösse der
Spannung in dem aus einem Stück hergestellten Cylinder.
Textabbildung Bd. 295, S. 248
Fig. 53.Schutzcylinder von Reich u. Co.
So stecken Reich und Co.D. R. G. M. Nr. 22973. zwei
Cylinder mit ihren passend geformten Enden auf einander (Fig. 53), und zwar entweder den unteren Theil in den oberen oder
umgekehrt, jedoch immer so, dass nach aussen eine glatte Fläche resultirt.
Umständlicher und wohl kaum praktischer ist FritzD. R. G. M. Nr. 29647. verfahren,
welcher einen geraden oder oben eingezogenen niedrigen Ring c (Fig. 54) um den Fuss des Glühkörpers
legt und als Fortsetzung des ersteren mit Spielraum den eigentlichen Cylinder a anordnet, während ein concentrisches Schutzglas b beide umschliesst. Der Cylinder a kann mittels Stellschraube d verstellt werden, wobei er durch Stäbe e
geführt wird, oder er sitzt fest auf dem Oberrand von b, in welchem Falle ein Falzring die Lage sichert.
Textabbildung Bd. 295, S. 248
Fig. 54.Schutzcylinder von Fritz.
Sehr in Aufnahme gekommen sind auch Cylinder, deren Wandungen aus Glasstäben u.s.w.
zusammengesetzt werden und die das Licht gleichzeitig streuen. Es sind
dickwandige prismatische GlasröhrenD.
R. G. M. Nr. 22445. verwendet worden. LollD. R. G. M. Nr.
23786. hat beispielsweise Glasröhren (Fig. 55) in Metallringe eingesetzt, welche mit Luftdurchlässen versehen
sind; der untere Ring passt in den Cylinderhalter. Durch die Röhren soll in der
angedeuteten Weise Luft durchstreichen, um eine Kühlung herbeizuführen. FritzD. R. G. M.
Nr. 23788. hat für seine Cylinder beliebig façonnirte Hohlgläser
gewählt. Alt ist übrigens eine CombinationU.
S. P. Nr. 165116., bei welcher der Cylinder aus Glasstäben
hergestellt und ihm ein glatter Glaskonus aufgesetzt ist.
Textabbildung Bd. 295, S. 248
Fig. 55.Schutzcylinder von Loll.
Da nun einmal die ungleich-massigen Erwärmungsverhältnisse gegeben, hat es nahe
gelegen, einen Ersatz für das spröde Glas zu suchen, welcher in dem so viel
verwandten, nachgiebigen Glimmer gefunden worden ist. Es ist allerdings nicht
Jedermanns Sache, mit dem Glimmercylinder so zu hantiren, dass derselbe vor Kniffen
und Beulen bewahrt und ein Abblättern vermieden wird; doch sind bei einigen, nicht
schwer einzuhaltenden Vorsichtsmaassregeln beim Putzen u.s.w. schon hübsche Erfolge
erzielt worden. Teller berichtet beispielsweiseSchilling Journ. f.
Gasbel., 1893 S. 609., dass bei 4 Laternen einer
Münchener Strassenbeleuchtung in 2 Monaten 25 Glascylinder gesprungen seien? wogegen die Glimmercylinder sich widerstandsfähig
gezeigt hätten. Der geringe Lichtverlust, welcher gelegentlich der Benutzung des
Glimmers beobachtet und zu 3 bis 5 Hefner-Lampen gemessen worden ist, dürfte
thatsächlich der entwickelten Lichtmenge gegenüber nicht von Belang sein.
Textabbildung Bd. 295, S. 248
Fig. 56.Glimmercylinder von Schwintzer und Gräff.
Die Natur des Stoffes lässt es nicht zu, glatte, entsprechend lange Röhren aus einem
Stücke herzustellen; sondern es werden wenig schöne Nähte erforderlich, welche in
einfacher Ueberlappung und Vernietung bestehen. Auch scheinen Versteifungen
angebracht, wenn sich die Cylinder nicht in der Brennerhöhe mit der Zeit ausbauchen
und schief ziehen sollen. Schwintzer und GräffD. R. G. M.
Nr. 13828. schachteln mehrere niedrige Marienglascylinder a (Fig. 56) mit ihren
Enden in einander, zwängen sie in Blechgestelle h und
stellen die Verbindung durch Klammern c her. Die
Erweiterung des unteren Theiles erinnert beiläufig an die üblichen Zuggläser für
Erdölbrenner.
Eine gemischte Ausführung hat ZietzD. R. G. M. Nr. 21615. gewählt,
welcher lediglich den unteren Theil a (Fig. 57) aus Glimmer herstellt, den oberen b dagegen in Glas belässt. Der erstere erhält zwei
Verstärkungsringe c d, welche noch durch zwei oder mehr
Versteifungsstangen e mit einander verbunden sind. Ring
c passt in die Brennergallerie; Ring d dagegen ist zur Aufnahme des Glasaufsatzes b geeignet geformt und trägt ausserdem ein Metallgewebe
f, welches den Zweck hat, von oben einfallende
Staubtheilchen aufzuhalten und, wenn b springen sollte,
die Glassplitter aufzufangen. Es würde sich gegen diese Construction wenig einwenden
lassen, wenn eben die störenden, bei dem Glimmercylinder jedoch nothwendigen
Versteifungen e umgangen werden könnten.
Textabbildung Bd. 295, S. 249
Fig. 57.Glimmercylinder von Zietz.
Textabbildung Bd. 295, S. 249
Cylinder von Campe.
Auch jene Versuche sind hier zu verzeichnen, welche die Missverhältnisse dadurch
auszugleichen bestrebt sind, dass in Höhe der Flamme zwischen dieser und dem
Cylinder ein Glimmerring gewissermaassen zum Abhalten der strahlenden Wärme
eingesetzt wird.D. R. G. M. Nr.
27580. Zu nicht verständlichem Zwecke sind diese
Schutzvorrichtungen zum Theil aus mit Löchern, Schlitzen o. dgl. versehenen
Glimmerplatten gerollt worden.D. R. G. M.
Nr. 29459, 29960, 31911.
Für die bekanntlich bei Gasglühlicht gebräuchlichen glatten Cylinder hat CampeD. R. P. Nr.
77800. eine anscheinend praktische Fassung für Einsatzcylinder
erfunden, welche aus Fig.
58 und 59
erkenntlich ist und nebenbei eine Vorwärmung der Verbrennungsluft gestatten soll.
Die Fassung besteht aus einem inneren glatten Blechcylinder a und einem äusseren gewellten Blechcylinder b, welche beide durch Winkel e mit einander verbunden sind. Der Wellblechcylinder b besitzt verbreiterte Wellen c, aus denen federnde Nasen d herausragen.
Mittels der letzteren wird die Fassung a b in Folge
Reibung an jeder Stelle des äusseren Cylinders h
gehalten, während der innere Cylinder g zwischen a b sitzt. Durch die zwischen dem Wellblech b und dem Cylinder h
entstehenden Kanäle f soll Luft in Richtung der Pfeile
x durchstreichen und sich dabei an g erwärmen.
Wenn ein Glascylinder beim Anzünden eines Brenners platzt, so haben seine einzelnen
Scherben das Bestreben, zu einem Haufen zusammenzufallen, wobei der Glühkörper
zerstört wird. Geht die Katastrophe nach einer gewissen Brennzeit vor sich, so
werden die kleinen Splitter der Mittelpartie nach aussen gestreut, während der obere
Theil auf den Glühkörper herabfällt und diesen gleichfalls vernichtet. In jedem
Falle ist also nicht allein der Verlust des Schutzglases, sondern auch der
empfindlichere des Glühkörpers zu beklagen.
Textabbildung Bd. 295, S. 249
Fig. 60.Schutzvorrichtung von Bruère.
Textabbildung Bd. 295, S. 249
Gutmann's zweitheiliger Cylinder.
Um wenigstens den letzteren vor solchen Zufälligkeiten zu bewahren, sind die
verschiedensten Einsätze (Drahtgeflechte u.s.w.) theils vorgeschlagen, theils auch
in Benutzung genommen worden, deren Aufgabe es ist, die herabfallenden Glastheile
von dem Strumpf abzuhalten.
Hierzu gehört beispielsweise die Schutzvorrichtung von BruèreD. R. P. Nr.
75386., deren Theile aus Metall (Flusstahlblech) gestanzt und gut
vernickelt werden sollen. Eine ringförmige Fussplatte b
(Fig. 60) und zwei concentrische obere Ringe c d sind durch vier Streben e mit einander fest verbunden. Die Vorrichtung umgibt den Glühkörper und
ist etwa mittels
Bajonnetverschlusses an dem Brenner befestigt. Ein weiterer Zweck der Bruère'schen Construction ist der, durch den nicht zu
hoch über dem Kopf des Strumpfes befindlichen Ring d
den Glühkörper davor zu bewahren, dass er durch einen Luftzug von unten oder bei zu
starkem Gasdruck aus seiner Aufhängung herausgehoben werde. Doch noch einen dritten
Effect hat der Einsatz; die Streben e dienen nämlich
als Führung für den Cylinder, wenn derselbe behufs Reinigung u.s.w. abgehoben
wird.
Textabbildung Bd. 295, S. 250
Fig. 63.Ohlen's Führung.
Gerade das Abnehmen und Einsetzen des Cylinders ist häufig Ursache des Zerstörens des
Glühkörpers durch Anstossen an denselben; man neigt in solchen Fällen sehr dazu, mit
dem Glase natürliche und bei gewöhnlichen Brennern angängige Schwenkungen
auszuführen, welche beim Glühlichtbrenner nicht am Platze sind. Neben der obigen
sind eine Reihe anderer Führungen für den Cylinder erdacht worden, welche alle die
zufällige, von der senkrechten abweichende Bewegung des Cylinders beim Heben und
Senken desselben von Hand verhindern wollen.
GutmannD. R. P. Nr.
76088. (Fig. 61 und 62) benutzt einen zweitheiligen Cylinder A,
dessen Mantelhälften a um ein Scharnier b aufklappbar sind, während ein Verschlusshaken c dieselben zusammenhält. Soll beispielsweise der
Cylinder abgenommen werden, so wird die Schutzvorrichtung aus einander geklappt, um
den Cylinderträger gelegt, wobei dessen nach auswärts gebogene Zacken z durch Löcher l
durchtreten können, und mittels des Hakens c
verschlossen. Das Glas kann nunmehr nur senkrecht herausgenommen und ebenso wieder
eingeführt werden. Nach Wiedereinsetzen des Cylinders wird die Schutzvorrichtung A wieder abgenommen.
Textabbildung Bd. 295, S. 250
Fig. 64.Brennerkopf mit Schutzhülse.
Für Lampen, welche einen Tragering für Glocken besitzen, hat OhlenD. R. P. Nr.
79199. die folgende, gleichfalls abnehmbare Führung construirt
(Fig. 63). Das das Schutzglas f umfassende Blechrohr a
ist mit einer Scheibe b, welche in den Tragering d passt, verbunden und durch Streben c abgesteift. Bei Erforderniss wird die Vorrichtung
über den Cylinder f geschoben, so dass die Scheibe b auf dem Ring d aufruht.
Der Cylinder f kann nunmehr nur senkrecht
herausgenommen und wieder eingeführt werden. Trotz der Anwendung von Cylindern ist
es mitunter, wenngleich selten, möglich, dass der Glühkörper seitliche Schwankungen
vollführt, wenn er den Brennerkopf nicht fest umschliesst. Um seinen unteren Rand zu
halten und so Verletzung desselben, unruhiges Licht u.s.w. zu verhindern, ist
vorgeschlagen wordenD. R. P. Nr.
69989., um den Brennerkopf c (Fig. 64) eine aus zwei oder mehr Flügeln bestehende
Schutzhülse d zu legen, welche am Brennerrohr e befestigt ist und gewöhnlich einen grösseren Abstand
von dem Brennerkopf c hat. Wird jedoch der Glühkörper
b eingehängt, so dass dessen Unterrand zwischen c und d sich befindet, so
werden etwa durch Hochschieben eines Ringes g die
Theile der Hülse dem Brenner genähert und wird der Strumpf entsprechend gefasst.
Textabbildung Bd. 295, S. 250
Fig. 65.Brennerkopf von Pintsch.
PintschSchw. Pat.
Nr. 6936. schiebt über den Brennerkopf b (Fig. 65) zwei unten mit einander
verbundene concentrische Ringe a, zwischen welche der
Fuss des Glühkörpers d zu liegen kommt. Es soll auf
diese Weise verhindert werden, dass aufsteigende Luftströme den Strumpf aufweiten
und zerreissen. Eine zweite Bestimmung des Doppelringes a ist die, den Glühkörper aufzufangen, wenn er von seiner Aufhängung aus
irgend welchem Grunde abfällt.
(Schluss folgt.)