Titel: | Elektrische Schiffstelegraphen. |
Fundstelle: | Band 296, Jahrgang 1895, S. 38 |
Download: | XML |
Elektrische Schiffstelegraphen.
Mit Abbildungen.
Elektrische Schiffstelegraphen.
Die in den letzten Jahren wiederholt stattgehabten schweren Schiffskatastrophen
bringen es mit sich, dass allen jenen Einrichtungen; welche zur Sicherung der Fahrt
auf der See dienen, ein erhöhtes, allgemeines Interesse zugewendet wird. Aus diesem
Anlasse wird nachstehend eine einschlägige Mittheilung aus The Engineer vom 30. März 1894 über Schiffstelegraphen wiedergegeben.
Zu den wichtigsten und unentbehrlichsten Einrichtungen auf den Schiffen zählen jene
Hilfsmittel und Anordnungen, durch welche eine rasche und sichere Verständigung
zwischen verschiedenen, von einander entfernten Stellen des Schiffes, wie etwa
zwischen Commandobrücke und Steuermannsthurm oder zwischen Commandobrücke und
Maschinenraum u.s.w. ermöglicht wird.
Es ist ja auch eine unbedingte Nothwendigkeit für den commandirenden Schiffsofficier,
seine Befehle ertheilen zu können über den Kurs, der gesteuert werden soll; es
erscheint ferner unter Umständen ebenso wichtig, dass der Commandirende fortlaufend
die Geschwindigkeit kennt und controliren kann, mit welcher die Schiffsmaschine
arbeitet, und dass er jederzeit sich in der Lage befindet, ohne seinen Posten
verlassen zu müssen, den Maschinisten Weisungen zu ertheilen, ob vorwärts oder
rückwärts, ob langsam, ob mit halbem oder vollem Dampf gefahren werden soll u.s.w.
Auf Kriegsschiffen stellt sich noch das besondere Erforderniss heraus, dass der
Schiffscommandant oder auch der beobachtende commandirende Artillerieofficier Mittel
und Wege zur Verfügung hat, um nach allen Seiten hin ohne jegliche Beeinträchtigung
durch die Entfernung an die einzelnen Geschützstände oder Kanonenthürme die für das
Richten der Geschützrohre maassgebenden Mittheilungen und den Befehl zum Schiessen
geben zu können, oder dass die Genannten ebenso wohl von und nach anderen Theilen
des Schiffes, beispielsweise aus den unter Wasser befindlichen Torpedoräumen u.s.w.,
Meldungen empfangen und dahin ihre Aufträge ertheilen können.
Noch bis vor Kurzem geschah und noch jetzt geschieht dieser Nachrichtenaustausch
selbst auf Kriegsschiffen hauptsächlich mittels des Sprachrohrs und der Stimmpfeife,
sowie mit Zuhilfenahme von einfachen mechanischen Telegraphen. Diese Einrichtungen
haben immerhin gute Dienste zu leisten vermocht, obgleich sie noch viel zu wünschen
übrig lassen und gegen ihre Zuverlässigkeit mancherlei Einwendungen erhoben werden
können. Während heftiger Gewitter, bei Sturm oder auf Kriegsschiffen während des
Gefechtes wird es nämlich ausserordentlich schwierig oder wohl auch ganz unmöglich
werden, die erforderlichen Verständigungen mittels des Sprachrohres durchzuführen,
insbesondere wenn es sich um grössere Distanzen handelt. Letzteres gilt auch
hinsichtlich der mechanischen Telegraphen, welche naturgemäss um so unverlässlicher
werden, je länger die vermittelnden Drahtzüge oder Uebertragungsgestänge sind, und
je mehr Umsetzwinkel eingeschaltet werden müssen. Eben deshalb lässt man diese
mechanischen Leitungen thunlichst den geraden, kürzesten Weg nehmen, und sie werden
demgemäss ihrer grössten Ausdehnung nach über Deck oder wenigstens über Wasserhöhe
angebracht, wodurch sie dagegen um so leichter verschiedenen Beschädigungen
ausgesetzt und um so
schutzloser den signalfälschenden Einflüssen der Temperaturdifferenzen, insbesondere
auch in den rauheren Meeren der Vereisung preisgegeben sind. Mindestens die zur
Verbindung der Commandobrücke mit dem Steuerthurm und dem Maschinenraume dienenden
mechanischen Telegraphen erfordern in Anbetracht ihrer Wichtigkeit aus den
vorstehend angeführten Gründen eine unausgesetzte Beaufsichtigung und die
sorgfältigste Pflege. Aber selbst bei der aufmerksamsten Instandhaltung kommt es
nicht selten vor, dass die mechanischen Telegraphen fehlerhaft arbeiten. Diese
leidige Thatsache wird u.a. durch die gerichtliche Aussage des Kapitäns Jonston erhärtet; welche derselbe gelegentlich seiner
Vernehmung in der Victoria AffaireDas Thurmschiff
Victoria ist bekanntlich als Admiralschiff
der englischen Mittelmeerflotte 1893 an der syrischen Küste durch
Zusammenstoss zu Grunde gegangen. gemacht hat. Laut den
bezüglichen Ausführungen der Times vom 30. Juli 1893
beantwortete der Genannte die Frage des Richters, wie es möglich gewesen sei, dass
die Maschinen nur mit drei Viertel Geschwindigkeit nach rückwärts liefen, statt mit
der befohlenen vollen, er könne sich dies nur durch den Umstand erklären, dass der
Telegraph im Maschinenraume unrichtig gezeigt hätte. Weiter befragt, ob das in
Betracht kommende Telegraphensystem seither geprüft worden sei und ob sich dabei
ähnliche gefährliche Ergebnisse herausgestellt hätten, antwortete Kapitän Jonston, er wisse dies nicht im Besonderen, die
Telegrapheneinrichtung würde aber stets vor der Ingebrauchnahme untersucht; er
glaube, der oben erwähnte Vorfall sei eben lediglich eine der oft plötzlich
eintretenden Störungen gewesen, welche bei allen auf grössere Entfernungen
ausgeführten Anlagen vorkommen können, sobald die Uebertragungsdrähte oder Gestänge
aus irgend einem Grunde aufhören, entsprechend straff gespannt zu sein.
Selbstverständlich ist in der Zeit, seitdem die Schiffe immer grösser gebaut werden
und deren Fahrgeschwindigkeiten so bedeutend zunehmen, das Problem eines vollständig
sicheren, nach jeder Richtung hin entsprechenden Schiffstelegraphen in gleichem
Maasse immer wichtiger und brennender geworden. Es hat denn auch bereits seit
Decennien nicht an einer Menge eifriger Versuche gemangelt, die mechanischen
Telegraphen durch andere, zweckdienlichere zu ersetzen. Die hierher gehörigen
Presslufteinrichtungen und ebenso die hydraulischen Anordnungen haben jedoch zu
keinen dauernden und durchschlagenden Erfolgen geführt und desgleichen sind auch die
Versuche mit elektrischen Telegraphen anfänglich von keinen vollständig
befriedigenden Ergebnissen begleitet gewesen, obwohl gerade diese Anordnungen, was
die Leitung anbelangt, als die geeignetsten gelten durften, da es in ihrem Betriebe
keinen Unterschied macht, ob die Entfernungen zwischen den Signalstellen, soweit sie
auf Schiffen vorkommen können, kurz oder lang sind, und weil die Leitung überall,
also auch unter Deck und unter der Wasserlinie, versteckt und gesichert angelegt und
auf diese Art jeder Beschädigung möglichst entzogen werden kann. Ein besonderer
Vortheil der elektrischen Leitung besteht auch darin, dass die Kabel, welche durch
verschiedene Räume ihren Weg zu nehmen haben, sich mit Hilfe elastischer Stopf
hülsen so durch die Wände führen lassen, dass die Einführungsstellen vollkommen
wasserdicht bleiben.
Eine grosse Anzahl der elektrischen Schiffstelegraphen, und zwar insbesondere
die älteren Systeme, welche sich am Lande sowohl, als auf Deck vorerst vorzüglich
verwendbar zeigten und dem angestrebten Zwecke vollkommen zu entsprechen schienen,
haben sich später im praktischen Gebrauche keineswegs bewährt. Die Ursachen dieses
Fehlschlagens waren verschiedene: zum Theil lag es an der allzu grossen
Complicirtheit oder Zartheit der Signalvorrichtungen, vermöge welcher sie sich der
nicht zu umgehenden derben Behandlung gegenüber, welcher sie an Bord während der
Fahrt ausgesetzt waren, zu empfindlich erwiesen hatten, theilweise waren die
Apparate nicht genugsam geschützt gegen das Eindringen des Seewassers, welches sich
als ein Hauptfeind aller elektrischen Anlagen auf Schiffen erweist. Diese Mängel der
älteren elektrischen Telegraphen, durch welche falsche Signalisirungen oder das
völlige Versagen verschuldet wurden, waren allerdings nur zu sehr geeignet, von der
Anwendung der Elektricität abzuschrecken, und brachte diese Art Einrichtungen
geradezu in Misscredit, so dass man allgemein wieder zu den billigeren mechanischen
Telegraphen zurückgriff.
Ein erheblicher Theil der Erfolglosigkeit der Versuche mit elektrischen Telegraphen
fällt übrigens lediglich dem Umstände zur Last, dass diese Systeme in Anbetracht der
zumeist höchst conservativen Anschauungen der Seeleute gleich vom Anfange an unter
Vorurtheilen und Misstrauen zu leiden hatten, und dass ihre Pflege and
Instandhaltung in der Regel keinen sachverständigen Händen anvertraut war. Dadurch
lässt es sich auch erklären, wie so manche Systeme auf einzelnen Schiffen ganz
befriedigend arbeiten, wogegen sie auf anderen nicht entsprechen. Es ist
beispielsweise auf einem Schiffe während der Fahrt ein Versagen des elektrischen
Telegraphen eingetreten und die Lieferanten erhielten Verständigung, dass die
Apparate trotz aller Bemühungen nicht wieder in Gang zu bringen seien und daher ganz
zwecklos wären. Als dann später von fachmännischer Seite nach der Ursache des
Anstandes geforscht wurde, fand sich eine Unterbrechung des Schliessungskreises
zunächst der Elektricitätsquelle, d.h. die Batterie war in die Leitung einfach gar
nicht eingeschaltet. In einem zweiten solchen Falle fand man die Veranlassung der
Störung in der Batterie, welche in einem Räume Platz gefunden hatte, wo sich auch
Pferde befanden. Beim Tränken der Pferde wurde wiederholt Wasser verschüttet, das in
die Batterie gelangte, wo die einzelnen zum Schütze gegen Stösse in Papierschnitzel
eingepackten Zellen schliesslich ganz im Nassen standen, so dass dadurch
Kurzschlüsse und Stromableitungen hervorgerufen wurden, welche den regelrechten
Betrieb der Einrichtung erklärlichermaassen unmöglich machten. Unter solchen
Umständen werden selbst die vorzüglichsten Apparatsysteme um ihre Leistungsfähigkeit
gebracht und ganz unverdient mit dem Rufe der Unzuverlässigkeit oder gar
Unbrauchbarkeit behaftet.
Von den verschiedenen einschlägigen Einrichtungen eignen sich für den örtlichen
Dienst der Schiffe lediglich die sogen. Zeigerapparate,
ein System, welches bekanntlich schon in der ersten Zeit der elektrischen
Telegraphen in mannigfachen Abarten entstanden ist und seinerzeit auch für Staats-
und für Eisenbahntelegraphen insbesondere in Frankreich und in Deutschland
ausgebreitete Anwendung gefunden hat. Bei diesen Telegraphen dreht sich ein Zeiger vor einem in
Felder getheilten Zifferblatte und in jedes dieser Felder ist ein Buchstabe, eine
Ziffer oder ein sonstiges Schrift- oder Dienstzeichen eingeschrieben. Wenn der
Zeiger in Umdrehung versetzt vor einem Felde anhält, so gilt das daselbst
befindliche Zeichen als telegraphirt; die Bewegung des Zeigers oder sein Anhalten
wird durch elektrische Ströme bewerkstelligt, deren Wirkungen mit Hilfe eines
Senders hervorgerufen und geregelt werden. Im Schiffsdienste werden die zu
wechselnden Nachrichten, da dieselben stets doch nur dieselben bleiben und von
beschränkter Zahl sind, natürlich nicht erst aus Buchstaben und Worten
zusammengesetzt, was übrigens auch viel zu zeitraubend wäre, vielmehr sind in den
Feldern der Zeigerapparate gleich die einzelnen vorkommenden Depeschen, nämlich alle
erforderlichen Befehle oder Meldungen, selbst eingeschrieben, oder es sind an Stelle
des vollen Wortlautes wohl auch nur vereinbarte Buchstaben oder Ziffern angesetzt,
deren Bedeutung jedoch ganz selbstverständlich an jeder betreffenden Signalstelle
genau gekannt werden muss.
In der Regel handelt es sich bei den Anlagen auf Schiffen bloss um je zwei Stationen oder, besser gesagt, Signalstellen,
welche mit einander in telegraphischen Verkehr zu treten haben und daher je einen
Zeichenempfänger und ebenso je einen Stromsender erhalten, welche Apparate gegenseitig und
mit einer Elektricitätsquelle durch Leitungskabel in Verbindung gebracht werden. Der
Zeigerlauf kann so angeordnet sein, dass er sich nur nach einer Richtung oder
beliebig nach rechts oder links dreht; mitunter ist der Zeigerlauf oder das
Stehenbleiben des Zeigers auf besonders wichtigen Feldern mit Glockenschlägen oder
mit dem Ertönen eines Weckers verbunden.
Textabbildung Bd. 296, S. 39
Fig. 1.Zeichenempfänger.
Wie der Zeichenempfänger für den Nachrichten Wechsel zwischen Commandobrücke und
Maschinenraum gewöhnlich aussieht, lässt Fig. 1
ersehen. Will der Commandirende mit dem Maschinenraumtelegraphen einen Auftrag geben, z.B. während der Fahrt den
Befehl zum „Anhalten“ ertheilen, so macht er seinen Stromsender thätig und
lässt ihn so lange wirken, bis der Zeiger Z, welcher in
der Zeichnung in seiner Ruhelage dargestellt erscheint, sich bis zum Felde
„Anhalten“ fortbewegt hat. Demzufolge legt auch der Zeiger des im
Maschinenraume aufgestellten Zeichenempfängers den gleichen Weg zurück und ist auf
dem Felde „Anhalten“ stehen geblieben. Der Maschinenmeister hat daraufhin
unverzüglich seinen Stromsender in Thätigkeit zu setzen und mit demselben die Zeiger
noch einmal ganz herumzudrehen, bis sie wieder auf das Feld „Anhalten“
gelangen. Durch diese Wiederholung, die sogen. Quittirung, welche einen unerlässlichen Theil des Depeschenwechsels
bildet, erhält der Commandant den Beweis, dass sein Befehl im Maschinenraum richtig
empfangen und verstanden worden ist. Wäre unrichtig quittirt worden, dann
müsste der telegraphische Auftrag in gleicher Weise, wie zuerst, wiederholt werden;
nach einer richtigen Quittirung hingegen bringt der Commandant durch angemessene
Benutzung seines Stromsenders die Zeiger wieder in die ursprüngliche Ruhelage
zurück.
Bei den jüngeren Zeigerapparaten haben die Stromsender stets die Form von Kurbeln
oder Speichen P (Fig.
1), welche nach Bedarf auch gleich an den Zeichenempfängern angebracht und so
angeordnet sind, dass lediglich beim Umstellen der Senderkurbel aus der Ruhelage auf
jenes Feld, welches signalisirt werden soll, so viele entsprechend gerichtete Ströme
entsendet werden, als eben nöthig sind, den Zeiger am Apparate der Empfangsstelle
thatsächlich auf das gewünschte Feld zu rücken, während der Zeiger am Apparate der
Abgangsstelle in Ruhe verbleibt. Dasselbe Verhältniss herrscht selbstverständlich
für beide Richtungen der Signalgebung, d.h. es spricht
immer nur der Zeiger jener Signalstelle an, gegen welche die Ströme entsendet
werden, wogegen an jenem Telegraphenapparate, von welchem die Ströme abgehen, der
Zeichenempfänger unthätig bleibt. Vermöge dieser Anordnung und wenn überdies die
Construction es zulässt, dass die Senderkurbeln und somit auch die Zeiger beliebig
nach beiden Richtungen gedreht werden können, wird die Gebrauchsnahme der Apparate
und insbesondere auch das Depeschiren wesentlich vereinfacht und beschleunigt.
Auf grossen oder schnell fahrenden Schiffen, namentlich aber auf Kriegsschiffen und
ebenso auf Schiffen, welche Tiefmessungen vorzunehmen oder Telegraphenkabel
auszulegen haben, kann es wünschenswerth oder geradezu geboten sein, dass nebst der
soeben geschilderten telegraphischen Verbindung zwischen Commandobrücke und
Maschinenraum noch eine zweite vorhanden ist, mittels welcher der Commandant die
Anzahl der Umdrehungen der Schiffsschraube zu jeder Zeit kennt und in Stand gesetzt
ist, die Abänderung der Schraubengeschwindigkeit um jede beliebige bestimmte Anzahl
Drehungen, d.h. nämlich auch um nur wenige Umläufe anordnen zu können. Diese
Möglichkeit ist auf Kriegsschiffen besonders für Fluss- und für Linienmanöver, sowie
im Allgemeinen und besonders auf Schnellfahrern beim Einlaufen oder beim Verlassen
der Häfen von grosser Wichtigkeit. Die Anordnung dieser Geschwindigkeitstelegraphen bleibt dabei im Wesentlichen wieder dieselbe
wie früher, nur hat das Zifferblatt der Zeichenempfänger nicht bloss 10 Felder, wie
in Fig. 1, sondern 101 Felder, wovon das den tiefsten
Punkt einnehmende Feld die Ruhelage des Zeigers bildet, während die anderen der
Reihe nach mit den Ziffern von 1 bis 100 beschrieben sind und den
Schraubenumdrehungen entsprechen. Mit diesen 100 Theilungen lassen sich übrigens
noch weitaus mehr Umdrehungen darstellen, wenn etwa die Ziffernfolge statt mit 1
gleich mit 20 oder 30 o. dgl. begonnen wird, was unter Umständen zulässig erscheint,
oder wenn der Sprung von Feld zu Feld des Zifferblattes statt für je eine Umdrehung
etwa gleich für zwei oder drei Umdrehungen angenommen wird. Eine weitere
bemerkenswerthe Abweichung von dem zuerst betrachteten Maschinentelegraphen besteht
auch noch darin, dass der Apparat im Maschinenraum nur aus dem Zeichenempfänger
besteht, der Stromsender aber von demselben losgetrennt und an der Maschine selbst
angebracht und von derselben bewegt wird, statt von der Hand des Maschinenmeisters.
Vermöge dieser
Anordnung zeigt der Zeiger fortlaufend genau auf jenes Feld, welches der jeweiligen
Zahl der Schraubenumdrehungen entspricht, ohne dass das Maschinenpersonal dabei
mitzuhelfen braucht oder einen Einfluss zu üben vermag. Auch die hinsichtlich jeder
Befehlgebung vorgeschriebene Quittirung geschieht mithin nur auf automatischem Wege,
indem der wie ein Tachimeter oder Tourenzähler arbeitende Zeichenempfänger auf der
Commandobrücke genau ersehen lässt, ob der erlassene Befehl verstanden und vollzogen
worden ist.
Textabbildung Bd. 296, S. 40
Fig. 2.Steuertelegraph.
Textabbildung Bd. 296, S. 40
Fig. 3.Distanztelegraph.
Diesen Geschwindigkeitstelegraphen gleichen die Steuertelegraphen fast vollständig, nur haben die Zeichenempfänger bei den
letzteren wieder eine andere Feldeintheilung. Das Zifferblatt ist nämlich der
Steuerarchitrave gemäss auf jeder Hälfte in je 40 Theile getheilt, wie es Fig. 2 ersichtlich macht. Der Zeiger steht bei
neutraler Steuerlage auf M. Der Apparat des steuernden
Officiers auf Deck besteht aus dem gewöhnlichen Stromsender in Verbindung mit dem
Zeichenempfänger, dessen Zifferblatt die in Fig. 2
dargestellte Theilung besitzt. Der Mann am Steuerrad besitzt jedoch nur einen
solchen Empfänger, während der zugehörige Stromsender an der Steuerradachse
angebracht ist, welche ihn selbsthätig bewegt. Es zeigt somit der Zeiger am
Deckapparate unausgesetzt die jeweilige Lage des Steuers an. Will der Steuerofficier
eine Aenderung in der Steuerung befehlen, so bewerkstelligt er dies geradeso wie in
den früheren Fällen, indem er die Handhabe seines Stromsenders auf das
betreffende Feld seines Zeichengebers einstellt, wodurch er also auch dem Zeiger des
Apparates beim Steuer dieselbe Stellung ertheilt. Die Quittirung darauf erfolgt, wie
beim Geschwindigkeitstelegraphen, nicht mit der Hand, sondern automatisch.
Textabbildung Bd. 296, S. 40
Telegraphische Einrichtung auf Kriegsschiffen.
Ausser den bisher betrachteten Telegraphenanlagen sind für Kriegsschiffe auch noch
die Distanztelegraphen wichtig, mit welchen den
Geschützmeistern die Entfernungen der feindlichen Schiffe oder Landbefestigungen
bekannt gegeben werden. Zu dem Zwecke befinden sich an den Geschützständen
Zeichenempfänger von der in Fig. 3 angedeuteten Form,
jedoch ohne Stromsender. Dagegen sind – in der Regel im Steuerthurm oder auch in
einem besonders geschützten Schiffsraum unter Deck – zwei Stromsender ohne
Zeichenempfänger vorhanden, von welchen der eine mit den sämmtlichen hinter einander
geschalteten Zeichenempfängern der Geschützstände der Backbordseite und der andere
ebenso mit jenen der Steuerbordseite in telegraphische Verbindung gebracht ist. Die
Distanzangaben erhält der telegraphirende Officier mit Hilfe eines besonderen
Messapparates, welcher neuerer Zeit auf Kriegsschiffen gleichfalls elektrisch
angeordnet zu sein pflegt. Zu den neuesten und vollkommensten solcher Einrichtungen
zählt der von Bradley A. FiskeDer Fiske'sche
Distanzmesser besteht aus zwei ganz gleichen Instrumenten, welche an den
beiden Endpunkten einer Standlinie von bekannter Länge auf Deck des
Schiffes unverrückbar aufgestellt werden. Diese beiden Instrumente sind
auf einem Ständer festgemacht und ihre Haupttheile bilden ein mit einer
Contactvorrichtung und einem Rheostaten versehenes Fernrohr und ein
Telephonsatz. Letzterer hat lediglich den Zweck, als
Verständigungsmittel zwischen den beiden Beobachtern zu dienen, welche
das Object, dessen Entfernung ausgemittelt werden soll, mit dem
Fernrohre anvisiren und bei der hierdurch nothwendigen Drehung des
Perspectives einen grösseren oder geringeren Widerstand des Rheostaten
ein- oder ausschalten. Die letzteren sind durch Leitungen nach Art einer
Wheatstone'schen Brücke mit einer
Batterie und einem Galvanometer verbunden. Der jeweilige Nadelausschlag
des Galvanometers ist der Entfernung des von beiden Fernrohren
anvisirten Gegenstandes proportional; ihre Kreistheilung wird auf Grund
der trigonometrischen Berechnung einer Reihe von Entfernungen, welche
den verschiedenen Winkelstellungen entsprechen, angefertigt, so dass die
jeweilige Entfernung gleich unmittelbar vom Galvanometer abgelesen
werden kann. (Vgl. Elektrotechnische
Zeitschrift, 1895 S. 104.), Lieutenant der
Marine der Vereinigten Staaten, erfundene Distanzmesser, welchen Elliot Brothersliefern. Bei diesen Apparaten lässt sich an der
Kreistheilung eines Galvanometers die Entfernung des in Frage kommenden Objectes
unmittelbar ablesen, und die jeweiligen Ablesungen oder ebensowohl die Resultate,
welche etwa mit Hilfe von Distanzmessern anderer Systeme gewonnen worden sind,
werden stets unverzüglich mittels des einen oder des anderen der beiden
ebengedachten Stromsender, dem Bedürfnisse entsprechend backbord- oder
steuerbordseitig an die Geschützstände telegraphirt. Da bei den Distanztelegraphen
eine Quittirung nicht möglich ist, müssen die Apparate vor der Verwendung wiederholt
auf ihre Genauigkeit geprüft und stets sorgfältig richtig gestellt werden.
Eine Zusammenstellung dieser telegraphischen Einrichtungen, wie sie jetzt
beispielsweise auf den modern ausgerüsteten englischen Kriegsschiffen angetroffen
werden, lässt sich des Näheren aus den Fig. 4 und 5, welche ein solches
Fahrzeug im Querschnitte und in der Draufsicht skizziren, ersehen. Die zum Betriebe
der sämmtlichen Telegraphen erforderlichen Stromquellen sind in einer neben dem
Maschinenraume vorhandenen, durch Panzerwände noch besonders geschützten
Telegraphenkammer C untergebracht. Weil das Schiff zwei
Schrauben hat, müssen denn auch die Maschinenraumtelegraphen doppelt vorhanden sein; ausserdem sind für jede
dieser Telegraphenlinien zwei Befehlsstellen vorhanden, nämlich eine bei A in dem Steuerthurm S und
die andere bei A1 auf
dem Hinterdeck. A wie A1 sind auf einer gemeinsamen Leitung mit dem im
Maschinenraume M angebrachten zugehörigen Apparat A2 zusammengeschaltet
und es kann also, z.B. auf der Backbordseite, sowohl von A als von A1
nach A2 depeschirt und
ebenso von A2 nach A wie nach A1 quittirt werden. Dasselbe gilt natürlich auch für
den Maschinentelegraphen der Steuerbordseite, allein die beiden Deckapparate A und A1 dürfen in keinem Falle gleichzeitig arbeiten, weil
der eine den anderen stören und beirren würde; es muss vielmehr aus diesem Grunde
immer derjenige Deckapparat, welcher nicht im Dienste steht, durch eine an jedem
solchen Apparate vorhandene Commutatorschraube festgelegt und in kurzen Schluss
gebracht, d.h. ausser Wirksamkeit gebracht sein. Ebenso wie der
Maschinenraumtelegraph und aus gleichem Anlasse ist auch der Geschwindigkeitstelegraph zweimal vorhanden, jedoch ist für gewöhnlich in
jede der beiden Leitungen nur je eine Befehlstelle B
eingeschaltet, die auf der Commandobrücke K ihren Platz
hat. Die beiden Apparate B sind im vorliegenden
Beispiele lediglich als Stromsender und die damit verbundenen, im Maschinenraume
aufgestellten Apparate B1 hingegen bloss als Zeichenempfänger eingerichtet. Die Quittirung
geschieht automatisch durch die auf den Schraubenachsen angebrachten Stromsender G1, welche mit den Apparaten B1 oder B in keiner,
dagegen aber mit einer Anzahl von besonderen Zeichenempfängern G in telegraphische Verbindung gebracht sind, welche
auf verschiedenen Punkten des Deckes aufgestellt werden, so dass man an allen diesen
Punkten stets in Stand gesetzt ist, die Anzahl der Schraubenumdrehungen controlliren
zu können. Von jeder Bordseite muss sich natürlich je ein Geschwindigkeitsanzeiger
G unmittelbar neben den Befehlsapparaten B auf der Commandobrücke K
befinden. Der Steuerungstelegraph besteht nur aus einem
einzigen Schliessungskreise, in welchen jedoch fünf Apparate eingeschaltet
sind, nämlich ein als Geber und Empfänger eingerichteter Apparat D auf der Commandobrücke, dann ein ganz gleicher
Apparat D1 im
Steuerthurm, ferner zunächst des Steuers für die Bedienungsmannschaft die beiden
Apparate D4 und D2, und schliesslich an
der Drehachse des Steuers H angebracht ein Apparat D3. Von den drei
zuletzt angeführten Vorrichtungen sind D4 und D2 lediglich als Zeichenempfänger und D3 bloss als
Stromsender eingerichtet. Da von den beiden Deckapparaten D und D1 oder
auch von D2 und D4 nur der eine oder
andere benutzt wird, sind sie alle wieder mit Ausschaltschrauben versehen, mit
welchen jene Apparate, die nicht im Dienst stehen, festgelegt und unwirksam gemacht
sein müssen. Die Quittirung geschieht immer nur durch den Apparat D3 auf automatischem
Wege. Was endlich die Distanztelegraphen anbelangt, so
sind für dieselben wieder zwei getrennte Leitungsanlagen, eine für Backbord, die
andere für Steuerbord, erforderlich. In jedem dieser Schliessungskreise sind der in
der Telegraphenkammer C aufgestellte Stromsender E und die bei den Geschützständen angebrachten
Zeichenempfänger E1
E2
E3
E4 eingeschaltet.
Unmittelbar neben den beiden Stromsendern E (Fig. 5) befindet sich in
C auch das Galvanometer F2 des Fiske'schen Distanzmessers. Die zum letzteren gehörigen zwei Fernrohrständer
sammt Telephonsatz sind über Deck bei F und bei F1 (Fig. 4) aufgestellt.
Während eines Gefechtes oder vielmehr schon vor Beginn desselben werden von dem
damit betrauten Officier die jeweiligen Entfernungen des zu beschiessenden Objectes
von F2 abgelesen und
unverzüglich mit dem entsprechenden Stromsender E an
die Geschützstände mitgetheilt. In der gepanzerten Telegraphenkammer C laufen auch die Kabelleitungen sämmtlicher
elektrischen Schiffseinrichtungen zusammen und sind hier zu einem eigenen, mit den
erforderlichen Messinstrumenten versehenen Versuchstisch geführt, wo der Zustand der
Leitungen und Stromquellen zu jeder Zeit rasch und mit der grössten Genauigkeit
geprüft werden kann.
Zur theilweisen oder vollständigen Ausführung der vorstehend geschilderten
elektrischen Anlagen werden vielfach die auf Grund mehrjähriger, sorgfältiger
Versuche und Erfahrungen vervollkommneten Zeigertelegraphen von Willis und Robinson benutzt, mit welchen Apparaten
zuerst das englische Kriegsschiff Howe, dann das in den
nordamerikanischen Gewässern stationirte Flaggenschiff Blake, ferner das der Kanalflotte zugetheilte Flaggenschiff Royal Sovereign und jüngst das neue Flaggenschiff der
Mittelmeerflotte Ramilies u.a. ausgerüstet worden sind.
Solche Willis und- Robinson'sche elektrische
Telegrapheneinrichtungen haben ferner auch der französische Kreuzer Jeanne d'Arc, das italienische Panzerschiff Lepanto, der holländische Kreuzer Van Speijk, der Kreuzer Maine der nordamerikanischen Flotte, der Kreuzer Capitain Prat der Republik Chile u.s.w.
Die Anordnung eines Willis-Robinson'schen Stromsenders
erhellt aus Fig. 6; derselbe ist insoweit eigentlich
ein selbsthätiger, als die einzelnen Stromsendungen, welche zum Weiterrücken des
Zeigers am zugehörigen Zeichenempfänger erforderlich sind, nicht unmittelbar mit der
Hand, sondern mit Hilfe der Speiche P, eines
Räderwerkes und einer Contactvorrichtung entsendet werden. Das Räderwerk und die
Contactvorrichtung sind nebst einigen Nebeneinrichtungen in einer vollkommen
wasserdicht verschlossenen Metallbüchse B untergebracht, aus deren
Hinterwand bloss die Hauptachse x des Räderwerkes so
weit vorragt, dass sich die Speiche P darauf aufstecken
und festkeilen lässt. Wird der Apparat, wie z.B. bei den Distanztelegraphen,
lediglich als Stromsender verwendet, welcher Fall, als der einfachere, hier zuerst
in Betracht gezogen werden möge, so ist die trommelförmige Schutzbüchse B vorn mit dem betreffenden Zifferblatte – im genannten
Beispiel also mit der Zeigertafel Fig. 3 –
abgeschlossen.
Textabbildung Bd. 296, S. 42
Fig. 6.Willis-Robinson's Stromsender.
Die Achse X hat dann einen Fortsatz, welcher durch eine
Oeffnung des Zifferblattes hindurch reicht, und auf welchem ein Zeiger aufgesteckt
wird. Vor diesem Zeiger ist B nochmals durch eine
starke, in den Metallrahmen eingekittete Glasplatte abgeschlossen. Die Speiche P und der Zeiger sitzen also gemeinsam auf X fest, und die jeweilige Lage des letzteren
kennzeichnet daher stets genau die Lage der ersteren. Die Stromgebung erfolgt, indem
der Telegraphirende die Speiche P, welche durch eine
Federklinke in der in Fig. 6 dargestellten Ruhelage
festgehalten wird, mit der Hand am Griff A erfasst,
ausklinkt und so weit nach rechts oder links umlegt, bis der Zeiger auf das zu
telegraphirende Feld einspielt. Hierdurch wird gleichzeitig auch das auf X festsitzende Zahnrad R1 mitbewegt, welches in das Trieb einer
Contactwalze W eingreift und diese in rasche
Umdrehungen versetzt. Zum Stromsender sind drei vom zugehörigen Zeichenempfänger
kommende Leitungen zugeführt und ebenso ein vierter, als Rückleitung dienender
Draht, in welchem die Batterie eingeschaltet ist. Diese vier wohlisolirten
Leitungen, welche zusammen ein etwa 1 Zoll dickes Kabel bilden, schliessen mit ihren
Enden bei den Klemmen 1, 2, 3 und 4 an; davon stehen 1, 2
und 3 mit je einer Blattfeder in leitender Verbindung,
welche drei Federn parallel neben einander, wie die Zähne eines Kammes, an einem
Ebonit- oder Elfenbeinsteg befestigt sind und zeitweilig und der Reihe nach mit der
metallenen Walze W,
wenn diese bewegt wird, in Contact gerathen. Auf W
befindet sich nämlich genau unter jeder der drei Contactfedern ein auf der Walze
aufgelöthetes Ringstück aus Neusilber, welches ein Drittel des Walzenumfanges lang
ist. Diese drei Ringstücke, Contactwülste, sind auf W um je ein Umfangsdrittel versetzt, so dass bei der
Bewegung des W im ersten Umdrehungsdrittel der erste
Contactwulst mit der Feder 1, im zweiten der zweite
Wulst mit der Feder 2 und im dritten Drittel der
Umdrehung das dritte Ringstück mit der Contactfeder 3
in Berührung gelangt. Da nun W und die daransitzenden
Contactwülste mit der Klemme 4, d.h. mit der zur
Batterie führenden Leitung verbunden sind, so erfolgt durch die mittels der Speiche
P herbeigeführten Umdrehungen der Walze W eine Stromentsendung in die Leitungen 1, 2 und 3 von bestimmter
Reihenfolge und in einer Anzahl, welche dem Winkel proportional ist, um welchen P aus seiner normalen Ruhelage gebracht wird. Diese
Reihenfolge der Stromschliessungen lauten je nach der Richtung, in welcher die
Verschiebung von P geschieht, entweder 1, 2, 3, 1, 2, 3 u.s.w. oder 1,
3, 2, 1, 3, 2 u.s.w., und vermöge dieses Umstandes bewegt sich denn auch
der Zeiger des Empfangsapparates ganz übereinstimmend mit der Stromsenderspeiche P nach rechts oder nach links. Zum Stromsender gehört
als Nebeneinrichtung noch eine Centrifugalbremse V,
welche durch ein in R1
eingreifendes kleineres Zahnrad in Umdrehungen versetzt wird; dieselbe erlaubt für
R1 und also auch
für P nur eine bestimmte
Maximal-Umdrehungsgeschwindigkeit, wodurch es unmöglich gemacht wird, den Arm A rascher zu verstellen, als es für die sichere Abgabe
der Stromfolge bezieh. zur zuverlässigen Darstellung der Zeichen statthaft wäre.
Textabbildung Bd. 296, S. 42
Zeichengeber.
Was den Zeichengeber anbelangt, welchen Fig. 7 und 8 in der Ansicht (von
rückwärts bei abgehobener Verschlussplatte) und Fig. 8 in einer
Draufsicht darstellt, so kann derselbe gewissermaassen mit der Brotherhood'schen dreicylindrigen
Rotationsdampfmaschine verglichen werden; die Stelle der Cylinder vertreten die drei
auf dem Zifferblatte NN befestigten Elektromagnete M1,
M2 und M3, welche, je nachdem sie stromdurchflossen oder
stromlos sind, ihre Anker anziehen oder loslassen. Jeder Elektromagnetanker trägt
einen kleinen, mit einer Rolle versehenen Fortsatz, mit welchem er, sobald er von
seinem Elektromagneten angezogen wird, in das Sternrad R eingreift. Diese drei Rollendaumen r1,
r2 und r3 sind so auf den
Ankern festgemacht, dass sie ein gleichschenkeliges Dreieck darstellen, in dessen
Mittellinie sich die Drehachse des mit sieben Zähnen versehenen Sternrädchens R befindet; auf dieser Achse sitzt auch noch ein
Zahnrad, das in ein Getriebe eingreift, auf dessen Achse x1 der sich vor dem Zifferblatte NN bewegende, in der Zeichnung nicht dargestellte
Zeiger des Zeichenempfängers steckt. Zufolge dieser letzteren Uebertragung wird die
Umdrehungsgeschwindigkeit des Zeigers entsprechend kleiner gemacht als jene des
Sternrädchens, d.h. gleich gemacht der Geschwindigkeit, mit welcher die
stromsendende Kurbel P (Fig.
6) bewegt wird. Die im gemeinsamen Kabel vom zugehörigen Stromsender und
von der Batterie kommenden, schon früher erwähnten Leitungen 1, 2, 3 und 4 sind zu den gleichlautend
bezeichneten Klemmen angeschlossen; das eine Spulenende des Elektromagnetes M1 ist mit 1, jenes von M2 mit 2 und das von M3 mit 3 in leitende Verbindung gebracht, wogegen die drei
anderen Spulenenden zur Klemme 4 verbunden sind. Sobald
nach einander in die Leitungen 1, 2 und 3 Ströme gelangen, greifen die Rollendaumen der
betreffenden Elektromagnete in gleicher Reihenfolge in R ein und jeder Rollenstift rückt R ein
Stückchen weiter. Die auf solche Weise entstehende Drehung des Rädchens R erfolgt nach links, wenn die Kurbel P (Fig. 6) des
Stromgebers nach rechts gedreht wird, und umgekehrt; die Zeigerachse x1 erhält jedoch
ersichtlichermaassen durch die gerade vorher erwähnte Zahnradübertragung dieselbe
Drehungsrichtung, wie die Stromgeberkurbel. Der Zeichenempfänger befindet sich, wenn
er allein für sich ist, in eben einer solchen trommelförmigen, rückwärts durch einen
metallenen Deckel und vorn durch das Zifferblatt und schliesslich durch eine starke
Glastafel dicht abgeschlossenen Büchse, wie der Stromsender, wenn dieser lediglich
als solcher eingerichtet ist. Sollen aber Zeichenempfänger und Stromsender zu einem Apparate vereinigt werden, wie dies
beispielsweise bei den Maschinenraumtelegraphen (vgl. Fig.
1) regelmässig der Fall zu sein pflegt, so kommen sie ohne weitere
Aenderung ihrer sonstigen gewöhnlichen Anordnung hinter einander in einen einzigen
cylindrischen Schutzkasten; nur die Zeigerachse x1 des Zeichenempfängers (Fig. 8) wird etwa hohl
gemacht werden müssen, um die Zeigerachse X des
Stromsenders (Fig. 6) durchzulassen, und dann laufen
also zwei Zeiger, die sich natürlich durch Form und Farbe deutlich von einander
unterscheiden sollen, vor dem Zifferblatte. Ebenso wohl kann der besondere Zeiger
für den Stromsender wegbleiben, wenn an dem Senderarm knapp ausserhalb der
Trommelwand ein Bügel festgemacht ist, dessen zeigerförmiges Ende den Rand des
Zifferblattes, wie es in Fig. 1 angedeutet erscheint,
übergreift und sonach die jeweilige Stellung der Senderspeichen, bezogen auf die
Felder der Zeichenscheibe, genau kennzeichnet.
Wenn schliesslich sowohl am Anfangs- als wie am Endpunkte einer
Schiffstelegraphenanlage Apparate nöthig werden, in welchen Stromsender und
Zeichenempfänger vereinigt sind, dann erhält jeder dieser Apparate einen
Ausschalter, damit mit den besprochenen vier Leitungen
für den Betrieb das Auslangen gefunden werde, wogegen ohne Ausschalter mindestens
neun Leitungen erforderlich würden. Dieser
Ausschalter, welcher stets den eigenen Zeichenempfänger von den Leitungsanschlüssen
lostrennt, indem er einfach die leitende Verbindung zwischen den drei
Elektromagnetspulen und der Klemme 4 unterbricht, so
lange der Stromsender benutzt wird, ist im Handgriffe A
(Fig. 1 und 6)
derart angebracht, dass er jedesmal in Wirksamkeit tritt, sobald man zum Ausklinken
der Stromgeberspeiche P (Fig.
1 und 6) dieselbe beim Griff A anfasst. Bis P wieder in
seine Ruhelage zurückgebracht und A ausgelassen wird,
erfolgt auch wieder von selbst die Einschaltung des Zeichenempfängers. Diese
Anordnung bietet auch Schutz gegen Signalfälschungen, welche etwa bei anderen
Systemen entstehen könnten, wenn zufällig die Stromsender an zwei Apparatstellen
gleichzeitig zur Anwendung kämen, da unter der gleichen Voraussetzung im
beschriebenen Falle an beiden Empfangsapparaten überhaupt keine Telegraphenzeichen hervorgerufen werden können.