Titel: | Ueber einen Condensationswasserabscheider „Patent Anton Proskowetz“ mit sichtbarer Function. |
Autor: | Ed. Donath |
Fundstelle: | Band 296, Jahrgang 1895, S. 83 |
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Ueber einen Condensationswasserabscheider
„Patent Anton Proskowetz“ mit sichtbarer Function.
Mit Abbildungen.
Ueber einen Condensationswasserabscheider mit sichtbarer
Function.
Die Verwendung nassen wasserhaltigen Dampfes kann sehr unangenehme und sogar
gefährliche Folgen haben. Man war deshalb schon lange bemüht, das
Condensationswasser aus den Leitungen und den Gefässen zu entfernen, dabei jedoch
Dampfverluste auszuschliessen. Es ist bekanntlich zu diesem Zwecke eine grosse
Anzahl von Apparaten construirt worden, welche aber zumeist den Nachtheil haben,
dass man nicht sofort ihre Wirkung beobachten kann. Wenn daher bei solchen
Constructionen nach kürzerem oder längerem Gebrauche eine Störung eintritt, so
können unter Umständen beträchtliche Dampfverluste bereits stattgefunden haben,
bevor sie sich fühlbar machten. Dann werden häufig die Condensationswasserabscheider
überhaupt entfernt, weil man sich lieber sogar der Gefahr eines unsicheren Betriebes
oder geringerer Ausnutzung des Dampfes aussetzt, als dem etwaigen grossen directen
Verlust an Dampf. Es gibt verhältnissmässig wenig Industrien, die einen so grossen
Dampfverbrauch haben als die Zuckerindustrie, und deshalb ist in derselben das
Bedürfniss nach völlig verlässlichen und gleichzeitig in ihrer Wirkung
controlirbaren Wasserabscheidern besonders fühlbar. Einen solchen Wasserabscheider
hat nun der Director der gräfl. Mittrowskyschen Zuckerfabrik in Sokolnitz bei Brünn,
Anton Proskowetz, construirt, welcher von der
Maschinenfabrik des Ingenieurs Eduard Schliegel in
Brünn, Dornichgasse 62, ausgeführt wird. Derselbe functionirt, wie ich mich bei
mehrfachen Besuchen der genannten Zuckerfabrik überzeugte, in derselben schon seit 2
Jahren in mehreren Exemplaren verschiedener Grösse ganz verlässlich und
befriedigend. Proskowetz hat ihn in zwei verschiedenen
Formen construirt, deren eine bereits von Oberinspector Hubert Petritsch
in der Zeitschrift der Dampfkesseluntersuchungs- und
Versicherungsgesellschaft, 1894 S. 90, in anerkennendster Weise besprochen
wurde. Ich möchte nun im Folgenden auf die andere jetzt eingeführte Form dieses
Condensationswasserabscheiders aufmerksam machen. Derselbe (vgl. Deutsche Patentschrift Nr. 72877) besitzt das
Charakteristische, dass der Apparat stets unter einem sicheren Wasserabschluss
steht, in Folge dessen Dampfverluste ausgeschlossen sind, und dass die Wirksamkeit
desselben mittels eines Wasserstandsglases jederzeit leicht zu beobachten ist.
Textabbildung Bd. 296, S. 83
Condensationswasserabscheider von Proskowetz.
Der besagte Wasserabscheider (Fig. 1 und 2)
ist im Wesentlichen eine Waage, deren Schwingungsmittelpunkt in x bezieh. in der Schwingungslinie EA liegt. Auf dem einen Hebelarm dieser Waage ist ein
trommelförmiges Sammelgefäss S angeordnet, auf dem
anderen Hebelarm ein Gegengewicht G angebracht. Die
Einströmung E ist an der tiefsten Stelle mit dem
bezüglichen Retour d'eau verbunden. Das Gegengewicht ist so beschaffen, dass es dem
Sammelgefäss mit ungefähr ⅓ Condenswasserfüllung das Gleichgewicht hält. Die Wirkung
des Apparates ist folgende: Ist die Sammeltrommel S,
welche stets durch die Einströmung E mit dem Retour
d'eau in Verbindung steht, mit Condenswasser so weit angefüllt., dass sie das
Gegengewicht G + Reibung überwindet, so sinkt sie in
die Lage L, wodurch der zwangläufig gesteuerte Schieber
gleichzeitig geöffnet wird und dem Condensationswasser den Austritt bei t in der gezeichneten Pfeilrichtung gestattet. Um die
sichere Entleerung des Gefässes S zu erreichen, ist
zwischen dem Dampfraume des Retour d'eau und demjenigen des Wassersammlers S eine 20 mm weite Gasrohrverbindung V1V2V3 vorhanden, so dass
der Druck in den beiden Räumen stets gleich bleibt. – Wird die Trommel S hinreichend weit entleert, so sinkt G; dadurch wird S in die
Lage L gehoben und damit gleichzeitig durch
entsprechende Parallelverschiebung des Schiebers Schdie Oeffnung
geschlossen, welche die Verbindung zwischen Ein- und Ausströmung vermittelt, somit
dieselbe unterbrochen. Es findet also gewissermaassen fortwährend eine auch
bemerkbare Vibration dieser zwei Hebelarme der Waage statt und es sind zugleich die
gegenseitigen Gewichte derart getroffen, dass die Sammeltrommel S vom Condensationswasser nie vollständig entleert
werden kann, was auch jederzeit an dem für diesen Zweck an der Trommel S angebrachten Wasserstandsrohr controlirt werden
kann.
Hieraus erhellt, dass Dampfverluste vollständig ausgeschlossen sind. Die Function des
Apparates ist dabei ganz sicher und jederzeit äusserlich erkennbar. Für Industrien
mit grossem Dampfverbrauch ist der Proskowetz'sche
Wasserabscheider daher zu empfehlen.
Ed. Donath.