Titel: | Neuerungen in der Koksbereitung. |
Autor: | J. W. |
Fundstelle: | Band 296, Jahrgang 1895, S. 87 |
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Neuerungen in der Koksbereitung.
(Schluss des Berichtes Bd. 295 S.
127.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen in der Koksbereitung
Die immer regere Nachfrage, besonders der Eisenhüttenleute, nach dichtem und festem
Koks hat in neuester Zeit mehrere beachtenswerthe Verfahren entstehen lassen.
H. Borgs in Bruch (Westfalen) presst zu diesem Zwecke
die Kohlen während des Verkokens durch aufgelegte Eisenbahnschienen zusammen. Die
Schienen haben die Länge des Koksofens. Während des Entleerens und des Füllens durch
die Oeffnungen D (Fig.
1) werden dieselben durch die Füllöffnungen auf das Gestell C gehoben, wobei die Entleerung des Ofens in bekannter
Weise mittels der Koksausdrückmaschine geschehen kann. Nachdem der Ofen beschickt
ist, werden die Schienen B von oben her etwas angehoben
und das Gestell C mittels einer Zahnstange aus dem Ofen
entfernt, worauf die Schienen auf die Kohlen herabgelassen werden und hier während
des Verkokungsprocesses verbleiben (D. R. P. Kl. 10 Nr. 65134 vom 26. März
1892).
August Hauck in Friedrichsthal sucht einen dichten Koks
durch starkes Zusammenpressen der Kohle während des Füllens und zwar mit Hilfe einer
Druckplatte a und des bekannten Koksdruckkopfes b zu erhalten. Die Druckplatte a bildet (Fig. 2), wenn sie in den Koksofen
vorgerückt ist, die vierte Wand einer geschlossenen Pressform. Dieselbe wird nach
jeder Füllochbeschickung mittels einer Zahnstange über die Kohlen geschoben, wobei
der Schaufler x die Kohlen einebnet. Sie kann die Länge
des Koksofens haben, wodurch alle bereits gepressten Theile des Kohlenkuchens bei
jeder neuen Füllung von Neuem gepresst werden.
Textabbildung Bd. 296, S. 87
Fig. 1.Koksofen von Borgs.
Nach der ersten Beschickung des Ofens rückt die Druckplatte a mit einer dem Koksdruckkopf b
vorauseilenden Geschwindigkeit in den Koksofen bis zur jenseitigen verschlossenen
Thür vor. Der Koksdruckkopf folgt gleichzeitig mit geringerer Geschwindigkeit nach
und presst hierbei die Kohle in dem durch die Druckplatte abgeschlossenen Raume
stark zusammen. Auf eine geringere Höhe als die des Druckkopfes b kann nicht gepresst werden, so dass die Höhe
desselben nach der jeweilig zulässigen Verkokungszeit zu bestimmen ist, nachdem
vorher die äusserste Grenze für die Compression der Kohle festgestellt worden
ist.
Textabbildung Bd. 296, S. 87
Fig. 2.Koksdruckkopf von Hauck.
Wegen der Betriebsvorrichtungen verweisen wir auf die Patentschrift (D. R. P. Kl. 10
Nr. 66855 vom 81. Mai 1892).
Wilhelm Leicht in Wittkowitz (Mähren) hat sich
nachstehende Einrichtung (Fig.
3 und 4) zum
Beschicken von Koksöfen mit comprimirter Kohle patentiren lassen. Die Vorrichtung
besteht aus zwei vor den Oefen fahrbaren Kastenwagen A,
in welche das Kohlenklein geschafft, abgelassen und vor den zu füllenden Koksofen
gebracht wird. Der Boden a dieser Kastenwagen ist in
seiner Längsrichtung verschiebbar und zu diesem Zwecke mit einer Zahnstange a2 fest verbunden, die
durch ein Getriebe bb1b2 von dem Motor der
Ausstossmaschine B in Bewegung gesetzt werden kann,
nachdem beide zusammengekuppelt sind.
Zum Comprimiren der Kohle dient ein Rahmen c mit Walzen
C, der durch Kette oder Seil d von einem besonderen Motor F aus bethätigt wird. Die senkrechten Ständer D und E können in ihrer Höhenlage
entsprechend der Füllhöhe der Kohlen in dem Wagen A
mittels Zahnradübertragung von der Maschine F aus
verschoben werden. Die Rolle d3 ist auf einem Tisch e
befestigt, auf welchen der Walzenwagen C nach beendeter
Füllung gefahren wird.
Textabbildung Bd. 296, S. 88
Koksofenbeschickung von Leicht.
Die Füllung selbst geht in folgender Weise vor sich: Ein leerer Wagen A wird unter die Vorrathskammer gefahren, so dass er
sich gerade zwischen den beiden Ständern D und E befindet. Sodann werden die sich noch von der letzten
Füllung in ihrer höchsten Lage befindlichen Rollen d3d4 nebst dem auf dem Tisch e stehenden Wagen C durch die Maschine F herabgeschraubt und nun durch Oeffnen der
Kohlenschieber mit dem Beschicken des Wagens A
begonnen. Hierbei bewegt sich der Walzenwagen C
unausgesetzt vor- und rückwärts über die eingefüllten Kohlen, diese hierdurch
zusammenpressend, während gleichzeitig die beiden Rollen d3 und d4, der Füllhöhe der
Kohlen folgend, langsam in die Höhe geschraubt werden.
Ist der Wagen A in dieser Weise mit comprimirter Kohle
gefüllt, so wird zunächst der Walzenwagen C auf den
Tisch e geschoben. Sodann kuppelt man den gefüllten
Wagen mit der Koksausstossmaschine B zusammen und lässt
ihn durch diese vor den zu füllenden Koksofen fahren. Nunmehr kuppelt man ihren
Motor mit dem Getriebe bb1b2 für den
Schiebeboden a zusammen und schiebt die ganze Füllung
des Wagens A auf dem Boden a in die Kokskammer ein. Nach Herablassen des Ofenschiebers wird der
Boden a zurückgezogen und hierdurch die ganze
Beschickung im comprimirten Zustande durch den Ofenschieber im Ofen zurückgehalten
(D. R. P. Kl. 10 Nr. 70168 vom 24. November 1892).
A. Reinecken in Düsseldorf hat eine Vorrichtung
erfunden, um die beim Füllen wagerechter Koksöfen entstehenden Schüttkegel
einzuebnen; diese sehr anstrengende Arbeit wird bis jetzt meistens noch mittels
Handkrücken von besonders kräftigen Arbeitern besorgt.
Der Apparat (Fig. 5 und
6) besteht im
Wesentlichen aus einer wagerecht liegenden, zwischen Führungsrollen R, R1 und R2 sich bewegenden
langen eisernen Stange Z. Am vorderen Ende derselben
befinden sich vier um Scharniere drehbare Flügel F1... F4, welche sich paarweise rechtwinkelig zur Stange
Z stellen, sobald sie beim Vorschieben oder
Zurückziehen derselben gegen die Anschläge M gelegt
werden. Bei der Einführung in den Ofen durch eine entsprechend schmale Oeffnung in
der Ofenthür werden alle vier Flügel F1... F2 an die Nocken N1... N4 angelegt. Bei weiterem Vorschieben stellen sich
die beiden vorderen Flügel F1 und F2
rechtwinkelig zur Stange Z ein und ebnen bei weiterem
Vorschieben die Kohlenschüttkegel ein. Beim Zurückziehen der Vorrichtung stellt sich
das zweite Flügelpaar F3F4 ein und
ebnet gleichfalls die Kohlen ein. Beim Entfernen des Apparates nach beendeter
Einebnung müssen die Flügel F3 und F4
durch eine besondere Vorrichtung an die Nocken N3 und N4 angelegt werden. Die Bewegung der Stange Z erfolgt durch ein mit derselben verbundenes endloses
Seil S, welches über die beiden Antriebsscheiben A1 und A2, sowie die Rollen R2 läuft. Der Antrieb kann von Hand oder von dem
Motor der Koksausdrückmaschine geschehen. Die ganze Vorrichtung ist auf einem
fahrbaren Gestell gelagert.
Die Patentbeschreibung veranschaulicht noch verschiedene Abarten der Vorrichtung (D.
R. P. Kl. 10 Nr. 71099 vom 28. Februar 1893).
Textabbildung Bd. 296, S. 89
Füllen von Koksöfen von Reinecken.
Franz Joseph Collin in Dortmund sucht die Nachtheile des
bisherigen Kokslöschens, die zumeist darin bestehen, dass die Thüren und Seitenwände
der Koksöfen durch die Wasserstrahlen leiden, dadurch zu vermeiden, dass der Koks,
sowie er aus dem Ofen kommt, von einem Transportband aufgenommen, durch Wasser
geführt, gelöscht und dann sofort zur Verladestelle gebracht wird. Diese Methode hat
überdies noch den Vortheil einer sofortigen plötzlichen Abkühlung, wodurch
bekanntlich ein schönes silberhelles Product erzielt wird.
Der in Fig. 7 erläuterte fahrbare Apparat besitzt
einen Wasserbehälter A, in welchen der ausgedrückte
Kokskuchen nach und nach hineinfällt und durch das endlose Band B in abgelöschtem Zustande weiter geführt wird. Das
Transportband wird durch eine Gelenkkette angetrieben, deren Geschwindigkeit durch
zwei Stufenscheiben regulirt wird, so dass man den Koks nach Bedarf ablöschen
kann.
Der gelöschte Koks gelangt sodann auf ein bewegtes Stossieb S, wo Kleinkoks und Asche sich ausscheiden und in den Trichter T fallen, während die Stücke in den bereit stehenden
Waggon hinabgleiten. Zur Scheidung von Kleinkoks und Asche wird unter dem Stossieb
S in dem Trichter T
ein zweites schräg liegendes Sieb angebracht, welches nur die Asche durchlässt, den
Kleinkoks aber seitlich abführt. Das untere Ende des Siebes S kann aufgezogen und in jeden Waggon herabgelassen werden (D. R. P. Kl.
10 Nr. 67905 vom 20. April 1892).
Textabbildung Bd. 296, S. 89
Fig. 7.Collin's Kokslöschvorrichtung.
Eine eigenartige Verladevorrichtung für Koks (Fig. 8)
hat sich Richard de Soldenhoff in Cardiff (England)
patentiren lassen. Dieselbe besteht aus einer fahrbaren Drehscheibe f, welche vor den zu leerenden Ofen mit Hilfe der in
ihrer Mitte angeordneten Dampfmaschine h gefahren
werden kann. Auf dem tiefer gelegenen Geleise cc
befindet sich der zu füllende Waggon,
Die Scheibe f, welche auf Rollen d1 und d2 gelagert ist, kann mittels Zahnradübertragung ikl durch die feststehende Dampfmaschine h gedreht werden. An der die Maschine h umgebenden Verkleidung v
ist ein keilförmiger Abstreicher m befestigt, der
mithin bei der Drehung des Ringes f feststeht.
Textabbildung Bd. 296, S. 89
Fig. 8.Soldenhoff's Verladevorrichtung.
Diese Vorrichtung arbeitet folgendermaassen: Aus den Kokskammern a wird in bekannter Weise der fertige Koks ausgepresst;
derselbe gelangt über die Führungsrinne a1 auf die sich langsam drehende Scheibe f. Diese befördert ihn schliesslich an den an der
Drehung nicht theilnehmenden Abstreicher m, wo er sich
anhäuft und durch die zum Radius der Scheibe f schräg
gestellte Seitenfläche des Abstreichers zum Herabgleiten von der Scheibe in den
darunter befindlichen Waggon veranlasst wird. Durch Umkehr der Drehungsrichtung der
Scheibe f kann die eine oder andere Seite des Abwerfers
m zur Wirkung kommen und dadurch sowohl der vordere
als der hintere Theil des unterstehenden Wagens gefüllt werden, ohne dass dieser
seine Stellung zu ändern braucht (D. R. P. Kl. 10 Nr. 67794 vom 18. Juni 1892).
Nach einem von Marle, Ingenieur der Kohlengruben von
Blanzy, vor der Société de l'Industrie minérale, Bd.
72. Liefg. S. 317 u. ff., vgl. auch Stahl und Eisen,
1894 S. 383 u. ff., gehaltenen Vortrage beträgt die gesammte Koksmenge von Blanzy
etwa 20000 bis 25000 t, die in Coppée- und Appolt-Oefen erzeugt wird. Letztere sollen trotz höherer
Anlagekosten den Vorzug verdienen, weil sie einen dichteren Koks liefern und 2 bis 3
Proc. mehr ausbringen.
Textabbildung Bd. 296, S. 90
Marle's Koksofen.
Textabbildung Bd. 296, S. 90
Koksofen in Blanzy.
Man hat daselbst diese Ofengattung durch verschiedene Einrichtungen verbessert und
vor Allem die bislang unbenutzt aus den Schornsteinen entweichende grosse Wärmemenge
zur Heizung von Kesseln oder zu anderen Zwecken verwendet.
Textabbildung Bd. 296, S. 90
Fig. 13.Koksofen in Blanzy.
Vordem traten die Gase aus diesen Oefen, von denen je 18 eine Gruppe bildeten, durch
wagerechte Schlitze A (Fig. 9 bis 13) in dem unteren Theile der Kokskammern in die
Verbrennungskammer, wo ihnen durch die in verschiedenen Ebenen liegenden Oeffnungen
C und D
Verbrennungsluft zugeführt wurde. Die Verbrennungsproducte stiegen in den Schächten
F hoch und entwichen durch Kanäle G in den Schornstein H
(Fig. 9 und 10). Als grosser
Uebelstand bei dieser Anordnung stellte sich der Umstand heraus, dass einerseits
viel unverbrannte Gase mit abzogen, welche besonders an den Verengungen der Kanäle,
aber auch noch in der Esse durch nachträgliche Verbrennung eine nicht
unbeträchtliche Materialabnutzung verursachten, dass aber andererseits der untere
und obere Theil der Kokskammern zu kalt, der mittlere hingegen zu heiss ging. Diese
ungleichmässige Beheizung der Oefen hatte einen sehr ungleichen Koks zur Folge;
ausserdem betrug die Dauer der Entgasung mehr als 24 Stunden und dabei waren täglich
2 bis 4 Kammern von 18 nicht gar.
Diese Mängel führten in Blanzy zu folgenden Aenderungen (Fig. 12 und 13). Die Destillationsproducte entweichen nur durch im
unteren Theil der Kammern angeordnete Schlitze A,
während die Verbrennungsluft durch die Kanäle C und D eintritt. Beide steigen gemeinschaftlich in den
Verbrennungskammern E auf, welche mit Scheidewänden F,
G und H ausgestattet sind,
so dass eine bessere Mischung von Luft und Gas erreicht wird und ausserdem der
zurückzulegende Weg ein längerer ist. Die Verbrennungsproducte gelangen sodann durch
mittels eines Schiebers K verschliessbare Oeffnungen
I in Schächte L,
woselbst sie die Aussenseiten der Oefen beheizen. Diese letztere Anordnung ist von
ersichtlichem Nutzen gewesen; denn die Garungszeit der Ecköfen ist seitdem dieselbe
wie die der Innenöfen. Die in den Schächten L
herabfallenden heissen Gase gelangen nunmehr in den Sammelkanal M bezieh. M1 welcher durch eine in der Mitte desselben
angeordnete Scheidewand in zwei gleiche Theile getheilt ist.
Aus dem Sammelkanal MM1
streichen die Gase durch vier Oeffnungen O in den Kanal
NN1, von wo sie sowohl zu den Dampfkesseln PP1 und deren
Schornstein Q, als auch zu dem am anderen Ende der
Gruppe liegenden Schornstein R geführt werden. Das
richtige Verhältniss der durch Q und R ausströmenden Gase wird durch Schieber S und T geregelt.
Die Sam melk anale MM1
egalisiren den Zug für sämmtliche Oefen, wobei es gleichgültig ist, ob der Abzug
durch Q oder R erfolgt.
Durch die Kanäle MM1
und NN1, die von Luftkanälen umgeben sind, kann auch, falls es
erforderlich ist, eine bedeutende Vorwärmung der Verbrennungsluft bewirkt werden. In
diesem Falle werden die Luftzutritte C und D geschlossen, hingegen die Heissluftleitung
geöffnet.
Die Kessel P sind stehende und besitzen an ihrem unteren
Ende einen Mac Nicol'schen Röhrenkessel. Dieselben
liefern Dampf für den Aufzug, die Kokszerkleinerungsmaschinen und die Wäsche.
Marie glaubt, besonders dann, wenn die Anzahl der zu
einer Gruppe vereinigten Oefen recht gross gewählt wird, einen Theil des Gases zu
gewissen Betriebszeiten der Oefen durch Röhren VXY in
einen Gasometer ableiten und zur Beleuchtung der Gruben benutzen zu können.
Textabbildung Bd. 296, S. 91
Fig. 14.Verkohlungsofen von Stauber.
Seit 1866 hat man die Koksöfen aus an Ort und Stelle hergestellten, ungebrannten,
feuerfesten Steinen erbaut; die Vortheile derselben sollen folgende sein:
1) der Arbeitslohn stellt sich auf ein Sechstel des der gebrannten Steine;
2) der aus ungebrannten Steinen hergestellte Koksofen ist sehr fest und dicht, da die
einzelnen Steine nach dem Brennen ein Ganzes ohne Fugen bilden;
3) das besondere Brennen der Steine fällt fort; dasselbe wird zugleich mit der
Inbetriebsetzung des Ofens vorgenommen.
Textabbildung Bd. 296, S. 91
Fig. 15.Leschhorn's Verkohlungsofen.
Der Verkohlungsofen von Emanuel Stauber in Hamburg (Fig. 14) zerfällt in den Verkokungsraum A, den Feuerraum B und den
Entleerungsraum C. In der Mitte des Verkokungsraumes
A befindet sich das Abführungsrohr e mit den oberen als Schornstein dienenden Zweigrohren
f und g. Das Rohr e besitzt kleine Oeffnungen i, welche von den Kappen k bedeckt werden.
Unter diese Kappen k münden Rohre l, welche quer durch den Ofen und das Mauerwerk gehen
und mit der äusseren Luft in Verbindung stehen, m und
n sind Schutzkappen für die Rohre e, f und g.
In dem Feuerraum B, welcher durch Schieber o gegen den Verkokungsraum abgeschlossen werden kann,
ist der herausziehbare Feuerbehälter p mit Rost p1 angeordnet.
Zwischen den Räumen B und C
befindet sich eine mit vier Flügeln q besetzte und
mittels Kurbel von aussen drehbare Welle r.
Der Betrieb ist folgender:
Der Raum A wird durch den abschliessbaren Trichter d mit dem zu verkokenden Material gefüllt, wobei der
Schieber o geschlossen gehalten wird. Sodann wird der
Feuerbehälter p mit glühenden Kohlen gefüllt und in den
Ofen zurückgeschoben, worauf der Schieber o vorgezogen
und dadurch der Verkokungsprocess in A eingeleitet
wird. Die sich aus dem zu verkohlenden Materiale abscheidenden Gase werden durch das
Rohr e abgesaugt und verbrennen unter den Kappen k mit der durch die Rohre l zuströmenden Luft, hierdurch den Verkokungsprocess weiter fördernd.
Nach beendeter Verkokung wird der Schieber o zunächst
wieder geschlossen, hierauf der Feuerbehälter p
vorgezogen und schliesslich Schieber o wieder geöffnet.
Hierdurch rutscht das verkokte Material bis auf das Flügelrad q herunter und kann durch Drehung der Welle r in den Wagen s entleert
werden. Jeder Quadrant macht hierbei eine Wagenfüllung aus (D. R. P. Kl. 10 Nr.
67189 vom 17. Juni 1892).
Dr. J. Leschhorn in Pluder (O.-Schles.) hat sich einen
Verkohlungsofen patentiren lassen, der zum Verkohlen von Holz dienen und sowohl die
Meiler, als auch die Retortenverkohlung ersetzen soll.
Das Verfahren besteht im Wesentlichen darin, dass das Holz in einem grossen
geschlossenen Raume, welcher von einem System von Heizröhren durchzogen ist,
aufgestapelt und langsam verkohlt wird. Die hierzu erforderliche Wärme wird in einer
Feuerung sowohl aus beliebigem Brennmaterial, als auch durch die bei der
Holzverkohlung entstehenden brennbaren Gase erzeugt, welche die vorgenannten
Heizrohre durchstreichen.
Der Verkohlungsraum a (Fig.
15) wird von je drei Heizröhren in drei Lagen über einander durchzogen,
welche den Feuerraum r mit einem ähnlichen Raume r1 verbinden. Die Räume
r und r1 können durch Schieber c in je drei Abtheilungen getrennt werden, wodurch es möglich wird, die
Feuerungsgase nach einander durch sämmtliche drei Rohrlagen streichen zu lassen, bis
sie schliesslich durch die Esse k abziehen.
An der höchsten Stelle der Kammer a sind ein oder
mehrere Rohre d angebracht, welche die gasförmigen
Destillationsproducte abführen, während das an der tiefsten Stelle vorgesehene Rohr
g den Zweck hat, sowohl die flüssigen
Destillationsproducte zu entfernen, als auch während der Verkohlung Gase, kalt oder
erhitzt, wieder zuzuführen, um die flüchtigen Destillationsproducte zu verdünnen und
mit sich fortzuführen, hierdurch den Verkohlungsprocess zu beschleunigen und die
entstehende Holzkohle fester zu machen. Zwischen dem Rohre d und g ist ein beliebiger Kühlapparat
eingeschaltet, der zweckmässig in der Höhe des Rohres d
angeordnet ist und hierdurch eine fortwährende Circulation der Gase während der
Verkohlung bewirkt. Der sich ergebende Ueberschuss an Gasen wird nach dem Rohre m geleitet und gelangt von hier in den Feuerraum r, wo er die Verbrennung unterstützt (D. R. P. Kl. 10
Nr. 67099 vom 24. Mai 1892).
Textabbildung Bd. 296, S. 92
Leschhorn's Verkohlungsofen.
Dieser Verkohlungsofen ist in jüngster Zeit noch dahin verbessert worden, dass der
bisherige intermittirende Betrieb in einen continuirlichen umgewandelt wurde. Der
Ofen kann hiernach im heissen Zustande entleert werden, ohne dass die heisse
Holzkohle mit Luft in Berührung kommt, und hierauf sofort wieder mit frischem
Verkohlungsmaterial beschickt werden. Ausserdem sind je zwei dieser verbesserten
Oefen derart mit einander verbunden, dass immer nur einer derselben direct geheizt
wird, während der andere die Abhitze des ersteren erhält, wobei sich beide Oefen
stets in verschiedenen Stadien der Verkohlung befinden. Fig. 16 und 17 zeigen den neuen
Ofen. Der Ofenboden ist stark geneigt, so dass nach Oeffnen der Thür b der verkohlte Inhalt desselben selbsthätig aus dem
Ofen in einen abgeschlossenen Raum v stürzt bezieh.
durch die Krücken c hineingeschoben werden kann. Aus
dem Raum v wird die fertige Holzkohle nach Bedarf in
den gleichfalls abschliessbaren Vorraum i durch
Aufklappen des Deckels l abgelassen.
Textabbildung Bd. 296, S. 92
Fig. 18.Schwelofen von Stiemer und Ziegler.
Die Oefen sind nur von einer Rohrlage 1, 2, 3
durchzogen, welche den zwischen beiden Oefen gelegenen Rauchkanal r1 mit den
beiderseitigen Feuerräumen rr verbinden. Die Heizgase,
welche in einem der Feuerräume entwickelt werden, durchstreichen die Rohre 1, 2, 3 des einen Ofens, gelangen dann in den
Zwischenraum r1,
durchziehen sodann die Heizrohre des anderen Ofens, passiren den Kanal f, der mit dem Kanal e
verbunden werden kann, und ziehen von hier durch den Kamin k ab. Durch Schliessen des Kanals f und
Oeffnen von e kann auch jeder Ofen für sich bezieh. nur
einer geheizt werden.
Jeder Ofen besitzt Einfüllrohre o, von denen das obere
zugleich zum Ableiten der gasförmigen Destillationsproducte durch das Rohr d zum Condensator dient. Die nach der Condensation
verbleibenden brennbaren Gase werden durch den Kanal g
und die Schlitze bei b aus denselben Gründen wie beim
Hauptpatent Nr. 67099 in die Beschickung zurückgeleitet. Ein sich ergebender
Ueberschuss derselben gelangt durch das Rohr n in die
Feuerung und wird hier mitverbrannt (D. R. P. Kl. 10 Nr. 79184 vom 12. Mai
1894).
Von Dr. H. Stiemer in Stuttgart-Berg und M. Ziegler in Nachterstedt (Provinz Sachsen) ist ein
neuer Schwelofen (Fig. 18) für Torf u. dgl. zu
nennen, der manche recht zweckmässige Verbesserungen aufweist. So erfolgt der obere
Abschluss des Schwelcylinders durch ein besonderes Ventil w, während derselbe bisher bei den meisten Oefen nur durch das frisch
aufgefüllte Material bewirkt wurde. Ferner ist der zwischen dem Cylinder b bezieh. cund den Tellern d frei bleibende Raum, der bisher nur etwa 10 cm
betrug, auf 25 cm vergrössert, wodurch es erst möglich wird, den Torf o. dgl. in
grösseren Stücken durch den Ofen führen zu können. Die Heizung des letzteren erfolgt
ausschliesslich durch die bei der Destillation gewonnenen Gase, nachdem Theer und
Theerwasser, welch letzteres auf Ammoniak und Essigsäure verarbeitet wird, vorher
durch Condensation entfernt sind. Diese Gase, welche sich innerhalb der Teller d ansammeln und von hier durch die Rohre f und g abgesaugt und zu
den Condensationsapparaten geleitet werden, gelangen durch die Brenner r in den Ofen zurück, umkreisen den Schwelcylinder bc und ziehen durch den Kamin s ab. Der Schwelcylinder besteht in seinem oberen Theil c der besseren Wärmeübertragung wegen aus Gusseisen,
während der untere Theil b, wie gewöhnlich, aus
Chamotte ausgeführt ist.
Der Abschluss des Schwelraumes, speciell des kegelförmigen Theiles h nach unten hin, erfolgt durch ein Ventil i, welches beim Oeffnen den grossen Torfkoksstücken
freien Durchgang gestattet und beim Schliessen durch sein eigenes Gewicht das
Nachrutschen der überstehenden Koksschicht verhindert.
Unterhalb des Ventils i befindet sich noch ein
kastenförmiger Behälter l, welcher doppelwandig ist und
mit Wasser gefüllt werden kann. In den Kasten l, der
durch den Schieber k nach unten abschliessbar ist,
mündet ein Dampfrohr o, durch welches Dampf in
denselben einströmen kann; dieser Dampf dient zum Ablöschen des Koks.
Das Ablöschen der Koksstücke mit Dampf hat den Zweck, denselben die feste Form zu
erhalten, die für die Verwerthung des Koks von Wichtigkeit ist. Der Dampf wird mit
Natronsalpeter geschwängert, so dass hierdurch auch die Koksstücke mit Salpeter
imprägnirt werden, wodurch der Koks bedeutend werthvoller als der gewöhnliche
Torfkoks wird und in transportablen Oefen ohne besondere Luftzufuhr verbrannt werden
kann. Der abgelöschte Koks gelangt durch Oeffnen des Schiebers k in Wagen m (D. R. P. Kl. 10 Nr. 70010 vom 1. October 1892).
An dieser Stelle ist auch der Ofen von Hermann Ekelund
in Jönköping (Schweden), in welchem Torf, Sägespäne o. dgl. in ununterbrochenem
Betriebe getrocknet, verkohlt und abgekühlt werden, zu nennen.
Derselbe kennzeichnet sich dadurch, dass der Kanal, durch welchen das Rohmaterial in
den Ofen transportirt wird, durch dieses selbst in zwei von einander unabhängige
Theile getheilt ist, in deren erstem das Trocknen und in deren zweitem das Verkoken
des Materials erfolgt. Der Apparat besteht aus einem gemauerten Gebäude, in welchem
eine Anzahl wagerechter Kanäle A, B, C, D, E und F (Fig. 19 und 20) über einander
angeordnet sind. Der Kanalboden besteht aus Eisenblech. Durch senkrechte Kanäle a, b, c, d und e stehen
die wagerechten Kanäle mit einander in fortlaufender Verbindung. Durch
sämmtliche Kanäle, welche von Heizkanälen I, II, III...
VI umgeben sind, wird der durch den Trichter R eingeführte zertheilte Rohstoff mittels Spiralen A1 o. dgl.
transportirt, wobei derselbe durch die auf der Feuerung T erzeugten heissen Feuergase getrocknet und verkohlt wird. Und zwar
dienen die drei obersten Kanäle F, E und D zum Trocknen, während in den drei unteren Kanälen C, B und A der
Verkokungsprocess stattfindet. Wie schon angedeutet, sind beide Räume von einander
getrennt. Diese Trennung geschieht in einfachster Weise durch Ansammeln des Pulvers
in dem etwas erweiterten Kanäle c derart, dass dieser
stets vollständig gefüllt ist. Um dies zu erreichen, wird der Kanal c unten durch den Schieber k zum Theil abgeschlossen, oberhalb des Schiebers aber die beiden
Stäbchenwalzen h und i
angeordnet, die als Speiser dienen.
Textabbildung Bd. 296, S. 93
Ofen von Ekelund.
Ausserhalb des Apparates schliesst sich an den Kanal A
ein Abkühlungsrohr O an; dieses Rohr liegt in einem mit
Wasser gefüllten Kasten t, so dass hierdurch das
mittels Transportschnecke durch das Rohr O geförderte
Pulver die Mühle Q, welche mit einer Briquettepresse in
Verbindung steht; in genügend abgekühltem Zustande erreicht.
Während des Betriebes wird durch das in den untersten Trockenkanal D einmündende Rohr V
mittels des Absaugekanals U frische Luft bezieh.
erwärmte Luft eingesaugt, um die aus dem Rohmaterial ausgetriebenen Wasserdämpfe
möglichst vollständig fortzuführen. Durch das für gewöhnlich verschlossene Rohr X können, um diesen Zweck noch vollständiger zu
erreichen, direct heisse Verbrennungsgase eingeführt werden.
Der Schieber k wird so weit geöffnet, dass eben eine
grössere Anhäufung von getrocknetem Rohmaterial in dem untersten Trockenkanal D vermieden wird. Das in die Verkokungskanäle fallende
Pulver wird hier durch die stärkere Beheizung vollständig verkokt. Die sich
bildenden gasförmigen Destillationsproducte werden durch das im Kanal C angeordnete Rohr m
abgesaugt, passiren zur Gewinnung ihrer condensirbaren Bestandtheile eine
Condensationsvorrichtung und gelangen von hier zur Feuerung T, wo sie mitverbrannt werden. Diese wird zweckmässig mit Torfkohlenpulver
beschickt; dasselbe gibt eine sehr lange Flamme, deren Temperatur sehr gleichmässig ist (D. R.
P. Kl. 10 Nr. 77638 vom 30. December 1893).
Textabbildung Bd. 296, S. 94
Fig. 21.Etagentellerofen von Liander.
Ein neuer Etagentellerofen (Fig. 21) ist Robert Liander in Petersburg und Robert Haig in Paisley (Schottland) patentirt worden.
Derselbe besteht, aus einem eisernen Cylinder C (Fig. 21), der in ein Gemäuer E eingebaut ist und von aussen durch die ihn umspülenden heissen
Verbrennungsproducte der Feuerung F beheizt wird.
Innerhalb der eisernen Retorte C sind sowohl feste als
auch lose Scheiben a und b
angeordnet, von denen erstere bis zur Cylinderwandung reichen und hier befestigt
sind, während die losen Scheiben einen kleineren Durchmesser haben und auf einer
drehbaren Welle w befestigt sind. Der Antrieb derselben
erfolgt von aussen durch das auf ihr aufgekeilte Zahnrad z. Das zu verkohlende Rohmaterial wird in den Trichter t eingetragen und durch den rotirenden Speiser s auf die oberste rotirende Scheibe b gebracht, von welcher es durch feststehende
Abstreicher langsam zur Peripherie weiter befördert wird, um von hier auf die
darunter befindliche feste Scheibe a zu fallen. Von
hier wird es durch andere Schaber oder Rechen, die an der Unterseite der rotirenden
Scheibe angebracht sind, der Mitte wieder genähert, bis es schliesslich durch die
Oeffnung o auf die nächste rotirende Scheibe stürzt, wo
sich der vorbeschriebene Vorgang wiederholt. Die rotirenden Scheiben besitzen
ausserdem noch andere Schaber, welche den Zweck haben, die Innenseite des Cylinders
rein zu erhalten, um die Wärmeübertragung möglichst zu begünstigen.
Da mit der fortschreitenden Verkohlung meistens eine Volumenverminderung des
Materials verknüpft ist, eine gute Verkohlung aber nur dann erreicht wird, wenn
sämmtliche Scheiben gleichmässig mit Material beschickt sind, so sind die Rechen der
unteren Scheiben derartig gestellt, dass sie das Material nicht so schnell wie die
der oberen Teller von innen nach aussen bezieh. von aussen nach innen befördern. Der
auf dem Retortenboden ankommende vollständig verkohlte Brennstoff wird mittels einer
geeigneten Transportvorrichtung durch das Rohr r
abgeführt (D. R. P. Kl. 10 Nr. 78312 vom 1. November 1892).
J. W.