Titel: | Fahrräder. |
Fundstelle: | Band 296, Jahrgang 1895, S. 134 |
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Fahrräder.
(Fortsetzung des Berichtes S. 101 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Fahrräder.
III. Antrieb.
Die Grösse der Räder richtet sich beim Vorderrad des hohen Zweirades naturgemäss nach
der Beinlänge des Fahrers. Beim niederen Zweirad finden wir meistens zwei gleich
hohe Räder von 28 Zoll (712 mm) bezieh. Hinterrad 28, Vorderrad 30 eng]. Zoll
Durchmesser. Die Länge der Tretkurbeln beträgt 13 bis 19 cm. Die grösseren Kurbeln
werden für Touren, die kleineren für Rennen benutzt.
In vielen Fällen ist es erwünscht, mit der Geschwindigkeit während der Fahrt
wechseln zu können, insbesondere bei geneigtem oder ansteigendem Fahrwege.
F. Johnson in Boston hat zu diesem Zwecke einen Apparat
construirt, welcher der bekannten an Drehbänken verwandten
Zahnradvorgelegeeinrichtung gleicht, an der Hinterradnabe angebracht ist und auf
besondere Weise mittels einer zur Lenkstange führenden Zugstange A (Fig. 43) bethätigt
wird.
Textabbildung Bd. 296, S. 135
Fig. 43.Johnson's Aenderung der Fahrgeschwindigkeit.
Eine Vorrichtung zur Aenderung der Fahrgeschwindigkeit von Fahrrädern mit Antrieb
durch Umlaufgetriebe von Ch. Lock in Stratford, County
of Essex, England (D. R. P. Nr. 78961). Das Umlaufrad ist mit der Tretkurbel
verbunden und kann durch axiale Verschiebung der Tretkurbelachse in oder ausser
Eingriff mit den anderen Zahnrädern gebracht werden. Die Kuppelung der Tretkurbeln
mit dem Treibrade bei ausgerücktem Umlaufrade geschieht durch ein auf der
Tretkurbelachse sitzendes Vierkant, welches in eine entsprechende Bohrung der
Treibradnabe gerückt wird.
Textabbildung Bd. 296, S. 135
Fig. 44.Clough und Carter's Aenderung der Fahrgeschwindigkeit.
Die Geschwindigkeitsänderung bewirken J. Clough und G. Carter in Bradford (D. R. P. Nr. 55513) dadurch,
dass das mittlere, um die Tretkurbelachse A (Fig. 44) lose drehbare Rad F eines Umlaufgetriebes durch einen Schieber, welcher auf einer mit dem
Rade F fest verbundenen Scheibe radial verschiebbar
gelagert ist, entweder mit dem die Innen Verzahnung H
tragenden, um die Tretkurbelachse A lose drehbaren
Kettenrad G oder einem festen Lager gekuppelt wird. Im
ersteren Falle werden die auf der Platte B der
Tretkurbelachse A gelagerten Zwischenräder DE festgehalten und das Kettenrad G bei Drehung der Tretkurbelachse A mitgenommen, während im zweiten Falle die Räder D in das dann feststehende Rad F eingreifen und durch die Räder E das Kettenrad G in
entsprechend langsamere Drehung versetzen.
Dieser Vorrichtung ähnlich und auf demselben Grundgedanken beruhend ist das D. R. P.
Nr. 71949 von J. Clough und R.
Illingworth, weshalb wir wegen der Einzelheiten auf die Patentschrift
verweisen.
Vorrichtung zur Aenderung der Fahrgeschwindigkeit durch Aus- oder Einrücken eines
Umlaufgetriebes von L. Riemerschmid in Bockenheim b.
Frankfurt a. M. (D. R. P. Nr. 74200). Ein auf der Tretkurbelachse A (Fig. 46) sitzendes
Excenter B bewegt ein Planetenrad C. Dieses greift in die innere Verzahnung des
Kettenrades E ein und wird durch eine Oldham'sche Kuppelung FG,
welche durch ein Gesperre H (Fig. 45) gegen Drehung
gesichert ist, parallel geführt. In diesem Zustande wird das Kettenrad mit
Uebersetzung von den Tretkurbeln aus gedreht. Wird jedoch der an den Tretkurbeln
sitzende Kuppelstift L in das Kettenrad eingeführt, so
dreht sich letzteres mit derselben Geschwindigkeit wie die Tretkurbeln.
Textabbildung Bd. 296, S. 135
Riemerschmid's Aenderung der Fahrgeschwindigkeit.
Vorrichtung zur Aenderung der Geschwindigkeit für Fahrräder mit Kettenantrieb von C. Terrot in Cannstatt (D. R. P. Nr. 51904). Bei dieser
Vorrichtung sind an den Speichen des Kettenrades b
(Fig. 47) Sperrfallen tt angebracht, welche dasselbe mit Hilfe der Mitnehmerscheibe K direct mit der Kurbelachse kuppeln. Auf dem
Kurbelachsenlager a ist eine Auflaufscheibe V angeordnet, die durch geeignete Stangen und
Winkelhebel unter die Rollen TT der Sperrfallen tt geschoben wird und dadurch die letzteren aus der
Mitnehmerscheibe K aushebt und die Kuppelung zwischen
Kurbelachse und Kettenrad löst, gleichzeitig aber auch ein Vorgelege mn, welches mit den erwähnten Stangen in Verbindung
steht, in Eingriff mit den mit Kurbel- bezieh. Kettenrad verbundenen Rädern cl bringt, so dass die Bewegung der Kurbeln erst mit
Hilfe des Vorgeleges auf das Kettenrad übertragen wird.
Vorrichtung zur Aenderung der Geschwindigkeit für Fahrräder mit Kettenantrieb von R. S. Wood in Hulme, Manchester (D. R. P. Nr. 57628).
Auf die Kurbelachse des Fahrrades ist das Zahnrad A
(Fig. 48) aufgekeilt, welches der innen und
aussen verzahnte Ring B umgibt. Letzterer wird von
einem zweiten, mit dem Kettenrade verschraubten Ringe C, der an seinem inneren Umfange gezahnt ist, umgeben.
Um den steten Eingriff bestimmter Zähne des Rades A in
ebensolche des Ringes B und bestimmter Zähne des Ringes
B in ebensolche des als Kettenrad dienenden Ringes
C zu erzielen, ist der Ring B auf einer Excenterscheibe D aufgehängt.
Diese gleitet auf der Nabe des Rades A und kann durch
einen Dorn festgestellt werden, der vom Sitz aus mit der Nabe der Excenterscheibe
D in Eingriff gebracht werden kann, um bei
gleichbleibender Zahl der Kurbelumdrehungen die Umdrehungen des Ringes C in demselben Maasse zu vermindern, wie die Zähnezahl
der in einander greifenden Räder wächst.
Textabbildung Bd. 296, S. 136
Fig. 47.Terrot's Aenderung der Fahrgeschwindigkeit.
Textabbildung Bd. 296, S. 136
Fig. 48.Wood's Aenderung der Fahrgeschwindigkeit.
Textabbildung Bd. 296, S. 136
Larippe's Aenderung der Fahrgeschwindigkeit.
Vorrichtung zum Aendern der Geschwindigkeit für Fahrräder mit Kettenantrieb von Ph. A. Larippe in Paris (D. R. P. Nr. 61847). Dieselbe
besteht aus einer Spannschraube G (Fig. 49) in Verbindung
mit einem verstellbaren Tretkurbellager KB derart, dass
mittels der Spannschraube G die Treibkette F gespannt oder nachgelassen werden kann, um je nach
der Umstellung des Treibrades in dem Klappenlager OQ
ein Umlegen auf das eine oder andere Kettenrad NN1 (Fig. 50) zu
ermöglichen.
Textabbildung Bd. 296, S. 136
Fig. 51.Hirschmann's Ein- und Ausrückvorrichtung.
Vorrichtung zum Ein- und Ausrücken der Kettenräder bei Antriebvorrichtungen mit
veränderlichem Uebersetzungsverhältniss von J.
Hirschmann in Nürnberg (D. R. P. Nr. 67375). Auf der Tretkurbelachse a (Fig. 51) sitzen lose
zwei verschieden grosse Kettenräder b und e, von denen
immer nur das mit der Tretkurbelachse gekuppelte zum Antreiben des Fahrrades dient.
Die Tretkurbelachse enthält in einem Schlitz zwei zweiarmige Hebel d und e, die mit Nasen f und h versehen sind.
Diese passen in Aussparungen g und i der Kettenräder. Durch Niederdrücken des einen der
Stifte k oder l wird eine
der Nasen f oder h in eine
Aussparung eines Kettenrades eingeschoben und dadurch das letztere mit der Achse
gekuppelt. Gleichzeitig tritt die andere Nase aus dem Ausschnitte des Kettenrades
aus und lässt dieses frei.
Textabbildung Bd. 296, S. 136
Fig. 52.Mortiers' Antrieb.
Eine ähnliche Vorrichtung zeigt das D. R. P. Nr. 67071 desselben Erfinders, welches
sich nur durch die Kuppelungsweise unterscheidet.
Die Antriebsänderung von Fr. Mortiers in Köln-Bayenthal
(D. R. P. Nr. 72704) wird durch Umwechseln der Kettenräder von verschiedenem
Durchmesser bewirkt, wie aus Fig. 52 zu ersehen. Die
Anspannung der Kette wird durch die Befestigungsschraube f bewirkt.
Vorrichtung zur Vergrösserung der Fahrgeschwindigkeit von L.
Serwotka in Neustadt, O.-S., und M. Kohl in
Breslau (D. R. P. Nr. 78077). Die Tretkurbel a (Fig. 53 und 54) ist als
doppelarmiger Hebel ausgebildet. An dem freien Arm b dieses
Hebels sitzen zwei fest mit einander verbundene Räder m
und n, von denen das kleinere n in eine am Gestell fest angebrachte, nicht drehbare, mit Innenverzahnung
versehene Scheibe z eingreift. Das grössere Rad steht
mit dem auf einer auf der Kurbelachse gelagerten Büchse c sitzenden Trieb d in Eingriff und treibt
dadurch das auf dieser Büchse c angebrachte
Antriebskettenrad f mit einer gegen die Bewegung der
Kurbel vergrösserten Geschwindigkeit.
Textabbildung Bd. 296, S. 137
Serwotka's Aenderung der Fahrgeschwindigkeit.
Textabbildung Bd. 296, S. 137
Guinard's Aenderung der Fahrgeschwindigkeit.
Vorrichtung zur Aenderung der Geschwindigkeit von Ch. M. A.
Guinard in Paris (D. R. P. Nr. 73190). Ein in der Längsrichtung der Achse
b1 verschiebbares
und gleichzeitig drehbares Excenter d (Fig. 55 und 56) bewirkt durch eine
zweifache Bewegung das Ein- und Ausrücken von Getrieben abc, von denen a an der Nabe sitzt, während
b und c abwechselnd
zum Eingriff kommen.
a) Nabe.
Durch D. R. P. Nr. 50160 wurde Otto Ackermann in
Haspe i. W. eine ölhaltende Nabe für Fahrräder patentirt. Bei derselben
kommt ein im Innern des Oeltrichters B (Fig. 57) befindlicher Ring C zur Anwendung. Neben diesem Ring sind Ausbauchungen D zu dem Zwecke angeordnet, das in dem Trichter B enthaltene Oel festzuhalten, wenn derselbe nach
unten steht.
Textabbildung Bd. 296, S. 137
Fig. 57.Ackermann's ölhaltende Nabe.
Die Revue universelle vom 20. Januar 1895 S. 71
bringt eine pneumatische Nabe von Thomas. Bei
dieser kann der Pneumatikradreifen in Fortfall kommen. Die Felge ist
vervollständigt durch einen Pneumatikreifen P (Fig. 58) an der
Nabe, welcher von einer Metallhülle E umgeben ist,
auf der die Speichen angebracht sind. Die Achse A
des Rades ist durch ein dreieckiges Stück S
getragen, welches drei in den an der Metallhülle angebrachten Höhlungen
verschiebbare Querschwellen B trägt. Die
sternförmige Feder R verbindet das Stück S mit der Hülle der Nabe. Durch diese Anordnungen
werden die Stösse von der Felge, welche einen massiven Gummireifen trägt, auf
die Nabe übertragen.
Zweitheilige elastische Radnabe von B. W. Thomas in
London (D. R. P. Nr. 78336). Diese besteht aus zwei Theilen B und D (Fig. 59 und 60). Der innere
Theil B nimmt den äusseren D bei der Drehung durch Ausschnitte C in
den an dem inneren Theil B befestigten Scheiben E mit. In diesen Ausschnitten liegen die mit Kugeln
versehenen Bolzen F der äusseren Nabe. Diese
stützen sich auf die elastische Zwischenlage G
zwischen den beiden Nabentheilen.
Textabbildung Bd. 296, S. 137
Pneumatische Nabe von Thomas.
b) Kettenräder und
Kette.
Das Victor-Bicycle der Overman Wheel Co. in Chicopee
Falls, Mass. (Fig. 61), erhielt einige
Verbesserungen, unter anderem abnehmbare Kettenräder und eine neuartige
Befestigung der Tangentspeichen in der Nabe, sowie an den Berührungspunkten.
Dadurch, dass die Speichen an der Nabe nicht befestigt, sondern nur durch
dieselbe gesteckt sind, ist eine grössere Federung des Rades erzielt. Um
genügende Steifheit des Rades zu erlangen, wurden die Speichen an ihren
Kreuzungspunkten fest mit einander verbunden.
Ein wesentlicher Vortheil der neuen Kurbelbefestigung der Pfälzischen Nähmaschinen- und Fahrradfabrik vormals
Gebr. Kayser in Kaiserslautern besteht darin, dass die links- und
rechtsseitigen Kurbeln (Fig. 62 und 63), welche am oberen Ende konisch zulaufen und mit je einem Gewinde
versehen sind, in einem Kurbelgehäuse aufgenommen werden. Diese Anordnung hat
eine bedeutende Entlastung der Achse zufolge, so dass Achsenbrüche
ausgeschlossen sind. Die Firma verwendet schon seit Jahren an den Hinterrädern
auswechselbare Zahnkränze mit sehr günstigem Resultate und hat nun auch das
vordere Kettenrad bei a abnehmbar construirt, eine
Neuerung, die es gestattet, das Kettenrad rasch mit einem grösseren oder
kleineren zu vertauschen, je nachdem eine höhere oder niederere Uebersetzung
gewünscht wird.
Textabbildung Bd. 296, S. 138
Fig. 61.Speichenbefestigung der Overmann Wheel Co.
Textabbildung Bd. 296, S. 138
Kayser's Kettenrad und Kurbelbefestigung.
Fig. 64 zeigt eine sehr einfach und präcis
wirkende Kettennachstellung der Firma E. Kretzschmar und
Co. in Dresden (D. R. G. M. Nr. 11134). Die Manipulation des
Nachspannens erfolgt dadurch, dass man auf beiden Seiten des Apparates die obere
Mutter lockert und die untere anzieht. Ist die Kette genügend gespannt, so
schraubt man die obere Mutter wieder fest. Mit dieser wenigen Arbeit kann die
Spannung rasch nach Bedarf regulirt werden. Ein Lösen der Achsenmuttern
kommt hier in Wegfall, und will man einmal das ganze Rad herausnehmen, so
braucht man nur die beiden oberen Schraubenmuttern herunter zu schrauben, um das
Rad, ohne das Kugellager zu berühren, herausziehen zu können.
Textabbildung Bd. 296, S. 138
Fig. 64.Kretzschmar's Kettenspannung.
Gesetzlich geschützte Ketten Spannung von Gebr.
Thomas in Bautzen-Seidau. Bei derselben bleiben beim Nachstellen der
Kette die Lager a (Fig.
65) vollständig ungestört, indem diese mit dem Stück b verbunden sind. Um die Kette zu spannen, wird die
Gegenmutter c gelöst und die Mutter e angezogen, so dass das Stück b, auf welchem die Lager sitzen, auf der
Gleitschiene f nach auswärts geschoben wird.
Textabbildung Bd. 296, S. 138
Fig. 65.Kettenspannung von Thomas.
Textabbildung Bd. 296, S. 138
Kéméndy's Kettenverschluss.
Fig. 66 und 67 zeigen uns Kéméndy's Patentkettenverschluss (D. R. P. Nr.
67549) in der Oberansicht und Seitenansicht, während Fig. 68 ausser dem
Verschlusse nur das Verbindungsglied der Kette darstellt. Um den Verschluss zu
Kettenspannung von Thomas, öffnen, bringt man die Feder, sie bei b erfassend und um den drehbaren Bolzen d bewegend, bis in die Lage b1 (Fig. 67), drückt mit
Daumen und Zeigefinger auf die Stellen f und f1, wodurch sich
diese, durch Federung des Drahtes an der Spirale b,
einander nähern und von dem Theile f der Bolzen d aus der Hülse des Kettengliedes e herausgezogen wird, damit sofort eine Trennung
der beiden Kettenenden e und c stattfindet. In gleich einfacher Weise, durch
vorausgehendes Zusammenpressen von f und f1, wird die
Verbindung wieder hergestellt, die Feder aus der Lage b1 in die Lage b zurückgebracht, wobei dieselbe an den Stellen fund f1 einschnappt und eine unbeabsichtigte Oeffnung
des Kettenverschlusses unmöglich macht. Nur in der Stellung b1 lässt sich der
Bolzen aus dem Kettenende heben und nur dann, wenn die beiden Seitentheile f und fa der Feder,
welche das Bestreben haben, sich von einander zu entfernen, durch Druck einander
genähert werden. Der Verschluss ist also absolut sicher und doch rasch und
leicht lösbar.
Textabbildung Bd. 296, S. 139
Fig. 69.Bardet's Treibkette.
Treibkette von J. Bardet in Paris (D. R. P. Nr.
74207). Die rechteckigen, geschlossenen Glieder A
(Fig. 69) der Kette haben Querstege C, die nach innen zugeschärft sind. Ueber diese
Querstege werden zur Verbindung der Glieder Schraubenfedern B nach Art eines Schlüsselringes aufgeschoben.
Eine verbesserte Kette bringt E. A. Baldwin in West
Upton, Mass. Dieselbe ist, wie Fig. 70 zeigt,
vollständig zerlegbar und ohne Schrauben. Die Abbildung, welche wir Referee entnehmen, zeigt deutlich die Construction
dieser Neuerung. Der Erfinder rühmt der Kette auch den Vortheil nach, dass man
durch Drehung der Bolzen B in Folge der excentrisch
gelagerten Flächen der Einschnitte G ein Reguliren
der Kettenglieder bewerkstelligen kann, wenn durch Auslaufen dieser und der
Kettenräderzähne beide nicht mehr passen und die Kette „rupft“ oder
„aufsteigt“.
Textabbildung Bd. 296, S. 139
Fig. 70.Baldwin's Treibkette.
c) Pedale.
Befestigung des Pedales in den Tretkurbeln von J. R.
Trigwell in Brixton Hill, England (D. R. P. Nr. 76225). Der Zapfen B (Fig. 71) hat an
dem einen Ende einen flachen Kopf D, der sich gegen
die Tretkurbel A legt, während auf der anderen
Seite der Tretkurbel auf dem Zapfen eine Mutter C
sitzt, welche den Zapfen auf der Tretkurbel festhält. Die Mutter C bildet gleichzeitig die Lauffläche für die Kugeln
E. Bei dieser Einrichtung soll die Befestigung
des Kurbelzapfens weniger Raum als bei der bisher üblichen erfordern.
Textabbildung Bd. 296, S. 139
Fig. 71.Trigwell's Pedalbefestigung.
W. Bown's Pedalachse (Fig.
72) wird in die Kurbel geschraubt, nicht bloss gesteckt. Das mit
Gewinde versehene Achsenende ist kreuzförmig aufgeschlitzt und innen konisch
ausgedreht. Eine in diese konische Höhlung passende Schraube, die ein linkes
Gewinde hat, bewirkt ein derartiges Anpressen des geschlitzten, federnden
Achsenendes in die Gewindegänge des Kurbelloches, dass ein Loswerden unmöglich
ist.
Textabbildung Bd. 296, S. 139
Fig. 72.Bown's Pedalbefestigung.
Was die Pedale anbetrifft, so ist auf deren Construction alle Sorgfalt verwendet;
der Fuss ruht auf Gummi oder auf gezackten Metallhülsen, welch letztere
gewöhnlich beim Rennen zur Verwendung kommen, so dass ein Gleiten des Fusses
verhindert wird; theilweise sind die Pedale zum Enger- und Weiterstellen
eingerichtet, auch sind für Rennräder besondere Fusshaken zur Verwendung
gekommen, welche verhindern sollen, dass der Fuss das Pedal verliert. Um
leichten Gang zu erzielen, werden meistens Kugellager verwendet, diese sind zu
gleicher Zeit ölhaltend und gegen Zutritt von Staub geschützt.
Textabbildung Bd. 296, S. 139
Fig. 73.Pedal der Neckarsulmer Fahrradfabrik.
Das Pedal der Neckarsulmer Fahrradfabrik (R. M. S.)
ist, wie Fig. 73 zeigt, auf drei Punkten dem
Staub unzugänglich und der vierte Punkt ist durch Ineinanderpassen des
verstellbaren Konus durch die ölhaltende Platte ebenfalls gegen Staub geschützt.
Legt man zwischen den Konusansatz und die Deckplatte eine passende Filz- oder
Lederscheibe, so wird der Verschluss vollkommen. Da in Folge dieser Construction
das Pedal auch ölhaltend ist, so braucht dasselbe während der ganzen Saison nur
zwei- bis dreimal geölt zu werden.
d) Kugellager.
Die staubsicheren ölhaltenden Kugellager mit von der Achsbefestigung unabhängiger
Nachstellbarkeit (D. R. G. M. Nr. 34773), welche die Fahrradfabrik W. Stutznäcker in Dortmund verwendet, verdienen
ganz besondere Beachtung und eingehende Beschreibung, welche wir der Radfahr-Chronik, 1895 S. 845, entnehmen.
Die beiden nach innen auf die Achse a (Fig. 74) mit Rechts- und Linksgewinde
festgeschraubten Konusse b legen sich gegen
entsprechende Ansätze c auf der Achse und sind
deshalb in ihrer gegenseitigen Lage gesichert. Die beiden mit Gewinde versehenen
Kugellagerschalen d und e sind von aussen in die Radnabe eingeschraubt, und zwar wird die
Schale d fest gegen die Nabe geschraubt, während
durch die Schale e in Verbindung mit der
Contremutter f das Stellen der Kugellager bewirkt
wird. Die Contremutter f ist behufs leichter
Verstellung am Umfange geriffelt und zum Feststellen mit Einschnitten g versehen, in welche ein Schlüssel
passt. Diese Verstellung der Kugellager kann vorgenommen werden, ohne die
Befestigung der Achse im Rahmen des Fahrrades zu lösen. Das Nachstellen der
Kette erfolgt beim Hinterrad nach Lösen der Achsbefestigungsmuttern h durch Nachstellen der auf den Kettenspannern i sitzenden Führungsmuttern k ohne Einfluss auf die Stellung der Kugellager. Durch diese
Unabhängigkeit zwischen Kugellagerverstellung und Achsverstellung bezieh.
Kettennachspannung wird der Uebelstand des mit der öfter erforderlichen
Kugellagerstellung verbundenen Schiefstellens der Räder vermieden. Die
Widerlager für die Gabelenden l werden durch die
Führungsmuttern n, welche mit Gewinde auf den
Achsen aufgeschraubt sind, gebildet. Auf den Führungsmuttern der Hinterachse
sind noch die Kettenspanner i aufgesteckt. Das
Kettenrad o ist beim Hinterrad in bekannter Weise
mit Gewinde auf die Nabe aufgeschraubt, legt sich gegen einen Ansatz p der Nabe und ist durch eine linksgängige
Contremutter q gegen Rückgang gesichert.
Textabbildung Bd. 296, S. 140
Fig. 74.Stutznäcker's Kugellager.
Textabbildung Bd. 296, S. 140
Fig. 75.Rosenthal's Kugellager.
Kugellager von L. Rosenthal in Bernburg (D. R. P.
Nr. 77628). Die Nabenzapfen a (Fig. 75) drehen sich mit verstärkten Köpfen b in als Oelbehälter dienenden Aushöhlungen g der Gabel und werden auf der äusseren und inneren
Seite durch Kugeln gegen die Gabel gestützt. Dadurch sind die Zapfen a nach jeder Seite hin gegen Verschiebung
geschützt.
(Fortsetzung folgt.)