Titel: | Die Ablösung der Handarbeit des Schriftsetzers durch Maschinen. |
Autor: | E. Wentscher |
Fundstelle: | Band 296, Jahrgang 1895, S. 198 |
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Die Ablösung der Handarbeit des Schriftsetzers
durch Maschinen.
Von E. Wentscher,
Ingenieur in Berlin.
(Fortsetzung des Berichtes S. 183 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Die Ablösung der Handarbeit des Schriftsetzers durch
Maschinen.
A. Letternsetzmaschinen mit vorräthigen Lettern.
1) Maschine von Thorne. Diese im J. 1881 bekannt
gewordene und seitdem ständig verbesserte Maschine wird in Amerika und England von
rund 70 Druckereien benutzt. Neuerdings sind auch einige Exemplare in Deutschland
und in der Schweiz aufgestellt worden. Fig. 5 ist
eine Gesammtansicht, Fig.
6 bis 10 sind
Einzelheiten. Die Maschine (Fig. 5) besteht aus einer
Klaviatur mit 90 Tasten und den beiden senkrecht über einander liegenden Cylindern
CD, von denen der untere Setzcylinder feststeht,
während der obere Ablegecylinder um eine beiden Cylindern gemeinschaftliche
senkrechte Achse drehbar gelagert ist. Unmittelbar unter dem Cylinder D liegt eine wagerechte ringförmige Scheibe E (Fig. 6, schematische
Oberansicht), welche um die senkrechte Hauptachse rotirt. Sie ragt über die
Peripherie des unteren Cylinders heraus und ist nach aussen hin von einem
überstehenden, am Maschinengestell befestigten Rand r
umgeben, der bei X durchbrochen ist. An dieser Stelle
schliesst sich tangential an die Scheibe E ein endloser
Riemen E an, der über Rollen läuft. Die Cylinder CD enthalten je 90 senkrechte Kanäle zur Aufnahme je
eines Buchstabencharakters; die Buchstaben C1C2 liegen flach über einander in diesen Kanälen
aufgespeichert. Durch einen Riemen wird von der Scheibe A aus mittels Welle V die Scheibe E in beständiger Umdrehung erhalten.
Wird eine Taste angeschlagen, so wird mittels Hebel- und Schnurübertragung H1FG aus dem zugehörigen Kanal des Cylinders D die unterste Letter durch einen Stösser auf die
rotirende Ringscheibe übergeführt und von dieser sogleich mitgenommen, wobei die
Leitzungen l am Fusse des Cylinders D (Fig. 6) den austretenden
Buchstaben in die tangentiale Lage bringen. Wegen des die Scheibe E umgebenden Randes kann nun der Buchstabe auch bei
schneller Rotation der Scheibe letztere nicht eher verlassen, als bis er an die
Oeffnung X kommt und in Folge des ihm innewohnenden
Schwunges auf den Riemen R übertritt. Von diesem wird
er weitergeleitet nach einem senkrecht auf und ab gehenden Stempel, der die Letter
sofort in. die
Höhe bebt und in den Kanal K (Fig. 7) einführt,
woselbst sie durch den federnden Haken b festgehalten
wird. Indem so Letter auf Letter folgt, schreitet die Letternsäule in dem an K sich anschliessenden Kanal L (Fig. 5) vorwärts, bis die Buchstaben
allmählich in die Nähe des Schiffes M gelangen. Hier
sitzt ein zweiter Arbeiter, der aus der endlosen Zeile solche von vorgeschriebener
Länge bildet und ausschliesst bezieh. Auszeichnungsschriften einfügt, wozu das
nöthige Material sich in den Kästen PN1 befindet.
Textabbildung Bd. 296, S. 199
Fig. 5.Setzmaschine von Thorne.
Fig. 8 ist eine
Oberansicht der Führung der Lettern a nach dem
Sammelkanal L. Sobald sie die Scheibe E bei X verlassen haben,
führt sie der Riemen R nach dem Ende der durch die
Leisten 21 gebildeten, sich allmählich verengenden
Rinne. Die Letter gelangt schliesslich unter der Sperrklinke 36 vorbei (Fig.
9, Aufriss) mit verminderter Geschwindigkeit auf die Klinke 19 des auf und ab gehenden Stempels d, der sie in den Kanal L
einführt. Hier tritt sie unter die Feder c und wird vom
federnden Haken b abgefangen.
Das Ablegen geschieht selbsthätig unter Anwendung signirter Lettern. Die
Eintrittsöffnungen der Kanäle des Cylinders D (Fig. 10, theilweise
Oberansicht) werden durch Plättchen 51 gebildet, die
den Signaturen der Lettern entsprechende Vorsprünge 7
haben. Diese Plättchen werden durch Schrauben 14 und
Prisonstifte 15 in genauer Lage gehalten. Jeder Kanal
des Cylinders D ist mit einer Längsrippe versehen,
welche die Fortsetzung eines Vorsprunges 7, und zwar
möglichst nahe der Mitte, bildet. Die Kanäle für die dünnen Lettern enthalten noch
eine zweite Längsrippe, die sich an den Vorsprung 8
anschliesst. Dementsprechend haben die dünnen Lettern eine Signatur am Fussende.
Diese Längsrippen sollen beim Herabgleiten das Kippen der Lettern um die Quer-
bezieh. Längsachse verhindern. Durch eine zweckmässige Vorrichtung füllt man
die Kanäle des Cylinders C, die keine Rippen haben, mit
dem abzulegenden Satz (Ablegesatz). Darauf erhält Cylinder C von B aus (Fig.
5) eine intermittirende Bewegung jedesmal um den Abstand zweier Kanäle.
Bei jeder Ruhepause treten nun diejenigen untersten Lettern in C, deren Signaturen dann gerade mit den Vorsprüngen 7 correspondiren, in die entsprechenden Kanäle von D über und sinken herab, wobei sie durch die
Führungsrippen in denselben am Umschlagen und Verdrehen gehindert werden. In dieser
Weise füllen sich die Kanäle von D fortlaufend, ohne
leer zu werden.
Das Setzen mit der Thorne-Maschine geht zuverlässig und so schnell von statten, wie
der Arbeiter die Tasten anschlägt. Da die Scheibe E
sehr schnell rotirt, so tritt nur sehr selten der Fall ein, dass Buchstaben in
verkehrter Reihenfolge zur Sammelstelle gelangen, zumal die häufigsten Buchstaben
der Sammelstelle am nächsten liegen und daher nur einen kurzen Weg zu durchlaufen
haben. Einige Uebung des Setzers (Einhalten einer kleinen Pause zwischen dem
Anschlag eines seltenen und dem darauf folgenden Anschlag eines häufigen
Buchstabens) genügt, um Störungen in der Reihenfolge zu vermeiden und dennoch die
Maximalleistung von 8000 Buchstaben in der Stunde zu erreichen. Da aber zum
Ausschliessen ein zweiter Arbeiter erforderlich ist, so stellt sich die Leistung auf
4000 Buchstaben für Mann und Stunde, d.h. reichlich auf das 2½fache der Handarbeit. Hätte die Maschine eine
selbsthätige Ausschliessvorrichtung, so würde sie das 5fache der Handarbeit
leisten.
Gemischter Satz lässt sich mit der Maschine nicht herstellen, auch ist ihre ganze
Anlage so beschaffen, dass sie kaum für diesen Zweck eingerichtet werden kann. Daher
fällt dem Ausschliesser auch noch die Aufgabe zu, etwaige Auszeichnungsschriften aus
den Kästen PNN1
nachträglich einzufügen. Für gemischten Satz wird dadurch die Leistung der Maschine
geringer.
Textabbildung Bd. 296, S. 199
Setzmaschine von Thorne.
Die oben angegebene Leistung vermindert sich aber auch noch aus dem Grunde, weil zur
Bedienung einer Maschine ein dritter Arbeiter erforderlich ist. Nach der Absicht des Erfinders soll
dieser dritte Arbeiter, dem das Füllen des Ablegecylinders mit Ablegesatz zufällt,
mehrere Maschinen gleichzeitig bedienen. In der Praxis hat es sich aber
herausgestellt, dass dieser dritte Mann schon von einer Maschine ziemlich stark in
Anspruch genommen wird, weil nämlich beim Ablegen Störungen vorkommen, welche eine
ständige Ueberwachung des Ablegeapparates erheischen, und zwar ganz besonders, wenn
die durch die Maschine gehende Schrift von kleinem Grade ist, wie bei den
amerikanischen Zeitungen. Beim Uebergang aus dem Ablegecylinder in den Setzcylinder
versetzen sich die Buchstaben zuweilen, oder es kommt vor, dass Buchstaben, deren
Signaturen zum Theil mit den Vorsprüngen 7
zusammenfallen, sich theilweise etwas senken und dadurch gleichzeitig im
Ablegecylinder und im Setzcylinder stecken. Wird dann der erstere weitergeschaltet,
so zerbricht ein solcher Buchstabe und verstopft zuweilen durch seine Bruchstücke
die Kanäle. Die Gefahr des Brechens wird durch die den Buchstabenkörper
verschwächenden Signaturen vermehrt.
Textabbildung Bd. 296, S. 200
Setzmaschine von Mc Millan.
Diese Mängel werden sich kaum gänzlich beseitigen lassen; sie sind principieller
Natur. Die Thorne-Maschine kann aus diesem Grunde, und weil sie nicht selbsthätig
ausschliesst, als vollkommene Maschine nicht gelten, selbst wenn man von der
Herstellungsmöglichkeit gemischten Satzes absieht.
Die mit Thorne-Maschinen arbeitenden Druckereien Amerikas sind nicht sonderlich
zufrieden. Dagegen soll sich die Maschine in Deutschland bewähren, was jedenfalls
dem Umstände zuzuschreiben ist, dass in den betreffenden Buchdruckereien grössere
Schriftgrade verarbeitet werden.
2) Maschine von Mc Millan. Sie ist 1887 bekannt
geworden, hat aber 1891 wesentliche Veränderungen erfahren. Gegenüber der vorigen
hat sie den Nachtheil, dass die gleichfalls mit signirten Lettern arbeitende
Ablegemaschine eine von der Setzmaschine getrennte Maschine bildet. Der die
Ablegemaschine bedienende Arbeiter hat daher gleichzeitig die Setzmaschine zu
beobachten, um deren leer gewordene Behälter gegen volle Behälter der Ablegemaschine
auszuwechseln. Die Trennung beider Maschinen hat, so lange die Ablegemaschine nicht
durchaus zuverlässig arbeitet, allerdings auch einen gewissen Vortheil, nämlich den,
dass Störungen beim Ablegen nicht nachtheilig auf den Setzapparat einwirken können.
Entschieden der vorigen überlegen ist aber die Maschine von Mc Millan durch die Möglichkeit, gemischten Satz aus zwei und mehreren
Schriftarten herzustellen, und durch den neuerdings mit ihr verbundenen
selbsthätigen Ausschliessapparat. Dagegen ist die Letternführung nach der
Sammelstelle nicht ganz so sicher wie bei Thorne.
Fig. 11 ist eine
Gesammtansicht der Setzmaschine ohne Ausschliessapparat, die Fig. 12 bis 23 sind
Einzelheiten.
Die Lettern liegen flach über einander in Kanälen C, die
in vier Abtheilungen hinter einander angeordnet sind. In den vordersten zwei
Abtheilungen ist die Hauptschrift untergebracht, in den beiden anderen die
Auszeichnungsschrift, z.B. cursiv bei lateinischer
(antiqua) Schrift. Drückt man auf einen der Tastenhebel X oder T6, so
wird dadurch mittels der Verbindungsdrähte w die eine
oder die andere der in einem Rahmen S (s. a. Fig. 21 und 22) drehbar gelagerten
Vollspindeln S2 bezieh.
der diese umschliessenden Hohlspindeln S1 zum Ausschlag gebracht. Diese Spindeln tragen
Zapfen x, welche (Fig. 21 für die beiden
vordersten Kanalabtheilungen) in Einschnitte h (Fig. 18 und 19) von Plättchen E1 eingreifen, an denen
die Schieber E rechtwinkelig befestigt sind. Bei einem
Tastendruck wird somit der zugehörige Schieber E
seitlich verschoben und dadurch die unterste Letter des zugehörigen Kanals über die
Durchbrechung c der Bodenplatte D gebracht, durch welche sie unter Ausführung einer Drehung um die Kante
D2 (Fig. 20 und 21) und mit dem Fussende
auf der Leitfläche n schleifend, auf die Gleitbahn G1 des Schachtes G gelangt. Die Letter gleitet nun in Folge ihrer
Schwere herab und tritt in den sich an G
anschliessenden Leitkanal o eines Führungsgehäuses I (Fig. 12) ein. Die Kanäle
o dieses Gehäuses vereinigen sich früher oder
später und münden in einen mittleren Kanal, dessen äusserstes Ende schliesslich jede
Letter beim Herabfallen passirt. Den vier Behältern C
entsprechen vier Führungsgehäuse I, deren Mittelkanäle
in den Sammelkanal K (Fig. 11 und 13) einmünden. An diesen
schliesst sich die Sammelrinne Q an, in welcher die
nach einander herabfallenden Lettern durch den hin und her gehenden Stösser R vorgeschoben werden. Die sich so bildende endlose
Zeile gelangt endlich in das sogen. Schiff A5 (Fig. 11), welches
verschoben wird, sobald eine Rinne desselben gefüllt ist.
Fig. 13 gibt eine
besondere Darstellung des Sammelkanals K mit sich daran
schliessenden Führungsgehäusen Iund Sammelrinne Q. Die eine Seitenwand ist theilweise entfernt und
zeigt eine schwingende Klinke, die durch ihr schweres Ende O mit geringer Kraft gegen die Feder P
gedrückt wird. Die aus I mit beträchtlicher
Geschwindigkeit heraustretenden Lettern passiren in freiem Fall den Kanal K und bahnen sich ihren Weg zwischen der Klinke und der
Feder P. Dabei verlieren sie ihre Geschwindigkeit, so
dass sie verhältnissmässig sanft und ohne zurückzuprallen auf den Boden von Q aufstossen. Der Stösser R schafft durch sein Vorgehen immer wieder Raum für die nächste Letter.
Die nachgiebige Feder P verhindert das Zerbrechen einer
Letter, wenn diese ein wenig zu früh vom Stösser R
vorwärts geschoben werden sollte. Mittels der Schraube N lässt sich das einpunktirte Leitstück in geeigneter Lage
feststellen.
Textabbildung Bd. 296, S. 201
Setzmaschine von Mc Millan.
Aus den Zeilen des Schiffes bildet ein zweiter Arbeiter durch Handausschliessen
Zeilen von vorgeschriebener Länge. Neuerdings geschieht das Ausschliessen, wie
bereits gesagt, selbsthätig mittels eines Apparates, der später beschrieben werden
soll.
Die Verzweigungen der Kanäle o sind in Fig. 11 und 12 nur schematisch
dargestellt. Es ist selbstverständlich, dass sie bei der ausgeführten Maschine sanft
und ohne merkliche Ecken in einander übergehen, widrigenfalls die Lettern häufig
stecken bleiben würden. Da indessen trotzdem ein Steckenbleiben überhaupt nicht
ausgeschlossen ist, wird die Vorderwand des Gehäuses I,
auf welcher übrigens auch die Lettern beim Herabgleiten ruhen, behufs leichterer
Feststellung solcher Stockungen aus Glas hergestellt.
Die Behälter C sind mit Rücksicht darauf, dass sie in
einer besonderen Ablegemaschine mit Schriftvorrath gefüllt werden, entfernbar; sie
stützen sich unten auf Querstücke B1 (Fig. 11, 14, 17 und 21), deren abwechselnd
durch Zwischenwände de gebildete Rinnen a (Fig. 17) die
Fortsetzungen der Kanäle bilden. Die Rinnen a halten
gleichzeitig einen kleinen Vorrath an Lettern in Reserve, so dass die Setzmaschine
weiter arbeiten kann, wenn auch ein leer gewordener Behälter C behufs Auswechselung gegen einen frisch gefüllten vorübergehend entfernt
wird.
Mit ihrer Hinterseite stützen sich die schwach geneigten Behälter C auf Leisten B2 (Fig. 11 und 14), die einerseits an
Säulen B der Querstücke B1 befestigt sind, andererseits mit Armen
i drehbar auf einer senkrechten Säule A4 des
Maschinengestelles sitzen. Aehnliche um A4 drehbare Arme i gehen
auch von den Querstücken B1 aus. Durch die Handhabe F lässt sich der
Tragrahmen der Behälter C so weit anheben, dass die
Tragzapfen l aus ihren Schlitzlagern heraustreten und
die einzelnen Kanalabtheilungen gleich den Blättern eines Baches (Fig. 14) aus einander
geklappt werden können, um sie bei etwaigen Störungen zugänglich zu machen.
Textabbildung Bd. 296, S. 201
Setzmaschine von Mc Millan.
Die Zwischenwände de reichen nicht bis zur Bodenplatte
D (Fig. 17), sondern lassen
unter sich einen Schlitz von einer Höhe gleich der Dicke der benachbarten
Letternsorte bezieh. des Schiebers E. Die
Durchbrechungen c der Bodenplatte liegen unterhalb der
Wände d (Fig. 19), während die
Schieber E in ihrer Ruhelage sich in den Schlitzen
unterhalb der Wände e befinden. Fig. 15 ist eine
Oberansicht der Platte D, Fig. 16 eine
Vorderansicht. Aus den Fig.
15 bis 19
geht hervor, dass jeder Schieber E unabhängig von den
übrigen seitlich nach rechts oder links verschoben werden kann, wobei er die
unterste Letter aus dem ihm rechts oder links benachbarten Kanal a über die Durchlassöffnung c bringt; von hier gleitet die Letter dann, wie bereits beschrieben, in
den Sammelkanal Q herab, wobei die Drehung der Letter
um die Kante D2 (Fig. 20) durch die
Abschrägung d1 der Wand
d ermöglicht und gleichzeitig ein Kippen der Letter
um ihre Längsachse verhindert ist. Die leicht in Anlage gegen die Gleitbahn G1 gehaltenen Klinken
H bilden eine fernere Sicherung. Ueber den
Oeffnungen c (Fig. 15, 16 und 20) liegen Querstege E2, welche gleichfalls seitlich verschiebbar sind und
beim Ausstossen einer Letter aus einem Kanal a
verhindern, dass die Letter zu weit verschoben wird, indem das winkelig gebogene
Ende E3 (Fig. 20) des Quersteges
eine genaue Anlage an der Platte E1 des benachbarten Schiebers E findet.
Es erübrigt noch, näher auf die das Ausstossen vermittelnden Spindeln S1S2 einzugehen. Fig. 22 ist eine Oberansicht der
betreffenden Einrichtungen, Fig. 23 ein Querschnitt nach x–x der Fig. 22, während Fig. 21 einen
Längsschnitt zeigt. Die vollen Spindeln S2 sind drehbar in der vorderen und hinteren
Rahmenleiste S gelagert (Fig. 22 unten links);
sie gehen durch die mittlere Querleiste S0 (Fig. 21) hindurch. Die
hohlen Spindeln S1
umhüllen ohne Reibung die Spindeln S2 und sind gleichfalls drehbar in der vorderen und
mittleren Rahmenleiste (SSo) gelagert.
Jede Spindel, volle sowie hohle, trägt je zwei Zapfen x;
die hohlen Spindeln S1
haben entsprechende Schlitze, durch welche die Zapfen der Vollspindeln S2 herausragen, und in
denen sie sich unter seitlichem Spielraum bewegen können. Die Spindeln tragen ferner
Zapfen x1x2, gegen die sich seitlich Stifte yy1 zweier durch Federzug in ihrer Endlage
festgehaltenen bezieh. immer wieder in diese zurückgeführten Riegel TT1 legen (Fig. 21) und so die
Spindeln stets in der Normallage (Zapfen x senkrecht)
halten bezieh. in dieselbe zurückführen. Die Riegel laufen auf Rollen y2 (Fig. 23). Jede Spindel
trägt ein Querstück S3
(Fig. 21 und 23), an welches je zwei
Drähte w angreifen. Es kann somit jede Spindel nach
rechts oder nach links einen Ausschlag machen, je nachdem man die eine oder die
andere der zugehörigen Tasten drückt. Die nicht gedrückte Taste wird dann
hochgehen.
In der in Fig. 21
gezeichneten Stellung des Rahmens S greifen die beiden
vorderen Zapfen x der Spindeln S1 und S2 mit ihren abgerundeten Köpfen in die Ausschnitte
h (Fig. 18) der
Schieberhalter E1. Es
werden mithin Lettern aus den beiden vorderen Kanalabtheilungen C, welche die Hauptschrift enthalten, beim Druck auf
die Tasten ausgestossen werden. Kommt nun im Satz eine Stelle mit
Auszeichnungsschrift vor, so wird der Rahmen S derartig
verschoben, dass die beiden vorderen Zapfen x aus den
Schieberhaltern E1 der
beiden vorderen Kanalabtheilungen C heraustreten und
die beiden hinteren (Fig.
21 punktirten) Zapfen x in die Schieberhalter
E1 der beiden
hinteren, die Auszeichnungsschrift enthaltenden Kanalabtheilungen C eintreten. Es werden dann beim Drücken der Tasten
Lettern aus diesen beiden Abtheilungen gesetzt.
Der Rahmen S wird durch Bethätigung einer besonderen
Taste verschoben, welche mittels des Drahtes V3 (Fig. 21) die Welle V zum Ausschlag bringt, die ihrerseits durch Arme V1 gegen die hintere
Rahmenleiste S wirkt und den Rahmen nach hinten
schiebt. Letzterer ist zu diesem Zweck in Führungen A6 (Fig. 22) verschiebbar.
Hört der Druck auf die besondere Taste (bezieh. das Pedal) auf, so treiben die
Federn U (Fig. 22) den Rahmen S wieder in die vordere Normallage.
Die Klaviatur ist zweifellos ein sehr werthvoller Theil der Maschine Mc Millan's, indem sie in Verbindung mit der
zweckmässigen, übrigens nicht von Mc Millan erfundenen
Hintereinanderordnung der Letternbehälter C den
Uebergang aus einer Schriftart in die andere sehr bequem macht.
Mc Millan's Ablegemaschine ist in den Fig. 24 bis 28 veranschaulicht, und
zwar in zwei verschiedenen Ausführungsformen (Fig. 24 bis 26 und Fig. 27 und 28). Fig. 24 ist ein
Verticalschnitt, Fig.
25 und 26
sind Einzelheiten in vergrössertem Maasstab.
Die im Gestell A1A2 senkrecht gelagerte
Welle B trägt eine wagerechte Scheibe C, welche durch Schraube G1 und Schneckenrad c1 in gleichmässiger
langsamer Umdrehung erhalten wird. Die Scheibe C
trägt auf ihrer Oberseite Leisten C1, welche zwischen sich
wagerechte Kanäle h (Fig. 25) bilden, die mit
den abzulegenden Buchstabenzeilen gefüllt werden. Sie wird an ihrem Umfang von einem
Ring L umgeben, der von den Kanälen g durchbrochen ist. Bei der Umdrehung von C treten somit die Kanäle h vorübergehend vor die Kanäle g. Die Kanäle
g (Fig. 26) tragen Rippen
ef in verschiedener Höhe und verschiedener
gegenseitiger Entfernung. Jede solche Rippencombination entspricht je einer
Signaturencombination der signirten Lettern. Beim Zusammentreffen der Kanäle hg tritt somit der vorderste Buchstabe aus dem Kanal
h in den Kanal g über,
sobald dessen Signaturen mit den Rippen ef
übereinstimmen, da die Letternzeile a ständig von dem
unter Federdruck T (Fig. 24) stehenden
Schieber U gegen den Umfang gepresst wird. An die
Kanäle g schliessen sich die (nicht gezeichneten)
Letternbehälter der Setzmaschinen an, die so allmählich gefüllt und sodann gegen
leere Behälter ausgewechselt werden.
Textabbildung Bd. 296, S. 202
Mc Millan's Ablegemaschine.
Die Ausführungsform Fig.
27 und 28
unterscheidet sich von der beschriebenen in folgender Weise:
Die Kanäle g in dem Ringe L
haben keine Rippen e f. Anstatt dessen legen sich vor
die Mündungen der Kanäle h (Fig. 28) Nasen ef, die aus senkrecht in den Leisten C1 geführten
Gleitstücken J K hervorragen. Am Maschinengestell (Fig. 27) ist an dem
vollen Ring H ein aus einzelnen Ringstücken gebildeter
Ring I befestigt, der auf seiner Aussenfläche mit zwei
ringsherum gehenden Nuthen versehen ist, in denen sich die Stifte dd der Gleitstücke JK
führen, wenn die Scheibe C sich langsam dreht. Diese
Nuthen verlaufen nun curvenförmig, indem sie sich streckenweise einander nähern oder
sich von einander entfernen, derart, dass die Nasen ef
beim Passiren der Kanäle g des Ringes L vor jedem Kanal eine andere charakteristische
absolute und gegenseitige Lage einnehmen, die jedesmal mit der Lage der Rippen ef bei der vorigen Ausführungsform zusammenfällt. Die
vorderste Letter eines Kanals h wird dann gleichfalls in den Kanal
g übertreten, wenn ihre Signaturencombination mit
der Lage der Nasen ef zusammenfällt.
Ich erwähnte bereits, dass die Setzmaschine von Mc
Millan neuerdings mit einem selbsthätigen Ausschliessapparat verbunden ist,
wodurch ihre Leistung wesentlich erhöht wird. Die Construction dieses Apparates ist
ziemlich verwickelt; es wird daher zweckmässiger sein, sein Princip und seine
Wirkungsweise zu beschreiben. Ersteres besteht darin, dass beim Setzen Zeilen
gebildet werden, die mit einem vollen Wort oder einer Silbe abschliessen und mit
vorläufigen Ausschlusstücken von der geringsten zulässigen Dicke ausgeschlossen
sind, und dass dann diese Ausschlusstücke nach einander durch stärkere und diese
wiederum durch stärkere und so fort ersetzt werden, bis die Zeile die richtige Länge
erreicht hat.
Zur Ausführung dieses Princips werden die Lettern je einer Zeile in je einen Halter
gebracht, der sich bis auf die normale Zeilenlänge ausziehen lässt. Dieser Halter
bewegt sich in einer Bahn, längs derer in gewissen Abständen von einander Kanäle
angebracht sind, in welchen die einzelnen verschiedenen Sorten von Ausschlusstücken
und Vorrichtungen zum Einfügen in den vorbeigehenden Halter liegen. Der Halter geht
nun an dem ersten dieser Kanäle schrittweise vorüber, indem er jedesmal eine kurze
Zeit Halt macht, wenn ein vorläufiges Ausschlusstück der Zeile dem Kanal
gegenübersteht. Während dieser Zeit schiebt ein zu diesem Kanal gehöriger Schieber
das nächst stärkere Ausschlusstück aus dem Kanal in die Zeile und entfernt
gleichzeitig das ursprünglich eingefügte. Das mechanische Mittel zum rechtzeitigen
Anhalten der Zeile und zur Auslösung des Schiebers besteht darin, dass die
Ausschlusstücke kürzer sind als die Buchstabentypen und die Zeile daher an ihrer
oberen Kante dort Einschnitte aufweist, wo zwischen zwei Wörtern ein Ausschlusstück
steht.
Nach jedesmaliger Auswechselung eines schwächeren Ausschlusstückes durch ein
stärkeres wird die Zeile etwas länger und ihr Halter um ein entsprechendes Stück
ausgezogen. Sobald die Zeile ihre normale Länge erreicht hat, springt seitlich aus
dem Halter ein Stift heraus, der von nun an verhindert, dass die Zeile Halt macht
und stärkere Ausschlüsse eingeführt werden. Wird die normale Zeilenlänge beim
Vorbeigehen der Zeile an dem ersten Kanal nicht erreicht, so wiederholt sich der
geschilderte Vorgang bei ihrem Vorübergehen an dem nächsten Kanal, der die nächst
stärkeren Ausschlusstücke enthält, und so fort für den dritten und die folgenden
Kanäle, bis die Zeile endgültig ausgeschlossen ist. Der Ausschliessapparat arbeitet
vollkommen selbsthätig. Dass bei diesem Verfahren des Ausschliessens die Zeilen
nicht genau gleiche Längen erhalten, so lange nicht sämmtliche Buchstaben und
Ausschlüsse systematische Dicke haben (Vielfache einer Grundeinheit sind), ist
selbstverständlich. Da aber jede Zeile in Folge ihrer Zusammensetzung aus vielen
einzelnen Stäbchen ihrer Länge nach federt und sämmtliche Zeilen einer Columne für
den Druck in einen eisernen Rahmen fest eingespannt werden, wobei sich kleine
Unterschiede ausgleichen, genügt es, wenn eine grössere Anzahl in der Dicke schwach
(etwa um 1/4 mm) abgestufter Ausschlusstücke vorhanden ist, um auch bei nicht
systematischem Letternmaterial Zeilen von hinreichend gleicher Länge zu bilden.
Dementsprechend sind bei dem Mc Millan'schen
Ausschliessapparat etwa sieben Kanäle vorhanden, von denen (unter Voraussetzung
einer geringsten Dicke von 1 mm für den Ausschluss) der erste, zweite, dritte u.s.w.
je Stücke von 1,25, 1,50, 1,75 mm Dicke u.s.w. enthält.
(Fortsetzung folgt.)