Titel: | Ueber Dampfkessel. |
Fundstelle: | Band 296, Jahrgang 1895, S. 299 |
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Ueber Dampfkessel.
(Fortsetzung des Berichtes S. 272 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Ueber Dampfkessel.
Einige anderweitige Feuerungen.
Als vollkommenstes Mittel zur Verhütung des Rauchens wird die Verwendung gasförmigen
Brennmaterials empfohlen. Es wird jedoch nur in seltenen Fällen möglich sein, die
Gasheizung mit wirthschaftlichem Vortheil zu benutzen.
Eine Gasfeuerung für Dampfkessel von der Compagnie Internationale des procédés
A. Seigle in Lyon (D. R. P. Nr. 79844 vom 5. Mai
1894) zeigt Feuerungsräume, welche Heizgase oder Dämpfe, insbesondere die der
schweren Kohlenwasserstoffe, verwerthen und möglichst vollkommen ausnutzen. Die
Feuerungsräume werden aus einer Gruppe hinter einander liegender Hohlkörper von
kegelförmiger Gestalt gebildet, bei denen zwischen den einzelnen Hohlkörpern Räume
zum Zutritt von Luft vorgesehen sind. Durch jeden Hohlkörper strömt in der
Achsenrichtung ein entzündeter Strahl von Brenngasen, der mittels eines Zerstäubers
eingetrieben ist. Jeder Hohlkörper ist durch zwei concentrisch in einander steckende
Cylinder oder Kegel gebildet, zwischen denen das zu verdampfende Wasser circulirt.
Fig. 67 zeigt einen Kessel, dessen Heizapparat
aus drei Reihen von Hohlkörpern gebildet ist.
Der Erhitzungsapparat besteht aus je drei Hohlkörpergruppen AAA. Jeder Hohlkörper ist durch ein Speiserohr D und durch ein Dampfableitungsrohr E mit dem
Kessel G verbunden. Vor jeder Reihe von Hohlkörpern
wird ein Gaserzeuger oder Zerstäuber beliebiger Anordnung angebracht, der der Art
des Brennstoffes entsprechend gewählt ist. In der Zeichnung sind genannte Apparate
als vor den Hohlkörpern A und A liegend dargestellt.
Der aus dem vor den Hohlkörpern liegenden Apparat austretende entzündete Gas- oder
Dampfstrom durchstreicht die drei Hohlkörper der ersten Reihe. Die
Grössenverhältnisse dieser Hohlkörper sind so berechnet, dass die Austrittsmündung
eines jeden
Hohlkörpers etwas kleiner als die Eintrittsöffnung des nächsten Hohlkörpers ist,
somit wird in jedem Spalt zwischen den Hohlkörpern durch die Flamme eine natürliche
Luftansaugung hervorgerufen, wodurch die zur Verbrennung im nächsten Hohlkörper
nöthige Luft geschaffen wird. Die Stärke des Brenngasstrahles wird so geregelt, dass
die Verbrennung am Ende der Hohlkörperreihe vollendet ist. Die an dieser Stelle
austretenden heissen Gase durchziehen den Kessel in der durch die Pfeile angegebenen
Richtung; sie gehen durch die in den Kästen G
angebrachten Scheidewände mehrere Male hin und her und passiren dann zur Abgabe
ihrer gesammten Hitze einen Kesselspeisewasservorwärmer, aus welchem sie mittels
einer Brause herausbefördert werden, ohne dass hierfür ein Abzugsschlot nöthig ist.
Die Röhren D und E sind im
Innern des Kessels mit Ventilen ausgerüstet, die sich selbsthätig schliessen, wenn
etwa einer der Hohlkörper undicht wird.
Textabbildung Bd. 296, S. 299
Fig. 67.Gasfeuerung für Dampfkessel von Seigle.
Die Verdampfungsanlage kann nach Zahl und Grösse der Hohlkörper verändert werden.
Sattler und
Schwertfeger in Ober-Lagiewnick geben
ihrer Feuerungsanlage für Gas (D. R. P. Nr. 68064 vom 5. Juni
1892) die in Fig. 68 angedeutete Form.
Zwei concentrische Räume d und e, von denen d durch Stutzen f mit Gas
und e durch einen anderen Stutzen mit Luft gespeist
wird, sind an der der Feuerstelle abgewendeten Seite behufs schnellerer und
gleichmässiger Vertheilung des Gases und der Luft mit ringförmigen Erweiterungen i und k versehen, während
an der entgegengesetzten Seite Gas und Luft durch die Verengungen h der Feuerstelle zuströmen.
Textabbildung Bd. 296, S. 299
Fig. 68.Feuerungsanlage für Gas von Sattler und Schwertfeger.
Eine Reihe von Verbesserungen zeigt auch das Bestreben zur Verwendung staubförmiger
Kohle; jedoch scheint ein durchschlagender Erfolg bisher noch nicht erreicht worden
zu sein.
Wir erwähnen hier das Verfahren zur Herstellung eines zur Verbrennung geeigneten
Gemisches von staubförmiger Kohle und Luft von Constanz Schmitz in
Berlin (D. R.
P. Nr. 78587 vom 28. März 1894 und Oesterreichisches Privilegium vom 17. April
1894).
Die bisher ausgeführten Kohlenstaubfeuerungen leiden, nach der Patentschrift, an dem
Fehler, dass die gemahlene Kohle mittels mechanischer Vorkehrungen direct in den
Feuerungsraum eingeführt wird. In Folge dessen wird kein inniges Gemisch von Kohle
und Luft erzielt und ein Theil der Kohle scheidet sich unverbrannt aus, fällt in den
Zügen zu Boden oder entweicht als Rauch aus dem Schornstein. Auch lässt sich die
Menge der eingeführten Kohle nicht in Abhängigkeit von der Luftmenge bringen, so
dass mit einer erhöhten Luftmenge nicht auch eine entsprechend grössere Kohlenmenge
der Feuerung zugeführt wird. Dadurch wird aber die beabsichtigte Wirkung vereitelt,
denn die überschüssige kalte Luft kühlt den Feuerungsraum ab und verhindert die gute
Verbrennung der Kohle. Ferner versagen die Zuführungsvorrichtungen oft, weil jedes
grössere Korn die Zufuhr verhindert. Dadurch wird aber die Sicherheit des Betriebes
in Frage gestellt. Schliesslich ist ein Forciren der Feuerung mit den bisherigen
Mitteln nicht möglich.
Textabbildung Bd. 296, S. 299
Fig. 69.Verbrennung von staubförmiger Kohle von Schmitz.
Diese Uebelstände können vermieden werden, wenn man ein inniges Gemisch von
Kohlenstaub und Luft herstellt, welches der vortheilhaftesten Verbrennung
entsprechend zusammengesetzt ist. Ein solches Gemisch wird eine tadellose und
rauchfreie Verbrennung zulassen. Dasselbe kann in der nöthigen Gleichmässigkeit nur
ausserhalb des Feuerraumes hergestellt werden. Der Herstellung muss eine Trennung
des reinen Kohlenstaubes von den Verunreinigungen der gemahlenen Kohle vorausgehen.
Zu dieser Trennung wird diejenige Luft benützt, welche nachher mit der staubförmigen
Kohle gemischt werden soll, und zwar in der Art, dass die gemahlene Kohle in einem
Luftstrom eingeführt und mit diesem eine Strecke weit befördert wird. Die
Verunreinigungen und grösseren Stücke fallen alsdann aus, weil man die
Geschwindigkeit des Luftstromes so wählen kann, dass nur die feinsten
Kohlenstaubtheile von demselben getragen werden. Die Mischung von Luft und
Kohlenstaub gelangt dann in einen besonderen Raum, von welchem aus sie als fertiges
Gemisch je nach Bedarf den Feuerungen zugeführt wird. In diesem Vorrathsraume wird
eine ständige Bewegung der Luft unterhalten. Die Luft wird entsprechend der
Geschwindigkeit, mit der sie sich bewegt, nur einen ganz bestimmten Procentsatz an
staubförmiger Kohle schwebend halten können. Man hat es also durch Aenderung dieser
Luftgeschwindigkeit in der Hand, die procentuale Zusammensetzung des
Luft-Kohlenstaubgemisches dem Brennwerthe der zur Verwendung kommenden Kohlensorte
entsprechend zu ändern.
Fig. 69 stellt als Beispiel eine Vorrichtung dar, wie
sie zur Ausführung des Verfahrens geeignet erscheint. Aus einem Trichter A wird die gemahlene Kohle mittels einer geeigneten Vorrichtung B einem durch ein Gebläse oder ein Windrad C oder auf andere Art erzeugten Luftstrom zugeführt.
Der Luftstrom kann auch z.B. dadurch erzeugt werden, dass nur die Saugwirkung eines
zweiten Gebläses G benutzt wird. Dieser Luftstrom trägt
die Kohle durch einen Kanal D in den Vorrathsbehälter
F. Auf diesem Wege lässt der Luftstrom,
entsprechend der Geschwindigkeit, mit der er sich bewegt, alle diejenigen Theile
fallen, welche schwerer sind als der Kohlenstaub. Diese Theile, z.B. gröbere
Kohlenstückchen, mineralische Beimengungen u. dgl., sammeln sich in einem Gefäss E. Im Vorrathbehälter F
wird durch ein Windrad G oder eine sonstige geeignete
Vorrichtung oder auch nur durch die Wirkung des ersten Windrades C eine Bewegung der Luft erzeugt, welche den aus D eintretenden Kohlenstaub suspendirt hält. Die
Geschwindigkeit der Luft wird so gewählt, dass dieselbe gerade so viel Kohlenstaub
in der Schwebe erhält, als sie unter den vorliegenden Bedingungen am
vortheilhaftesten verbrennen kann. Tritt mehr Kohlenstaub ein, als die bewegliche
Luft suspendirt halten kann, so fällt derselbe aus und sammelt sich am Boden des
Vorrathsbehälters, von wo er von Zeit zu Zeit in ein untergestelltes Gefäss H entleert wird. Aus dem Vorrathsbehälter wird das
Kohlenstaub-Luftgemisch mittels einer oder mehrerer Leitungen I entnommen und mittels Gebläse oder natürlichen Zuges
einer oder mehreren Feuerungen zugeführt. Hier erfolgt die Verbrennung auf bekannte
Art, z.B. an eingesetzten, glühenden Chamotteflächen, während zur Inbetriebsetzung
der Anlage der Planrost oder die sonstige vorhandene Feuerung beibehalten wird.
Der Patentanspruch lautet: Verfahren zur Herstellung eines zur Verbrennung geeigneten
Gemisches von staubförmiger Kohle und Luft, darin bestehend, dass die gemahlene
Kohle mittels eines Luftstromes sortirt und der feine Staub in einen
Vorrathsbehälter gebracht wird, in welchem das Kohlenstaub-Luftgemisch durch
Bewegung der Luft gleichmässig erhalten wird.
Textabbildung Bd. 296, S. 300
Fig. 70.Vermischung der Feuergase von Fouque und Polin.
Eine Vorrichtung zur Vermischung der Feuergase mit der Verbrennungsluft, gleichviel
welcher Art die Feuerung ist, ist Gegenstand des D. R. P. Nr. 76264 vom 16. Mai 1893
von V. C. Fouque und J.
Polin in Paris. Die von der Feuerung A (Fig. 70) ausgehenden Heizgase machen ihren Weg über
die Feuerbrücke B, die Platte G und wenden sich an der mit C fest
verbundenen Wand S nach unten hin. Sie sind alsdann
durch die wagerecht verschiebbare, bekleidete Platte D
gezwungen, ihre Richtung wiederum zu ändern, und mischen sich dabei lebhaft mit der
durch die verschiebbare Platte G zuzuführenden
Frischluft.
Ueber Koksfeuerung bei Dampfkesseln bemerkte auf der Delegirtenversammlung in
Eisenach der Oberingenieur Haage nach der Zeitschrift des Internationalen Verbandes zur Ueberwachung
der Dampfkessel, dass das Nächstliegende zur Verminderung des Rauches die
Benutzung von Steinkohlenkoks sei. Die Umstünde, unter denen Koks in
Dampfkesselfeuerungen Verwendung finden können, lassen sich nach den
Untersuchungen des Vortragenden in Folgendem zusammenfassen:
Die Benutzung von Steinkohlenkoks in Dampfkesselfeuerungen, und zwar bei
Aussenfeuerung wie Innenfeuerung, bietet keine Schwierigkeit, wenn der
Dampfverbrauch nicht zu grossen und plötzlichen Schwankungen unterworfen ist. Die
Lebhaftigkeit der Verbrennung lässt sich bei Koks nicht in gleicher Weise steigern
wie bei Kohle. Für Kessel, von denen zeitweise eine sehr schnelle Dampfentwickelung
gefordert wird, ist daher Koks nicht gut zu gebrauchen. Der Heizwerth des Koks liegt
zwischen 6300 bis 7300 W.-E. Die Rostfläche ist so zu bemessen, dass bei Verwendung
von Grosskoks 40 bis 45 k/qm Rostfläche in der Stunde verbrannt werden, als
höchstes Maass wurden 65 k gefunden, für Koksgrus ist nur 40 k zu rechnen. Die
Schütthöhe beträgt 150 bis 200 mm bei Grosskoks, 100 mm bei Koksgrus. Der
gewöhnliche Schornsteinzug ist genügend. Die Rostspalten sind bei Koksgrus 8 mm
breit zu nehmen und können für Grosskoks noch breiter gewählt werden. Zur Erzeugung
derselben Dampfmenge muss daher für Koks die Rostfläche doppelt so gross gemacht
werden als für Steinkohle, wodurch in vielen Fällen die Möglichkeit der Verwendung
von Koks ausgeschlossen wird.
Bei Kesseln mit Aussenfeuerung empfiehlt es sich, unter der Rostfläche Kästen mit
Wasser anzubringen, damit das Anbacken der Schlacke an die Roststäbe und die Bildung
von grossen Schlackenkuchen verhindert werde. Nach dieser Richtung hin zeigt sich
auch die Einführung von Abdämpfen einer Dampfmaschine in den Aschenfall
vortheilhaft. Die viel verbreitete Ansicht, dass Koksfeuer dem Kessel schade, ist
irrig und unbegründet.
In der sich daran anschliessenden Besprechung berichtet Director Gyssling über Versuche, welche er mit Gaskoks aus
Gasfabriken angestellt hat. Die Versuche ergaben, dass nicht bloss 40 bis 50 k,
sondern 140 bis 180 k Koks in der Stunde auf 1 qm Rostfläche verbrannt werden
konnten. Die Erklärung für den augenscheinlichen Widerspruch ist in der
verschiedenartigen Beschaffenheit des Koksmaterials zu suchen. Die Gaskoks enthalten
gegenüber den Hüttenkoks noch grosse Mengen von brennbaren Gasen, insbesondere
Wasserstoff, welche die Verbrennung befördern und Flammen von 2 bis 4 m Länge
hervorrufen. Zur Vermeidung von Verpuffungen, welche öfter hinten im Fuchs
vorkommen, hat der Heizer den Rost öfter zu beschicken und nicht, wie es gewöhnlich
der Fall ist, gleich ein paar Centner auf einmal aufzuwerfen.
Münter theilt mit, dass die Verdampfung von 1 k Koksgrus
nach seinen Erfahrungen etwa 2,2 k Wasser betrage. Berücksichtigt man den Preis des
Koks, so sind die Productionskosten für den Dampf sehr niedrig.