Titel: | Neuerungen in der Tiefbohrtechnik. |
Autor: | E. Gad |
Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, S. 9 |
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Neuerungen in der
Tiefbohrtechnik.
Von E. Gad.
Mit Abbildungen.
Neuerungen in der Tiefbohrtechnik.
Die Aufgabe, die in den mitteleuropäischen Ländern für die verschiedenen Bohrzwecke
und die wechselvollen, oft recht schwierigen Gebirgsformationen vorhandenen
Bohrgeräthe in ein einheitliches System zu bringen, ist bei weitem schwerer zu
lösen, als sie entsprechend für die Oelgewinnung in den milden, gleichmässigen
Gebirgen der Oelgebiete in Pennsylvanien bezieh. Canada gewesen ist. Jeder Versuch
zu einer solchen Lösung muss indessen mit Freuden begrüsst werden, besonders wenn er
so zufriedenstellend ausgefallen ist, wie er sich in dem vorliegenden Katalog von
Heinrich Mayer und Co. in NürnbergTiefbohreinrichtungen mit Einzelaufführung der vortheilhaftesten
Werkzeuge. Katalog der Tiefbau-Werkzeugefabrik Nürnberg von Heinrich Mayer und Co. in
Nürnberg-Tullnau, 1895 Nr. 1. darstellt. Das Mayer'sche System baut sich auf den bewährtesten
bekannten Tiefbohrgeräthen auf und umfasst zunächst die meist mit Handbetrieb zu
leistenden Bohraufgaben für Tiefen bis 200 m bei Bohrdurchmessern bis 60 cm. Für
schwierigere Tiefbohraufgaben, die Dampfbetrieb, Diamantbohrung und dergleichen
bohrtechnische Hilfsmittel beanspruchen, stellt der Katalog eine Erweiterung des Mayer'schen Systems für eine neue Ausgabe dieses Werkes
in Aussicht.
Textabbildung Bd. 297, S. 9
Fig. 1. Mayer's Tiefbohrexcentermeissel.Fig. 2. Flügelbohrer.Fig. 3.
Rohrschlitzapparat.
Hervorzuheben ist der Mayer'sche Tiefbohrexcentermeissel (D. R. P. Nr. 77908), Fig. 1, dessen
Construction und Arbeitsweise Gewähr geben, dass er bei intensiver Beanspruchung auf
Schlag und Stoss selbst weiten Röhrentouren im harten Gebirge sicher vorarbeitet. Er
ist aus einem Stück Stahl geschmiedet und besitzt die im Bohrmittel liegende Spitze
von 90°. Die Abweisfläche a bildet einen Theil eines
Kegelmantels, und zum Schutz der Meisselschneide b sind
zwei Flügel c angebracht. Durch diese Form leistet der
Meissel auf der einen Seite ebenso viel Widerstand, als auf der anderen Seite
beansprucht wird, und kann in Schutzröhren eingeführt bezieh. durchgeschoben werden,
trotzdem er unterhalb derselben ein grösseres Loch bohrt, als der Aussendurchmesser
der Röhren beträgt.
Eine sehr beachtenswerte Systematisirung auf einem Specialgebiete der Tiefbohrtechnik
bringt ein neuer Prospect von Fauck.Fauck und Co., Wien
III. Specialfabrikation von Schürf- und
Tiefbohreinrichtungen, Bohrgarnituren zur Herstellung artesischer
Brunnen in Ungarn, 1895. Es handelt sich hier um das
Bohrgeräth für alle Gebiete in Ungarn, in denen artesisches Wasser in jüngeren
Formationen verschiedener Mächtigkeit mittels Bohrung zu gewinnen ist. Das Bohren
findet durch Drehung des an das Hohlgestänge geschraubten Bohrers mittels
Handbetriebes statt. Der Flügelbohrer (Fig. 2) erweitert bei der
Arbeit das Bohrloch unter der Futterrohrtour und
erleichtert deren Sinken.
Der kräftige Spülstrom (D. p. J. 1890 275 394) führt für gewöhnlich innerhalb des Hohlgestänges
hinab, ausserhalb desselben hinauf, wird aber ausnahmsweise vorübergehend zur
Entfernung besonderen Materials, z.B. groben Sandes, umgekehrt, d.h. ausserhalb des
Hohlgestänges hinunter, innerhalb desselben hinauf geleitet.
Für verschiedene Bohrtiefen, bis 200 m bezieh. 350 m und 500 m, wird das Bohrgeräth
in drei Garnituren vorräthig gehalten. Innerhalb der Garnituren sind verschiedene
Bohrlochsweiten von 62 mm und 90 mm bezieh. 75 mm, 106 mm, 137 mm, sowie 90 mm, 119
mm und 150 mm; dazu Hohlgestänge von entsprechend je 18 mm, bezieh. 37,5 mm und 50
mm lichter Weite vorgesehen. Die Spülung wird bei den beiden letzteren Garnituren
durch eine Locomobile von höchstens 3 betrieben.
Bemerkenswerth ist noch der Bohrschlitzapparat (Fig. 3) zur
nachträglichen Hineinleitung höher gefundener Quellen in den verrohrten Brunnen.
Beim Auf- bezieh. Niederschlagen des Apparates ändert sich die Stellung des Messers
nach Lage a bezieh. b. Vor
dem Höherziehen muss sich das Messer in der Lage b, vor
dem Tiefersenken in der Lage a befinden.
Aus dem Bereich der elektrotechnischen Erfindungen sind vor allem die vollständigen
Systeme elektrischer Schleppmaschinen und Fördermaschinen für Bergwerke
hervorzuheben, wie sie beispielsweise die grossartigen Prospecte der General Electric Co. in New York bringen. Die grossen
Vorzüge der elektrischen Strecken- und Schachtförderung im Vergleich zu den
Förderungen mit anderen Betriebsmitteln, einschliesslich Dampf und Druckluft, sieht
man in Amerika darin, dass die elektrischen Maschinen meist sehr gedrungene – wenn
auch nicht einfache – Construction haben, einfach im Betrieb sind, jeden Augenblick
zur Verfügung stehen und ohne Rauch, Hitze, Geruch und Geräusch billiger und besser
als jede andere Maschine arbeiten. Die früheren Uebelstände der elektrischen
Streckenlocomotiven sind zumeist geschwunden. Die wasserdichte Armirung verhindert
den Kräfteverlust durch Feuchtigkeit der Gänge; das Funkensprühen bedroht nicht mehr
Räume mit schlechten Wettern; der an den First geführte Leitungsdraht bringt selbst
bei unvorsichtigen Berührungen in Folge der schwachen Spannungen (meist 220 Volt)
keine Lebensgefahr. Selbst ausnahmsweise auf 500 Volt gespannter Strom hat noch
keine Bedenken.
Das System der elektrischen Streckenlocomotiven umfasst Apparate zum Schleppen in den
engsten, krummsten und steilsten Strecken in vielen Grössen und Stärken, von 10 bis
110 bis zu den grössten Lastlocomotiven, die auch zur Fortbewegung ganzer
Lastzüge über Tage bestimmt sind. Die Geschwindigkeiten wechseln zwischen 6 und 10
englischen Meilen in der Stunde.
Das System der elektrischen Fördermaschinen besteht naturgemäss aus einer geringeren
Anzahl von Arten und beruht auf dem Typus des „Iron clad
Motor Hoist“ in sechs verschiedenen Grössen für 6 bis 90 ,
300 bis 3000 k Tragkraft, 20 bis 120 cm Trommeldurchmesser, 50 bis 150 m
Fördergeschwindigkeit in der Minute, 800 bis 8000 k Eigengewicht, bei 4000 bis 21000
M. Kosten. Auf einer Eisenplatte findet sich die Fördertrommel mit dem elektrischen
Motor, sowie dem Rheostat, der Bremse, der Frictionskuppelung nebst allen dazu
gehörigen Hebeln vereinigt.
Selbstverständlich können die in Bergwerken für Beleuchtung, Pumpen und sonstige
Zwecke vorhandenen Dynamos und Leitungen auch den Betrieb der Schlepp- und Fördermaschinen
bewirken. In Bezug auf die Rentabilität elektrischer Einrichtungen kommt in Amerika
stets wesentlich in Betracht, dass dort die Kosten für Arbeitslöhne ausnehmend hoch
sind.
Wie zum Schleppen und Fördern von -Bohrmaterial aus Strecken und Schächten, so wird
auch immer mehr versucht, zum Gewinnen des Minerals in Bergwerken vor Ort
elektrische Kraft zum Betriebe von Gesteinsbohrmaschinen zu verwenden. Es sind dies
besonders zwei Typen, die sich letzthin in der Praxis hervorgethan haben: die Depoele'sche elektrische Stoss-Bohrmaschine von Thomson-Houston (D. p. J.
1892 283 173) und die elektrische Drehbohrmaschine von Siemens und Halske (D. p. J. 1894 293 102).
Der erstgenannte Apparat, der bereits 1892 in Europa durch die elektrische
Ausstellung in Frankfurt a. M. 1891 bekannt geworden ist, hat z.B. im
oberungarischen Eisensteinbergbau Zsakarócz seine Probe bestanden.Oesterreichische
Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, Nr. 39 vom 23. September
1894: Die elektrische Stossbohrmaschine, System
Charles van Depoele, im Erzherzoglich Albrecht'schen Eisensteinbergbau
in Zsakarócz. Von Hugo Drolz,
Bergingenieur und Betriebsleiter des Erzherzoglichen Bergamts
Marienhütte. Mit fortschreitender Tiefe des Abbaus wurde dort
nicht nur Maschinenarbeit, sondern auch elektrischer Antrieb wünschenswerth. Von einer Siemens und Halske'schen Maschine nahm man absichtlich
Abstand, weil man befürchtete, dass diese mehr durch Nässe und Nachfall leiden
würde, als die Depoele'sche mit ihren einfacheren
äusseren Formen. Die Anlage (Fig. 4) bestand aus der
Antriebsmaschine, der Dynamo sammt Schaltbrett, der äusseren Stromleitung und der
Bohrmaschine.
Textabbildung Bd. 297, S. 10
Fig. 4.Dynamo zum Bohrbetriebe.
Die zum Betriebe erforderliche Kraft von 4 wurde durch eine Wasserleitung
mit 93 m Gefälle auf 1180 m Länge zugeführt. Der Wassereinlass in die Turbine konnte
nach Bedarf durch den Maschinenwärter mittels Handrades regulirt werden. Von der
Turbine wurde die Kraft von 4 durch einfachen Riemenbetrieb auf die
Dynamomaschine a (Fig.
4) übertragen mit einem Uebersetzungsverhältniss, dass die Ankerwelle etwa
1600 Umdrehungen in der Minute machte. Die Gleichstrom-Verbunddynamo (System Thomson-Houston) mit einer Leistung von 3300 Watt bei
220 Volt hatte die beiden Magnete b und c, ferner den Collector d
mit den festen Bürsten e und f, den rotirenden Bürsten g und h und den Schleifringen i
und k. Der aufgenommene Strom war ein pulsirender
Wechselstrom. Die beweglichen Bürsten machten 450 Umdrehungen in der Minute und
erzeugten nur selten Funken. Die Dynamo war 62 cm hoch, 540 k schwer und auf einem
Fundamentrahmen von 80 cm Länge und 50 cm Breite aufgeschraubt.
Von der Dynamo führten zum Schaltbrett l sechs Drähte,
und zwar je zwei Drähte von den rotirenden und festen Bürsten und zwei Drähte von
der Magnetbewickelung. In die Wechselstromleitung war der doppelpolige Ausschalter
m und der Strommesser n für 30 Ampère, in die Gleichstromleitung der einpolige Ausschalter o und der Spannungsmesser p für 250 Volt eingeschaltet. Die Drähte der Magnetbewickelung führten zum
Rheostat q. Bleisicherungen r waren sowohl an der Dynamomaschine wie am Schaltbrett in die Leitungen
eingelegt; die Gleichstromleitung nahm zwei eingeschaltete Glühlampen von 120 Volt
hinter einander auf. Innerhalb des Maschinenraumes waren die Leitungen an der Decke
isolirt.
Die äussere Leitung s bestand aus drei blanken
Kupferdrähten, von denen zwei von 6 mm Stärke den Wechselstrom, der dritte nur 3 mm
starke den Gleichstrom leitete. Die Leitungen wurden zunächst über Tag auf 8 m hohen
hölzernen Masten bis zum 427 m entfernten Mundloche des Johann Gotsch-Stollen
geführt und erreichten in diesem nach 165 m den 7 m tiefen Verbindungsschacht mit
dem Wilhelms-Stollen. Die Porzellanisolatoren waren in die Firstzimmerung der Gruben
festgeschraubt. Die Gesammtlänge der Leitung war Ende 1893 auf 810 m gestiegen,
entsprechend der Vorrückung des westlichen Feldortes. Ungefähr 20 m vor dem
Arbeitsplatz wurden die blanken Leitungen in biegsames Kabel vereinigt, das sich wie
ein Seil aufschlingen und in erforderlicher Länge über Haken legen liess. Die drei
isolirten Leitungen endigten mittels einer Anschlussdose in der Bohrmaschine t.
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Fig. 5.Elektrische Bohrmaschine.
Die Bohrmaschine t (Fig.
4 und 5) beruht auf der Erregung von
Solenoiden mit pulsirenden Gleich- und Wechselströmen, durch welche einem innerhalb
der Solenoide frei beweglichen Eisenkern eine hin und her gehende Bewegung ertheilt
wird. Die äusseren Spulen a und b (Fig. 5) bestehen aus wenigen Windungen
starken Drahtes, die Mittelspule c aus vielen Windungen
dünnen Drahtes. Die Spulen stossen an einander und sind durch Platten isolirt. Der
Eisenkern d hat 8 cm Durchmesser. Die Führungsstangen
e und f sind von
Bronze, um die inducirende Wirkung auf den Eisenkern zu beschränken. Die Bohrklemme
g nimmt Stahlbohrer mit kreuzweise gestellten
Schneiden von 24 bis 36 mm auf, die aber auch in homogenem Gestein durch gewöhnliche
Meisselbohrer ersetzt werden können. Die Führungsstange f hat ein steiles Gewinde und bewirkt mit der Sperrklinkenvorrichtung h zusammen das Umsetzen der Bohrstange bei jedem Hube
um ⅛ Umdrehung. Die kräftigen Pufferfedern i und k begrenzen den Hub, der 9 cm beträgt. Der Eisenmantel
von 18 cm äusserem Durchmesser, der die Maschine umgibt, ist durch die mittels
zweier Schrauben festgezogenen Verschlusstücke l und
m dicht verschlossen. Die Enden der Spulen
schliessen an drei am Mantel vortretende Messingknöpfe n an, die federnd in einer Hartgummiplatte gelagert sind. Entsprechend der
Stromführung in der
Anschlussdose führen die beiden äusseren Knöpfe zu den äusseren Spulen, der mittlere
zur Mittelspule. Die Anschlussdose wird durch eine Feder im Contact mit den
Messingknöpfen gehalten. Der Vorschub geschieht mittels einer Kurbel am hinteren
Ende mit der Hand. Die ganze Länge von der Kurbel bis zur Bohrklemme beträgt 132 cm,
das Gewicht mit Schlitten zur Befestigung am Bohrgestell 180 k. Die Bohrlochstiefen
betrugen 80 bis 120 cm.
Im Wilhelms-Stollen wurden Spannsäule, Bohrmaschine und sämmtliche Bohrgeräthschaften
auf einem niederen Plateauwagen untergebracht und nur zum Gebrauch vor Ort gefahren
und dort in Zeit von 20 Minuten arbeitsfähig aufgestellt, während man die
Gegenstände während der Betriebspausen aus der Grube entfernte, um sie nicht der
dort herrschenden Feuchtigkeit auszusetzen. Nach kurzer Uebung genügten zwei
Grubenarbeiter vollkommen zum Betriebe der Bohrmaschine und zwei Schlossergehilfen
zur Wartung der Dynamomaschine. Das Feldort stand mit dem Maschinenhause in
telephonischer Verbindung. Durch Beobachtung der Messapparate konnte man den Gang
der Bohrmaschine besser beurtheilen, als dies in der Grube selbst möglich war. Am
günstigsten stellte sich der Gang der Maschine bei etwa 200 Volt und 15 Ampère bei
Kräfteverbrauch von 2 . Der Bohrer machte dann 420 Schläge in der Minute.
Die grösste Leistung der Bohrmaschine in 10 Minuten reiner Bohrzeit war im
Spätheisenstein 90 cm, im lichtgrünen Schiefer bis 120 cm, im dunkelgrünen Schiefer
bis 45 cm. Wenn nun auch die mittleren Leistungen hiergegen, besonders bei
vorkommenden Quarzeinschlüssen, sehr wesentlich zurückstanden, so blieben sie den
Leistungen der Duisburger Druckluftbohrmaschine beim Mansfelder
Kupferschieferbergbau mindestens gleich (D. p. J. 1893
289 2).
Als verbesserungsbedürftig erwies sich die Maschine trotz aller Brauchbarkeit. Die
Spulen erhitzten sich, besonders bei Widerständen im Gestein, wenn auch nicht
übermässig, so doch bis etwa 60° C. Vor allem aber brannten Spulenbewickelungen
durch, und es bildeten sich Voltabogen zwischen den Drähten der Bewickelung oder
zwischen zwei benachbarten Spulen. Auch durch Berührung der Spulen mit dem Mantel
der Maschine oder dem Eisenkerne entstanden Funken, so dass der Gebrauch der
Maschine in Schlagwettergruben ausgeschlossen war. Inzwischen ist es Thomson-Houston durch sorgfältige Isolirung der Spulen
und feste Lagerung im Mantel gelungen, diesem Uebelstande abzuhelfen. Es haben jetzt
schon dieselben Spulen über 4000 Bohrlöcher gebohrt.
Die Versuche haben betreffs der Kosten- und Zeitersparung ihren Abschluss noch nicht
erreicht. Grundbedingung für Zweckmässigkeit der Anlage scheint genügende
Wasserkraft zu sein.
Eine andere Bohrmaschine der Thomson-Houston Co., System
Marvin (D. p. J. 1892
286 78), die sich von der Depoele'schen dadurch unterscheidet, dass nur zwei Spulen mit
ausschliesslich pulsirendem Wechselstrom wirken, soll im Erzherzoglich
Albrecht'schen Eisenbergwerk Bindt bei Marksdorf zum Versuch kommen.
Ueber die Wirksamkeit der Drehbohrmaschine von Siemens und
Halske (D. p. J. 1894 293 102) liegen Nachrichten vom Haselgebirge zu Ischl und vom
Kalisalzlager zu Stassfurt vor.Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen, 1894 Nr. 47: Drehbohrmaschine
von Siemens und Halske. Von Wolfgang
Wendelin, Ingenieur. Der Motorkasten (b,
Fig. 3, D. p. J. 1894 293 102) ist
in Fig. 6 im Durchschnitt dargestellt. Der kräftige,
mit Stahlblech beschlagene Holzkasten, dessen Boden zur leichteren Bewegung im
Gerölle abgeschrägte Flächen hat, wiegt bei 690 mm Länge, 380 mm Breite und 295 mm
Höhe 105 k; er wird durch einen eisernen Deckel verschlossen und ist zu beiden
Seiten mit Tragstangen aus Gasrohren versehen. Der Elektromotor a, 54 k schwer, mit gemischter Wickelung und
Kohlenbürsten, leistet bei 750 Touren 1 effective und macht im Leerlauf
1000 Touren; er kann für 330 Volt gebaut werden. Im rückwärtigen Theil des
Motorkastens befinden sich der Rheostat b mit
Neusilberspirale, das Kurbelbrett c mit den
Contactknöpfen und der Schleifbürste d, sowie die
beiden Bleisicherungen e und f. Der Anlasshebel g mit dem Zapfen h handhabt den Rheostat, und auf der Rückwand des
Motorkastens bezeichnen die Aufschriften „Steht“
und „Läuft“ die Endstellungen des Hebels. Das 50
m lange Doppelkabel für die Stromleitung ist in der Anschlussdose i angeschlossen. Vorn im Motorkasten befindet sich ein
kleines Vorgelege aus stählernen Zahnrädern k und l. Die büchsenförmige Nabe des Rades l nimmt die biegsame Welle m auf. Das Rädchen k ist nicht fest auf der
Motorwelle aufgekeilt, sondern wird durch die Schraubenfeder n und die Mutter o zwischen den beiden auf
der Motorwelle aufgekeilten Reibungsschalen p und q für beliebige Belastung des Motors eingepresst. Bei
Belastungen unter 1 tritt keine Gleitung in der Reibungskuppelung ein, weil
das Moment der Reibung grösser ist als das Umfangsmoment des Motors. Erst wenn der
Motor überlastet wird, ist das Reibungsmoment kleiner, und es tritt eine
Relativbewegung der Kuppelungsschalen, ein Gleiten ein. Die Reibungsarbeit in Folge
des Gleitens in der Kuppelung ist dann gleich der Differenz aus der Normalarbeit des
Motors von 1 und der in einem solchen Falle an das getriebene Rad l abgegebenen Arbeit. Hält man dieses Rad fest, so wird
an dasselbe eben keine Arbeit abgegeben, und die Gleitungsarbeit in der Kuppelung
beträgt 1 . Bei normaler Belastung der Maschine mit etwa 900 Watt ergab sich
bei Stassfurt ein Wirkungsgrad von 0,6, wobei sämmtliche Verluste im Motor, in dem
Zahnradvorgelege des Motorkastens, in der biegsamen Welle und in der Bohrmaschine
selbst einbegriffen sind. Biegungen in der Mitte der Welle haben höchstens 50 Watt
Verlust zur Folge, doch kann dieser bei Biegungen an den Enden, wegen der daraus
sich ergebenden starken Lagerpressungen, bis zu 200 Watt steigen.
Textabbildung Bd. 297, S. 11
Fig. 6.Drehbohrmaschine von Siemens und Halske.
In Stassfurt bohrte die Maschine das Meter Bohrloch in 3 Minuten bei einem
Stromverbrauch von 4 Ampère und 200 Volt. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die
Maschine mit Vortheil für jedes milde Gebirge verwendbar ist, indem die elektrische
Bohrung in ihrer Leistung die der Handbohrung um 60 bis 80 Proc. übertrifft. In
Stassfurt wurde stellenweise die Bohrung mittels derselben Primärdynamomaschine
betrieben, welche zu anderen Tagesstunden die Kraft für die elektrische Grubenbahn
lieferte. Eine zweckmässige Kraftübertragungsanlage für mehrere Bergwerksarbeiten
wurde 1893 beim Thommen-Schacht des Kohlenbergwerks bei Fünfkirchen in Betrieb
gesetzt.Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen, 1894 Nr. 39: Die elektrische
Kraftübertragung am Thommen-Schacht bei Fünfkirchen: Von Joh. Otto Werner in Fünfkirchen.
Eine Primärdynamo von 18 lieferte dort elektrische Energie abwechselnd für
die Wasserhaltung, die Förderung und die Kohlenseparation, neben der entsprechenden
Beleuchtung der Arbeitsstellen. Die Vortheile der elektrischen Anlage im Vergleich
zu etwaigem Dampfbetrieb werden wie folgt angegeben:
1) Verringerung der Anlagekosten (eine Dampfanlage war mit 11177 fl. veranschlagt;
die Kosten der elektrischen Anlagen betrugen 8500 fl.);
2) Verminderung langer Dampfwege;
3) Entbehrlichkeit schwerfälliger Gestängemassen;
4) leichte, billige Erhaltung der Pumpen;
5) bessere Conservirung der Schachtzimmerung;
6) ungestörte Wetterführung;
7) sicherer und billiger Betrieb und Erhaltung eines solchen;
8) Verwendung einer alten vorhandenen Fördermaschine.
Das Abthun der Bohrlöcher in Schlagwettergruben durch Sprengverfahren ist immer noch
gefährlich, trotz aller Versuche, die Gefahr zu mindern. Der neue Sprengstoff
„Westfalit“, der sich nach dem Glück auf vom 24. November 1894 kürzlich auf der
Moss-Kohlenzeche bei Wigan in England als wirksamer, billiger Sicherheitssprengstoff
bewährt haben soll, wird demnächst in Mährisch-Ostrau und in Segengottes vor dem
österreichischen Schlagwetter-Specialcomité seine Probe zu bestehen haben.
Textabbildung Bd. 297, S. 12
Fig. 7.Blechkeile der Hardy Patent Pick Co.
In Westfalen haben Wasserpatronen auf den Zechen Ver. Germania und Graf Schwerin bei
Schiessversuchen keine Flammenerscheinungen gezeigt, während dieselben auf Zeche
Westhausen so gross wie immer waren. Bei ferneren Versuchen wird man darauf zu
achten haben, dass der Wasserbesatz hinreichende Stärke – nach Abel das Vierfache des Sprengstoffvolumens –
beträgt.
Der Norres'sche Sicherheitszünder hat auf der Zeche
Sulzbach bei 320 Schüssen durch Zerreissen des langen Zundarantes bezieh. durch
dessen Herausreissen aus der Hülse 7,5 Proc. Versager ergeben.
Das Bestreben, die Schiessarbeit ganz zu vermeiden, hat zur Construction der
Brechkeile der Hardy Patent Pick Co. Ltd. in Sheffield
geführt (Fig. 7). Das Bohrloch a muss mindestens 55 mm Durchmesser haben. In dasselbe
werden zunächst die Keile b mit den Wülsten c und in diese die Plattkeile d und der Plattkeil e gesetzt. Alle fünf
Theile sind aus bestem Werkzeugstahl und haben eine Länge von 90 mm und 110 mm beim
grössten Durchmesser der äusseren Keile von 52 mm. Die Erfolge sind auf der Grube
Maybach, wo die Schiessarbeit seither ganz verboten war, je nach Beschaffenheit des
Kohlenflötzes sehr verschieden ausgefallen, so dass die Keile bisher nur als
Nothbehelf angesehen werden können.
(Schluss folgt.)