Titel: | Ueber Dampfkessel. |
Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, S. 49 |
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Ueber Dampfkessel.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 296 S.
298.)
Mit Abbildungen.
Ueber Dampfkessel.
Formen der Dampfkessel.
Ueber die Verbreitung der Kesselsysteme und die allmähliche Verschiebung der Anzahl
der verschiedenen Formen theilt die Papierzeitung auf
Grund amtlicher Feststellungen Nachstehendes mit:
„Zu Anfang 1879 wurden in Preussen 32411, zu Anfang 1893 dagegen 53024
feststehende Dampfkessel gezählt; das ergibt eine Vermehrung um 63,6
Hunderttheile. Wie sich diese Kessel an beiden Zeitpunkten ihrer Form nach
verhielten, lässt folgende Uebersicht erkennen:
Kesselformen
Zahl der Dampfkessel
überhaupt
vonje 100 Kesseln
1879
1893
1879
1893
Einfache WalzenkesselWalzenkessel mit
SiederohrenEngröhrige SiederohrkesselFlammrohrkessel: mit
1 Flammrohre „ 2 FlammrohrenFlammrohrkessel mit
QuersiedernHeizröhrenkessel ohne FeuerbüchseFeuerbüchsenkessel mit
vorgehen- den und rückkehrenden
Heiz- röhrenFeuerbüchsenkessel mit
Siede- rohrenKessel anderer als der
genannten Arten
3916 8279 640 6149 7916 341 1478 1505 885 1302
2898 7676 1842 870815024 3025 2877 4502 2361 4111
12,0825,54 1,9718,9824,43 1,05 4,56 4,64 2,73 4,02
5,4714,48 3,4716,4228,34 5,70 5,43 8,49 4,45 7,75
Zusammen
32411
53024
–
–
Es ergibt sich hieraus, dass die Zahl der Kessel einfachster Bauart, nämlich der
einfachen Walzenkessel und der Walzenkessel mit Siederohren, in Preussen
zurückgegangen ist, während die Kessel aller übrigen Formen, und zwar zum Theil
sehr beträchtlich, zunahmen. So vermehrten sich seit 1879 die Flammrohrkessel
mit zwei Flammrohren und die Heizröhrenkessel ohne Feuerbüchse auf das Doppelte,
die engröhrigen Siederohrkessel, die Feuerbüchsenkessel mit vorgehenden und
rückkehrenden Heizröhren und die Feuerbüchsenkessel mit Siederohren auf das
Dreifache, die Flammrohrkessel mit Quersiedern sogar auf das Neunfache.
Im J. 1879 machten die Walzenkessel mit Siederohren noch den grössten Antheilsatz
aller preussischen Kessel, nämlich über ein Viertel derselben, aus; dieser
Vorrang ist 1893 auf die Flammrohrkessel mit zwei Flammrohren übergegangen,
welche, 1879 schon über 24 Hunderttheile, heute über 28 vom Hundert aller
preussischen Kessel betragen.
Die Flammrohrkessel mit Quersiedern waren 1879 mit der kleinsten Zahl – 1,05
vom Hundert aller Kessel – vertreten; zu Anfang 1893 stieg ihr Antheil auf 5,70
vom Hundert und übertraf nicht nur denjenigen der einfachen Walzenkessel,
sondern auch denjenigen der engröhrigen Siederohrkessel wie der Heizröhrenkessel
ohne Feuerbüchse und der Feuerbüchsenkessel mit Siederohren. Auch die Kessel
anderer Bauart als der genannten Arten sind während des in Rede stehenden
14jährigen Zeitraumes auf das Dreifache gestiegen; unter ihnen befinden sich
namentlich solche zusammengesetzter Bauart, wie sie durch die Systeme von Steinmüller, Büttner, Willmann, Dürr, Bobcock und
Willcox u.s.w. vertreten werden.“
Ein Beweis für die Vorzüge des einen oder anderen Systemes kann hieraus nicht
entnommen werden, wie wir schon mehrfach betont haben und wie sich auch aus dem
Vortrage Vinçotte's (1895 296 132) ergibt.
Textabbildung Bd. 297, S. 49
Kessel von Scholefield.
Eine Kesselconstruction, die einen beachtenswerthen Grundgedanken enthält, ist E. Scholefield in Leeds durch das englische Patent Nr.
23084 vom 3. October 1894 geschützt. Fig. 1 zeigt die
Anwendung des Systems auf einen Cornish-Kessel, Fig. 2 und 3 auf einen
Locomotivkessel. Mehrere Platten F sind in V-Form
gebogen und der Länge nach von der Innenseite aus mit Flansche F1 an das Flammrohr A genietet, so dass ein sich durch das Flammrohr
erstreckender Wasserraum F2 gebildet ist. Oeffnungen F5 (Fig. 2) durchbrechen das
Rohr B und gestatten einen lebhaften Wasserumlauf. –
Dieselbe Construction zeigt der Locomotivkessel, doch ist bei diesem noch zu
bemerken, dass die Feuerbüchse, sowohl um die Widerstandsfähigkeit zu vergrössern
als auch um mehr Heizfläche zu gewinnen, aus U-förmig gebogenen Platten GG1hergestellt ist. Diese
Construction ist nicht kostspielig in der Herstellung und kann wirksam versteift
werden.
Textabbildung Bd. 297, S. 50
Fig. 4.Flammrohrkessel von Seiffert.
Die Vorrichtung für Flammrohrkessel zur Erzielung eines Wasserumlaufes um das
Flammrohr von H. W. Seiffert in Halle a. d. S. (D. R.
P. Nr. 79849 vom 26. August 1894) beruht auf folgendem Gedanken: Flammrohrkessel
haben oft den Nachtheil, dass die Gase im Flammrohr nur ungenügend ausgenutzt
werden, weil sie nicht ordentlich durcheinander wirbeln und unwirksam durch das
Flammrohr ziehen. Wenngleich man durch Einbringen von Galloway-Röhren diesen
Uebelstand zubeseitigen suchte, so bleibt die Ausnutzung der Heizgase doch auch hier
noch unvollkommen, weil die Heizflächen, welche durch die Galloway-Röhren geboten
werden, zu gering sind. Ein weiterer Nachtheil der Flammrohrkessel liegt in der
verhältnissmässig geringen Heizfläche. Diese Unvollkommenheiten beseitigt der
Erfinder, indem er die Flammröhren mit einer Anzahl senkrechter Siederöhren
versieht. Wie aus Fig. 4 ersichtlich ist, tragen die
oberen, nach dem Dampfraume zu gelegenen Theile der Flammröhren hinter einander
liegende sogen. Feuerbuchskappen, die in ihren oberen geraden Flächen von Field'schen Siederöhren durchsetzt sind, welche so weit
in den Feuerraum der Flammrohre hinunterreichen, dass letztere noch befahren werden
können.
Textabbildung Bd. 297, S. 50
Fig. 5.Kessel von Dubiau.
Da die Zuführung des zu verdampfenden Wassers oberhalb der Flammrohre, also nahe am
Wasserspiegel, wo bekanntlich das Wasser am reinsten ist, erfolgt, so ist das
Ansetzen von Kesselstein nicht zu befürchten. Etwaige durch recht schlechtes Wasser
dennoch herbeigeführte Kesselsteinbildungen können beseitigt werden, indem man
die lose eingesetzten Einhängeröhren herausnimmt. Ebenso macht das Einsetzen eines
neuen Siederohres gar keine Schwierigkeiten und kann von jedem Heizer besorgt
werden. – Die Anbringung von derartigen Feuerbuchskappen ist an jedem vorhandenen
eingemauerten Flammrohrkessel ohne wesentliche Entfernung des Mauerwerkes möglich,
wodurch der Kessel in seiner Leistungsfähigkeit erheblich erhöht werden kann, was
bei beschränkten Baumverhältnissen sehr wesentlich ist.
Textabbildung Bd. 297, S. 50
Fig. 6.Kessel von Dubiau.
Eine Vorrichtung zur Beförderung des Wasserumlaufes hat nach Revue industrielle, Nr. 35 vom 1. September 1894, Dubiau angegeben. Die Erfindung ist auch durch D. R. P. Nr. 74865 vom 22.
Juli 1893 geschützt und in der Patentschrift in verschiedenen Anordnungen erläutert.
Wie Fig. 5 zeigt, befindet sich oberhalb der inneren
Feuerung ein Blechschirm, welcher im passenden Abstand bis an das untere Ende des
Feuerrohres geführt wird. Die innerhalb des Schirmes entwickelten Dämpfe steigen
durch schräg abgeschnittene Röhren nach oben und entwickeln einen lebhaften Umlauf
des Kesselwassers. Fig. 6 stellt diese Vorrichtung in
Anwendung auf einen Bouilleurkessel dar. Der Apparat liegt in der Nähe der Feuerung.
Für den Rücklauf des Wassers ist eine weite Leitung angebracht, welche bis nahe auf
den Boden des Unterkessels reicht. Wo es im Interesse liegt, kann durch den Apparat
auch im Unterkessel ein gewisser Dampfraum erzielt werden, und zwar durch
Verschiebung der Röhren, durch welche der Dampf aufsteigt. Dieser Raum sichert dem
Unterkessel einen gewissen Grad von Unabhängigkeit von dem Oberkessel, da etwaige
Stösse in letzterem gemildert werden und sich auf den Unterkessel nicht
fortpflanzen. Wie der Querschnitt erkennen lässt, schützt die Einmauerung vor etwa
schädlich werdender directer Einwirkung der Feuergase.
Der Kessel von H. W. Seiffert in Halle a. d. S. soll
grosse Heizfläche und hohen Dampfdruck gestatten und nur geringen Raum
beanspruchen.
Der vorn befindliche Querkessel (Fig. 7) mit den
angebauten cylindrischen Wasserkammern für die Röhrenbündel ist in seiner ganzen
Breite auf der Feuerseite mit einer Lage Chamottesteine umkleidet, so dass die auf
dem Roste entwickelten Brenngase unter nachträglicher Zuführung der Verbrennungsluft sich
vollends an den heissen Chamottewänden in der vorderen Feuerkammer entzünden können
und zur rauchfreien Verbrennung gelangt sind, wenn sie die grosse Röhrenfläche
bestreichen.
Textabbildung Bd. 297, S. 51
Fig. 7.Kessel von Seiffert.
In Folge der hinteren langgestreckten Wasserkammern, welche so lang gehalten sind,
dass die Röhren durch ein im Boden derselben angebrachtes gewöhnliches Mannloch ein-
und ausgebracht werden können, fallen die vielen Rohrverschlüsse fort. Auch ist von
diesen hinteren Wasserkammern aus ein Reinigen des Kesselinnern möglich, da sich
fast alle Schlammtheile und Kesselsteinbildner hier absetzen, weil das Speisewasser
an diesen Stellen eingeführt wird. An der tiefsten Stelle dieser hinteren
Wasserkammern sind die Ablasstutzen angebracht, damit die Schlammtheile von Zeit zu
Zeit abgeblasen werden können.
Diese Anordnung der Röhrenbündel mit den dahinterliegenden cylindrischen
Wasserkammern bedingt die Verlängerung des Weges für die Brenngase und im Verein mit
der vollkommeneren Verbrennung eine gute Ausnützung der Heizgase.
Bei Wasserrohrkesseln von Göhrig und Leuchs in Darmstadt
(D. R. P. Nr. 78522 vom 9. Februar 1894) sind zwei einem Schrägrost vorgelagerte
Kessel C und B (Fig. 8) einerseits am Scheitel und andererseits an der
Sohle durch Stutzen B und E verbunden. Der eine Querkessel B steht
durch ein bis zur Sohle reichendes Rohr b mit dem
Wasserraume, der andere C durch ein am Scheitel
einmündendes Rohr a mit dem Dampfraume des Oberkessels
in Verbindung, zum Zwecke, einen Kreislauf des Kesselwassers sowohl durch beide
Querkessel, als auch durch letztere und den Oberkessel zu erreichen, um dadurch die
Kesselsteinbildung in den Querkesseln und ein Ansammeln der Dampfblasen am Scheitel
der Querkessel zu verhindern.
Textabbildung Bd. 297, S. 51
Fig. 8.Wasserrohrkessel von Göhrig u. Leuchs.
Textabbildung Bd. 297, S. 51
Schuchowa-Kessel von Bary.
Der Schuchowa-Kessel, der stark an Petersen's Kessel
erinnert (1894 291 * 171), wird nach Uhland's praktischem Maschinenconstructeur von A. Bary in Moskau und A.
Repphahn in Warschau ausgeführt und soll sich in Russland einer grossen
Verbreitung erfreuen. Er besteht, wie Fig. 9 und 10 erläutern, aus sechs
Gruppen von je 19 Röhren A von 76 mm Durchmesser, die
an den Enden in je einem kurzen cylindrischen Rohrkopf B zusammengefasst sind. Die Kopfstücke hängen je mit den drei oberen
Kesseln C zusammen, deren jeder wieder mit dem
gemeinschaftlichen Dampfsammler D verbunden ist. Die
Bewegung der Heizgase vollzieht sich in der Richtung der Pfeile. Die Ausführung
zeigt wohldurchdachte Constructionen, so ist z.B. die Verbindung der Röhrenköpfe
durch elastische Flanschen bewirkt; die äussere Seite der Rohrköpfe besteht aus
einem leicht zu handhabenden Mannlochdeckel, so dass auch die Röhren leicht
zugänglich sind. Als Schlammsammler dient das gemeinschaftliche Rohr E, das vor directer Berührung mit den Heizgasen
geschützt ist. Diese Kessel werden für Spannungen bis zu 15 at Ueberdruck
angefertigt. Die Oberkessel erhalten 647 mm Durchmesser und 4,40 m bis 6,84 m Länge.
Ihre Anzahl schwankt zwischen 1 und 3. Die Anzahl der Rohrbatterien zu je 19 Rohren
schwankt zwischen 1 und 9, alle haben 76 mm Durchmesser und Längen von 3,04 bis 5,47
m. Der Raumbedarf für einen einzelnen Kessel liegt zwischen 4,41 m Länge, 1,723 m Breite,
2,736 m Höhe und 7,296 m Länge, 3,09 m Breite, 4,332 m Höhe. Die Heizfläche schwankt
zwischen 18,5 und 257 qm. Der erzeugte Dampf ist vollkommen trocken und es werden in
der Stunde 12 bis 16 k/qm Dampf erzeugt.
Textabbildung Bd. 297, S. 52
Kessel von Seymour.
Unter D. R. P. Nr. 75996 hat sich O. D. Orvis in Chicago
einen Kessel patentiren lassen, der mit einer Vorfeuerung versehen ist, die von
einem mit Wasser gefüllten Mantel umgeben wird. Die Koststäbe bestehen aus von
Wasser durchflossenen Rohren. Die Heizgase werden vom Roste aus nach unten geführt,
umspülen dann die untere Fläche eines cylindrischen Kessels, um durch ein System von
innen liegenden Feuerrohren zu entweichen. Der Kessel lässt an Schwierigkeiten in
Form und in Betrieb wohl nichts zu wünschen übrig. Wir begnügen uns deshalb damit,
auf diesen Kessel hingewiesen zu haben, als auf ein Muster dafür, wie man's nicht
machen soll.
Textabbildung Bd. 297, S. 52
Fig. 13.Dampfkessel von Butman.
Auf eine Kesselconstruction, die unter allen Umständen die Einwirkung der directen
Flamme vermeiden soll, ist L. J. Seymour in Erith Kent.
das englische Patent Nr. 5804 vom 20. März 1894 ertheilt worden. Nach Fig. 11 und 12 durchstreichen die
Heizgase zunächst die Kanäle b, gehen dann durch das
Rohrsystem a nach vorn und an der Aussenwand des
Kessels in der Richtung der Pfeile zurück zum Schornstein. Ist eine zu grosse
Erhitzung des oberen Kesseltheiles zu befürchten, so wird daselbst noch eine aus
einem Rohrsystem hergestellte Decke (Fig. 12) angebracht,
deren Dampf sich in dem oberen Rohr sammelt.
Dampfkessel von Thomas B. Butman in Chicago (U. S. A. P.
Nr. 512536), Fig. 13. Bei diesem Kessel ist die
Feuerung in den vorderen Theil des Kessels eingebaut, der hintere Theil dient als
Rauchkammer. Die Heizgase durchstreichen die aus Chamottesteinen gebildeten Kanäle
a1, die Siederohre
c steigen in der Kammer d
nach oben, um dann durch das Rohrsystem c1 in den Schornstein zu gelangen. Die Feuerkiste
wird durch ein Chamottegewölbe b und darübergelegte
Blechplatten abgeschlossen. Mittels des Strahlgebläses i wird Dampf in den Brennraum geblasen, um die Verbrennung zu
vervollkommnen. Die Einsteigöffnung h ist luftdicht
verschliessbar.
Dampferzeuger, aus einem Vorkessel und einem Röhrenkessel bestehend, von Wilhelm Schmidt in Wilhelmshütte bei Cassel (D. R. P.
Nr. 73396 vom 21. December 1892), Fig. 14. Die hier
als liegend gewählte Anordnung ist so getroffen, dass ein Theil des Dampfes in dem
Vorkessel a, der andere Theil in der Weise entwickelt
wird, dass der zuerst erzeugte Dampf in den aus Schraubenröhren c gebildeten Kessel strömt und hierbei Wasser aus einem
besonders gespeisten Behälter t zwischen beiden Kesseln
mitreisst, welches dann in dem Röhrenkessel zur Verdampfung gelangt.
Diese Kesselconstruction soll zugleich möglichst die Bildung des Kesselsteines
verhindern.
Textabbildung Bd. 297, S. 52
Fig. 14.Dampferzeuger von Schmidt.
Eine Endkammer für Wasserröhrenkessel mit Dampfsammler für jede Rohrreihe wendet M. Gehre in Rath bei Düsseldorf (D. R. P. Nr. 73280),
Fig. 15, an. In dem mittleren vor den
Wasserröhren liegenden Theil der Wasserkammer sind durch Quer- und Seitenwände a bezieh. b so viele
Abtheilungen gebildet, wie Rohrreihen vorhanden sind. Die hierdurch gebildeten
einzelnen Dampfsammler sind unter einander und mit dem Dampfraum des Oberkessels
durch Röhren c bezieh. m
verbunden.
Einen Wasserröhrendampfkessel für Schiffe haben Anderson und
Lyall in Glasgow vorgeschlagen. Nach Engineering besteht derselbe aus dem cylindrischen Grosswasserraumkessel
d (Fig. 16 und 17), in welchen zwei
Rohrsysteme eingebaut sind, die von den Böden des Cylinderkessels d bis zu der Vorderwandung der beiden Rauchkisten
reichen. Beide Rauchkisten werden durch die hohle Wand c1 getrennt, welche oben offen ist und
gleich den Wänden c und b
mit dem Kessel communicirt. Die Hohlwände cb bilden die
Wasserkammern zweier Röhrenkessel a, welche unterhalb
des Kessels d so angebracht sind, dass sie letzteren
durch eine Reihe in gewissen Abständen von einander stehender Passrohre tragen. Die
Seitenwandungen der Röhrenkessel a werden durch hohle
Kästen f gebildet, welche so an den Oberkessel d und die Wände bc
angeschlossen sind, dass die auf diese Weise gebildeten Feuerbüchsen gut nach
aussen abgedichtet sind. Die Heizgase werden auf Planrosten entwickelt, umspülen die
Röhrensysteme a, die Innenwandungen der Kästen bcf und treten nach Passiren der Verbindungsröhren
zwischen c und d in die
Rauchkammern. Aus diesen entweichen die Heizgase nach Passiren der Röhrensysteme d in einen gemeinsamen Fuchs. Die Rauchkammern im
Kessel d sind unten durch Blechböden so abgeschlossen,
dass die Verschlüsse der Wasserkammern c auch während
des Betriebes controlirt werden können. Das in den Doppelwandungen f stehende Wasser dient als Speisewasser für den
Kessel. Dort, wo die Füchse e in den Schornstein
münden, ist eine Trennungswand in diesen eingebaut, um das Stossen der Gase zu
verhindern.
Textabbildung Bd. 297, S. 53
Fig. 15.Wasserröhrenkessel von Gehre.
Engineering nimmt Veranlassung zu bemerken, dass der
Kessel seine Brauchbarkeit noch nicht in einer längeren Praxis bewährt habe.
Textabbildung Bd. 297, S. 53
Wasserröhrenkessel von Anderson und Lyall.
Einen Schiffskessel mit vorgelegter Feuerung, die mit oder ohne Unterwind betrieben
werden kann, hat nach Revue industrielle vom 28.
October 1893 die Société des forges et chantiers de la
Méditerranée eingeführt. Der Construction liegt die Absicht zu Grunde, hohe
Kesselspannung zu verwenden, aber den bekannten Schwierigkeiten der Kessel mit
zurückkehrender Heizgasrichtung auszuweichen. Es sind deshalb paarweise angeordnete
Vorfeuerungen gewählt, wie Fig. 18 und 19 zeigen. Der Herd hat
Gewölbe A aus feuerfestem Material, die auf dem
gusseisernen kastenförmigen Rostgerüst B ruhen. Das
Gerüst ist durch Thüren b als Windkasten für die
Aufnahme des Unterwindes geeignet gemacht, und gleichzeitig im Stande, Kühlwasser
zum Schutz der Roststäbe aufzunehmen. Die drei Flammrohre D sind von Wellblech, der obere Theil des Kessels E besteht aus Feuerrohren, die in vier Gruppen vertheilt sind. Feuerrohre
und Flammrohre sind sorgfältig in den Kopfplatten e und
d befestigt. Eine gekümpelte Platte d1 leitet die Feuergase
von D nach E, von wo aus
sie in den Schornstein k gelangen. Die Construction
bietet folgende Vortheile: Der cylindrische Theil ist sehr vereinfacht, der obere
Theil des Flammrohres ist frei von Nieten, der Vorherd schützt vor der Stichflamme,
das Wasser wird gleichmässig erhitzt, die Röhren in E
sind leicht zu ersetzen. Bei vorliegender Anordnung wird nur selten der Durchmesser
3 m überschreiten bei einer Länge von 1,8 m; somit kann der Kessel im Ganzen in den
Kesselraum gebracht und ohne weiteres eingebaut werden. Die Einzelheiten gehen aus
den Abbildungen hervor.
Textabbildung Bd. 297, S. 53
Schiffskessel der Société des forges et chantiers de la Méditerranée.
In einer Sitzung der österreichischen Maschineningenieure berichtete Erwin Herz über Versuche mit dem von ihm erfundenen
Verdampfapparat (Fig.
20 bis 24),
der eine 9- bis 9,5fache Verdampfung bei Verwendung von schlesischer Steinkohle
ergeben haben soll; man fand, dass nach Passiren des ersten Zuges von 0,9 m Länge
die auf dem Roste 1200° heissen Rauchgase 700° an die 1,4 qm grosse Kesselfläche
abgegeben hatten.
Bei dem neuen Dampferzeuger wird nicht die Flamme direct, sondern destillirtes Wasser
verwendet, welches in den stehenden, luftleer gemachten und luftdicht verschlossenen
Rohren ee1 sich
befindet. Dieses Wasser, von dem jedes Rohr nur ein geringes Quantum enthält, wird
bei der geringsten Erwärmung durch die Feuergase im luftleeren Raume zur Verdampfung
gebracht und bildet so das Mittel zur Erzeugung von Dampf in den Kesseln cc1.
Es unterscheidet sich in Folge dessen der neue Dampferzeuger von den bekannten
gebräuchlichen Kesseln dadurch, dass direct vom Feuer berührte Heizflächen nicht
vorhanden sind; auch ist das Festbrennen von Kesselstein ausgeschlossen, da alle
Heizflächen senkrecht sind und die rasche Wärmeübertragung eine lebhafte Bewegung des
Kesselwassers nach sich zieht, während die niedere Temperatur der Heizflächen ein
Pestbrennen der ausgeschiedenen kohlen- und schwefelsauren Salze von vornherein
ausschliesst. Die Form des ganzen Kessels ist sehr gedrängt. Er besteht aus zwei,
auf einem gemeinsamen gemauerten Unterbaue, in einem Abstande von einander
aufgestellten cylindrischen Dampfkesseln cc1. Diese sind im Wasserraume unter anderem durch den
weiten Kreuzstutzen d, im Dampfraume durch den
┴-Stutzen b verbunden. Letzterer trägt den Dampfdom a, über dessen abgeschrägtem Boden ein Wasserfang a1 vorgesehen ist.
Jeder Kessel enthält 19 Stück luftleer gemachte und luftdicht verschlossene
Transmissionsrohre ee1, welche in der aus Fig. 20 ersichtlichen
Art in die Feuerzüge hinabreichen. In jedem dieser Rohre ist eine geringe Menge
destillirten Wassers eingeschlossen. Das eine der Transmissionsrohre ist nach Fig. 21 am oberen Ende
mit einem Manometer und am unteren mit einem Wasserstandszeiger mit Manometer
versehen, damit der Verdampfungsvorgang im Rohre jederzeit genau beobachtet werden
kann. Ein zweites Rohr e trägt am oberen Ende ein
Schauglas. Ein drittes Manometer sitzt am Dampfdome a.
Textabbildung Bd. 297, S. 54
Dampfkessel von Herz.
Die Feuerung des Kessels ist als Füllfeuerung für Dauerbrand eingerichtet und mit
einem gemauerten Füllschacht h, sowie unterem
gusseisernen, konischen Auslauf versehen. Ein Treppenrost g und der kurze Planrost g1 bilden den vorderen Abschluss des
Verbrennungsherdes. Die Stäbe des Treppenrostes ruhen unten auf einem kastenartigen
Rahmen. Das Feuerloch ist durch eine Thür mit Bügel und Ueberfall luftdicht
abschliessbar. Der Rost g1 kann nach Einlegen von Roststäben herausgezogen und so die Schlacke aus
der Feuerung, ohne diese ausgehen zu lassen, entfernt werden. Ist die Feuerlochthür
verschlossen, so strömt die zur Verbrennung nöthige Luft durch eine Oeffnung i in den Aschenfall ein; i
bildet den Abschluss
des Kanales i1 im
Mauerwerk. Da der Kanal i1 fast im ganzen Mauerwerk entlang geführt ist, so erhitzt sich die
frische Luft schon bis zu einem gewissen Grade, ehe sie in den Aschenfall eintritt.
Der Kanal k mündet in den Zugregulator f. Die auf dem Roste gg1 erzeugten Heizgase durchziehen die durch quer
gelegte Chamotteplatten versetzten Rauchzüge auf schlangenförmigem Wege und
entweichen in einen Fuchs. Wie man aus Fig. 20 ersieht, ist der
Weg der Gase im Verhältniss zu der zur Verfügung stehenden Heizfläche sehr lang; es
muss demnach auch die Ausnutzung der Heizgase vollkommen sein. Um den
Verbrennungsprocess überwachen zu können, sind in der Feuerung und im ersten Zuge
vier Schaukasten l eingebaut. Ebenso können in die
fallenden Züge Pyrometer (in Fig. 20 punktirt angedeutet) eingesetzt werden. Die Anordnung der
Reinigungsthüren in den Feuerzügen ist aus Fig. 20 zu ersehen.
Dieselben sind dort der Deutlichkeit halber punktirt und diagonal gekreuzt. (Nach
Uhland.)
Textabbildung Bd. 297, S. 55
Schiffskessel von van Rietschoten und Houwens.
Der Schiffskessel, System Dürr, von van Rietschoten und Houwens in Rotterdam (Fig. 25 bis 27) ist nach dem Princip
der bekannten Sicherheitsröhrenkessel der Firma Ratinger
Röhrenkesselfabrik vorm. Dürr und Co. in Ratingen construirt und gleich
diesen mit getrennten Wegen für Dampf und Wasser im Röhrensystem versehen. Die
Oberkessel c sind mit der Wasserkammer b derart verbunden, dass die Wand, welche die Kammer in
eine vordere und eine hintere Hälfte zerlegt, bis über die Niederwasserlinie in
beiden Dampfsammlern c emporgeführt ist. Mit der
vorderen Wasserkammer b stehen die Rohre a1 (Fig. 27), mit der
hinteren b2 diejenigen
a in Verbindung. Die Rohre a1 stecken in den hinten geschlossenen
Rohren a. Letztere werden von den Flammen umspült und
von dem aus der Kammer b2 zufliessenden kälteren Wasser durchflössen. Beim Passiren der Rohre a wird das Wasser von den Heizgasen erwärmt und tritt
der dabei entstandene Dampf, vermischt mit Wasser, in die inneren Rohre a1 ein. In diesen
steigt das Dampfwassergemisch empor zur Kammer b. Aus
dieser tritt es in den Dampfsammler. Beim Uebersteigen der oben erwähnten Wand gibt
der Dampf das mitgerissene Wasser ab und letzteres beginnt seinen Kreislauf im
Kessel von Neuem.
Zur Vereinfachung der Bedienung des Kessels sind drei getrennte, neben einander
liegende Feuerstellen vorgesehen (Fig. 26). Ein
Eisenmantel umgibt sowohl Röhrensystem als auch Dampfsammler.
Textabbildung Bd. 297, S. 55
Schiffskessel von Seaton.
Der Schiffskessel nach dem System A. E. Seaton (Fig. 28 bis 31) ist nach Engineering mit einer grossen Anzahl nach hinten
geneigt gelegter Rohre versehen, welche in vier Gruppen angeordnet sind. Ueber jeder
Gruppe liegt ein cylindrischer Oberkessel ee1e2e3 mit den Gruppen bb1 u.s.w. durch je einen Wasserkasten c auf der Vorderseite verbunden. Auf der Hinterseite
münden die Wasserrohre ebenfalls in je einen Wasserkasten d, der aber mit dem zugehörigen Oberkessel nicht direct, sondern durch ein
Rohr g in Verbindung steht, welches in die betreffende
Kammer d unten einmündet. Die Oberkessel, welche durch
einen gemeinschaftlichen quer gelegten Dampfsammler f
mit einander in Verbindung stehen, sind ebenfalls nach hinten, jedoch weniger als
die Rohre, geneigt. Die senkrechten Kammerwandungen sind nicht durch Stehbolzen
versteift, sondern die Aussenwände sind als Deckel aus geripptem oder gewelltem
Blech ausgebildet. Unter den Wasserröhren befindet sich der Rost a, von dem die Verbrennungsproducte durch die Rohre
hindurch aufwärts steigen und dabei durch parallel zu den Wasserrohren eingesetzte
Scheidewände zur Beschreibung eines möglichst grossen Weges gezwungen werden. Zum
Abfangen des vom Dampfe mitgeführten Wassers ist unter jedem Verbindungsstutzen ein
gebogenes Blech (Fig.
28) eingeschaltet.
(Fortsetzung folgt.)