Titel: | Neuere Pumpen. |
Autor: | Fr. Freytag |
Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, S. 145 |
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Neuere Pumpen.
Von Fr. Freytag in
Chemnitz.
(Fortsetzung des Berichtes S. 76 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuere Pumpen.
9) Verschiedene Pumpen und Einzeltheile derselben.
Textabbildung Bd. 297, S. 145
Pumpe mit Kurbelantrieb von de Rycke.
Eine ihrer gedrängten Bauart und geringen Gewichtes wegen namentlich für
Schiffszwecke und auch als Feuerspritze geeignete Pumpe mit Kurbelantrieb von J. J. de Rycke in New York beschreibt American Machinist vom 13. Februar 1890. Wie die
Abbildungen (Fig. 40
bis 42) erkennen lassen, arbeitet die Pumpe mit vier
von derselben Kurbelwelle D aus betriebenen Kolben. Die
Kurbelkröpfungen sind von einem aus zwei Theilen A1 und A2 zusammengesetzten, wasserdichten Gehäuse umgeben,
dessen unterer Theil A1
mit dem Pumpenkörper, in dessen äussere Wandung ein oder mehrere Druckstutzen A6 geschraubt sind,
zusammengegossen ist. Der obere Kolben B ist mit dem
Zwischenkolben B1 auf
einer gemeinschaftlichen Stange B2, der untere Kolben
C1 mit dem
Zwischenkolben C ebenfalls auf einer solchen C2 befestigt; letztere
führt sich in einer Stopfbüchse des Zwischenkolbens B1, erstere in einer solchen des
Zwischenkolbens C. Die Kurbelkröpfungen der
Antriebswelle liegen einander entgegengesetzt; ihre Zapfen bewegen sich in Lagern
der Schubstangen B3 und C3, die
mit den Kolbenstangen verschraubt sind. Auf den Abbildungen sind die Kolben am
äussersten Ende ihres Hubes angegeben. Werden die Kurbeln in Drehbewegung versetzt,
so bewegen sich die Kolben in Richtung der auf den Abbildungen ersichtlichen Pfeile.
Die Kolben B1C1 nähern sich einander
und es wird Wasser durch das am Boden des Pumpenkörpers angeordnete Ventil b angesaugt, während das über dem Kolben C1 stehende Wasser
durch den Kanal A3, die
Klappen des Kolbens B1
und schliesslich durch den Stutzen A6 ins Freie gelangt. In derselben Zeit entfernen
sich die Kolben CB1 von
einander und erzeugen eine Saug Wirkung in dem Kanal A4, so dass
auch Wasser durch das Ventil b1 tritt, welches den immer grösser werdenden Raum
zwischen den beiden genannten Kolben anfüllt. Während des Rückhubes der Kolben wird
dieses Wasser durch das Druckventil b2 in den Kanal A5 und von hier ebenfalls durch den Druckstutzen A6 ins Freie
getrieben.
Textabbildung Bd. 297, S. 145
Fig. 42.Pumpe mit Kurbelantrieb von de Rycke.
Hiermit erreicht man einen nahezu beständigen Wasserausguss, und obwohl das Anwachsen
und Abnehmen der zwischen den bezüglichen Kolben gelegenen Räume nur innerhalb eines
Doppelhubes des einen Kolbens stattfindet, soll doch die Leistungsfähigkeit der
Pumpe im Verhältniss zu ihrer Grösse ganz bedeutend sein.
Bei 20 minutlichen Umdrehungen der Kurbelwelle ist die körperliche Anstrengung der
zum Betreiben der Pumpe erforderlichen Arbeiter keine allzu grosse. Im Falle einer
Feuersgefahr erscheint es jedoch wünschenswerth, mit grösseren Geschwindigkeiten
arbeiten zu können. Um dies zu erreichen, sind, wie Fig.
42 erkennen lässt, die Stopfbüchsen der Kurbelwelle auf ihren Aussenseiten
derart geformt, dass sie Zapfen zur Aufnahme von Armen E1 bilden, die zum Tragen einer in Lagern
e2 geführten
Vorgelegswelle E dienen. Auf den Enden dieser Welle
befestigte Stirnräder e stehen mit ebensolchen, aber
kleineren (im Verhältniss 2 : 1) Rädern der Kurbelwelle in Eingriff. Die Lager e2 gleiten in den Armen
E1 und gestatten
damit ein schnelles Ein- und Ausrücken der Zahnräder. Keile e3 halten die Räder in Eingriff und werden
in Löcher e5 gesteckt,
wenn die Getriebe ausser Eingriff kommen sollen.
Im letzteren Falle wird die Vorgelegswelle E mit den
darauf sitzenden Zahnrädern nach aufwärts bewegt und durch den Vorsteckstift o einer Klemme E2 in dieser Stellung gehalten.
Textabbildung Bd. 297, S. 146
Dampffeuerspritze von Fox.
Soll mit grösseren Geschwindigkeiten gearbeitet werden, so werden die Kurbeln auf die
Vorgelegswelle gesteckt und die Räder nach dem Herunterschwingen dieser Welle mit
einander in Eingriff gebracht, wobei sich runde Ansätze e7 am unteren Theile der Arme E1 in die gabelförmigen
Enden eines Bügels F legen und mittels je einer
Schraubenmutter festgehalten werden. Der Bügel F ist
zweitheilig und liegt in einer Umfangsnuth des oberen Gehäuses.
Die ganze Pumpe einschliesslich der Kurbelwelle ist aus Messing gefertigt; die
Kolbenstangen bestehen aus Muntzmetall.
Eine bei Dampffeuerspritzen der American Fire Engine
Company in Seneca Falls zur Verwendung kommende, von Charles H. Fox in Cincinnati entworfene Zwillingspumpe
veranschaulichen die dem American Machinist vom 9.
August 1894 entnommenen Abbildungen (Fig. 43 und 44). Die mit einseitigem
Flansch versehenen Arbeitscylinder beider Pumpen sind in einem gemeinschaftlichen,
aus Kanonenmetall gefertigten Gehäuse befestigt, welches auch die Sitze für die 16
vorhandenen, zu je zwei neben einander liegenden Saugventile enthält. Die ebenfalls
wie die Saugventile tellerförmig ausgebildeten acht Druckventile sitzen in einer mit
dem Pumpengehäuse verschraubten Kammer, an deren röhrenartigem Fortsatz sich ein
Windkessel in Gestalt einer Birne anschliesst. Zwei kleinere cylindrische Windkessel
sitzen auf der entgegengesetzten Seite am Pumpengehäuse. Alle im Inneren der Pumpe
liegenden Theile sind bequem zugänglich.
Die mittels Säulen abgestützten Dampfcylinder arbeiten mit gewöhnlicher
Flachschiebersteuerung. Die Schieber werden durch Excenter der Kurbelwelle
bethätigt; letztere trägt ein kräftiges Schwungrad.
Eine ebenfalls für Feuerlöschzwecke geeignete Dampfpumpe stehender Anordnung von
Merryweather and Sons in London beschreibt Engineering vom 27. Juli 1888. Die Pumpe nimmt im
Verhältniss zu ihrer Leistung – 550 l in der Minute auf eine Höhe von etwa 45 m –
nur einen geringen Raum ein; sie ist vollständig aus Kanonenmetall gefertigt und
nach Lösen von nur vier Schraubenmuttern in verschiedene Einzeltheile,
zerlegbar.
Eine transportable Feuerlöschpumpe, „Nobro“ genannt, welche von Noble, Brown und Co., Nobro Works, Leeds, in den Handel
gebracht wurde, beschreibt Iron vom 3. März 1893.
Ihre bewegende Kraft erhält die Pumpe durch das Gewicht des sie bedienenden
Arbeiters, indem derselbe seine Füsse auf Pedale stellt und diese abwechselnd hebt
und senkt. Diese Bewegung wird durch einen schwingenden Hebel und eine schwingende
aufrecht stehende Welle auf eine wagerechte Pumpe mit Kolben, Ventilgehäusen und
Windkesseln an jedem Ende übertragen. Da die Hände des Arbeiters hierbei vollständig
frei bleiben, kann derselbe das Mundstück der Druckleitung bequem handhaben.
Die Pumpe kann auch als Gartenpumpe, zum Besprengen grosser Rasenflächen u. dgl.
vortheilhaft verwendet werden.
Eine mittels Dampf, und wo dieser nicht vorhanden, auch von Hand betriebene Pumpe für
Feuerlöschzwecke von Merryweather and Sons in Greenwich
veranschaulicht die The Engineer vom 16. Mai 1890
entnommene Abbildung (Fig. 45).
Textabbildung Bd. 297, S. 146
Fig. 45.Pumpe von Merryweather and Sons.
Die Beschaffung einer derartigen Pumpe dürfte namentlich solchen industriellen Werken
zu empfehlen sein, in denen der Dampfkessel nur zeitweise den zum Betreiben
erforderlichen gespannten Dampf liefern kann. In solchen Fällen kann die Pumpe
mittels eines leicht und in kurzer Zeit anzubringenden Doppelhebels und zweier
Druckbäume in Gang gebracht werden. Die in der Abbildung ersichtliche Pumpe liefert
ungefähr 360 l Wasser in der Minute, wobei 16 Mann an den Druckbäumen thätig sein
müssen.
Ebenfalls zum Schütze gegen Feuersgefahr bauen J. Richmond
und Co. in London eine stehende dreicylindrige Pumpmaschine, deren
Construction aus der The Engineer vom 25. April 1890
entnommenen Abbildung (Fig. 46) hervorgeht.
Die Pumpe ist im Stande mit 80 minutlichen Umdrehungen stündlich 205 cbm Wasser in
acht Strahlen durch Düsen von 32 mm Weite auf ungefähr 33,5 m Höhe zu werfen. Der
Wasserdruck stellt sich hierbei auf 19 at. Die Plungerkolben der Pumpencylinder von
254 mm Durchmesser haben 430 mm Hub und sind aus Kanonenmetall gefertigt.
Textabbildung Bd. 297, S. 147
Fig. 46.Pumpmaschine von Richmond und Co.
Jede Pumpe hat neun Saug- und neun Druckventile von je 70 mm Durchmesser, so dass,
wenn irgend welche sandige oder andere fremde Körpertheilchen das Functioniren eines
Ventils behindern sollten, der Wirkungsgrad der Pumpe dadurch nicht wesentlich
beeinflusst wird. Die zum Betreiben der drei Pumpencylinder dienenden beiden
Dampfcylinder haben je 280 mm Durchmesser für 430 mm Hub der zugehörigen Kolben;
letztere arbeiten mit 5,6 at Dampfspannung und 160 minutlichen Umdrehungen auf eine
doppelt gekröpfte Kurbelwelle, welche mittels auf ihren Enden befestigter kräftiger
Räder mit Winkelzähnen, die mit ebensolchen grösseren Rädern (im Verhältniss 1 : 2)
an den Enden einer dreifach gekröpften Welle in Eingriff stehen, letztere in
Umdrehung versetzen. Die Schieber der Dampfmaschine schneiden den Arbeitsdampf bei
13/16 des
Kolbenhubes ab, so dass die Maschine in jeder Stellung angelassen werden kann.
Die beiden Kurbelwellen sind an den Enden in zwei Bockgestellen gelagert, welche auf
gemeinschaftlicher Grundplatte montirt und durch zwei ⊏-förmige, in der Mitte
unterstützte Querstücke gegenseitig versteift sind, auf denen für die doppelt
gekröpfte Welle der Dampfmaschine noch ein drittes Lager befestigt ist. Die zur
Uebertragung der Bewegung von der Maschinen- auf die Kurbelwelle dienenden Zahnräder
liegen zur Verringerung der Torsionsbeanspruchung der Wellen ausserhalb der
Bockgestelle.
Klein, Schanzlin und Becker in Frankenthal benutzen zur
Dampfvertheilung stehender Verbund-Dampfpumpen nur einen einzigen Schieber und
vermindern damit die Anzahl der Einzeltheile der Pumpe erheblich.
Die beiden aus einem Stück gegossenen Dampfcylinder bilden ein einziges Gusstück und
werden von einem Bockgestell, sowie zwei kräftigen schmiedeeisernen Säulen getragen;
die Kolben derselben sind mittels je einer Kurbelschleife (Maschinenelement
„System Klein“), an welcher auch die nach
den um 180° gegenseitig versetzten Kurbeln der zwischen Dampf- und Pumpencylinder
liegenden Schwungradwelle führenden Pleuelstangen angreifen, mit den Plungerkolben
der darunter liegenden Pumpencylinder verbunden.
In Folge des verhältnissmässig grossen Voreilwinkels, unter welchem das zur Mitnahme
des Schiebers angeordnete Excenter aufgekeilt ist, findet ein Hubwechsel beider
Arbeitskolben stets in demselben Augenblicke statt und der Doppelschieber öffnet
oder schliesst die nach den Cylindern führenden Kanäle zu gleicher Zeit. Der
Schieber hat, wie Fig.
47 bis 50
erkennen lassen, drei Kammern und gleitet auf einer Fläche, in welcher zwei Sätze
von Oeffnungen für den Hochbezieh. den Niederdruckcylinder angebracht sind. Die
beiden äusseren Kammern des Schiebers sind verschieden breit gehalten und zwar
dienen die breiteren Oeffnungen zur Dampfvertheilung des Hochdruckcylinders, die
schmäleren zur Ueberführung des Dampfes aus dem kleinen in den grossen Cylinder;
zwischen den letzteren befindet sich noch, entsprechend der mittleren Durchbrechung
in der Schiebergleitfläche, eine für den ausströmenden Dampf bestimmte Höhlung.
Textabbildung Bd. 297, S. 147
Klein, Schanzlin und Becker's Dampfvertheilung für Dampfpumpen.
Es kommen hiernach bei der Bewegung des Schiebers in einem gewissen Augenblicke durch
die breiteren Oeffnungen beide Cylinder mit einander in Verbindung, so dass der zum
Theil auch durch Expansion wirksam gewesene Dampf des kleinen Cylinders seine Arbeit
im grossen Cylinder fortsetzen kann. Durch die Lage des Schiebers an der Aussenseite
des grossen Cylinders erhalten die nach dem kleinen Cylinder führenden Kanäle
allerdings eine bedeutende Länge und es werden sich erhebliche Condensationsverluste
in Folge Temperaturabfalles des aus dem kleinen in den grossen Cylinder
überströmenden Arbeitsdampfes nicht vermeiden lassen.
Fig. 49 und 50 zeigen die Stellung
des Schiebers in dem Augenblicke, wo der kleine Cylinder frischen Dampf von oben
erhält und der grosse Kolben durch den im kleinen Cylinder expandirten Dampf nach
unten getrieben ist. Die innere Wandung der breiten Oeffnung r1 des Schiebers liegt hierbei über dem
Kanal p1 des kleinen
Cylinders derart, dass auf jeder Seite noch ein geringer Spielraum übrig bleibt,
durch welchen der frische Dampf aus dem Schieberkasten in den Hochdruckcylinder
strömt, während gleichzeitig die andere Oeffnung r2 des Schiebers mit ihrem breiten Theil über den
Kanal p2 und mit ihrem
schmalen Theil über den Kanal q2 des grossen Cylinders zu liegen kommt; der schmale
Theil der Oeffnung r1
endlich hat den Kanal q1 überschritten, so dass der Dampf aus diesem in die Oeffnung s des Schiebers, von da durch den Kanal q3 ins Freie entweichen
kann.
Man erhält somit gleichzeitig die Zuströmung frischen Dampfes über den kleinen
Kolben, diejenige des im Hochdruckcylinder theilweise expandirten Dampfes unter den
grossen Kolben und die Ausströmung des im grossen Cylinder vollständig ausgenutzten
Dampfes.
Dies gilt auch für die andere Endstellung des Schiebers, wobei die Oeffnungen nur
ihre Rolle wechseln.
Auch eine variable Füllung des Hochdruckcylinders liesse sich im vorliegenden Falle
mit Verwendung der Meyer-Steuerung erreichen.
Die stehende, schnell laufende Tauchkolbenpumpe der Maschinenbauanstalt Golzern vorm. Gottschald und Nötzli in Golzern
(Sachsen) veranschaulichen Fig. 51 und 52.
Textabbildung Bd. 297, S. 148
Tauchkolbenpumpe der Maschinenbauanstalt Golzern.
Die leicht aus einander nehmbare Pumpe besteht aus dem als Sockel dienenden
Saugwindkessel, an welchem das Zuleitungsrohr angeschlossen wird, dem auf dem
Saugwindkessel frei aufgelegten Saugventilteller mit den Saugventilen, dem
Gehäusezwischenstück mit rasch zu öffnenden Schaulöchern, durch welche die
Saugventile bequem nachgesehen und herausgenommen werden können, dem
Druckwindkessel, an welchem die Druckleitung angeschlossen wird und welcher dem
Tauchkolben in einer bequem nachdichtbaren Hanfstopfbüchse Abschluss und Führung
gibt, ferner aus der auf dem Druckwindkessel gelagerten, direct durch Riemen
angetriebenen Kurbelwelle, die den Tauchkolben auf und ab bewegt, und einer
Abschlusshaube, welche die Schmierrohre und Schmiervorrichtungen für die Kurbel- und
das obere Schubstangenlager enthält. Alle diese Theile sind durch jederzeit lösbare,
bequem zugängliche Schraubenverbindungen zu einer freistehenden, einfach
wirkenden Pumpe vereinigt, an welcher äusserlich nur die Antriebscheibe den
Bewegungsmechanismus verräth.
Die zur Verwendung kommenden Druck- und äusseren Saugventile sind einfache
Eingventile mit Federbelastung und Hubbegrenzung; das mittlere Saugventil ist ein
schweres Doppelringventil mit Hubbegrenzung. Alle Ventile haben metallische
Sitzflächen.
Textabbildung Bd. 297, S. 148
Barr's Pumpen.
Zu den normaler Abnutzung unterworfenen, leicht auswechselbaren Bestandtheilen der
Pumpe gehören die den Kolben führenden Bronzeringe, deren Ausschleifen entgegen
anderen Pumpensystemen die Leistung kaum beeinträchtigt, die Bronzelagerschalen der
Welle und Schubstange, welche leicht ausgegossen oder erneuert werden können, ferner
die Saug- und Druckventilsitze, welche nach längerem Gebrauch durch Ueberdrehen der
Ventilteller wieder in Stand gesetzt werden können; ausserdem gehört hierzu die den
Kolben abdichtende Stopfbüchse, deren Dichthalten durch eingetalgte Hanfzöpfe leicht
zu erreichen ist.
Zwei oder mehrere dieser einfach wirkenden Pumpen, neben einander gestellt und
verbunden, bilden doppelt oder mehrfach wirkende gekuppelte Pumpen, deren jede
einzelne aus- und eingeschaltet werden kann.
Die mit einer Pumpe der vorliegenden Construction von 1000 Minutenliter normaler
Leistungsfähigkeit angestellten Versuche erstreckten sich auf eine Förderhöhe
innerhalb 10 und 50 m und wurden bei 40 bis 80 Umdrehungen in der Minute
durchgeführt, wobei sich selbst bei der höchsten Tourenzahl ein vollkommen ruhiger
Gang der Pumpe ohne harten Ventilschlag zeigte, wie auch die Diagramme durch ihre
regelmässigen Saug- und Drucklinien, sowie geringen Schwingungen am Hubanfang und
Ende auf ein vollkommen richtiges Arbeiten hinwiesen. Die Pumpen werden nicht nur in
stehender, sondern auch liegender Anordnung für Saughöhen bis 10 m und Druckhöhen
bis 50 m gebaut; für grössere Druckhöhen tritt eine Verstärkung der Construction je
nach Bedarf ein.
J. Barr in Kilmarnock ordnet behufs Erreichung eines
ununterbrochen zum Ausguss kommenden Flüssigkeitsstrahles, sowie um heftige
Erschütterungen bei schnell laufenden Pumpen zu vermeiden, nach den den Industries (Fig. 53 und 54) entnommenen
Abbildungen drei Pumpencylinder B Seite an Seite auf
gemeinschaftlicher Sohlplatte A an, deren Kolben
mittels dreier Kurbeln C einer rotirenden Welle D bewegt werden. Der Zapfen jeder Kurbel trägt ein
Gleitstück E, welches sich in dem Schlitze F einer Coulisse G bewegt;
letztere gleitet in Führungen H, welche mit dem einen
Cylinderdeckel I jeder Pumpe zusammengegossen sind.
Zwei an jeder Coulisse G angreifende Stangen K führen nach einem auf der entgegengesetzten Seite des
zugehörigen Pumpencylinders unmittelbar hinter dem anderen Cylinderdeckel M desselben gelegenen Kreuzkopf L, welcher durch eine Stange N, die sich in der Stopfbüchse P des
Cylinderdeckels M führt, mit dem in einer Messingbüchse
T des Pumpenkörpers gleitenden Kolben Q verbunden ist. Letzterer besitzt eine längliche
Gestalt und trägt auf seiner äusseren Oberfläche eine Anzahl schmaler Nuthen; er ist
als Ventilkolben ausgebildet und zu dem Zwecke mit einem Ringventil B versehen, welches durch eine Feder S auf seinem Sitz gehalten wird.
Textabbildung Bd. 297, S. 149
Fig. 55.Differentialpumpe von Miller.
Die Abmessungen des Pumpencylinders, sowie des Kolbenventils E sind im Verhältniss zum Hub der Pumpe reichlich gross gehalten, so dass
schon bei einer geringen Erhebung des Ventils von seinem Sitz der Flüssigkeit ein
genügender Durchgangsquerschnitt geboten wird. Aus dem geringen Hub resultirt eine
verhältnissmässig niedrige Kolbengeschwindigkeit trotz der bedeutenden
Umdrehungsgeschwindigkeit, mit welcher sich die Kurbelwelle D bewegt.
Das doppelsitzige Fuss- oder Einlassventil U jedes
Pumpencylinders ist ebenfalls entsprechend gross gehalten und in einem unter der
Sohlplatte A liegenden Gehäuse V untergebracht, welches durch Flanschen W
mit dem Pumpenkörper verbunden ist. Nach dem Vorstehenden sind die seitlichen
Stangen K, sowie die Kurbelwelle und Traglager nur nach
einer Richtung beansprucht; die Verwendung schwerer Steuerungstheile ist vermieden
und deshalb auch der Wirkungsgrad der Pumpe ein verhältnissmässig hoher.
Die Differentialpumpe von J. Miller in Adelaide,
Südaustralien, arbeitet, wie die den Industries
entnommene Abbildung (Fig. 55) erkennen lässt, mit
einem hohlen Plungerkolben, dessen grösserer Durchmesser sich in dem Gehäuse B bewegt und nach aussen durch Stopfbüchsen I1I2 abgedichtet ist. Auf
dem grösseren Theil seiner Länge ist der Plungerkolben mit grösserem Durchmesser
ausgespart und mit Holz oder einem ähnlichen Packungsmaterial ausgefüttert. E ist eine am Ende des Plungers befestigte Stange,
welche durch eine Schraubenmutter E1 mit der Treibstange D1 verbunden ist. F und F1 sind
Deckel bezieh. Stopfbüchse zum Durchtreten der Stange D1. Der Theil des Plungers mit kleinerem
Durchmesser tritt durch die Stopfbüchse I3 in das Gehäuse M. Das
in den Pumpenkörper strömende Wasser umgibt zunächst den grösseren Theil des
Plungers und wird, wenn das Ende des letzteren in das Gehäuse getrieben wird, durch
die Höhlung A desselben, ferner die Druckklappe K in die Druckkammer M
getrieben. Während des Rückhubes des Plungers entweicht das Wasser aus der Kammer
M in das Druckrohr.
Die Durchmesser des Plungers sind derart gewählt, dass die Ringfläche am grösseren
Ende ungefähr gleich ist der geschlossenen Endfläche am kleineren Ende
desselben, so dass stets unabhängig von dem Wege, welchen der Kolben zurücklegt,
eine gleiche Wassermenge in das Druckrohr gelangt. Behufs Zugänglichkeit der Kammer
M ist diese mit einer Oeffnung L versehen, auf welcher ein Deckel L2 liegt, der den
Windkessel L1 trägt.
Die Pumpe ist mittels der Füsse GG1 auf der Sohlplatte N
befestigt. Zum Fortschaffen von Sand und derartigen Materialien hat sich die doppelt
wirkende Plungerpumpe von C. H. Booth vorzüglich
bewährt. Diese namentlich am oberen Mississippi zur Verwendung gekommenen Pumpen
werden, auf Baggerfahrzeugen montirt, mittels je eines Dampfcylinders direct
betrieben und bestehen nach den den Engineering News
vom 26. März 1892 entnommenen Abbildungen (Fig. 56 bis 58) einer aus drei Sätzen bestehenden Pumpe aus je
einem Pumpencylinder mit zwei hohlen Kammern von sphäroidaler Form an den Enden, von
denen jede mit einem beweglichen halbkugelförmig gestalteten Diaphragma aus
vulcanisirtem Kautschuk oder einem anderen passenden Material versehen ist. An die
Diaphragmenkammern schliessen sich die Ventilkammern an, von denen jede in der Mitte
durch eine Scheidewand getheilt ist, wodurch ein vollkommen gerader und
ungehinderter Durchgang für das zu bewegende Material geschaffen wird. Beim Anlassen
der Pumpen bewegt sich zuerst der Plunger jeder Pumpe nach dem einen Ende seines
Hubes, so dass sich der ganze Raum zwischen Plunger und dem nächsten beweglichen
Diaphragma mit reinem Wasser anfüllt, hierauf nach dem anderen Ende des Hubes, wobei
sich der entsprechende Raum in gleicher Weise mit Wasser anfüllt. Die Pumpe ist nun
betriebsfertig und die durch die Plunger hervorgerufene Bewegung der im Gehäuse
enthaltenen Flüssigkeit überträgt sich auch auf die Diaphragmen; letztere
verursachen durch ihre Bewegungen das Ansaugen und Fortschaffen von Material
innerhalb der Ventilkammern, ohne dass dieses in die Pumpencylinder selbst
tritt.
Textabbildung Bd. 297, S. 149
Plungerpumpe von Booth.
Wie bereits bemerkt, ist jede Ventilkammer in ihrer ganzen Länge mit einer
Zwischenwand versehen, wodurch zwei Durchlasskanäle, deren jeder mit einem Ein- und
Auslassventil versehen ist, gebildet werden. Jedes Ende des Pumpencylinders steht
mit einem der Durchlasskanäle in Verbindung, derart, dass bei jedem Kolbenhub durch
das Einlassventil des einen Kanals eine gewisse Materialmenge angesaugt und durch das
Auslassventil des anderen Kanals dasselbe Volumen an Material fortgetrieben wird.
Die Arbeitsvorgänge in beiden Kanälen erfolgen sonach vollständig getrennt von
einander.
Das mit der Pumpe beweglich verbundene Saugrohr ist gewöhnlich an einem auf Deck des
Baggerfahrzeuges angeordneten Ausleger aufgehangen und wird beim Arbeiten der Pumpen
soweit heruntergelassen, bis es den Boden des Flusses, aus welchem Material geholt
werden soll, berührt. In Folge Wirkung der Pumpe wird dann unmittelbar Sand und
anderes Material in dem geneigt liegenden Saugrohr mit dem Wasser angesaugt, wobei
gleichzeitig noch die Mündung des Saugrohres von etwa 18 in Länge mit Hilfe
angeordneter Vorrichtungen in einem Halbkreise bewegt werden kann.
Textabbildung Bd. 297, S. 150
Fig. 58.Plungerpumpe von Booth.
Die Pumpen werden von den Novelty Iron Works in Dubuque,
Iowa, erbaut und zum Fortschaffen von Thon und anderem harten Material noch mit
besonderen Vorrichtungen versehen.
Eine doppelt wirkende Dampfschlammpumpe von der Braunschwegischen Maschinenbauanstalt in Braunschweig, welche namentlich
zur Bedienung der Filterpressen in Zuckerfabriken an Stelle der bisher fast
ausschliesslich verwendeten Montejus dient, beschreibt Uhland's Technische Rundschau vom 4. Juni 1891.
Die Pumpmaschinen werden seitens der Erbauerin entweder mit zwei doppelt wirkenden
Schlammpumpen für erste und zweite Saturation oder mit zwei doppelt wirkenden
Schlammpumpen für erste und zweite Saturation nebst einer doppelt wirkenden
Safttransportpumpe geliefert. Die erstgenannte Anordnung findet Verwendung, wenn die
Filterpressen der zweiten Saturation höher stehen, als die Druckreservoirs der
Dünnsaftfilterpressen, während die andere Anordnung im entgegengesetzten Falle zur
Anwendung kommt, wo dann die dritte Pumpe als Transportpumpe zur Förderung des von
den Filterpressen der zweiten Saturation ablaufenden Saftes nach den Druckreservoirs
dient.
Die Maschinen sind als geschlossene Plungerpumpen mit innenliegender, aber von aussen
nachstellbarer Dichtung gebaut, so dass keine Berührung des Saftes mit
atmosphärischer Luft stattfinden kann. Zur selbsthätigen Regulirung der Förderung
ist bei jedem Schlammpumpencylinder zwischen Saug- und Druckleitung ein selbsthätig
wirkendes, vom Safte vollständig umspültes Druckregulirventil eingeschaltet, welches
für den in den Filterpressen gewünschten Druck von 2, 3, 4 und mehr Atmosphären
mittels einer Federwage genau eingestellt werden kann. Um ein stossfreies Arbeiten
der Filterpressen herbeizuführen, ist jeder Pumpencylinder mit einem Druckwindkessel
versehen.
Der gleichmässige Gang der Schlammpumpen wird durch einen zweckmässig
construirten Regulir- und Absperrapparat gesichert.
Eine Pumpe zur Förderung von Ganzzeug in Papierfabriken oder anderer mit faserigen
Stoffen versetzten Flüssigkeiten von J. White in
Edinburg veranschaulicht die den Industries entnommene
Abbildung (Fig. 59).
Die Pumpe arbeitet mittels pulsirender Platten, welche entgegengesetzte Seiten eines
mit Ein- und Ausströmkanälen, sowie den nöthigen Ventilen versehenen Kastens
bilden.
Textabbildung Bd. 297, S. 150
Fig. 59.Pumpe für Ganzzeug von White.
Der in Fig. 59 mit A
bezeichnete Kasten trägt Seitenklappen B aus Leder oder
einem anderen beweglichen Material, welche durch die Hebel D zu Schwingungen veranlasst werden, indem diese durch an ihren Enden
befestigte Stücke G, welche sich in Nuthen zweier auf
der Schwungrad welle J befestigten Daumen I führen, geöffnet und geschlossen werden. Sobald sich
die Schwungradwelle bewegt, wird Material durch das Kugelventil M in die Pumpe eingesaugt und durch das Ventil N in das Transportrohr gedrückt.
(Fortsetzung folgt.)