Titel: | Neue Holzbearbeitungsmaschinen. |
Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, S. 150 |
Download: | XML |
Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
(Patentklasse 38. Fortsetzung des Berichtes S. 121
d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
Fräsmaschinen.
Bei dem vielfach zum Ausdruck gebrachten Bestreben, die Abrichthobelmaschine zur
Ausführung von Fräs- und Kehlarbeiten umzugestalten, ist die Deutsch-Amerikanische Maschinenfabrik E. Kirchner und Co. in
Leipzig-Sellershausen (* D. R. P. Nr. 72538 vom 18. Mai 1893) zu der in Fig. 8 und 9 dargestellten
Construction gekommen.
Die Vorrichtung gestattet, auf der gewöhnlichen Abrichtmaschine cylindrisch
gestaltete Werkstücke mit schraubenförmig gewundenen Vertiefungen oder Erhöhungen zu
versehen. Man kann mit Hilfe dieser Vorrichtung auf der Abrichtmaschine
Treppensäulen u. dgl. Stücke in angegebener Weise bearbeiten.
Auf der Fläche des Maschinentisches wird ein ringartiger, mit Stellschlitzlöchern a versehener Theil A so
angebracht, dass dieser Theil über die Messerwelle zu liegen kommt. Auf dem Theil
A ist ein zweiter, mit kreisbogenförmigen Schlitzen
versehener Ring B, der zwei Lagergehäuse D aufweist, angebracht. Der Ring lässt sich zum Theil
A so einstellen, dass die Achse der
Lagergehäusemutter B mit der Messerwelle von C einen Winkel bildet.
In den Lagergehäusen werden zur Führung des runden Werkstückes W Futterstücke d
eingesetzt.
Am Ring B befinden sich die Drehzapfenaugen b für einen durch Gewicht G belasteten Hebel H, dessen Höhenlage je
nach der Dicke des Werkstückes sich mittels Schraube h einstellen
lässt. Auf dem Hebel H ist ein einstellbares Ringstück
J angebracht.
Textabbildung Bd. 297, S. 151
Abrichthobelmaschine von Kirchner.
Im Hebeltheil J sitzt ferner noch der Richtunggeber R, ein schneidenartiger Theil, welcher in schräger Lage
in die Oberfläche des Werkstückes W eindringt und bei
Drehung des letzteren den Grad der fortschreitenden Bewegung in Richtung der
Längsachse bedingt.
Je nachdem der Richtunggeber R steil oder Weniger steil
eingestellt wird, was durch Verdrehung des Ringes J
bedingt ist, gestaltet sich die Steigung der schraubenförmigen Verzierung am
cylindrischen Werkstück, welches in den Lagertellern D
sich hin und her schiebt, bis die Bearbeitung den erforderlichen Grad der Vollendung
zeigt; letzteres wird in der Regel schon mit einem Schnitt erreicht.
Die Abrichthobelmaschine wird in Folge dessen zur Herstellung schraubenförmig
verzierter Säulen u. dgl. durch die neue Vorrichtung in hohem Maasse geeignet.
Die Vorrichtung lässt sich auch derartig umgestalten, dass längere Werkstücke
bearbeitet werden können; auch können mehrgängige Windungen eingefräst werden.
Textabbildung Bd. 297, S. 151
Fräse für Säulenschäfte von Beuhoe.
Zum Fräsen gewundener Säulenschäfte ist die in Fig. 10 und 10a dargestellte
Einrichtung von A. Beuhoe in Kopenhagen (* D. R. P. Nr.
78034 vom 12. Januar 1894) bestimmt. Von den bisher ausgeführten Maschinen
dieser Art unterscheidet dieselbe sich dadurch, dass die schraubenförmige Bewegung
des Arbeitsstückes von der axialen Verschiebung des Schlittens abgeleitet wird.
Das Arbeitsstück a wird an seinen Stirnenden von Körnern
b bezieh. c getragen.
Der Körper b ist unwandelbar an einem Querstück d befestigt, welches mittels einer Druckschraube an dem
rahmenförmigen Schlitten f festgestellt ist. Der zweite
Körner c ist drehbar, aber axial unverschiebbar im
Schlitten f selbst gelagert. Auf dem Körner c ist ein Zahnrad g
festgekeilt, welches mit einem solchen h einer im
Schlitten f unverschiebbar gelagerten Spindel i im Eingriff steht. Um die Drehung der letzteren auf
das Arbeitsstück a übertragen zu können, ist eine
Kuppelung zwischen dem Körner c und dem Arbeitsstück
a angebracht, welche so eingerichtet ist, dass eine
Umstellung beider gegen einander möglich ist, je nachdem das auf dem Arbeitsstück
herzustellende Gewinde ein ein-, zwei-, drei- und mehrfaches ist. Die Kuppelung
besteht aus einer Griff klaue k (Fig. 10a), welche auf
dem Körner c drehbar angeordnet ist. Eine federnde Nase
l mit Handgriff l1 tritt in die eine oder andere der Bohrungen m1 einer auf das
Vierkant c1 des Körners
c gesteckten Scheibe m
ein. Die Zahl der Bohrungen m1 der Scheibe m ist gleich der Zahl der
Nuthen, welche nach einander in das Arbeitsstück einzufräsen sind. Die erwähnte
Drehung der Spindel i wird nun dadurch bewirkt, dass in
ihre schraubenförmige Nuth i1 ein feststehender Finger n eingreift.
Letzterer ist an der Führung o für den Schlitten f befestigt. Die Führung o
des Schlittens, welcher hier beispielsweise von Hand bewegt wird, wird auf dem
Frästisch befestigt, an welchem der Fräser p sitzt. Man
kann dabei den Fräser p entweder um eine Achse sich
drehen lassen, welche senkrecht oder geneigt zu derjenigen des Arbeitsstückes
steht.
Textabbildung Bd. 297, S. 151
Fig. 11.Fräsen von Schraubengängen von Pemberton.
Bei grösseren Ausführungen lässt sich die Hin- und Herbewegung des Schlittens auch
durch Zahnstangenbetrieb o. dgl. bewirken.
Zum Fräsen mit Ringwulsten durchsetzter Schraubengänge dient die Maschine von A. C. Pemberton in London (* D. R. P. Nr. 77248 vom 14.
März 1894), Fig. 11.
Die Maschine weicht von der durch die Patentschrift Nr. 65 038 bekannten
Ausführungsform dadurch ab, dass hier ein wagerechter und ein senkrechter Fräser,
beide auf Schlitten xx1
montirt, angeordnet ist. Wie aus der vorerwähnten Patentschrift bekannt, erfolgt das
Einfräsen von Spiralnuthen in runde Stangen dadurch, dass die Stange R gegen die Fräser mittels der ein Zangenmaul bildenden
angetriebenen Rollen EE1 vorbewegt wird, wobei gleichzeitig die Träger D2D3 dieser Rollen eine kreisende Bewegung um die Achse
der Stange erhalten.
Um nun in die Stange abwechselnd Schraubengänge und Ringwulste einzufräsen, ist eine
Vorrichtung geschaffen, welche das zeitweise Abstellen der Vorwärtsbewegung der
Stange R bewirkt.
Auf der hohlen Spindel A befindet sich eine lose Hülse,
auf welcher Sperrad Y und Zahnrad L befestigt sind. Wird das Sperrad durch die Klinke V festgehalten, so rollt bei Drehung der Spindel A und der Planscheibe C
das Rad l3 auf dem Rade
L, wodurch den Rollen EE1 die gewünschte Drehbewegung durch
Vermittelung der Räder l1l2
mitgetheilt wird.
Durch die Räderübersetzung s wird eine der Spindel A parallel gelegte Welle betrieben, auf welcher ein
Daumen zum Ausrücken der Klinke V aus dem Sperrad Y dient, während zwei andere Daumen zur Bethätigung der
Gewichtshebel zum Heran- und Zurückschieben der Fräserschlitten x und x1 angeordnet sind. Da die hohle Spindel A um ein Vielfaches schneller läuft als die Nabenwelle,
so stellt der Daumen b1
für einige Umdrehungen der Spindel A die Drehung der
Rollen EE1, mithin die Vorbewegung der Stange ab, wodurch an der
betreffenden Stelle der Stange eine Ringwulst gebildet wird.
Das Astholz oder Knorrholz, aus welchem man sogen. Naturmöbel herstellt, ist nicht
überall häufig anzutreffen, weshalb dasselbe gemäss der Erfindung von F. Schmidt in Niederlahnstein (* D. R. P. Nr. 67945 vom
16. September 1892) aus gewöhnlichem Kantholz künstlich hergestellt, bezieh.
nachgeahmt werden soll. Diese Nachahmungen haben vor dem wirklichen Astholz voraus,
dass sie kein Mark in der Mitte haben und deshalb widerstandsfähiger sind.
Textabbildung Bd. 297, S. 152
Fräsmaschine von Göhring.
Das zu bearbeitende Kantholz wird in einem Rahmen eingespannt, welcher in einer
Drehbank eingelegt wird. Zur Bearbeitung werden bogenförmige Messer benutzt, welche
die Kanten des Holzes absatzweise so abrunden, dass astähnliche Wulste stehen
bleiben.
Ein Schneidkopf für Fräsmaschinen von C. L. Göhring in
Alleghany, Pa., Nordamerika (* D. R. P. Nr. 74467 vom 10. August 1892), ist in Fig. 12 und 13 dargestellt.
Die Messer a trägt der Körper des Schneidkopfes b, welcher rund ausgebohrt und an und für sich auf der
Welle c verschiebbar und drehbar ist. Der Körper
b ist beiderseits mit verjüngten, mit Gewinde
versehenen Hohlzapfen d versehen. Durch radiale
Schlitze sind die Hohlzapfen derart nachgiebig und elastisch gemacht, dass sie durch
die darauf geschraubten Muttern e zusammengezogen
werden und beim Lösen der Muttern sich wieder ausdehnen können. Vermöge dieser
Verschraubung kann der Schneidkopf an einer beliebigen Stelle innerhalb der
Wellenlänge festgelegt werden.
Die Einspannung der Messer am Körper b erfolgt nicht
mittels Schrauben, welche durch die Messer hindurchgehen, sondern durch seitliches
Einklemmen der Messer zwischen Backen; damit erspart man beim Auswechseln der Messer
das Herausnehmen der Schrauben, sowie das umständliche und zeitraubende Einrichten,
auch erhält man eine völlig glatte Messeroberfläche. Die Messer a werden von je zwei Backen b1 und f
gehalten, welche der Krümmung des Körpers b angepasst
sind. Die Backen b1
sind mit dem Körper b aus einem Stück gearbeitet,
während die Backen f, welche eine zusammenhängende
Muffe bilden, auf den cylindrischen Theil b1, des Körpers b aufgeschoben sind. Ihre Verdrehung wird verhindert
durch die der Welle parallelen Stifte g, welche am
Ringe h sitzen und in Löcher in f eindringen. Der auf den Körper fest aufgeschraubte Ring h begrenzt auch die axiale Verschiebung von f. f und b1 sind schwalbenschwanzförmig unterschnitten und
nehmen in diesen Unterschneidungen die entsprechend gestaltete Leiste an der
Unterseite der Messer a auf. Das Anspannen der Backen
f gegen b1 erfolgt durch Druckschrauben i. Diejenigen Stellen des Körpers b, bezieh. der von ff
gebildeten Muffe, auf welchen die gekrümmten Messer a
ruhen, sind von Kreisbogen begrenzt, welche excentrisch zur Achse c und mit einem grösseren Halbmesser geschlagen sind,
als die radiale Entfernung zwischen der Achsenmitte und dem der Achse
nächstliegenden Punkte der Auflagefläche beträgt. Hieraus geht hervor, dass die
Messer a seitlich in fb1 eingeschoben und ohne weiteres Zuthun an
beliebiger Umfangstelle festgespannt werden können, wobei die richtige
Parallelstellung zur Welle von selbst erfolgt. Hierbei aber verändert sich derjenige
Kreisumfang, aufweichen die Schneiden der Messer wirken. Man kann demnach, je
nachdem es die Arbeit erfordert, die Schneidkanten auf einem grösseren oder
kleineren Kreise mit grösserer oder geringerer Schnittgeschwindigkeit arbeiten,
bezieh. mehr oder weniger tief in das Werkstück eindringen lassen. Die letztere
Möglichkeit ist besonders dann von Vortheil, wenn ein und dasselbe Werkstück mit
mehreren Schneidköpfen auf derselben Welle zu gleicher Zeit bearbeitet werden soll.
Die excentrische Gestaltung der Auflageflächen gestattet ausserdem noch, dass ein
Messer entfernt werden kann, während das andere bezieh. die anderen ruhig in ihrer
Lage verbleiben. Beim Herausziehen geht nämlich bei entsprechenden Abmessungen der
Messer dasselbe an den festliegenden anderen Messern vorbei, während es bei
concentrischer Gestaltung des Umfanges auf dasselbe treffen würde.
(Fortsetzung folgt.)