Titel: | Neue Holzbearbeitungsmaschinen. |
Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, S. 170 |
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Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
(Patentklasse 38. Fortsetzung des Berichtes S. 150
d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
Schnitzmaschinen.
Die zur Herstellung von Nachbildungen eines Modells bestimmten Schnitzmaschinen haben
namentlich in Nordamerika eine besondere Ausbildung erfahren, über welche Reuleaux in den Verhandlungen des Vereins für
Gewerbfleiss in Preussen 1894 und Fischer in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1894 *
662, ausführlich berichten.
Als bemerkenswerth bezeichnet Fischer die Maschinen der
Milwaukee Carving Co. in Milwaukee, Wis., welche
besonders geeignet sind, Bildnerisches wiederzugeben. Diese Maschinen sind durch D.
R. P. Nr. 58766 bekannt geworden. Auf einem auf geraden Bahnen verschiebbaren Tisch
ist in der Mitte das Modell, links und rechts daran je ein roh zugerichtetes
Werkstück befestigt. Ueber dem Modell befindet sich ein nach unten hängender Stift,
der geeignet ist, dessen Formen zu folgen, über den Werkstücken bohrerartige
Werkzeuge, welche dieselbe Endform beschreiben, wie jener Stift sie besitzt. Diese
drei Dinge können nur gemeinschaftlich und in gleichem Grade gehoben oder gesenkt,
nach links oder rechts, nach vorn oder hinten geneigt und in diesen beiden
Richtungen verschoben werden, so dass dasjenige, was die Fräser von dem Werkstück
nicht abschneiden, schliesslich die Gestalt des Modells haben muss. Es wird also das
Modell nach seiner Gestalt und seinen Abmessungen wiedergegeben; eine Vergrösserung
oder Verkleinerung der Abmessungen unter Beibehaltung des gegensätzlichen
Verhältnisses ist ausgeschlossen.
Eine Ausbildung dieser Maschine ist unter Nr. 59631 vom 1. Januar 1891 patentirt; es
muss auf die ausführliche Patentschrift verwiesen werden. Patentirt ist eine
Copirmaschine, bei welcher eine gleichsinnige; nach allen Seiten freie Bewegung der
durch den Bügel starr verbundenen Schneide- und Führungswerkzeuge dadurch erzielt
wird, dass der Vereinigungsbügel an einer Stange aufgehängt ist, die ihrerseits von
einem doppelten Gestänge – aus dem senkrecht am Maschinengestell befestigten und dem
wagerecht an jenem angebrachten bestehend – gehalten wird, welches sowohl an sich
gelenkig, als auch an seinen Enden mit Doppelgelenken versehen ist.
Diesen Maschinen reihen sich diejenigen an, welche von den Ausstellern Geometrical Carving-Maschinen genannt werden. Sie
beruhen auf der Verschiebung des Werkstückes und Werkzeuges in geradlinigen und
kreisförmigen Bahnen, wodurch die gegensätzliche Bahn mannigfach gestaltet werden
kann.
In gewissem Sinne gehören hierher auch die Hobelmaschinen, mittels deren man
querhobelnd verzierte Pfeiler o. dgl. erzeugt, die Vielkantdrehbänke und die
verschiedenen Nuthmaschinen (Dado-, Grooving-, Gaining-Maschinen), welche zu
gleichen Zwecken oder zum Erzeugen sogen. Würfel, Rauten u.s.w. benutzt werden.
Diese bieten mir jedoch keinen Anlass zu besonderen Erwähnungen.
Eigentliche Schnitzmaschinen zur Verzierung von Eckstücken wurden von der H. B. Smith Machine Co. in Smithville, Burlington Cy.,
N. J., und von P. Pryibil, New York, empfohlen; eine
Maschine des letzteren arbeitete zeitweise in der Ausstellung. Sie besteht aus einem
eisernen Tisch, an dessen dickem Bein die Arbeitsspindel senkrecht gelagert ist.
Diese trägt an ihrem oberen Ende den Messerkopf. Gerade über der Spindelmitte
befindet sich eine Vorrichtung zum Festhalten und Einstellen des Werkstückes, dessen
nach unten gerichtete Fläche bearbeitet werden soll. Diese Vorrichtung sitzt am
unteren Ende eines senkrecht verschiebbaren Stabes, der durch eine Schraubenfeder
nach oben gezogen wird, aber durch einen Tretschemel nach unten geschoben werden
kann, um das Werkstück mit dem Messerkopf in geeignete Berührung zu bringen.
Die Maschine arbeitet rasch; es wurde angegeben, dass sie minutlich 15 bis 20
Eckstücke liefere.
Pryibil zeigte auch eine Maschine, bei welcher das
Werkstück an einer Art Planscheibe befestigt ist, während der Messerkopf winkelrecht
zur Drehachse, und zwar in einer diese Drehachse schneidenden Bahn verschoben wird.
Nach jedem Durchgange des Messerkopfes wird die Planscheibe um einen gewissen Winkel
gedreht – sie ist zu dem Zweck mit einer Theilscheibe versehen –, so dass die
einzelnen an dem Werkstück entstehenden Spuren des Messerkopfes, sich in der
Werkstückmitte kreuzend, eine strahlenartige Zeichnung bilden, die sehr verschieden
wirkt, je nachdem die Bahn des Messerkopfes geradlinig oder krummlinig war.
Eine Anzahl Maschinen dient zum Erzeugen gewundener Gestalten; der amerikanische
Geschmack scheint solche Formen zu bevorzugen. Das Werkstück wird ähnlich wie bei
der Drehbank drehbar eingespannt und dann zunächst gerundet. Hierauf tritt ein
Messerkopf in Thätigkeit, welcher, während er längs des langsam kreisenden
Werkstückes sich fortbewegt, schraubenförmig das letztere umgebende Vertiefungen
erzeugt. Zuweilen wird zu diesem Zweck ein bohrerartiges Werkzeug benutzt, welches
winkelrecht zur Drehachse des Werkstückes gelagert ist, zuweilen ein ebenso
gelagerter Kronenfräser, zuweilen ein grösserer mit zur Werkstückachse windschief
liegender Achse. Das Werkstück erfährt während dieser Behandlung entsprechende
Stützung durch einen mit dem Messerkopf fortschreitenden Ring, oder, wenn es
verschiedene Durchmesser hat, durch zwei Flächen, welche, dem Wechsel dieser Durchmesser
folgend, mittels der Hand angestellt werden. So ist es möglich, recht dünne
Werkstücke zu bearbeiten; in meiner Gegenwart wurde ein 6 mm dickes
Buchenholzstäbchen in einmaligem Durchgange so umgestaltet, dass es einem gewundenen
Flachstäbchen von 6 mm Breite und nur 1 ½ mm Dicke glich. Es entstehen wunderliche
Formen, wenn man nach einander Gewinde verschiedener Ganghöhen, vielleicht mit
verschiedenen Messern, an einem und demselben Gegenstande ausbildet. Hübsch sind die
Stücke, welche mit linkem und rechtem Gewinde versehen werden; bei geeigneter Wahl
der Messergestalten erzielt man auf diesem Wege Drehkörper, denen Erhabenheiten
aufliegen u.s.w. Ich habe den Eindruck gewonnen, als ob, um mit den beschriebenen
„geometrisch schnitzenden“ Maschinen wirkungsvolle Gebilde zu schaffen,
eine geschickte Auswahl der Messerformen und ihrer Bahnen nothwendig sei, dann aber
auch bei geringem Zeitaufwand grosse Mengen schöner Stücke geliefert werden
können.
Geringer ist die Leistungsfähigkeit der folgenden Maschinengruppe, aber auch leichter
die Erfüllung der mit einem guten Ergebniss verbundenen Vorbedingungen. Bei diesen
Maschinen ändert der Fräser seinen Ort nicht; das Werkstück wird mittels der Hand
ihm entgegengeführt. Dahin gehören die auch bei uns längst bekannten Tischfräser,
bei welchen das Werkstück auf dem Tisch – vielleicht unter Zuhülfenahme von Lehren –
über oder unter dem Fräser hinweggeführt wird; auch die sogen. Stuhlfräser – mit
liegender Spindel – sind zum Theil hierher zu rechnen. Diese Maschinen will ich
nicht beschreiben, obgleich die Ausstellung viele enthielt. Erwähnenswerth
erscheinen mir aber diejenigen Maschinen, welche bestimmt sind, auf dem Werkstück
seichte Vertiefungen, Blattwerk u. dgl. nach Zeichnung einzuschneiden. Man gibt den
Spindellagerungen dieser Maschinen eine gewisse Beweglichkeit, um den Fräser
gegenüber dem Holz in möglichst bequeme Lage zu bringen. So wird z.B. die Spindel an
einem mit Gelenk versehenen Ausleger gelagert wie bei manchen Kranbohrmaschinen.
Hübsch ist auch die durch Fig. 14 dargestellte
Schnitzmaschine der Fay und Egan Co. An dem Kopf eines
kräftigen Bockes a ist eine Platte drehbar befestigt,
welche die beiden sehr langen Lager b der Spindel c enthält. In c wird
entweder ein Stift d mit radartigem Messerkopf
befestigt, oder ein bohrerartiges Werkzeug e. Die
letzteren sind zuweilen nur 2 mm dick und müssen sich deshalb mit grosser
Geschwindigkeit drehen, um überhaupt etwas leisten zu können, man sprach von 10000
minutlichen Umdrehungen. Den Antrieb vermitteln die Riemenrolle f und der Treibriemen g,
welchen eine senkrecht über f liegende Riemenrolle
bethätigt. Die in der Figur vor dem Riemen g sichtbare
Flügelmutter dient zum Feststellen der drehbaren Lagerplatte.
Textabbildung Bd. 297, S. 170
Fig. 14.Schnitzmaschine der Fay und Egan Co.
Als besonders hervorragend bezeichnen die genannten Berichterstatter über die
Chicagoer Ausstellung die Maschine von Göhring in
Alleghany, Pa. Bevor wir auf die patentirten Einzelheiten dieser Maschine hier näher
eingehen, sei hervorgehoben, dass die Maschine eine Anzahl auf liegenden Wellen
sitzende Messerköpfe enthält, welche die obere Fläche des geradlinig geführten
Werkstückes bearbeiten. Diese Messerköpfe werden aber mit ihren Lagern quer gegen
das Werkstück verschoben, auch die Lagerungen um senkrechte Achsen gedreht und unter
Benützung von Schablonen, so dass die mannigfachsten bandförmigen Verzierungen
entstehen. In gleicher Weise werden die Seitenflächen der Werkstücke bearbeitet.
Textabbildung Bd. 297, S. 170
Fig. 15.Göhring's Schneide- und Fräsemaschine.
Göhring's deutsche Patente tragen die Nummern * 50192
vom 19. December 1888, * 73289, * 73506 und 70120 vom 10. August 1892.
Bei der Maschine nach D. R. P. Nr. 70120 wird ein schwingender, hin und her gehender
Werkzeughalter bezieh. Messerkopf über die Fläche des Arbeitsstückes geführt,
während dieses durch einen passenden Mechanismus allmählich fortbewegt wird, so dass
eine Reihe von Curven, Biegungen oder anderen Figuren entstehen.
Das umlaufende Messer ruht auf einem schwingenden Gestell oder wird von einem Stab
oder Fuss, der seinerseits in einem Schlitten C (Fig. 15) ruht, getragen. Die Spindel, auf der das
Werkzeuge! sitzt, wird von einem Schaft A1 getragen, der mit drei Lagern aa1a2 versehen ist; die
Lager a1a2 gestatten freien
Zutritt zu den Messern und dem Messerkopf, sowie zur Riemscheibe a3.
Die schwingenden Bewegungen des Gestelles oder Supports B werden durch eine Curvenscheibe bezieh. ein Excenter erzeugt, welches
auf einer Welle D sitzt. Welle D übt ihre Wirkung mittels einer Stange E,
eines Zahnsegments F und eines (nicht gezeichneten) auf
Welle G sitzenden Zahnrades aus. Welle G trägt noch ein Zahnrad H, und dieses steht mit einem verzahnten Kragen I, der am Support B angebracht, im
Eingriff.
Die Hin- und Herbewegung des Schlittens C wird bewirkt
durch ein auf Welle D sitzendes Excenter, eine mit
Kniehebel I1 in
Berührung befindliche Stange und ein Gleitstück K,
welches zwischen Kniehebel I1 und einer am Schlitten angebrachten regulirbaren Scheibe K1 eingestellt ist.
Eine Feder M ist bestrebt, mittels des am Gleitstück
K angebrachten Armes m
den Schlitten C zurückzuziehen.
Maschinen dieser Art sind bisher mit Zuführungsvorrichtungen versehen worden, durch
die das zu bearbeitende Werkstück in gerader Linie unter das Werkzeug gebracht
wurde, woraus sich ergab, dass die von hin und her beweglichen Messern erzeugten
Figuren sich insgesammt in der gleichen Ebene befanden und auf einer gemeinschaftlichen Grundlinie
einander folgten. Wurde also die Betriebsvorrichtung derart eingestellt, dass sie
eine gegebene Figur zu Stande brachten, so wurde diese fortwährend in derselben
Ebene wiederholt.
Nun bezweckt vorliegende Erfindung, die Leistungsfähigkeit der Maschine dahin
auszudehnen, dass die auf einander folgenden Figuren in Bögen oder Spirallinien
gebildet werden, und zu diesem Zwecke ändert das Arbeitsstück während der Zuführung
oder Steuerung seine Lage zum Werkzeug nach Erforderniss, so dass die Figuren zwar
immer wieder hervorgebracht werden, aber nicht in derselben, sondern in
verschiedenen, beliebig vorgeschriebenen Ebenen zu liegen kommen. Es werden also
wellenförmige und ähnliche Musterungen, welche in ihren Elementen aus Kreisbögen und
verwandten Curven bestehen, in der Weise erzeugt, dass sich die Elemente nicht in
gerader Linie, sondern in Curven folgen.
Grundmuster sind: eine zwischen zwei concentrische Kreise eingezeichnete Wellenlinie,
eine zwischen zwei äquidistante Wellenlinien eingezeichnete Wellenlinie u. dgl. m.
Mittels derartiger Elementarmuster lassen sich durch entsprechendes Combiniren
unzählige Musterungen ausführen. Die Musterungen können einem Schönheitszweck dienen
oder als Führungsnuthen oder Leisten für in Curven zu führende Maschinentheile
bestimmt sein oder auch irgend einem anderen gewerblichen Zwecke dienen.
Die Erzeugung der gedachten Musterungen wird dadurch ermöglicht, dass dem Werkstück
unter dem schwingenden und dabei hin und her gehenden Schneidkopf eine drehende
Bewegung ertheilt wird. Sollen sich die Musterelemente in Kreisbögen oder ganzen
Kreisen an einander reihen, so lässt man die Drehungsachse des Werkstückes bezieh.
seines Trägers während der Drehung ruhen, im anderen Falle erhält das Werkstück
neben der drehenden zugleich eine fortschreitende Bewegung. In diesem Falle erhält
man gemusterte Wellenlinien und ähnliche Figuren, je nach dem Verhältniss zwischen
drehender und fortschreitender Bewegung und zugleich unter dem Einfluss der
Schneidkopfbewegung.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass die Grundplatte 1, auf welcher das Arbeitsstück liegt bezieh. befestigt wird, drehbar von
einem beweglichen Schlitten 2 getragen wird, der in
passende Gleitwege 3 eingestellt ist, um sich
abwechselnd nach dem Messer zu- und von demselben fortbewegen zu können. Die
Drehachse der Grundplatte trägt ein Zahnrad 4, in das ein anderes Zahnrad 5 eingreift. Zahnrad 5 ist
in der Längsrichtung seiner Achse 6 verstellbar, wird
an dieser jedoch durch einen Keil derart festgehalten, dass es sich unabhängig von
der Achse nicht drehen kann.
Achse 6 erhält ihre Bewegung von einer der Wellen der
Schneidmaschine durch ein passendes Zahnräderwerk 7 und
trägt ein mit einem Zwischenrade 9 im Eingriff
stehendes Getriebe 8, welches seinerseits wieder in das Getriebe 10 eingreift. Letzteres sitzt auf der Schraubenspindel
11, die mit Schlitten 2 in Verbindung steht.
Entfernt man das Zwischenrad 9 oder löst man auf andere
Weise die Welle 6 von der Schraubspindel 11 (oder von der beliebig gewählten anderen Vorrichtung
zur Erzeugung der Hin- und Herbewegung des Schlittens), so gestattet man hierdurch
der Grundplatte, sich um ihre Achse zu drehen, wodurch auch das Arbeitsstück
entsprechend umgewendet wird, d.h. eine Curve oder einen Kreis, je nach
Erforderniss, unter dem Schneidwerkzeug beschreibt, so dass die auf einander
folgenden, an sich gleichen Figuren in der betreffenden krummen Linie liegen, und da
diese Bewegungen des Werktisches durch denselben Mechanismus regulirt werden, von
dem auch die Bewegungen des Werkzeugs abhängig sind, so ist die gewünschte
Gleichmässigkeit der Figuren in Gestalt und Grösse gesichert.
Die Figuren können z.B. nach concentrischen Kreisbogenlinien gebildet werden. Hierzu
braucht man nur den Schlitten nach Beendigung jeder Figurenreihe entsprechend
umzustellen, oder es können dieselben auch
verschiedene in einander laufende Curven je nach Stellung des Schlittens und des
Arbeitsstückes bilden.
Auf diese Weise können auf derselben Planke oder Tafel Figuren nach den
verschiedensten Mustern erzeugt werden, oder die Figuren auf den einzelnen
Arbeitsstücken können so geordnet sein, dass durch die Zusammenstellung der
geschnitzten Stücke bestimmte Muster hergestellt werden.
Verbindet man Schraubenspindel 11 mit Welle 6, so kann eine derartige Verbindung der Drehbewegung
und der geraden Bewegung der Bodenplatte und des darauf liegenden Materials erzielt
werden, dass ein aus spiralförmig geordneten Figuren gebildetes Muster entsteht.
Die Maschine nach * D. R. P. Nr. 73506 soll im Gegensatz zu der durch Patent Nr.
70120 geschützten und älteren Maschinen zur Erzeugung geschlossener länglicher
Figuren aus wellenförmigen, zickzackförmigen oder ähnlichen Elementen dienen, und
zwar solcher Figuren, deren Elemente sich in zwei parallelen, geraden Linien folgen,
welche an ihren Enden durch Kreisbogen in einander übergehen. Ein Beispiel
derartiger Musterungen gibt Fig. 16 wieder; sie stellt eine Thürfüllung oder Täfelungsplatte dar,
welche mit einer solchen oblongen Figur verziert ist. Die Theile pp des Ziergebildes bestehen aus Wellenlinien, welche
sich in einer geraden Linie wiederholen; an den Stellen p1p1 ist die Figur durch Halbkreise als Fortsetzungen
der Wellenlinien geschlossen. Derartige Musterungen sollen in erster Linie, auf Holz
ausgeführt, einem Schönheitszwecke dienen, in selteneren Fällen werden sie als
Führungsnuthen (Curvennuthen) für in Curven zu führende Maschinentheile in
Metallplatten eingefräst werden.
Das Untergestell A (Fig. 17 und 18) der Maschine trägt
einen Ausleger A1. Im
Kopfe des letzteren ist die senkrechte Achse C drehbar,
welche unten eine wagerechte Gleitbahn besitzt; in dieser ist mittels Gleitstückes
c verschiebbar und durch Schraube c1 feststellbar das
Lagerstück D1, welches sonach gegen C
beliebig verschoben und festgestellt werden kann, um dem daran gelagerten
Schneidkopf die jeweils erforderliche excentrische Stellung zu geben bezieh.
denselben centrisch zu C einzustellen. Der Schneidkopf
L dreht sich mit der Welle D, welche in den Lagern d1dd2 läuft und mit einer Antriebscheibe D2 ausgestattet ist.
Die senkrechte Achse C ist gegen A1 in der Höhe
verstellbar. Sie wird zu diesem Zweck von einem Ringe C1 getragen, welcher auf A1 ruht, jedoch nicht
unmittelbar, sondern durch die Schraubspindel C2. Die letztere wird mittels Stellringe c3 in einem Ansatz c2 des Ringes C1 gefangen gehalten
und findet ihr Muttergewinde in der unten mit G
verbundenen Hülse c4,
so dass durch Drehen der Spindel C2die Achse mit dem Schneidkopf gehoben bezieh. gesenkt
werden kann. Die Drehung wird der Achse C durch den
Ring C1 verliehen,
indem beide Theile durch Nuth und Feder verbunden sind.
Textabbildung Bd. 297, S. 172
Göhring's Schneide- und Fräsemaschine.
Zur Hervorbringung der hin und her gehenden Bewegung des Schneidkopfes soll das
folgende Getriebe dienen: Auf der im Gestell A
gelagerten Welle B sitzt eine Scheibe B1, welche einfach
excentrisch ist, wenn regelmässige Schlangenlinien erzeugt werden sollen, dagegen
entsprechend gekrümmt, wenn andere Linien zu erzeugen sind. Auf dem Umfang der
Scheibe B1 ruht ein
Bügel b, bei unregelmässiger Oberfläche der Scheibe ein
dessen Stelle vertretender Stift, welcher am Ende der Stange b1 befestigt ist. Der Hub dieser Stange
wird durch Winkelhebel b2, Stange b3 und Arm b4 auf den Ring C1, damit auf die Achse C und den Schneidkopf übertragen. Den Rückgang des bewegten Systems
verursacht bezieh. das Andrücken des Bügels b gegen B1 bewirkt ein Gewicht
b8, indem es, an
einen Arm des Winkelhebels b7 angreifend, mittels der Stange b6 einen Druck gegen den Arm b5 des Ringes C1 ausübt. Wird in dieser Weise der
Schneidkopf in die jeweils herrschende Schnittrichtung eingestellt, so wird die
Längsbewegung und gleichzeitig hin und her gehende Bewegung des Werkstückes in der
folgenden Weise und mit den folgenden Mitteln bewirkt, wobei im Anschluss an das
bereits in der Einleitung Gesagte zu bemerken ist, dass wie die Anordnung eines
schwingenden Schneidknopfes auch die Anordnung des hin und her gehenden Werkstückes
nicht neu ist. Als neu ist dagegen die besondere Anordnung des Supports zu
bezeichnen, die im Folgenden ebenfalls beschrieben werden wird und die Erzeugung der
oblongen, geschlossenen Figuren zur Aufgabe hat.
Das Werkstück kommt auf den oberen Supportschlitten E zu
liegen, wo es durch die auf Schrauben geführten Backen e festgespannt wird. E gleitet in Führungen
e1 des unteren
Schlittens NE1, wodurch die Längsbewegung des Werkstückes unter dem
Schneidkopf hindurch bewirkt wird. Der untere Schlitten führt dagegen die
Querbewegung aus, indem er auf einer Geradführung e3 des Gestelles A gleitet und durch ähnliche Mittel, wie sie zur Bewegung der Achse C dienen, in hin und her gehende Bewegung versetzt
wird.
Diese Bewegung geht von der Curvenscheibe G aus. Da die
Schwingungen des Supports conform denjenigen des Schneidkopfes zu erfolgen haben, so
empfiehlt es sich, G auf derselben Welle B anzubringen, auf der die Curvenscheibe B1 zum Betriebe der
Achse C sitzt. Hinsichtlich der Gestaltung der Scheibe
G gilt, was mit Bezug auf B1 weiter oben gesagt worden ist. Auf G ruht der Bügel g,
welcher durch den Winkelhebel g1 und die Stange g2 auf einen Kloben E2 einwirkt. E2 ist mit dem Schlitten E1 durch eine Spindel g3 einstellbar
verbunden. Ein an E2
mittels Winkelhebels g3
angreifendes Gewicht g4
erfüllt beim Support denselben Zweck, wie Gewicht b8 beim Schneidkopf.
Der Support ist derart eingerichtet, dass sein oberer, das Werkstück tragender
Schlitten auf dem unteren Theil in der Längsrichtung hingehen, umgekehrt werden und
wieder zurückgehen kann. Die Längsbewegung des Supportschlittens E wird durch zwei an der Unterseite desselben parallel
zu einander angebrachte Zahnstangen F2 bewirkt, in eine derselben greift vermöge der
einseitigen Lagerung der Achse F1 das auf derselben sitzende Zahnrad F ein. Die Achse F1 ist in einem am unteren Schlitten angebrachten
Gestell f1 gelagert und
empfängt ihre Bewegung durch ein Kegelräderpaar f2f. Jedes dieser Räder
ist auf seiner Achse verschiebbar, aber nicht drehbar, ausserdem im Gestell f1 gefangen gehalten.
Zwischen Stellringen f6
sitzt auf der Welle F1
eine lose Muffe f7, an welche ein Hebelwerk f8f9 angreift; durch letzteres kann die Welle mit dem
Zahnrad F gehoben und gesenkt, dieses in oder ausser
Eingriff mit einer der Zahnstangen F2 gebracht werden. Zur Hervorbringung der die gerade
verlaufenden Musterungen abschliessenden Kreisbogen p1p1 in Fig. 16 ist Schlitten
N auf dem Ringe n des
Unterschlittens E1
drehbar und in den – um 180° gegen einander versetzten – Normalstellungen durch
Schrauben g7 und Stifte
O, welche in Löcher o eingesteckt
werden, feststellbar. Bei der Drehung des Schlittens E
mit N wird die Oscillation des Schneidkopfes
eingestellt und dessen Achse in eine mit Bezug auf den zu erzeugenden Kreisbogen
radiale Stellung gebracht.
Die Arbeitsweise ist hiernach die, dass man zunächst bei schwingendem Schneidkopf das
Rad F in die eine Zahnstange F2 eingreifen und den hin und her
schwingenden Support unter dem Schneidkopf hingehen lässt, darauf werden die
Schwingungen eingestellt und EN wird um 180° gedreht;
hiernach lässt man Rad F in die zweite Zahnstange F2 eingreifen und bei
schwingendem Schneidkopf und Support E zurückgehen, um
schliesslich mit einer nochmaligen Schwenkung des Schlittens E die Figur zu schliessen. Durch entsprechende Verstellung der wirksamen
Theile zu einander kann man eine grosse Mannigfaltigkeit von Mustern erzielen. Unter
Umständen hat man auch die Curvenscheiben B1 und G auszuwechseln.
Durch die Verwendung von Wechselrädern kann man die Zahl der auf einen Lauf des
Supports kommenden Schwingungen regeln.
Der Antrieb der Maschine geht von der Riemscheibe b15 auf der Welle b14 aus. Durch Rad b13 auf der letzteren wird die Bewegung auf Rad b11 der Welle b12, von diesem auf Rad b10 der Welle B
übertragen. Ein Handrad P auf der Welle b14 dient dazu, bei
abgestelltem Riemenbetrieb die Maschine mit der Hand zu drehen, was beim Einstellen
des Werkstückes und bei Beendigung eines Schnittes erforderlich werden kann. Stellt
man den Schneidkopf normal zur Längsbewegung des Supports fest und lässt man dessen
seitliche Schwingungen fortfallen, so kann man auch mit der Maschine wie mit einer
gewöhnlichen Fräsmaschine arbeiten.
Bei der Maschine nach Nr. 50192 und Nr. 73289 ist die Bearbeitung der Seitenkanten
der Werkstücke beachtenswerth. Zunächst ist eine Vorrichtung angegeben, um während
der geradlinigen Vorwärtsbewegung des Werkstückes einen rechtwinklig zu demselben
verschiebbaren Schneidkopf abwechselnd dem Werkstück zu nähern. Der Schneidkopf
erhält seine Bewegung durch ein gleichförmig gedrehtes Excenter.
Bei dieser Einrichtung würde wohl – wenn man das Werkstück ruhend und den Schneidkopf
vorwärts und zugleich hin und her gehend annimmt – die Achse des Schneidkopfes eine
regelmässige Wellenlinie beschreiben, aber die erzeugte Schnittlinie ist keineswegs
eine regelmässige Wellenlinie. Dies rührt daher, dass bei der Relativbewegung
zwischen Werkstück und Schneidkopf die jeweils wirksame Umfangsstellung des
Schneidkopfes ihren Platz wechselt, so dass sie, im Bogen schwingend, bald vor, bald
hinter dem von der Schneidkopfachse nach der Kante des Werkstückes gefällten Lothe
liegt. Es ergibt sich hierbei die aus der schematischen Darstellung in Fig. 19 ersichtliche
Schnittlinie zz1. n-n1 bezeichnet die
Bahn der relativen Bewegung zwischen Messerkopf und Werkstück Z. Aus einer Vergleichung der Kreise n2n3... ergibt sich, dass an den höchsten wie an den
tiefsten Stellen der Hin- und Herbewegung des Schneidkopfes (welcher in seinen
wesentlichsten Stellungen durch jene Kreise versinnlieht wird) die wirksamen
Umfangsstellen in der Richtung der Lothe n6 liegen; an allen übrigen Stellen jedoch liegen die
nach den wirksamen Umfangsstellen führenden Radien n7 in einem gewissen Winkel zum Loth, so dass die
Kante des Werkstückes keineswegs immer in der gleichen Entfernung von der Linie
n-n1 getroffen
wird. Dies geschieht bei gleichförmiger Bewegung des Schneidkopfes; will man eine
regelmässige Wellenlinie gleich der Linie n-n1 erzielen, so muss man die Hin- und Herbewegung des
Schneidkopfes zu einer ungleichförmigen machen, indem man die Bewegung an denjenigen
Stellen, wo der wirksame Radius vor das Loth n6 tritt, beschleunigt, im entgegengesetzten Falle
dieselbe verlangsamt. Man muss – mit anderen Worten – den Schneidkopf im Verhältniss
zum Werkstück Z die unregelmässige Bahn n7-n8 durchlaufen lassen,
um die regelmässige Schnittlinie z2-z3 in Fig. 20 zu erhalten. Bei
n12 bewegt sich der
Schneidkopf im Sinne des Hin- und Hergehens am langsamsten, hiernach wird die
Bewegung beschleunigt, bis sie, über n9 bei n10 angelangt, an diesem letzteren Punkt ihr Maximum
erreicht; bei n11 ist
die Bewegung wieder eine langsamere geworden, bis bei n12 die Stelle der langsamsten Bewegung
erreicht ist und wieder eine Beschleunigung erfolgt.
Textabbildung Bd. 297, S. 173
Göhring's Schneide- und Fräsemaschine.
Auf dieser Erkenntniss beruht die neueste Maschine, bei welcher dem Musterexcenter
zur Hin- und Herbewegung des Schneidkopfes mittels einer besonderen, gleichförmig
gedrehten Welle und einer Kurbelschleife eine ungleichförmige Drehbewegung ertheilt
wird, wodurch die Erzeugung regelmässiger Wellenlinien nach Fig. 20 vermöge eines
gewöhnlichen Excenters und ohne Anwendung besonders gestalteter unrunder Scheiben
ermöglicht wird. Man geniesst hierbei noch den besonderen Vortheil, durch
entsprechende Veränderung der gedachten ungleichförmigen Bewegung verschiedene
regelmässige Wellenlinien und andere Curven erzeugen zu können, während man bei
Anwendung besonderer Curvenscheiben für jedes Muster einer neuen Scheibe
bedürfte.
Wegen der näheren constructiven Durchbildung verweisen wir auf die
Patentschriften.
(Fortsetzung folgt.)