Titel: | Neuere Pumpen. |
Autor: | Fr. Freytag |
Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, S. 193 |
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Neuere Pumpen.
Von Fr. Freytag in
Chemnitz.
(Schluss des Berichtes S. 173 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuere Pumpen.
Um mit Hilfe einer unter niederem Druck stehenden grösseren Wassermenge eine kleinere
Wassermenge auf hohen Druck zu bringen, verwendet Lamain nach Revue industrielle vom 8. October
1892, bezieh. Bulletin de la Société d'encouragement
(4. Reihe) Nr. 80 die Fig. 81 ersichtliche, als
Druckmultiplicator bezeichnete Pumpe.
Textabbildung Bd. 297, S. 193
Fig. 81.Druckmultiplicator von Lamain.
An einem mittels Druckwasser betriebenen Motor mit drei um 120° gegenseitig
versetzten Cylindern ist in die Verlängerung eines jeden derselben noch ein Cylinder
von kleinerem Durchmesser als der Arbeitscylinder angefügt, in welchem sich ein
Kolben mit gleichem Hube wie der zugehörige Arbeitskolben bewegt. Diese Cylinder
arbeiten als Druckpumpen; sie erhalten das Niederdruckwasser in demselben
Augenblicke, wo es auch auf die Arbeitskolben treibend wirkt, und indem ihre Kolben
dasselbe durch drei Rohrleitungen in den oberen Theil des Apparates drücken, erhöht
sich die Spannung des Wassers ganz bedeutend.
Die beiden Kolben P und P1 des Nieder- bezieh. Hochdruckcylinders
sind durch eine Stange I mit einander verbunden. Drei
an einem gemeinschaftlichen Kurbelzapfen M angreifende
Pleuelstangen B übertragen die Bewegungen der
Arbeitskolben unter Vermittelung der senkrechten Spindel N auf den Vertheilungsschieber T für das
Druckwasser. Letzteres tritt durch A in den
Schieberkasten und von hier durch einen Kanal D hinter
jeden Arbeitskolben P. Gleichzeitig gelangt das
Druckwasser durch einen Kanal E hinter den Kolben P1 einer jeden
Druckpumpe H. In Folge der Kolbenbewegungen wird dann
das im Kanal K jedes Cylinders H zuströmende Wasser durch ein Rohr F
in einen gemeinschaftlichen Behälter G gedrückt,
aus welchem es behufs Arbeitsverrichtung den einzelnen mittels Druckwasser
betriebenen Apparaten zufliesst. Die unter einem Kolben angeordnete Schraubenfeder
R dient dazu, etwaige Stösse, welche beim
Ingangbringen der Maschine auftreten, abzuschwächen.
Verschiedene Arten von Druckpumpen, welche in Accumulatoren speisen, beschreibt Engineering vom 9. December 1892.
Am häufigsten findet für derartige Zwecke eine mit dreifach gekröpfter Kurbelwelle
arbeitende Maschine Verwendung, welche mittels Zahnräderübersetzung und Riemscheibe
betrieben wird. Die Kurbelwelle ist im oberen Theile eines Bockgestells gelagert,
welches direct auf dem Wasserkasten befestigt ist, in dessen Inhalt die Saugrohre
dreier kleiner Plungerpumpen eintauchen. Für grössere Wassermengen empfiehlt sich
die Anordnung von Zwillingsdampfmaschinen, deren Kolben direct mit den Plungern
dahinter liegender Wasserpumpen verbunden sind. Der zu diesen Pumpen gehörige
Accumulator bethätigt, sobald sich der Wasserdruck in demselben seiner höchsten
Grenze nähert, ein Drosselventil, welches den nach der Maschine strömenden Dampf so
lange abschneidet, bis der Accumulator wieder zu sinken beginnt.
Durch diese Anordnung wird eine directe Einwirkung auf die Arbeitsweise der Maschine,
sowie auch eine genügende Controle ausgeübt, doch ist zu beachten, dass, da der
Dampfkolben gleichförmig mit dem Wasserkolben arbeitet, die Geschwindigkeit des
ersteren in Bezug auf ökonomischen Betrieb der Anlage eine sehr niedrige ist. Um
grössere Leistungen der Maschine mit demselben Dampfverbrauch zu erzielen, müsste
der Dampfkolben wenigstens die dreifache Geschwindigkeit des Plungerkolbens
besitzen. Um diesen Zweck zu erreichen, übertragen Taylor
und Challen in Birmingham die Bewegungen einer Betriebsmaschine mittels
eines schnell laufenden Riemens auf eine Vorgelegswelle der Pumpmaschine und wandeln
die Geschwindigkeit der ersteren mittels Zahnräder in eine für die Pumpe
vortheilhafte Geschwindigkeit um. Die Pumpe gehört zu einem Accumulator von 432 mm
Plungerdurchmesser, der mit einer Belastung von 70 k auf 1 qcm arbeitet. Befindet
sich der Plunger in nahezu seiner höchsten Stellung, so öffnet sich ein
selbsthätiges Ablaufventil, welches denselben Durchgangsquerschnitt wie das zur
Pumpe gehörige Druckventil hat und durch ein Rohr mit einem oberen Behälter in
Verbindung steht. Durch dieses Ventil entweicht dann das gesammte von der Pumpe
geförderte, nun vom Drucke befreite Wasser. Ist in Folge Arbeitens der hydraulischen
Pressen der Accumulator soweit gesunken, dass er seine unterste Stellung beinahe
erreicht hat, so ist das vorerwähnte Ablaufventil geschlossen und die Pumpe treibt
den Plunger wieder nach aufwärts.
Bei anderen hydraulischen Pumpen ordnen Taylor und
Challen einen selbsthätigen Mechanismus zum Verschieben des Treibriemens
von der festen auf eine lose Scheibe an; die Pumpe arbeitet oder unterbricht ihre
Bewegungen dann je nach der Stellung des Accumulators. In beiden Fällen kann der
Kolben der Dampfmaschine eine Geschwindigkeit annehmen, welche mindestens dreimal so
gross ist als diejenige, mit welcher eine Plungerpumpe vortheilhaft arbeitet, auch
wird ein langsameres Arbeiten der Maschine, wie es bei Anordnung eines
Drosselventils beim Anlangen des Accumulators in seine höchste Stellung
unvermeidlich, nicht eintreten, woraus sich ein weiterer ökonomischer Vortheil
ergibt.
Textabbildung Bd. 297, S. 194
Wechselventil.
Fig. 82 und 83 veranschaulichen ein
Wechselventil mit entlasteter Spindel zum Abschneiden der Zufuhr von Druckwasser
nach hydraulischen Krahnen, Pressen und anderen mittels Druckwasser betriebenen
Maschinen.
Textabbildung Bd. 297, S. 194
Fig. 84.Apparat zum Heraustreiben schwerer Bolzen von Youngs.
F ist das Einlassrohr für Druckwasser, Y das zur betreffenden Maschine führende und G das ins Freie führende Rohr. HH1 sind Ledermanschetten auf jeder Seite
einer mittleren Kammer des Gehäuses A, welche durch mit
Bohrungen auf ihrem Umfange versehene Büchsen OO1 in ihrer Lage gehalten werden. Der mittlere Theil
D1 der Spindel
besitzt kreisförmigen Querschnitt, während die Enden derselben abgesetzt und einen
Querschnitt in Gestalt eines Dreieckes aufweisen. Ueber die dreieckigen Enden sind
mit einseitigen Flanschen versehene Ringe KK1 von cylindrischem Querschnitt gesteckt, welche die
Aussenkanten der Ledermanschetten vor Beschädigungen schützen, wenn der Haupttheil
der Spindel sich ausser Berührung mit ihnen befindet, dem Druckwasser dagegen freien
Durchgang und zwar entweder aus dem Einlassrohre F in
das zur Maschine führende Rohr E oder aus letzterem in
das Ausströmrohr G gestatten. Die Federn L L1 drücken die Ringe
KK1 gegen den
stärkeren Theil der Spindel. Befindet sich das Ventil in seiner geschlossenen
Stellung, so liegt der Theil D1 der Spindel, wie Fig. 82 ersichtlich,
derart zwischen den beiden Ledermanschetten H H19 dass Druck wasser
weder an dem einen noch an dem anderen Ende derselben in bezieh. aus dem Gehäuse A treten kann. Durch Feder L1 und Scheibe M wird der Ring Ku wenn das Ventil unten geöffnet ist, gegen
die Ledermanschette H1
gepresst.
Zum Heraustreiben schwerer Bolzen o. dgl. aus Maschinentheilen hat die Firma Youngs in Birmingham nach Engineering vom 9. December 1892 den Fig.
84 ersichtlichen, mittels hydraulischen Druckes in Thätigkeit zu setzenden
Apparat in den Handel gebracht.
Textabbildung Bd. 297, S. 194
Liegende Speisepumpe von Lentz.
Derselbe besteht aus einem Wassercylinder DE, in welchem
sich an Stelle des sonst gebräuchlichen Plungers ein Scheibenkolben A mit Lederdichtung hin und her bewegt. Die mit dem
Kolben aus einem Stück gefertigte Stange ist hohl und tritt mit ihren Verlängerungen
durch beide Enden des Cylinders; zur Abdichtung nach aussen ist auf der Druckseite
des Kolbens ein Lederstulp angeordnet. In der hohlen Kolbenstange führt sich ein
Treiber B mit Kopf C am
vorderen Ende. Ueber dem Wassercylinder liegt ein Behälter F mit Pumpe G, welche letztere mittels eines
auf der schwingenden Welle H befestigten Handhebels
betrieben wird. Das Ventil I gestattet ein Zurücktreten
des Druckwassers in den Behälter F. Die Klammern I1 werden durch Bolzen
K zusammengehalten und greifen beim Austreiben der
Bolzen z.B. einer Rohrverbindung hinter den Flansch des einen Rohres.
Soll mit der Maschine gearbeitet werden, so wird soviel Druck als möglich mittels der
Handpumpe auf den betreffenden Bolzen gegeben, danach auf das hintere Ende des
Treibers mittels eines Hammers ein kräftiger Schlag ausgeübt.
In einer anderen Anordnung ist die Kolbenstange massiv ausgeführt und bildet
gleichzeitig den Treiber.
Die Klammern I1 lassen
sich auch als besondere Stücke herstellen, was die Handhabung des Werkzeuges
erleichtert.
Die Abbildung einer stehenden Druckpumpe der Lowville Iron
Works Co. in Lowville, N. Y., auf deren mittels Riemscheiben und
Zahnrädervorgelege betriebenen Welle drei zur Bewegung der darunter liegenden
Plungerkolben dienende Excenter aufgekeilt sind, bringt American Machinist vom 5. Mai 1892.
C. Lentz in Paris construirte eine liegende Speisepumpe,
welche im Wesentlichen aus dem eigentlichen Pumpenkörper mit doppelten Ventilsätzen
besteht. Der Vortheil dieser Einrichtung liegt darin, dass, wenn in Folge irgend
welchen Unfalles der eine Ventilsatz das regelmässige Arbeiten der Pumpe
beeinflusst, der andere Ventilsatz ohne weiteres in Thätigkeit gesetzt werden kann,
während der defecte Ventilsatz, ohne die Pumpe aus einander nehmen zu müssen, wieder
in Ordnung gebracht wird.
Auf den Revue générale de mécanique appliquée
entnommenen Abbildungen (Fig.
85 und 86)
ist der Pumpenkörper mit A bezeichnet; am unteren
Flansch desselben sind symmetrisch zur Mittelachse der Pumpe zwei vollständig
gleiche und gegenseitig unabhängige Ventilkasten B
bezieh. B1 befestigt,
welche mit je einem Saugventil b (b1), einem Druckventil
c (c1) und einem Absperrhahn d (d1)
ausgerüstet sind. Die Saug- und Druckventile ruhen frei auf ihren konischen Sitzen
und sind von je einer gemeinschaftlichen Platte l (l1) bedeckt.
Die Kammer jedes Saugventils steht durch einen schrägen Seitenkanal e (e1) mit dem Raume unter dem zugehörigen Druckventil
und der genannte Kanal ferner durch Abzweigungen f (f1) mit dem Absperrhahn
d (d1) in Verbindung, so dass bei geöffnetem Hahn die
beiden Ventile auch mit dem in den Pumpenkörper A
mündenden Kanal g (g1) communiciren. Durch entsprechende Stellung des
Hahnes können die Abzweigungen f (f1) noch mit einer
seitlichen, nach aussen mündenden Oeffnung in Verbindung gebracht werden.
Unterhalb der Saugventile mündet das Saugrohr h bezieh.
h1, oberhalb der
Druckventile das Druckrohr in die Ventilkammer. Alle Kanäle können nach Entfernung
von Schrauben gereinigt werden; auch in die Platte l
(l1) ist ein
Reinigungshahn k (k1) geschraubt.
Der Pumpenkörper A ist mit einem Bronzefutter a versehen, in welchem sich der Plungerkolben a1 führt, an dessen
gabelförmigem Theile a2
eine Excenterstange o. dgl. angreift. Die Pumpe arbeitet in folgender Weise: Beim
Saughube des Kolbens gelangt die Flüssigkeit in Richtung der Fig. 85 ersichtlichen
Pfeile durch das geöffnete Ventil b (b1), um beim Rückhube des Kolbens, in Richtung der
punktirt angegebenen Pfeile, durch das geöffnete Ventil c (c1) zu
treten. Die Flüssigkeit strömt demnach zweimal, beim Saug- und Druckhube des
Kolbens, durch den Hahn d (d1) und es kann durch Stellung desselben
der eine oder andere Ventilsatz in Thätigkeit treten, wie auch die Leistung der
Pumpe geregelt werden.
Das Kriegsschiff „Maine“ der Vereinigten Staaten-Marine erhielt vor Kurzem
neue Dreifachexpansionsmaschinen von je 4500 , deren Abdampf in unabhängig
von den Hauptmaschinen betriebenen Condensatoren verdichtet wird.
Die Revue industrielle vom 30. Mai 1891 entnommenen
Abbildungen (Fig. 87
und 88) lassen die
Bauweise der hierzu dienenden Pumpmaschinen erkennen, deren Construction mit dem
seit ca. 6 Jahren auf den amerikanischen Kreuzern „Chicago“ und
„Dolphin“ arbeitenden Maschinen übereinstimmt, nur dass die zum Betreiben
je einer Circulations- und zweier Luftpumpen dienenden Dampfmaschinen eine
zweimalige Expansion des Arbeitsdampfes zulassen. Die von der George F. Blake Mfg. Co. in New York erbaute Maschine
besteht, wie auch Engineering vom 22. Mai 1891 und American Machinist vom 1. Januar 1891 berichten, aus
zwei in Tandem hinter einander liegenden Dampfcylindern von 305 bezieh. 610 mm
Durchmesser für 610 mm Kolbenhub, welche eine liegende doppelt wirkende
Circulationspumpe von 760 mm Durchmesser direct, ferner unter Zwischenschaltung
eines Balanciers zwei stehende einfach wirkende Luftpumpen von ebenfalls je 760
mm Durchmesser indirect betreibt. Zur Regelung der Dampfvertheilung beider Cylinder
dienen Schieber, System Blake, welche sich auch während
des der Niederdruckcylinder ersichtlich, an dessen hinteren Flansch der Ganges für
verschiedene Geschwindigkeiten einstellen lassen.
Textabbildung Bd. 297, S. 195
Pumpmaschine für das Kriegsschiff „Maine“.
Auf den Abbildungen ist nur der Niederdruckcylinder ersichtlich, an dessen Flansch
der Hochdruckcylinder freischwebend befestigt wird. Mit C ist der Zwischenbehälter bezeichnet. Die eine Luftpumpe ist im Schnitt
dargestellt; das Saugrohr ist mit B, das Druckrohr mit
R bezeichnet. Der Kolben besitzt eine solche
Gestalt, dass er die Bildung von Luftsäcken verhütet. Es sind 12 Saugventile in drei
Etagen neben einander liegend angeordnet, welche, aus Kautschukplatten von 140 mm
Durchmesser und 19 mm Dicke bestehend, einen freien Durchgangsquerschnitt von je 87
qcm besitzen. Die Platten liegen auf rostartig durchbrochenen Sitzen und führen sich
an einem auch als Hubbegrenzer dienenden Mittelstück, welches, in ähnlicher Weise
wie bei den Ventilen der Worthington-Pumpen, inmitten des Ventilsitzes eingeschraubt
und behufs beschleunigter Rückkehr der Ventile auf ihren Sitz von einer
Schraubenfeder umgeben ist. Die Saugkammer der Circulationspumpe bildet einen Theil
des Maschinenbettes und steht mit dem Behälter D in
Verbindung; ein ähnlicher Behälter ist auch in die Druckleitung der Pumpe
eingeschaltet. Die Cylinder und Kolben sämmtlicher Pumpen sind aus Bronze
hergestellt. Mit E ist noch der Einströmstutzen des
Niederdruckcylinders bezeichnet. Um die Menge des Circulationswassers, je nach der
Temperatur desselben, regeln zu können, ist die bezügliche Pumpe mit einem
Durchlassventil versehen, welches im geöffneten Zustande die beiden Kolbenseiten der
Circulationspumpe mit einander in Verbindung bringt.
Die zu einer gekuppelten wagerechten, mit Einspritzcondensation arbeitenden
Verbund-Pumpmaschine gehörigen Druckpumpen und Condensatoren beschreibt The Engineer vom 9. März 1894 Seite 194. Die Maschine,
für Bergwerkszwecke erbaut, soll im Stande sein, minutlich etwa 9 cbm Wasser durch
ein 305 mm weites Rohr 250 m hoch zu fördern; sie ist unterirdisch aufgestellt und
erhält den nöthigen Arbeitsdampf von über Tage liegenden Kesseln.
Jede Maschine arbeitet mit einem Hoch- und zwei Niederdruckcylindern von 660 bezieh.
1320 mm Durchmesser; der gemeinschaftliche Kolbenhub beträgt 1,880 m. Die Cylinder
sind sämmtlich ummantelt und mit aufgeschraubten Schieberkasten versehen, in denen
sich D-förmige Flachschieber bewegen. Die Hochdruckcylinder arbeiten mit einer
Expansionssteuerung, welche Füllungen von ¼ bis ¾ des Kolbenhubes gestattet. Am
Kreuzkopf jeder Maschine, welcher in breiten gusseisernen Führungen gleitet, greifen drei
Kolbenstangen an, von denen die mittlere mit dem Hochdruckkolben verbunden ist,
während die beiden äusseren Stangen die zu jeder Maschine gehörigen beiden
Niederdruckkolben tragen und mit ihren durch die betreffenden Cylinder geführten
Verlängerungen am Pumpenkreuzkopf befestigt sind. Die Niederdruckcylinder jeder
Maschinenseite haben ihren eigenen Condensator, der, wie Fig. 89 und 90 ersichtlich, aus
einem gusseisernen Gehäuse mit angeschraubten Ventilkasten an jedem Ende besteht.
Die doppelt wirkenden Luftpumpen von je 380 mm Durchmesser und 1,830 m Kolbenhub
werden von Verlängerungen des Pumpenkreuzkopfes aus betrieben. Die Pumpencylinder
legen sich lose gegen vorstehende Anschläge der Ventilkasten; die aus Gusseisen
gefertigten Kolben tragen gusseiserne Ringe mit dahinter liegenden Federn. Die
Ventile bestehen aus vulcanisirtem Kautschuk.
Textabbildung Bd. 297, S. 196
Mit Einspritzcondensation arbeitende Verbund-Pumpmaschine.
Die Druckpumpen sind einfach wirkende Plungerpumpen von je 380 mm Durchmesser und
1,830 m Hub; sie sind mittels Bolzen und Keile am Maschinenbett befestigt.
Textabbildung Bd. 297, S. 196
Fig. 91.Innenplungerpumpe von Klein, Schanzlin und Becker.
Die Maschine ist für die Castle Eden Colliery Company, County
Durham, von Fielding und Platt in Gloucester
erbaut. Die Zwillingsdampfpumpe mit Doppelkolben und Schieber in jedem Cylinder von
Philip Francis Oddie in Wimbledon, England (D. R.
P. Nr. 74567), besitzt in jedem Cylinder einen Doppelkolben, zwischen dessen
Endflächen je ein Flachschieber angeordnet ist, welcher das Ein- und Austreten des
Dampfes in den anderen Cylinder steuert. Die Bewegung des Schiebers wird durch eine
an dem inneren dünnen Theile des Doppelkolbens angeordnete schräge Führungsleiste
bewirkt.
Eine mittels Riemscheibe betriebene Innenplungerpumpe von Klein, Schanzlin und Becker in Frankenthal veranschaulicht Fig. 91.
Der Plunger wird nach Lüften des Deckels vom oberen Pumpencylinder in die Stopfbüchse
des unteren eingeführt und diese durch Anziehen der Brille abgedichtet. Hiernach ist
ersichtlich, dass die untere Stopfbüchse lediglich gegen Wasser abzudichten hat. Sämmtliche Ventile sind nach Abschrauben der
betreffenden Deckel zugänglich.
Der Plunger ist mit der Plungerkolbenstange verschraubt und letztere mit ihrem
oberen Ende in einer am Ständer angebrachten Stopfbüchse geführt. Die Uebertragung
der von dem Antriebsriemen der Kurbelwelle ertheilten Rotationsbewegung auf die
Kolbenstange erfolgt durch eine gegabelte Pleuelstange.
Sollen derartige Pumpen Salzwasser fördern, so werden sämmtliche arbeitende Theile
derselben aus Phosphorbronze ausgeführt. Ebenso können zum Pumpen unreiner oder sehr
dicker Flüssigkeiten die Ringventile durch Kugelventile ersetzt werden.
Die Pumpen finden als Kesselspeisepumpen für stündliche Leistungen von 2 bis 17 cbm
und Druckhöhen bis 80 m, als Förderpumpen für stündliche Leistungen von 3 bis 50 cbm
und Druckhöhen bis 25 m Verwendung.
Eine doppelt wirkende Dampfpumpe von L. Walker in
Manchester mit hinter einander liegendem Dampf- und Pumpencylinder zeigt die Industries and Iron entnommene Abbildung (Fig. 92). Der Dampfcylinder A ist mit dem Pumpencylinder B durch ein
Zwischenstück C verbunden, dessen beiderseitige
Flanschen mit Vorsprüngen versehen sind, welche sich in entsprechende Ausbohrungen
des Cylinderflansches und Pumpengehäuses legen. I und
K sind zur Führung der gemeinschaftlichen
Kolbenstange F dienende Stopfbüchsen. Der
Maschinenrahmen D, welcher zur Führung des Kreuzkopfes
dient, hat einen Innenflansch, dessen Vorsprünge in Aussparungen des anderen
Cylinderflansches liegen; im Inneren dieses Flansches liegt der vordere
Cylinderdeckel L.
Textabbildung Bd. 297, S. 196
Fig. 92.Doppelt wirkende Dampfpumpe von Walker.
Das Pumpengehäuse ist mit einem domartig gestalteten Aufsatz N zusammengegossen, welcher an jedem Ende mit Oeffnungen behufs
Zugänglichkeit der Druckventile OO versehen ist. Die
ebenfalls leicht zugänglichen Saugventile sind mit PP
bezeichnet. Um den Pumpenkolben G, den Kolben H und die Stange F
herausnehmen zu können, wird der Kreuzkopf E von der
Pleuelstange gelöst; sodann entfernt man den vorderen Deckel L des Dampfcylinders, ferner den hinteren Deckel M des Pumpengehäuses und zieht den Pumpenkolben G von der Stange F ab. Werden dann noch die
Stopfbüchsen I und K
gelöst, so lässt sich der Kolben H mit der Stange F am vorderen Cylinderende herausnehmen.
Unter der Ueberschrift „Pumping Coal to Market“
veröffentlicht Engineering News vom 22. Februar 1894
einen Aufsatz, der, obwohl zunächst amerikanischen Verhältnissen angepasst,
angesichts der grossen Wichtigkeit des behandelten Gegenstandes für die
Weiterentwickelung der modernen Gewerbthätigkeit wohl geeignet ist, die lebhafte
Theilnahme weiterer Kreise zu beschäftigen und deshalb auszugsweise wiedergegeben
ist.
Auf der Weltausstellung in Chicago fand sich ein unscheinbarer Apparat aufgestellt,
welcher den Vorschlag zu verkörpern bestimmt war, die Kohle am Fundorte in feinste
Staubform überzuführen, was angeblich mit einem Kostenaufwand von 12 bis 20 Pfennig
für 1 t geschehen kann, sie mit Anwendung eines geeigneten Waschverfahrens von ihrem
Gehalt an freiem Schwefel, Schwefelkies, Schiefer u.s.w. zu befreien (zu weiteren 20
Pfennig für 1 t), den Staub durch Mischung mit nahezu gleichen Gewichtstheilen
Wasser in eine schwarze Flüssigkeit zu verwandeln und ihn in diesem Zustande in
einer Röhrenleitung auf jede beliebige Entfernung hin zu pumpen. Am anderen Ende der
Rohrleitung soll die Flusskohle (wenn wir diese Bezeichnung gebrauchen dürfen) in
grossen Klärbecken bis auf 10 bis 20 Proc. ihres Wassergehaltes zurückgeführt und in
Schlammform durch Pumpwerke den Verbrauchsstellen zugeleitet werden, wo der Rest des
Wassers durch überschüssige Wärme leicht ausgetrocknet werden könnte. Die beim
Erdöltransport gewonnenen Erfahrungen haben gezeigt, dass die Fortbewegung flüssiger
Massen durch ein Pumpverfahren bei weitem billiger zu stehen kommt, als irgend eine
andere Transportweise auf dem Festlande, besonders da, wo die zu befördernde
Flüssigkeit selbst als Brennmaterial zur Erzeugung der zum Pumpen erforderlichen
mechanischen Arbeit sich benutzen lässt und dass ferner Kohlenstaub, mit Wasser
vermischt, sich zum Pumpen eignet, war durch angestellte Versuche hinlänglich
bewiesen.
Sämmtliche amerikanischen und die meisten englischen Kohlensorten gelangen mit einem
beträchtlichen Sandgehalt zur Versendung, während auf dem europäischen Festlande die
Kohle zur Befreiung erdiger Beimischungen gewaschen wird. Es ist klar, dass, wenn
die Kohle behufs Beförderung einmal mit Wasser vermischt werden muss, sich das
Waschverfahren erst recht empfiehlt, namentlich auch deshalb, weil reine Kohle das
Innere der Rohrleitungen weniger angreifen wird, als mit Sand o. dgl. verunreinigte
Kohle. Es wird des weiteren rechnerisch nachgewiesen, dass verhältnissmässig wenige
Rohrleitungen genügen würden, um den Versand ungeheurer Mengen von Kohle zu
bewältigen, ferner die nicht unbedeutenden Verluste an Kohlenklein und Kohlenstaub,
welche sich beim gegenwärtigen Grubenbetriebe ergeben, und alle jene mehr oder
weniger kostspieligen Vorkehrungen, die den Zweck haben, die Kohle in möglichst
grossen Blöcken zu gewinnen, sowie die Zertrümmerung derselben zu verhüten, wie auch
Selbstentzündungen der Kohle in Folge monatelang fortgesetzter Einwirkung der
atmosphärischen Luft u. dgl. in Wegfall kommen.
Als Hauptschwierigkeit dürfte die Befreiung der Kohle von dem Wasser am
Verbrauchsorte zu bezeichnen sein. Der Erfinder des Processes empfiehlt die Anlage
ausgedehnter Klärbecken, in denen binnen 12 Stunden ein nahezu vollständiges
Ausscheiden der Kohle stattfinden soll, während nach der Deutschen Bauzeitung hierzu Separationsapparate, auf dem Vorbilde der
Milchcentrifugen oder Schleudermaschinen beruhend, oder poröse Röhren oder auch
beides zugleich empfohlen werden, um der Flusskohle den grössten Theil des Wassers
zu entziehen. Mit 10 bis 20 Proc. Wasser bleibt die Mischung immer noch flüssig
genug, um auf beträchtliche Entfernungen hin gepumpt werden zu können. Beim
Verbrennen einer solchen Mischung wäre der durch den Wassergehalt verursachte
Wärmeverlust so gering, dass es sich nicht verlohnen würde, den Rest des
Wassers auszuscheiden, es sei denn, dass man anderweit unbenutzte, ins Freie
entweichende Verbrennungsgase in einer Trockenanlage zur Verdampfung des Wassers
verwenden könnte.
Eine Frage, die noch zu beantworten wäre, betrifft den Nutzwerth des Kohlenstaubes
als Brennmaterial. Mit den üblichen Rostfeuerungen ist natürlich hier nichts zu
erreichen, weshalb es rathsam erscheint, den Staub, wie es in der Neuzeit bei
Kohlenstaubfeuerungen zumeist geschieht, mit der nöthigen Menge von Luft gemischt,
in eine Verbrennungskammer einzublasen. Ein Rost ist dann, ebenso wie bei
Gasfeuerungen, entbehrlich. Nicht unerwähnt mag bleiben, dass in unseren
russgeschwärzten Grosstädten durch die allgemeine
Einführung dieser Verbrennungsmethode den lästigen Rauchbeschwerden wesentlich
Abhilfe geschafft werden würde, denn Rauch entwickelt sich nur da, wo Kohle in
Blöcken verbrannt wird und die Unmöglichkeit besteht, jedem Kohlentheilchen die zur
vollständigen Verbrennung nöthige Luftmenge zuzuführen.
In der Staubform ist die Kohle des weiteren zur Herstellung von Heiz- oder Leuchtgas
vorzüglich geeignet, auch soll Kohlenstaub besseren Koks liefern als feste Kohle
u.s.w. Jedenfalls lässt sich behaupten, dass, wenn es darauf ankommt, die möglichst
vollständige Ausnutzung des Brennwerthes der Kohle zu erzielen, die Staubform bei
geeigneter Feuerungsanlage als die vortheilhafteste Form anzusehen ist, sowie auch
Kohle im dickflüssigen Zustande sich bequemer handhaben lässt als im festen
Zustande.