Titel: | Neuere Bestrebungen im Dynamomaschinenbau. |
Autor: | G.Klingenberg |
Fundstelle: | Band 298, Jahrgang 1895, S. 16 |
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Neuere Bestrebungen im
Dynamomaschinenbau.
Von G.Klingenberg, Ingenieur.
Neuere Bestrebungen im Dynamomaschinenbau.
In der Starkstromtechnik haben sich in den letzten Jahren zwei völlig verschiedene
Richtungen ausgebildet, von denen jede ihre begeisterten Anhänger hat und die sich
eifrigst Concurrenz machen. Der Nichtelektriker steht häufig zwischen der schweren
Wahl, ob er für seine Anlage Gleichstrom, dem Rathe der Vertreter dieser Richtung
folgend, oder Wechselstrom, der ihm von der andern Seite warm empfohlen wird, nehmen
soll; gewöhnlich lässt er den Preis ausschlaggebend sein, ohne die Vortheile des
einen oder anderen Systems zu kennen. Natürlich stehen diese Richtungen im innigsten
Zusammenhang mit dem Dynamomaschinenbau, und bevor man auf diesen eingeht, lohnt es
sich jedenfalls, die Vortheile und Nachtheile, die jedem dieser Systeme zukommen,
gebührend hervorzuheben.
Die vielseitigste Verwendung gestattet jedenfalls der Gleichstrom. Gleichstrom eignet
sich gleich gut für Beleuchtung wie für Motorenbetrieb als auch für Elektrolyse. Die
elektrolytischen Processe lassen überhaupt nur in wenigen Fällen die Verwendung von
Wechselstrom zu (z.B. in der elektrischen Gerberei), in den meisten Fällen
beherrscht Gleichstrom allein das Feld. Die Beleuchtung mit Glühlampen ist für beide
Systeme gleich ökonomisch, doch gibt die Beleuchtung mit Gleichstrom bei Verwendung
von Bogenlampen bei demselben Arbeitsaufwande etwa die doppelte Lichtausbeute, was
hauptsächlich seinen Grund darin hat, dass die Gleichstrombogenlampe die Hauptmasse
ihres Lichtes nach unten richtet und nur wenig nutzloses Licht nach oben sendet,
während die Wechselstrombogenlampe ihr Licht ganz gleichmässig nach allen Seiten
vertheilt. Nur wenig von der oberen Lichtzone kann nutzbringend verwerthet werden,
da sich gute Reflectoren in Folge der grossen Hitze nicht halten. Für Motorenbetrieb
eignet sich Gleichstrom und Wechselstrom, wenn man die Specialität des letzteren,
den Mehrphasenstrom, ins Auge fasst, in gleich gutem Maasse, jedem kommen eine Reihe
von Vortheilen zu, die dem anderen nicht eigen sind und die jedem für bestimmte
Verwendungszwecke Vorzüge sichern.
Der Hauptvortheil des Gleichstromes liegt aber in der Möglichkeit seiner
Aufspeicherung bis zur gelegentlichen Verwendung. Nur bei Accumulatorenbetrieb
gelingt die rationelle Ausnutzung einer Anlage, die sonst unter stark wechselnder
Belastung laufen würde; durch Accumulatoren kann man eine stetige Vollausnutzung der
Betriebsmaschinen mühelos erreichen, sie empfehlen sich überall da, wo grosse
Belastungsschwankungen auftreten, um so mehr, als der mittlere Wirkungsgrad guter
Accumulatoren in modernen Anlagen ein recht hoher ist; er liegt zwischen 80 und 85
Proc.!
Dagegen liegt der typische Vortheil des Wechselstromes in der leichten Erzeugung
hoher Spannungen, also in der billigen Fortleitung und in der leichten und
ökonomischen Transformation auf ungefährliche Gebrauchsspannung. Deshalb sind
Wechselstromanlagen überall dort ausschliesslich am Platze, wo es sich um
Energieüberführung auf weite Entfernungen handelt; hier ist Gleichstrom
unökonomisch, weil es erstens grosse Schwierigkeiten macht, hochgespannten
Gleichstrom zu erzeugen, und weil zweitens zur Transformation wieder eine
Maschinenanlage erforderlich ist, die steter Wartung bedarf und ausserdem nicht
ungefährlich zu bedienen ist, während ein Wechselstromtransformator ein Apparat ist,
der unbeaufsichtigt jahrelang ruhig in einem Winkel stehen kann. Nur bei
elektrischen Strassenbahnen hat sich Gleichstrom als Kraftübertragungsmittel ein
Feld erobern können; auch hier geht man im Allgemeinen jedoch nicht über 500 Volt
und nimmt die grösseren Leitungsverluste eben in Kauf.
Was nun die Dynamomaschinen und Motoren anbelangt, so sind durch die typischen
Eigenschaften der Stromsysteme natürlich auch charakteristische Eigenschaften
derselben bedingt. Es sollen in Folgendem einige der hauptsächlichsten Fehler jeder
Gattung und die Mittel, die man zu ihrer Vermeidung neuerdings anwendet, besprochen
werden. Jede Dynamomaschine oder Motor kommt in der Praxis nur in Verbindung mit
anderen Maschinen vor; es kommen also auch besonders diejenigen Anforderungen in
Betracht, die der allgemeine Maschinenbau stellt.
Als Material für die Magnetschenkel verdrängen Flusseisen und Gusstahl das Gusseisen
immer mehr, besonders seitdem es gelungen ist, in Gusstahl tadellosen Formguss
herzustellen; fast alle Fabriken beziehen ihre Magnetgestelle fertig gegossen von Firmen,
die den Stahlguss als Specialität betreiben; der Energieaufwand zur Magnetisirung
des Gusstahls ist bedeutend geringer als für Gusseisen, man kommt mit der Hälfte des
früheren Materiales aus, die Maschinen werden also bei gleicher Leistung nur noch
halb so schwer, da auch das Kupfergewicht reducirt werden kann; ausserdem werden die
Stromverluste in der Erregerwickelung kleiner, die Maschinen mit Gusstahlschenkeln
haben einen besseren Wirkungsgrad. Flusseisen wird nur vereinzelt verwendet;
einestheils gelingt es nicht stets den Guss blasenfrei herzustellen, ein unschönes
Aussehen und geringere Permeabilität ist die Folge. Lamellirtes Eisen wird
vereinzelt verwendet; es scheint, dass die Vortheile der guten magnetischen
Eigenschaften durch die vermehrten Kosten wieder aufgewogen werden.
Die Dimensionen eines Motors oder einer Maschine sind durch die Verwendung von
Gusstahl ausserordentlich gering geworden, so nimmt z.B. ein
7--Gusstahlelektromotor mit Riemenscheibe nur noch einen Kaum von etwa 30 ×
70 × 60 cm ein; dazu kommt noch als besonderer Vortheil, dass ein Elektromotor fast
keine Fundamente braucht. Die Lager der Maschinen und Motoren sind meistens als
Büchslager hergestellt, selbst bei grösseren Maschinen ist oft nur ein Deckel im
Lagerbock zur leichteren Montage vorhanden, dagegen sind die Schalen aus einem
Stück. Einzelne Firmen haben Kugellager, andere lagern die Schalen nur in der Mitte
und sichern ihnen so eine gewisse Beweglichkeit. Durchweg ist der Flächendruck sehr
niedrig gehalten, die Länge der Schalen hat oft den 3- bis 4fachen Durchmesser; fast
ausschliesslich wird Ringschmierung selbst bei den grossen Maschinen verwendet, um
die Wartung auf ein Minimum her abzudrücken. Thatsächlich erfordert eine moderne
Wechselstrommaschine eine so geringe Wartung, wie wohl kaum eine andere
Maschine.
Als Isolationsmaterial scheinen allmählich Presspan und Glimmer alles andere zu
verdrängen; um die Wickelung des Ankers gegen das Eisen zu isoliren, wird oft
Presspan mit Glimmereinlage gebraucht und bewährt sich vorzüglich.
Die Ankerbleche werden durch Einlage von Seidenpapier oder durch einen
Firnissanstrich genügend von einander isolirt, viele halten auch die Oxydschicht der
einzelnen Bleche schon für ein genügendes Isolationsmittel, um das Auftreten von
Wirbelströmen zu vermeiden.
Die Befestigung der Ankerbleche erfolgt bei grösseren Maschinen überall durch
gusseiserne Formstücke bei Trommelankern, durch Messing–, Bronze- oder
Rothgusskreuze bei Ringankern. Für niedrige Spannungen werden wohl ausschliesslich
Trommelanker, wegen des besseren Wirkungsgrades, gebaut, bei Hochspannungsmaschinen
findet wegen der leichteren Isolation meistens der Ringanker Verwendung; im
Allgemeinen geht man mit Trommelankern nicht gern über 500 bis 600 Volt. Bekanntlich
liegen in Trommelankern Drähte, welche die ganze Spannungsdifferenz haben,
unmittelbar neben einander, während in Ringankern zwischen neben einander liegenden
Drähten nur ein Bruchtheil der maximalen Spannung herrscht. Dagegen hat ein
Trommelanker aus zwei Gründen einen besseren Wirkungsgrad, erstens weil die
nutzlosen Drahtverbindungen bedeutend kürzer werden, also nicht soviel schädlichen
Widerstand bieten, und zweitens ist die Streuung des Ankers durch den mittleren
Hohlraum und durch die Achse nicht schädlich, derselbe Grund, der bei
Ringankern zur Anwendung von Nabenkreuzen aus nichtmagnetischen Materialien
(Rothguss, Bronze, Messing) zwingt.
Von einzelnen Firmen wird sogen. Ankerventilation zur Abführung der im Anker
entstehenden Wärme ausgeführt, indem zwischen einzelnen Ankerblechen Spielräume
gelassen werden, durch welche von der hohl ausgebildeten Nabe aus die Luft streichen
kann. Die Ansichten über den Nutzen derartiger Einrichtungen sind getheilt; wenn
auch vielleicht die bessere Wärmeabführung fraglos ist, so muss man doch bedenken,
dass durch die fehlenden Bleche der Querschnitt des Ankereisens verringert wird, die
Induction ist also grösser, die Magnetisirungsverluste sind grösser, es muss also
auch mehr Wärme abgeführt werden; der Wirkungsgrad sinkt etwas.
Der grösste Nachtheil der Gleichstrommaschine ist aber der Commutator, sobald es sich
um grössere Spannungen handelt; er setzt der Gleichstrommaschine als
Hochspannungsmaschine bald eine Grenze. Zwar sind in Amerika schon
Gleichstrommaschinen bis zu 5000 Volt ausgeführt, haben aber eine allgemeine
Einführung in der Praxis nicht gefunden, und zwar mit Recht, denn für diese
Spannungen ist die Wechselstrommaschine in jedem Falle weit überlegen. Schon für
gewöhnliche Spannungen verlangt eine Gleichstrommaschine alle Rücksicht der
Ausführung durch den Commutator; eine gute Maschine soll völlig funken frei laufen,
weil das Funken eine rasche Abnutzung des Commutators bedingt. Die Isolation der
einzelnen Lamellen soll eine gute sein, der Commutator soll gleichmässig ablaufen,
das Isolationsmaterial soll nicht so hart sein, dass es weniger abnutzt als die
Lamellen und dann vorstehe, so dass die Bürsten springen, darf auch nicht so weich
sein, dass es Oel aufsaugen kann, so dass durch den eindringenden Metallstaub
Kurzschlüsse gemacht werden. Diese Bedingungen haben dazu geführt, dass für den
Commutator fast ausschliesslich Glimmer verwandt wird, welcher sich ganz vorzüglich
bewährt. Als Material für den Commutator wird Rothguss oder Bronze verwandt; von
einzelnen Firmen sind Versuche mit eisernen Commutatoren und mit Luftisolation
gemacht worden, haben aber nur zu wenigen praktischen Ausführungen geführt, da sich
die einzelnen Lamellen schlecht befestigen lassen und leicht herausfliegen.
Um einen funkenlosen Gang der Maschinen zu erzielen, sind mehrere Wege eingeschlagen
worden. Bekanntlich muss der Strom in der sogen. neutralen Zone einer Dynamomaschine
commutirt werden, das ist diejenige Zone, die auf der Richtung des Feldes senkrecht
steht. Nun ist aber das Feld nicht allein durch die Erregung der Feldmagnete
bedingt, sondern es wirken auf dasselbe auch die im Anker inducirten Ströme zurück;
es resultirt ein Feld, was bei Dynamomaschinen in der Drehrichtung, bei Motoren in
umgekehrter Richtung verschoben erscheint, zugleich wird aber auch die Configuration
des Feldes gestört, so dass das Feld beim Eintritt der inducirten Drähte in dasselbe
geschwächt, beim Austritt jedoch verstärkt wird (Dynamomaschine vorausgesetzt). Diese Configuration des Feldes lässt sich
noch ziemlich gut rechnerisch verfolgen, während die Vorgänge im Anker äusserst
complicirter Natur sind. Damit keine Unterbrechung des Stromes eintritt, muss die
Bürste so breit sein, dass sie zwei Lamellen gleichzeitig bedeckt; dadurch wird aber
jedesmal diejenige Spule, welche sieb gerade unter der Bürste befindet, kurz geschlossen, die
kurz vorher noch den vollen Strom führte. Jedenfalls ist in der Spule eine durch die
Selbstinduction hervorgerufene elektromotorische Kraft thätig, die bei dem Oeffnen
der betreffenden Spule durch die Vorwärtsbewegung des Commutators zu einem
Oeffnungsfunken Veranlassung gibt, wenn man nicht dafür sorgt, dass durch das Feld
in der betreffenden Spule eine gleich grosse elektromotorische Gegenkraft erzeugt
wird, d.h. es muss zum funkenfreien Commutiren ein positives Feld schon vorhanden
sein. KappG. Kapp: Dynamomaschinen. nimmt an,
dass das Feld für Trommelanker 2000 bis 3000 Einheiten, für Kinganker 3000 bis 4000
Einheiten mindestens betragen müsse. Nun wirkt aber der Ankerstrom auf das Feld
zurück, das Feld ist also dort am schwächsten, wo die Commutation erfolgen soll, das
kann so weit gehen, dass überhaupt kein positives, sondern sogar ein negatives Feld
an dieser Stelle vorhanden ist. Diese sogen. Ankerreaction ist desto geringer, je
grösser der Luftzwischenraum zwischen Anker und Feldmagneten ist, andererseits kann
man durch Verstärken des Gesammtfeldes auch ein stärkeres Feld für die Commutation
erreichen, – beides sind also Mittel, um einen funkenfreien Gang der Maschinen zu
erzielen. Natürlich ist bei grösserem Luftzwischenraum auch ein grösserer Aufwand an
Energie für die Erregung der Feldmagnete nöthig, so dass ein funkenfreier Gang nur
auf Kosten des Wirkungsgrades gewonnen wird; durch geschickte Wahl der Verhältnisse
lässt sich jedoch auch hier viel erreichen. Dies ist der eine Weg, auf dem von den
meisten Ingenieuren vorgegangen wird. Der andere Weg ist folgender: Man sucht durch
passende Mittel die Verschiebung und Verzerrung des Feldes zu compensiren. Als
erstes Mittel ist die Theilung des Feldmagneten zu nennen. Durch grössere
Luftzwischenräume, welche durch den ganzen Magneten der Länge nach gehen, wird der
Widerstand für die schädlichen Ankerkraftlinien vergrössert, so dass sich jetzt zwei
Kreise von Ankerkraftlinien ausbilden; der schädliche Einfluss wird dadurch etwa auf
die Hälfte reducirt, während der Weg für die Kraftlinien der Feldmagnete unverändert
bleibt. Es lassen sich hierdurch also ziemlich erhebliche Vortheile erreichen,
andererseits ist aber zu bemerken, dass die Theilung der Feldmagnete constructiv
häufig viele Schwierigkeiten macht und daher z.B. für hufeisenförmige Feldmagnete
beinahe ausgeschlossen erscheint. – Andere bringen Compensationsspulen in den
Polschuhen an, die den Ankerströmen entgegenwirken; sie erreichen dadurch, dass sie
den Luftzwischenraum, soweit es constructiv zulässig ist, verkleinern können, es ist
also eine bedeutend geringere Erregung erforderlich, da die Energie, welche diese
Compensationsspulen brauchen, ziemlich gering ist. Die Anordnung ist theoretisch
sehr zweckmässig, constructiv jedoch desto schlechter, weil man diese Windungen nur
sehr schwer so unterbringen kann, dass sie nicht direct hinderlich sind, da sie um
den Anker, also denjenigen Theil, der die grösste Aufmerksamkeit der Bedienung
erfordert, herumgeführt werden müssen und ausserdem den Commutator unzugänglich
machen; desgleichen wird die Ventilation des Ankers behindert. Derselbe Zweck wird
durch besondere Polansätze zu erreichen gesucht, durch welche an geeigneter Stelle
vor der Bürste eine besondere Verstärkung des Feldes hervorgerufen wird; diese
Anordnung ist constructiv leicht durchführbar, jedoch ist sie nicht so wirksam als
die vorige, und ausserdem darf man nicht vergessen, dass durch solche Ansätze die
Streuung, d.h. derjenige Theil der Kraftlinien, der nicht nutzbringend durch den
Anker geht, bedeutend vermehrt wird. – Endlich ist noch eine Anordnung sehr
interessant, bei der die Compensationswickelung direct auf dem Anker angebracht ist;
es ist hier wohl das Bestreben thätig gewesen, die constructiven Nachtheile obiger
Anordnung zu beseitigen, doch ist auch eine derartige Anordnung nicht ohne
Nachtheile, da durch diese Hilfswickelung entweder der Querschnitt des Ankereisens
verringert, oder der Platz für die Hauptwickelung beschränkt wird, d.h. die
Ankerdrähte erhalten kleinere Querschnitte und der schädliche Widerstand des Ankers
wird vergrössert. Ein besonderer Nachtheil dieser Anordnung liegt noch darin, dass
eine solche Wickelung sehr schwierig auszuführen ist und besonders geschultes
Personal erfordert. – Wir sehen also, dass alle diese Anordnungen wohl Vortheile
bieten, gleichzeitig aber mit ziemlich erheblichen Nachtheilen verknüpft sind; die
Erreichung eines funkenfreien Ganges durch Vergrössern des Luftzwischenraumes
scheint der einfachste Weg und somit der rationellste zu sein.
Ein weiterer Nachtheil ist den Gleichstrommaschinen und Motoren eigenthümlich, das
ist die Verschiebung der Bürsten. Je grösser die Stromentnahme bei wechselnder
Belastung der Dynamo ist, desto stärker ist die Verzerrung des Feldes, desto grösser
ist die Induction in der kurz geschlossenen Spule, desto stärker muss also das Feld
sein, das zum funken freien Commutiren erforderlich ist, d.h. man muss die Bürsten
bei Dynamomaschinen in der Drehrichtung verschieben, sobald die Belastung steigt und
umgekehrt. Bei Motoren muss eine Verschiebung im entgegengesetzten Sinne
stattfinden. Bei Maschinen ist meistens die Verschiebung der Bürsten nicht so
nachtheilig, da die Belastung meistens nicht so sehr zu schwanken pflegt und man
sich in solchen Fällen, wo der Natur der Sache nach starke Schwankungen auftreten,
gewöhnlich, wie schon oben erwähnt, den Vortheil einer Accumulatorenbatterie nicht
entgehen lässt; ausserdem ist stets ein Maschinist da, der die Verschiebung der
Bürsten besorgen kann. Anders liegt der Fall aber bei Motoren, die den grössten
Belastungsschwankungen, vom Leerlauf bis zur plötzlichen Vollbelastung, ausgesetzt
sind und die häufig sehr wenig Wartung erhalten können; da ist das einzige Mittel,
welches gute Dienste leistet und den Commutator vor frühzeitiger Zerstörung schützt,
die Verwendung von Kohlenbürsten. Kohlenbürsten haben die Eigenthümlichkeit, den
Commutator ganz unbeschädigt zu lassen, selbst wenn er feuert; es brennen nur die
Bürsten ab, die sich jedoch leicht ersetzen lassen; ausserdem wird das Feuern an und
für sich vermindert, da die Kohle der kurzgeschlossenen Spule einen bedeutend
grösseren Widerstand bietet. Allerdings sind Kohlenbürsten ein schädlicher
Widerstand im äusseren Stromkreis, der besonders bei grossen Stromstärken wohl zu
beachten ist, doch zieht man ihn durch Verwendung von mehreren Bürsten mit grösser
Auflagefläche, manchmal auch durch Ueberziehen der Kohlen auf galvanischem Wege mit
Kupfer auf ein Minimum herab.
Commutator und Bürsten einer Gleichstrommaschine sind ausser den Lagern die einzigen
Theile, die einer regelmässigen Abnutzung unterworfen sind und die deshalb einer
regelmässigen Wartung bedürfen. Besonders der Commutator muss stets sauber gehalten
sein, da sonst der Metallstaub leicht die Veranlassung von Kurzschlüssen werden
kann. Das ist auch der Grund, weshalb man an Commutatoren in der Regel keine sogen.
Arbeitsfläche anbringt, um eine gleichmässige Abnutzung zu erzielen und
Randbildungen zu vermeiden; es müsste eine Rille eingedreht werden, die behufs
Reinigung schwer zugänglich wäre. Man zieht es vor, den Commutator von Zeit zu Zeit
abzudrehen und abzuschmirgeln, was bei guten Maschinen übrigens erst nach
jahrelangem Betriebe erforderlich wird.
Von allen diesen Mängeln sind Wechselstrommaschinen vollständig frei; in einzelnen
Fällen, z.B. in Bergwerken mit schlagenden Wettern, Pulverfabriken u.s.w., kommen
wegen der Feuergefährlichkeit Gleichstrommotoren gar nicht in Frage, während
einzelne Typen von Wechselstrommotoren Feuersgefahr vollständig ausschliessen.
(Fortsetzung folgt.)