Titel: | Schaftregulirer für Webstühle. |
Autor: | d.h. |
Fundstelle: | Band 298, Jahrgang 1895, S. 36 |
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Schaftregulirer für Webstühle.
Mit Abbildungen.
Schaftregulirer für Webstühle.
Schon lange sind unter der Bezeichnung Schaftregulirer kleine Apparate im Gebrauch,
welche die Höheneinstellung der Schäfte, namentlich im mechanischen Webstuhl,
erleichtern sollen. Früher geschah diese Regulirung durch Verlängerung oder
Verkürzung der Schnüre, welche die Schäfte mit den Tritten verbinden. Noch heute ist
diese einfache Art für manche Verhältnisse am zweckmässigsten. Es lassen sich die
Schäfte auf jede gewünschte Höhe bringen, während die meisten der nachbenannten
Regulirer nur eine Verstellung der Schäfte um jedesmal zwei bis fünf und mehrere
Millimeter zulassen.
Fig. 1 und 2 zeigen
eine gebräuchliche Ausführung des Schnurenzuges. In Fig.
1 ist s der Schaft, t sind Schnüre, verbunden mit einer Wippe w.
Diese steht andererseits durch eine Doppelschnur u mit
dem Tritt r in Verbindung, welcher von der
Mustertrommel aus bethätigt wird. Bei z befindet sich
in der Doppelschnur u der Zugknoten, dessen Ausführung
aus Fig. 2 ersichtlich ist.
Textabbildung Bd. 298, S. 37
Fig. 1.Schaftaufhängung im Webstuhl.
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Fig. 2.Zugknoten zur Regulirung der Schaftstellung.
Als Ersatz für den Schnurenzug brachte man zunächst Schraubenregulirer an (Fig. 3 und 4). Eine Messinghülse m hat an dem einen Ende Innengewinde für den langen
Schraubhaken h und wird die gegebene Stellung durch
eine Mutter a gesichert. Der zweite Haken h1 des Schaftzuges
sitzt lose in der Hülse m, kann aber wegen der
Verstärkung an seinem Ende nicht gänzlich entfernt werden und gestattet zufolge
dieser Verbindung eine Regulirung der Länge ohne Aushaken der Endösen. Eine andere
Ausführung desselben Schaftregulirers zeigen die Fig. 5 und 6. Er ist aus Weissblech
hergestellt und mit eingesetzten Messingköpfen e
versehen. Die Regulirung der Schaftstellung ist etwas zeitraubend, kann aber
innerhalb der durch die Schraublänge gegebenen Grenzen um jedes beliebige Maass
vorgenommen werden.
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Schraubenregulirer.
Die Einrichtung nach Fig. 7 bis 9 vermittelt ebenfalls
die Einstellung durch Schrauben. Es trägt jedoch nicht das Verbindungsstück b Gewinde, sondern es gehen die Schraubhaken h frei hindurch und werden vor und hinter b durch Muttern a1 gehalten. Durch die Erschütterungen bei der
fortwährenden Bewegung der Vorrichtung kommt es leicht vor, dass die Muttern a1 sich lösen und
hierdurch Störungen im Betrieb verursachen.
Eine ganze Reihe von Erfindungen sind noch gemacht worden, welche sich jedoch mehr
oder weniger als unpraktisch oder theuer erwiesen und in Folge dessen nur hier und
da zur Einführung gelangten. Die Ziegenrücker Holzstoff- und
Pappenfabrik in Ziegenrück i. Th. brachte die in Fig. 10 und 11 gezeichneten Apparate
in den Handel. In Fig.
10 sind die beiden Balanciers c und c1 durch eine
Gliederkette ohne Ende g mit einander verbunden. Durch
Einhaken des Hebels c in ein anderes Glied der Kette
g wird die Entfernung zwischen c und c1 verkürzt, demnach der Schaft gehoben bezieh.
gesenkt. Die Vorrichtung ist breiter als wie die Schaftstärke und muss daher
durch eine Flachdrahtöse d mit der Breitseite parallel
zum Schaft gehalten werden. In Fig. 11 ist nur ein
Balancier c angewandt, welcher mit seinen Enden in
gelochte Schienen g1
eingreift. Letztere werden direct mit dem Schaftstab f
verbunden und oben federnd mit einander vereinigt. Durch tieferes Einhaken von c in g1 erhält man hier die gewünschte Schaftstellung, i ist eine Drahtöse von solcher Länge, dass der
Balancier c sich genügend senken lässt.
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Fig. 7.Schaftaufhängung im Webstuhl.
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Schraubenregulirer.
Recht interessant, aber wenig für die Praxis geeignet ist der von Ed. Keller in Ziegenrück i. Th. construirte
Schaftregulirer, welcher durch die Fig. 12 und 13 wiedergegeben ist.
Zwei zwischen Bolzen k geführte Schienen h und h1 sind gelocht und mit einseitiger entgegengesetzter
Verzahnung versehen, in welche ein gemeinschaftliches Zahnrädchen z eingreift. Mit dem Zahnrad verbunden ist die gerippte
Scheibe p, welche, als Handrad dienend, durch Drehung
eine Verschiebung der Schienen h und h1 gegen einander
herbeiführt. Die Feder v sichert die eingenommene
Stellung. Der Apparat ist durch die beiden mittels der Bolzen k verbundenen Platten e
und c1 eingeschlossen
und gehalten.
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Schaftregulirer der Ziegenrücker Holzstoffabrik.
Die Anordnung solcher Apparate im Webstuhl zeigt die Fig.
14. Ober- und unterhalb des Schaftes s sind bei z1 die Regulirer in die Kette oder Schnur
u eingeschaltet.
Der durch Louis Tuchscherer in Chemnitz erfundene
Schaftzug ist in den Fig.
15 und 16
abgebildet. Die Einrichtung desselben ergibt sich aus den Fig. 17 und 18. Das flache, an der
einen Längsseite offene Gehäuse a nimmt eine gezahnte Zugstange c auf, die durch eine kräftige Feder v niedergehalten wird. Die beiden Stifte d und d1 verhüten durch Eingreifen in die Verzahnung von
c ein unbeabsichtigtes Herausziehen der Zugstange
c aus dem Gehäuse a.
Zum Verkürzen des Schaftregulirers genügt ein kräftiger Druck auf den Zughaken c, zum Verlängern jedoch wird mit Ueberwindung des
Federdruckes der Zugarm von den Stiften d und d1 seitlich abgehoben
und auf die gewünschte Länge herausgezogen (Fig. 18). Ein gänzliches
Herauszerren des Armes c wird dadurch vermieden, dass
das untere Ende desselben direct hinter der Verzahnung abgerundet ist.
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Schaftregulirer von Keller.
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Fig. 14.Anordnung der Schaftregulirer.
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Schaftregulirer von Tuchscherer.
Der in Fig. 19 bis 21 wiedergegebene
Schaftregulirer besteht zur Hauptsache aus zwei gegen einander verstellbaren
Schienen e und e1. Die Schiene e ist an
der einen Seite über die ganze Länge hin gezahnt, während e1 nur am Ende mit wenigen Zähnen versehen
ist, die in die Zahnlücken von e an jeder Stelle
hineinpassen. Unten wird die Schiene e1 durch ein flaches Auge a der Schiene e geführt. Nachdem e1 an irgend einer
Stelle in e eingesetzt worden ist, wird der
Messingschieber i über beide Schienen hinweggeschoben
bis zum Anstossen an den Nietkopf h. Durch diesen wird
gleichzeitig die schwache Blattfeder f gehalten, welche
ein Zurückgleiten des Schiebers i verhütet. Es ist
somit eine starre Verbindung zwischen beiden Schienen hergestellt und lässt sich
auch leicht und schnell eine Längenveränderung herbeiführen.
Viel angewandt wird auch der in den Fig. 22 bis 24 skizzirte Schaftzug.
Die beiden Schienen e und e1 sind durch eine Niete h nicht ganz fest mit einander verbunden, so dass
bei einer Druckwirkung in der Richtung des Pfeiles in Fig. 23 der Haken o der Schiene e1 aus der Durchbohrung der Schiene e austreten und höher oder tiefer wieder einspringen
kann. Nach längerem Gebrauch und häufigem Verstellen versagt aber die Federkraft der
Schienen und führt dann zu selbsthätigem Verstellen und demzufolge zu Störungen im
Betrieb.
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Schaftregulirer mit Verzahnung.
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Schaftregulirer mit Lochschiene.
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Schaftregulirer von Fischer.
Am meisten findet sich der von F. B. Fischer in Pössneck i. Th. erfundene Schaftregulirer (* D. R. P. Nr. 21771 vom 30. September 1882) in
vielen Abarten vor, welcher einfach und schnell zu bedienen ist und lange
betriebsfähig bleibt. Die Fig. 25 bis 27 zeigen die übliche Form. Die aus einander federnden Schienen e und e1 sind oben fest mit einander vernietet. Der
Schenkel e trägt einen Stift k, der andere ein hierzu passendes Loch. Zwischen beiden Schienen e und e1 findet eine mit vielen Durchbohrungen versehene
Mittelschiene d Platz, welche der gewünschten Länge
entsprechend auf den Stift k geschoben wird. Alsdann
bewegt man den messingenen Schieber i abwärts bis zum
Anlehnen an den vorstehenden Nietkopf des Stiftes k,
wodurch eine starre und sichere Verbindung der Schienen hergestellt wird.
Zweckmässig ist es, den Apparat so am Schaft anzubringen, dass der Schieber i herunter gezogen wird, um die genannte Verbindung
herzustellen, und nicht umgekehrt, damit ein selbsthätiges Verschieben von i nach langem Gebrauch und nachlassender Federkraft der
Schienen e und e1 ausgeschlossen ist.
Für besondere Zwecke kommen Modificationen dieses Schaftzuges vor. So zeigt
Fig. 28 dieselbe
Einrichtung mit Schraubbolzen g zum directen
Einschrauben in den hölzernen Schaftstab. Die beiden Schienen e und e1 sind hier nicht mit einander vernietet, sondern
durch in dem einen Schenkel sitzenden Stift k1 und einen zweiten Schieber i1 mit dem Schraubbolzen g lösbar verbunden. Das Einschrauben ist dadurch
erleichtert und ebenso können die Bolzen g beim
Auswechseln des Webstuhlgeschirres in den Schaftstäben verbleiben.
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Schaftregulirer von Fischer.
Fig. 29 bis 31 geben den Fischer'schen Schaftregulirer wieder, wie er für die
mechanischen Doppelsammetstühle benutzt wird. In der Anwendung zeigt ihn Fig. 32 bei x. Die Oese
p dient zum Ueberstreifen über die geriffelte
eiserne Wippe y. Die eigenthümliche Einrichtung des
Regulirers gestattet, denselben sofort um 8 cm und mehr zu verlängern zum Zweck, die
gehobenen Schäfte der Oberwaare in die Tiefstellung zu bringen und die Schäfte der
Unterwaare einzeln anzuheben, um den richtigen Fadeneinzug zu controliren. Fig. 29 und 30 geben die Stellung
für den regulären Betrieb wieder. Bei n wird die
Zugstange u (Fig. 32)
befestigt. Wird der in diesem Fall durch Körnerschläge in dem Schenkel e gegen unbeabsichtigte Lösung gesicherte Schieber i2 nach oben
verschoben, so lässt sich der bei a drehbare Arm vv1 herumlegen und
durch den wiederum niedergezogenen Schieber i2 halten (Fig. 31), wodurch die
gewünschte Verlängerung erzielt wird. Bei sehr straffer Schnürung ist diese
Vorrichtung zur leichteren Veränderung der Länge des Schaftzuges ebenfalls
empfehlenswerth. Es wird alsdann der Hebel vv1 nur frei gegeben, hierauf die Einstellung der
Mittelschiene d vorgenommen und zuletzt wieder die
Stellung des Armes v wie in Fig. 29
herbeigeführt.
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Fig. 32.Schaftaufhängung im Webstuhl.
Neuere Schaftregulirer, wie z.B. der nach Patent Schoene
(* D. R. P. Nr. 69620 vom 1. Februar 1893) von der Grossenhainer Blechspulenfabrik Gustav Bornet in Grossenhain gelieferte,
sind ebenfalls einfach, zweckmässig, dauerhaft, leicht zu handhaben und billig. Die
Schenkel e
und e1 (Fig. 33 bis 36) eines kräftigen
Drahtes sind nach aussen federnd und finden Aufnahme in einer flachen Blechhülse c mit Durchbohrungen für die umgebogenen Drahtenden.
Ein Zusammendrücken der frei liegenden Drahtschenkel führt sofortige Lösung und
Regulirung herbei.
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Schaftregulirer von Schoene.
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Schaftregulirer von Lauschke.
Aehnlich ist der Schaftregulirer von M. H. Lauschke in
Grossenhain eingerichtet (D. R. G. M. Nr. 12551 vom 22. Februar 1893). In das mit
Durchbohrungen versehene Façonstück c1 (Fig. 37 bis 40) greifen die Haken
b und b1 der Feder e2 und geben dadurch eine sichere Verbindung, dass
sich die Schenkel in die Hohlkehlen von c1 einlegen. Ein Druck in Richtung der Pfeile (Fig. 39) genügt, um die
Verbindung zu lösen.
d.h.