Titel: | Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem dritten Viertel 1895. |
Fundstelle: | Band 298, Jahrgang 1895, S. 88 |
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Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem
dritten Viertel 1895.
(Letzter Bericht Bd. 297 * S. 110, 183 und
209.)
Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem dritten Viertel
1895.
A. Die Rübenzuckerfabrikation.
I. Landwirthschaft.
In sehr beachtenswerter Weise verbreitet sich F.
StrohmerOesterreichisch-ungarische Zeitschrift für
Zuckerindustrie und Landwirthschaft, 1895 XXIV S.
685. auf Grund eigener Versuche über die wichtige Frage: Die Zuckerverluste der Rüben während ihrer
Aufbewahrung. Die Versuche wurden mit Einzelrüben in einem complicirten
Apparat vorgenommen, durch welchen vollkommen kohlensäurefreie Luft
durchgeleitet wurde. Das durch den Apparat durchgesaugte gesammte Luftvolumen
wurde durch eine Gasuhr gemessen. Bei sämmtlichen Versuchen ergab sich die
Thatsache, dass mit einer grösseren Kohlensäureausscheidung auch immer eine
grössere Zuckerzerstörung verbunden war. Rechnet man nun die gefundene
Athmungskohlensäure auf die verathmete Zuckermenge um, so ist diese Zahl in
allen Fällen kleiner als der wirkliche Zuckerverlust, woraus hervorgeht, dass
während der Aufbewahrung neben jenem Zucker, welcher in der Athmung bis zu
seinen Endproducten verbrennt, noch ein anderer Theil des Zuckers verschwindet.
Da, wie Strohmer nachgewiesen hat, in den Athmungsgasen
der Rübe ausser der Kohlensäure keine anderen kohlenstoffhaltigen Verbindungen
in messbarer Menge vorhanden sind, so muss für das Verschwinden desjenigen
Zuckers, der nicht in der Athmung verbrannt wird, eine andere Erklärung gesucht
werden.
Aus den Versuchen anderer Forscher, sowie der eigenen kommt Strohmer zu dem Schlusse, dass die
Athmungsintensität der Rübe und aller anderen Pflanzen unter sonst gleichen
Bedingungen in erster Linie von dem Gehalte an vorhandenem activen,
circulirenden Eiweiss abhängig ist. Um die Frage zu entscheiden, wie sich die
Rübe bei Luftabschluss verhält, wurde eine gesunde, normale Rübe 15 Tage im
reinen Wasserstoffstrom beobachtet. Nach dieser Zeit zeigte die Rübe jedoch
ziemlich deutlich die Symptome der Erkrankung durch Auftreten trockenfauler
Stellen, mit welchen ein Wiederansteigen der Kohlensäurecurve verbunden war. Die
Rübe zeigt demnach auch bei Sauerstoffabschluss eine ständige
Kohlensäureabspaltung, die sogen. intermolekulare Athmung. Also auch durch Luft-
bezieh. Sauerstoffabschluss kann die Athmung und damit auch die Zückerzersetzung
nicht hintangehalten werden. Die Zuckerverluste kann man aber wohl verringern,
indem man die Rüben möglichst unverletzt so aufbewahrt, dass eine ganz geringe
Zufuhr möglichst kalter Luft die zu ihrem normalen Erkalten nothwendige Athmung
eben noch gestattet und durch dieselbe nicht nur die durch die Athmung bedingte
innere Wärmeproduction ausgeglichen, sondern die Temperatur so weit herabgesetzt
wird, als kein Erfrieren und daher Tod ten der Rübe eintritt. Jeder andere
Versuch ist vorläufig als ein „nutzloses Beginnen“ zu bezeichnen.
FrankZeitschrift des Vereins für die
Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches, 1895 XXXXV S.
587. äussert sich wieder über die
wahren Ursachen der als Wurzelbrand und Herzfäule bezeichneten
Rübenkrankheiten und stellt bei der Herzfäule als Ursache den Pilz
Phoma Betae hin, der auf keiner anderen Pflanze als nur auf der Rübe vorgefunden
wird. Der Pilz hatte stellenweise ausserordentliche Verbreitung erlangt, wobei
er mit einer Vehemenz auftrat, so dass manche Schläge überhaupt keine Erträge
gaben. Zur Bekämpfung dieses schädlichen Pilzes sind leider noch keine
ausreichenden Gegenmittel bekannt, die allgemeine Anwendung finden könnten. Auch
bei dem Wurzelbrand sind Organismen als Ursache anzusehen. Was nun die
Bekämpfung anbetrifft, so ergibt sich, dass, um den Wurzelbrand wenigstens nach
Möglichkeit einzuschränken, das Beizen des Saatgutes rationell ist, weil es
diejenigen Sporen tödtet, die am Samen haften, und die, wenn sie lebenskräftig
bleiben, nachher den Wurzelbrand hervorrufen können.
HellriegelIbid. S. 604. hält die Frage, ob der Nematodenschaden durch eine kräftige Düngung mit Kalisalzen zu
verhindern oder wenigstens zu vermindern sei, auf Grund von Versuchen
nicht für gänzlich abgeschlossen, hält es aber für möglich, dass in bestimmten
Fällen diese Wirkung eintritt. Niemand behauptet, dass die Kalisalze ein Gift
für die Nematoden sind, welches sie ohne weiteres tödtet, und Niemand behauptet,
dass die Kalidüngung ein Radicalmittel ist, das mit einem Schlage von der
Nematodenplage erlöst; aber ganz undenkbar erscheint es nicht, dass, wenn
Kalisalze längere Zeit hindurch consequent angewendet werden, dadurch die
Entwickelung der Nematoden doch in etwas gehemmt werden kann.
HollrungZeitschrift des Vereins für die
Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches, 1895 XXXXV S.
611. theilt zu demselben Gegenstand mit, dass die
Versuchsstation für Nematodenvertilgung in Halle a. S. sich in Folge schlechter
Resultate von der Frage der Kalidüngung abgewendet hat, um wieder zu directen
Mitteln (Schwefelkohlenstoff) zu greifen. Die bisherigen Versuche mit
Kalidüngung haben gezeigt, dass sich mit irgend welcher Bestimmtheit und ohne
den Aufwand eines grossen Apparates von Untersuchungen nicht voraussagen lässt,
ob auf diesem oder jenem Plan die Kalidüngung helfen oder wirkungslos bleiben
wird.
II. Chemie und analytische
Untersuchungsmethoden.
Eine charakteristische Reaction der Saccharose. G.
PapasogliBulletin de l'association des chimistes de
sucrerie et distillerie, 1895 XIII S. 68. hat
beobachtet, dass, wenn man eine wässerige Zuckerlösung mit einigen Tropfen einer
Kobaltlösung versetzt und zu der Flüssigkeit Natronlauge in geringem Ueberschuss
zugibt, die Zuckerlösung eine ziemlich beständige tief amethyst-violette Färbung
annimmt. Bei einer Glukoselösung erhält man eine Blaufärbung, die fast sofort
wieder verschwindet, worauf die Flüssigkeit nach und nach ein schwach
schmutzig-grünes Aussehen annimmt. Nach dieser Reaction kann man mit Sicherheit
die Anwesenheit von Saccharose in gezuckerten Substanzen oder solchen von süssem
Geschmack, wie sie im Allgemeinen im Handel vorkommen, nachweisen. Vortheilhaft
ist es, eine 5procentige Kobaltnitratlösung und eine 50procentige Natronlauge
anzuwenden. Enthält die Flüssigkeit gleichzeitig beide Zuckerarten, dann bleibt
die Farbenreaction der Saccharose noch sehr deutlich selbst bei 9 Proc. Glukose
auf 1 Proc. Saccharose.
K. KomersOesterreichisch-ungarische Zeitschrift für
Zuckerindustrie und Landwirthschaft, 1895 XXIV S.
492. beschreibt eine neue Wage zur
raschen und genauen Ermittelung des specifischen Gewichtes im Saft von
Mutterrüben, welche von J. Nemetz in Wien
construirt wurde. Das Princip der Wage besteht in der Verwendung eines
Pipettenpiknometers, welches mit dem Safte, der in bekannter Weise aus einem
Bolzen der zu untersuchenden Rübe gewonnen wird, gefüllt ist. Die Balling-Grade
des Saftes können an einer in der Wage angebrachten Scala direct abgelesen
werden. Ferner wird durch einen an dem linken Balkenende befestigten, in
Glycerin schwimmenden Glaskörper die Zahl der Schwingungen des Balkens nach der
Desarretirung auf ein Minimum beschränkt. Die Prüfung hat ein günstiges Resultat
ergeben, nachdem die Wage bei einfacher Arbeitsweise auf 0,1° Balling
empfindlich ist.
Selbstverständlich können diese Wage und alle anderen ähnlichen Constructionen
dieser Art auf wissenschaftliche Exactheit keinen Anspruch machen. Für
Massenuntersuchungen, wo es sich darum handelt, eine rohe Unterscheidung
zwischen nachzuchtwürdigen und auszuscheidenden Rüben zu machen, werden
derartige Instrumente noch genügen. Sonst aber wird man doch auf die Bestimmung
des Zuckers in der Rübe und nicht im Saft zurückgreifen müssen, um wirklich
einwurfsfreie Resultate zu erhalten, d.h. die wirkliche Qualität der zu untersuchenden
Rüben feststellen zu können.
K. AndrlikZeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen,
1895 XIX S. 258. prüfte in einem Beitrag zur Rübenanalyse zwei Verfahren zur Bestimmung des Zuckers in
der Rübe, nachdem die Versuche von Kroeker zu den
französischen Behauptungen widersprechenden Resultaten geführt haben. Zum
Vergleich wurden die warme Digestion nach Pellet
und die Alkoholextractionsmethode herangezogen. Zur Alkoholextraction bevorzugt
Andrlik den Scheibler'schen Extractionsapparat, weil darin der Umfang und daher
auch die Dichte des Extractes fast constant erhalten werden, was bei dem
continuirlich arbeitenden Apparat von Soxhlet nicht
der Fall ist. Andrlik vermuthet, dass die in Kroeker's Resultaten vorkommenden Differenzen
entweder vom chemischen Charakter der Bestandtheile des Rübensaftes oder vom
physikalischen Verhalten derselben abhängig sein müssen. Zu solchen
Bestandtheilen zählt er zum Beispiel das Lippmann'sche Phytosterin mit einem Drehungsvermögen von αD = 35,11 und auch
Kollrepp's Isocholesterin, einen
rechtsdrehenden Stoff von fast dem der Saccharose gleichen Drehungsvermögen αD
= 67,2. Der Einfluss dieser Stoffe auf die
Polarisation lässt sich aber nicht bestimmen, da nicht bekannt ist, in welchen
Mengen diese Stoffe in der Rübe vorhanden sind. Die Differenzen in der
Polarisation bei normaler Rübe bei der Digestion gegenüber der Extraction wurden
um 0,07 bis 0,36, bei welker Rübe um 0,52 Proc. grösser gefunden. Diese
Differenzen erklären sich durch grössere Mengen des Markgehaltes. Zu bemerken
ist, dass die welke Rübe nicht mehr reducirende Stoffe als eine frische Rübe
enthielt.
Die Zusammensetzung der Diffusionsgase. Die
Gasentwickelung bei der Diffusion ist schon seit dem Jahre 1870 bekannt; Scheibler theilt 1873 mit, dass die Brennbarkeit
dieser Gase lediglich auf die Anwesenheit von Wasserstoff zurückzuführen ist.
Chevron glaubt, dass die Gasentwickelung von
der Einwirkung des Saftes auf das Eisen der Diffuseure herrührt. NeitzelScheibler's Neue Zeitschrift für
Rübenzuckerindustrie, 1895 XXXV S. 21. ist nun zu
der Erkenntniss gelangt, dass die Gasentwickelung hauptsächlich der Einwirkung
von Fermenten zuzuschreiben ist. Die entstehenden Gase, Kohlensäure und
Wasserstoff, die in den Endproducten der Zuckerfabrikation nachgewiesene
Milchsäure, ferner das häufig beobachtete Dextran lassen erkennen, dass hier die
sogen. Milchsäuregährung vorliegt. Bei einer etwaigen Einwirkung von Säuren auf
das Eisen der Diffuseure in der Hitze war die Möglichkeit einer Methanbildung
von vornherein nicht ausgeschlossen. Bei jeder Analyse des Gases wurde aber die
Anwesenheit des Methans nachgewiesen, so dass daraus hervorgeht, dass das
brennbare Gas reiner Wasserstoff ist. Bemerkenswerth hat eine Temperatur von 75
bis 76° C. bei der Diffusion diejenige Grenze ergeben, oberhalb deren keine
Wasserstoffbildung eingetreten ist, während bei 50° C. die geeigneten
Bedingungen gegeben sind. Die Praxis bestätigte dieses Ergebniss und liess sich
die Wasserstoffentwickelung lediglich auf die ältesten, am längsten unter Druck
stehenden Diffuseure, wo in Folge der Kälte des Druckwassers eine Steigerung bis
über 76° nicht zu erreichen war, beschränken. Was die Ursachen der
Wasserstoffentwickelung anbetrifft, so ist Neitzel der Ansicht, dass wasserstofferzeugende Bakterien mit dem
Betriebswasser in den Kreis der Diffusion gelangen und dass in den ältesten
Diffuseuren bei den günstigen Temperaturbedingungen der Herd ihrer Vermehrung zu
suchen ist. In der betreffenden Zuckerfabrik, die sehr unreines Betriebswasser
verwenden musste, liessen sich die Schwierigkeiten durch Erhöhung der Temperatur
in der Diffusion auf 80° C. und ferner durch das Aufkochen des Rohsaftes vor dem
Kalkmilchzusatz meistens beseitigen. In einem Falle wurde gleichzeitig
Fluorammonium zugesetzt, doch ist dieses Präparat für eine allgemeine Anwendung
zu theuer. Der Gebrauch von gereinigter Carbolsäure ist nutzlos, das Eintragen
von Kalk in die Diffuseure schädlich und nur die Wasserstoffbildung befördernd,
hingegen scheint aber das Ausschwefeln der leeren Diffuseure nicht ganz werthlos
zu sein. Wenn nun aber dem Formaldehyd (Siehe weiter unten. Der Ref.) wirklich
gährungshemmende Wirkungen zukommen, so liesse sich mit Leichtigkeit ein Apparat
construiren, welcher aus dem billig im Preise stehenden Methylalkohol das
Formaldehyd erzeugen und dasselbe etwa mittels Inductors den Diffuseuren
zuführen könnte.
Zur raschen Bestimmung der Reinheitsquotienten hat
WeisbergJournal des fabricants de sucre, 1895 Bd.
35 Nr. 29. für den gewöhnlichen Arbeitsgebrauch eine
Coefficiententabelle zwischen 57 bis 92 berechnet, und zwar ohne Rücksicht auf
die Zurückführung der Syrupe in die Füllmasse. Man arbeitet hierbei in folgender
Weise: Eine gewisse Menge Syrup wird mit destillirtem Wasser auf 17 bis 18° Brix
verdünnt. Man bestimmt nun den Zuckergehalt und berechnet den scheinbaren
Reinheitsquotienten. Derselbe sei 72. Die Tabelle zeigt, dass der
Reinheitsquotient 1,027 ist. Man hat nun 72 × 1,027 = 74 und dies ist der
wirkliche Reinheitsquotient. Man kann dann das Wasser berechnen. Zu diesem
Zwecke wiegt man das ganze oder halbe Normalgewicht der Melasse ab, polarisirt
und findet zum Beispiel 66 Proc. Zucker. Es ergibt nun die Rechnung
\frac{66\,.\,100}{74}=89,2 Proc. Trockensubstanz; 100 –
89,2 = 10,8 Proc. Wasser. Diese Methode ist sehr rasch und für die gewöhnliche
Arbeit mit genügender Genauigkeit durchzuführen. Wenn die Syrupe jedoch wieder
zurückgeführt werden oder wenn die Melasse nach dem Verfahren von Steffen oder einem anderen Verfahren verarbeitet
wird, so ist es nothwendig, besondere Correctionscoefficienten zu bestimmen.
Vor einigen Jahren hat M. SiderskyBulletin de
l'association des chimistes, 1895 XII S. 565. eine
Methode zur Bestimmung der Dichte der Füllmassen
veröffentlicht, welche darauf gegründet ist, dass man das speeifische Gewicht
einer Lösung von 20 g Füllmasse zu 100 mm bestimmt und dann aus einer ebenda
veröffentlichten Tabelle die scheinbare Trockensubstanz derselben findet. Diese
Tabelle ist insofern unrichtig, als sie die alte Balling'sche Tabelle zur Grundlage hat, welche nach Mohr'schen Cubikcentimetern ausgearbeitet worden
ist, während man sich heute zumeist Instrumente bedient, welche auf wahre
Cubikcentimeter basirt sind. Sidersky hat daher
eine neue Tabelle aufgestellt, welche mit Hilfe der Tabellen Scheibler-Sidersky berechnet ist und welche sich
auf wahre Cubikcentimeter bezieht. An dieser Stelle kann aber nur auf die
Tabelle aufmerksam gemacht werden, da eine Wiedergabe zu umfangreich ist.
Dieselbe wird für den Fabrikbetrieb in vielen Fällen sehr gute Dienste
leisten.
Ueber die Klärung von Zuckerlösungen behufs Polarisation
derselben berichten A. Stift und E. Petzival.Oesterreichisch-ungarische Zeitschrift
für Zuckerindustrie und Landwirthschaft, 1895 XXIV S.
480. Der Grund zu diesen Untersuchungen lag darin, dass es sehr
schwierig war, optisch-inactives Tannin im Handel zu bekommen, und dieses Mittel
noch vielfach zur Klärung von Zuckerlösungen angewendet wird. Es wurde nun
versucht, aus den käuflichen Tanninsorten optisch-inactives Material
herzustellen, nachdem nicht zu leugnen ist, dass Tannin ein ausgezeichnetes
Klärmittel darstellt, und selbst bei Producten, bei welchen Bleiessig und Alaun
oder Thonerdehydrat ziemlich dunkel gefärbte Filtrate ergeben, sehr lichte,
blanke und gut zu polarisirende Filtrate gibt. Zur Reindarstellung des Tannins,
wobei nur die besten Sorten des Handels benutzt wurden, wurden verschiedene
Methoden angewendet. Die Versuche zeigen nun, dass die Reinigung des Tannins für
die Zwecke der Polarisation keine einfache und dass es überhaupt schwierig ist,
ein allgemein anwendbares Reinigungsverfahren zu finden. Dazu kommt noch, dass
das Tannin durch Bleiessig vollständig gefällt wird und durch das Volumen des
entstehenden Niederschlages unter Umständen ganz bedeutende Fehler entstehen
können. Wenn auch das Tannin in manchen Fällen unleugbare Vorzüge besitzt, so
wäre es aber doch wünschenswerth, dasselbe nicht mehr anzuwenden und endgültig
zu den Todten zu werfen. Die Verfasser verweisen aber auf das von Herles empfohlene salpetersaure Blei als Klärungs-
und Entfärbungsmittel für Zucker- und Melasselösungen, welches von A. Stift bereits seiner Zeit geprüft wurde und die
Klärung mit Bleiessig und Alaun vollständig ersetzt. Weitere Versuche, die mit
Zusatz von raffinosehaltiger Melasse durchgeführt wurden, ergaben durchweg
befriedigende Resultate.
Die Wägung des bei der gewichtsanalytischen
Zuckerbestimmung gefällten Kupfers als Kupferoxyd. Nach K. FarnsteinerForschungsberichte über Lebensmittel und ihre Beziehung zur Hygiene
u.s.w., 1895 II S. 235. ist die Verwendung der Allihn'schen Röhrchen nicht an die Benutzung des
Wasserstoffapparates gebunden, weil es leicht gelingt, das abfiltrirte
Kupferoxydul in den Röhrchen selbst in Kupferoxyd überzuführen, und zwar so
vollständig, als es die praktische Anwendung des Verfahrens erheischt. Die
Arbeitsweise ist die folgende: Der dickwandige Verbindungsschlauch von Pumpe mit
Absaugekolben hat eine lichte Weite von 5 mm und ist an einer Stelle nahe dem
Kolben durchgeschnitten. Die beiden Stücke werden mit einem Glasrohr von 6 mm
Durchmesser wieder verbunden. Die ausgezogenen Enden der Röhrchen passen dicht
in den Schlauch hinein und lassen sich noch leicht in demselben umdrehen. Nach
dem Abfiltriren und Auswaschen des Kupferoxyduls nach der bisher üblichen
Methode wird der zur Pumpe führende Schlauch ohne Unterbrechung des Saugens an
der erwähnten Unterbrechungsstelle von dem Glasrohre abgezogen und an dessen
Stelle der ausgezogene Theil des Filtrirrohres eingesetzt. Wenn nach wenigen
Augenblicken das in Folge der Verdunstung des Aethers auf dem Kupferoxydul
gebildete Eis verschwunden ist, wird unter stetigem, massigem Saugen mit der
linken Hand der Schlauch an dem freien Ende, mit der rechten das Ende des
weiten Theiles des Filtrirrohres erfasst, und während man das Rohr in
wagerechter Lage wie beim Ausziehen eines Glasrohres mit der rechten Hand
umdreht, wird die Mitte des Rohres über einer massigen Flamme erhitzt. Während
des Umdrehens nähert man allmählich die Kupferoxydulschicht der Flamme. Hierauf
wird mit voller Flamme erhitzt, wobei ein lebhaftes und anhaltendes Aufglühen
der kupferhaltigen Substanz eintritt. Das Erhitzen wird so lange fortgesetzt,
bis die Asbestfüllung und das Kupferoxyd eben zu glühen beginnen. Nach dem
Erkalten des Rohres im Exsiccator wird gewogen. Die ganze Operation von dem
Einsetzen des Röhrchens in den Schlauch bis zur Beendigung des Erhitzens dauert
höchstens 3 bis 4 Minuten.
Nachdem die Methode nach den Belegen Farnsteiner's
zufriedenstellende Resultate gibt, so ist eine nähere Nachprüfung von anderer
Seite wünschenswerth, da dieselbe geeignet erscheint, die übliche Benutzung der
zeitraubenden Wasserstoffapparate behufs Ueberführung des Kupferoxyduls in
Kupfer umgehen zu können.
III. Zuckerfabrikation.
Studien über Alkalitäten III. L. JesserOesterreichisch-ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie und
Landwirthschaft, 1895 XXIV S. 497. setzt seine
ausgedehnten Studien über diesen Gegenstand fort, doch muss auf dieselben, wie
es auch bei den früheren Abhandlungen geschehen ist, auf das Original verwiesen
werden, weil es unmöglich ist, darüber in einem kurzen Referat zu berichten. Aus
der Jesser'schen Arbeit ergibt sich, dass man
sowohl bei der ersten als auch bei der zweiten Saturation die Scheidetemperatur,
die Zeitdauer der Scheidung, die Menge der Kalkzugabe vollständig in der Hand
haben muss. Eine sparsame Einrichtung dieser Station hat immer zur Folge, dass
man die Hände gebunden hat und es unmöglich ist, sich zu helfen. Die Folge davon
ist stets eine qualitativ schlechte Arbeit, (verkalkte Säfte u.s.w.), die sich
bis zur Füllmassenarbeit hinzieht. Man muss die Regelung der Temperatur in jedem
Gefäss vornehmen, daher ausser der indirecten Anwärmung stets Reserveanwärmungen
zur Verfügung stehen sollen.
Verursachen die Kalksalze das schwere Kochen der Säfte?
Rümpler hat seiner Zeit behauptet, dass Säfte, welche mehr als 0,1 g
Kalk in 100 cc enthalten, sich schwerer verkochen lassen als solche, die
geringere Mengen aufweisen; ein Kalkgehalt von 0,2 g in 100 cc rufe schon
Betriebsstörungen hervor und ein solcher von 0,25 g mache ein Kochen auf Korn
fast unmöglich. Von anderer Seite befürwortet man die Scheidung mit Kalk, da
nach den Versuchen von Herzfeld der Kalkgehalt der
Säfte um so geringer ist, je mehr Kalk bei der Scheidung zur Anwendung gelangt.
Vor 12 Jahren hat v. Lippmann die Ansicht
ausgesprochen, dass man das Schwerkochen der Säfte dem Vorhandensein von
gummiähnlichen Nichtzuckerstoffen oder Eiweiss zusprechen muss, und stimmt
dieser Ansicht auch Claassen zu. Zur Prüfung dieser
noch keineswegs geklärten Frage hat C. PolsterDie deutsche
Zuckerindustrie, 1895 XX S. 1070. während zweier
Campagnen die Säfte und Füllmassen titrimetrisch auf ihren Kalkgehalt
untersucht. Aus den gewonnenen Zahlen geht nun, im Gegensatz zu der Behauptung
Rümpler's, hervor, dass die Kalksalze das
schwere Kochen nicht deutlich nachweisbar beeinflussen, nachdem Dicksäfte von
geringem Kalkgehalt (0,03) und solche von relativ bedeutender Kalkmenge (0,28)
sich in vielen Fällen gleich gut haben verkochen lassen, während andererseits
auch wieder bei geringerem Kalkgehalt schwereres Kochen beobachtet wurde. In der
verflossenen Campagne haben wohl verschiedene Sude länger als gewöhnlich gekocht
und liessen eine geringere Kornbildung erkennen, aber auch hier war ein hoher
Kalkgehalt nicht als Ursache anzusehen. Es zeigte sich, dass diese geringe
Kornbildung und das langsame Kochen immer dann eintrat, wenn vorher die
Diffusionssäfte im Vorwärmer stark schäumten, und diese Säfte gaben beim
Erwärmen auf 70° R. einen starken Niederschlag. Dieser Niederschlag abfiltrirt,
mit heissem Wasser ausgewaschen und getrocknet, enthielt in der aschefreien
Trockensubstanz 34,5 Proc. Proteïn; eine andere Probe ergab 25,6 Proc.
Proteïn.
Gegenüber den Ausführungen von C Polster bemerkt RümplerDie deutsche Zuckerindustrie, 1895 XX S.
1139., dass dieselben weder für noch gegen seine (Rümpler's) Ansicht etwas beweisen können. Zunächst
hält er es für unstatthaft, dass Polster je vier
Analysen zu einem Tagesdurchschnitt zusammenzieht, weil die verschiedenen Sude
niemals genau mit diesen Tagesdurchschnitten zusammenfallen können. Rümpler stellte die Untersuchungen in der Weise an,
dass er immer 2 cbm Dicksaft in eines der Reservoire pumpte, dieselben
untersuchte und dann erst durch die Filterpressen in das Gefäss abliess, aus
welchem der Saft in das Vacuum abgezogen wurde. Es kommen dabei allerdings 20
bis 30 Kalktitrirungen auf den Tag, aber einerseits weiss man genau, wie viel
Kalksalze auf jedem Sud verkocht werden, und andererseits ist die Mühe so
gering, dass der Chemiker nicht überlastet wird. Bei zu hoher Alkalität trägt
aber thatsächlich der Kalk allein Schuld am schweren Kochen. Selbst sonst
vollständig reine und gute Dicksäfte versagen im Vacuum, wenn sie zu stark
alkalisch sind und wenn die Alkalität in Form von Kalk vorhanden ist. Ist die
Alkalität jedoch in Form von Natron vorhanden, so schadet sie nichts. Das gute
und schlechte Verkochen der Säfte hängt innig mit der Krystallisationsfähigkeit
des Zuckers zusammen; Substanzen, die das Auskrystallisiren des Zuckers
erschweren, erschweren auch den Kochprocess.
Die Anwendung der Oberflächencondensation auf
Verdampfapparate und Vacuums, System A. Schaad und E. Schiegel. Nach
der Mittheilung de Grobert'sL'alcool et le
euere, 1895 III S. 642. wird die
Oberflächencondensation seit 3 Jahren von A.
Schaad, dem Erfinder dieses Systems, in der Zuckerfabrik Rossitz (Mähren) durchgeführt. Die Resultate des
Verfahrens stehen unerreicht da, trotz der Schwierigkeiten, welchen jede
Neuerung unterworfen ist. Den Anstoss gaben die Anforderungen der Regierung,
indem sie die Reinigung der Abwässer verlangte, und die Condensationswässer den
grössten Theil der Abwässer ausmachen, selbst bei theilweiser Verwendung zur
Rüben wasche und zum Transport. Theoretisch enthalten diese Wässer nach dem
Gebrauche nicht mehr Verunreinigungen wie vor demselben, was jedoch nie der Fall
ist; ausser ätherischen Oelen der Rübe oder des Zuckerrohrs, welche während des
Verdampfens und Verkochens entweichen, werden immer während des Aufkochens
Syrup- oder Klärselblasen mitgerissen. Diese mitgerissene organische Substanz
macht die Condenswässer allerdings nicht gefährlich, aber sie sind schon
leichter Veränderungen zugänglich. Zur Vermeidung dieses Uebelstandes hat Schaad zur Oberflächencondensation gegriffen, so
dass die Syrupdämpfe mit dem Kühlwasser nicht mehr zusammenkommen, daher erstens
die Verunreinigung durch die organische Substanz entfällt und zweitens das
Volumen der Condenswässer ein beträchtlich kleineres ist. Wenn dieser Weg einmal
eingeschlagen ist und die Oberflächencondensation regelmässig functionirt, so
ist das zur Condensation nothwendige Quantum Wasser viel geringer als bei der
Condensation durch Einspritzung, was allerdings den gewöhnlichen Anschauungen
darüber geradezu widerspricht. Zur Widerlegung gibt Grobert eine längere theoretische Betrachtung.
Bei dem Condensator Schaad-Schiegel's incrustirten
sich die Kühlröhren nicht, trotzdem das Kühlwasser hart war und durch die Wärme
die Kohlensäure des Wassers, welches die Carbonate des Kalkes in Lösung hält,
entweicht und die Kalkcarbonate hätte ausfällen sollen. Die Erhöhung der
Temperatur ist jedoch nur eine gradatime, und obwohl das gebrauchte Kalkwasser
wärmer ist als das Condenswasser des alten Verfahrens, so verliert es doch
weniger Kohlensäure und die Kalksalze bleiben in Lösung. Nach der Einrichtung
von Rossitz ist zu entnehmen: 1) Vereinfachung der
Abwasserfrage in Zuckerfabriken, nachdem das Volumen der Abwässer bedeutend
geringer und deren Reinigung leichter ist; 2) bessere Condensation, deshalb eine
grössere Verdünnung, dadurch eine Verbesserung der Apparate, verbunden mit einem
Minderverbrauch an Wasser und Kraft; 3) Vermeidung des Mitreissens beim
Verkochen. Das Condenswasser ist absolut frei von Zucker, mit relativ hoher
Temperatur, so dass es zur Kesselspeisung, zur Diffusion und vorzüglich zum
Schlammabsüssen verwendet werden kann.
Ueber das Verhalten lufthaltiger Wasserdämpfe in den
Verdampfapparaten stellte H. ClaassenZeitschrift des
Vereins für die Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches,
1895 XXXXV S. 675. ausführliche Untersuchungen an, bezüglich
welcher auf das Original verwiesen werden muss.
Das Holz in den Verdampfapparaten. Claassen (D. p. J. 1895 297 184)
hat kürzlich behufs Steigerung der Leistungsfähigkeit der stehenden
Verdampfapparate die Verkleinerung des Röhrenquerschnittes durch Einhängen von
passenden, in unverrückbarer Lage gehaltenen Holzstäben (sogen.
„Rouleauxstäben“) empfohlen und werden die dadurch entstehenden
Vortheile von verschiedenen Seiten anerkannt. BattutJournal des fabricants de sucre, 1895 Bd.
35 Nr. 22. hat in der verflossenen Campagne den Gang eines
mit Verdampfern versehenen Tripleeffets näher studirt und gefunden, dass die
Verdampfung beträchtlich gesteigert, und dass die Bildung von Incrustationen für
die Gesammtoberfläche um mehr als die Hälfte vermindert wird. Dabei sind aber
gewisse Unannehmlichkeiten verbunden. Nach der zweiten Reinigung des
Tripleeffets durch die gewöhnlichen Reinigungsmittel wurde nämlich eine
eigenthümliche Braunfärbung der Syrupe beobachtet, und diese Erscheinung trat
nach der dritten Reinigung, mit welcher auch eine Auskochung mit Kalilauge
verbunden war, noch bedeutend stärker hervor. Der vom Dicksaftkocher kommende
Syrup
enthielt nachweisbare Mengen von Invertzucker, ausserdem war die Alkalität
bedeutend zurückgegangen. Die Holzstäbe enthielten beträchtliche Mengen von
Invertzucker, Farbstoffen und freier Salzsäure und waren gleichsam in ein
„Säuremagazin“ verwandelt worden. Das Holz absorbirt eine bestimmte
Menge Säure und gibt dieselbe trotz der darauf folgenden eingehenden Behandlung
mit Soda und Alkali nicht ab. Die Folgen davon sind dann die Inversion des
Zuckers und die damit Hand in Hand gehende Färbung der Säfte während des
Erhitzens. Selbst wenn man bei der Reinigung die Säure nur in kleinen Mengen
nach und nach, nach Maassgabe der Absättigung durch die Kalksalze, zutreten
lässt, wird keineswegs die Absorption einer bemerkenswerthen Säuremenge
verhindert; diese Methode ist zudem ziemlich kostspielig und nimmt zum mindesten
das Doppelte der normalen Reinigungszeit in Anspruch. Da man auf keinen Fall das
Auftreten der Säure in dem Holz, sobald dasselbe einige Zeit im Gebrauch ist,
verhindern kann, so soll man von der Anwendung desselben abstehen. Battut ist der Meinung, dass, wenn auch die
Beseitigung der todten Partie des Verdampfrohres im Princip als gut anerkannt
wird, man bis jetzt aber doch noch nicht im Besitz einer praktischen Einrichtung
ist, welche eine wirkliche Anwendung gestattet.
Gegenüber den Ausführungen Battut's bemerkt ClaassenZeitschrift des Vereins für die
Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches, 1895 XXXXV S.
517., dass dieselben wohl beweisen, dass bei der Verwendung
von Holzstäben zur Vergrösserung der Leistungsfähigkeit der Apparate unter
gewissen Umständen Uebelstände auftreten können, doch ist es aber nicht
zulässig, diese ungünstigen Resultate verallgemeinern und daher das Einbringen
von Holzstäben in die Heizrohre verwerfen zu wollen. Claassen konnte in der vergangenen Campagne die von Battut hervorgehobenen Uebelstände nicht bemerken;
die Holzstäbe waren nach etwa 18 Wochen noch völlig hart geblieben und
verhielten sich wie frisches Holz. Die Verschiedenheit in den Resultaten kann
nur auf eine verschiedene Art und Weise der Reinigung der Apparate und darauf
zurückgeführt werden, dass Battut in alle drei
Körper seines Tripleeffets Holzstäbe eingehängt hat, während Claassen nur den ersten damit versieht, nachdem er
von der Verwendung von Stäben in den letzten Körpern aus anderen Gründen
abgerathen hat. Da in den letzten Körpern die Steinabsätze stets am stärksten
sind, so muss man in diesen viel mehr Chemikalien zur Reinigung anwenden; allem
Anschein nach hat Battut einen ziemlich starken
Steinansatz in seinen Rohren gehabt und zur Reinigung hauptsächlich Salzsäure in
verhältnissmässig starker Concentration verwendet. Nur so sind seine Resultate
erklärlich. Die Hauptsache bei der chemischen Reinigung der Apparate ist ein
möglichst langes Kochen mit Sodalösung. Sind dadurch dann die in Salzsäure
schwer löslichen Kalksalze in kohlensauren Kalk übergeführt und der Steinansatz
überhaupt lockerer geworden, so genügt zur völligen Reinigung ein ganz kurzes
Kochen mit recht verdünnter Salzsäure. Versuche mit frischen Holzstäben haben
gezeigt, dass die Salzsäure viel rascher und tiefer in das Holz eindringt als
die Soda, während hingegen in die gebrauchten Holzstäbe die Säure nicht
schneller oder tiefer eindringt als in die frischen Stäbe. Man kann unter
folgenden Vorsichtsmaassregeln ohne Bedenken Holzstäbe zur Erhöhung der
Leistungsfähigkeit in die Heizröhren einhängen: Verwendung der Stäbe nur in den
ersten zwei Körpern eines Dreikörperapparates, Reinigung der Apparate durch
intensives Auskochen mit Sodalösung und darauf folgendem kurzen Auskochen mit
recht verdünnter, ungefähr ½procentiger Salzsäure und schliesslich sorgsames
Ausspülen oder besser Auffüllen der Apparate mit Wasser nach dem Auskochen mit
Säure. Vielleicht lassen sich die Bedenken gegen die Verwendung von Holzstäben
dadurch heben, dass man die Stäbe mit einem geeigneten Stoff imprägnirt oder mit
einem Firniss oder Lack tränkt, doch müssen über diese Frage erst Versuche der
nächsten Campagne entscheiden.
Zu dieser Frage äussert sich auch ein AnonymusDie deutsche
Zuckerindustrie, 1895 XX S. 1346. aus der Praxis der
Rohrzuckerfabrikation, und seien seine Beobachtungen schon an dieser Stelle
mitgetheilt. Die Fabrik Makaweli (Hawaii) besitzt
einen doppelten Yaryan-Verdampfapparat von je vier Körpern mit einer
Gesammtheizfläche von 11500 Quadratfuss. Die Heizrohre sind wagerecht und 16
Fuss lang. Der Apparat arbeitete in der ersten und zweiten Campagne sehr
schlecht; die Röhren waren am Ende der Woche so schmutzig, dass öfter die
Fabrik, trotz Auskochens des Apparates mit Soda u.s.w., einige Tage still stehen
musste, bis wenigstens die beiden ersten Körper gereinigt waren. Um das Ansetzen
von Schmutz in den Rohren zu vermindern, wurden zuerst eiserne einzöllige Rohre
in die Heizrohre des Apparates eingeschoben, dann ging man zu viereckigen
Stangen von Holz über und waren dieselben sowohl billiger als auch wirksamer. In
der letzten, dritten Campagne wurden statt dieser Hölzer runde Hölzer von 2 Zoll
Durchmesser genommen (der Durchmesser der Heizrohre ist 2⅞ Zoll) und einfach in
die Heizrohre eingelegt. Der Zweck dieser Versuche war, die Incrustationen in
den kupfernen Röhren zu vermindern, nicht aber die Verdampfung zu erhöhen;
natürlich ergab sich mit einer schwächeren Incrustation auch eine höhere
Leistungsfähigkeit der Apparate. Am Ende der Woche und nachdem der Apparat leer
war, wurde in die Körper Dampf eingeleitet, um das Holz auszutrocknen. Die
Verdampfung zeigte eine wesentliche Verbesserung, namentlich war die
Leistungsfähigkeit des Apparates auch am Ende der Woche noch gut und man war
niemals während der ganzen Campagne gezwungen, den Betrieb in der Mitte der
Woche wegen Mangel an Verdampfung einzustellen. Diese wesentliche Verbesserung
in der Verdampfung ist ausschliesslich der Anwendung des Holzes im Apparat
zuzuschreiben.
Die Dampfmaschine in der Zuckerfabrik. H.
StrakoschOesterreichisch-ungarische Zeitschrift für
Zuckerindustrie und Landwirthschaft, 1895 XXIV S.
524. weist darauf hin, dass das Bestreben, die in der
Zuckerfabrik noch häufig anzutreffenden Volldruckdampfmaschinen durch ökonomisch
arbeitende, moderne Expansionsmaschinen zu ersetzen, zu den Tagesfragen der
zuckertechnischen Litteratur gehört. Aus seinen mathematischen Betrachtungen
ergibt sich, dass bei Expansionsmaschinen die durch die Condensation frei
werdende Wärme zum grössten Theil nach aussen als Arbeit abgegeben wird und also
in der Flüssigkeitsmischung nicht mehr vorhanden ist. Bei Volldruckmaschinen
jedoch wird die Expansionsarbeit vom expandirenden Dampf an das ihn umgebende
Dampfgemisch abgegeben und muss somit in ihm enthalten sein. Die Mischung von
Dampf und Flüssigkeit, die von der Volldruckmaschine aus dem Verdampfapparat
zugeführt wird, ist somit „wärmereicher“ als dieselbe Dampfmenge, die
eine Expansionsmaschine passirt hat. Dieses Resultat ist ein ganz begreifliches.
Fasst man Dampfkessel, Maschine und Verdampfapparat als ein Ganzes auf, dem man
durch die Heizgase Wärme zuführt und durch die Condenswässer Wärme entnimmt, so
wird das Wärmequantum, das man dem Kessel zur Erzeugung einer bestimmten
Dampfmenge zuführen muss, dasselbe sein, ob man nun mit Expansionsmaschinen oder
mit Volldruckmaschinen arbeitet. Ebenso wird die dem Ganzen durch das
Condenswasser entzogene Wärme dieselbe sein. Es muss somit, da, wie Verfasser in
seiner Abhandlung gezeigt hat, die äusseren Abkühlungsverluste in beiden Fällen
dieselben sind, die Summe der in den zwei Anordnungen als Arbeit und
Verdampfwärme abgegebenen Wärmemengen dieselbe sein. Da nun der Dampf in der
Expansionsmaschine mehr Arbeit leistet als in der Volldruckmaschine, so kann das
Dampf- und Flüssigkeitsgemisch dem Verdampfapparat, aus der Expansionsmaschine
kommend, nur ein geringeres Wärmequantum zuführen, als der aus der
Volldruckmaschine kommende Dampf. Es kann daher von einem durch die Anordnung
von Volldruckmaschinen bedingten Wärmeverlust nicht die Rede sein. Wo sich daher
Volldruckmaschinen befinden und man für den von ihnen gelieferten Retourdampf
Verwendung hat, lasse man sie ruhig im Betrieb; sie werden keine unökonomische
Wärmeausnutzung bedingen. Nichtsdestoweniger sind aber die Zeiten der
Volldruckmaschine vorüber. Die weit entwickelte Verdampfstation mit ihrem
geringen Retourdampf schreibt die Wahl ökonomisch arbeitender Dampfmaschinen
vor; die Zukunft gehört der Expansionsmaschine und allen Einrichtungen, die im
Stande sind, die Retourdampfmenge zu verkleinern.
Ueber das vielbesprochene Soxhlet'sche
Raffinerieverfahren äussert sich LachOesterreichisch-ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie und
Landwirthschaft, 1895 XXIV S. 703., welcher dasselbe
seiner Zeit technisch durchgearbeitet und im Grossbetrieb eingeführt hat, in
folgender Weise: Bei diesem Verfahren wird nur mit fast gesättigten
Zuckerlösungen gearbeitet und ist ein Umschlagen d.h. Verderben von
Klärselfiltrat niemals vorgekommen. Auf 1000 Metercentner Einwurf sind an
Filterfläche nöthig: 150 qm Filterpresse und 75 qm Swoboda-Filter neuer
Construction. Die Filter arbeiten, je nach Güte des Einwurfs, 6 bis 18 Stunden
und länger. Die gebrauchte Masse, Kieselguhr und Holzschleifmehl, lässt sich
durch Auskochen und Schlämmen leicht und sicher reinigen und kann immer wieder
verwendet werden, wodurch sich diese Kosten auf ein Minimum reduciren. In
Deutschland arbeiten drei Raffinerien und zwar: Halle a. S., Fröbeln und
Roswadze mit dem Soxhlet'schen Verfahren und ohne
Anwendung von Spodium. Die Körting'sche Wasserstaub
decke kommt nun überall in Zuckerfabriken in Aufnahme und ist ein äusserst
praktisches Hilfsmittel für die rationelle Durchführung der Affination. Je nach
Güte des zu verarbeitenden Rohzuckers wird diese moderne Affination gehandhabt,
um einen passenden Einwurf zu erzielen. Ferner haben Versuche im Grossen
erwiesen, dass man durch Fractioniren der Soxhlet-Arbeit, also wiederholtes
Filtriren der Klärsel über mechanische Filter – zwei- oder dreimal – auch minder
gute Rohzucker, ohne Qualitätseinbusse bei der fertigen Waare, gut und mit
Vortheil verarbeiten kann. Hierbei tritt natürlich die Einrichtungsfrage in den
Vordergrund und diese hindert einstweilen noch die raschere Verbreitung des Soxhlet'schen Verfahrens, namentlich in
Oesterreich.
Auf der Generalversammlung der deutschen Zuckerindustriellen hat man die Frage:
Was ist für den rationellen Betrieb in
Zuckerfabriken mit elektromotorischer Kraftabgabe für hohe und mittlere
Geschwindigkeit bei Anwendung von Drehstrom zu erwarten? in Discussion
gezogen.Zeitschrift des Vereins für die
Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches, 1895 XXXXV S.
644. Nach O. Hansen hat der
Drehstrom grosse Vorzüge, die gerade für die Zuckerfabriken von besonderem Werth
sind. Bei dem Drehstrom fallen der Collector, die Bürsten und der natürliche
Verschleiss der letzteren weg, der Betrieb wird also einfacher und gefahrloser.
Bei Neueinrichtung von Zuckerfabriken ist zu beachten, dass grosse
Etablissements mit weit verzweigtem Betrieb mit dem Gleichstrom nicht mehr
auskommen können, wenn sie nicht kostspielige Anlagen machen wollen, während man
beim Drehstrom in der Lage ist, bis zu den höchsten Spannungen zu gehen.
Transformirt man herunter, so kann man Wasserstationen elektrisch betreiben, wie
dies bereits mit eminentem Nutzen geschieht. Aehnlich wird man in
langgestreckten Gebäuden kaum ohne den Drehstrom auskommen, wenn man nicht
Verluste haben will, die sich manchmal recht fühlbar machen.
Naglo weist darauf hin, dass für Zuckerfabriken die
elektrische Kraftübertragung zur Centralisirung der Maschinenkräfte den grossen
Vortheil gestattet, dass eine Dampfmaschine mit höchstem Wirkungsgrad
Aufstellung finden kann, von welcher ökonomisch arbeitenden Kraftquelle aus die
ganze Fabrikeinrichtung bis in die entferntesten Theile vortheilhaft mit Kraft
versehen werden kann. Durch die Anwendung von Elektromotoren zum Betrieb
entweder von Gruppen kleinerer Arbeitsmaschinen oder zum Einzelantrieb
schwererer Maschinen werden die langen schweren ungeheure Kräfte absorbirenden
Transmissionen umgangen; es werden ferner die kostbaren und schweren Riemen
vermieden. Ein dritter und sehr grosser Vortheil der elektrischen Betriebe ist
die Möglichkeit der genauesten Feststellung der auf die Einzelbetriebe
entfallenden Kräfte. Ob für eine Anlage Gleichstrom oder Drehstrom am Platz ist,
wird jedesmal von den Verhältnissen abhängen und der Beurtheilung eines
tüchtigen Elektrotechnikers unterstellt werden müssen.
Auf der Generalversammlung der österreichisch-ungarischen Zuckerindustriellen
stand ein ähnliches Thema, und zwar die Verwendung der
Elektricität als motorische Kraft im Zuckerfabrikbetriebe, auf der
Tagesordnung. Nach der Mittheilung von F. TillOesterreichisch-ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie und
Landwirthschaft, 1895 XXIV S. 698. wurden im J. 1893
in der Zuckerfabrik Czakowitsch (Böhmen) zwei
kleine Fesca-Brotcentrifugen aufgestellt und man entschloss sich zu dem Betrieb
für die elektrische Kraftübertragung. Die Dynamo war für eine Leistung von 15000
Watt bei 100 bis 110 Volt Spannung. Zum Antriebe der Centrifugen verwendete man zwei
Nebenschlussmotoren à 6 , doch erwiesen sich dieselben als zu schwach,
in Folge dessen die Centrifugen viel zu langsam gingen. Als man aber die
früheren Elektromotoren durch 8pferdige Motoren ersetzte, arbeitete die Anlage
trotz ihres provisorischen Charakters zur vollsten Zufriedenheit. Durch die
günstigen Resultate derartiger Versuche hat das Vertrauen zur elektrischen
Kraftübertragung derart zugenommen, dass im Vorjahr drei Raffinerien in
Deutschland und eine in Böhmen mit einheitlich durchgeführten elektrischen
Kraftübertragungen versehen wurden. In der letzteren Anlage wurde der Betrieb in
seinem vollen Umfange zur Zufriedenheit aufrecht erhalten. Die erwähnten Anlagen
wenden zumeist den Drehstrom an, der vor dem Gleichstrom, speciell für
Fabrikzwecke, Vortheile bietet, die im praktischen Betriebe ziemlich schwer ins
Gewicht fallen. Die Drehstrommotoren sind gegen zeitweise massige Nässe, Staub
oder gegen sonstige Verunreinigungen nicht sehr empfindlich. Für sehr feuchte
Räume eignen sich nur Elektromotoren besonderer Construction. Als ein weiterer
Vortheil der elektrischen Kraftübertragung kann angeführt werden, dass man sich
bei Neubauten nicht mit der Disposition der Arbeitsmaschinen nach der Anlage des
Transmissionsstranges zu richten braucht, sondern ihre Stellung lediglich den
Bedürfnissen des Betriebes anpassen kann. Bei etwaiger Vergrösserung der Anlage
fallen die Schwierigkeiten des Anschlusses der Arbeitsmaschinen an bestehende
Transmissionen weg; bei Reconstructionen bietet die leichte Beweglichkeit der
Motoren grosse Vortheile und kann eine leichte Kraftübertragung in abgetrennte,
von der Kraftquelle entfernte Fabrikräume bewerkstelligt werden. In Czakowitsch wurden die entfernt gelegene
Schlosserwerkstätte, sowie die Oekonomiewerkstätte und die Kupferschmiede mit
Elektromotorenbetrieb versehen. Ebenso werden eine Centrifugalpumpe mit einer
Leistung von 200 cbm in der Stunde und ein Aufzug elektrisch betrieben.
Was nun die Frage der Kraftvertheilung anbetrifft, so ist der Gruppenantrieb
überall dort mit Vortheil anzuwenden, wo es sich um den Antrieb von
Arbeitsmaschinen handelt, die nicht zu weit von einander entfernt sind, daher
keine zu lange Transmissionswelle zulassen, und die ferner einen dauernden
Betrieb haben. Sonst ist unbedingt der Einzelantrieb zu empfehlen. Mit Vortheil
lässt sich der Einzelbetrieb auch bei Arbeitsmaschinen mit hoher Tourenzahl
verwenden, so z.B. bei Centrifugen, Ventilatoren, rotirenden und Kreiselpumpen.
Lässt sich beim Einzelantrieb nicht die Tourenzahl des Motors ausnutzen, dann
wählt man als Uebersetzungsglied wenn möglich ein Zahnradvorgelege, welches
jedoch, um den Wirkungsgrad möglichst hoch zu halten, gefräst sein muss. In
dieser Weise werden zumeist Kolbenpumpen, Compressoren, Rührwerke u. dgl.
angetrieben. Zu den intermittirenden arbeitenden Maschinen, die einzeln
angetrieben werden, gehören weiter: die Aufzüge und Laufkrähne, die mit
Schneckenantrieben versehen werden, weiter Füllmasse-Ausdrehvorrichtungen,
Bodenfräsen, Spitzenabdrehmesser u. dgl.
Ein grosser Vortheil geht speciell beim directen elektrischen Antrieb der
Centrifugen durch die Einführung des Drehstromes mit Rücksicht auf den
Gleichstrom verloren, nämlich die Regulirung der Tourenzahl. Der Drehstrommotor
lässt ein Reguliren der Tourenzahl bei einem und demselben Generator nicht zu,
trotzdem kann aber nicht behauptet werden, dass dieser Umstand irgendwie
den vortheilhaften Centrifugenbetrieb benachtheiligen würde. Will man von einer
höheren Tourenzahl auf eine kleinere übergehen, so schaltet man den Motor aus
und bremst die Centrifuge auf die betreffende Tourenzahl ab. Um jederzeit genau
über die Tourenzahl der Centrifuge orientirt zu sein, ist es von Vortheil, jede
Centrifuge mit einem Tachometer zu versehen. Obgleich der Drehstrom eine
ziemlich grosse Ueberlastung verträgt, empfiehlt es sich doch, denselben für
Zwecke des Centrifugenbetriebes mit Rücksicht auf die beim Angehen der
Centrifuge erforderliche Arbeitsleistung reichlich zu dimensioniren, weil sonst
in Folge der durch die übermässige Inanspruchnahme hervorgerufenen Erhitzung die
Lebensdauer derselben ungünstig beeinflusst werden kann. Bezüglich der
Primäranlage ist zu bemerken, dass behufs Erzielung vollkommener
Betriebssicherheit der Kraftanlage unbedingt Reservemaschinen vorhanden sein
müssen, um so mehr als die bei elektrischen Maschinen vorkommenden hohen
Tourenzahlen zum Antrieb schnell gehende Dampfmaschinen erfordern.
(Fortsetzung folgt.)