Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete des Bauwesens. |
Fundstelle: | Band 298, Jahrgang 1895, S. 203 |
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Neuerungen auf dem Gebiete des
Bauwesens.
(Fortsetzung des Berichtes S. 183 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen auf dem Gebiete des Bauwesens.
b) Deckung mit Glas, Thon, Cement, Pappe und ähnlichem
Material, Gewöhnlich verlegt man die zum Decken des Daches benutzten
Glasplatten in sogen. Sprosseneisen und bettet sie auf eine Unterlage von
Glaserkitt. Eine solche Abdeckung verliert jedoch in Folge der verschiedenen Wärmeausdehnungen der
eisernen Unterlage und der gläsernen Platten meistens schon nach kurzer Zeit ihren
Schluss; es treten Undichtigkeiten ein, die nicht selten grosse Nacharbeiten und ein
Umlegen erforderlich machen. Ein zweiter, wohl zu beachtender Punkt ist die
Abführung des Schweisswassers, das sowohl bei Metall-, noch mehr aber bei
Glasbedachungen sich gern in grösserer Menge bildet.
In beiden Richtungen hat sich die Glasbedachung nach dem System von H. Schäfer in Cassel bewährt (D. R. P. Nr. 35488), bei
welcher die Anwendung von Kitt ganz vermieden ist.
Die Schäfer'sche Deckung (Fig. 10 bis 13) geht aber nicht
darauf aus, das Eindringen des Regenwassers völlig zu verhindern; dies wird vielmehr
begünstigt, um das Wasser in unterhalb der Scheiben bezieh. Tafeln angebrachten
Rinnen zu sammeln und nach aussen wieder abzuführen, bevor es den zu schützenden
Räumen schädlich wird.
Den deckenden Glastafeln ist neben der Dachneigung noch eine entsprechende seitliche
Neigung gegeben, um das Wasser besser zu sammeln.
Textabbildung Bd. 298, S. 204
Schäfer's Glasdach.
Um dies zu ermöglichen, werden die Kanten der deckenden Tafeln nach Fig. 10 in verschiedener
Höhe in die Sprossen gelegt, die höher liegende Kante ist an sich durch ihre Lage
geschützt und es wird das Eindringen von Wasser noch durch eine Schutzkappe
verhütet, welche mit dazu dient, die Glastafeln fest zu halten.
Diese liegt auf einer mit Filz abgedeckten geneigten Fläche, welche etwa eintretendes
Regen- oder Schwitzwasser in die zu diesem Zwecke angebrachten kleinen Rinnen
unterseits der Sprosse führt.
Mit den Sprossen, wie Fig.
10 im Querschnitt zeigt, wird die Bedachungsweise nach Fig. 11 hergestellt. Die
Glastafeln erhalten bei einer Breite bis zu 80 cm etwa 5 cm seitliches Gefälle,
welches Maass erfahrungsmässig hinreicht, um bei starken Regengüssen alles Wasser
abzuleiten und durch das Rinnensystem nach unten abzuführen.
Die Schutzkappen werden mit durch Bleikäppchen verdichteten Holzschrauben befestigt;
für die Befestigung der Glastafeln werden kleine kupferne Haften verwendet, welche
mit seitlichen Abbiegungen (zwischen Glas und Zink anzubringen) versehen sind.
Fig. 12 zeigt eine
kleine Abweichung von der Anordnung nach Fig. 11. Hier werden
Mittelsprossen aus Zink mit entsprechendem Holzfutter verstärkt angebracht (Fig. 13).
Die Form der Auflagerung macht es möglich, dass bei gleichzeitiger Verwendung
mehrerer einander deckender Glastafeln die Kanten derselben ihrer ganzen Länge nach
gleichmässig aufliegen.
Textabbildung Bd. 298, S. 204
Fig. 14.Rendle's Dichtung von Glastafeln.
Eine beachtenswerthe Befestigung und Dichtung von Glastafeln ist von Rendle angegeben, die vielfach in glasbedeckten Hallen
zur Verwendung gekommen ist, insbesondere in Brighton und bei der Centralstation in
Portsmouth. Das System gewährt viel Licht und leitet auch das Tropfwasser ab. Wie
Fig. 14 zeigt, ist mit Hilfe einiger Klammern und
Schrauben ein sicherer Abschluss gegen Regen erzielt. Das Innere der Tragleiste
bildet einen Abflusskanal, die umgebogenen Enden desselben nehmen das Schwitzwasser
auf.
Ueber Oberlichte ohne Schweisswasserrinnen hat der Geh.
Baurath Beyer (Breslau) im Centralblatt des Bauwesens vom 20. Mai 1893 Nachstehendes mitgetheilt:
Textabbildung Bd. 298, S. 204
Oberlichte ohne Schweisswasserrinnen von Beyer.
„Die Wahrnehmung, dass Oberlichtconstructionen behufs Ableitung des
Schweisswassers häufig mit einem umständlichen Rinnensystem versehen werden,
welches den Zweck theils nicht erfüllt, theils eine weitgehende Pflege erfordert
und auch sonstige Nachtheile im Gefolge hat, veranlassen den Unterzeichneten,
eine lang erprobte Anordnung für Oberlichte mitzutheilen, welche die
Schweisswasserrinnen ganz entbehrlich macht. An der inneren Fläche jedes Theiles
eines Oberlichtes, welcher mit der äusseren und inneren Luft zugleich in
Verbindung steht, werden sich bei Temperaturunterschieden Niederschläge bilden.
Es kommt deshalb lediglich darauf an, derart zu construiren, dass die tragenden
Theile von der äusseren Luft durch ein Medium isolirt werden, während für
die lichtspendenden Theile – die Glastafeln –, bei denen dies Mittel nicht
angewandt werden kann, anderweit für den Abfluss des Schweisswassers gesorgt
werden muss. Um nun die tragenden Theile von der äusseren Luft abzuschneiden,
werden sie auf ihrer nach aussen gewandten Seite mit einem starken Pilz- oder
Lederstreifen (b in Fig. 15 bis 17) bedeckt, und auf
dieser Zwischenlage wird das eigentliche Sprosseneisen c zur Aufnahme der Glastafeln a mit dem
tragenden Theile d verbunden, wie dies die Fig. 15 und 17 zeigen, und so
wird die Entstehung von Schweisswasser an diesen Theilen überhaupt
verhindert.
Textabbildung Bd. 298, S. 205
Dachziegel der Brügger Actiengesellschaft.
„Die Abführung des unvermeidlichen Schweisswassers an der inneren Fläche der
Glastafeln, welches sich an der inneren Ueberdeckungskante jeder unteren
Glastafel sammeln und abtropfen würde, wird aber in einfachster Weise durch
einen zwischen den Ueberdeckungsflächen der Glastafeln schräg eingestrichenen,
in der Mitte eine Ausflussöffnung lassenden Kittstreifen erreicht (k
Fig. 16 und 18). Durch die
vorbeschriebene Anordnung ist die Entbehrlichkeit der Schweisswasserrinnen unter
den ungünstigsten Umständen an dem Oberlicht über dem ausgedehnten Lichthofe des
hiesigen Regierungsgebäudes, als die Centralheizung für den Lichthof im Betriebe
stand und das innere Oberlicht noch fehlte, dadurch erwiesen, dass niemals ein
Schweisswassertropfen bemerkt worden ist.“
Textabbildung Bd. 298, S. 205
Dachziegel von Hunsinger.
Falzziegeldächer. Die Verbesserungen an
Falzziegeldächern sind vor allen Dingen darauf gerichtet, das hohe Eigengewicht des
Daches zu verringern und einen besseren Fugenschluss zu erzielen. Die neuerdings zur
Verwendung gekommenen Formen sind sehr mannigfaltig, wir müssen uns daher darauf
beschränken, nur einige derselben zu erläutern, und besonders müssen wir
absehen, alle die Formen zu beschreiben, zu welchen die Abschlusstücke
mannigfachster Art sich ausgebildet haben.
Die Brügger Actiengesellschaft hat die in Fig. 19 und 20 dargestellten Formen
von seitlichen und Kopf falzen zur Ausführung übernommen. Wie aus Fig. 18 ersichtlich,
werden die Pfannen mittels Eisendraht auf der Lattung befestigt. Eine ähnliche
Befestigung benutzt auch Ludowici in Ludwigshafen a. R.
Die Fabrikate der letztgenannten Firma haben sich dadurch einen Namen gemacht, dass
sie in hervorragender Weise zu dem deutschen Hause der Weltausstellung in Chicago
1893 verwendet worden sind, wo sie verschiedene Auszeichnungen erhielten. Alle
Dachflächen dieses Gebäudes einschliesslich der Erker, Thürme und Gauben sind mit
Ludowici-Falzziegeln, Schuppenziegeln und Thurmziegeln in den verschiedensten Farben
und mannigfaltiger Musterung eingedeckt.
Textabbildung Bd. 298, S. 205
Falzziegeldeckung von Kühn.
Ein Dachziegel mit Wetterleiste ist Gegenstand des Patentes Nr. 46133 von Friedrich Hunsinger in Minden (Westfalen), Fig. 21 bis 24. Der Ziegel wird
übereck auf dem Dache verlegt. Er besitzt parallel zu den beiden oberen Kanten zwei
Leisten b und c, welche
mit den Flächen e und f
die Wasserrinnen bilden. Der auf die Dachfläche stossende Wind wird durch die
Leisten b und c so
abgelenkt, dass er nicht unter die Ziegel treten kann. Um auch die Fugen i gegen Eindringen des Windes zu sichern, sind die
Leisten b und c an ihrem
Treffpunkte a entsprechend überhöht. Auf der Unterseite
der Ziegel sind an den Stellen a Löcher ausgespart, um
die Ziegel in Nägel einhängen zu können, die auf der Dachlatte eingeschlagen
werden.
Der Umstand, dass bisher mit Falzziegeldeckungen eine vollkommene Dichtung nicht
erzielt wurde, veranlasste nach der Deutschen
Bauzeitung den Architekten Albin Kühn, eine
Construction anzugeben, welche vollkommenen Schutz gegen Regen und Schneestürme
bietet.
Die in Vorschlag gebrachte Deckung charakterisirt sich wie folgt:
Die Höhendichtung (Fig.
25) setzt sich zusammen aus der Schutz- und Ablauf krampe a, dem Mörtelbett b, den
Wandungen des letzteren c und der Keilrippe d. Die Querdichtung (Fig. 26) setzt sich
zusammen aus dem Deckfalz e, dem Mörtelbett f, den Wandungen des letzteren g und der Keilrippe h.
Hieraus ergibt sich die Gesammtform der Ziegel bezieh. der Deckung, wie in Fig. 27 angegeben.
Die Eindeckung geschieht nach vorheriger Füllung des Mörtelbettes, wobei die
Keilrippen in Folge ihres keilförmigen Querschnittes den Mörtel nach beiden Seiten
an die Wandungen anpressen und dadurch eine gute Dichtung herstellen. Da sich das
Mörtelbett b ohne Unterbrechung durch die ganze
Dachlänge fortsetzt und die Betten f direct in dasselbe
einmünden, so ist überhaupt keine offen bleibende Fuge vorhanden. Ebenso wird durch
die sichere Bettung des Mörtels ein Abbröckeln des letzteren unmöglich gemacht und
derselbe ausserdem gegen äussere Einflüsse derart geschützt, dass in Bezug auf seine
Beschaffenheit eigentlich nur die Feinkörnigkeit in Betracht kommen kann.
Der Firstziegel erhält die Form, wie in Fig. 28 angegeben; er
wird ebenfalls in Mörtel gelegt, wobei die Keilrippe desselben hauptsächlich zur
Befestigung dient. Für die Ortanschlüsse u.s.w. lassen sich leicht ganze und halbe
Ziegel nach Fig. 29
herstellen.
Diese Construction eignet sich für Thonbrand und Cementguss und ermöglicht bei
schräger Stellung des unteren Mörtelbettrandes (Fig. 30) eine gute
Deckung auch ohne Mörtel. Das in Zeichnung vorgeführte Beispiel zeigt Platten von
23/24 cm Grösse bei einer Ziegelstärke von 12 mm und einer 33,5 cm weiten Lattung.
Für 1 qm sind 15 Dachplatten und rund 2 l Mörtel erforderlich, was ein Gewicht von
38 k ergibt.
Ein Falzziegel mit Wasserabführung, einer Mittelleiste und Ausklinkung, welche ein
gleichmässiges Verlegen bedingen, und mit Rasten für die Hängenasen von N. Kettenhofen in Echternach, Grossh. Luxemburg (G.-M.
Nr. 19027) ist in Fig.
31 bis 34
veranschaulicht. Er ist in erster Linie durch eine vervollkommnete Wasserabführung
gekennzeichnet, und zwar in zweifacher Beziehung: einmal ist die am oberen Rande
angeordnete, das Sickerwasser auffangende Rinne a so
gestaltet, dass sie das Wasser vollständig und leicht in den äusseren Seitenfalz b abführt; zweitens ist auf der oberen Seite des
Falzziegels an der den Seiten falzen bb1 gegenüberliegenden Seite eine Rinne c angeordnet, welche das sonst in den zwischen zwei
Ziegeln befindlichen Schlitz c1 laufende Wasser auffängt und somit eine
Wasserüberfüllung der Längsfalze bb1 unter gewöhnlichen Verhältnissen ausschliesst. Die
Rinne c ist auch noch insofern von günstigem Einfluss,
als ihre Anordnung ein gleichmässigeres Trocknen und Schwinden des Ziegels zur Folge
hat.
Eine weitere neue Einrichtung des vorliegenden Falzziegels besteht in der Anordnung
einer kurzen Mittelleiste d, über welche genau eine am
unteren Vorsprung e des Ziegels ebenfalls in der
Mittellinie vorgesehene Ausklinkung d1 passt. Durch die Mittelleiste d einerseits und die Ausklinkung d1 andererseits wird
selbst der ungeübte Dachdecker dazu gezwungen, die Ziegel richtig zu verlegen, d.h.
derart, dass die Mittellinien in eine Richtung fallen. Die in Folge verschiedenen
Schwindens unvermeidlichen geringen Abweichungen der Ziegel unter einander können
somit bei vorliegender Einrichtung nicht leicht irgend welchen nachtheiligen
Einfluss erlangen; denn selbst bei Annahme des Maximums von 5 mm vertheilt sich
dieser Unterschied bei vorliegender Einrichtung gleichmässig auf beide Seiten,
beträgt also auf jeder Seite nur noch 2,5 mm. Da aber die Seitenfalze einen
Spielraum von etwa 4 mm gewähren, so passen die Falze unter allen Umständen in
einander und ein Schiefliegen der Ziegel erscheint auf alle Fälle
ausgeschlossen.
Textabbildung Bd. 298, S. 206
Falzziegel von Kettenhofen.
Dieser Falzziegel weist ferner die Neuerung auf, dass auf der unteren Seite zwei
Rasten f angeordnet sind, auf welchen die Hängenasen
g bei dem Aufeinanderlegen der Ziegel zum Einsetzen
in den Ofen, sowie auch beim Verladen, feste Stützpunkte finden. Es hat dies den
Vortheil, dass das jetzt sehr häufige Wegbrechen der Hängenasen aufhört; ferner wird
durch die Anordnung dieser bestimmten Rasten als Stützpunkte für die Hängenasen
erreicht, dass die Ziegel beim Einsetzen in den Ofen, beim Brennen selbst, sowie
auch beim Verladen zum Versandt eine genaue Ordnung und gleichmässige gegenseitige
Lage innehalten, was die Ziegel vor Beschädigungen bewahrt und die Raumausnutzung
beim Stapeln begünstigt.
Der Falzziegel kann auf der unteren Seite an dem einen Rande mit einer
Verstärkungsleiste h versehen sein, wodurch einem
Verziehen der Längsfalze bb1 besser vorgebeugt und gleichzeitig eine Richtschnur für ein gerades und
sauberes Gratabschneiden am frisch gepressten Falzziegel gewonnen wird.
Textabbildung Bd. 298, S. 206
Fig. 35.Strangfalzziegel von Schäfer.
Ein Strangfalzziegel, dessen Oberfläche mit halbrunden Rippen und dessen Unterseite
mit entsprechenden Vertiefungen versehen ist, welche letztere die Rippen (Stäbe) des
darunter liegenden Ziegels umschliessen, ist Georg
Schäfer in Emskirchen durch G.-M. Nr. 19993 geschützt. Die Neuerung
betrifft einen Falzziegel, welcher nicht wie die bisherigen mittels einer
Ziegelpresse hergestellt, sondern einfach von einem fortlaufenden Strang
abgeschnitten wird.
Fig. 35 veranschaulicht einen derartig
hergestellten Falzziegel.
Der Ziegel ist an seiner Oberfläche mit Rundstäben a und
an seiner Unterseite mit entsprechenden Vertiefungen b,
sowie mit einer Nase zum Aufhängen versehen, während sonst beide Flächen glatt sind.
An der einen Längsseite verläuft eine Leiste d mit
schräger Oberfläche und an der anderen Längsseite eine solche d1 mit schräger Basis,
so dass zwei neben einander liegende Ziegel sich überdecken und einen sicheren
Schluss haben. Beim Verlegen kommen die Falze von zwei oberen Ziegeln auf die Mitte
des nächst unteren zu liegen, wobei die Vertiefungen der ersteren die Rundstäbe des
letzteren umschliessen. Die Anwendung von Dachschindeln ist bei vorliegender
Bedachung in Wegfall gebracht, und ausserdem soll sie den Vortheil gewähren, dass
man zur Gewinnung von Luft und Licht die Ziegel leicht aufziehen kann, was für
landwirthschaftliche Gebäude von Werth ist. Die Rund- und Hohlstäbe ermöglichen ein
gleichmässiges Trocknen und Brennen.
Textabbildung Bd. 298, S. 207
Hakenfalz-Cementdachziegel von Thomann.
Nach der Badischen Gewerbezeitung ist zu den bekannten
Steinmaterialien für Bedachung als ein neues der Cement in Form rautenartiger
Platten hinzugetreten. Sie werden unter dem Namen Hakenfalz-Cementdachziegel (Patent
Nr. 49238, Erfinder Karl Thomann in Halle a. S.) in den
Verkehr gebracht und haben bereits bedeutende Verbreitung gefunden. Beistehende
Abbildung zeigt die Ansicht des ganzen einzelnen Ziegels von oben (Fig. 36) und unten (Fig. 37). Die Platte
misst in der grossen Diagonale 50 cm, in der kleinen 40 cm, ihre Dicke ist 1,2 cm.
Eine Nase in der oberen Spitze des Ziegels dient zum Aufhängen desselben an der
Dachlattung. Die Ziegel werden derart neben einander gereiht, dass sie mit den
ausgeschnittenen Ecken an der Seite genau zusammenpassen. Die nächstfolgende höhere
Reihe kommt in wagerechtem Sinne in halber Ziegelbreite seitlich von der ersten zu
liegen; die beiden unteren Kanten eines jeden Ziegels greifen alsdann mit einem
schmalen Wulst über einen, im Querschnitt hakenförmigen Falz zweier darunter
liegenden benachbarten Ziegel. Durch diese Anordnung wird bei Dächern gewöhnlicher
Neigung eine wirksame Abdichtung erzielt; bei flachen Dächern von 25° Steigung und
weniger hat man die Stossfugen noch besonders mit einer Cementkalkmischung
auszustreichen. Zur Ausfüllung der Ecken und zum Abschluss des Firstes sind
besondere Formstücke vorhanden, deren Enden mit Falz in einander greifen, so dass
die Abdeckung eine gerade Linie bildet.
Eine neue Dachdeckung von D.H. W. Schultz und Sohn in
Hamburg, geschützt durch österreichisch-ungarisches Privilegium vom 14. Juni 1890,
bezweckt, eine absolut wasserdichte und feuersichere Dachdeckung für flache Dächer,
Terrassen und Balkone zu beschaffen, welche sich zum Begehen eignet, und den Vorzug
fast unbegrenzter Dauerhaftigkeit besitzt.
Die Herstellung der Dachdeckung geschieht folgendermaassen: Auf der Concretschicht
oder Bretterschalung werden unter Anwendung von Mastix oder Goudron zwei oder
mehrere Lagen von Dachpappe unter einander verklebt. Nachdem man durch Anwendung von
Walzen oder sonst erzeugtem Druck die Pappelagen fest zusammengepresst hat, wird die
Oberfläche der oberen Pappeschicht mit Mastix oder Goudron überzogen und dann mit
erwärmten, etwa 2 cm dicken, rauhen Kunststeinplatten belegt. Diese Platten werden
vor dem Verlegen noch mit Mastix oder Goudron an den Unter- und an den Seitenflächen
bestrichen, dann dicht an einander gefügt, um eine vollkommen wasserdichte Fläche zu
schaffen.
Ueber das so vorbereitete Dach wird dann eine gleichförmige Schicht von Cement
gebreitet, von etwa 1 bis 2 cm Stärke, welche, indem sie sich mit der rauhen
Steinplatte verbindet, alle Fugen deckt und eine ebene Oberfläche schafft. Es ist
dadurch nun, dass auf die fetten Pappe- und Goudronunterlagen erst eine trockene an
der Oberfläche reine nicht bestrichene Steinschicht und dann ein Cementguss
aufgetragen wird, ein einziges Ganzes hergestellt.
Die Steinplatten verbinden sich dicht mit den Pappen, andererseits aber bindet die
Cementschicht vollkommen sicher mit den gesammten Steinplatten, da deren Oberfläche
rein und ungefettet bleibt. Die Cementschicht hält dabei sowohl die einzelnen
Platten zusammen, als sie auch verhindert, dass der Mastix aus den Fugen
herausquillt, wodurch das Dach beschmutzt werden würde.
In der gemeinsamen Verwendung der auf Pappe geklebten Steinplatten und der
Cementschicht liegt daher das Wesentliche der gegenwärtigen Erfindung und deren
Unterscheidung von anderen bekannten Constructionen.
Ueber den geeignetsten Neigungswinkel für die mit Falzziegeln zu deckenden
Dachflächen sei hier noch die Mittheilung von Block
(Firma Tenhompel und Block in Wesel) aus dem Centralblatt erwähnt. Derselbe empfiehlt, insbesondere
bei den sogen. Boulettziegeln kleinen Formates, den fraglichen Neigungswinkel nicht
unter 35° zu nehmen; vorzuziehen sei 45°. Bei schmalen Dachflächen, wie bei
Sägedächern, könne man allenfalls noch einen Winkel von 25° zulassen. Als besonders
geeignet für Falzziegeldeckung empfahl Block den in
Holland häufig angewendeten Dachverband aus leichten Hölzern, bei welchem statt der
Sparren Pfetten im Abstande von etwa 1,40 m die Unterlage für eine Bretterschalung
bilden. Ueber dieser wird eine gewöhnliche Lattung für die Falzziegel angebracht.
Dieses Dach hat Aehnlichkeit mit dem in Ost- und Westpreussen allgemein üblichen
verschalten Pfannendache, bei dem auf die Sparren eine überstülpte Bretterschalung
gebracht wird. Letztere stellt schon an und für sich eine Dachfläche dar, auf welche
eine Lattung für die Dachpfannen gelegt wird. Diese Dächer sind zwar etwas theuer,
bewähren sich aber gegen Sturm sehr gut und halten Schnee und Russ vom Dachboden
fern. Das Eindringen der letzteren ohne Anwendung einer Verschalung zu verhüten,
hält sehr schwer, wenn nicht die Falzziegel von tadelloser Beschaffenheit sind. Die
Falzziegel in Kalk zu verlegen oder die Fugen mit Kalk zu verstreichen wird im
Allgemeinen widerrathen, weil hierdurch die Lüftung der Unterseite der Dachfläche
und ihr Austrocknen beeinträchtigt werden, auch das an der Unterseite der Falzziegel
sich ansetzende Schwitzwasser nicht nach aussen abziehen kann. Am besten hat sich
nach Block eine Dichtung der wagerechten Fugen mit
geklopften Kuhhaaren bewährt. Von anderer Seite wurde als erprobt
empfohlen, ein dichtes Rohrgeflecht zwischen den Sparren unmittelbar unter den
Falzziegeln zur Abhaltung des Treibschnees und Kusses anzubringen.
c) Pappe- und Holzcementdach. Pappdächer werden stets
nur als vorübergehende (provisorische) Dachbedeckung gelten dürfen. Sie ist ganz
besonders im Winter oft der Zerstörung ausgesetzt, die weniger dem Froste als
vielmehr dem Schwanken der abwechselnd von der Sonne beschienenen schwarz grundigen
Dachoberfläche zuzuschreiben ist. (Wie 1895 297 288
erwähnt wurde, hat man diese Erscheinung durch hellfarbige Pappe zu mildern
gesucht.) Die zerstörende Wirkung rührt daher, dass die Pappe durch den Einfluss der
Sonne ihre öligen Stoffe verliert, hart und brüchig wird. Es ist dagegen ein
erweichender Anstrich empfohlen worden. Zweckentsprechend und vortheilhaft ist der
Zusatz- einer Kautschuk- oder Gummilösung aus alten Gummiabfällen; die Masse wird
dadurch elastisch und vor allem bildet der Kautschuk einen dünnen Ueberzug, der die
darunter liegende Masse schützt. Bei der Behandlung beschädigter Pappdächer
verkittet man zunächst alle Leckstellen und Risse, dann überzieht man die
überliegenden Kanten und die Anschlüsse mit Dachkitt und überstreicht nun das ganze
Dach mit einer guten Anstrichmasse. Von Zusätzen wie Sand a. dgl. wird neuerdings
allgemein abgerathen, da durch dergleichen die Sprödigkeit der Pappe nur erhöht wird
und zudem der Feuchtigkeit ein bequemer Unterschlupf geboten wird.
Nach einem Patente von Bruno Roedelius in Eberswalde
wird der Anstrich in der Weise hergestellt, dass die die Grundmasse bildenden
Theere, Peche, Oele u.s.w. mit Magnesia und Kieselsäure, sowie mit einem Zusatz von
kieselsaurem Natron und Eisen- und Bleioxyd derart vermischt und erhitzt werden,
dass während des Erkaltens und Erstarrens der Masse chemische Verbindung der
Bestandtheile stattfindet. Der so erhaltene Anstrich soll ausserordentlich
wetterbeständig sein und durch Sonnenhitze nicht dünnflüssig werden; eingehende
Erfahrungen sind jedoch nicht bekannt geworden.
Recepte zu Anstrichen für Pappdächer gibt es in grosser Anzahl, ein solcher Anstrich
ist nach dem D. Dachdecker folgender: Es werden 90 Th.
Paraffin, 30 Th. palmitinsaure Thonerde und 15 Th. Wachs zusammengeschmolzen. Diese
Anstrichmasse kann kalt gestrichen werden.
Dasselbe gilt von der nachstehenden patentirten Masse (Patent Borchardt und Rosenbach). Die Zusammenstellung ist folgende: 4 l Alkohol
90 Proc., 300 g Sandarak und 300 g Schellack. Diese Mischung löst man auf kaltem
Wege, sodann setzt man 600 g Diamantschmirgel, 150 g Russ und 30 g blaues Ultramarin
hinzu. Auch kann man fein pulverisirte Metallfarben anwenden. Die beiden
vorstehenden Anstriche können kalt gestrichen werden – sie sind aber theuer und
gelangen daher selten in Anwendung. Man kehrt schliesslich, wie die Erfahrung lehrt,
immer wieder zu dem alten Verfahren zurück.
Ein guter, dauerhafter Anstrich ist der Asphaltdachlack, falls Materialien dazu
verwendet werden, welche sich nicht zu rasch verflüchtigen, sondern auf der
Dachfläche haften bezieh. in die Pappe einziehen. Diese Vorzüge muss ein richtig
zusammengestellter Asphaltdachlack besitzen. Wird ein Pappdach mehrere Male hinter
einander mit einem guten Anstrich versehen, so wird dasselbe den gestellten
Anforderungen vollständig genügen.
Ueber die Verwendung von Kautschuk in der Bautechnik äussert sich die Deutsche Bauzeitung, 1892 Bd. 26 Nr. 15, wie folgt:
Kautschuk – speciell vulcanischer – bleibt sowohl bei grosser Kälte (bis – 20° C.),
als auch bei grosser Hitze (bis + 100° C.) gleich elastisch, ist unempfindlich gegen
ätzende Alkalien, Säuren und chemische Reagentien und undurchlässig für
Flüssigkeiten.
In neuerer Zeit hat sich die Bautechnik den Kautschuk ihren Zwecken dienstbar
gemacht, indem sie seine Elasticität, Widerstandsfähigkeit und die Eigenschaft,
Flüssigkeiten nicht anzunehmen oder durchzulassen, benutzte. Die Chemische Fabrik Busse in Hannover stellt einen
Kautschukdachkitt her, der dazu verwendet wird, Risse und Spalten in schadhaft
gewordenen Pappdächern zu verkitten. Die Einfachheit der Methode dieses Verkittens,
sowie die Sicherheit und Dauerhaftigkeit der auf diese Weise erzielten Abdichtung
hat in Fachkreisen allgemeine Anerkennung gefunden.
Um Leckstellen in Pappdächern zu verkitten, drückt man den Kautschukdachkitt mittels
eines Spachtels in dieselben hinein und lässt ihn 3 bis 4 mm hoch aufliegen. Dies
kann von jedem beliebigen Arbeiter ausgeführt werden. Der Kitt ist weich, elastisch
und klebt auf senkrechten Flächen, ja selbst auf Glas und Metall, ohne abzufliessen
oder abzufrieren; er wird von den Witterungsverhältnissen in keiner Weise
beeinflusst und bleibt nach Jahren noch weich. Auch zum Dichten von Zink-,
Wellblech- und Glasdächern wird der Kautschukdachkitt mit Vortheil verwandt, indem
die Anschlüsse durch Verkitten tropfsicher gemacht werden können. Ebenso kann man
undichte Anschlüsse in gleicher Weise dichten.
Ein ferneres von der Firma hergestelltes Product ist der Kautschukdachlack
(zähflüssiger Kautschuk), der in Fachkreisen als durchaus haltbarer Dachanstrich
gilt. Ein solcher Anstrich fliesst nicht ab, selbst bei der grössten Sommerwärme
nicht, so dass das Sanden vermieden werden kann. Bevor ein Dach angestrichen wird,
müssen alle Risse und undichten Anschlüsse mit Kautschukdachkitt verkittet
werden.Es mag jedoch erwähnt
werden, dass sich unter den, Obiges erläuternden Skizzen der betreffenden
Fabrik einige ganz unzulässige befinden, die unzweifelhaft einen Wassersack
bilden würden.
Doppellagige Asphaltpappdächer, deren Eigengewicht nach der Eisenzeitung nur etwa 10 k/qm beträgt, bilden bezüglich ihrer Dauerhaftigkeit
den Uebergang zu den Holzcement- und doppellagigen Kiespappdächern. Sie bestehen im
Wesentlichen aus zwei mit einander durch eine Asphaltklebeschicht verbundenen
Asphaltpapplagen, zwischen denen innerhalb der Klebeschicht ein Maschenwerk von
elastischem Drahte in straffer Spannung eingebettet ist. Von besonderer Bedeutung
ist hierbei die mittlere Asphaltklebeschicht, welche ihre elastische Beschaffenheit
dauernd behält und der gesammten Deckung einen hohen Grad von bleibender Biegsamkeit
sichert.
Die gewöhnlichen Pappdächer müssen durch wiederholte Anstriche frisch gehalten
werden. Da diese Erhaltung durch Anstriche nur auf der freiliegenden Oberfläche der
Deckung möglich ist, so ist eine allmählich eintretende Sprödigkeit und ein
Brüchigwerden von der Unterseite her kaum zu umgehen. Dieser Uebelstand ist bei dem
doppellagigen Asphaltpappdach durch eine dauerhafte Asphaltklebeschicht zwischen den beiden
Papplagen beseitigt; es wird die grosse Haltbarkeit des Doppeldaches vorwiegend
durch diese Klebeschicht, also nicht etwa bloss durch die doppelte Lagenstärke
bedingt.
Als besondere Vortheile dieser Bedachung führt der D.
Dachdecker an, dass jede offene Nagelung auf der Oberfläche fehlt, und dass
ferner ein vollkommener Abschluss gegen die Atmosphäre und damit ein sicherer Schutz
gegen das Eintreiben von Schnee, Regen, Staub und Russ erzielt wird. Durch
Verwendung der zwischenliegenden, unter geringster Nagelung eingespannten
Drahtmaschung wird nicht allein eine Sicherung gegen Sturmschäden, sondern auch eine
möglichst unabhängige Ausdehnung beider Decklagen von einander erreicht.
Bei gewerblichen Gebäuden ist das doppellagige Asphaltpappdach befähigt, sowohl
fortdauernde Erschütterungen zu erleiden, als auch Dämpfe und Ausdünstungen bei
wechselnder Temperatur auszuhalten.
Das doppellagige Asphaltpappdach gestattet eine für viele Fälle ersparnissreiche
Ausnutzung in der Anlage einfacher, bequemer und haltbarer Asphaltpapprinnen und
-kehlen unmittelbar auf und in Verbindung mit dem Dache. Die Herstellung von
Asphaltpapprinnen an Stelle von Zinkrinnen ist in solchen Fällen von Vortheil, wo
die Rinnen oder Kehlen in ihren Abmessungen aussergewöhnlich gross sind, wie bei den
Sheddächern und auch bei den Dächern, welche sich in ihrer Traufe an höher geführte
Gebäude oder gegen Brüstungsmauern lehnen.
Die Construction einer in Asphaltpappe ausgeführten Sheddachrinne bedingt die
Anordnung zweier möglichst hoher Fussrahmen in etwa 40 bis 45 cm Entfernung auf dem
Holzunterzugsbalken zur Erlangung eines reichlichen, leicht begehbaren und bequem zu
reinigenden Rinnenprofils mit genügend zulässiger Versenkung des Rinnenbodens für
das auf grössere Gebäudelängen berechnete Gefälle; die rechtsseitige Profilschräge
führt zugleich das Condensationswasser der Lichtfläche in höchst einfacher Weise
direct in die Dachrinne und macht somit die üblichen, inneren Schweisswasserrinnen
unnöthig.
In Folge Temperatureinwirkungen und anderer Einflüsse werden in Zinkrinnen oder
-kehlen von grossen Zuschnittbreiten leicht Wellungen und Undichtigkeiten
hervorgerufen; Asphaltpapprinnen bleiben gegen solche Angriffe vollkommen
unverändert und sind dabei obendrein ganz bedeutend billiger. Auch bei anderen
Bedachungsmaterialien, wie Schiefer, Ziegel u.s.w., dürfte diese Rinnenconstruction
aus gleichen Gründen oft sehr willkommen sein.
Holzcementdächer. Auf Veranlassung des Ministeriums für
öffentliche Arbeiten in Preussen sind vor einigen Jahren amtliche Ermittelungen über
die Bewährung von Holzcementdächern angestellt worden. Dieselben umfassen einen
längeren Zeitraum. Das Gesammturtheil ist durchaus günstig, da sich die
Holzcementdächer gut bewährt und die ihnen zugeschriebenen guten Eigenschaften
thatsächlich auch gezeigt haben. In Ausnahmefällen lagen mangelhafte oder
nachlässige Ausführungen vor. Es stellte sich auch heraus, dass das Holzcementdach
von Jahr zu Jahr eine weitere Verbreitung gefunden hat. Die erste Anlage knüpft sich
an den Namen S. Häusler in Hirschberg, obwohl er nach
J. Manger nicht der erste Erfinder ist. Ein als
Beispiel angeführtes Dach in Schmiedeberg hat sich trotz seiner starken Neigung 1 :
5 seit dem Jahre 1852 tadellos erhalten. Bezüglich der Sicherheit gegen Feuer
hat sich dies Dach völlig bewährt.
Die Einrichtung selbst und die Herstellung dürfen wir wohl als bekannt voraussetzen.
Bezüglich einiger Einzelheiten macht das Centralblatt der
Bauverwaltung nachstehende Angaben:
Die Dachneigung soll etwa 1/20 betragen und die Schalung aus gespundeten,
mindestens 3 cm starken, höchstens 20 cm breiten, gut ausgetrockneten Brettern
bestehen. Der Raum unter dem Dache muss trocken erhalten und gut gelüftet werden,
damit die Schalung und die Sparren nicht von unten stocken können. Zum Ausgleich der
Unebenheiten der Schalung und um die Bewegung der einzelnen Bretter unschädlich zu
machen, soll zunächst eine dünne Schicht feinen trockenen Sandes oder eine Lage
Dachpappe und erst auf diese die erste Papierlage aufgebracht werden. Die
Papierlagen sollen mindestens dreifach, besser aber vierfach, der zum Aufkleben und
Ueberstreichen verwendete Holzcement von bester Beschaffenheit sein. Die Arbeit darf
nur von geübten Leuten und bei trockenem, windstillem Wetter vorgenommen werden.
Ueber die Frage, ob als Zwischenlage auf der Schalung eine Sandschicht oder Dachpappe
vorzuziehen ist, sind die Anschauungen verschieden. In Schlesien hält man die
Sandschicht für zweckmässiger, weil bei Verwendung von Pappe die Unebenheiten der
Ueberdeckungen eine glatte Lagerung der Papierschichten verhindern. Die
Pappunterlage wird dort nur als ein Nothbehelf angesehen, wenn die Ungunst der
Witterung der gewöhnlichen Eindeckung auf einer Sandschicht entgegensteht. Von
anderer Seite wird aber gerade ein Vorzug der Pappunterlage darin gesehen, dass
schnell eine vorläufige nothdürftige Bedachung gewonnen wird, um für die nur bei
trockenem Wetter mit günstigem Erfolge herzustellende Eindeckung der Papierlagen die
geeignete Zeit abwarten zu können. Zugleich aber wird auch die zähe Pappe dem Werfen
der gespundeten Schalbretter sicherer widerstehen. Und wenn einige befürchten, dass
durch die Nägel, mit welchen die Dachpappe befestigt wird, die Papierlagen
durchgescheuert werden, so ist demgegenüber hervorzuheben, dass die letzteren ohne
den Schutz der Pappe im Falle des Schwindens und Aufkantens der Schalbretter doch
noch leichter angegriffen werden.
Ueber die oberste, mit einem dicken Anstrich von Holzcement zu versehende Papierlage
wird feiner Sand gesiebt und dann Kies aufgebracht. Die Kiesdecke erhält in der
Regel eine Stärke von 8 bis 10 cm. Gut bewährt hat sich die Verwendung reinen Kieses
als Unterlage und einer Mischung von Kies mit Lehm oder Strassenschlick über
derselben zur Befestigung des Kieses gegen Abspülen. Im Lauf der Jahre pflegt auf
der Oberfläche eine Moosbildung einzutreten, welche für die Erhaltung der Dächer
förderlich ist, weil die Deckung dadurch massig feucht erhalten und vor der
Einwirkung der Sonnenstrahlen geschützt wird, so dass auch bei anhaltender Hitze ein
Flüssigwerden der Holzcementmasse nicht eintreten kann. In einzelnen Fällen hat man
auf die Kiesdecke auch wohl Mutterboden aufgebracht und diesen mit Gras besät, ein
Verfahren, welches sich namentlich bei Bauten an der See und überall da empfiehlt,
wo die Dächer starken Stürmen ausgesetzt sind. So ist beispielsweise das
Nebelsignalgebäude bei dem Leuchtfeuer Marienleuchte auf der Insel Fehmarn im J. 1878 derart
eingedeckt worden, und zwar verwandte man dort fünf Lagen Papier mit
Holzcementstrich, eine Kiesdecke von 10 cm Stärke und darüber eine 5 cm starke
Mutterbodenschicht, welche mit Gras besät wurde. Dieses Dach hat sich seither
tadellos bewährt. Ebenso erwies sich beim Nebelstationsgebäude in Arcona eine
nachträgliche Befestigung des Kiesbelages mit einer Rasendecke als zuverlässiges
Mittel gegen die früher wiederholt eingetretene Entblössung der Papierlagen. Diesem
Vortheil gegenüber erscheint das Bedenken, dass eine starke Grasnarbe den Abfluss
des Regenwassers allzusehr behindere, kaum von Belang.
Die früher vielfach verwendeten hölzernen Kiesleisten haben solchen von Zink weichen
müssen; ebenso ist jede Nagelung zu vermeiden.
Undichtigkeiten an Holzcementdächern waren, abgesehen von vereinzelten Fällen, in
denen die Eindeckung an sich regelwidrig, von ungeübten Arbeitern oder unter
Verwendung geringwerthiger Baustoffe erfolgte, vorzugsweise auf folgende Ursachen
zurückzuführen. Entweder war der Dachstuhl nicht stark und fest genug gezimmert oder
die Schalbretter warfen sich, so dass Bewegungen eintraten, bei denen die
Papierlagen reissen mussten, oder es war versäumt, für eine genügende Lüftung des
Hohlraumes unter der Schalung Sorge zu tragen, so dass diese und die Sparren zu
stocken und zu faulen begannen. Letzteres ist häufig dann eingetreten, wenn
unmittelbar unter den Sparren eine verschalte und mit Mörtel verputzte Decke
angebracht wurde. Es ist ferner beobachtet worden, dass Holzwürmer die Schalung und
die Papierlagen durchbohrt haben, auch dass durch Nägel, welche unvorsichtiger Weise
von unten her in die Schalung eingeschlagen wurden, die Holzcementhaut beschädigt
wurde. Nicht selten ist es auch versäumt worden, wenn einmal durch Sturm oder
Gewitterregen die Kiesdecke angegriffen war, die Oberfläche rechtzeitig wieder
einzuebnen, so dass dann an einzelnen Stellen die Papierlagen allmählich ganz
blossgelegt wurden. Weitaus am häufigsten aber haben sich Leckstellen da gezeigt, wo
aus den oben erwähnten Ursachen die Zinkeindeckung schadhaft wurde. Nachtheilig
haben sich auch eiserne, durch das Dach geführte Rauchoder Dunstrohre insofern
erwiesen, als sie Rost bildeten und dadurch die Anschlüsse undicht machten. In
solchen Fällen gewährt Kupferblech eine grössere Sicherheit.
Immerhin aber darf man nach den bisherigen Erfahrungen dem Holzcementdache die
Vorzüge zusprechen, dass es mit massigen Kosten herzustellen und unbedingt dicht ist
gegen Wasser, Schnee, Russ und Staub, dass es grosse Feuersicherheit und guten
Schutz gegen Hitze und Kälte gewährt, dass es eine unbeschränkte Verwerthung der
Bodenräume, auch eine Benutzung der Dachfläche selbst zu mancherlei Zwecken zulässt
und bei einiger Aufmerksamkeit nur geringe Unterhaltungskosten verursacht.
Nichtsdestoweniger wäre es verkehrt, das Holzcementdach im Vorzug vor anderen
bewährten Dächern etwa ganz allgemein für jeden Zweck empfehlen zu wollen. Seine
Anwendung wird immer in erster Linie auf dem Gebiete der Nutzbauten liegen.
In Glaser's Annalen vom 15. October 1887 ist eine vom
Regierungsbaumeister Taaks gegebene Uebersicht über
Dachdeckungsstoffe mit bekannten Dächern enthalten, die einen Vergleich
verschiedener Dächer unter einander gestattet und die im Allgemeinen noch jetzt
zutreffend ist.
Art des Daches
Dach-neigunginGraden
Gewicht
Preiseinschliess-lich
Unter-lageM.
ohne
mit
Unterlagefür 1 qm Fläche
k
k
Pappdach (einfach) auf 20 min
starker SchalungPappdach (doppelt) auf 26 mm
starker Schalung
11½–36
812
2129
2,73,7
Zinkdach auf 26 mm starker Schalung
bis 6
4–6
21–23
8–12
Verzinkte Eisen- blechplatten
auf Lattung
bis 14
8–12
15–20
10–15
Emaillirte Pfannen auf Lattung
10–20
7,5–8,5
15–17
5,5–6
Getränkte Leinwand auf 26 mm
starker Schalung
11½–36
2,5
19,5
4,4
Falzziegeldach leich- tester Bauart
14
37,5
45
–
Schieferdach (deut- sches) auf 26 mm starker
Schalung
39
35
52
–
Schieferdach (engl.) auf 26 mm
starker Schalung
39
40
57
–
(Fortsetzung folgt.)