Titel: | Die Ablösung der Handarbeit des Schriftsetzers durch Maschinen. |
Autor: | E. Wentscher |
Fundstelle: | Band 298, Jahrgang 1895, S. 217 |
Download: | XML |
Die Ablösung der Handarbeit des
Schriftsetzers durch Maschinen.
Von E. Wentscher,
Ingenieur in Berlin.
(Fortsetzung des Berichtes S. 193 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Die Ablösung der Handarbeit des Schriftsetzers durch
Maschinen.
4) Joseph C. Fowler aus Washington giesst in einer
Giessmaschine Lettern alphabetweise, führt sie in die Kanäle einer damit verbundenen
Setzmaschine ein und entnimmt vom anderen Ende aus diesen Kanälen durch
Tastenanschlag die Lettern nach Maassgabe des Manuscripts, um sie mechanisch zur
Zeile zusammenzusetzen.
Die Giessmaschine arbeitet mit einer mittleren, dem durchschnittlichen Verbrauch der
häufigen Lettern entsprechenden Geschwindigkeit, so dass die betreffenden
Letternkanäle der Setzmaschine nahezu constante Füllung haben, während einer
Ueberfüllung der Kanäle für die selteneren Lettern durch zeitweise Abstellung der
betreffenden Giessvorrichtungen vorgebeugt werden kann.
Textabbildung Bd. 298, S. 217
Fig. 69.Fowler's combinirte Giess- und Setzmaschine.
Fig. 69 veranschaulicht die combinirte Giess- und
Setzmaschine in senkrechtem Gesammtquerschnitt; Fig.
70 ist ein der Fig. 69 entsprechender
Querschnitt der Giesseinrichtung in vergrössertem Maasstabe, während die Fig. 71 bis 74 Einzelheiten darstellen.
In dem unteren Theile einer wagerechten um Zapfen 49
zwischen den Gestellwänden drehbaren Schiene 2 sind
neben einander liegende Formkanäle 3 für sämmtliche
Lettern und Zeichen eines Alphabets angeordnet. Die Kanäle gehen der Quere nach
durch die Schiene; sie sind alle von gleicher Länge und Höhe, jedoch
verschiedener, den einzelnen Buchstabenweiten entsprechender Breite. Rechts vor der
Schiene 2 erstreckt sich eine fest gelagerte wagerechte
Leiste mit Querführungen für die unter Federdruck 90
stehenden Matrizen 89 (Fig. 73), welche durch
eine Platte 91 (Fig. 70)
abgedeckt ist. Stifte 92 der Platte 91, welche in Kerben 93
der Matrizenkörper hineinragen, geben einen Anschlag für die Verschiebung der
letzteren.
Textabbildung Bd. 298, S. 217
Fig. 70.Fowler's combinirte Giess- und Setzmaschine.
In der Giesstellung der Schiene 2 (Fig. 69) befinden sich die Matrizen in ihrer
Rechtslage und schliessen mit ihren Bildenden die Formkanäle 3 auf dem rechten Ende ab, während sich die Ausgussdüse 9 des Schmelztiegels 1 der
ganzen Breite nach vor die hinteren Kanalöffnungen legt. Wird nun mittels des
Pumpenkolbens 15, der Kolbenstange 62 und des um Zapfen 65 in
Lagerarmen des Schmelztiegels schwingenden Hebels 63
64, der von einer Daumenscheibe 67 einer Welle
39 in Schwingung versetzt wird, unter Mitwirkung
der Feder 14 das flüssige Metall durch den Kanal 16 und den Ausgusschlitz 9
gepresst, so tritt es in sämmtliche Formkanäle 3 ein
und liefert den gleichzeitigen Guss eines ganzen Alphabets.
Nunmehr schwingt der um Zapfen 13 drehbare Schmelztiegel
mittels der in seinen Armen 69 71 gelagerten Rollen 70 72, die sich beiderseitig gegen eine Daumenscheibe
73 der Welle 39 legen,
nach links, wobei sich der Ausgusschlitz 9 von der
Schiene 2 entfernt, und ein an der Innenseite der
Schiene 2 (vgl. auch Fig. 72) bei 58
angelenktes und von einer Feder 60 ständig
hochgehaltenes Messer 17 wird mittels eines Daumens 57 auf einer von Welle 39 aus durch
Kegelräder in Umdrehung gehaltenen Welle 56
niedergedrückt, um den Anguss zu beseitigen.
Darauf wird Schiene 2 durch Rollenhebel, die auf ihrer
Achse sitzen und mit ihren Bollen in Curven 51a von Curvenscheiben 52
auf Welle 39 eingreifen, in die Lage Fig. 70 gedreht, wobei die vorderen Enden der
Formkanäle 3 den Eintrittsöffnungen der Letternkanäle
5 der Setzmaschine und ihre hinteren Enden einer
Reihe von Stössern 4 gegenüber zu liegen kommen, welche
letzteren alsbald vorgehen und die Lettern aus den Formkanälen in die Kanäle 5 ausstossen (Fig.
70).
Die Stösser 4 (Fig. 70
und 71) sitzen drehbar
in Kerben 28 einer Schiene 29. Ein der Länge nach durch den gekerbten Theil der Schiene
hindurchgehender Draht 30 (Fig. 70) bildet die gemeinsame Drehachse. Schiene 29 gleitet bei ihrer hin und her gehenden Querbewegung auf einer
pultartigen Unterlage 32, welche beiderseits genuthete
Führungsleisten 32× für
die Enden der Schiene trägt. Letztere greift mit zwei Rollen 35, welche durch Schlitze 36 der Führungen
32× hindurchtreten
(Fig. 71), in
geschlossene Curven 37 zweier Scheiben 38 auf Welle 39 (Fig. 70) ein und erhält dadurch rechtzeitig ihre Hin-
und Herbewegung. Die Unterlage 32 (Fig. 71) ist an ihrer
vorderen Seite mit Führungen 34 für die Stösser
versehen, welche den genauen Eintritt der letzteren in die Formkanäle 3 der Schiene 2 sichern
und die zum Theil dünnen Stösser gegen Durchbiegung beim Ausstossen schützen. Ein
Lineal 34× überdeckt
die Nuthen 34 (Fig. 71) und gibt den
Stössern eine obere Führung.
Textabbildung Bd. 298, S. 218
Fowler's combinirte Giess- und Setzmaschine.
Die Stösser tragen winklige Arme 31, welche dazu dienen,
sie je nach Bedarf ausser Thätigkeit zu setzen, um den Guss gewisser Lettern
zeitweilig abzustellen und so, wie bereits erwähnt, einer Ueberfüllung der
betreffenden Kanäle der Setzmaschine vorzubeugen. Wird in der hinteren Stellung der
Schiene 29 durch Niederdrücken des Armes 31 ein Stösser in die in Fig.
70 punktirt dargestellte Lage gebracht, so stösst er beim folgenden
Vorgang der Schiene die gegossene Letter aus dem zugehörigen Formkanal 3 nicht aus. Beim nächsten Guss kann mithin, da der
Kanal durch die darin verbliebene Letter gefüllt ist, in diesem Kanal keine neue
Letter gegossen werden. Dieser Zustand wird so lange andauern, als der Stösser
ausgeschaltet ist.
Die Letternkanäle 5 der Setzmaschine (Fig. 69 und 70) sind
mit kreisförmigen Eintrittskanälen 5× versehen, in
welchen die ausgestossenen Lettern unter Ausführung einer Drehung von annähernd
180° um ihre Querachse herabgleiten. Sie gelangen dadurch auf den oberen Absatz 18 (Fig. 70) des Kanals
5, um den sie, wie punktirt angedeutet, eine
Kippbewegung ausführen, um sich sodann, wie dargestellt, in schräger Einstellung zur
Kanalachse über einander zu legen. Dabei ist vorausgesetzt, dass das Letternniveau
im Kanal 5 niemals allzu tief unter den Absatz 18 sinkt bezieh. sich niemals über denselben erhebt,
was durch die angegebene Regulirung der Menge des Gusses erreichbar ist. Die obere
Deckplatte der Kanäle 5 ist ausserdem aus Glas, so dass
der Setzer den Inhalt der Kanäle jederzeit controliren kann. Entsprechend der
Anordnung der Formkanäle 3, deren Höhe die Breite
(Kegelstärke) der Letter und deren Breite die Dicke der Letter bestimmt, treten die
Lettern hochkant in die Uebergangskanäle 5× ein und
sammeln sich auch hochkant in den Kanälen 5, da die
lichte Weite dieser Kanäle der Letterndicke entspricht und eine Drehung der
herabfallenden Letter um ihre Längsachse verhindert.
Textabbildung Bd. 298, S. 218
Fig. 74.Fowler's combinirte Giess- und Setzmaschine.
Die Entnahme der Lettern beim Setzen erfolgt vom unteren Ende der Kanäle 5 mittels einer Klaviatur (Fig. 69). Wird ein Tastenknopf 7 niedergedrückt, so wirkt der um 20 schwingende Tastenhebel 19 mit seinem abgerundeten Ende 21 auf den
Ausstosshebel 22, der mit seinem oberen Ende die
unterste Letter aus dem zugehörigen Kanal ausstösst. Wenn er die Letter dabei auch
am Bildende trifft, so ist eine Verletzung des Bildes, wie sie durch wiederholten
Angriff zu befürchten wäre, hier ausgeschlossen, da die Letter ja stets neu gegossen
und daher nur einmal derartig behandelt wird.
Vor den unteren Kanalenden bewegt sich über Rollen 24 25
ein breites endloses Transportband 23, auf welches die
ausgestossenen Lettern unter Mitwirkung der ständig rotirenden Ausführrolle 85 gelangen, um nach dem wagerechten Sammelkanal 8a oberhalb des
Tastenbrettes hingeführt zu werden. Auf ihrem Wege dorthin werden die aus den
einzelnen Kanälen 5, mithin auf einer breiten Strecke
austretenden Lettern durch convergirende Führungsleisten 27 der Deckplatte 26 (Fig. 74) allmählich nach der Mitte zusammengeführt, so
dass sie durch den gemeinsamen Eintrittskanal 28 in die
Sammelrinne 8a
gelangen. Ein schnell rotirender Excenter 8 am
Eintrittsende schiebt die eintretenden Lettern ständig zur Seite und bildet so eine
endlose Zeile, aus welcher kürzere Zeilen gebildet werden u.s.w.
Die Bewegungen der Maschine erfolgen von der Hauptwelle 43 aus (Fig. 69) und werden von dieser
durch (nicht dargestellte) Kegelräderübertragungen auf die Welle 39 des Giessapparates und durch Schnurscheiben bezieh.
Schnüre 77 78 79 auf den Setzapparat übergeleitet.
Unter der Voraussetzung, dass beim Giessen ganzer Alphabete in der beschriebenen
Weise ernstliche technische Schwierigkeiten nicht auftreten, muss die
Giessetzmaschine von Fowler als der bisher
vollkommenste Apparat zur mechanischen Herstellung einer Letterndruckform bezeichnet
werden, der sowohl von den Mängeln der im ersten Abschnitt beschriebenen
Letternsetzmaschinen mit vorräthigen Lettern als auch der im nächsten Abschnitt noch
zu beschreibenden Zeilengiessmaschinen vollkommen frei ist und unter den im
vorliegenden Abschnitt dargestellten Giesssetzmaschinen die erste Stelle
einnimmt.
Den demnächst zu beschreibenden Zeilengiessmaschinen gegenüber sind die
Giessetzmaschinen bezüglich der Qualität des Erzeugnisses überlegen. Denn da sie
einzelne Lettern kunstgerecht giessen, so ergeben die daraus gebildeten Druckformen
einen tadellosen Satz, wie ihn die Zeilengiessmaschinen nach dem Linotypesystem zur
Zeit nicht liefern können.
Ferner haben sie vor jenem den Vorzug, dass die weitere Behandlung der gesetzten
Columne, also z.B. Ausmerzung falscher Buchstaben, Verkürzung von Zeilen,
nachträgliche Einfügung oder Entfernung einzelner Wörter u.s.w., bei Carpenter's Logotyper allerdings in etwas
beschränkterem Maasse als beim Handsatz möglich ist, ohne dass wegen solcher
Einzelheiten ganze Zeilen verworfen und neu gegossen zu werden brauchen.
Endlich können die von einer Giessetzmaschine gegossenen Lettern nach erfolgtem Druck
mit Hand abgelegt werden und für Handsatz Verwendung finden oder als Schriften
verkauft werden, obwohl eine mit solchen Maschinen arbeitende Druckerei in der Regel
den gebrauchten Satz wieder in den Schmelztiegel werfen wird.
C. Zeilengiessmaschinen.
Textabbildung Bd. 298, S. 219
Fig. 75.Zeilengiessmaschine von Lanston.
Die Zeilengiessmaschinen sind combinirte Setz- und Giessmaschinen, bei denen durch
Bethätigung einer Klaviatur Einzelmatern (seltener Einzelstempel) für die
verschiedenen Buchstabencharaktere zu Zeilen zusammengesetzt und, nachdem letztere
selbsthätig ausgeschlossen sind, zeilenweise abgegossen werden. Die so erzeugten,
aus einem Stück bestehenden Druckzeilen (Fig. 75)
haben die Länge, Dicke und Höhe einer gewöhnlichen Typenzeile und tragen auf einer
Längskante die erhobenen Schriftzeichen. Diese Druckzeilen werden zu Columnen (Fig. 76) zusammengesetzt, von denen man entweder
unmittelbar auf einer Flachdruckpresse drucken oder in gewöhnlicher Weise
Rundstereotypformen für Rotationsdruck herstellen kann.
Für die Weiterbehandlung derartiger Columnen beim Corrigiren und Umbrechen ergibt
sich der Vortheil, dass ein Zusammenfallen des Satzes zu einem ungeordneten
Buchstabenhaufen ausgeschlossen ist, während zu transportirender oder
stehenbleibender Satz nicht ausgebunden zu werden braucht; es genügt vielmehr
das Vorlegen eines Steges vor die eine Breitseite. Correcturen in einer aus starren
Zeilen bestehenden Columne können dagegen in der gebräuchlichen Weise nicht
ausgeführt werden; hier kann nur Neuguss der Zeile bezieh. mehrerer Zeilen in Frage
kommen. Indessen sind hier die gewöhnlichen Druckfehlerquellen in doppelter Weise
eingeschränkt. Einmal ist dem Setzer beim Zusammenstellen der Matrizen zur Zeile,
d.h. vor dem Abgiessen, Gelegenheit gegeben, sie durch Ueberlesen auf Druckfehler
hin zu prüfen und so gefundene Fehler noch vor dem Abguss zu beseitigen.
Andererseits sind Fehler beim Ablegen, bekanntlich der Hauptquelle von Druckfehlern
beim Handverfahren, vollständig ausgeschlossen, da die Matrizen nach dem Abguss
mechanisch und mit unfehlbarer Sicherheit abgelegt werden. Dazu kommt noch der z.B.
bei Maschinenschreibern erfahrungsmässig festgestellte Umstand, dass Arbeiter an
einer Klaviatur bei längerer Uebung sich nur sehr selten vergreifen und sich eines
Fehlgriffs meist sofort bewusst werden. Die mit den Zeilengiessmaschinen gemachten
Erfahrungen haben denn auch zur Genüge bestätigt, dass der auf ihr hergestellte Satz
ungleich fehlerfreier ausfällt als Handsatz. Die nachträglich vorzunehmenden
Correcturen werden sonach im Wesentlichen auf die sogen. Autorcorrecturen beschränkt
sein. Diese pflegen aber meistens so einschneidend zu sein, dass auch beim
Handverfahren Neusatz oft vortheilhafter ist. Um so weniger bedenklich kann daher
Neusatz erscheinen, wenn er mit einer Maschine sich vier- bis fünfmal so schnell wie
mit der Hand ausführen lässt.
Textabbildung Bd. 298, S. 219
Fig. 76.Zeilengiessmaschine von Lanston.
In der Herstellung gemischten Satzes stehen die Zeilengiessmaschinen hinter den
früher beschriebenen Letterngiessetzmaschinen erheblich zurück. Wegen ihrer
eigenartigen Centrirvorrichtung für die Matrizen arbeitet z.B. die Maschine von Lanston selbst bei 400 bis 600 Matern, d.h. vier bis
sechs verschiedenen Schriftarten, noch mit erheblicher Leistung (4700 Buchstaben in
der Stunde), die durch Anordnung mehrerer Arbeitsstellen in einer Maschine, wie
bereits erwähnt, bis aufs Achtfache gesteigert werden kann. Da ferner bei diesen
Maschinen nicht abgelegt wird, so findet die Steigerung der Anzahl der Matrizen
keine Beschränkung in der durch die Grössenverhältnisse des Letternkörpers gegebenen
Grenze für verschiedene Signaturencombinationen.
Bei den Zeilengiessmaschinen dagegen kommt das Ablegen, wenn auch unter günstigeren
Bedingungen als bei den Letternsetzmaschinen älteren Systems in Frage. Davon hängt
einmal ihre Gesammtanordnung ab, während andererseits die Anzahl der
Signaturencombinationen an eine bestimmte Grenze gebunden ist. Diese Maschinen sind
daher fast ausnahmslos auf eine Schriftart beschränkt und nur für glatten Satz
geeignet, bei dem Auszeichnungsschriften selten vorkommen. Die Matrizen für die
Auszeichnungsschriften befinden sich in einem besonderen Kasten und werden erforderlichenfalls
mit Hand eingefügt. Beim Ablegen der Matrizen für die Hauptschrift werden sie
maschinell nur ausgesondert und müssen nachher mit Hand abgelegt werden. Für
Zeitungs- und gewöhnlichen Werksatz ist dieser Nothbehelf allerdings genügend.
Textabbildung Bd. 298, S. 220
Gravirmaschine von Benton.
Die Beschaffenheit des von gegossenen Typenzeilen genommenen Abdrucks ist für die
meisten Druckarbeiten (Zeitungen, Zeitschriften, Werke) vollkommen ausreichend,
namentlich wenn solche auf gewöhnlichen Rotationsmaschinen hergestellt werden, wobei
Feinheiten des Letternmaterials doch nicht zu voller Geltung kommen. Wenn sie auch
für bessere Druckarbeiten zur Zeit noch nicht völlig genügen, so ist doch
anzunehmen, dass mit der Zeit auch der hierfür erforderliche Grad von Vollkommenheit
erreicht werden wird, da die zur Zeit noch bestehenden Mängel weniger im Verfahren
des Abgiessens ganzer Zeilen, als in der Schwierigkeit der mechanischen Herstellung
von Matern genau gleicher Tiefe belegen sind. Dieselben werden im Allgemeinen durch
Prägung hergestellt. Dabei hat sich aber der Uebelstand herausgestellt, dass bei
Anwendung noch so genau und stark gebauter Prägmaschinen beispielsweise der Stempel
für „m“ einen weniger tiefen Eindruck erzeugt als der Stempel für „i“.
Die Folge ungleich tiefer Matern ist aber eine Typenzeile mit ungleich hohen
Buchstabenbildern, und davon wiederum die Folge ein ungleicher Druck. Der genannte
Uebelstand ist durch geeignete Verfahren im Laufe der Zeit bereits wesentlich
gemildert worden und wird sich voraussichtlich ganz beseitigen lassen.
Der grosse Maternbedarf der Zeilengiessmaschine, welcher sich auf 1000 bis 2000
Matern für die Maschine beziffert, von denen zudem etwa 20 Proc. jährlich erneuert
werden müssen, hat naturgemäss einen entsprechenden Verbrauch an Prägestempeln
zur Folge. Man hat daher von der Herstellung der Stempel im Wege der Handarbeit
Abstand nehmen und zur Maschinenarbeit übergehen müssen. Zu diesem Behuf wird das
Buchstabenbild von einem geübten Zeichner in der mittleren Grösse von etwa 5 × 10 cm
auf Papier gezeichnet und sein Umriss dann mittels eines Storchschnabels in etwa
halber Grösse in eine Wachsschicht auf einer Platte übertragen. Durch Ausheben des
Wachses zwischen den Conturen entsteht ein vertieftes Buchstabenbild. Von diesem
wird ein erhabenes Galvano erzeugt. Nach diesem körperlichen Modell wird auf der in
Fig. 77 und 78 in perspectivischer
Ansicht bezieh. in senkrechtem Längsschnitt und in den Fig. 79 bis 83 im Einzelnen dargestellten Gravirmaschine von Benton in Milwaukee ein sehr genauer verkleinerter
Stahlstempel hergestellt.
Textabbildung Bd. 298, S. 220
Gravirmaschine von Benton.
Textabbildung Bd. 298, S. 220
Gravirmaschine von Benton.
Textabbildung Bd. 298, S. 220
Fig. 83.Gravirmaschine von Benton.
In wagerechten Armen G des Ständers A schwingt das aus in einander liegenden Ringen LK bestehende Universalgelenk (vgl. auch Fig. 79, Oberansicht von
Fig. 77). In Armen
des inneren Ringes K sitzen die senkrechten Stangen e, welche an ihrem unteren Ende durch eine Schale H verbunden sind, von deren Mitte sich der Fahrstift
C nach unten erstreckt. Auf dem in der Höhe
verstellbaren Tisch D wird das körperliche
Buchstabenmodell (H) eingespannt. Wird dieses mit dem Ende des Fahrstiftes bezieh.
(Fig. 82) mit einer
darauf zu setzenden Scheibe S oder darin einzusetzenden
Stiften 4 5 seinen Aussenlinien nach umfahren, so wird
der Rahmen ee entsprechend verjüngte ähnliche
Bewegungen ausführen. Diese Bewegungen werden auf die das Werkstück e1 (Fig. 81) tragende Büchse
P übertragen, welche indessen mittels ihrer Führung
auf dem am Träger N sitzenden und mit diesem am Ständer
Afestgestellten Ringe h
nur in wagerechtem Sinne dieser Bewegung folgen kann.
Textabbildung Bd. 298, S. 221
Fig. 84.Mergenthaler's Linotype.
Letztere wird durch ein zweites Universalgelenk MI (Fig. 80, Oberansicht)
vermittelt, dessen innere Spitzen die Büchse P fassen
und dessen äusserer Ring I auf den Stangen e gleitet. Am Träger N
sitzt auch der Stichelhalter B. Während nun der Stichel
von den Schnurscheiben aus in Umdrehungversetzt wird, verschiebt sich das Werkstück
wagerecht darüber und erhält an seinem Ende die dem umfahrenen Modell entsprechende
verkleinerte Stempelform. Der Stichelhalter ist gegen das Werkstück verstellbar,
welches in seinen Querschnittabmessungen der Breite und Höhe des herzustellenden
Buchstabens entsprechend bereits vorgearbeitet ist. Die Bearbeitung erfolgt nun in
der Weise, dass man mit dem Schneiden der Aussenumrisse beginnt, indem man
Stichelhalter und Werkstück auf die ganze Tiefe der Gravirung gegen einander nähert
und mit der Fahrscheibe S die Aussenlinien des Modells
umfährt; man erhält dann die in Fig. 83 links
dargestellte Facette am Werkstück A2. Man entfernt nun schrittweise Werkstück und
Stichelhalter von einander, umfährt mit immer kleineren und kleineren Fahrscheiben
S und schliesslich mit den Stiften 4 5 das Modell und erhält so die in Fig. 83 rechts dargestellte Facette. Um die Scheiben
S ohne Verstellung des Tisches auswechseln zu
können, ist das Ende des Fahrstiftes hülsenförmig ausgebildet und nimmt den unter
Federdruck stehenden Scheibenträger w auf.
Die verschiedenen Verkleinerungsgrade ergeben sich unter Benutzung von Fahrstiften
C verschiedener Länge durch Verstellung des Tisches
D und des das Werkstück und den Stichelhalter
tragenden Klobens N.
Die Benton'sche Maschine ist ein Meisterstück der
Feinmechanik und liefert, selbst wenn die Verkleinerung bis zur mikroskopischen
Grenze getrieben wird, eine wunderbar genaue Arbeit.
Nach diesen allgemeinen Bemerkungen wende ich mich nunmehr zu den
Zeilengiessmaschinen im Einzelnen.
1) Mergenthaler's Linotype ist die älteste, in Amerika
seit 1886 in der Einführung begriffene und zur Zeit von den grösseren amerikanischen
Zeitungsdruckereien allgemein benutzte Zeilengiessmaschine. Fig. 84 bis 87 veranschaulicht das neueste
Modell der Linotype in perspectivischer Ansicht, während Fig. 85 die Wirkungsweise der Maschine schematisch darstellt. Die Fig. 86 bis 96 sind
Ansichten von Einzelheiten.
Textabbildung Bd. 298, S. 221
Fig. 85.Mergenthaler's Linotype.
Die Linotypemater (Fig. 86) besteht aus einem 20 × 30
mm grossen Messingstück mit einem seitlichen Ausschnitt a, auf dessen
Grunde sich das vertieft geprägte Buchstabenbild befindet. Die Dicke des
Maternkörpers entspricht der Weite ihres Bildes. Die oberen Seitenlappen ermöglichen
die Einzelabtrennung der Matern aus ihren Behältern beim Setzen und dienen
gleichzeitig dazu, die zur Zeile gesammelten Matern in senkrechter Hängelage durch
die Maschine zu führen. Mittels der unteren Seitenlappen erfolgt die genaue
Ausrichtung der Maternzeile vor dem Abguss, während der obere gezahnte Ausschnitt
die aus theilweise weggeschnittenen Zähnen b gebildete
Ablegesignatur trägt.
Textabbildung Bd. 298, S. 222
Fig. 86.Mergenthaler's Linotype.
Die Matern stehen hochkant hinter einander in neben einander liegenden Rinnen des
nach vorn geneigten Maternmagazins A (Fig. 85). Ein Echappement B1 am unteren Fig. 86. Ende einer jeden Rinne, das durch eine Stange C mit der zugehörigen Taste einer Klaviatur D in Verbindung steht, stützt die Maternreihe und gibt
bei jedem Tastenanschlag die jeweilig unterste Mater frei. Die ausgelösten Matern
fallen durch Leitkanäle E herab und legen sich flach
auf den schnell laufenden endlosen Transportriemen F,
der sie nach dem Sammelbehälter G führt. Der Transport
erfolgt dadurch schneller als durch die blosse Schwere, damit die aus den
verschiedenen Rinnen austretenden Matern trotz der ungleichen Wege, die sie bis zur
Sammelstelle zu durchlaufen haben, auch bei schnellem Arbeiten dort in richtiger
Reihenfolge eintreffen.
Textabbildung Bd. 298, S. 222
Fig. 87.Mergenthaler's Linotype.
Die Ausschlusstücke (Fig. 87) bestehen aus dem
Hauptkeil z mit Führungsnuth für den mit
schwalbenschwanzförmiger Führungsrippe und seitlichen Lappen z2 versehenen Nebenkeil z1. Sie hängen an den
Lappen z2 auf geneigten
Schienen eines rahmenförmigen Gehäuses H (Fig. 85) flach hinter einander gereiht und werden
durch Nasen am unteren Ende der Schienen gehalten. Wird die nach jedem Wort
anzuschlagende Ausschlusstaste J niedergedrückt, so
wird das jeweilig vorderste Ausschlusstück über die Nasen gehoben und fällt nach der
Sammelstelle herab. Die hier anlangenden Matern und Ausschlusstücke werden mittels
ihrer oberen seitlichen Lappen von den oberen Schienen des Behälters G aufgefangen und in hängender Lage durch eine ständig
rotirende Daumenscheibe schrittweise nach links in den Behälter hineingeschoben, in
welchem sich auf diese Weise allmählich die Maternzeile (Fig. 88) mit den nach unten aus ihr herausragenden Hauptkeilen der
Ausschlusstücke bildet. Letztere befinden sich dabei im aus einander gezogenen
Zustand geringster Dicke.
Sobald die Matern einer Zeile beisammen sind, wird eine besondere Taste gedrückt.
Dadurch geht Behälter G aufwärts in die in Fig. 85 punktirt bezieh. in Fig. 89 dargestellte Lage und gibt seinen Inhalt an einen Transporteur
ab. Letzterer besteht aus zwei durch Federdruck gegen einander gepressten Backen LL1 (Fig. 89), deren linke sich gegen das von der Zeile bei
ihrem allmählichen Vorschreiten mitgenommene Widerlager J1 legt, welches so die Backen stets auf
Zeilenlänge geöffnet hält. Der Transporteur geht mit der Zeile alsbald nach
links (Fig. 90) und übergibt dieselbe einem zweiten
Transporteur N1, der
sie vor die in einem Rade K angebrachte Giessform
führt, während Behälter G unmittelbar nach seiner
Entleerung in seine Normallage zurückkehrt und der Setzer unbekümmert um die
weiteren rein selbsthätig erfolgenden Vorgänge bezüglich der soeben gesetzten Zeile
die Matrizen für die nächste Zeile zusammenstellt. Das Formrad K (Fig. 91) ist axial
verschiebbar und bewegt sich gegen die vor seinem Formschlitz befindliche, in fester
Lage gehaltene Zeile, bis dieser Schlitz die aus den Vertiefungen für die
Buchstabenbilder gebildete Nuth der Maternzeile dicht abschliesst. Die Maternzeile
wird nun so weit angehoben, dass die unteren Lappen der Maternkörper sich scharf
gegen die Unterkante des den Formschlitz einsäumenden Randes legen, wodurch die
genaue Höhenausrichtung der Zeile erfolgt. Dabei ist sie rechts und links von Backen
p1p2 gefasst (Fig. 92), von denen der linksseitige feststeht,
während der andere unter Federdruck sich gegen das rechte Zeilenende legt und bis zu
einem festen Anschlag zurückweichen kann.
Textabbildung Bd. 298, S. 222
Fig. 88.Mergenthaler's Linotype.
Textabbildung Bd. 298, S. 222
Fig. 89.Mergenthaler's Linotype.
In dieser Stellung der Zeile erfolgt das Ausschliessen, indem eine unterhalb der
Ausschlusskeile sich erstreckende Schiene p6 unter Gewichtsdruck ansteigt und dadurch die
Hauptkeile anhebt. Die mittels ihrer Seitenlappen in Nuthen gehaltenen Nebenkeile
können an der Aufwärtsbewegung der Hauptkeile nicht Theil nehmen, wovon die Folge
ist, dass die Ausschlusstücke durch Ineinandergehen ihrer keilförmigen
Bestandtheile an Dicke zunehmen. Die Zeile wird demnach in der Längsrichtung
gespreizt, bis der rechtsseitige nachgebende Backen einen festen, der normalen
Zeilenlänge entsprechenden Anschlag erreicht.
Textabbildung Bd. 298, S. 223
Fig. 90.Mergenthaler's Linotype.
Nun schwingt der Schmelztiegel M (Fig. 91) gegen die
Hinterseite des Formrades K und legt sich mit seiner
Ausgussdüse gegen den Formschlitz des letzteren, während bei dem demnächst
erfolgenden Niedergang des Pumpenkolbens O das durch
den Gasbrenner N flüssig gehaltene Metall in die Form
gepresst wird.
Textabbildung Bd. 298, S. 223
Mergenthaler's Linotype.
Schmelztiegel und Formrad kehren darauf in ihre Normallage zurück, und die Zeile
steigt mit dem Transporteur N1 aufwärts. Das Formrad macht eine Vierteldrehung (Fig. 93), wobei das
Fussende der Zeile an Messern vorbeigeht, die den Anguss entfernen und den Fuss
glätten; ein Schieber P stösst sodann die fertige Zeile
aus dem Formrad heraus. Sie geht dabei zwischen Schleifmessern für die Kegelseiten
hindurch und gelangt völlig fertig gemacht in das Schiff Q1 in welchem der schwingende Arm R Zeile um Zeile zur Seite schiebt. Die durch den
Transporteur N1
angehobene Maternzeile ist inzwischen nach rechts geschoben worden und besagter
Transporteur wieder herabgegangen, um sein Spiel für die neue, mittlerweile wieder
abgegossene Maternzeile zu wiederholen.
Durch die zuletzt erwähnte Rechtsverschiebung tritt die Maternzeile in den
Ablegeapparat über, in welchem zunächst die Letternmatern von den Ausschlusstücken
getrennt werden. Aus Fig. 88 ist ersichtlich, dass
die Seitenlappen der Ausschlusstücke weiter herausragen als diejenigen der Matern.
Indem nun die nach rechts verschobene Zeile in einen Behälter V (Fig. 94) gelangt, treten
die Lappen z2 der
Ausschlusstücke in seitliche Nuthen dieses Behälters ein, während die Matern sich
mit den Zähnen ihres oberen Ausschnitts auf eine entsprechend gerippte Leiste R aufschieben, die in Fig. 95 in
perspectivischer Ansicht dargestellt ist. Geht nun diese an einem schwingenden Arm
S befestigte Leiste hoch, so nimmt sie die an ihr
hängenden Matern mit, und die Ausschlusstücke bleiben zurück. Ein in dem Behälter
V vorgehender Schieber schiebt die letzteren dann
noch weiter nach rechts in den rahmenförmigen Behälter H zurück, auf dessen schrägen Oberleisten sie dann herabgleiten, um von
Neuem ihren Kreislauf durchzumachen. Die an R
aufgehängten Matern dagegen gelangen beim Hochschwingen des Armes S der Leiste R in die Bahn
eines nach rechts vorgehenden Schiebers und dadurch in ein Gehäuse (Fig. 85). An letzteres schliesst sich eine
entsprechend der Leiste R gerippte Leiste T an (vgl. auch Fig.
96), auf deren Rippen t die Matern einzeln
aufgeschoben und an denen hängend sie durch Transportschrauben U entlang bewegt werden, welche die Matern an ihren
seitlichen Lappen erfassen.
Textabbildung Bd. 298, S. 223
Fig. 92.Mergenthaler's Linotype.
Die Rippen t sind stellenweise
fortgeschritten (Fig. 96), desgleichen die Zähne b (Fig. 86) der Matern,
und zwar in verschiedenen Combinationen für die verschiedenen Matern. Kommt nun eine Mater bei dem
Entlanggleiten auf den Rippen t an diejenige Stelle, wo
die Unterbrechungen der Rippen mit den stehengebliebenen Zähnen der ersteren gerade
übereinstimmen, so verliert die Mater ihren Halt und fällt senkrecht in das obere
Ende der zugehörigen Sammelrinne des Magazins herab, um in dieser weiter
herabzugleiten. Auf diese Weise werden die Rinnen immer wieder gefüllt und die
zurückkehrenden Matern können ihren Kreislauf von neuem beginnen.
Textabbildung Bd. 298, S. 224
Mergenthaler's Linotype.
Die Linotype ist eine bis auf die Bethätigung des Magazintastenbretts durchaus
selbsthätig arbeitende Maschine, deren Leistung lediglich von der Gewandtheit des
Setzers abhängt. Das Letternmagazin ist abnehmbar und kann in kurzer Zeit gegen ein
solches mit anderer Schrift ausgewechselt werden; dementsprechend ist auch die
Giessform auswechselbar. Das Formrad enthält gewöhnlich zwei Formschlitze zur
Herstellung compressen oder durchschossenen Satzes, welcher letztere einfach dadurch
hergestellt wird, dass die hierfür bestimmte Form einen entsprechend stärkeren Kegel
giesst.
Textabbildung Bd. 298, S. 224
Fig. 96.Mergenthaler's Linotype.
Die durchschnittliche stündliche mit der Linotype zu erzielende Leistung in dauerndem
Betriebe stellt sich auf 7000 Buchstaben, d.h. auf reichlich das Fünffache der
Handarbeit, natürlich unter Voraussetzung gut lesbaren Manuscripts und geübter
Arbeitskräfte. Bei tüchtiger Geschäftsleitung sollen sich die Kosten der Herstellung
des Satzes dann um 50 Proc. ermässigen. Zu ihrem Betriebe erfordert die
Maschine einen Kraftbedarf von ¼ . Ein Satz Matern, die gegenwärtig in etwa
25 verschiedenen Schriftgattungen hergestellt werden, umfasst 1500 Stück.
Die Linotype wird gegenwärtig in etwa 2500 Exemplaren in den Vereinigten Staaten,
Kanada und in England von etwa 300 Zeitungs- und einer beträchtlichen Anzahl von
Werkdruckereien benutzt. In den Vereinigten Staaten allein sind 2000 Maschinen in
Thätigkeit.
Textabbildung Bd. 298, S. 224
Ausschliessapparat der Linotype-Gesellschaft.
Das auf den ersten Blick bestechende Ausschliessverfahren der Linotype ist
thatsächlich mit gewissen Uebelständen verbunden, indem die Ausschliesskeile z (Fig. 92) beim
Ansteigen der Schiene p6 nicht nur angehoben werden, sondern in Folge der Spreizung der Zeile
gleichzeitig, und zwar um arithmetisch-progressiv zunehmende Strecken, von links
nach rechts ausweichen müssen. Diese zweifache, mechanisch sehr primitive
Bewegungsweise kann offenbar nur unter Eckungen, Klemmungen, Reibungen etwas
gewaltsam und zum Schaden der Keile selbst wie der benachbarten Matrizen von Statten
gehen. In der in Fig. 92 dargestellten neueren
Ausführungsform des Ausschliessapparates sind diese Uebelstände dadurch etwas
gemildert, dass die Schiene p6 zunächst in schräger Richtung ansteigt und dadurch die Keile vom linken
feststehenden Zeilenende aus einzeln nach einander anhebt, so dass jeder nach rechts
hin folgende Keil erst erfasst wird, nachdem er bereits einen Theil seiner durch die
Anhebung des links benachbarten Keils verursachten seitlichen Verschiebung
zurückgelegt hat, wobei gleichzeitig die Ausweichung nach rechts durch die
entsprechende Neigung der Schiene p6 erleichtert ist. Letztere senkt sich darauf noch
einmal so weit, dass sie sämmtliche Keile freigibt, die in Folge dessen sich nun
zwanglos einstellen können, worauf die Schiene p$ noch
einmal, und zwar wagerecht gerichtet, ansteigt, um die Keile kräftig einzutreiben
und die Zeile endgültig und fest auszuschliessen. Aber auch dieses abgeänderte
Verfahren scheint noch nicht befriedigende Resultate geliefert zu haben, da die Linotype-Gesellschaft unausgesetzt bestrebt ist, den
Ausschliessapparat zu verbessern.
Eine der neuesten derartigen Verbesserungen ist in den Fig. 97, 98 dargestellt. Die
Ausschlusstücke B bestehen hier aus stufenweise
abgesetzten einfachen Keilen, welche zweckmässig der Länge nach aufgeschnitten sind
und eine Einlage B6 aus
elastischem, hitzebeständigem Material (Asbest) enthalten. Beim Setzen der
Matrizenzeile werden die Keile mit ihrer obersten dicksten Stufe eingefügt und die
provisorische Zeile wird etwas zu lang gesetzt. In diesem Zustande gelangt die Zeile
in den der Fig. 92 entsprechenden Ausschliessapparat
(Fig. 97) zwischen
die linksseitige feste Backe F und die rechtsseitige
nachgiebige Backe G, welche in einem durch Excenter I nach links bewegten Schieber H geführt ist und unter dem Drucke einer Feder I1 steht. Darauf werden alle Keile oder
auch nur ein Theil derselben (Fig. 98) mittels ihrer oberen Ansatzlappen b
durch einen nicht dargestellten selbsthätig wirkenden Mechanismus stufenweise so
weit angehoben bezieh. aus der Matrizenzeile A
herausgezogen, bis diese so annähernd wie möglich auf die definitive Länge verkürzt
ist. Diese Länge ist durch den Vorgang der Backe G
bestimmt, deren Führungszapfen g an Stiften h einen Anschlag findet. Dabei hat die vorher erwähnte
elastische Einlage B6
der Keile den Zweck, einen etwaigen, durch die Stufenregulirung nicht
fortzuschaffenden kleinen Ueberschuss über die genaue Zeilenlänge durch Compression
ausgleichen zu lassen.
Bei diesem auf nachträglicher Verkürzung der Zeile beruhenden Ausschliessverfahren
sind die vorerwähnten Mängel des entgegengesetzten Verfahrens sehr wesentlich
gemildert; dafür tritt aber der Uebelstand ein, dass zu lang gesetzte Zeilen,
namentlich wenn sie kurz sind und wenig Wortfolgen enthalten, sich häufig genug um
das erforderliche Maass überhaupt nicht verkürzen lassen, während für eine
ursprünglich zu kurz gehaltene Zeile immer die Möglichkeit einer beliebigen
Verlängerung gegeben ist. Bei beiden Arten des Ausschliessens, sei es, dass man die
provisorische Zeile ständig zu kurz, sei es, dass man sie ständig zu lang halten
muss, ergibt sich ausserdem noch der Fehler, dass im Allgemeinen zu grosse
Wortabstände entstehen, d.h. Papier verschwendet wird. Nur wenn es dem Arbeiter wie
beim Handverfahren von Fall zu Fall überlassen bleibt, die provisorische Zeile je
nach Umständen bald zu kurz, bald zu lang zu halten, lässt sich dieser Fehler
vermeiden. Ein mechanisches Ausschliessverfahren wird demnach gleichfalls nur dann
als rationell bezeichnet werden können, wenn es bezüglich der provisorischen
Zeilenlänge keine Bedingungen stellt.
2) Die Zeilengiessmaschine von J. C. Fowler aus
Washington ist eine Ausführungsform der Linotype nach dem Rotationsprincip und steht
zu dieser in demselben Verhältniss wie die gleichfalls auf dem Rotationsprincip
beruhende Letternsetzmaschine von Thorne zu den
Maschinen von Mc Millan und Green-Burr. Die Gesammtanordnung der Fowler'schen Maschine schliesst sich eng an die Thorne an. Fig. 99 ist eine Gesammtansicht
des combinirten Setz- und Ablegeapparates, während die Fig. 100, 101 Einzelheiten des
ersteren und die Fig. 103, 104 solche des letzteren darstellen. Fig.
102 veranschaulicht in Oberansicht den rotirenden Transporteur, der
schrittweise die Maternzeile von der Sammelstelle über die Ausschliess- und
Giessstelle nach der Ablegestelle führt.
Die Matern 1 (Fig. 99)
haben dieselbe Form wie diejenigen der Linotype (Fig.
86) und führen sich über einander stehend mit ihren unteren und oberen
Ansatzlappen in Nuthen 15 zwischen Längsstreifen, die
auf der Aussen- bezieh. Innenseite zweier conaxial zu einander befestigten
Blechtrichter 3a und 4
angeordnet sind. Ein am unteren Ende jeder Maternlängsreihe befindliches, wie bei
der Linotype aus einem Hakenhebel 24 26 und mit
demselben in Eingriff stehenden Riegel 20 bestehendes
Echappement sperrt die unterste Mater. Senkrecht geführte Riegel 30 stehen je mit den Tasten des Tastenbretts in einer
derartigen Verbindung, dass beim Anschlag einer Taste der zugehörige Riegel
angehoben wird und mittels seines abgeschrägten oberen Endes den Haken 26 in die Bahn der Matrizen bringt und somit
gleichzeitig den Riegel 20 aus der Bahn derselben
herauszieht. Die ganze zugehörige Maternsäule wird demnach so weit sinken, bis sie
mittels der untersten Mater durch den Haken 26 gestützt
ist. Riegel 20 befindet sich dann der zweituntersten
Mater gegenüber. Wird nun die angeschlagene Taste losgelassen, so geht der Riegel
SO in Folge Federzuges 30a nieder und Hakenhebel 2426 nebst Riegel 20
werden durch Federdruck 22 in ihre Normallage
zurückgeführt. In Folge dessen fällt die unterste frei gewordene Mater durch ihre
Schwere herab, während die Maternsäule in die in Fig.
99 dargestellte Stellung nachrückt, in welcher die nunmehr unterste Mater
durch Riegel 20 gesperrt wird.
Textabbildung Bd. 298, S. 225
Fig. 99.Zeilengiessmaschine von Fowler.
Textabbildung Bd. 298, S. 225
Zeilengiessmaschine von Fowler.
An das untere Ende der Trichter 3a
4 schliessen sich zwei Cylinder 8 10 an, deren Zwischenraum mit einer Anzahl von Leitblechen 12 (Fig. 100) ausgestattet
ist. Darunter liegt eine schnell rotirende Scheibe 39
(Fig. 101). Die
durch den Tastenanschlag abgelösten Matern nehmen in Folge der Leitbleche 12 beim Durchfallen des Hohlraumes zwischen den
Cylindern 8 10 eine schräge Lage an und legen sich
flach auf die Scheibe 39. Strahlenförmig von dem
mittleren erhöhten Theil 40 der letzteren ausgehende
Rippen 42 bilden vertiefte Felder 41, in welche sich die herabfallenden Matern
hineinlegen, um sofort von den Rippen zwangläufig mitgenommen zu werden. Zwei Bleche
45 47 schliessen sich tangential an die Scheibe 39 bezieh. ihren erhöhten Mitteltheil 40 an und bilden den Einlauf eines flachen
Sammeltrichters 46, der in einem senkrecht nach unten
gerichteten Kanal 44 mit seitlichen Führungen 48 ausmündet. Die schliesslich aus letzteren
herausfallenden Matern gelangen in den Sammelbehälter, der in vierfacher Wiederholung in den vier
Randleisten eines absatzweise rotirenden quadratförmigen Transporteurs (Fig. 102) angeordnet ist. Diese Behälter werden durch
Längsschlitze 51 gebildet, in denen sich Gleitstücke
92 mit Widerlagern 91
verschieben lassen. Der in Fig. 102 zu unterst
liegende Behälter 51 liegt mit seinem rechten Ende
unter den vorher erwähnten Führungen 48. Die einzeln
herabfallenden Matern und Ausschlusstücke treten durch Schlitze 61 für ihre Seitenlappen in den Behälter, wobei sie
durch einen unteren Anschlag 215 am Durchfallen
gehindert sind, und werden durch einen in Richtung des Schlitzes 51 im Rahmen des Transporteurs geführten Schieber 85, der von aussen her eine schnelle oscillirende
Bewegung erhält, successive nach links geschoben. Auf diese Weise bildet sich
allmählich die Zeile, deren linkes Ende sich gegen das schrittweise nachgebende
Widerlager 91 lehnt.
Textabbildung Bd. 298, S. 226
Fig. 102.Zeilengiessmaschine von Fowler.
Ist die Zeile provisorisch fertig, so macht in Folge Anschlages der
Zeilenschlusstaste der Transporteur eine Vierteldrehung im Sinne des eingezeichneten
Pfeiles, wobei der in Fig. 102 rechts befindliche
leere Behälter 51 mit seinem oberen Ende unter die
Führungen 48 tritt, um mit den Matern für die nächste
Zeile gefüllt zu werden, während sich der vorher gefüllte Behälter nach links vor
die Giessform einstellt. An dieser Stelle wird die Maternzeile ausgeschlossen und
abgegossen.
Das Ausschliessen erfolgt bei Fowler durch einfache
Zusammenpressung der Zeile in der Längsrichtung unter Benutzung elastischer Spatien,
deren nähere Einrichtung später beschrieben werden soll. Diese Zusammenpressung wird
durch einen elastischen Schieber 125 bewirkt, welcher
mittels des im Transporteur geführten Schiebers 85 auf
das hintere Zeilenende einwirkt und die Zeile zusammenpresst, wobei der Hub des
Schiebers 85 durch seinen Anschlag 86 begrenzt wird.
Nunmehr legt sich die an der schwingenden Platte 96
befestigte Giessform 98 mit ihrem Giesschlitz vor die
Reihe der Maternbilder, zu welchem Behuf die äusseren Behälterwände entsprechend
durchbrochen sind, während die Ausgussdüse 142 des
Schmelztopfes die Giessform von hinten abschliesst und flüssiges Metall in letztere
hineingepresst wird. Die Giessform schwingt darauf mit der gegossenen Zeile
nach links, der Anguss wird durch ein Messer entfernt und die fertige Zeile durch
einen Schieber ins Schiff gestossen; gleichzeitig gehen die Schieber 125 und 85 zurück.
Wird nun nach Zusammensetzung einer provisorischen Maternzeile wiederum die
Zeilenschlusstaste gedrückt, so macht der Transporteur eine weitere Vierteldrehung,
wodurch ein neuer leerer Behälter unter die Sammelstelle, die zuletzt gesetzte Zeile
an die Ausschliesstelle und die zuletzt abgegossene Zeile nach der Ablegestelle
(Fig. 102 oben) gelangt. Ein unter Federdruck
stehender Arm 202 legt sich gegen eine Rolle 94 des Gleitstückes 92 und
presst dadurch die Zeile ständig nach links, während eine senkrechte Schnecke 233 mit flachem Gewinde 234 eine Mater nach der andern vom linken Zeilenende abtrennt und in die
Höhe führt. Die Schnecke 233 (Fig. 103) ist von einem Gehäuse 231 umgeben
und letzteres mit einem Längsschlitz 232 versehen.
Diesem gegenüber befindet sich eine bei 61 genuthete
Schiene 230. Indem nun die Matern mit ihren seitlichen
Lappen in den Schlitz 232 und in die Nuth 61 der Schiene 230
eintreten (Fig. 102), werden sie durch die Drehung
der Schnecke, auf deren Gewinde sie sich mit ihren durch den Schlitz 232 in das Gehäuse 231
hindurchtretenden oberen linksseitigen Lappen legen (Fig.
103), bis zum oberen Ende der Schnecke emporgehoben. Der oberste
Gewindegang der Schnecke ist auf seinem äussersten Ende bei 245 wagerecht gestaltet, so dass die oben angelangte Mater für eine kurze
Zeit in Ruhe verbleibt. Dabei befindet sie sich mit ihrem oberen Signaturen
ausschnitt (vgl. Fig. 86) in gleichem Niveau mit
einem kreisförmigen gerippten Ringstück 258, und zwar
an einer Stelle, wo sämmtliche Rippen fortgeschnitten sind, während unmittelbar
darauf einer der an einem rotirenden Rade 248 sitzenden
Mitnehmer 257, die unter dem gerippten Ring 258 entlang streichen, die Mater seitlich mitnimmt und
dadurch auf die Rippen des Ringes aufschiebt. Die Mater wird nun mit ihren
Signaturenzähnen an den Rippen des Ringes 258 hängend
von dem Mitnehmer 257 so lange im Kreise
mitherumgeführt, bis sie an eine Stelle gelangt, wo die stehen gebliebenen Rippen
mit den fortgeschnittenen Zähnen der Mater übereinstimmen, und in Folge dessen von
dem Ringe 258 abfällt. Rad 248 wird von der Schnecke 233 aus (Fig. 99) mittels der Kegelräder 254 255, der Schraube 251
und des Schneckenrades 250, welches auf gleicher Welle
6 mit dem Rade 248
sitzt, in Umdrehung versetzt, derart, dass die auf einander folgenden Mitnehmer mit
den auf einander folgend emporgeführten Matern an der Ablieferungsstelle
zusammentreffen und jeweilig eine Mater auf den Ring 258 aufschieben.
Textabbildung Bd. 298, S. 226
Fig. 103.Fowler's Zeilengiessmaschine.
Die den verschiedenen Matern entsprechenden Abfallstellen des Ringes 258 befinden sich oberhalb der zugehörigen Maternnuthen
15 des Materntrichters 3a
4, und es füllen sich diese Kanäle von ihrem oberen
Ende aus fortlaufend mit den abgelegten Matern, welche somit einen geschlossenen
Kreislauf wie bei der Linotype durchmachen.
Fig. 104 zeigt in Ansicht den oberen Theil des
Trichters 3a nebst dem Ablegeapparat und einer von
einem Mitnehmer 257 mitgeführten Mater 1. Die Blechstreifen 16,
welche die Maternnuthen 15 bilden, sind an ihrem oberen
Ende abgeschrägt, desgleichen die entsprechenden oberen Plättchen 18. Die Abfallstellen des gerippten Ringes 258 befinden sich oberhalb der auf diese Weise
erweiterten Nuthen 15, derart, dass auch bei schnellem
Gang des Mitnehmerrades 248 die abfallenden Matern mit
Sicherheit in ihre zugehörigen Nuthen eintreten.
Textabbildung Bd. 298, S. 227
Fig. 104.Fowler's Zeilengiessmaschine.
Vergleicht man den Fowler'schen Ablegeapparat mit
demjenigen der Linotype, so ergibt sich im Princip eine vollkommene Uebereinstimmung
beider Apparate; sie unterscheiden sich rein formal dadurch, dass Fowler die Längsbewegungen der Linotype durch
Drehbewegungen ersetzt.
Textabbildung Bd. 298, S. 227
Fowler's Ausschlusstück.
In den Fig. 105 und
106 ist ein Fowler'sches elastisches Ausschlusstück in
Seitenansicht bezieh. Schnitt nach 2-2 der Fig. 105
veranschaulicht. Es stimmt in Grösse und Form mit den Buchstabenmatern völlig
überein und wird daher, im Gegensatz zur Linotype, gleich diesen gesetzt und
abgelegt. Das Ausschlusstück besteht aus zwei federnden symmetrischen Blechstücken
2, die an ihren oberen und unteren gelappten Enden
einander berühren und mit einander fest verbunden sind. Von den Enden nach der Mitte
zu entfernen sich die Bleche 2 von einander (Fig. 106) und tragen in
der Mitte seitliche Vorsprünge 3, die nach aussen hin
convergiren und in eine geschlossene Schneide oder Kante 4 auslaufen. Die Vorsprünge sind bei 6 6
abgeschrägt. Befindet sich ein solches Ausschlusstück in einer Maternzeile, wie in
Fig. 107. Fig. 106 punktirt
angedeutet, so lässt sich die Zeile durch Compression von den Enden verkürzen.
Textabbildung Bd. 298, S. 227
Fowler's Maternanschluss.
Beim Abgiessen der Maternzeile tritt der Vorsprung 3 in
den Giessschlitz der Giessform, wie in Fig. 105 punktirt
dargestellt, und es erhält die gegossene Zeile an dieser Stelle den in Fig. 107
veranschaulichten Querschnitt. Fig. 108 zeigt die
Zeile in Ansicht bezieh. theilweisem Längsschnitt. Durch die Abschrägungen b (i wird der Eintritt des
Vorsprunges 3 in den Giesschlitz erleichtert.
So sehr das Ausschliessen durch diese elastischen Spatien vereinfacht wird, so
fraglich erscheint ihre Zweckmässigkeit aus einem anderen Grunde. An den Stellen 7-7 muss nämlich eine vollkommene Abdichtung zwischen
den Flächen des Giesschlitzes und dem Vorsprunge 3
stattfinden, da sonst Metall in das Innere des Ausschlusstückes eintreten und
seine Zusammendrückbarkeit beeinträchtigen würde. Eine solche Dichtung wird aber,
auch wenn sie sich anfänglich erzielen lassen sollte, beim Gebrauch sehr bald
unwirksam werden.
(Fortsetzung folgt.)