Titel: | Neuerungen an Dampfmaschinen. |
Fundstelle: | Band 298, Jahrgang 1895, S. 227 |
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Neuerungen an Dampfmaschinen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 175 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen an Dampfmaschinen.
2. Dampfmaschinen mit Hahnsteuerungen.
Zum Betreiben elektrischer Lichtmaschinen sind die mit auslösenden Steuerungsorganen
arbeitenden Dampfmaschinen (System Corliss) insofern
meist nicht geeignet, als ihnen bei hohen Tourenzahlen die erforderliche
Gleichmässigkeit des Ganges abgeht. Aus diesem Grunde haben Schneider und Co. in Creusot, welche Firma den Bau von Dampfmaschinen mit
Hahnsteuerungen als Specialität betreibt, eine als „Schnelläufer“ bezeichnete
neue Maschinentype in den Handel gebracht, welche sich dadurch von den bisherigen
Ausführungen unterscheidet, dass, ähnlich wie bei der in Chicago 1893 ausgestellten
300pferdigen Dampfmaschine der Bates Machine Co. in
Joliet, III. (1893 290 * 270), zur Regelung der
Dampfeinströmung an Stelle der Corliss-Hähne hin und her gehende Schieber und zwar
in diesem Falle entlastete Kolbenschieber vorgesehen, für die Dampfausströmung
dagegen die bisherigen Corliss-Hähne beibehalten sind. Die Dampfvertheilungsorgane
bewegen sich nun sämmtlich zwangläufig. Ein Modell dieser zum Betreiben von Dynamos
höchst geeigneten Maschine war von Schneider und Co. in
Lyon 1894 ausgestellt.
Textabbildung Bd. 298, S. 227
Fig. 33.Maschine für Dynamobetrieb von Schneider und Co.
Le Genie civil vom 2. März 1895 bringt Abbildungen und
Beschreibung einer als 150pferdig bezeichneten derartigen Maschine von 450 mm
Cylinderdurchmesser für 500 mm Kolbenhub, welche mit 7 at Dampfspannung und 250
minutlichen Umdrehungen eine Leistung von 200 indicirten entwickeln
soll.
Die Fig. 33 ersichtliche, liegend angeordnete Maschine
hat eine gekröpfte Welle, welche sich in zwei Lagern der gabelförmigen Grundplatte
führt; letztere ist mit dem Dampfcylinder durch kräftige Schraubenbolzen verbunden
und sammt diesem auf einem gemauerten Fundament befestigt. Die aus vier Theilen
zusammengesetzten Lager sind mit Keilstellung für die beiden Seitenschalen versehen.
An jedem Ende der Kurbelwelle ist ein Schwungrad aufgekeilt, so dass durch die Maschine
eine, unter Umständen auch zwei Dynamos mittels Riemen oder direct angetrieben
werden können. In das eine Schwungrad ist nach Art der amerikanischen Schnelläufer
ein Centrifugalregulator eingebaut, welcher aus zwei Schwunggewichten besteht, deren
Centrifugalkraft durch Schraubenfedern das Gleichgewicht gehalten wird, und welche,
wie Fig. 33 erkennen lässt, mittels Schienen, die an
den Enden eines Doppelhebels angreifen, letzteren sowie das mit diesem verbundene,
auf der Kurbelwelle frei bewegliche Excenter derart verstellen, dass sich je nach
der Geschwindigkeit der Maschine Hub und Voreilwinkel des Excenters ändern, die
Voreinströmung dagegen für alle Füllungsgrade des Cylinders constant bleibt. Zur
Erleichterung der Schmierung der Einzeltheile des Regulators und um sie vor Staub u.
dgl. zu schützen, sind dieselben eingekapselt. Ein zweites, festes Excenter der
Kurbelwelle bethätigt die im unteren Theile des Cylinders liegenden Ausströmhähne,
deren Spindeln durch Hebel und Lenkstangen mit einem Schwinghebel derart verbunden
sind, dass die Maschine mit hoher Compression arbeitet.
Textabbildung Bd. 298, S. 228
Fig. 34.Kolbenschieber von Schneider und Co.
Die in Fig. 34 ersichtlichen Kolbenschieber gleiten in
eingesetzten Büchsen ihrer an den äussersten Enden des Cylinders angeordneten
Gehäuse mit je zwei Einströmöffnungen für den Arbeitsdampf; sie sind behufs
genügender Abdichtung von je zwei federnden Ringen umgeben und durch beiderseits in
Stopfbüchsen geführte Spindeln mit Hebeln verbunden, welche auf Wellen sitzen, die
mittels Kniehebel von einem zweiten, durch das lose Excenter bethätigten
Schwinghebel ihre Bewegungen ableiten. Behufs Erleichterung der Dampfausströmung
sind ebenfalls doppelte Kanäle angeordnet. Der vorn geschlossene Cylinder ist, wie
auch der hintere Deckel, vollständig von einem Dampfmantel umgeben.
Im Uebrigen entsprechen die Einzeltheile der Maschine im Wesentlichen denjenigen der
seitens der Firma in Paris 1889 ausgestellt gewesenen liegenden
Condensationsmaschine mit Corliss-Steuerung (1890 276
246). Mit verschiedenen Dampfspannungen angestellte Versuche ergaben bezüglich des
Dampfverbrauchs nachstehende Zahlen:
Anfängliche Spannungdes Dampfes auf
denArbeitskolben
Dampfverbrauchfür 1 ind.
undStunde
5,300 k
12,350 k
6,200 k
11,450 k
7,000 k
10,950 k
8,000 k
10,350 k
Arbeitet die Maschine mit Condensation, so stellen sich die Zahlen um 15 bis 20
Proc. niedriger.
Die in Antwerpen 1894 fast ausschliesslich von belgischen Firmen ausgestellten
Dampfmaschinen arbeiteten zum grössten Theil mit Hahnsteuerungen. Unter denselben
verdient eine von John Cockerill und Co. in Seraing
erbaute, liegende 600pferdige Dreifach-Expansionsmaschine Erwähnung, welche mit
einer dem Ingenieur J. B. Frikart in München
patentirten Steuerung versehen ist, über welche bereits 1890 276 * 254 kurz berichtet wurde.
Nach The Engineer vom 12. October 1894 S. 320 werden von
der genannten Firma Eincylindermaschinen bereits seit längerer Zeit mit der
Frikart-Steuerung gebaut und es war auch die Ausstellung in Antwerpen mit einer zum
Betreiben einer Dynamo dienenden derartigen Maschine von 502 mm Cylinderdurchmesser
und 1048 mm Kolbenhub, welche eine Leistung von 100 ind. entwickelte,
beschickt. Die Verwendung der Frikart-Steuerung bei einer
Dreifach-Expansionsmaschine ist indess neu, sie wurde in Antwerpen zum ersten Male
vorgeführt.
Die mit einer Dampfspannung von etwa 10,5 at arbeitende Maschine zeigte folgende
Hauptabmessungen:
Durchmesser des Hochdruckcylinders
400
mm
„ „ Mitteldruckcylinders
600
mm
„ „ Niederdruckcylinders
950
mm
Gemeinschaftlicher Kolbenhub
1200
mm
Minutliche Umdrehungszahl
80
Textabbildung Bd. 298, S. 228
Fig. 35.Frikart's Steuerung.
Das Eigenartige der Frikart-Steuerung liegt darin, dass mit derselben alle
Füllungsgrade von Null bis 75 Proc. oder mehr mit einem einzigen Excenter unter Einwirkung des Regulators erreicht werden können,
wobei die den activen Mitnehmer bildende Klinke ohne Anordnung von Federn stets zwangläufig geführt ist.
Fig. 35 und 36 lassen
die Arbeitsweise der Steuerung an einer Eincylindermaschine erkennen. Das auf der
Schwungradwelle befestigte Excenter bethätigt mittels Stange o einen Fig. 35 ersichtlichen
Zwischenhebel, dessen Bewegungen mittels Zugstange auf eine seitlich am
Cylindermantel gelagerte fünfarmige Schwinge übertragen werden. Die unteren Arme der
letzteren sind in üblicher Weise durch Lenkstangen mit den Hebeln der
Auslassschieber verbunden, während die an den oberen Armen angreifenden Lenkstangen
den Zapfen a (Fig. 36)
eines lose auf der Büchse jeder Schieberspindel schwingenden Doppelhebels führen.
Festgekeilt auf jeder Schieberspindel ist ein passiver Mitnehmer L, dessen einer Arm am äussersten Ende mit einer
gehärteten Druckplatte armirt ist, während am Zapfen f
des anderen Armes eine Stange angreift, welche nach einem den Schieberschluss
bewirkenden Luftbuffer führt. Auf einem Zapfen b des
vorgenannten Doppelhebels ist der active Mitnehmer c
lose drehbar befestigt, welcher eine doppelte Bewegung ausführt, nämlich eine
kreisförmig schwingende Bewegung, deren Mittelpunkt in der geometrischen Achse des
Schiebers liegt, und eine senkrecht zu dieser gerichtete Bewegung, welche, wie Fig. 35 ersichtlich, ebenfalls von der Excenterstange
o abgeleitet, gleichzeitig aber noch vom Regulator
beeinflusst wird. Die Mitnehmer c bilden zu dem Zwecke
ein Stück mit je einer kleinen Kurbel bd, deren Zapfen
d durch Stangen h mit
einem dreiarmigen Hebel verbunden sind, der mittels Bolzen D an einem um C drehbaren, durch Lenkstange
AB von der Excenterstange o bethätigten Winkelhebel aufgehangen ist. Der wagerechte Arm des
dreiarmigen Hebels steht durch eine Stange EF mit dem
Regulatormuffe in Verbindung, derart, dass je nach Stellung des letzteren der
Schieberschluss früher oder später erfolgt. Bei der Kreisschwingung des Schiebers
legt sich nämlich die mit einem Stahlstück armirte Klinke c des activen Mitnehmers auf das Druckstück des passiven Mitnehmers L und hält damit den Einlasschieber so lange geöffnet,
bis bei der gleichzeitigen radial nach auswärts gerichteten Bewegung die innere
Kante der Klinke c den Mitnehmer verlässt.
Textabbildung Bd. 298, S. 229
Fig. 36.Frikart's Steuerung.
Die Fig. 35 schraffirt angegebenen bezieh. Fig. 36 durch punktirte Linien eingeschlossenen
Flächen MM1
lassen in ihren Umrisslinien den von der inneren Kante des activen Mitnehmers c durchlaufenen Weg für die kleinste und grösste
Füllung erkennen. Die Mitte des Zapfens d der kleinen
Kurbel bd beschreibt hierbei die Curven mm1.
Was die Anordnung der Einzeltheile der in Antwerpen ausgestellten
Dreifach-Expansionsmaschine anbelangt, so bilden Hoch- und der in Tandemart dahinter
liegende Mitteldruckcylinder die eine, der Niederdruckcylinder die andere
Maschinenseite. Condensator und Luftpumpe liegen unmittelbar hinter dem
Niederdruckcylinder in gleicher Höhe mit diesem. Alle Cylinder sind, wie auch deren
Deckel, von Dampfmänteln umgeben. Der Mantel des Hochdruckcylinders wird mit
frischem Dampf, derjenige des Mitteldruckcylinders mit Dampf aus dem ersten,
derjenige des Niederdruckcylinders mit Dampf aus dem zweiten Zwischenbehälter
gespeist. Beide Zwischenbehälter liegen unter dem Fussboden des Maschinenraumes. Das
Condensationswasser der Dampfmäntel wird durch drei unabhängig von einander
arbeitende Pumpen in den Dampfkessel zurückgedrückt.
Die Ein- und Auslasschieber des Hoch- und Mitteldruckcylinders werden auch hier nur
von einem einzigen Excenter bethätigt, indem die Excenterstange, wie vordem, einen
Zwischenhebel bewegt, an welchem eine Stange angreift, die nicht nur die fünfarmige
Schwinge des der Schwungradwelle am nächsten liegenden Mitteldruckcylinders, sondern
auch in ihrer Verlängerung die zum Hochdruckcylinder gehörige Schwinge mitnimmt.
Die an den senkrechten Schenkeln des mit dem Regulator verbundenen dreiarmigen Hebels
angreifenden Stangen erfassen dagegen die kleinen Kurbeln der zu den
Einströmschiebern gehörigen activen Mitnehmer nicht mehr direct, sondern sind an
einem über der Schwinge des Mitteldruckcylinders liegenden Doppelhebel, der wieder
selbst an einem auf dem Drehbolzen der Schwinge gelagerten senkrechten Arm drehbar
befestigt ist, angeschlossen. Am Doppelhebel angreifende Stangen übertragen dann die
Bewegungen auf die Kurbeln der zum Hochdruckcylinder gehörigen Einlasschieber,
während am oberen Ende des vorgenannten Armes angreifende Stangen nach den Kurbeln
der Einströmschieber des Mitteldruckcylinders führen.
Die Maschine arbeitete auf der Ausstellung in Antwerpen mit einer beinahe absoluten
Geräuschlosigkeit, was um so mehr Aufsehen erregte, als dies von verschiedenen in
der Maschinenhalle aufgestellten kleineren Gasmotoren keineswegs behauptet werden
konnte.
Textabbildung Bd. 298, S. 229
Fig. 37.Frikart's Coulissensteuerung.
Von J. B. Frikart in München rührt ferner eine
Coulissensteuerung an mit Corliss-Hähnen arbeitenden Schiffsmaschinen her (D. R. P.
Nr. 79946). Bei derartigen, mit zwei- und mehrstufiger Expansion arbeitenden
Maschinen wird bis jetzt die Füllung des ersten Cylinders durch theilweises
Umsteuern der Maschine, d.h. durch Verlegung der Coulissen- bezieh. der
Schieberschubstange bewirkt, was nothwendiger Weise auch eine Aenderung der Füllung
im zweiten, dritten u.s.w. Cylinder verursacht.
Zweck der vorliegenden Erfindung ist nun, eine Veränderlichkeit der Füllung im ersten
Cylinder ohne Beeinträchtigung der Füllungen in den anderen Cylindern zu
ermöglichen. Zu dem Zwecke muss bei der im Gang befindlichen Maschine die
Steuerwelle o (Fig. 37)
sich stets in ihrer äussersten Stellung für den Rück- oder Vorwärtsgang befinden.
Die Coulissen des zweiten, dritten u.s.w. Cylinders sind mittels Hängestangen und
Steuerhebel unveränderlich mit der Welle o verbunden
und stehen folglich stets in ihrer äussersten, der richtigen Füllung dieser Cylinder
entsprechenden Lage. Die Coulisse des ersten Cylinders ist dagegen mittels
Hängestange an einem im Schlitze des Steuerhebels verschiebbaren Gleitklotz n aufgehangen, durch dessen mittels Handrad bewirkter Verschiebung die
Coulisse aus ihrer äussersten in die mittlere, der Füllung „Null“
entsprechende Lage gebracht werden kann, ohne dass hierzu eine Verdrehung der
Steuerwelle o nöthig wird.
Die Vorrichtung kann selbstverständlich auch an Dampfmaschinen mit Flach- oder
Kolbenschiebersteuerung angeordnet werden.
Textabbildung Bd. 298, S. 230
Bollinckx' Hahnsteuerung.
H. Bollinckx und Co. in Brüssel hatten ebenfalls mehrere
Dampfmaschinen ihres Systems mit Hahnsteuerungen in Antwerpen 1894 ausgestellt. Die
Maschinen sollen nach Engineering vom 13. Juli 1894 S.
44 äusserst ökonomisch arbeiten. Der Dampfverbrauch der mit Condensation arbeitenden
Eincylindermaschinen für Leistungen von 50 bis 100 beträgt 7,4 bis 6,5 k,
ohne Condensation 11,4 k für 1 ind. und Stunde. Verbundmaschinen mit
Condensation sollen 6,0 bis 6,1 k Dampf für 1 ind. und Stunde
verconsumiren.
Die eigenartige Construction der bei diesen Maschinen zur Verwendung kommenden
Cylinder veranschaulichen Fig. 38 und 39; sie bestehen, abgesehen von den Deckeln, aus zwei Theilen: dem mit
dem vorderen Schiebergehäuse aus einem Stück gegossenen Innencylinder und dem
Aussencylinder mit hinterem Schiebergehäuse. Die Verbindung ist an der Vorderseite
mittels Flanschenverschraubung hergestellt, während an der Hinterseite der
Innencylinder nur mit seinem sorgfältig cylindrisch abgedrehten Ende in die
entsprechende Bohrung des Mantels eingesteckt ist. Durch diese Verbindung soll den
etwa vorkommenden verschiedenen Ausdehnungen des Cylinders und seines Mantels
Rechnung getragen und jede schädliche Spannung vermieden werden. Am äusseren Umfange
ist der Innencylinder, um die Wärmeaufnahme zu erhöhen, mit einer grossen Anzahl
umlaufender Riffelungen von dreieckigem Querschnitte versehen. Der Dampf stösst, um
vor seinem Eintritt in den Cylinder möglichst entwässert zu werden, beim Verlassen
des Dampfrohres rechtwinkelig gegen den Cylinder, an welchem er scharf nach rechts
oder links abgelenkt wird, um nach den Einlasschiebern zu gelangen; das mitgerissene
Wasser fliesst sammt dem im Mantel entstandenen Condensationswasser durch in den
unteren Theil des letzteren eingeschraubte Röhrchen ins Freie. Als Stützen des
Cylinders dienen die Ausblasestutzen, welche auf jeder Seite des Cylinders durch
breite Fussplatten mit dem Fundamente verbunden sind und unter demselben in ein
wagerechtes Abdampfrohr münden. Der Dampfkolben ist ungewöhnlich lang, hohl gegossen
und mit drei Spannringen aus Phosphorbronze versehen. Die Kolbenstange ist zur
Aufnahme des Kolbens etwas cylindrisch abgesetzt, in letzteren hydraulisch
eingepresst und vernietet. Die Construction der Ein- und Auslasschieber, System Corliss, ist auf den Abbildungen ersichtlich. Erstere
sind mit auswechselbaren Schleifstücken aus Metall versehen. Die Enden der
Schieberstangen sind in Deckeln gelagert und werden von denselben durch Spiralfedern
ferngehalten; vorn sind die Schieberstangen in den ausgebüchsten Deckeln, die zu den
Einlasschiebern gehörigen Stangen ausserdem nochmals im Deckel direct gelagert.
Sämmtliche Deckel sind dampfdicht eingeschlossen und mit Stiftschrauben befestigt.
Das in den Deckeln angesammelte Oel wird Fig. 39. durch ein
Röhrchen abgeführt.
Alle Zapfen, auch diejenigen von nur 10 mm Durchmesser, sind in den Augen hydraulisch
befestigt.
Eine zwangläufige Steuerung mit Lenkergeradführung für Corliss-Drehschieber wurde R. Bergmans in Breslau unter D. R. P. Nr. 80577
patentirt.
Die Erfindung bezweckt, die mannigfachen Uebelstände der Coulissensteuerungen,
namentlich die Rückwirkungen des in der Coulisse vom Regulator verstellbaren
Gleitstückes auf den letzteren in Wegfall zu bringen bezieh. auf ein sehr geringes
Maass herabzumindern.
Textabbildung Bd. 298, S. 230
Fig. 40.Bergmans' Coulissensteuerung.
Fig. 40 stellt eine derartige Steuerung schematisch
dar. Die Schwinge DHE ist im Punkte D gerade geführt und wird in den Punkten D und G von den Excentern
e1 und e2 angetrieben. Anstatt
den Theil DG der Schwinge behufs Füllungsänderung zur
Coulisse auszubilden, wird der Angriffspunkt B der
Antriebsstange t für den Einlasschieber durch ein
Lenkersystem in der Geraden DG geführt. AB ist der Hauptlenker, CD
der Gegenlenker. A wird von der Schwinge AE annähernd gerade geführt. Der Punkt B beschreibt in jeder Lage, welche er durch das
Lenkersystem erhalten kann, eine lemniskatenähnliche Curve. Liesse man den Regulator
unmittelbar in B angreifen, so wären die Rückwirkungen
die gleichen wie bei der Coulisse. Durch Einschaltung des kurzen Lenkers FB, wobei F gerade geführt
ist, werden jedoch die Rückwirkungen in den beiden Endstellungen des Punktes B in G und D vollständig beseitigt und in den Zwischenlagen nur
noch äusserst gering ausfallen.
Fig. 41 und 42 veranschaulichen die
constructive Ausführung des obigen Schemas.
Textabbildung Bd. 298, S. 231
Bergmans' Steuerung.
Die Schwinge besteht aus dem mit Nabe n versehenen Hebel
DE und dem auf der Nabe n fest aufgekeilten Hebel DH mit Zapfen G. Die Nabe selbst ist im gerade geführten Theile kk drehbar gelagert; letzterer wird im Gelenk d vom Excenter e1, die Schwinge DHE
dagegen am Zapfen G vom Excenter e2 bethätigt.
Der relative Fixpunkt H steuert die Auslasschieber mit
von der Füllungsänderung unbeeinflussten Ausströmungsverhältnissen. Um die
Rückwirkungen der Einlasssteuerung auf den Regulator zu vermeiden, ist der
Gegenlenker CD als Excenterscheibe s, der Hauptlenker AB als
Excenterring r ausgebildet; erstere ist mit dem Zapfen
z conaxial zur Drehungsachse der Schwinge in der
Nabe n derselben drehbar gelagert, während der
Excenterring r einen als Angriffspunkt für die
Antriebsstange t der Einlasschieber dienenden Zapfen
B trägt, welcher mittels des bei F gerade geführten Lenkers BF mit dem Regulatorgestänge verbunden ist.
Zur Erzeugung der für die Excenterreibung nothwendigen Reaction dient eine Feder f, welche den Excenterring r und die Excenterscheibe s mit ihren
Stirnflächen gegen einander presst und so stark angezogen wird, dass die Reibung am
Umfange des Excenters und die von der Stange t
ausgeübte Kraft sich das Gleichgewicht halten. Der Regulator ist dann von jeder
Rückwirkung der Einlassteuerung frei und im Stande, die Steuerung mit Leichtigkeit
zu verstellen.
Textabbildung Bd. 298, S. 231
Fig. 43.Bergmans' Steuerungsschema.
Während derjenigen Hälfte der Umdrehung, wo die Verstellung der Steuerung der
Stangenkraft entgegengesetzt wirkt, ist der Regulator durch die Summe der Reibung
und der Stangenkraft gebremst. Die dargestellte Ausführungsform befreit also nicht
nur den Regulator von den Rückwirkungen der Steuerung, sondern wirkt auch noch wie
eine Oelpumpe bremsend auf die beschleunigten Massen des Regulators.
Unter D. R. P. Nr. 80575 wurde R. Bergmans in
Breslau des weiteren behufs Vereinfachung der Steuerung ein gekuppelter Antrieb der
Steuerungen eines Dampfcylinders und des dahinter liegenden Cylinders einer
Compressor- oder Vacuumpumpe patentirt.
Fig. 43 zeigt das Schema einer derartigen Steuerung.
Ein starrer Stab SS wird in einem Punkte A gerade geführt und zwei Punkte desselben, A und B, werden durch zwei
Excenter in Bewegung gesetzt. Dann bewegt sich – unendlich lange Pleuelstangen
vorausgesetzt – jeder Punkt des Stabes so, als würde er direct durch ein Excenter
angetrieben, dessen Mittelpunkt auf den Verbindungsgeraden der Mittelpunkte der
Antriebsexcenter liegt und deren Entfernung e1e2 in demselben Verhältnisse theilt, wie der in Rede
stehende Punkt die Strecke AB des Stabes SS theilt.
Die Punkte der Schwinge SS zwischen A und B und über B hinaus entsprechen voreilenden Excentern und eignen
sich daher zur Bethätigung der auch hier als Corliss-Schieber gedachten Steuerorgane
des Dampfcylinders. Die entgegengesetzt liegenden Punkte über A hinaus entsprechen nacheilenden Excentern und eignen
sich demgemäss zur Bethätigung der Steuerung eines hinter dem Dampfcylinder
liegenden Gaspumpencylinders. In einer constructiven Ausführung ist ein gewisser
Theil der Schwinge behufs Erreichung variabler Füllungen als Coulisse ausgebildet;
ein auf letzterer vom Regulator verstellbares Gleitstück D bethätigt die Einlasshähne des Dampfcylinders, während die Auslasshähne
desselben vom Punkte C aus bewegt werden. Der Punkt F eilt in seiner Bewegung der Kurbel nach und wird
daher benutzt, die Steuerorgane des Compressors zu bethätigen.
(Fortsetzung folgt.)