Titel: | Ueber Trockenmaschinen für Wolle. |
Autor: | Glafey |
Fundstelle: | Band 298, Jahrgang 1895, S. 259 |
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Ueber Trockenmaschinen für Wolle.
Mit Abbildungen.
Ueber Trockenmaschinen für Wolle.
Die Trockenmaschinen für Wolle sind entweder solche, bei welchen sich das Material
während der Durchführung des Trockenprocesses in Ruhe befindet, oder solche, bei
denen dies nicht der Fall ist, bei welchen die Wolle also eine beständige Bewegung
ausführt, während die Trockenluft durch sie hindurchstreicht. Zu den Maschinen der
letztbezeichneten Art gehören die nachstehend beschriebenen Trocken
Vorrichtungen.
Die in Fig. 1 und 2
veranschaulichte Trockenmaschine rührt von J. und W.
Naught in Rochdale her und ist nach Angaben von Textil Manufacturer in erster Linie dazu bestimmt, die aus der
Wollwaschmaschine kommenden Wollen zu trocknen. Die letzteren fallen zu diesem Zweck
von dem Abführtuch der Waschmaschine auf ein Zuführtuch der Trockenmaschine (Fig. 2) und werden durch dasselbe in einen umlaufenden
Trockencylinder geleitet, der aus einem Metallgerippe besteht, welches auf seinem
Umfang mit Gaze versehen ist und in seinem Inneren reihenweise angeordnete Zähne
oder Stifte trägt, die bei einer Drehung des Trockencylinders die von dem Lattentuch
eingeführte Wolle erfassen, mit nach oben nehmen und am höchsten Punkt wieder fallen
lassen. Damit hierbei gleichzeitig ein Weiterführen der Wolle in dem Trockencylinder
zu Stande kommt, ist derselbe in geneigter Lage angeordnet. Seine Drehbewegung wird
durch eine Reibungsrolle (Fig. 2) eingeleitet, welche
ihre Bewegung von der Triebwelle der Maschine durch Vermittelung eines Räderwerks
empfängt, das auch gleichzeitig das endlose Zuführtuch in Bewegung versetzt. Weitere
durch Reibung mitgenommene Führungsrollen stützen den Trockencylinder bei seiner
Bewegung.
Die für den Trockenprocess erforderliche erwärmte Luft wird mit Hilfe einer
Dampfheizung gewonnen, welche in dem unteren Theil des die Trockencylinder
einschliessenden Gehäuses angeordnet ist, das zwecks Bewegung der erwärmten Luft mit
einer Anzahl Ventilatoren und Luftzuführungskanälen ausgestattet ist.
Textabbildung Bd. 298, S. 259
Fig. 1.Trockenmaschine von Naught.
Hat die Wolle den umlaufenden Trockencylinder passirt, so wird sie nicht aus
demselben hinausgeworfen, sondern gelangt auf den Umfang einer in dem Auslaufkopf
des Trockencylinders angeordneten kegelförmig gestalteten Trommel, deren Drehachse
etwa unter einem Winkel von 75° zu derjenigen des Trockencylinders angeordnet ist
(Fig. 1). Diese kegelförmig gestaltete Trommel
ist mit hohen Randscheiben und zwischen denselben schräg verlaufenden Rippen
versehen, die auf der Oberfläche der Trommel Abtheilungen bilden, in welche die
Wolle bei Drehung des Trockencylinders fällt und aus welchen sie bei der durch ein
Kettenradgetriebe veranlassten Drehung der kegelförmigen Trommel auf ein unter
diesem angeordnetes Führungstuch gelangt, das sie abliefert.
Der Trockencylinder besitzt nach Angaben von Textil-Manufacturer eine Länge von 26 Fuss und liefert im Tag mit 10
Arbeitsstunden etwa 4000 Pfund getrocknete Wolle.
Die Art und Weise der Abführung der getrockneten Wolle, wie sie bei der
vorbesprochenen Maschine von Naught Anwendung
findet, hat sich nach der oben angeführten englischen Fachzeitschrift nicht in allen
Fällen als zuverlässig wirkend ergeben, weil ein Theil der am Austrittsende des
Trockencylinders angehobenen und herabfallenden Wolle nicht auf die zum Ausführen
der letzteren bestimmte kegelförmige Trommel, sondern auf den Boden des
Trockencylinders gelangt, dadurch die freie Drehung der Ablieferungstrommel hindert
und schliesslich ein Anhalten der ganzen Maschine zwecks Entfernung der zwischen
diese Trommel und den Trockencylinder eingeklemmten Wolle durch Hand nöthig macht.
Diesen Uebelstand will John Dawson in Rochdale nun
dadurch beseitigen, dass er die Ablieferungstrommel durch andere Ueberführungsorgane
ersetzt. Die besondere Einrichtung derselben ergibt sich aus den Fig. 3 und 4 und ist nach dem
englischen Patent Nr. 23052 von 1893 die folgendeVgl. auch Deutsches
Wollengewerbe, 1895 Nr. 20.:
Textabbildung Bd. 298, S. 259
Fig. 2.Trockenmaschine von Naught.
Die letzten Reihen der in dem Trockencylinder vorgesehenen Transportgabeln sind auf
Schienen angeordnet, welche parallel zur Trockencylinderachse in dem Mantel des
Trockencylinders frei drehbar gelagert sind und durch Gewichtshebel derart beim
Umlauf des Trockencylinders gedreht werden, dass sich die Gabeln stets lothrecht
einstellen, wenn sie nicht durch besondere Anschläge in radialer Lage oder durch
feststehende Curvenführungen mittels an den Gabelträgern vorgesehener Leitrollen so
gedreht werden, dass sie die Wolle nur über dem sie abführenden Lattentuch fallen
lassen.
Textabbildung Bd. 298, S. 260
Trockenmaschine von Dawson.
Der in dem Gestell A drehbare Cylinder B ist mit dem Lattentuch G
bekannter Construction ausgestattet. Die Gabeln oder Rechen D sitzen auf Schienen E, welche mittels der
Zapfen a und e drehbar in
den Gestellringen FB2
und iG des Cylinders gelagert sind. Auf jedem Zapfen
e sitzt ein Gewichtshebel HI, der, sobald der Cylinder in Pfeilrichtung (Fig. 3) umläuft, die
Gabeln in der tiefsten Lage bei d lothrecht und radial
stellt und sie dann veranlasst, sich dem Cylindermantel mit der auf ihnen hängenden
Wolle immer mehr zu nähern. Haben die Rechen D die
Stellung d2 erreicht,
so laufen die Führungsrollen K an den Gewichtshebeln
HI auf die Leitschienen L2 auf und zwingen die Rechen, über dem
Lattentuch C angekommen, sich plötzlich radial nach
einwärts (Fig. 3) zu
bewegen und die Wolle auf das Lattentuch C abzuwerfen.
In dieser Stellung legen sich die Rechen an die Anschläge N des Cylinderringes und diese erhalten sie zwecks Aufnahme neuer
Wolle in ihrer radialen Stellung, bis sie in der Tief läge d angekommen sind, damit sich das Spiel von Neuem wiederholt.
Textabbildung Bd. 298, S. 260
Trockenmaschine von Tattersall.
Bei der Trockenmaschine von William Tattersall in
Accrington, Lancaster, wird die zu trocknende Wolle nicht im Inneren eines
umlaufenden Trockencylinders mit geschlossenem Mantel entlang bewegt, wie bei den
Maschinen von Naught und Dawson, sondern mit Hilfe einer auf seiner Aussenseite mit Transportzähnen
versehenen Lattentrommel in einem dieselbe umschliessenden cylindrischen Gehäuse
angehoben und durch freien Fall durch diese Lattentrommel hindurch weitergeführt. Diese in den
Fig. 5 bis 11 wiedergegebene
Maschine ist Gegenstand des englischen Patents Nr. 19362 A. D. 1890 und besitzt nach
dem Inhalt desselben folgende EinrichtungVgl.
auch: Deutsches Wollengewerbe, 1895 Nr.
20.:
Die Trockenkammer A hat einen geeigneten durchlochten
Boden B von halbkreisförmigem Querschnitt, unter
welchem ein System von Heizrohren C angeordnet ist, das
von den Seitenwandungen der Kammer bis auf die für den Zutritt der Luft bestimmten
Oeffnungen E eingeschlossen wird. Im Dom F befindet sich eine weitere Oeffnung G, in die ein Ventilator eingesetzt werden kann, der
den Durchgang der Luft durch die Kammer A
beschleunigt.
Concentrisch zum durchlochten Boden B liegt die das
Material aufnehmende Lattentrommel H; sie wird mit
ihren Köpfen a von den Reibungsrollen b auf Zapfen c in den
Stirnwänden J der Trockenkammer frei drehbar gehalten
und durch die mittels Stehbolzen gehaltenen Deckel d
abgeschlossen. In den letzteren sind die Zuführ- und Abführvorrichtung LK angebracht, welche in geeigneter Weise in Richtung
der Pfeile bewegt werden und mit den Druckwalzen j
ausgestattet sind, die gleichzeitig dazu dienen, der Luft den Zutritt durch die
Oeffnungen e bezieh. f zu
erschweren.
Die Drehbewegung der Trommel wird eingeleitet durch die auf den mit Antriebscheiben
f1 ausgestatteten
Achsen b1 sitzenden
Schnecken a1, welche
mit den auf den Reibungsrollen b sitzenden
Schneckenrädern c1 in
Eingriff und unter sich durch Getriebe e1
g1 in Verbindung
stehen.
Sobald die Maschine im Gang ist, wird ein durch die Rohre C vorgewärmter Luftstrom durch die Oeffnung G
abgesaugt, während sich die Trommel H dreht und mit
Hilfe des Zuführtuches K Wolle zugeleitet erhält. Die
letztere gelangt durch den Cylinder H auf den
durchlochten Boden B und wird hier von den auf dem
Umfang des ersteren sitzenden Stiften i erfasst und mit
nach oben genommen, um in einiger Entfernung wieder senkrecht nach abwärts zu
fallen, damit sie von Neuem ergriffen wird. Auf diese Weise gelangt das Material
allmählich durch die ganze Trockenkammer und schliesslich auf die Abführvorrichtung.
Die Dauer dieses Durchganges richtet sich nach der Umdrehungsgeschwindigkeit und
Neigung der Trommel H.
Anstatt die letztere geneigt zu lagern, kann man in ihrem Inneren auch eine Anzahl
parallel zu einander liegender schräg stehender Platten M anordnen, die auf längs der Trommel verlaufenden, an den Stirnwänden d sitzenden Schienen m
drehbar befestigt sind, und deren jeweilige Lage mittels eines Stellmechanismus nn1 bestimmt wird (Fig. 10). Sobald die
Wolle o. dgl. senkrecht nach abwärts fällt, kommt sie auf die schrägen Flächen und
erfährt dadurch eine Verschiebung in Richtung der Trommelachse, deren Grösse aber
durch die Neigung der Platten M bestimmt ist.
Ein weiteres Mittel zur Fortbewegung des Materials ergibt sich auch, sobald man um
die Lattentrommel H eine Schnecke legt (Fig. 11), welche
mitrotirt und so die Wolle auf dem durchlochten Boden B
des Gehäuses A stets um ein Stück vorschiebt, bevor sie
wieder erfasst wird.
Glafey.