Titel: | Die Ablösung der Handarbeit des Schriftsetzers durch Maschinen. |
Autor: | E. Wentscher |
Fundstelle: | Band 298, Jahrgang 1895, S. 266 |
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Die Ablösung der Handarbeit des
Schriftsetzers durch Maschinen.
Von E. Wentscher,
Ingenieur in Berlin.
(Schluss des Berichtes S. 252 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Die Ablösung der Handarbeit des Schriftsetzers durch
Maschinen.
Textabbildung Bd. 298, S. 265
Fig. 134.Typograph von Rogers und Bright.
4) Eine durchaus eigenartige und nur im allgemeinen Princip mit den vorbeschriebenen
übereinstimmende Giesssetzmaschine ist der „Typograph“ der Amerikaner Rogers
und Bright, welcher sich durch seine geradezu
phänomenale Einfachheit und absolute Betriebssicherheit auszeichnet. Diesen
Umständen verdankt es der Typograph, dass sich die Berliner wohlbekannte Firma von
Ludwig Loewe und Co. zu seinem Bau und seiner
Einführung in Deutschland entschlossen hat.
Beim Typograph erfolgt nur die Ausführung des Ausschliessens, Giessens und Ablegens
selbsthätig, während diese Operationen unter Vermeidung zeitlich nach einander und
auf einander wirkender Auslösungsvorrichtungen einfach durch Hand eingeleitet
werden, und zwar das Ausschliessen und Giessen durch einen Handgriff und das Ablegen
durch einen zweiten Handgriff. Abgesehen von der hierdurch erzielten Einschränkung
selbsthätig wirkender Mechanismen auf das denkbar geringste Maass, ergibt sich eine
weitere wesentliche Vereinfachung daraus, dass das Sammeln, Ausschliessen, Abgiessen
und Ablegen der Maternzeile an einer und derselben Stelle stattfindet, nach welcher
die durch Tastendruck ausgelösten Matern unmittelbar durch die eigene Schwere
herabgleiten, sowie ferner darin, dass ein besonderer Ablegeapparat und
Ablegesignaturen der Matern in Fortfall kommen, indem das Ablegen als natürliche
Folge der eigenartigen Maternführung sich sozusagen von selbst vollzieht.
Die absolute Betriebssicherheit ist dadurch gewährleistet, dass die Matern weder in
der Ruhelage, noch in der Arbeitslage, noch endlich auf dem Wege von der einen nach
der anderen ihre Führungen jemals verlassen, d.h. völlig zwangläufig geführt sind,
während alle Matern beim Setzen gleich lange Wege bis zur Sammelstelle zu
durchlaufen haben. Die Folge davon ist, dass die Matern beim Setzen daselbst mit
absoluter Sicherheit in der richtigen Reihenfolge anlangen und beim Ablegen ein
Fehler nie stattfinden kann, ohne dass irgend welche Controlvorrichtungen
erforderlich sind.
Dabei zeichnet sich die Maschine durch eine überaus vortheilhafte Gesammtanlage aus, bei welcher
die Matrizen, ihre Samrael-, Ausschliess-, Giess- und Ablegestelle für Auge und Hand
durchaus frei zugänglich angeordnet sind, während der Schmelztiegel völlig frei und
abseits von sämmtlichen übrigen Theilen der Maschine liegt und somit jede schädliche
Einwirkung seiner Hitze ausgeschlossen ist.
Textabbildung Bd. 298, S. 266
Fig. 135.Typograph von Rogers und Bright.
Die Fig. 134 und 135
zeigen den Typograph in perspectivischer Gesammtansicht, und zwar erstere während
des Setzens und Giessens, letztere während des Ablegens; Fig. 136 ist eine schematische Oberansicht des Rahmens mit den
Führungsdrähten und dem Tastenbrette. Die Fig. 137
bis 139 sind der Fig.
134 entsprechende Schnitte durch die in Gusstellung befindliche
Matrizenzeile, und zwar ist Fig. 137 ein senkrechter
Längsschnitt nach x-x der Fig.
136, Fig. 138 ein dazu senkrechter
Querschnitt mit theilweiser Vorderansicht, und Fig.
139 ein wagerechter Schnitt nach y-y der Fig. 138 (die beiden letzteren in vergrössertem
Maasstabe). Fig. 140 bis 146 stellen
Einzelheiten dar.
Die Matrizenstangen (Fig. 140 links) bestehen aus
Messingstreifen mit einem Einschnitt auf hoher Kante für das Maternbild, dessen
Breite die Dicke des Streifens bestimmt. An ihrem oberen Ende ist eine Oese c angebogen (Fig. 138
und 142), mittels
welcher die Matrizenstange a auf ihrem Führungsdraht
b gleitet, am unteren Ende befindet sich ein
Ausschnitt, der zum Ausrichten der Matrizenzeile in der Höhe vor dem Abgüsse dient.
Die Hälfte sämmtlicher Matrizenstangen eines Satzes hat die obere Führungsöse c auf der rechten, die andere Hälfte auf der linken
Seite (Fig. 138), während die Stangen jeder Gruppe
für die verschiedenen Buchstaben verschiedene Längen haben. Das Maternbild und der
Ausschnitt zum Ausrichten der Matrizenstangen vor dem Gusse befinden sich bei allen
Stangen auf derselben Seite und in denselben Abständen vom unteren Ende.
Die Ausschlusstücke Fig. 140, rechts unten, bestehen
aus zwei drehbar gegen einander angeordneten Theilen (Fig. 143, 144), nämlich aus einer
keilförmig gestalteten Scheibe f1 mit keilförmiger Randrippe f4 und bei f3 vierkantig durchbrochenem Zapfen f2, und aus einem Ringe
f6 mit
kreisförmiger Oeffnung f5 und einem gleichfalls keilförmig gestalteten sectorartigen Ansatz f7 mit Vorsprung f8.
Werden die beiden Theile derart zusammengesetzt, dass der Ring f6 mit seiner Oeffnung
f5 den Zapfen f2 umschliesst, während
sie sich mit den dem Beschauer zugekehrten Seiten berühren, wie in Fig. 140 dargestellt, so bilden Sector f7 und Scheibe f1 bezieh. Scheibenrand
f4 auf der Strecke,
wo sie sich berühren, ein zweitheiliges Stück von durchweg gleicher Stärke mit
parallelen Aussenseiten, dessen Dicke allmählich zunimmt, wenn der Keilsector f7 gegen die
Keilscheibe f1 nach
deren dickerem Ende zu verdreht wird. In Fig. 140
befinden sich die beiden Theile in ihrer gegenseitigen Normallage, Vorsprung f8 in Anlage an dem
Anschlage f9
der Rippe f4, und das
aus beiden gebildete Ausschlusstück hat seine geringste Dicke. Ein auf f9 angenieteter
Deckel, der sich mit seiner kreisförmigen Oeffnung über den in Fig. 143 sichtbaren
Absatz des Zapfens f2
legt und mit seinem äusseren Rande über diesen Zapfen hinausragt, hält die beiden
Theile des Ausschlusstückes zusammen.
Die Führungsdrähte b sind frei über einen Rahmen pq (Fig. 136,
Oberansicht und Fig. 137, Längsschnitt nach x-x der Fig. 136)
gespannt, der um eine wagerechte Achse t nach vorn und
nach hinten gekippt werden kann. Der hintere Bügel p des
Rahmens ist doppelt gekrümmt, einmal kreisbogenförmig in der Oberansicht (Fig. 136), sodann derartig, dass er von der Mitte aus
nach den Enden zu absteigt (Fig. 137). Vorn trägt der
Rahmen eine Stütze w2,
mit der er sich auf ein Widerlager stützt, wenn er während des Setzens nach vorn
gekippt ist (Fig. 134).
Textabbildung Bd. 298, S. 267
Fig. 136.Typograph von Rogers und Bright.
Textabbildung Bd. 298, S. 267
Fig. 137.Typograph von Rogers und Bright.
Die Führungsdrähte b (Fig.
136 und 137) sind mit je einem ihrer Enden
an dem hinteren Bügel p befestigt, derart, dass die
einzelnen auf einander folgenden Drähte von der Mitte des Bügels nach seinen Enden
zu leitersprossenartig absteigen. Mit ihren vorderen Enden stecken die Drähte b in einem von den Bügelarmen q getragenen Steg d, und zwar die
linksseitige Hälfte der Drähte auf der linken Seite, die rechtsseitige Hälfte auf
der rechten Seite des Steges d (Fig. 138), so dass zwischen beiden Drahtsystemen ein
freier mittlerer Raum bleibt. Mit ihren dem Stege d
zugekehrten Enden liegen die Drähte b jedes der beiden
Systeme in je einer senkrechten Ebene, und zwar sowohl in jedem System einzeln als
auch in beiden Systemen parallel zu einander. Sämmtliche Drähte b haben bei b1 (Fig. 137) einen
Knick, von dem aus sie aus der gegen einander convergirenden Lage in die
Parallellage übergehen. Sie bilden auf diese Weise ein fächerartiges Gewölbe, das
nach vorn zu in zwei senkrechte Ebenen ausläuft. Die Folge dieser Anordnung ist,
dass sämmtliche Drähte annähernd dieselbe Länge und bei jeder Lage des Rahmens pq dieselbe Neigung gegen den Horizont haben. In Folge
dessen haben alle Matrizen dieselbe Strecke unter gleicher Beschleunigung zu
durchlaufen und langen daher mit Sicherheit in richtiger Reihenfolge an der
Sammelstelle an.
In der Nähe des hinteren Rahmenbügels p befindet sich
ein diesem ähnlich geformter Bügel u, welcher je ein
Echappement (Fig. 145) für je einen Draht b trägt. Jedes Echappement steht mit einer der
Tastenstangen s1 durch
einen Draht s2 in
Verbindung.
Textabbildung Bd. 298, S. 267
Fig. 138.Typograph von Rogers und Bright.
Das Echappement besteht aus einem von einer Spiralfeder umgebenen Bolzen v1 der in einem
Bügelchen u1 am Bügel
u drehbar gelagert ist. Der Zugdraht s2 ist durch einen
Stift s3 mit einem
Hebel s4 am oberen Ende
des Bolzens v gelenkig verbunden, während das untere
Ende v1 des Bolzens v hakenförmig ausgeschnitten ist (Fig. 146a und 146b, Schnitte nach
z-z der Fig. 145).
Die Bolzen v gehen seitlich an den Führungsdrähten b vorbei und halten so die mit ihren Oesen c an den Drähten aufgehängten Maternstangen zurück. Es
bildet sonach die zwischen dem Bolzenende v1 und dem Bügel p
liegende Drahtstrecke eines jeden Führungsdrahtes das Magazin für die
Matrizenstangen je eines Buchstabens.
Textabbildung Bd. 298, S. 267
Fig. 139.Typograph von Rogers und Bright.
Das obere Ende jeder Matrizenstange a ist bei c1 schneidenförmig
gestaltet (Fig. 142)
und das Hakenende v1
des Bolzens v befindet sich in Fig. 146a in der
Normallage, in welcher es sich hemmend vor die vorderste Matrizenstange legt. Wird
jetzt eine Taste s (Fig.
145) niedergedrückt, so macht der mit ihrer Stange s1 durch den Zugdraht s2 verbundene Bolzen
v einen Ausschlag (Fig. 146b), wodurch
nur die äusserste Maternstange frei wird, indem sich das andere Hakenende sofort vor
die nächste Matrizenstange legt und diese sammt den folgenden Stangen zurückhält,
während die
freigegebene Stange durch ihre eigene Schwere auf ihrem Führungsdraht b entlang nach der Sammelstelle, d.h. nach dem anderen
Drahtende herabgleitet. Hört der Tastendruck auf, so schwingt der Bolzen v vermöge der um ihn gewickelten Spiralfeder in seine
hemmende Normallage (Fig.
146a) zurück.
Textabbildung Bd. 298, S. 268
Fig. 140.Einzelheiten des Typographen von Rogers und Bright.
Die Ausschlusscheiben sitzen auf einem vierkantigen Führungsdraht b2 (Fig. 137), der lose mit der vierkantigen Welle e (Fig. 138) verbunden
ist, so dass er mit ihr in stetem Zusammenhang verbleibt, ohne an ihren Drehungen
Theil zu nehmen. Eine besondere Taste s5 (Fig. 136)
vermittelt durch ein ganz ähnliches Echappement wie das beschriebene die Freigabe je
einer Scheibe, welche nun durch ihre Schwere auf die Vierkantwelle e herabgleitet. Auf diese Weise ordnen sich Matern und
Ausschlüsse zur Zeile (Fig. 137 und 138). Hat dieselbe annähernd die richtige Länge
erreicht, so schwingt der bis dahin zur Seite gehaltene Verschlussarm z (Fig. 137) in die
Zeilenbahn, um bei der nunmehr erfolgenden Spreizung der Zeile auf ihre normale
Länge als Anschlag für das vorschreitende freie Ende der Zeile zu dienen, welche
sich mit dem anderen Ende gegen das Widerlager g1 legt.
Die Spreizung des Ausschlusses und damit der Zeile wird dadurch ermöglicht, dass die
beim Setzen der Maternzeile in dieselbe eingefügten Ausschlusscheiben in der
gegenseitigen Normallage ihrer Theile mit ihrem Doppelkeilstück von der Hinterseite
zwischen die Matrizenstangen treten (Fig. 138 und
139), während die über die Scheibe f1 hinausragenden
Vorsprünge f8 der
Keilsectoren f7 in
einer Nuth f10 stecken
und die Keilscheiben f1
auf der vierkantigen Welle e sitzen. Macht letztere nun
eine Drehung im Sinne des in Fig. 138 eingezeichneten
Pfeiles, so nehmen die Keilscheiben an dieser Drehung Theil, während die
Keilsectoren mittels ihrer Vorsprünge f8 in der Nuth f10 festgehalten werden. In Folge dessen tritt eine
Spreizung der Ausschlusstücke und damit auch der Zeile ein. Um bei der damit
verbundenen Verschiebung der Ausschlüsse längs der Welle e Eckungen und Klemmungen zu vermeiden, erhält diese Welle neben der
Drehbewegung gleichzeitig eine fortschreitende in der Längsrichtung.
Textabbildung Bd. 298, S. 268
Fig. 141.Einzelheiten des Typographen von Rogers und Bright.
Hat die Spreizung stattgefunden, so tritt ein Schwingarm h (Fig. 138) in Wirkung, welcher sich mit
seiner nasenförmigen Leiste h1 in die von den unteren Ausschnitten der Maternstangen gebildete Nuth
einlegt und dadurch ihren Fuss und die Rückseite ihres unteren Endes zur scharfen
Anlage gegen die entsprechenden Flächen der Richtstücke g und h2
bringt. Die Ausrichtung wird endlich durch die Giessform k vollendet, wenn diese sich kräftig gegen die Maternzeile legt, wobei
letztere rückseitig von den Richtstücken g gestützt
wird.
Textabbildung Bd. 298, S. 268
Einzelheiten des Typographen von Rogers und Bright.
Textabbildung Bd. 298, S. 268
Fig. 145.Einzelheiten des Typographen von Rogers und Bright.
Die Giessform (Fig. 138, 139 und 141) besteht aus einem
schwingenden Stück k mit dem an drei Seiten offenen
Giesschlitz m, dessen Länge, Tiefe und Weite mit den
entsprechenden Grössenabmessungen der zu giessenden Zeile (Fig. 140 rechts oben) übereinstimmt. In der Giesstellung Fig. 138 ist die Form k
hochgeklappt und legt sich mit ihrem Giesschlitz m vor
die aus den Vertiefungen für die Maternbilder gebildete Nuth der Maternzeile,
während die in Fig. 139 und 141
sichtbaren Seitenbacken o die Enden des Formschlitzes
abschliessen. Auf ihrer Hinterseite hat die Form eine Aussparung für den Eintritt
der Ausgussdüse l des schwingenden Schmelztiegels (Fig. 138 und 139).
Diese Düse ist kugelförmig abgerundet und tritt mit ihren radial gerichteten
Ausgussöffnungen zum Theil in den Formschlitz ein. Das flüssige Metall wird in Folge
dessen radial in die Form gepresst, wie die Pfeile in Fig.
139 andeuten, was einen gleichmässigen Guss verbürgt, und die Gusszeile
erhält dadurch in der Mitte ihres Fusses den in Fig.
140 sichtbaren kreisförmigen Ausschnitt, in welchem Grat und Anguss ohne
Schaden stehen bleiben können, während der eigentliche Fuss von einer sauberen
Gussfläche gebildet wird. In Folge dieses Ausschnittes wird Material gespart und das
Gewicht einer solchen Zeile bezieh. einer aus solchen Zeilen gebildeten Columne
verringert.
Textabbildung Bd. 298, S. 269
Einzelheiten des Typographen von Rogers und Bright.
Ist der Guss vollendet, so schwingt der in Fig. 134
und 135 links sichtbare Schmelztiegel zunächst nach
links, um die Ausgussdüse aus der Form k zu bringen,
welch letztere nun in Richtung des Pfeiles (Fig. 138)
in die punktirte Tieflage niederklappt. Die Seitenbacken o geben gleichzeitig die Enden des Formschlitzes frei, und ein von hinten
vorgehender Schieber stösst die gegossene Zeile der Länge nach aus dem Formschlitz
und zwischen Messern zur Entfernung des Grates an den Kegelseiten hindurch in das
auf der Vorderseite der Maschine (Fig. 134 und 135) angeordnete Schiff. Gleichzeitig kehren
Schwingarm h und Verschlusstück z in ihre Normallage zurück, während die Vierkantwelle e unter Lockerung der Zeile zurückgedreht wird. Dadurch
werden die Ausschlusstücke auf ihre normale, d.h. geringste Dicke gebracht. Nach
diesen sich selbsthätig vollziehenden Vorgängen kommt die Maschine durch gleichfalls
selbsthätig erfolgende Entkuppelung zum Stillstand.
Nun erfasst der Arbeiter den Rahmen pq am vorderen Ende
mit der Hand und kippt ihn hoch (Fig. 135). Dabei
zieht er zunächst die bereits gelockerten Matrizenstangen zwischen den
Ausschlusscheiben hervor, welche alsbald durch einen auf der Vierkantwelle e geführten und mit dem Rahmen durch einen Zugdraht
verbundenen Mitnehmer oder Abstreifer hinter ihr nachgebendes Echappement
zurückgeschoben werden, während die Matrizenstangen auf ihren Führungsdrähten b, die sie nicht verlassen haben, durch die Schwere
nach dem Bügel u hin zurückgleiten.
Dieser die Echappements tragende Bügel ist inzwischen durch Spannung der in Fig. 134 und 135
sichtbaren Ketten, welche mit einem Ende am Maschinengestell, mit dem anderen an
Hebeln u2 des Bügels
(Fig. 137) befestigt sind, so weit angehoben
worden, dass die unteren Enden der Bolzen v den
Durchgang für die zurückgleitenden Matrizenstangen freigeben, die sich somit am
hinteren Ende ihrer Führungsdrähte wieder sammeln.
Nun kippt der Arbeiter den Rahmen pq wiederum in die
Lage Fig. 134 nieder und beginnt mit dem Satze der
nächsten Zeile u.s.w. Jedesmal wenn eine Zeile zusammengestellt ist, wird der
Handgriff w1 (Fig. 136) bethätigt, welcher mittels der Stütze w2 die Maschine
einrückt, die dann nach einer Umdrehung der in Fig.
134 und 135 unten sichtbaren Hauptwelle,
wie beschrieben, selbsthätig zum Stillstand kommt. Der Guss einer Zeile, das
Hochklappen und Niederklappen des Rahmens verursacht einen Aufenthalt von etwa 5
Secunden.
Der Kraftbedarf des Typograph ist ausserordentlich gering; ein Motor von ½
genügt für den Betrieb von sechs Maschinen. Es kann daher auch erforderlichenfalls
Handbetrieb gewählt werden, zu welchem Zweck der Typograph mit einer Handkurbel
(Fig. 134 und 135
rechts sichtbar) versehen ist. Aber auch bei Motorenbetrieb ist diese Einrichtung
insofern von grosser Wichtigkeit, als der Betrieb des Apparates bei etwaiger
Abstellung des Motors mit annähernd gleicher Leistung durch Hand fortgesetzt werden
kann.Vielleicht liesse
sich noch vortheilhafter elektrischer Betrieb einrichten, wie das in letzter
Zeit erfolgreich mit Rundwirkmaschinen geschehen ist. Der von
einem Typograph beanspruchte Raum ist etwa derselbe wie der eines Setzerstandes.
Behufs Schrift- bezieh. Kegelwechsels sind Matrizenträger und Form auswechselbar,
während durchschossener Satz wie bei der Linotype durch Guss der Schrift auf
stärkeren Kegel hergestellt wird.
Die Leistung des Typograph beträgt etwa das Fünffache der Handarbeit.
Der Typograph ist ursprünglich als Matrizenprägmaschine gebaut worden und wird in
dieser Ausführungsform in Amerika noch mehrfach angewendet. Letztere stimmt
bezüglich des Setzens, Ausschliessens, Ablegens und der Form und Anordnung der
Prägestempel mit der vorbeschriebenen Ausführungsform als Zeilengiessmaschine völlig
überein. Die Stempelstangen unterscheiden sich von den Matrizenstangen nur dadurch,
dass sie ein erhabenes Buchstabenbild, eine Patrize, tragen, während an Stelle der
Giessvorrichtung ein Apparat tritt, der nach einander vorher gegossene Bleistreifen
gegen die jeweilig gesetzte und ausgeschlossene Stempelzeile presst und auf diese
Weise in den Bleistreifen vertiefte Buchstabenzeilen (Zeilenmatern) erzeugt. Die
geprägten Bleistreifen ordnen sich gleichzeitig in richtiger Reihenfolge zu einer
Columne. Diese wird sodann einer zweiten Maschine, der eigentlichen Giessmaschine,
übergeben, welche von den Zeilenmatern in richtiger Reihenfolge einzelne Typenzeilen
abgiesst und letztere endgültig zur druckfertigen Columne zusammenstellt. Die
Zeilenmatern werden nach dem Abgüsse wieder zu Streifen umgegossen, während die
Typenzeilen nach dem Abdrucke in den Schmelztiegel der Giessmaschine
zurückwandern.
Die nach diesem Verfahren hergestellten Druckzeilen liefern einen fast ebenso
scharfen Druck wie unmittelbar gegossene Typenzeilen.
Die Mängel des Ausschliessverfahrens nach dem Keilprincip sind bei Besprechung der
Linotype erörtert worden. Die Monoline vermeidet diese Mängel theilweise dadurch,
dass der behufs Spreizung in die Zeile einzutreibende Keil sich zwischen zwei
äusseren Deckplatten verschiebt, welche keine Längsbewegung ausführen, sondern nur
aus einander gespreizt werden. Indem das Ausschlusstück nun mit diesen Deckplatten
die benachbarten Matrizen berührt, ist bei der Monoline jegliche Reibung zwischen
Mater und Ausschlusstück vermieden. Die erwähnten Eckungen und Klemmungen dagegen bestehen
auch hier. Letztere kommen bei dem Typograph einigermaassen in Fortfall, da die
Vierkantwelle, auf der die Ausschlusscheiben sitzen, sich bei ihrer Drehung
gleichzeitig der Länge nach in der Richtung des Zeilenvorganges verschiebt. Dagegen
findet hier wieder Reibung zwischen Ausschluss und Mater statt.
Beide Mängel sind bei dem elastischen Ausschlusstück von Fowler vermieden, dafür tritt hier aber die Schwierigkeit einer
dauerhaften Dichtung auf.
Textabbildung Bd. 298, S. 270
Fig. 147.Chase's Ausschlussvorrichtung.
Der Amerikaner Chase glaubt nun sämmtliche Uebelstände
bezüglich des Ausschliessens bei Zeilengiessmaschinen dadurch gänzlich zu
beseitigen, dass er als Ausschluss feste Stücke mittlerer Dicke verwendet, welche
indessen so geformt sind (Fig. 147), dass sich
zwischen den einzelnen Wörtern a der gegossenen Zeile
Durchbrechungen o bilden, während dünne Stege c die einzelnen Abtheilungen a zusammenhalten.
Die solchergestalt gebildeten Zeilen fallen nun entweder etwas kürzer oder länger aus
als die normale Zeilenlänge. Im ersteren Falle sollen sie durch Zug in der
Längsrichtung oder durch seitlichen Druck auf die Stege c um den fehlenden Betrag verlängert, im letzteren Falle durch Compression
in der Längsrichtung auf die normale Länge gebracht werden.
Dass sich die hier geforderte Adjustirung der Zeile in befriedigender Weise, d.h.
schnell und so, dass die Buchstabenbilder genau in einer Ebene verbleiben, nicht
ohne weiteres, sondern nur mit einem geeigneten Apparat ausführen lässt, ist
selbstverständlich. Ein solcher Apparat ist aber bisher nicht bekannt geworden; es
kann daher vorderhand nicht angegeben werden, ob das Chase'sche Verfahren sich bewähren wird.
Auf die in der eingangs gegebenen allgemeinen Uebersicht über die Methoden der
Herstellung von Druckflächen erwähnten Einzelprägmaschinen gehe ich nicht näher ein.
Die dort nachgewiesene definitive Erfolglosigkeit der betreffenden Bestrebungen
dürfte diese Unterlassung rechtfertigen.