Titel: | Maschinen zur Metallbearbeitung. |
Fundstelle: | Band 299, Jahrgang 1896, S. 145 |
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Maschinen zur Metallbearbeitung.
Mit Abbildungen.
Maschinen zur Metallbearbeitung.
A. Hämmer.
Schultz und Göbel's doppeltwirkender Dampfhammer für 0,8 m
Hub und 1000 k Fallgewicht. Von der Maschinenfabrik Schultz und Göbel in Wien wurde für die Reparaturwerkstätte der
süd-norddeutschen Verbindungsbahn in Reichenberg in Böhmen der in Fig. 1 bis 10 nach Revue
industrielle, 1895 Nr. 40 * S. 393, dargestellte Dampfhammer geliefert,
dessen besondere Eigenthümlichkeit in der regulirbaren Hubhöhe des mit Oberdampf
niedergetriebenen Fallbärs beruht.
Textabbildung Bd. 299, S. 145
Schultz und Göbel's Dampfhammer.
Bei 320 mm Durchmesser des Cylinders (Fig. 1 bis 3) beträgt dessen Höhe
1065 mm und die Gestellhöhe 2485 mm, so dass eine Gesammthöhe von der Sohlplatte bis
zu dem oberen Cylinderdeckel von 3550 mm folgt. Zwischen den Gestellfüssen a bleibt ein freier Arbeitsraum von 1640 mm, während
der äussere Abstand der Ständerfüsse bis zu 3200 mm reicht, welcher durch Nasen der
Sohlplatte b begrenzt ist, die auf einem Grundwerk
(Fig. 4) liegt.
Zwei gemauerte seitliche Schächte c (Fig. 4) gewähren den
Zugang zu den Ankerplatten der Grundschrauben für die Sohlplatte b, durch deren Mittelöffnung der Ambosstock d durchgeht, welcher in einem 1350 mm im Geviert
messenden, 3050 mm tiefen Mittelschacht des Grundmauerwerks angeordnet ist.
Derselbe besteht aus einem Steinblock d mit einer Lage
Holzbohlen e, welche durch Eisenreifen verbunden sind,
ferner einem Chabotteuntertheil f (Fig. 5) von 1250 mm
unterem Geviertquerschnitt und 780 mm Höhe, dessen obere Randleisten zum Festsetzen
des Chabotteobertheils g dienen. Dieser Obertheil von
800 mm Höhe misst 900 mm im Geviert und hat zwei 200 mm hohe Nasenleisten für das
Einsetzen der ebenfalls 200 mm hohen Ambossplatte h.
Diese ist wieder mit zwei 115 mm hohen, schräg stehenden Nasen ausgerüstet, die zum
Einsetzen des Ambosses i erforderlich sind. Wie aus dem
Grundriss (Fig. 3)
ersichtlich ist, führt sich der Hammerbär in angeschraubten Führungsplatten der
Gestellfüsse a und ist mit der 170 mm starken
Kolbenstange und dem 85 mm hohen Kolben aus einem Stück geschmiedet. An der
Mündungsebene der Dampfwege am Cylinder ist ein Kolbenschiebergehäuse k (Fig. 2 und 6) angeschraubt, an dem
wieder das Gehäuse l mit 63 mm Dampfrohr für den
Absperrschieber m angesetzt ist. Im Schiebergehäuse k ist ein Korb n (Fig. 9) eingeschoben, in
welchem der rohrförmige Kolbenschieber o (Fig. 8) spielt. Dieser
ist wie ein gewöhnlicher Muschelschieber für mittlere Einströmung bemessen, weshalb
die Ausströmung durch das Rohr des Kolbenschiebers in das darüber angesetzte 80 mm
weite Abströmungsrohr k sich fortsetzt. Die regelbare
Selbstgangsteuerung ist in folgender Weise durchgeführt: Durch den in der
schwingenden Tasche p (Fig. 1 bis 3 und 10) des Hammerbärs eingeschobenen Schwingungshebel q (Fig. 10) wird eine
axial verschiebbare Nabe r gedreht und dadurch das
Hebelgestänge stu mit dem Kolbenschieber o in Bewegung versetzt. Weil nun die Kuppelung zwischen
der Nabe des Schwingungshebels q und der axial
verschiebbaren Nabenmuffe r mittels schraubenförmiger
Zahnleisten erfolgt und durch eine Axialverstellung dieser Kuppelung q und r verzögert wird, so
bedingt dieses eine spätere oder frühere Umsteuerung. Die Axialverstellung der
Nabenmuffe erfolgt durch den Stellhebel v (Fig. 1 und 3), die Verstellung des
Hebeldrehpunktes w von t
(auch Fig. 10) mittels des Stellhebels x, die Regelung der Dampfzuströmung mittels des Hebels
y und endlich die Handsteuerung durch den Hebel z. Hiermit finden alle Bedingungen einer
Selbstgangsteuerung eine sachgemässe Erfüllung.
Textabbildung Bd. 299, S. 146
Schultz und Göbel's Dampfhammer.
Textabbildung Bd. 299, S. 146
Schultz und Göbel's Dampfhammer.
A. Koch's Riemenfallhammer. Von Adolf Koch in Remscheid wird der in Fig. 11 bis 14 vorgeführte
Fallhammer mit Riemengestänge ausgeführt.
Wie gewöhnlich besteht auch dieser Hammer aus einem Ambosstück mit zwei
Führungssäulen, welche, durch ein oberes Querhaupt verbunden, zugleich die
Deckenlager für die mit Fest- und Losscheibe versehene Antriebwelle bilden. In
diesem Rahmenwerke ist der Fallbär a geführt, der an
dem Riemengurt b hängt, welcher über die kreisende
Scheibe c gelegt ist und am links frei herabhängenden
Ende ein Gegengewicht d trägt. Letzteres ist an zwei
Hängestäben e geführt. An einem stell- ff baren
Querstück f dieser Stäbe findet das Gegengewicht d Anschlag, wodurch eine theilweise Hubbegrenzung des
steigenden Hammerbärs a dadurch erzielt wird, dass das
ziehende Riemenstuck lose wird.
Textabbildung Bd. 299, S. 146
Fig. 10.Schultz und Göbel's Dampfhammer.
Textabbildung Bd. 299, S. 146
Koch's Riemenfallhammer.
Zudem ist noch ein zweites schmäleres Steuerband g
vorhanden, das über zwei Leitrollen h geführt ist und
dessen Enden am Fallbär a und an dem Gegengewicht d befestigt sind. Ueberdies ist ein Steuerhebel i mit Spannrolle k
vorgesehen, welche das Hauptband b an die
Antriebscheibe c drückt, so dass nach erfolgter
Anspannung (Fig. 13)
der Hubbetrieb eintritt. Dieser Steuerhebel i steht
durch eine Zugstange l mit dem Handhebel m bezieh. mit dem Fusstritthebel n in Verbindung, während zum Abfangen des Hammerbärs in
der Hochstellung der stellbare Hebelknaggen o mit dem
Handauslösehebel p vorgesehen ist. Je nach der durch die
Handhebel m ausgeübten Stärke der Anpressung der
Spannrolle wird sowohl die Geschwindigkeit der Hub-, als auch der Fallbewegung
abgeändert. In Fig. 14
ist eine etwas davon abweichende Steuerungseinrichtung für Selbstgang angedeutet,
welche keiner weiteren Erwähnung bedarf.
Textabbildung Bd. 299, S. 147
Dayton's Streckmaschine.
W. H. Dayton's Streckmaschine mit Hammerbetrieb. Eine
eigenartige Hammerwirkung mittels zweier gegenüberliegender Hammerstöckel wird in
der Weise hervorgebracht, dass über die Hammerköpfe ein Stahlrollenkranz geführt
wird, wodurch eine Aenderung des Abstandes und bei der vollen Bewegung der einzelnen
gegenüberstehenden Rollen eine Art Keilwirkung hervorgebracht wird, wodurch die
Hammerstöckel gegen einander gepresst, diese aber durch das eingeschobene Werkstück
von einander getrieben werden. Durch diese in ausserordentlich rascher Folge sich
abwickelnden, an sich schwachen Schlagwirkungen wird eine verhältnissmässig
bedeutende Formänderung des Werkstückes hervorgebracht, wie es aus den folgenden
Beispielen (Fig. 19 und
20) zu ersehen ist.
Diese Streckmaschine (Fig.
15 bis 18)
besteht nach American Machinist, 1894 Bd. 17 Nr. 27 *
S. 1, bezieh. D. R. P. Nr. 67513 vom 11. Mai 1892, aus einem Böckchen a, welches bei grösseren Ausführungen auf einen hohlen
Säulenfuss, bei kleineren auf den Werktisch aufgeschraubt wird, und welches im
Stahlkörper b fest eingesetzt wird, in dessen langer
Nabe die hohlgebohrte Antriebwelle d mit Festlosscheibe
und Schwungrad f kreist, während der erweiterte vordere
Kopf von b durch einen stählernen Schrumpfring c gesichert und mit einem gehärteten Stahlring g ausgebüchst ist. In dem Ringraum zwischen dieser
Büchse g und dem Kopf der Antriebwelle d geht frei ein Ringkorb, durch welchen zehn Stück
gehärtete Stahl walzen h geführt werden. Diese treffen
auf zwei Anschlagklötzchen i mit abgerundeten Kanten,
die wieder auf die beiden Hammerstöckel k mit
vorgezeichneten Gesenkformen einwirken. Um aber ein Auswechseln der Hammerstöckel
k zu erleichtern, sind bloss diese durch ein
angeschraubtes viereckiges Deckplättchen l
abgeschlossen, während die Anschlagklötzchen getrennte Deckplatten m besitzen. Damit nun das Auswechseln der Formhämmer
rasch und bequem von statten geht, lässt der Ringdeckel n für das Rollenwerk die Stirnfläche des Kopfes d vollständig frei. Nun ist bei Bemessung der Werkzeuge die Vorsicht
gebraucht, einen kleinen Spielraum zwischen den Anschlagklötzchen i und den Stahlwalzen h zu
lassen, so dass die Anschlagklötzchen i in den
Zwischenraum zwischen zwei Nachbarwalzen einfallen können.
Da sich nun die Antriebwelle d ununterbrochen dreht, so
werden die beiden Anschlagklötzchen i an die
entsprechenden Walzen h treffen und sich unter diese
schiebend die Walze zur Drehung veranlassen, wodurch eine absetzende
Relativverdrehung des Walzenkorbes mit verbunden ist. Durch diese ins Zahllose sich
wiederholenden Stossäusserungen wird ein Stahldraht von 2 mm Durchmesser in einem
Zuge auf 0,7 mm verdünnt, ein zweiter von 3,275 mm auf 2,078 bezieh. 1,675 mm
gestreckt. Merkwürdig ist das Verhalten von gezogenen Röhren unter dieser
Streckmaschine, mit welcher Stahlrohre von 25,4 mm Durchmesser und 2,38 mm
Wandstärken auf 22,25 mm verjüngt werden, und wenn die Länge von 152 auf 255
gestreckt wird, so können in einer Minute fünf Stück solcher Rohre geliefert werden,
welche namentlich als Verstärkungsstützen für Fahrradgestelle eine ausgedehnte
Anwendung finden. Eine besondere Wichtigkeit hat diese Maschine bei der Herstellung
der Radspeichen für Fahrräder erlangt, da mittels derselben die beiden Enden eines
Stahldrahtes verdünnt werden, während der mittlere Theil in ursprünglicher Stärke
belassen bleibt. Wird nun dieses dicke Mittelstück zerschnitten, so erhält man zwei
Radspeichen, an deren dickerem Ende Gewinde angeschnitten, oder dieses Ende sonst
zum Vernieten herangezogen werden kann. Der Bedarf an solchen Fahrradspeichen ist so
bedeutend, dass in der Excelsior Needle Company in
Torrington, Conn., fünfzig solcher Maschinen ausschliesslich mit der Herstellung von
Speichen beschäftigt werden. Bemerkenswerth ist noch die Erzeugung von hohlem
Stahldraht mit 0,375 mm lichter Oeffnung zur Herstellung von Nadeln für subcutane
Spritzen (hypodermic syringes) und die Streckung von goldplattirtem feinem
Kettendraht zu Brillengläsern, welcher aus einem mit einer Goldbüchse bekleideten
cylindrischen Rothgusskern durch Strecken auf dieser Maschine erhalten wird. Bei
diesem Bearbeitungsverfahren soll im Allgemeinen die Zugfestigkeit des gestreckten
Materials um 7 bis 15 Proc. zunehmen.
B. Hobelmaschinen.
Niles' Hobelmaschine. In der Columbischen Ausstellung
war von der Niles Tool Works Company, Hamilton, Ohio,
unter anderen eine grosse, 1211 schwere Tischhobelmaschine ausgestellt. Die grösste
Höhe, Breite und Länge des Werkstückes beträgt 3,66 zu 3,66 und 9,15 m. Der 35 t
schwere Tisch ist aus einem Stück gegossen und besitzt bei einer Breite von 2,8 m
eine Gesammtlänge von 8,4 m und keine durchlaufende Spannschlitze, sondern
Ankerlöcher. Der Abstand der ⋁-förmigen Führungen misst
1,55 m, die ganze Länge der Bettung 13,75 m. Die 5,4 m hohen Seitenständer haben 4,7
m Mittelabstand und bilden mit der 900 mm hohen, oberen Querverbindung einen
rechteckigen Rahmen von 3,46 m lichter Höhe über Tisch und 3,9 m freier Breite
zwischen den Seitenständern. In der 1,0 m hohen, 6,3 m langen Querwange lagern zwei
Schraubenspindeln und zwei Steuerwellen, zur Steuerung der beiden Stahlhalter
dienend. Für den Hobelbetrieb sind 1270 mm grosse Festlosscheiben, für den Rücklauf
betrieb ebenfalls Festlosscheiben von 1067 mm Durchmesser bei 130 mm Breite
vorgesehen, welche 95 bezieh. 254 mm/Sec. Arbeits- und Rücklaufgeschwindigkeit
hervorrufen. Zur Riemenverlegung mittels Riemengabelhebel wird eine um einen Zapfen
schwingende Zahnbogenscheibe herangezogen, in deren Curvennuth kurze Hebelarme der
Gabelhebel einsetzen.
Behufs leichter Handsteuerung sind sämmtliche Stahlhalter durch Gewicht- und
Kettenzug entlastet. Der Hochstellbetrieb des langen Querbalkens findet durch das am
oberen Rahmen vorgesehene Riementriebwerk statt. Um weiter ausladende Theile des
Werkstückes, welche nicht mehr durch die Rahmenöffnung gehen, abhobeln zu können,
sind je zwei Seitenwangen von Mitte Maschine 5,4 m abständig angebracht, über welche
eine 1180 mm breite, stellbare Brücke gelegt wird, die bis zum freien Theil des
Hobelmaschinenbettes reicht, woran sie angeschraubt wird, wozu die Seitenleisten und
die Spannschlitze dienen. Darauf kommt nun in beliebigem Abstand ein Seitenständer
mit gewichtentlastetem Supportstück. Gestatten es die räumlichen Verhältnisse der
Werkstatt, so können solche Hilfsbrücken wohl an jeder Seite der Hobelmaschine
angebracht werden, was jedenfalls sehr vortheilhaft ist.
Textabbildung Bd. 299, S. 148
Robinson-Oldfield's Hobelmaschinensteuerung.
Manning-Maxwell-Moore's Hobelmaschine. Von der
obengenannten Maschinenfabrik in New York ist nach Le Génie
civil, 1894 Bd. 25 Nr. 12 * S. 178, eine Hobelmaschine von 3,05 m Höhe und
Breite, sowie 7,62 m Hobellänge in Chicago ausgestellt gewesen, die im Gegensatz zur
Hobelmaschine der Niles Tools Works eine Flachbahn und
eine Keilbahn besitzt, eine Anordnung, die manchen Bedenken unterliegt.
Robinson-Oldfield's Hobelmaschinensteuerung. An Hobelmaschinen von Sharp, Stewart und Co. in Manchester ist eine besondere
Gangumkehrvorrichtung und ein selbständiges Schalttriebwerk mit drehbarem
Nuthcylinder angebracht, deren Einrichtung nach Revue
industrielle, 1894 Nr. 30 * S. 294, aus den Fig. 21 und 22 ersichtlich ist.
Am Hobeltisch a sind die Anschlagknaggen b und c je nach dem
Tischhub angeschraubt, welche auf den Gabelhebel d mit
Rollenanschlag wirken und dadurch das Hebelgestänge e
mit dem Handstellhebel f bethätigen, wodurch die Riemen
Verlegung an der Festlosscheibe des Vor- und Rücklauftriebes besorgt wird. In einem
Böckchen g lagert ein cylindrischer Muff h mit einer Curvennuth und auslaufenden geraden
Nuthenenden, in welche ein im äusseren Schraubenschlitz des Tischrandes a eingesetzter Stift eingreift und dabei den
cylindrischen Muff etwas verdreht. Hiermit steht aber eine Verdrehung des
Räderwerkes i in Verbindung, wodurch die stehende
Steuerwelle k die Schaltung der Supportschlitten am
Querbalken der Hobelmaschine besorgt.
Textabbildung Bd. 299, S. 148
Fig. 23.Lewis' Hobelmaschinenantrieb.
W. Lewis' Hobelmaschinenantrieb. Derselbe zeichnet sich
dadurch aus, dass die Achse der beiden Riemenscheiben a
und b (Fig. 23) mit
zwischenliegender Doppelkegelreibungskuppelung parallel zur Längsrichtung der
Hobelmaschine liegt. Von der Antriebswelle c wird der
Betrieb auf die Zahnstange des Hobeltisches g mittels
einer schrägliegenden Welle d durch ein
Schrägzahnräderwerk e und eine Schnecke f übertragen. (Uhland's
Rundschau, 1893 Bd. 7 * S. 319.)
Textabbildung Bd. 299, S. 148
Fig. 24.Detrick-Harvey's Hobelmaschinenantrieb.
Textabbildung Bd. 299, S. 148
Fig. 25.Grotz' Keilnuthhobelmaschine.
Detrick-Harvey's Hobelmaschinenantrieb. Von der Detrick and Harvey Machine Company in Baltimore wird
der Antrieb des Hobelmaschinentisches durch eine Zahnstangenschnecke a (Fig. 24) auf
schrägliegender Welle b durch Winkelräder c von den Fest-losscheiben d und e für Vor- und Rücklauf besorgt. Die
Umsteuerung findet durch Verschiebung der Schiene f
mittels Curvennuthen statt, wodurch die beiden Riemengabelhebel g ausschwingen. (Engineering, 1893 II Bd. 56 * S. 559.)
G. F. Grotz' tragbare Keilnuthhobelmaschine. Nach dem D.
R. P. Nr. 62944 vom 17. November 1891 wird von der obenbenannten Maschinenfabrik in
Bissingen a. d. Enz, Württemberg, eine sehr praktische, tragbare
Keilnuthhobelmaschine für Wellen u. dgl. Theile gebaut. Wie aus der Fig. 25 ersichtlich, wird entweder das Werkstück in
Böckchen oder die Maschine unmittelbar auf die Welle gespannt, in welcher die
Keilnuth eingehobelt werden soll. Diese Maschine besteht aus einer Wange a, an der zwei Füsse b
angegossen sind, mittels welchen durch Gegenbügel c die
Befestigung erfolgt. An der Wange a bewegt sich, durch
ein Zahnstangentriebwerk d bethätigt, der Schlitten e, in welchem ein Stahlhalter f eingesetzt ist, durch den mittels eines Anschlagwerkes durch Klinkhebel
g die Schaltung des Hobelstahls h von oben nach abwärts bewirkt wird.
Textabbildung Bd. 299, S. 149
Ravasse's Stossmaschine.
E. Ravasse's Stossmaschine. Eine eigenartige, von E. Ravasse in Paris gebaute Nuthstossmaschine ist nach
Revue industrielle, 1895 Nr. 20 * S. 193, in Fig. 26 bis 29 vorgeführt. Am
Hohlgusständer a wird der Führungskopf b, senkrecht oder in Winkelstellungen geneigt,
festgeschraubt, wozu die Kreisnuth c vorgesehen ist. In
b führt sich der Stössel d, mittels des Kurbeltriebwerkes f und g bewegt und durch die Spindel e in der Höhenrichtung stellbar. Mittels eines Whitworth-Kurbelgetriebes
h wird der Rücklaufhub des Stössels d in rascher Gangart durch ein Schneckentrieb werk i durchgeführt, welches seinen Antrieb durch
Vermittelung von Stufenscheiben k durch die
Riemenscheibe l mit Reibungskuppelung m erhält. Zur Ein- und Ausrückung dieses Antriebes ist
ein Hebelwerk no vorhanden, während das Stellwerk für
die Schaltung des Tisches vom Kappenhebel p aus
besorgt wird, durch welchen ein entsprechender Theil des Umfanges des Schaltrades
q verdeckt oder maskirt wird, welches seine
Verdrehung durch den Klinkhebel r von der
Curvennuthscheibe durch das Hebelgestänge s empfängt.
Durch Vermittelung von zwei Kreuzwellen uv, welche
durch das Schrägzahngetriebe w in Verbindung stehen,
wird das in bekannter Bauart ausgebildete Tischwerk kreuz und quer, sowie rund
geschaltet.
Erwähnenswerth ist noch eine Anordnung zur Hubverstellung des Stösselschlittens d, welche durch Verschiebung des Kurbelzapfens x (Fig. 28) mittels
Zahnstangengetriebes ermöglicht wird, welches von einer durch die hohle Kurbelwelle
g geführten Stabwelle bethätigt wird, wozu das
grosse Zahnrad y, sowie das Stellgetriebe z dient.
Diese 4,5 t schwere Stossmaschine besitzt 300 mm Stösselhub, 500 und 600 Längs- und
Quer Verstellung der Tischschlitten, sowie 700 mm grossen Kreistisch, dessen
Feststellung durch den Klemmwinkel (Fig. 29) ausgeführt
wird.
C. Drehbänke und Drehmaschinen.
Bouhey's Drehmaschine.Niles, 1886 261 * 67. Waller, 1887 264 * 317. Schiess*,
Pusey, Jones*, Bickford*, Sellers, Bement-Miles, 1888 267 14. Putnam,
1888 269 * 201. E.
Schiess, 1889 272 * 485. Bridgeport*, Betts*, Booth*, Richards, 1892
286 * 224 bis 226. Nach
Revue industrielle, 1895 Nr. 8 * S. 74, entspricht
diese in Fig. 30 bis
32 dargestellte Drehmaschine in der Anordnung
ganz den grossen Maschinen von Niles Tool Works in
Hamilton, Ohio (1886 261 * 67). Die Länge der 340 mm
hohen Bettplatten ist 7,20 m, die Breite des vorderen Bettes 4,89 m, der hintere
freie Zwischenraum zwischen Bettplatten 2,48 m, und zwischen den Gestellen 3,5 m.
Der Durchmesser der Planscheibe ist 3,0 m. Der Durchmesser des Werkstückes beträgt
bei vorgestellten Gestellständern 3,72, der Durchmesser des Schnittkreises bei
zurückgeschobenen Ständern 5,68 m, die freie Arbeitshöhe von Planscheibe bis
Werkzeuge in der Höchstlage 1,65 m, der lothrechte Vorschub des
Stahlhalterschlittens 1,2 m, d. i. die erreichbare Arbeitshöhe ohne abzusetzen oder
ohne eine Höhenverstellung des Querbalkens erforderlich zu machen. Die Bouhey'sche Drehmaschine besteht aus zwei Bettplatten
a und einem vorderen Verbindungsstück, an dessen
Unterseite eine Hohlsäule c mit Spurlager für die Achse
der Planscheibe d angeschraubt ist. Die Hohlsäule kann
nach Bedarf ausserdem mit einer Ringbahn auf der Bettplatte aufliegen.
Textabbildung Bd. 299, S. 150
Bouhey's Drehmaschine.
Die mit einem oberen Querstück f verbundenen
Seitenständer e bilden einen festen Rahmen, welcher
durch zwei Längsschrauben, welche in den Bettplatten a
lagern, gegen die Planscheibe d vor- und zurückgestellt
und mit 16 Schrauben festgestellt werden kann.
An diesem Rahmengestell ef ist der hochstellbare
Querbalken g festzustellen, welcher die Bahn für zwei
Stahlhalterschlitten h bildet. An diesem sind
Drehstücke i mit seitlichen Führungstaschen für die
Stahlhalterschieber k angebracht, welche mittels je
eines Schneckenradbogens durch Schnecken l Schräglagen,
mit dem Griffrade m durch ein Zahnstangentriebwerk
Anstellbewegung erhalten. Schnurrollen on und o vermitteln die Entlastung der Schieber k durch Gewichte p.
Angetrieben wird die Plan-Scheibe d durch einen inneren
Zahnkranz von der Winkelwelle q, welche an dem
Spindelstock r mit zweifachem Räderwechsel anschliesst.
Zum Hauptantrieb dient eine fünflaufige Stufenscheibe von 390 bis 750 mm Durchmesser
und von je 120 mm Breite. Ein Stirnrad s treibt ferner
zwei vierlaufige Stufenscheiben t von 185 bis 290 mm
Durchmesser und 75 mm Laufbreite, die zur Schaltung der Stahlhalterschieber dienen,
wozu auf jeder Maschinenseite eine gleiche, aus Spindelstock und Winkelwellen
bestehende Anlage vorhanden ist, von denen jede Seite zwar unabhängig betrieben,
aber auch zur gleichzeitigen Schaltung beider Stahlhalter nach Bedarf herangezogen
werden kann. Dahingegen muss der Verstellbetrieb des Gestellrahmens gleichzeitig und
gleichmässig von einer Kraftquelle aus geschehen, wozu die Pestlosscheibe v (Fig. 32) mit der
Querwelle w vorgesehen ist, von welcher mittels
Schneckentriebwerken die beiden Bewegungsspindeln x im
Bettrahmen a bethätigt werden. Ebenso wird der
Hebelbetrieb des Querbalkens y von der Festlosscheibe
y am Querstück f
besorgt, welche wieder durch Vermittelung der oberen Quer welle z und der daran angeschlossenen Schneckentriebwerke die
in den Ständern lagernden Hängespindeln treibt. Wegen der Verstellbarkeit des
Rahmengestelles muss die Antriebscheibe im Deckenvorgelege eine Trommelform
erhalten. Endlich sind die Umkehrungen dieser Verstell- und Hebelbewegungen durch
Kreuzriemen am Decken Vorgelege durchgeführt, so dass Wendetriebwerke an der
Maschine für diese Antriebe in Wegfall kommen.
Textabbildung Bd. 299, S. 150
Fig. 32.Bouhey's Drehmaschine.
Richards' Drehmaschinenantrieb. Bei kleineren
Drehmaschinen von 760 bis 1000 mm Schnittkreisdurchmesser und einfachem Standgestell
wird von der Richards Machine Tool Co. in London der in
Fig. 33 nach American
Machinist, 1895 Bd. 18 Nr. 42 * S. 823, dargestellte Antrieb
angewendet.
Textabbildung Bd. 299, S. 151
Fig. 33.Richards' Drehmaschinenantrieb.
Am vorderen kastenförmigen Gestellfuss a lagert auf
einer flachen Ringbahn o der Kreistisch c mit 762 mm Schnittkreisdurchmesser, auf dessen
Rückenbord ein 100zahniger Zahnkranz d von 635 mm
Theilkreisdurchmesser aufgezogen ist. Diese 711 mm grosse Planscheibe d ist auf eine hohle Achse e gepresst, die in einem langen Oberlager mit keilförmiger Schlitzbüchse
f, welche durch Hängeschraube g Nachstellung erhält, läuft, während der untere Zapfen
in einer einfachen Lagerbüchse h frei geht. Um
Bohrstangen einführen zu können, ist die Achse e bis zu
einer gewissen Tiefe ausgebohrt, von dessen Boden abfallende Seitenlöcher die
Bohrspäne und das Kühlwasser über einen Schutzschirm abführen. Der Hauptantrieb wird
von einer vierlaufigen Stufenscheibe durch Vermittelung eines ausrückbaren
Stirnrädervorgeleges und eines Winkelgetriebes i auf
eine stehende Welle k abgeleitet, dessen Getriebe l in den Zahnkranz d mit
(35 : 1) Gesammtübersetzung eingreift, wodurch die Planscheibe e mit acht verschiedenen von 1,75 bis 43 abgestuften
minutlichen Umlaufszahlen kreist. Durch ein Schraubengetriebe m wird von der wagerechten Antrieb welle ein
Diskusgetriebe n bethätigt, dessen Reibungsrolle o nach dem Mittel der etwas (annähernd 1 mm) gewölbten
Tellerscheibe p durch ein Gabellager mit
Stabverschiebung q eingestellt wird, wodurch die
Schaltungsgrössen von 0 bis 6,3 mm in stetiger Folge abgeändert werden können. Bei
dieser Maschine kommen 38 mm starke Schneidstähle in Verwendung, deren
Verticalverstellung bis 470 und deren Wagerechtverstellung bis 406 mm reicht, wobei
der Kreuzschlitten auf dem senkrechten Gestellaufsatz, der Stahlhalter auf der
wagerechten Wange des Kreuzschlittens sich verschiebt. Bei der nächst grösseren
Drehmaschine mit 1000 mm Schnittkreis ist eine fünflaufige Stufenscheibe von 90 mm
Breite und ein Räderwerk von (45 : 1) Gesammtübersetzung vorhanden, durch
welches die Planscheibe mit 1 bis 50 minutlichen Umdrehungen bethätigt
wird.
Textabbildung Bd. 299, S. 151
Fig. 34.Fetu-Defize's Räderdrehbank.
Fetu-Defize's Räderdrehbank. Diese Räderdrehbank (Fig. 34) von 750 mm Spitzenhöhe, 2500 mm Spitzenlänge
und 1500 mm Durchmesser der Planscheibe dient zum Abdrehen der Radreifen von Tender-
und Waggonrädern. Bemerkenswerth an ihr ist ein zweiter Rädersatz a für schnellere Gangart zum Schlicht- und Schleif
betrieb. Zudem wird auf die eigenartige Schräglage der Querwange hinzuweisen sein,
durch welche eine grössere Annäherung des Supportuntertheiles an das Werkstück
angestrebt wird. Im Uebrigen zeigt diese kräftig gebaute Drehbank die übliche
Bauart. Nach Engineering war eine solche Räderdrehbank
in Antwerpen ausgestellt.
Ad. Nuss' Dreh- und Einspannvorrichtung für Radreifen.
Von der Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe wird zum
Ausdrehen von Radreifen eine sehr brauchbare Einspannvorrichtung mit centraler
Spannschraube gebaut, welche nach dem D. R. P. Nr. 56699 vom 5. Juni 1890 in Fig. 35 und 36 dargestellt ist.
Textabbildung Bd. 299, S. 151
Nuss' Einspannvorrichtung für Radreifen.
Der Radreifen liegt auf vier Backen a auf, welche in
Radialschlitzen der Planscheibe b geführt und durch
Muttern gehalten sind. Im Mittel der Planscheibe ist ein Führungskörper e aufgeschraubt, der durch einen Deckel, in welchem die
Spannschraube c gehalten wird, abgeschlossen ist. In
diesem führt sich ein Flügelkopf f, an welchem mittels
vier Zugstangen d die Spannbacken a angelenkt sind. Wenn nun dieser Flügelkopf f durch die Schraube c
gehoben wird, müssen die Spannbacken a strahlenförmig
und gleichmässig zusammenrücken, wodurch der zu bearbeitende Radreifen mit
Zeitersparniss mittelpunktsrichtig, d. i. drehrund eingespannt wird.
(Fortsetzung folgt.)