Titel: | Ueber das Bedrucken von Faserbändern, Garnen und Geweben. |
Autor: | H. Glafey |
Fundstelle: | Band 299, Jahrgang 1896, S. 193 |
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Ueber das Bedrucken von Faserbändern, Garnen
und Geweben.
Von H. Glafey, Ingenieur,
Berlin.
(Fortsetzung des Berichtes S. 169 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Ueber das Bedrucken von Faserbändern, Garnen und
Geweben.
Robert Cullen in Pinner bei Harrow
(England) hat zwecks Beseitigung dieses Uebelstandes eine Maschine
in Vorschlag gebracht, bei welcher die Grösse des Stoffvorschubes geändert werden
kann. Die Gestaltung dieser in Fig. 35 und 36 veranschaulichten
Maschine ist folgende:
Textabbildung Bd. 299, S. 193
Cullen's Druckmaschine mit veränderlichem Stoffvorschub.
In dem von Rädern getragenen Rahmen a sind auf Wellen
b4b5 die Riemenscheiben
b2b3 aufgesteckt, über
welche die mit Stiften b1 versehenen endlosen Bänder bb gelegt sind,
deren Stifte in die Kanten des zu bedruckenden Stoffes eintreten, cc sind die lothrecht beweglichen Druckplatten, an
denen die Druckmodel c×
sitzen und welche durch die Stangen c1 lothrecht geführt werden. Um eine seitliche
Verschiebung der Druckformen zu verhindern, treten beim Herabgehen derselben die
Zapfen d in Löcher im Rahmen a ein. Zur Auf- und Abbewegung der Druckplatten dient das Triebrad k, welches in eines der Stirnräder k1 eingreift und durch
Drehung der Wellen i der letzteren durch Vermittlung
von Doppelhebeln, die auf das Joch f der Hubstangen e der Druckplatten einwirken, diese herabdrückt. Die
Aufwärtsbewegung erfolgt durch die beim Herabgehen zusammengedrückten Federn h. Ehe die Druckplatten aber zum Drucken ganz nach
abwärts bewegt werden, wirken erst kurze Arme der Doppelhebel gegen Ansätze am Joche
f und bewegen die Druckplatten zuvörderst nur ein
kurzes Stück nach abwärts, um den Druckmodel einzufärben, was auf folgende Weise
geschieht:
Nach jedesmaligem Drucken wird ein Farbkissen unter den Model geschoben, so zwar,
dass beim nächsten theilweisen Herabgang des letzteren unter der Einwirkung der
kurzen Arme der Doppelhebel der Model mit dem Farbkissen in Berührung kommt und auf
diese Weise eingefärbt wird. Das Farbkissen liegt zu diesem Zwecke in einem in der
Längenrichtung der Maschine in Führungen m1 gleitenden Trog m,
dessen Bewegung in entsprechendem Verhältniss zur Bewegung des Druckmodels durch das
auf der Welle i aufgekeilte Excenter n mittels der Stange n1 des Hebels n2 und der Gelenkstange hervorgerufen wird.
Durch eine derartige Anordnung des in der Längenrichtung der Maschine sich bewegenden
Farbkissens ist man in den Stand gesetzt, die Maschine bedeutend schneller laufen
lassen zu können, als bei der bisherigen Anordnungsweise des Farbkissens mit
Bewegungsrichtung quer zur Maschine, da dasselbe früher sich um eine seiner Länge
entsprechende Entfernung bewegen musste, während die jetzt zurückzulegende Distanz
nur der Breite des Kissens entspricht.
Die Farbe empfängt das Kissen aus dem ⋁-förmigen Trog o, aus dem die Farbe durch feine Bodenöffnungen in das
Kissen sickert. Um übermässige Anhäufung von Farbe auf dem Kissen zu vermeiden, schwingt der Trog
o auf Zapfen und schabt so bei jedesmaliger Hin-
und Herbewegung das Kissen ab. Zu diesem Zwecke ist er mit dem Arme o2 versehen, der durch
Gelenkstange o3 und
Hebel o4 mit dem Lenker
o5 verbunden ist,
welcher eine in einer Führungsnuth einer Curvenscheibe auf der Welle i laufende Rolle trägt.
Der Vorschub des zu bedruckenden Stoffes nach jedesmaliger Druckbewegung des Models
wird durch einen Schaltradmechanismus hervorgerufen. Das Schaltrad q ist auf der Welle b5 der Riemenscheibe b3 aufgekeilt, während der mit lose
befestigter Schiebklaue r versehene Hebel r1 frei auf der Welle
b5 sich dreht.
Dieser Hebel ist durch die Lenkstange s mit einem der
Räder k1 bei s1 verbunden, so dass
also bei jeder Umdrehung der Welle i ein Vorschub der
Bänder b um ein bestimmtes Stück stattfinden muss. Um
nun diese Vorschubbewegung verändern zu können, ist die Lenkstange s aus zwei Theilen hergestellt, so dass sie länger oder
kürzer gemacht und der Kurbelzapfen s1 in das eine oder das andere der Löcher im Rade k1 eingesteckt werden
kann.
Nach jeder Vorschubbewegung wird der Mechanismus gesperrt, um jede weitere
Vorwärtsbewegung der Bänder b während des Drückens zu
verhindern, und zwar geschieht dies mittels des bei t1 am Rahmen a drehbaren Hebels t, der zwischen zwei
beliebige auf der Fläche des Schaltrades q sitzende
Knaggen u einfällt und dadurch die Welle b5 mit der Scheibe b3 festsetzt. Die
Schwingung des Hebels t wird durch die Daumenfläche v auf der Rückseite des Rades k1 hervorgerufen, die so geformt ist, dass
sie zur richtigen Zeit gegen die Rolle am oberen Hebelende und dadurch das untere
Hebelende zwischen die Knaggen u drückt. Das
Zurückziehen des Hebels erfolgt durch eine Feder.
Um die Löcher zur Aufnahme der Stifte b1 der Vorschubbänder in die Ränder des zu
bedruckenden Materials einzustechen, sind zwei Satz Lochstempel angeordnet, die
durch Curvenscheibe w (Fig. 35) auf einer der
Wellen i mittels der Stange x der Welle x1 und der Hebel x2 in Wirkung gesetzt werden.
Der Vorschubmechanismus tritt während der Zeit, wo der Hebel t sich in Eingriff mit den Knaggen uu
befindet, dadurch ausser Wirkung, dass die Schiebklaue r frei über die Zähne des Schaltrades q
weggleitet.
Eine Plattendruckmaschine, bei welcher die Fortbewegung des Stoffes durch zwei
Druckplatten und zwar die Druckform und den Drucktisch erfolgt, ist von James Salter Farmer in Salford (Adelphi Iron Works,
Grafschaft Lancaster, England) im J. 1888 in Vorschlag gebracht worden.
Die Druckformen sind auf der unteren Seite der oberen Druckplatten befestigt.
Druckform und Drucktisch werden mittels geeigneter Mechanismen, wie z.B. einer
Kurbelwelle, derart bewegt, dass erstens behufs Zustandekommens des Druckes die
obere Druckplatte mit der Form auf den Drucktisch gepresst, zweitens behufs
Verschiebung des Stoffes beide Druckplatten im geschlossenen Zustande mit dem Stoffe
eine gewisse Strecke verschoben werden, worauf drittens die obere Druckplatte von
der unteren durch Federn oder andere entsprechende Mittel entfernt wird, und
viertens sich Druckform und Drucktisch in ihre Ausgangsstellung zurückbewegen.
Die Farbe oder Druckerschwärze für die Form ist in einem Farbekasten enthalten,
welcher auf dem Gestelle nahe an den Druckplatten montirt ist. In diesem Kasten
befindet sich eine rotirende Farbwalze, welche die Farbe sammelt und eine Lage
derselben auf eine zweite rotirende Walze bringt, welche sie an eine gewöhnliche
Auftragwalze abgibt, deren Durchmesser so gross sein kann, dass ihr Umfang grösser
ist als die ganze Fläche der Druckform. Die Farbe oder Druckerschwärze wird auf die
Druckform aufgetragen, sobald die obere Druckplatte mittels Federn oder auf andere
Weise gehoben wird, wobei sich die Auftragwalze schnell unter derselben hin und
zurück bewegt, so dass die Oberfläche der Form mit einer frischen Lage Farbe oder
Druckerschwärze überzogen wird, während die obere Druckplatte ausser Berührung mit
dem Stoffe ist.
Textabbildung Bd. 299, S. 194
Fig. 37.Plattendruckmaschine von Farmer.
Ganz ähnlich der vorstehend gekennzeichneten Maschine ist die in Fig. 37 wiedergegebene des gleichen Erfinders. Bei
derselben wird der Stoff nicht lediglich durch Druckform und Drucktisch fortbewegt,
sondern er empfängt während der Ausübung des Druckes mit Drucktisch und Druckform
eine zwangläufig fortschreitende Bewegung, und zwar in folgender Weise:
Durch die schwingenden Hebel o werden die Gleitstücke
b und mit ihnen die Druckplatten vorwärts bewegt,
wobei die unterhalb der letzteren angeordneten Zahnstangen d1 mit den Zahnrädern j1 in Eingriff kommen
und die dadurch gedrehten Farbwalzen die Druckplatten d
mit Farbe belegen. Nachdem die Druckplatten d beim
Weitergehen ihre Farbwalzen verlassen haben, wobei ihre Laufrollen b4 unterhalb der langen
Hebelarme der Hebel g auf den Schienen e rollen, senken sie sich durch Vermittelung der
geneigten Schienen e auf das über die Drucktische f hingleitende Gewebe o. dgl. In dem Augenblicke, wo
die Berührung zwischen beiden hergestellt ist, werden die Drucktische f durch die Mitnehmer b5b6 mitgenommen, während auch das Gewebe, wie oben
erwähnt, mit der Geschwindigkeit der Druckplatten durch die mittels der elliptischen
Räder u2v1 bewegten Ketten r1 fortgezogen wird. Unmittelbar
darauf verlassen die Druckplatten das Gewebe, da sie bei ihrem weiteren Hingange
durch die wiederum aufsteigenden Schienen gehoben werden, bis schliesslich ihre
Laufrollen abermals wagerechte Theile der Schienen e
erreicht haben. Die auf letzteren ruhenden Hebelpaare h
hindern die Rollen im Portgang nicht, sie werden einfach von diesen hochgehoben, um
dann von selbst wieder in ihre alte Stellung zu fallen. Anders verhält es sich für
den Rückgang der Platten d, der nunmehr in Folge
Zurückschwingens der Antriebshebel o beginnt. Jetzt
können die Rollen b1
nicht mehr die Schienen e verfolgen, sondern laufen
oberhalb der Hebel h und g
über die Einsenkung der Schienen e hinweg, wobei auch
Hebel g auf dem wagerechten Anfangstheil der letzteren
Stützung findet. Bei einem so geregelten Rückgang ist eine abermalige Berührung der
Platten d mit dem Gewebe unmöglich gemacht. Während des
grösseren Theiles des Rückganges bleiben die Drucktische zunächst in der nach dem
Hingange eingenommenen Stellung stehen; bevor jedoch die Rollen b4 die Hebel g vollkommen verlassen, werden wiederum die Drucktische
f durch Mitnehmer erfasst, und zwar diesmal durch
b6b7, und in die für den neuen Druckprocess nöthige Lage
zwischen den tiefsten Curvenstücken der Schienen e
gebracht.
Textabbildung Bd. 299, S. 195
Plattendruckmaschine von Nairn.
Fig. 38 bis 40 veranschaulichen eine
Plattendruckmaschine von Michael Barker Nairn in
Kirkcaldy (Grafschaft Fife, Schottland), welche das Bedrucken beliebiger
Stoffbreiten dadurch ermöglicht, dass die Druckplatten quer zur Breite des Stoffes
fortbewegt werden und der letztere erst nach dem Bedrucken einer Breite eine
Schaltung erfährt.
Der zu bedruckende Stoff geht von Walze z (Fig. 40) quer über Tisch
b nach der Rolle y und
wird durch einen selbsthätig wirkenden Mechanismus nach jedem vollständigen Druck um
eine Strecke weiter bewegt, die der Breite der Druckplatten c1c2c3 entspricht. Die letzteren befinden sich in einem
beweglichen Rahmen d, der in dem Gestelle a hin und her gleitet und eine intermittirende Bewegung
besitzt. Letztere ist in der Weise regulirt, dass zum Beispiel bei der Herstellung
eines dreifarbigen Musters jede der Druckplatten c1c2c3 nach und nach eine bestimmte Stelle des Stoffes
bedruckt. Um dem Rahmen d diese schrittweise Bewegung
zu geben, ist auf jeder Seite desselben eine Stossklinke e angeordnet, die an hin und her gehenden Hebeln f sitzen und sich gegen Auskerbungen h an den
Führungen für den Rahmen d stemmen. Die Hebel f sitzen auf der schwingenden Welle g in dem Rahmen d und
diese wird in folgender Weise bewegt:
An dem Gestelle ist in Lagern i1i1 die Längswelle i
geführt und trägt an dem vorderen Ende das Zahnrad i2, das von dem Zahntriebe auf der Antriebswelle i3 bethätigt wird. i4 ist Antriebsscheibe
der Maschine; die Welle i geht auch durch die an dem
Rahmen d seitlich angebrachten Lager i5, welche zwischen
sich das Zahnrad i6
halten, das mittels Nuth und Feder auf der Welle i
verschiebbar sitzt, sich aber mit derselben dreht. Zahnrad i6 bewegt unter Vermittelung von d1 die Längswelle d2 des Rahmens d; letzterer ist mit der Kurbelscheibe d3 versehen, die
mittels der Verbindungsstange d4, Kurbel g1 und Stange g2 die ruckweise Bewegung der Welle g veranlasst. Die Verbindungsstangen d4 und g2 wirken in senkrecht
zu einander stehenden Ebenen und sind durch einen in dem Rahmen senkrecht auf und ab
gleitenden Stein verbunden.
Auf der Welle d2 sitzen
auch die Daumenscheibe zum Bethätigen der Druckplatten c1c2c3. Um nach jeder auf einander folgenden Operation
der Stossklinken e den Rahmen d in genaue Lage zu bringen, ist die Achse d5 in dem Rahmen d angeordnet, welche mittels Zahnrades von der Welle d2 getrieben wird und
einen Arm d6 trägt,
dessen keilförmig gestaltetes Ende bei seiner Rotation durch eine der Schlitzplatten
d7 an dem Gestelle
a hindurchgeht und den Rahmen d erforderlichenfalls nach vorwärts oder rückwärts
schiebt, falls sich letztere nicht genau einstellt.
Nachdem die Druckplatten c1c2c3 über die Breite des
Stoffes von dem einen Rand zum anderen desselben gewirkt haben, wird dann mittels
eines Schaltmechanismus der Antriebsriemen der Maschine von der Antriebsscheibe i4 über Losscheibe i7 auf die Scheibe i8 geschoben. Letztere
und ihr Zahnrad i9
sitzen auf einer Büchse, die sich auf der Welle i3 dreht; durch das Vorgelege i9i10 und die Winkelräder i11 wird die Querwelle k1 mit Zahnrad k bewegt, das eine Seiltrommel m trägt. Das eine Ende des Seiles dieser Trommel ist mit dem Rahmen d verbunden. Beim Drehen des Zahnrades i8 wird so der Rahmen
d in seine normale Lage zurückgezogen. Hierbei wird
mittels des drehbaren Hebels d8, der von einem Daumen auf der Welle d2 gehoben wird, die
Stossklinke e aus den Vertiefungen h ausgehoben.
Die Wirkungsweise der Einzelvorrichtungen ist folgende:
Angenommen, der Rahmen d sei in normaler Lage und die
Druckplatte c1 auf den
Stoff herabgepresst, was durch Antrieb der Welle d2 mittels des Zahnrades i6 erfolgt. Sobald die Platte c1 anfängt, in die Höhe
zu gehen, wird die Welle g gedreht, wodurch der Rahmen
d mittels der Stossklinken e längs des Gestelles um eine Plattenbreite weiter fortgeschoben wird.
Hierbei gleitet das Zahnrad i6 auf der Welle i, dann gelangen beim
nächsten Druck die beiden Platten c1 und c2 und beim darauffolgenden Verschieben des Rahmens
d alle drei Platten c1c2c3 auf den Stoff, bis schliesslich nur noch c2 und c3 und zuletzt nur noch
Platte c3 das Zeug
bedrucken. Unmittelbar nachdem die letzte Platte das Zeug bedruckt hat, wird die
Trommel m gedreht und dadurch der Rahmen d mit dem Zahnrade i6 in seine Anfangslage zurückgezogen; gleichzeitig
wird auch der Stoff durch einen mit der Riemenscheibe i8 verbundenen und von derselben
bethätigten Mechanismus um die Breite einer Druckplatte fortgezogen, so dass eine
neue zu bedruckende Fläche des Stoffes den Druckplatten dargeboten wird.
(Fortsetzung folgt.)