Titel: | Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. |
Fundstelle: | Band 299, Jahrgang 1896, S. 280 |
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Ueber Fortschritte in der
Bierbrauerei.
(Fortsetzung des Berichtes S. 210 d.
Bd.)
Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
Ueber den Dampfverbrauch von Dampfkochanlagen in
Brauereien stellte auch Schneider (Mittheilungen
aus der Praxis des Dampfkessel- und Dampfmaschinenbetriebes, 1894 Nr. 14)
mit der Dampfkochanlage von E. Guiremand in der Actienbrauerei Moabit Versuche an. (Siehe Controverse
zwischen Schneider und Goslich,
Wochenschrift für Brauerei, 1894 S. 987 und 1213.)
Mit Schneider ist Adolf
Walter (siehe Allgemeine Brauer- und
Hopfenzeitung, 1894 S. 1708) der Ansicht, dass 1 qm Kesselheizfläche für
100 k Einmaischquantum zu wenig ist, er hält 1,7 qm für erforderlich.
Die Kukla'sche Jodprobe und ihre Anwendung im Sudhaus und im
Laboratorium wird von Schifferer (Zeitschrift für
das gesammte Brauwesen, 1894 S. 430) zu weiterer Anwendung empfohlen.
Die Kohlehydrate der Bierwürze und deren Bedeutung für den
Vergährungsgrad behandelt C. J. Lintner in der
Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1894 S.
333. Es ist Lintner gelungen (vgl. 1894 293 261), wie beim Abbau der Stärke durch Säure, so auch
nach der Einwirkung von Diastase ein viertes Dextrin zu finden, dem er den Namen Achrodextrin II gibt. Näheres über die Darstellung des
letzteren findet sich in dem Berichte von C. J. Lintner und
G. Düll, über ein zweites bei der Einwirkung von Diastase auf Stärke
entstehendes Achrodextrin (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1894 S.
339). Seine Formel ist (C12H20O10)3 + H2O, M = 990; R
= 26,5, [α]D =
183°.
Die Dextrine sind durch Hefe unvergährbar, Isomaltose vergährt, jedoch unter sonst
gleichen Bedingungen erheblich langsamer als Maltose. Die Achrodextrine besitzen
einen schwach süssen Geschmack, Isomaltose schmeckt stark süss. Beim Behandeln von
Stärke mit Säure entsteht, nebenbei bemerkt, durch Inversion keine Maltose, sondern
nur Isomaltose als Spaltungsproduct. Die Säureisomaltose ist vielleicht mit der
diastatischen stereoisomer. Nach Lintner's neueren
Versuchen kann Isomaltose mit Grünmalzauszug nicht vollständig in Maltose
übergeführt werden. (Zeitschrift für das gesammte
Brauwesen, 1894 S. 378.)
Der Vorgang bei der Bildung dieser einzelnen Producte ist wohl der, dass die Stärke
zunächst durch die lösende Wirkung der Diastase ihrer Hauptmenge nach in
Amylodextrin übergeführt wird. Die Amylodextrinmoleküle fallen nun dem
Spaltungsprocesse nicht gleichzeitig, sondern nach einander anheim; während die
einen bereits bei der Maltose angelangt sind, werden andere beim Erythrodextrin
stehen u.s.f. Derselbe Vorgang wiederholt sich an den Erythro- und
Achrodextrinmolekülen. Während indessen bei einem normalen Verlauf des Processes die
Amylo- und Erythrodextrinmoleküle vollständig und verhältnissmässig rasch
verschwinden, bleiben von den Achrodextrinmolekülen I und II stets grössere oder
geringere Mengen neben der Maltose und Isomaltose unzersetzt. Solche
widerstandsfähige Dextrine können je nach den Einwirkungsbedingungen der Diastase in
erheblicher Menge entstehen. Isolirt man diese Dextrine und behandelt sie für sich
mit Diastase, so zeigen sie dieselbe Widerstandsfähigkeit, wie im ursprünglichen
Gemisch. Es liegt daher dieser Erscheinung jedenfalls eine besondere molekulare
Beschaffenheit zu Grunde und nicht etwa eine secundäre störende Wirkung der übrigen
Producte, z.B. der Maltose, wie man das eine Zeit lang annahm. Es ist nicht
anzunehmen, dass diese widerstandsfähigen Gruppen im Amylo- und Erythrodextrin
bereits vorhanden sind, denn sonst müssten dieselben wohl stets in dem gleichen
Verhältniss und nicht in wechselnden Mengen auftreten. Wahrscheinlich nehmen die
Achrodextrine, sobald es einmal überhaupt zu ihrer Bildung gekommen ist, eine
stabile Form an, während sie unter günstigen Bedingungen, gewissermaassen im Status
nascens, gleich weiter zersetzt werden. Was das Vorkommen der ersten
Umwandelungsproducte in der Bierwürze betrifft, so findet man in normalen Würzen
kein Amylodextrin mehr und von Erythrodextrin nur Spuren, wenigstens in Würzen von
dunklem Malz. Ob in Würzen für lichte Biere überhaupt Erythrodextrin vorkommt,
erscheint nach Lintner's Ansicht fraglich. In grösseren
und wechselnden Mengen finden sich neben Maltose stets Achrodextrin I und II und
Isomaltose.
Unter Vergährungsgrad müsste man wörtlich eigentlich den
Grad verstehen, bis zu welchem die Gährung nach Maassgabe der gährungsfähigen Stoffe
fortgeschritten ist, man müsste also darunter das Verhältniss der thatsächlich
vergohrenen Substanz zu der vergährbaren verstehen. Auf den Vergährungsgrad in dem
Sinne, wie er in der Praxis angewandt wird, sind nicht nur die vergährbaren
Substanzen, bezieh. der von diesen thatsächlich vergohrene Antheil, sondern auch die
unvergährbaren von Einfluss. Leicht vergährbar und daher schon während der
Hauptgährung der Vergährung so gut wie vollständig anheimfallend sind Maltose,
Rohrzucker, Dextrose und Lävulose; bei weitem langsamer vergährt die Isomaltose,
welche daher wesentlich als Material für die Nachgährung verbleibt. Je nach der
Heferasse und der Temperatur der Lagerkeller bleibt auch mehr oder weniger derselben
als Bestandtheil des Bieres übrig. Je mehr Dextrine in der Würze vorhanden sind,
desto niederer wird der Vergährungsgrad. Auf niedrigen Vergährungsgrad arbeitet man am besten
schon bei der Malzbereitung hin; man kann aber, wenn auch schwieriger, durch
Modification des Maischprocesses auf den Vergährungsgrad Einfluss gewinnen.
Man ist also in der Praxis im Stande, auf einen niederen Vergährungsgrad hinzuwirken
und zwar nicht etwa durch eine künstliche Unterdrückung oder Forcirung der Gährung,
sondern durch entsprechende Regulirung des Verhältnisses zwischen den vergährbaren
und den unvergährbaren bezieh. schwer vergährbaren Kohlehydraten der Würze.
Bekanntlich glaubte man auf Grund eines ausgedehnten Analysenmaterials als unterste
Grenze des Vergährungsgrades 48 annehmen zu können; die Praxis hat aber gezeigt,
dass sie vollkommen consumreife Biere von erheblich niedererem Vergährungsgrad von
40 und darunter herzustellen vermag, und man hat in dem richtigen Gefühl, dass zur
Beurtheilung solcher Biere der Vergährungsgrad nicht ausreicht, den Maltosegehalt
herangezogen, der 3 Proc. nicht überschreiten soll; etwas anderes wäre es freilich,
wenn man, wie das ja üblich ist, die Reduction der Isomaltose und der Dextrine mit
als Maltose berechnet. Lintner ist der Ansicht, dass
für die hygienische Beurtheilung des Bieres der Vergährungsgrad von untergeordneter
Bedeutung ist. Jedenfalls hat man sich stets vor Augen zu halten, dass bei einem
Bier, welches klar, wohlschmeckend, mit einem Wort consumreif erscheint, der
Vergährungsgrad niemals, auch nicht im Zusammenhang mit dem sogen. Maltosegehalt
Veranlassung zur Beanstandung geben kann.
In den Beiträgen zur Kenntniss der diastatischen Zersetzung
der Stärke (Mittheilungen der österreichischen Versuchsstation für Brauerei und
Mälzerei in Wien, 7. Heft 1895) hält es H.
Mittelmeier für wahrscheinlich, dass die Stärke-Isomaltose ein Gemenge von
einer noch nicht genau bekannten Anzahl Isomeren der Maltose ist, von welchen wohl
eine derselben mit der von E. Fischer synthetisch
erhaltenen Isomaltose identisch sein dürfte.
Versuche, die Mittelmeier angestellt hat, ergaben, dass
weder Isomaltose aus Bier, noch die Isomaltose, die aus den
Stärkeumwandlungsproducten dargestellt wurde, beim Behandeln mit Malzauszug Maltose
lieferte. Die von Lintner vertretene Ansicht des
gradweisen Abbaus des Stärkemoleküls hält Mittelmeier
nach Analogie des Abbaus anderer besser bekannter Kohlehydrate für unwahrscheinlich
und weist dabei auf die Spaltung von Melitose in ihre drei Glukosen hin, welche in
zwei auf einander folgenden, scharf von einander abgegrenzten, sich nicht mit
einander vermischenden Phasen gebildet werden; auch ist es unerklärlich, wie ein
Enddextrin durch Einwirkung der Diastase sich nach zwei vollkommen entgegengesetzten
Processen verhalten soll, indem ein Theil des Dextrins unter gewissen Bedingungen
sich sehr leicht in Zucker zerlegt, der andere Theil desselben Dextrins unter genau
denselben Bedingungen gleichzeitig eine stabile Form annimmt, wodurch er vor der
Zerlegung in Zucker geschützt ist. Bei einer sehr kurzen Einwirkungsdauer von
Diastase auf verkleisterte Stärke erhält man neben Amylo- und Erythrodextrin sofort
auch Achrodextrin und eine Zuckerart. Es fragt sich nun nur, ob diese Producte
identisch sind mit den sich später bildenden Abbauungsstoffen. Für das
Erythrodextrin ist das sicher nicht der Fall. Das bei kurzer Einwirkung
erhaltene Erythrodextrin lässt aus seiner wässerigen Lösung einen pulverigen
Niederschlag fallen, was bei jenem Erythrodextrin nicht der Fall, welches man bei
längerer Einwirkung der Diastase erhält, obwohl die ganze Reactionsmasse mit Jod
Rothfärbung zeigt. Das zuerst entstehende Erythrodextrin nennt Mittelmeier das primäre, das später sich bildende das
secundäre. Aus 50 g Stärke erhielt der Verfasser kaum 0,5 g des Erythrodextrins.
Uebrigens ist noch einmal beim primären Erythrodextrin eine lösliche und eine
unlösliche Modification zu unterscheiden; das unlösliche dürfte durch Condensation
von einem oder mehr Molekülen des löslichen entstanden sein. Das primäre
Erythrodextrin wird durch Diastase viel leichter verzuckert als das secundäre, bei
ersterem lässt sich als Einwirkungsproduct Maltose leicht nachweisen.
Das Auftreten von Erythrodextrintrübung des Bieres kann
nicht dadurch erklärt werden, dass die Bildung des Alkohols die Ausscheidung von
Erythrodextrin bewirke, vielmehr gibt die Ausscheidung des primären Erythrodextrins
aus wässeriger Lösung eine befriedigende Erklärung der Trübung.
Das neben dem primären Erythrodextrin entstehende Achrodextrin wird ebenfalls als
primäres bezeichnet; es ist eine krystallisirende Substanz, die sich aus wässeriger
Lösung in sternförmig gruppirten, mikroskopisch feinen Nadeln ausscheidet.
Nägeli hat zweifelsohne schon das primäre Erythrodextrin
in Händen gehabt; sein Amylodextrin II wird von Jod roth gefärbt; es löst sich in
kaltem Wasser fast nicht, in Wasser von 60° dagegen leicht.
Die Vorstellung, die sich Mittelmeier vom Abbau des
Stärkemoleküls macht, ist folgende: Das Stärkemehl zerfällt durch Einwirkung von
Diastase zunächst in zwei Moleküle Amylodextrin; diese beiden sind chemisch
verschieden, was sich dadurch äussert, dass die aus dem einen sich ableitenden
Dextrine verschieden sind von den correspondirenden Dextrinen des anderen
Amylodextrins. Die Zersetzung geht auch nicht gleich schnell vor sich; neben Zucker
findet sich noch hoch molekularisirtes Dextrin.
Mittelmeier bespricht in seiner Arbeit ausserdem einen
Körper, welcher mit Phenylhydrazin einen gallertartigen Körper gibt, den er in
reichlicher Menge nach der gesonderten Einwirkung von Diastase auf secundäres
Achrodextrin erhielt. Er nennt den Körper Metamaltose, die offenbar, weil sie im
Bier in bemerkenswerther Menge nicht vorhanden ist, nicht schwer vergährbar sein
kann.
Durch die Arbeit: Ueber den Einfluss von verschiedenen
Maischtemperaturen auf die Bildung von Isomaltose und deren Bestimmung unter
Anwendung der physiologischen Methode mittels Hefen Saaz und Frohberg,
wollte Munsche in der Wochenschrift für Brauerei, 1894 S. 1372, feststellen, ob die Lintner'sche Behauptung, dass 56° R. die günstigste
Temperatur für die Isomaltosebildung ist, durch die physiologische Analyse bestätigt
wird. Bei den Versuchen wurden die verschiedenen Maischen unter Einhaltung der
Temperaturen: 44 bis 48° R., 48 bis 51° R., 51 bis 55° R., 55 bis 57° R. und 57 bis
60° R. dargestellt. Nach dem Aufkochen ward filtrirt und die erzielte Würze mit
Nährlösung versetzt und entsprechend verdünnt. Die Gährung erfolgte dann mit Hefe
Saaz und Frohberg bei 26° R.
Maisch-temperaturen
100 g Extract setzen sich zusammen aus
durch HefeSaaz vergähr-barem
Extract,hauptsächlichMaltose
Isomaltose-differenz
desvergohrenenExtracteszwischenHefe Frohbergund
Hefe Saaz
durch HefeFrohber
nichtvergährbaremExtract
g
g
g
I
40 bis 48° R.
67,61
5,69
26,70
II
48 „ 51° R.
56,98
6,71
36,31
III
52 „ 55° R.
50,54
8,16
41,30
IV
55 „ 57° R.
48,60
12,29
39,11
V
57 „ 60° R.
39,53
9,31
51,16
Da nun die Isomaltose durch Hefe Saaz nicht unvergährbar ist und durch Hefe Frohberg
nicht vollständig vergohren wird, so ist es verständlich, dass die physiologische
Analyse mittels der beiden Hefentypen keine quantitativen Werthe für Isomaltose
liefert, sondern nur den von der Hefe Saaz nicht vergährbaren Antheil angibt. Die in
der Tabelle angeführten Zahlen für Isomaltose sind daher als Minimalwerth
aufzufassen. Bei einer Maischtemperatur von 44 bis 48° R. lässt sich während einer
20stündigen Einwirkung der Diastase eine vollständige Umwandelung von Isomaltose in
Maltose nicht herbeiführen. Hefe Saaz und Hefe Frohberg erzeugen in der erhaltenen
Flüssigkeit nicht denselben Endvergährungsgrad. Vermuthlich herrschen eben hier
dieselben Verhältnisse, wie bei der Umwandelung der Stärke durch Diastase in
Maltose. Die Ansammlung von Maltose hindert die weitere Invertirung des Dextrins;
dieselbe erfolgt erst, wenn die Maltose aus der Flüssigkeit durch Gährung
verschwunden ist. Da die Zuckerarten durch bestimmte Heferassen entweder gar nicht
oder vollständig vergohren werden, so muss man annehmen, dass in der Lintner'schen Isomaltose ein Gemisch eines von Hefe
Saaz vergährbaren Zuckers und eines solchen, der von derselben nicht vergohren wird,
vorliegt. Offenbar reicht die Phenylhydrazinprobe nicht vollständig zur
Charakterisirung eines Zuckers aus, geben doch manche Zuckerarten dasselbe Osazon,
ausserdem ist man nicht sicher, ob uns die Osazonprobe den ursprünglichen Zucker
oder ein Inversionsproduct desselben angibt. Der Verfasser hält, wie die Dinge nun
auch bezüglich der Reinheit der Isomaltose oder ihrer nur theilweisen Vergährbarkeit
liegen mögen, daran fest, dass die physiologische Analysenmethode für die Praxis die
allein maassgebende ist.
Im Gegensatz zu dieser Ansicht steht Prior's Aeusserung,
dass man mittels der gährungsphysiologischen Analyse keine brauchbaren Resultate
erhalten könne, da man mittels derselben nicht im Stande sei, die Zuckerarten
quantitativ zu trennen und zu bestimmen. Wenn man aber darauf sieht, dass bei den
Versuchen eine absolute Vergährung erzielt wird, so ist die physiologische Methode
nach Munsche die einzig brauchbare Methode, um in einer
Genauigkeit, welche die chemische Methode bisher nicht gewährt hat, über die
technisch wichtigen Eigenschaften der Gerste, des Malzes, der Bierwürze dem Brauer
in den verschiedenen Stadien ihrer Behandlung und Umwandelung Aufschluss zu geben.
(Wochenschrift für Brauerei, 1895 S. 141.)
Ueber die Bestimmung des Rohrzuckers in Würzen stellte
C. Amthor (Zeitschrift für
Nahrungsmitteluntersuchung, 1894 Nr. 7) einige Versuche an, auf Grund
welcher er die Methode von Jais (1894 293 23) für ungeeignet hält. Es sprechen drei Gründe
gegen diese Methode: 1) Die verschiedene Kochdauer der invertirten und der nicht
invertirten Würze; 2) der Umstand, dass nach der Methode von Jais stets im Jungbier und sogar im fertigen Bier noch Rohrzucker gefunden
wird; 3) die Thatsache, dass man bei Würzen, die mit frischem Hefeinvertin behandelt
worden, weniger Rohrzucker findet, als beim Invertiren mit verdünnter Salzsäure.
Ueber die Bestimmung der in der Bierwürze enthaltenen
stickstoffhaltigen Bestandtheile hat Schjerning
(Zeitschrift für analytische Chemie, Bd. 33 S. 263) Versuche angestellt,
wobei er als Fällungsmittel Natronlauge, Baryt, Zinnchlorür, Bleizucker, essigsaures
Eisen, essigsaures Uran und Phosphorwolframsäure benutzte. Er studirte die
Fällungsbedingungen, sowie die Beziehungen der einzelnen Fällungen zu einander.
1) Die Natronfällung enthält den Stickstoff in Form von Ammoniak, und zwar an
Phosphorsäure gebunden als phosphorsaure Ammoniakmagnesia. Die Natronfällung wird
auch bei Zusatz von Barytwasser, Phosphorwolframsäure und Uranlösung vollständig
oder beinahe vollständig mit ausgefällt; dagegen enthält der Niederschlag von Blei,
Zinn und Eisenlösung kein Ammoniak.
2) Die absolute Barytfällung, d.h. diejenige Fällung, welche für Baryt
charakteristisch ist, erhält man, wenn von dem Barytniederschlag der
Natronniederschlag abgezogen wird. Die absolute Barytfällung wird von Blei, Eisen,
Uran und Phosphorwolframsäurelösung vollständig gefällt. Die absolute Barytfällung
besteht aus dem der Diastase entstammenden nucleïnartigen Spaltungsproduct von
saurem Charakter; es wird als Denucleïn bezeichnet.
3) Die Zinnfällung ist gleich der absoluten Barytfällung.
4) Die Bleifällung wird von Eisen, Uran und Phosphorwolframsäure vollständig gefällt.
Die absolute Bleifällung erhält man, wenn man von der Bleifällung die absolute
Barytfällung abzieht. Die absolute Bleifällung enthält entweder ein unverändertes
Mucedin oder möglicher Weise eher ein Acidalbumin.
5) Die Eisenfällung wird von Uran und Phosphorwolframsäure vollständig gefällt. Durch
Subtraction der absoluten Baryt- und der absoluten Bleifällung von der Eisenfällung
erhält man die absolute Eisenfällung; sie enthält ein Propepton.
6) Die Phosphorwolframsäurefällung enthält alle vorhergehenden Fällungen und das
gesammte Ammoniak der Würze. Die absolute Phosphorwolframsäurefällung ist gleich der
Differenz zwischen der Phosphorwolframsäurefällung und der Summe aus absoluter
Eisenfällung und gesammtem Ammoniak.
7) Die Uranfällung unterscheidet sich von der Phosphorwolframsäurefällung dadurch,
dass sie nicht das gesammte Ammoniak, sondern nur die Natronfällung neben anderen
Fällungen enthält. Die absolute Uranfällung ist gleich der absoluten
Phosphorwolframsäurefällung und enthält kein wirkliches Pepton.
Die Rolle der Eiweisskörper bei der Bierbereitung
studirte R. Wahl und A. Nilson
(American Bremer's Review, 1894 Bd. 7 S. 579).
1) Bei einer Maischtemperatur von 36° R. bildet sich die grösste Menge der
Eiweisskörper.
2) Die Zeitdauer des Maischens hat bei einer Maischtemperatur von 52° R. keinen Einfluss
auf die Menge der gebildeten Eiweisskörper; bei Temperaturen unter 48° ist dagegen
eine starke Zunahme der Eiweisskörper, bedingt durch die Dauer der Einwirkung, zu
verzeichnen.
3) Maischen bei niederer Temperatur, 28 bis 32° R., hergestellt, enthalten bedeutend
grössere Mengen an coagulirbarem Eiweiss als bei höherer Temperatur (48 bis 64°).
Hieraus erklärt sich der bessere Bruch von Würzen beim Kochen, wenn sie unter
Verwendung einer niedrigen Einmaischtemperatur hergestellt sind.
4) Im Malze finden sich schon lösliche Eiweisstoffe vorgebildet, die zum
allergrössten Theil aus Peptonen bestehen; es werden schon bei sehr niederer
Temperatur (21° R.) unlösliche Eiweisskörper in lösliche, namentlich Amide,
umgewandelt.
5) Die Concentration der Maische hat keinen nennenswerthen Einfluss auf die Menge der
in der resultirenden Würze enthaltenen Eiweisskörper. Je höher die Concentration,
desto mehr Eiweiss löst sich. Das Verhältniss von Zucker zu Nichtzucker bleibt
jedoch für die verschiedenen Concentrationen constant.
6) Das Verhältniss von Amiden zu Nichtamiden bleibt sich für die verschiedenen
Temperaturen und Concentrationen constant.
Versuche von R. Wahl und E.
Hantke (American Brewer's Review, 1894 Bd. 7 S. 491 und 722) über die Eiweisskörper in Bierwürze und Bier ergaben,
dass die Stickstoffmenge, welche in einer 13,7procentigen Würze 0,0887 g ausmachten,
aus 10,20 Proc. Proteinstickstoff, 31,01 Proc. Peptonstickstoff und 58,79 Proc.
Amidstickstoff bestand.
1) Es sind im fertigen Biere geringe Mengen coagulirbare und darum event. schädlich
wirkende, ferner nicht coagulirbare und deshalb für die Extractbildung werthvolle
Stickstoffkörper vorhanden. Eine grosse Menge der nicht coagulirbaren
Stickstoffkörper wird von der Hefe vergohren.
2) Durch Schnellgährung bei höherer Temperatur wurden nur Amidkörper von der Hefe
vergohren, event. unter starkem Lüften vollständig.
3) Der vergohrene Stickstoff wurde von der Hefe ganz zu ihrem Aufbau aufgenommen und
keine eingehende Untersuchung wies auf die Ausscheidung irgend einer Stickstoffart
durch Hefe hin (also konnte auch kein stickstoffhaltiges Hefegift nachgewiesen
werden!).
Nur durch Schnellgährung bei höherer Temperatur erreicht man eine vollständige
Vergährung des Amidstickstoffs; bei langsamer Vergährung bei niederer Temperatur
kann man auch Verminderung von Peptonstickstoffkörpern und daneben nur eine
theilweise Verringerung des Amidgehaltes beobachten. Die Amidkörper wurden
durchschnittlich um 40 Proc. die Nichtamide um 10 Proc. verringert.
Einen Beitrag zur Kenntniss der sogen. Glutinkörperchen in
der Würze, im Bier und in der Hefe gibt H.
Will in der Zeitschrift für das gesammte
Brauwesen, 1894 S. 187.
Vorderwürze ist bei einer Temperatur von 50 bis 45° C. fast vollständig blank. Es
zeigen sich bei diesem Wärmegrad unter dem Mikroskop nur sehr wenige und sehr kleine
(etwa 0,5 μ im Durchmesser) blasse oder schwach
glänzende, rundliche Tröpfchen, ohne scharf abgesetzte Umgrenzung, welche entweder
isolirt sind, oder zu mehreren zusammenhängen, oder auch grössere traubige
Massen bilden. Dieselben sind in eine unregelmässig geformte, flockige, blasse
Masse eingebettet. Beim weiteren Abkühlen zeigen sich bei Zusatz von wässerigem Hanstein'schen Anilingemisch flockige, granulirte
Ausscheidungen. Bei 25° C. ist die Vorderwürze so stark getrübt, dass sie eben noch
durchscheinend ist, sie enthält dann eine ungemein grosse Anzahl meist zu grossen
traubigen Massen vereinigter, rundlicher, schwach gelblich gefärbter und sehr stark
lichtbrechender Körnchen, welche einen Durchmesser bis zu 2 μ haben. Bei der weiteren Abkühlung treten immer mehr an Stelle der durch
Färbemittel erkennbaren fein granulirten Flöckchen grössere Körnchen auf, die sich
bei längerem Stehen der erkalteten Würze zum grössten Theil absetzen.
Die gleiche Erscheinung wie bei der Vorderwürze zeigt sich auch bei der gehopften
Würze. In der gehopften Würze finden sich ausserdem kleine Harztröpfchen, die durch
die eintretende Rothfärbung mit Alkannatinctur sich als solche erkennen lassen.Glutinkörperchen
enthaltende Biere werden beim Schütteln mit Aether klar; es bildet sich
über der Bierschicht eine Emulsion, deren Zustandekommen Will damit erklärt, dass ein im Bier in
Form einer micellaren Lösung enthaltener Eiweisskörper ausgefällt wird,
wobei er um die fein vertheilten Aethertröpfchen Häutchen bildet; diese
Aetherbläschen können Fett und Harz gelöst enthalten und in ihrer Haut
auch Glutinkörperchen einschliessen.
Die bei der Abkühlung von der Würze ausgeschiedenen Körnchen werden
„Glutinkörperchen“ genannt; ein Theil derselben sitzt auf der Kühle zu
Boden, das sogen. Geläger bildend, ein sehr grosser Theil gelangt in den
Gährbottich. Allem Anschein nach wird durch die weitere Abkühlung die Menge der
Glutinkörperchen noch weiter vermehrt; bei der Hauptgährung wird dann ein weiterer
Theil derselben abgeschieden und gelangt in die Bodenhefe.
Im Jungbier bleibt aber immer noch eine sehr grosse Menge in Form von sehr
ausgedehnten, traubigen Massen, welche von Eiweissausscheidungen umhüllt sind. Das
Fassgeläger besteht neben Hefe, Eiweisshäutchen und wenigen Hopfenharztröpfchen
wesentlich aus den Glutinkörperchen. Während die Glutinkörperchen in der Würze und
theilweise auch im Jungbier, abgesehen von der dunkleren Umrandung, in der Regel
vollständig homogen erscheinen, zeigen sie in der Hefe schon bei 500- bis 600facher
Vergrösserung nicht selten eine schaumige Beschaffenheit. Zuweilen haben sie dann
das Aussehen von entleerten Bläschen. Es werden also die Glutinkörperchen durch die
Gährungsproducte mehr oder weniger angegriffen und es muss deshalb auch das Bier von
diesen Veränderungen der Glutinkörperchen beeinflusst werden, und zwar um so mehr,
eine je grössere Menge im Jungbier zurückgeblieben ist.
Zum Studium der Glutinkörperchen in chemischer Hinsicht musste Will sich erst Material in grösserer Menge verschaffen.
Zu diesem Zwecke liess er ungewaschene, dickbreiige Hefe einige Zeit stehen, wobei
sich sehr bald von derselben das noch beigemengte Bier absonderte. Dieses Bier
enthält aber die Glutinkörperchen in grosser Anzahl. Ausserdem bot sich in einer
gefrorenen Bierprobe ungemein reichliches und anscheinend reines Material zu
eingehender mikrochemischer und makrochemischer Untersuchung dar.
Isolirte Körnchen sind meist kugelförmig, haben auch andere zum Theil recht
absonderliche Gestaltungen. Ihre durchschnittliche Grösse beträgt 2 bis 3 μ. Um also nähere Einsicht in den Bau und in die
Beschaffenheit der Glutinkörperchen zu gewinnen, ist mindestens eine 1000fache
Vergrösserung nothwendig.
Die Reactionen, welche Will mit den
Glutinkörperchen anstellte, ergaben Folgendes:
1) Der Inhalt der Glutinkörperchen quillt in Wasser leicht auf und
löst sich, wenn auch schwierig, bis auf die membranartige Hülle in demselben auf,
wobei schwaches Erwärmen beschleunigend wirkt.
2) Die Glutinkörperchen sind mit ihrem Inneren in absolutem
Alkohol unlöslich, leicht und rasch löslich dagegen in Alkohol von 65 Proc; woraus
sich bei Zusatz von absolutem Alkohol ein Niederschlag abscheidet, der sich in
kalter concentrirter Salzsäure mit kirschrother Farbe löst.
3) Grössere „Glutin“ massen geben bei directer Behandlung
mit concentrirter Salzsäure schön und intensiv kirschroth gefärbte Lösungen, aus
denen Wasser einen violettrothen Niederschlag ausfällt.
4) Concentrirte Schwefelsäure gibt gelbbraune bis braunrothe
Lösungen; verdünnte Säure löst nur den Inhalt.
5) Concentrirte Milchsäure bewirkt ebenfalls vollständige
Lösung.
6) Essigsäure verhält sich ähnlich wie Milchsäure.
7) Verdünnte Salpetersäure löst den Inhalt leicht, concentrirte
das ganze Glutinkörperchen.
8) Weinsäure löst nur den Inhalt leicht.
9) Verdünnte Alkalien lösen die Glutinkörperchen leicht und
vollkommen auf.
Schon aus den morphologischen Erscheinungen der Glutinkörperchen ergibt sich, dass
dieselben nicht einheitlich sind; die chemische Untersuchung bestätigt dies. Die
membranartige Hülle ist wesentlich auch eiweissartiger Natur; ob dieselbe aber
verschieden ist von dem Inhalt, oder ob vielleicht nur eine Niederschlagsmembran,
hervorgegangen aus dem leicht löslichen Inhalt der Glutinkörperchen und einer
zweiten bis jetzt unbekannten Componente, vorliegt, darüber lässt sich zur Zeit
nichts Bestimmtes aussagen.
Der Inhalt der Bläschen stimmt in seinen Reactionen mit den zur Gruppe der
Kleberproteinstoffe gehörigen Körpern GliadinGliadin findet sich aber nicht in der Gerste, kann also auch nicht in
der Würze und im Bier enthalten sein. und Mucedin am meisten
überein. Wenn man auf die kirschrothe Färbung der Lösung des Alkoholniederschlages
in Salzsäure Gewicht legt, so erscheint es nicht unwahrscheinlich, dass den
Hauptbestandtheil der Glutinkörperchen Mucedin bildet.
Glutintrübe Biere erscheinen entweder ungemein feinflockig oder durch einen schwachen
Schleier getrübt. In ersterem Fall bestehen die Flocken aus einer unbestimmt
geformten eiweissartigen Substanz, in welche eine ungemein grosse Anzahl von
Körnchen verschiedener Grösse (Durchmesser 1 bis 2 μ,
meist aber darunter) eingeschlossen sind. Glutintrübe Biere werden beim Erwärmen auf
30 bis 40° C. klarer, aber doch nicht vollständig blank, da die dichten beim
Erwärmen ungelöst bleibenden Hüllen im Bier in Schwebe gehalten werden.
Sobald der Flüssigkeitstropfen sich wieder abkühlt, erscheinen
blasse Ausscheidungen, die das Bier kaum trüben; mit fortschreitender Abkühlung
erhalten jedoch die Ausscheidungen, während sie sich durch gegenseitige
Verschmelzung vergrössern, bestimmte Umrisse; sie erscheinen in Form von stark
lichtbrechenden oder schwach gelblich gefärbten homogenen Körnchen von etwa 1 μ Durchmesser, welche von einer scharfen, dunklen Linie
begrenzt sind. Das Bier erscheint dann wieder getrübt. Es sind das dieselben
Erscheinungen, wie sie sich beim allmählichen Abkühlen der Vorderwürze und
Kühlschiffwürze darstellen. Die secundär ausgeschiedenen Glutinkörperchen verhalten
sich den verschiedenen Reagentien gegenüber im Wesentlichen gleich wie die
primären, immerhin treten aber bemerkenswerthe Abweichungen auf. Die Hüllen der
secundär gebildeten Glutinkörperchen befinden sich im Stadium der Entstehung in
einem quellungsfähigeren Zustand, als bei den primären. Kleinere sich zunächst
ausscheidende Glutinkörperchen verschmelzen unter einander zu grösseren. Je mehr
solche kleine Glutinkörperchen sich vereinigen, desto dicker wird dann schliesslich
auch die Hülle des Vereinigungsproductes werden und mit desto schärfer begrenzten
Umrissen werden dann die Glutinkörperchen sichtbar. Während sich aber diese Hüllen
anfangs noch in sehr quellungsfähigem und leicht löslichem Zustand befinden,
scheinen auf die späteren irgend welche, bis jetzt nicht bekannte Factoren in der
Weise einzuwirken, dass sie denselben Reagentien gegenüber resistent werden.
Vertheilt man von Bier möglichst befreite Glutinkörperchen in
destillirtem Wasser und erwärmt sie bis etwa 40° C., so treten dieselben
Erscheinungen wie bei durch Glutinkörperchen getrübten Bieren auf; es tritt jedoch
beim Erkalten keine neue Trübung ein; das Wasser wird vielmehr nach dem Absitzen der
entleerten Hüllen fast vollständig klar. Wird bis zum Kochen erhitzt, so werden die
entleerten Hüllen in concentrirter Essigsäure und selbst in 10procentiger Kalilauge
unlöslich.
Neue Untersuchungen über die Vorgänge beim Hopfenkochen
theilte M. Hayduck auf der 12. Generalversammlung des
Vereins: Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (Wochenschrift für Brauerei, 1894 S. 733) mit.
Beim Hopfenkochen kommen wesentlich drei verschiedene Hopfenbestandtheile in
Betracht: die Harze, die stickstoffhaltigen Bestandtheile und die Gerbstoffe. Die
Hopfenharze werden einfach aufgelöst und treten in keine chemische Wechselwirkung zu
irgend welchen Bestandtheilen der Würze; sie lösen sich in der Wärme mehr auf als in
der Kälte und scheiden sich beim Abkühlen zum grossen Theil wieder ab.
Die stickstoffhaltigen Stoffe des Hopfens sind in Würze theils löslich, theils
unlöslich. Der Stickstoffgehalt betrug bei 26 verschiedenen Sorten zwischen 2 und
fast 4 Proc. der Gehalt an löslichem Stickstoff 0,75 bis 1,6 Proc. Auf die beim
Kochen aufgelösten stickstoffhaltigen Verbindungen hat weder der Gerbstoff, noch die
Siedehitze einen Einfluss; die grosse Bedeutung derselben liegt darin, dass sie eine
wichtige stickstoffhaltige Nahrung für die Hefe darstellen.
Die Eiweissausscheidung, wie sie durch den Gerbstoffgehalt des Hopfens beim
Hopfenkochen bedingt wird, ist unter allen Umständen sehr gering, aber wachsend mit
zunehmendem Gerbstoffgehalt des Hopfens oder mit zunehmender Hopfengabe. An Stelle
des gefällten Eiweisses treten andere stickstoffhaltige Körper aus dem Hopfen in die
Würze ein und bei stickstoffreichem Hopfen oft in fast gleicher Menge; daher findet
oft keine Verminderung der stickstoffhaltigen Bestandtheile der Würze durch das
Hopfenkochen statt, sondern nur eine Veränderung. Die Art der Veränderung ist nun
diese: es werden durch den Gerbstoff des Hopfens solche stickstoffhaltigen Körper
ausgeschieden, die für Hefe nutzlos sind, während aus dem Hopfen stickstoffhaltige
Körper eingeführt werden, welche der Hefe sehr gut als Nahrung dienen können. Bei
einer Versuchsreihe beispielsweise, zu welcher Hopfenmengen von 2, 4 und 6 g auf 1 l
Würze dienten, betrug die Verminderung des Stickstoffgehaltes, also die Aufnahme des
Stickstoffes durch die Hefe während der Gährung 26,5, 30 und 35 Proc. von dem
Gesammtstickstoffgehalt der Würze; es war also mit steigendem Gehalt an gelösten
Stickstoffbestandtheilen des Hopfens die Stickstoffmenge, welche von der Hefe aus
der Würze herausgenommen war, grösser geworden.
Wenn das Hopfenkochen beendet ist, so ist immer noch eine grosse Menge von
Eiweisskörpern in der Würze vorhanden, welche durch Hopfengerbstoff fällbar sind.
Die Quantität des Hopfengerbstoffs ist zur Fällung durchaus unzureichend; eine
Lösung von Hopfengerbstoff, die zum fertigen Biere gebracht wird, erzeugt nochmals
einen Niederschlag.
Es ist nicht möglich, durch Lüften in der Hitze den Hopfengerbstoff in
Hopfenphlobaphen umzuwandeln. Der einzige Unterschied, der zwischen gelüfteter und
nicht gelüfteter Würze constatirt werden konnte, bestand darin, dass die gelüftete
Würze sehr viel leichter blank zu filtriren war, als die nicht gelüftete.
Stärkere Hopfengabe bedingt stärkere Bittere des Bieres, jedoch steht die Zunahme der
grösseren Bitterkeit nicht im Verhältniss zu der grösseren Hopfengabe. Es sind die
Hopfenharze auch bei geringer Hopfengabe schon im Ueberschuss vorhanden; in der
Wärme gelöste Harze scheiden sich beim Erkalten zum grössten Theil wieder aus.
Auf den Geschmack des Bieres hat der Gerbstoff keinerlei Einfluss, wohl aber auf die
Farbe des Bieres. Wenn der Hopfen gerbstoffreicher ist, dann werden die daraus
erzeugten Biere heller. Die Eiweisskörper werden durch die Siedehitze zum Theil
dunkel gefärbt und ein Theil dieser dunkel gefärbten Substanz wird durch den
Gerbstoff ausgeschieden. Da die Fällung der Eiweisskörper durch Hopfengerbstoff aber
nur eine sehr unvollständige ist, so muss auch die Bedeutung des Hopfengerbstoffs
als eines Conservirungsmittels für das Bier zweifelhaft erscheinen.
Die Harze bedingen den Geschmack und die Haltbarkeit des Bieres; die
stickstoffhaltigen Körper haben Einfluss auf die Entwickelung der Hefe; der
Hopfengerbstoff steht im Zusammenhang mit der Farbe des Bieres; auch wird ihm ein
gewisser Einfluss auf die Klärung zugeschrieben.
J. Bauer theilt in der Zeitschrift für das gesummte Brauwesen, 1894 S. 70, Erfahrungen mit dem Hopfenextractionsapparat, System
Theurer-Stockheim, mit. Seine Arbeitsweise ist
folgende: Er nimmt 12 k Hopfen für 31 Centner Malz und 80 hl heisse Würze in die
Pfanne, bringt diese Menge nach Abzug von 1 k, das er zur Vorderwürze in die Pfanne
gibt, auf einmal in den Extracteur und übergiesst sie mit 5 hl Vorderwürze. Nach dem
Verschliessen des Extracteurs lässt man Dampf in den Heizkonus strömen, wobei das
Rührwerk fortwährend im Gang bleibt. Nach Verlauf von 15 Minuten zeigt das Manometer
Druck und steigt nach weiteren 30 Minuten auf 1 at, auf welcher Höhe man ihn ½
Stunde lässt. Nach dem ½stündigen Extrahiren wird der Dampf und das Rührwerk
abgestellt und der Extract unter dem im Hopfenkocher befindlichen Druck in den
Extractkühler abgelassen; das dauert 28 Minuten.
Nunmehr ist der im Extractor zurückgebliebene Hopfen zu entfernen. Zu diesem Zwecke
werden etwa 6 bis 7 hl Anschwänzwürze in den Extractor gepumpt, worauf man den
Hopfen mit dem Rührwerk auflockert und mit der Würze mischt. Zum Ablaufenlassen
öffnet der Verfasser zunächst den grossen Hahn, bringt dann mittels Schraubenspindel
das senkrecht bewegliche Sieb unter das Niveau der Hopfenabflussöffnung. Bauer beanstandet beim Apparat die häufigen Stauungen
in dem Rohr, das den Hopfen nach der Pfanne führt, und die schwierige Reinigung
des Extracteurs. Bezüglich des Geschmackes vom fertigen Bier berichtet Bauer nichts Ungünstiges und hebt die Ersparniss an
Hopfen hervor, welche im gegebenen Falle 2 k beträgt.
Construction, Wirkung und praktische Anwendung der
Hopfenextractionsapparate bildeten auf der 12. ordentlichen
Generalversammlung des Vereins: Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (Wochenschrift für Brauerei, 1894 S. 735) den
Gegenstand einer allgemeinen Besprechung, zu welcher Reinke das einleitende Referat gab. Unter den verschiedenen Apparaten wird
besonders derjenige von Theurer, sowie jener von
Braumeister Heinemann bei Ross
und Co. in Dortmund erwähnt. Wenn schon die verschiedene Arbeitsweise beim
gewöhnlichen Hopfenkochen von Bedeutung ist für den Charakter des Bieres, so gilt
das in noch höherem Grad von der Art, wie die Hopfenextractionsapparate benutzt
werden. Es sollen die verschiedenen Stoffe des Hopfens isolirt und für die Brauerei
verwendbar gemacht werden. Durch Extrahiren mit Würze gewinnen wir die
Hopfenbittersäuren, besonders vollständig dann, wenn die Würzen gelüftet werden und
kalkhaltiges Wasser Verwendung findet. Die Gerbstoffe des Hopfens werden durch zu
langes Kochen in den Extractionsapparaten zerstört. Bei der Gewinnung des
ätherischen Oeles ist auf seine Leichtflüchtigkeit und die rasche Veränderlichkeit
beim Ueberhitzen Bedacht zu nehmen.
Reinke erwähnt besonders das Verfahren von Schweissinger; danach wird der Hopfen einmal mit 5
Proc. ätherhaltigem Alkohol und zweitens mit Wasser extrahirt. Der wässerige Extract
wird eingedampft nicht bis zur Trockenheit, sondern bis zur Dickflüssigkeit, auch
der ätherische Alkoholauszug wird bei niederer Temperatur verdunstet und diese
halbflüssige Masse mit anderer vermischt. Man gewinnt also in höchst rationeller
Weise die wasser- und die alkoholätherlöslichen Körper, Bittersäure,
Hopfengerbstoff, auch das ätherische Oel. Da die Extracte nachher in Büchsen im
Kohlensäurestrom verschlossen werden, so ist die Möglichkeit gegeben, grössere
Hopfenmengen auf Jahre hinaus zu conserviren.
Die Verwendung eines solchen Extractes, welche dann jedenfalls nicht zu empfehlen
ist, wenn derselbe nicht unter Aufsicht des Brauers hergestellt worden, hat in einem
Falle dem Biere einen weichen Geschmack, nach dem Urtheil eines Kenners sogar einen
„fischigen“ Geschmack gegeben. Bei Verwendung eines Aufsatzes auf die
Hopfenpfanne mit Kühlvorrichtung wurden die Biere „labberig“, sie schmeckten
nach ranzigem Fett und waren weichlich.
Die Urtheile über die Biere, welche unter Verwendung des Theurer-Apparates
hergestellt wurden, lauten im Allgemeinen günstig; so wird von der Germaniabrauerei in Dortmund berichtet, dass zwar im
Keller Blasengährung eintrat, dass aber die Biere vollständig entsprachen. Im
pasteurisirten Zustand halten die Biere mehrere Wochen ohne abzusetzen. Im
Böhmischen Brauhaus in Berlin hatten die Sude, bei welchen der erhaltene Extract
kalt im Grand des Kühlers zugesetzt wurde, den feinsten Geschmack, anscheinend
besser, als die nach dem gewöhnlichen Verfahren hergestellten Biere. Die Oranje Boom Brauerei in Rotterdam hat den Apparat von
Theurer mit besserem Filter und Mantelkühlung
versehen. Reinke tadelt bei diesem Apparat das Fehlen
einer Destillationsvorrichtung, wodurch es unmöglich wird, die Destillate zu
entfernen und weitere Versuche zu machen.
Bei dem Apparat von Heinemann wurde ursprünglich der
Hopfen mit Würze bei offenem Mannloch gekocht. Später wurde dann das Mannloch
geschlossen und die Dämpfe durch den Helm zum Kühler abgeführt. Bei einem neu
aufgestellten Apparat ist eine Siebvorrichtung unterhalb des Helms angebracht,
wodurch der Hopfen beim Steigen zurückgehalten wird. Man kocht ½ Stunde für lichte,
1 Stunde für dunkle Biere, fängt das Destillat auf, lässt nun die Würze ab und pumpt
dann fortwährend Nachwürze hinein, extrahirt den Hopfen in kurzer Zeit, indem man
die Würze unten eintreten lässt und oben abführt. Das angebrachte Rührwerk trägt
Stahlbürsten, welche das Sieb beständig reinigen und vor Verstopfung schützen. In
diesem Falle kommt der Hopfen selbst gar nicht zur Pfanne und wird darum beim
Ausschlagen auch nicht als Filter benutzt.
Reinke vermisst beim Heinemann'schen Apparat, dass man nicht mit Luftdruck kochen kann bei 80°,
und dass man keine Vorrichtung hat zur Erzielung erkalteter Extracte, welche sich
beim Ausschlagen zusetzen lassen. Man bekommt beim Apparat von Heinemann einen heissen Extract und ein wässeriges
Destillat, auf welchem Oel schwimmt; letzteres gibt man beim. Zeuggeben zu. Nach dem
Vorschlag des Referenten wurde dann später das wässerige Destillat beim Ausschlagen
zugegeben, so dass ein gewisser Theil der leicht flüchtigen, unangenehmen Stoffe,
namentlich bei Anwendung minderwerthigen Hopfens, entfernt werden kann. Die so
gewonnenen Biere zeichnen sich durch lieblichen Geschmack aus, sind blank und lange
haltbar. Sie bleiben auch nach dem Pasteurisiren blank. Die wesentlichen Resultate
der angestellten Beobachtungen werden dahin zusammengefasst:
1) es gelingt durch die Apparate ein elegantes Erkennen der Hopfenqualität;
2) man verwendet den Hopfen rationeller, weil man bei Anwendung dieser Apparate auch
mittlere Qualität noch verwerthen kann;
3) ist aber ganz besonders hervorzuheben, dass man eine Ersparniss von Hopfen bis zu
30 Proc. erzielt.
Bei der an das Referat sich anschliessenden Discussion wurde die Frage aufgeworfen,
ob es nicht möglich ist, auch ohne Hopfenextractionsapparat mit der Hopfengabe
herunter zu gehen. Man ist thatsächlich ja, dank der guten Kellerkühlung mit der
Eismaschine, in den Stand gesetzt worden, weniger Hopfen zu verwenden als früher.
Die Thatsachen scheinen aber doch dafür zu sprechen, dass die
Hopfenextractionsapparate eine weitere Ersparniss mit sich bringen, wenigstens
lassen angestellte Geschmacksproben darauf schliessen. Von einer besonderen
Parfümirung eines Bieres durch Versetzen mit ätherischem Oel kann man bei den
Extractionsapparaten insofern nicht sprechen, als ja doch trotz der theilweisen
Zersetzung bei lang andauernder Siedetemperatur im gewöhnlichen Biere sich
ätherisches Oel reichlich vorfindet.
Eine Zusammenstellung der Erfindungen auf dem Gebiete der
Lüftung der Bierwürzen findet sich in der Wochenschrift für Brauerei, 1895 S. 230.
Dieselben sind nach folgenden Gruppen eingetheilt:
A. Kühlschiffe.
B. Oberflächenlüftung in Cylinder- oder Wannenbottichen.
C. Geschlossene Berieselungsapparate mit
Luftzuführung.
D. Lüftung in geschlossenen Berieselungsapparaten bei
gleichzeitiger Wasserkühlung.
E. Einleiten von Luft in die Würze in geschlossenen Apparaten
vom System Velten.
F. Gährbottichkühlung.
G. Centrifugen.
H. Zerstäuber.
I. Verfahren von Langen in
Hundhausen.
K.Lengering'sches Verfahren.
Ein verbesserter Apparat zum Kühlen und Lüften der Würze
wird von der Newark Aerator Co. eingeführt. Die kochend
heisse Würze setzt selbsthätig, während sie auf das Kühlschiff fliesst, eine Turbine
in Rotation. Hierdurch kommen Vertheilungscheiben in Bewegung, wodurch die Würze
fein zerstäubt wird, während gleichzeitig ein Flügelfächer einen aufwärts gehenden
Luftstrom erzeugt. Schnelles Abkühlen der Würze und energische Lüftung derselben
bilden die Vortheile dieses Apparates. (Wochenschrift für
Brauerei, 1894 S. 1532.)
Das Verfahren zum Kühlen bezieh. Lüften von Bierwürze von C. A.
Neubecker in Offenbach a. M. (D. R. P. Nr. 73528 vom 2. April 1893) besteht darin, dass
die aus abwärts gerichteten Düsen gegen das Kühlschiff fallende Würze von reiner
filtrirter Luft zerstäubt wird, welche aus Röhren ausströmt, deren Mundstücke
senkrecht zu jenen Düsen stehen.
Ein Praktiker empfiehlt in der Allgemeinen Zeitschrift für
Bierbrauerei und Malzfabrikation, 1894 S. 916, die Anwendung eines leicht
zu construirenden Luftinjectors, welcher durch die Schnelligkeit des Würzestromes im
Auslaufrohr in Thätigkeit tritt.
Ein einfaches Verfahren des Lüftens der Bierwürze
empfiehlt Braumeister R. Horner in der Oesterreichischen Brauer- und Hopfenzeitung, 1894 Nr.
1. Er verwendet einen Schöpfen, bei welchem der Stiel anders als gewöhnlich
eingesetzt ist; es geht derselbe nämlich vom offenen oberen Rand nach der
entgegengesetzten Seite des Bodens, so dass der Schöpfen in der Form einer
Taucherglocke Luft unter die Würze treibt, welche dann beim Drehen des Stieles
entweicht und während des Aufsteigens durch die Würze diese energisch lüftet. Mit
dieser Vorrichtung vermeidet man auch bei sehr vielen Bottichen Bierverluste.
Briant's Ansichten über die Lüftung der Bierwürze sind
in einem Referate in der Wochenschrift für Brauerei,
1894 S. 188, wiedergegeben. Durch die heisse Lüftung werden nicht mehr
stickstoffhaltige Stoffe ausgefällt, jedoch ballen sich die ausgeschiedenen
Eiweisstoffe und ebenso auch die Hopfenharze besser zusammen, so dass die gelüftete
Würze sich durch grösseren Glanz und dunklere Farbe vor der nicht gelüfteten
auszeichnet. Das Lüften im Hopfenkessel ist werthlos, wohl aber im Hopfenseiher und
frühzeitig auf dem Kühlschiff angebracht. Bei der heissen Lüftung vereinigt sich der
Sauerstoff mit gewissen Stoffen; es sind wohl Kohlehydrate und Hopfenbestandtheile.
Durch das heisse Lüften nimmt die Menge der nicht festen Harze ab, dagegen diejenige
der festen zu.
Bei der Untersuchung der Biertreber auf Stärke fallen
nach C. Amthor (Zeitschrift für
Nahrungsmitteluntersuchung, 1894 Nr. 6) unter Anwendung der Methode von Märcker die Resultate zu hoch aus, weil hierbei neben
der eigentlichen Stärke auch das Gerstengummi als Stärke mitbestimmt wird. Wurde die
aufgeschlossene Stärke nach dem Verzuckern mit Hefe vergohren und aus der gebildeten
Alkoholmenge die Stärke berechnet, so war die gefundene Procentzahl drei- bis
viermal kleiner und trotzdem noch etwas zu hoch, da die aus dem Gummi gebildete
Gallactose auch etwas Alkohol liefert.
(Fortsetzung folgt.)