Titel: | Ueber das Bedrucken von Faserbändern, Garnen und Geweben. |
Autor: | H. Glafey |
Fundstelle: | Band 299, Jahrgang 1896, S. 289 |
Download: | XML |
Ueber das Bedrucken von Faserbändern, Garnen
und Geweben.
Von H. Glafey, Ingenieur,
Berlin.
(Schluss des Berichtes S. 269 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Ueber das Bedrucken von Faserbändern, Garnen und
Geweben.
Eine Zeugdruckmaschine, auf welcher nach Belieben das einseitige Bedrucken zweier
Stoffbahnen oder zweiseitige Bedrucken einer Stoffbahn, ohne dass diese ihre
Laufrichtung ändert, dadurch ermöglicht wird, dass die für das Auftragen der Farbe
vorgesehenen, hinter einander angeordneten Farbwerke in zwei sich nach
entgegengesetzten Richtungen drehende Systeme getheilt sind, deren jedes mit einem
besonderen Drucktuch versehen ist, ist in den Fig. 75 bis 78 dargestellt. Diese
Maschine rührt von Archie Mc Nicol in Norwish (Staat
Connecticut) und Jacob Simon Bernheimer in New York
(Nordamerika) her und besitzt folgende Einrichtung.
Textabbildung Bd. 299, S. 289
Zeugdruckmaschine von Mc Nicol und Bernheimer.
In den beiden Seitenwangen a des Maschinengestells, das
in seinem unteren Theil einen Halbkreis bildet, sind die Farbwalzen A in einer Kreislinie gelagert. Die Achsen dieser
Walzen tragen die Stirnräder kk1k2..., welche durch die beiden Räder Hi1 in der Art
angetrieben werden, dass hierdurch zwei Serien k...
k3 und k4... k7 entstehen, von denen die durch Rad H angetriebene unter Einschaltung geeigneter
Zwischenräder m sich in einer Richtung dreht, während
die andere durch das Rad i1 angetriebene unter Vermittlung der Zwischenräder n sich in entgegengesetzter Richtung dreht. Die Räder Hi1 wirken auf einander
und Rad K steht mit dem Rad K in Eingriff, das seine Drehung von dem auf der Antriebswelle sitzenden
Trieb h erhält. Mit den Farbwalzen A (Fig. 75) stehen die
Druck walzen B in Berührung, und letztere können
entweder direct. in den Rahmenwangen gelagert sein, oder sie können, wie dies die
rechte Seite der Fig.
75 zeigt, in verstellbaren Lagern ed ruhen.
Die Farbwalzen A sind in verstellbaren Lagern cc1bb1 angeordnet. An
geeigneten Stellen sind noch Führungsrollen für die Drucktücher und das zu
bedruckende Gewebe vorgesehen.
Die Arbeitsweise der Maschine ist folgende: Angenommen, dass auf einer
Achtwalzenmaschine, wie sie die Fig. 75 und 76 darstellen, ein Stück
Zeug mit vier Farben bedruckt werden soll, so werden zwei der gebräuchlichen
Drucktücher op (Fig. 76) so in die
Maschine eingeführt, dass sie zwischen den Druck- und Farbwalzen der rechten
Walzenserie hindurchgehen, worauf sie von der oberen Druckwalze über die Leitwalze
10 nach unten, über die nahe der unteren Walze B der linken Walzenreihe angeordnete Leitrolle 11 hinweg zu den Führungswalzen 12 und von dort nach dem Ausgangspunkt zurückgeleitet werden. In ähnlicher
Weise wird ein zweites Paar von Drucktüchern in die linke Walzenserie, doch mit dem
Unterschiede eingeführt, dass dasselbe nicht von unten, sondern von oben über eine
Leitwalze 121 zur
unteren Druckwalze B der linken Walzenserie und von
dieser zwischen den Druck -und Farbwalzen hindurchgeführt und dann über die oberen
Leitrollen 13, 14 abgeleitet wird. Das zu bedruckende
Gewebe wird nun auf dem in die rechte Walzenserie einlaufenden Drucktuche o befestigt, so dass es mit diesem zwischen die Druck-
und Farbwalzen der rechten Walzenserie hindurchgeht und somit auf der einen Seite
bedruckt wird. Bei dem Rücklauf des Drucktuches nach unten wird das Gewebe an der
Leitwalze 11 von dem zweiten, von oben in die Maschine
einlaufenden Drucktuche o mitgenommen und nun in die
linke Walzenserie eingeführt, wobei aber nun die noch unbedruckte Seite des Gewebes
den Druckwalzen zugekehrt ist und bedruckt wird, so dass das Gewebe, wie
beabsichtigt, beiderseitig bedruckt ist, ohne dass es hierbei ein und dieselbe
Bewegungsebene verlassen hat.
Will man mit der Maschine zwei Gewebe einseitig bedrucken, so führt man sowohl mit
Fig. 79. dem von unten, als auch mit dem von oben
einlaufenden Drucktuche ein Gewebe in die Maschine (Fig. 75) und lässt das
von unten einlaufende Gewebe nicht von der oberen rechten Druck walze mit dem
Drucktuche zurücklaufen, sondern führt es direct bei dieser Walze ab.
Textabbildung Bd. 299, S. 290
Fig. 79.Doppelwalzendrückmaschine von Keenan.
Wesentlich verschieden von den vorstehend besprochenen Doppelwalzendruckmaschinen ist
die in Fig. 79 veranschaulichte von Andrew J. Keenan in Philadelphia. Bei dieser erfolgt
das gleichzeitige Bedrucken beider Seiten des Gewebes nach der amerikanischen
Patentbeschreibung Nr. 364029 nicht dadurch, dass dasselbe um zwei Druckcylinder
geleitet wird, sondern dadurch, dass das Gewebe auf der einen Seite mittels
Druckwalzen in bekannter Weise und auf der anderen Seite mittels Umdrucktuches
gleichzeitig mit Farbmustern versehen wird, die auf dieses Tuch vor dem
Zusammenlaufen mit dem zu bedruckenden Gewebe durch Farbwalzen aufgetragen werden.
Die Einrichtung der so arbeitenden Maschine ergibt sich aus der Fig. 79. Das von der Wickel welle h ablaufende Gewebe a
gelangt über die Führungsrollen g und i an den Druckcylinder, wird durch diesen fortbewegt
und auf seinem Weg von Rolle i nach Rolle f, wo es den Cylinder c
wieder verlässt, durch die Farbwerke e auf seiner
Aussenseite mit Mustern versehen. Das Umdrucktuch b
empfängt, bevor es an die Leitrolle i gelangt, durch
das Farbwerk d besondere Muster, die es auf seinem Weg
zwischen Rolle i und f auf
das über ihm liegende Gewebe überträgt und so dessen Rückseite mit Mustern versieht.
Ein wesentlicher Mangel bei Druckmaschinen für Leinwand o. dgl. besteht darin, dass
die Farbe durch die Lager der sich in den Farbtrögen drehenden Walzen hindurchgeht
und auf das Maschinengestell tropft, wo sie in Folge ihrer eigenartigen chemischen
Zusammensetzung ein Zerfressen des Gestelles herbeiführt. Auch die Lagerzapfen und
Büchsen der Walzen werden von der Farbe angegriffen, so dass die naturgemäss an der
neuen Maschine vorhandenen Zwischenräume sich stetig vergrössern und der Farbe
dadurch in noch stärkerem Grade den Durchtritt gestatten.
Diesen Uebelstand will George Frederick Eisenhardt
in Philadelphia, Nordamerika, durch die in Fig. 80
veranschaulichte Construction abhelfen. E1 ist die Farbwalze, deren jeder Zapfen E in einer Lagerbüchse g
rotirt; die letztere ist ihrerseits möglichst dicht in den Hauptlagerkörper h eingepresst, so dass Farbe am äusseren Umfang
derselben nicht nach aussen gelangen kann. Gegen das innere Ende der Büchse g legt sich ein aus beliebigem elastischen oder aber
auch festem Material bestehender Ring n, der
seinerseits zweckmässig in das betreffende Stirnende der Walze E1 eingepasst sein
kann, während das entgegengesetzte Ende der Büchse g
mit einer Spannmutter t oder einer dieselbe Wirkung
ausübenden ähnlichen Vorrichtung verbunden ist, die sich ihrerseits gegen die
äussere Wand w eines Oelfängers derart stützt, dass die
Büchse g dicht gegen den Ring n der Walze E1 angepresst und dadurch die Farbe verhindert wird, um den Lagerzapfen E herum nach aussen zu gelangen.
Der Ring n braucht selbstverständlich nicht ein von der
Walze E1 gesonderter
Constructionstheil zu sein, sondern kann auch in Form eines Bundes oder einer
Gleitfläche mit dieser aus einem Stück bestehen.
Eine Druckwalze, auf welcher die Druckstöcke auswechselbar angeordnet sind, haben Edward Henkle und Joseph E.
Fowler in Washington in der amerikanischen Patentbeschreibung Nr. 461338 in
Vorschlag gebracht. Die besondere Ausführungsform dieser Druck walze ergibt sich aus
Fig. 78. Die im
Querschnitt ringsegmentartig gestalteten Druckplatten 1
bis 8 sind mit schwalbenschwanzartigen Aussparungen auf
gleichartige Erhöhungen der Druckwalze aufgeschoben und werden auf diesen mittels
von innen nach aussen eingeführter Schrauben o. dgl. in ihrer Arbeitsstellung
gehalten.
Fig. 81 veranschaulicht eine Cylinderdruckmaschine für
Calico u.s.w., wie sie nach Textil-Manufacturer von der
wohlbekannten Firma Thomas Gadd eingeführt worden
ist.
Textabbildung Bd. 299, S. 290
Fig. 80.Cylinderdruckmaschine von Eisenhardt.
Die Einrichtung dieser Maschine ist nach einem Bericht des Verfassers im Deutschen Wollengewerbe derartig, dass es dem Drucker
möglich ist, verschiedene Stofflängen mit denselben Zahnrädern und Druckwalzen zu
bedrucken, ohne dass wie bisher gewisse Theile der Maschine herausgenommen oder
hinzugefügt werden müssen. Es wird hierdurch der Aufwand an Zeit zum Einrichten der
Maschine für die verschiedenen Stoff längen bedeutend herabgemindert. Um dies zu
erreichen, können die Druckwalzen, sobald es erforderlich ist, von dem Druckcylinder
entfernt, und es kann das Material auf diese Weise für eine bestimmte Zeit ausser
Berührung mit den Druck walzen gebracht werden.
Um die Druckwalzen vom Druckcylinder zu entfernen, ist jede der ersteren an
jedem Ende mit einem mit Daumenscheibe verbundenen Zahnrad ausgerüstet. Neben jedem
derselben befindet sich ein verstellbares Widerlager, dessen Einstellung durch
Mechanismen erfolgt, deren Thätigkeit Elektromagnete bestimmen. Die Anordnung der
letzteren ist derart, dass für gewöhnlich die beiden Widerlager einer in radialer
Richtung gegen den Druckcylinder verschiebbaren Druckwalze frei durch die Daumen der
auf dieser Druckwalze sitzenden Zahnräder bewegt werden können, wenn die letzteren
mit ihnen in Berührung kommen, d.h. es wird den Druckwalzen keine radiale Bewegung
zum Druckcylinder ertheilt. Sobald der Strom der zugehörigen Elektromagnete jedoch
geschlossen ist, wird eine freie Bewegung der Widerlager verhindert und es können
die an den Zahnrädern der Druckwalze sitzenden Daumenscheiben, sobald sie mit den
Widerlagern in Berührung kommen, durch diese die Druckwalze von dem Cylinder
abheben. Diese bleibt dann so lange vom Druckcylinder entfernt, bis die
Daumenscheiben die Widerlager wieder frei geben.
Textabbildung Bd. 299, S. 291
Fig. 81.Cylinderdruckmaschine von Henkle und Fowler.
Jedes Widerlager besteht aus einer Laufrolle, die in einem Schlitten ruht, welcher
durch eine Feder für gewöhnlich derart beeinflusst wird, dass sich die Laufrolle an
die Daumenscheibe anlegt. In Verbindung mit dem Schlitten stehen ein paar Hemmungen,
welche, sobald sie in ihrer gewöhnlichen Stellung sind, eine Bewegung ihres
Schlittens verhindern, jedoch durch eine keilförmig gestaltete Platte ausgerückt
werden können. Diese Platte erhält ihre Bewegung durch einen Schlitten, welcher
selbst wieder mit Leichtigkeit durch eine Hemmung festgelegt werden kann, deren
Einstellung durch die Armatur des Elektromagneten erfolgt. Um die Drehbewegung der
Zahnräder der Druckwalze für längere oder kürzere Zeit anzuhalten oder zu verzögern,
und somit die Zeit der Berührung der Widerlager mit den Daumenscheiben der Zahnräder
zu verändern, sind mit dieser rotirende Kuppelungen in Verbindung gebracht, deren
Einstellung durch elektrische Controlvorrichtungen derart erfolgt, dass die
Zahnräder auf längere oder kürzere Zeit mit ihren Antriebsorganen ausser Eingriff
gebracht werden können. Die Bethätigung der Kuppelungen erfolgt durch die Anker
derjenigen Elektromagnete, welche die oben bezeichneten Widerlager beeinflussen. Die
letzteren sind derart montirt, dass sie mit Leichtigkeit den verschiedenen
Druckwalzenquerschnitten angepasst werden können, während die Elektromagnete derart
angeordnet sind, dass ihre Einschaltung, je nachdem die eine oder die andere
Druckwalze in oder ausser Thätigkeit treten soll, von einem auf der Zeichnung
ersichtlichen Schaltbrett erfolgen kann.
Die Walzenrakeln, welche in der Zeugdruckerei Verwendung finden und den Zweck
verfolgen, die auf der Druckwalze überschüssige Farbe abzustreichen, haben den
grossen Nachtheil aufzuweisen, dass dieselben aus Stahl hergestellt wurden. Die
Farben, denen man grössere Quantitäten Eisen- oder Kupfersalze zusetzt, greifen die
Rakeln aus Stahl sehr stark an und machen dieselben unfähig, die Farben rein
abzukratzen. Gleichzeitig nimmt die Farbe Eisen auf, was oft ein grosser Uebelstand
ist. In anderen Fällen ist das Angreifen weniger energisch, wenn sich z.B. in der
Farbe nur eine mehr oder weniger grosse Menge Essigsäure oder eine andere schwach
saure Substanz vorfindet. In diesem Fall wird das Functioniren der Rakel nur
unbedeutend gestört, aber wenn man Farben vor sich hat, welche durchaus kein Eisen
vertragen, so wird der Arbeitsvorgang unmöglich. Dieser Umstand tritt besonders bei
Krappdruck hervor. Die Rakeln aus Legirungen, welche man bisher als Ersatz für
Stahlrakeln vorgeschlagen hat, sind zu weich und besitzen keine Elasticität, werden
auch bald abgenutzt durch die Reibung gegen die Walze und gegen die festen
Theilchen, die sich in der Farbe vorfinden, wodurch noch grössere Uebelstände als
bei den Stahlrakeln auftreten.
Alle diese oben erwähnten Nachtheile und die damit verbundenen Schwierigkeiten will
nach dem schweizerischen Patent Nr. 6481 Hugo Gauss in
Mülhausen (Elsass) in folgender Weise beseitigen.
Die Walzenrakeln werden nicht mehr aus Stahl hergestellt, sondern aus einer
Metallcomposition aus Kupfer und Aluminium, wodurch die Stahlrakel in allen
vorkommenden Fällen ersetzt erscheint. Das Mischungsverhältniss des Kupfers und
Aluminiums liegt zwischen
9010
Proc.„
KupferAluminium
und
8812
Proc.„
KupferAluminium
Textabbildung Bd. 299, S. 291
Fig. 82.Cylinderdruckmaschine von Gadd.
Die so hergestellten Walzenrakeln besitzen Härte und Elasticität, leisten den Farben
in jeder Hinsicht Widerstand, haben keinen nachtheiligen Einfluss auf die Farben und
können sowohl für den Druck auf Baumwolle und Wolle, als auch auf Seide angewendet
werden.