Titel: | Ueber die Fortschritte der Photographie und der photographischen Reproductionsverfahren. |
Autor: | J. M. Eder, E. Valenta |
Fundstelle: | Band 300, Jahrgang 1896, S. 41 |
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Ueber die Fortschritte der Photographie und der
photographischen Reproductionsverfahren.
Von J. M. Eder und E. Valenta.
(Schluss des Berichtes S. 15 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Ueber die Fortschritte der Photographie und der photographischen
Reproductionsverfahren.
Photographie bei künstlichem Lichte.
Die Anwendung des elektrischen Bogenlichtes zu photographischen Aufnahmen nimmt einen
grösseren Umfang an. Insbesondere in den Reproductionsateliers ist das Bogenlicht
zur Aufnahme von Gemälden, Zeichnungen, Plänen u.s.w. fast unentbehrlich geworden.
Für die Zwecke der Autotypie wird heute in den grossen Reproductionsanstalten fast
ausschliesslich Bogenlicht angewendet. Eine derartige Einrichtung findet sich
auch an der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und
Reproductionsverfahren in Wien. Das Licht von zwei bis vier Bogenlampen von je 2000
Kerzen Helligkeit fällt, ohne vorher diffus gemacht zu werden, direct auf das
Original. Die Aufnahmen nehmen bei Verwendung eines Objectivs von 60 cm Focus und
Blende f/13 3 bis
6 Minuten in Anspruch. Auch für Copirzwecke mit Fischleim- oder
Eiweisschromatschichten wird es mit Vortheil benutzt.
Von Fourtier erschien über die Photographie bei
künstlichem Lichte (insbesondere Magnesiumlicht) eine Broschüre: Les Lumières artificielles en Photographie, Paris 1895.
Er maass die Grösse der Feuergarben, welche brennendes Magnesiumpulver gibt. Der
Durchmesser der Garbe bei 0,3 bis 0,6 g Magnesiumpulver wurde durchschnittlich 15
bis 21 cm gefunden. Die Verbrennungsgeschwindigkeiten fand er ⅛ bis 1/90 Secunde.
Zusatz von Schwefelantimon wirkt günstig, von Schwefel ungünstig bei
Explosivpulvern. Fourtier fand, dass
Aluminiumblitzpulver schlechter wirkt als Magnesiumblitzpulver.
J. Köst in Frankfurt construirte ein Atelier, bei dem
Magnesiumblitzlicht zur Anwendung kommt. Dabei finden eine grössere Anzahl
zweckmässig vertheilter Lampen Benutzung.
Emulsionsbereitung.
A. v. Hübl beschreibt in seinem Buche: „Collodionemulsion“1894, Halle a. S. bei A. Knapp. seine Methode zur Herstellung von
Bromsilber-Collodionemulsionen (mit Bromidüberschuss und Silberoxyd-Ammoniak); als
schleierwidriges Mittel empfiehlt der Verfasser Aether-Schwefelsäure, als
Sensibilisator Narcotin und Codeïn, welche Zusätze sich auch für orthochromatische
Emulsion (neben Eosin u.s.w.) bewährt haben.
W. H. Prestwich meldete in England ein Patent für
photographische Emulsionen an, welche zum Gusse von lichthoffreien Platten dienen.
Diese Emulsionen geben, im Falle man dieselben zur Herstellung von
Transparentbildern benutzt, eine matte Schicht. Dieses Ziel wird erreicht, indem man
statt, wie dies gewöhnlich üblich ist, reine Gelatine zu verwenden, Gemische von
Gelatine (3 Th.) und Stärke (1 Th.) als Bindemittel benutzt.
1) Bromsilberemulsion stellt Prestwich her aus 20 Unzen
Wasser, 300 Grains Nelson-Gelatine (Nr. 1), 300 Grains harter Gelatine und 200
Grains Stärke. Bei 140° F. werden 200 Grains Bromammonium, dann 200 Grains
Silbernitrat und Ammoniak bis zur Auflösung des Niederschlages zugesetzt, hierauf 10
Grains trockenes Silbernitrat, dann 1 Unze Alkohol.
2) Chlorsilberemulsion zum Auscopiren oder für Entwicklung erhält man mittels 20
Unzen Wasser, 200 Grains Stärke, 600 Grains Gelatine, 50 Grains Citronensäure, 50
Grains krystallisirter Soda, 53 Grains Chlorbarium, 150 Grains Silbernitrat und 1
Unze Alkohol. Die Gelatinestärke wird heiss gelöst, dann lässt man auf 110° F.
erkalten und fügt das Chlorsalz, dann das Silbersalz zu.Brit. Journ. of
Photogr., 1894 S. 170. (Zusatz von Stärke zur
Gelatineemulsion ist nicht neu und wohl nicht patentirbar, denn es wird hierüber
schon in Eder's Photographie mit Bromsilbergelatine, 4.
Aufl. 1890 S. 58, berichtet. Die Ref.)
Eine Emulsion für Bromsilberemulsionspapier mit matter Fläche (Hervorrufung mit
Eisenoxalat) wird nach Prestwich durch Mischen von 20
Unzen Wasser, 300 Grains Nelson-Gelatine (Nr. 1), 300 g harter Gelatine, 200 g
Stärke erhalten (Temperatur 140° F.); dann wird eine Lösung (Temperatur 100 bis 110°
F.) von 200 Grains Bromammonium, 200 g Silberoxydammoniak, 100 g Silbernitrat
(trocken), 1 Unze Alkohol zugesetzt.
In Deutschland wurde dem Photographen Junk in Berlin ein
Patent auf die Herstellung eines ähnlichen
Bromsilber-Gelatinestärkeemulsionspapieres ertheilt.
Eine sehr gute Emulsion für Celloidinpapier (Chlorsilbercollodionpapier für den Auscopirprocess)
erhält man nach BelitzkyEder's Jahrb. f.
Photogr. f. 1895., indem
man sich folgende Lösungen bereitet:
Lösung A
Chlorstrontium, krystall.
30
Th.
Chlorlithium
10
Th.
Destillirtes Wasser
62
Th.
Alkohol (absolut.)
138
Th.
Lösung B
Silbernitrat
12
g
Wasser
16
g
Alkohol
30
g
Lösung C
Citronensäure
20
g
Alkohol
80
g
Lösung D
Glycerin und Alkohol zu gleichen Theilen.
Man mischt nun 400 g 3procentiges Rohcollodion mit 10 bis 20 g von Lösung A, setzt
dann 20 g Glycerinalkohol, hierauf in sehr kleinen Portionen unter fortwährendem
Schütteln die Silberlösung B und zuletzt noch 20 g Citronensäurelösung C und 50 cc
Aether zu. Die erhaltene Emulsion wird auf Barytpapier gegossen.
Chlorsilbercollodionemulsion für
Diapositive:Photogr. Times, 1894.
Chlorzink
6
g
Citronensäure
2
g
Weinsäure
1
g
Alkohol
240
cc
Nach erfolgter Lösung wird 1 Tropfen Ammoniak, 12 g Collodionwolle und 450 cc Aether
zugegeben. Dieses „Chloridcollodion“ wird nach erfolgter völliger Lösung der
Bestandtheile mit folgendem „Silbercollodion“ versetzt:
Silbernitrat
30
g
Wasser
20
cc
Alkohol
450
cc
Hierzu fügt man 12 g Collodionwolle und 240 cc Aether.
Die fertige Collodionemulsion wird 6 bis 8 Stunden reifen gelassen und auf die
Platten ziemlich dick gegossen. Vor dem Copiren müssen die Platten Ammoniakdämpfen
während kurzer Zeit ausgesetzt werden.
Entwicklung des photographischen Bildes.
Die Zahl der Entwicklersubstanzen, welche für Bromsilbergelatinetrockenplatten
angewendet werden, wird immer grösser.
Lumière und SeyewetzEder's Jahrb. f.
Photogr. f. 1895 aus Société française de
Photographie. berichten über eine neue Gruppe von
Entwicklern aus der aromatischen Reihe, unter denen sie für das
PhenylhydroxylaminDieser von Bamberger 1894 entdeckte Körper entsteht durch
Kochen von Nitrobenzol mit Wasser und Zinkstaub. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 27 S.
1348.) folgende Vorschrift geben:
Phenylhydroxylamin
1
g
Natriumsulfitanhydrid
3
g
Wasser
100
cc
Bromkalium (1 : 10)
6
cc
Der Entwickler neigt zur Schleierbildung, welche von Alkalien begünstigt wird.
Dr. M. AndresenEder's Jarhb. f. Photogr. f. 1895, S.
133. führte eine Reihe von Untersuchungen über den Zusammenhang der
Constitution mit dem Entwickelungsvermögen von Substanzen innerhalb der Klasse der
Diamidophenole aus, auf welche Arbeit wir hiermit verweisen.
Auf die Verwendung von Naphtalinderivaten als Entwickler in der Photographie wurde
der Berliner Actiengesellschaft für Anilinfabrikation
ein Patent ertheilt und zwar das D. R. P. Nr. 50265 auf die Verwendung von
Diamidonaphtalinsulfosäuren, Amidonaphtolsulfosäuren. Der Patentanspruch lautet:
Anwendung der nachstehend genannten Diamidonaphtalinsulfosäuren und
Amidonaphtolsulfosäuren zur Entwicklung photographischer Bilder in Schichten, welche
Chlor-, Brom- oder Jodsilber allein oder gleichzeitig verschiedene Mengen von zwei
oder drei Halogensilbersalzen (Chlor-, Brom- und Jodsilber) enthalten:
a) Diamidonaphtalinsulfosäuren, welche durch Reduction von Azofarbstoffen aus
aromatischen Basen und α-Naphtylaminmonosulfosäuren,
β-Naphtylaminmonosulfosäuren, α-Naphtylamindisulfosäuren, β-Naphtylamindisulfosäuren erhalten werden können.
b) Amidonaphtolsulfosäuren, welche durch Reduction der Nitrosoverbindungen oder der
Azofarbstoffe aus α-Naphtolmonosulfosäuren, β-Naphtolmonosulfosäuren, α-Naphtoldisulfosäuren, β-Naphtoldisulfosäuren darstellbar sind.
Ferner als Zusatz zu diesem Patente ein D. R. P. Nr. 53549 auf die Anwendung der
nachstehend genannten Dioxynaphtaline und deren Sulfosäuren, Amidonaphtole und
Naphtylendiamine zur Entwickelung photographischer Bilder als Ersatz der im Patent
Nr. 50 265 beschriebenen Naphtalinderivate:
I. Dioxynaphtaline, und zwar:
1)α-Naphtohydrochinon,
2)β-Naphtohydrochinon,
3)α1α3-Dioxynaphtalin,
4)α1β3-Dioxynaphtalin,
5)α1β4-Dioxynaphtalin,
6)β1β3-Dioxynaphtalin.
II. Dioxynaphtalinmonosulfosäuren (D. R. P. Nr. 50506).
III. Dioxynaphtalindisulfosäuren (D. R. P. Nr. 49857).
IV. Amidonaphtole, und zwar:
1)α1-Amido-α2-naphtol,
2)α1-Amido-β1-naphtol,
3)β1-Amido-β3-naphtol.
V. Naphtylendiamine, und zwar:
1)α1β1-Naphtylendiamin,
2)α1α2-Naphtylendiamin.
Die genannte Firma erhielt zu diesen Patenten noch ein zweites Zusatzpatent (D. R. P.
Nr. 76208) auf die Verwendung folgender Substanzen als Entwickler für
Bromsilbergelatinetrockenplatten:
1) α-Amido-β-naphtolmonosulfosäure (Journ. f. prakt. Chem.,
N. F., Bd. 44 S. 251 ff.).
2) α-Amido-β-naphtoldisulfosäure, dargestellt durch Einwirkung von schwefliger Säure auf
die Nitrosoverbindung der β-Naphtol-β-monosulfosäure, Schäffer.
3) α-Amido-β-naphtoldisulfosäure, dargestellt durch Einwirkung von schwefliger Säure auf
die Nitrosoverbindung der β-Naphtol-β-monosulfosäure F.
4) α-Amido-β-naphtolcarbonsulfosäure, erhalten durch Einwirkung von schwefliger Säure auf
die Nitrosoverbindung der β-Oxynaphtoësäure,
Schmelzpunkt 216°.
Das Verfahren zum Entwickeln mit diesen Substanzen schliesst sich dem im D. R. P. Nr.
50265 und Nr. 53549 beschriebenen an.
Auf die Verwendung von p-Amidophenol und p-Amidokresol als
Entwickler in der Photographie wurde Dr. Andresen in Berlin ein Patent (D. R. P. Nr. 60174) ertheilt. Die
vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von p-Amidophenol und von
p-Amidokresol, sowie ihrer Substitutionsproducte, wie Chlor-, Brom- und Jod-Oxy- und
Amido-p-amidophenol und -p-amidokresol, wie auch ihrer Sulfo- und Carbonsäuren zum
Entwickeln photographischer Bilder in halogensilberhaltigen Schichten. Die genannten
Substanzen sollen sich dadurch auszeichnen, dass sie das latente photographische
Bild klar, ausserordentlich schnell und mit bedeutender Kraft entwickeln, so dass
dieselben für gewisse Zwecke, insbesondere für sehr kurz belichtete Aufnahmen, als
werthvoll zu betrachten sind.
Die Herstellung der Entwickelungslösung möge durch folgendes Beispiel erläutert
werden:
In 100 cc kochenden Wassers werden zunächst 30 g wasserfreies, zweifach
schwefligsaures Kalium S2O5K2 und darauf 10 g salzsaures
p-Amidophenol aufgelöst. Zu der erhaltenen Lösung setzt man unter Umrühren langsam
concentrirte Natronlauge, bis der anfangs entstandene breiige Niederschlag sich eben
wieder auflöst.
Für den Gebrauch wird die Lösung des gebildeten p-Amidophenolnatriums mit 5 bis 50
Th. Wasser, je nachdem ein stärkerer oder schwächerer Entwickler gewünscht wird,
verdünnt.
Patentanspruch. Verwendung von p-Amidophenol und von
p-Amidokresol, sowie ihrer Substitutionsproducte zum Entwickeln photographischer
Bilder in halogensilberhaltigen Schichten.
Dr. Andresen besprach die Verwendung des p-Phenylendiamins, sowie des p-Toluylendiamins als Entwickler in
der Photographie, auf welche er zuerst in dem D. R. P. Nr. 46915
hingewiesen hatte:
„Einer allgemeineren Anwendung dieser Producte stand der Umstand im Wege, dass
zur Erzielung genügend gedeckter Bilder stets die Gegenwart von kaustischen
Alkalien nothwendig war. Aus diesem Grunde wurden in der photographischen Praxis
die in dem D. R. P. Nr. 46915 erwähnten Entwickler von denjenigen
Entwickelungssubstanzen überholt, welche entweder eine Verwendung in Gegenwart
kohlensaurer Alkalien bezieh. alkalischer Salze (Sulfite) gestatten oder bei
denen, sofern dennoch Aetzalkalien zugefügt werden, die letzteren nur zur
Bildung der Phenolate dienten, wie beispielsweise bei der als ,Rodinal'
bekannten Lösung von Paraamidophenolnatrium.
„Ich habe nun gefunden, dass das Entwickelungsvermögen des p-Phenylendiamins und
des p-Toluylendiamins durch Einführung von Amido- oder Hydroxylgruppen derart
gesteigert werden kann, dass die so erhaltenen Substanzen nun bereits mit
alkalischen Salzen, wie z.B. Natriumsulfit, Natriumcarbonat bezieh. Gemengen
derselben als kräftige Entwickler im Negativprocess verwendet werden
können.“
„Brauchbare Resultate wurden erzielt unter Anwendung der folgenden Derivate des
p-Phenylendiamins bezieh. p-Toluylendiamins:
Amido-p-phenylendiamin (Triamidobenzol, Beilstein,
II. Aufl. Bd. 3 S. 1088).
Oxy-p-phenylendiamin (durch Reduction des in Beilstein,
Handbuch, II. Aufl. Bd. 2 S. 445, beschriebenen p-Dinitrophenols [γ] 1 : 3 : 6).
Amido-p-toluylendiamin (durch Reduction der aus Diazoverbindungen und
Toluylendiamin 1 : 2 : 4 entstehenden Farbstoffe).
„Die vorgenannten Substanzen gelangen bei Herstellung der Entwickelungslösungen
vortheilhaft in Form ihrer Salze (Sulfate, Hydrochlorate) zur Verwendung; die
den Lösungen derselben zuzufügenden alkalischen Salze haben alsdann die doppelte
Rolle, einerseits aus den Salzen die betreffenden Basen in Freiheit zu setzen,
andererseits das Entwickelungsvermögen, welches diese bereits an sich besitzen,
zu genügender Kraft zu entfalten.
„Die Zusammensetzung der Entwickelungslösungen aus den genannten Aminen und
Alkalisalzen und die Concentration jener Entwicklungslösungen richten sich nach
dem jeweiligen Bedürfniss. Es mag deshalb das folgende Beispiel für Bereitung
einer derartigen brauchbaren Lösung genügen:
In
1000
cc
Wasser werden zunächst
100
g
Natriumsulfit und hierauf
10
g
salzsaures Amido-p-toluylendiamin
aufgelöst.“
Patentanspruch. Verwendung von Amido- und
Oxy-p-phenylendiamin (OH bezieh. NH2 : NH2 : NH2 = 1 : 3 :
6), sowie Amido-p-toluylendiamin (CH3 : NH2 : NH2 : NH2 = 1 : 2 : 4 : 5) zum Entwickeln photographischer
Bilder in halogensilberhaltigen Schichten.
Photographische Papiere.
Einer immer steigenden Beliebtheit erfreuen sich die verschiedenen Mattpapiere
(Copirpapiere mit matter Oberfläche). Die meisten dieser Papiere nehmen mehr oder
weniger gut Platintonung an und man ist daher mit ihrer Hilfe im Stande, den
Platindrucken ähnliche Copien auf einfachem und billigem Wege herzustellen.
Zur Herstellung solcher Mattpapiere kann man sich sowohl des Chlorsilbergelatine-,
als auch des Chlorsilbercollodionprocesses bedienen.
Im ersteren Falle wird von der Eigenschaft, den Gelatineemulsionen mit Stärkezusätzen
matte Schichten zu geben, Gebrauch gemacht; im zweiten Falle benutzt man eigens für
diesen Zweck hergestellte Barytpapiere, Verringerung des Collodiongehaltes und
gewisse Zusätze zur Collodionemulsion, um eine matte Oberfläche zu erzielen. Die
Matt-Celloidinpapiere haben vor den gewöhnlichen Celloidinpapieren des Handels den
unleugbaren Vorzug, dass man die Bilder auf diesen Papieren sowohl mit Bleistift,
als auch mit Retouchirfarben retouchiren kann, ohne ein Abspringen der Farbe u.s.w.
befürchten zu müssen.
Einige dieser Papiere nehmen, in Platintonbädern getont, eine sehr angenehme
braunschwarze Farbe an; andere geben, wenn sie im Goldtonbade schwach getont und hierauf in einem
Platintonbade nachgetont werden, Bilder, welche den echten Platindrucken täuschend
ähnlich sehen.Siehe E. Valenta's diesbezügliche Arbeiten in der Photographischen Correspondenz. Ein
solches Copirpapier ist z.B. das von der Firma Brandt und
Wilde's Nachf. in Berlin in den Handel gebrachte Celloidin-Mattpapier
(Ankermarke).Siehe E. Valenta's diesbezügliche Arbeiten in der Photographischen Correspondenz.
Colby in Zwickau mischt den
Chlorsilbercollodionemulsionen für Celloidinpapier lösliches Goldsalz bei, wodurch
er ein im gewöhnlichen Fixirbade tonendes Copirpapier erhält.D. R. P. Nr. 77162.
Liesegang in Düsseldorf erzeugt ein
Chlorsilbergelatinepapier mit gekörnter Oberfläche, welches er „Netzpapier“ nennt. Dasselbe ist auf
„Pyramidenkornpapier“ von verschiedener Korngrösse hergestellt und
insbesondere für grössere Bilder sehr gut geeignet, indem sich mit Hilfe dieses
Papieres sehr schöne künstlerische Effecte erzielen lassen.
Albuminpapier mit matter Schichte erhält man nach Hubl dadurch, dass man statt des gesalzenen Eiweisses,
wie selbiges zur Herstellung von Albuminpapier gewöhnlich benutzt wird, Gemenge von
Arrowroot-Stärkekleister (2procentig mit 2 Proc. Kochsalz) und Eiweiss (¼ Th.)
verwendet.
Textabbildung Bd. 300, S. 44
Fig. 10.Giessmaschine von Zink.
Zur fabrikmässigen Erzeugung von Celloidinpapieren sind
von mehreren Seiten Giessmaschinen construirt worden.
Eine sehr einfache und dennoch gut und sicher arbeitende derartige Giessmaschine
(Fig. 10) wurde von Zink in Gotha construirt und wird dieselbe von der Firma J. F. Schippang in Berlin in den Handel gebracht.
Den Hauptbestandtheil der Erfindung bildet der Giesskörper d. Derselbe ist so construirt, dass er im Vereine mit der zu präparirenden
Fläche einen Behälter für die Emulsion bildet. Er ist beweglich und wird durch eine
besondere Spannvorrichtung auf die unter ihm befindliche Auflage, die ebenfalls aus
einer Rolle besteht, aufgepresst, so dass die in den Raum eintretende Flüssigkeit
nicht unter dem Giesskörper d einen Abfluss finden
kann. Eine geeignete Transportirvorrichtung zieht das zu präparirende Papier unter
diesem Giesskörper hindurch, die überschüssig aus dem Behälter mitgenommene Emulsion
läuft je nach der Geschwindigkeit, mit welcher sich das Papier fortbewegt, von
der geneigten oder senkrechten Fläche ab. Eine geringere Geschwindigkeit des
Papieres ergibt demnach eine schwache Schicht, eine grössere eine dementsprechend
stärkere. Das über die Walze c geführte Papier bewegt
sich auf einer geraden Fläche in der gezeichneten Weise, der Einwirkung der Luft
behufs Erstarrens ausgesetzt, weiter, um durch eine geeignete Vorrichtung in zum
Trocknen handliche Stücke geschnitten zu werden. Die Emulsion wird vom Behälter
durch eine Leitung bekannter Construction dem Giessraume zugeführt. Die Verwendung
der Maschine kann in allen Fällen erfolgen, wo es sich darum handelt, Flächen mit
einer Flüssigkeit zu überziehen oder theilweise zu tränken.Eder's Jahrb. f.
Photogr. f. 1895, S. 474.
Silbercopirverfahren mit Hervorrufung.
Verschiedene Publicationen über diesen Gegenstand schliessen sich an Valenta's UntersuchungenSiehe Eder's Jahrb. f.
Photogr. f. 1893, S. 53. an; GötzPhotogr. News, 1894 S. 798.
empfiehlt für Celloidinpapier nur so lange zu belichten, bis das Bild schwach
sichtbar wird, und hierauf in folgendem Entwickler hervorzurufen:
Wasser
100
Th.
Pyrogallol
1
Th.
Citronensäure
1
Th.
Natriumsulfit
10
Th.
worauf die Bilder gewaschen und in einem combinirten
Tonfixirbade getont und fixirt werden. (Der obige Entwickler ist der von E. Valenta 1892 für diesen Zweck empfohlene
Hervorrufer. Anmerk. d. Ref.)
Zur Entwickelung von kurz ancopirten Bildern auf Soliopapier (einem englischen
Chlorsilbergelatinepapier, welches von der Eastman-Company in den Handel gebracht wird) empfiehlt der Practical PhotographerMai 1894. eine Lösung von 1 Th.
Hydrochinon, 1 Th. Natriumsulfit, 2 Th. Bromkalium, 4 Th. Bromammonium und 128 Th.
Wasser. Von dieser Lösung werden 150 Vol.-Th. mit 30 Vol.-Th. Natronlauge (1 Th.
Aetznatron in 64 Th. Wasser) und 4 Vol.-Th. Tanninlösung (8 : 440) gemischt. Copirt
wird 1/20 der zum
Auscopiren erforderlichen Zeit, dann in obigem Entwickler hervorgerufen. Wenn die
Hälfte der gewünschten Kraft im Bilde erreicht ist, legt man dasselbe in verdünnte
Essigsäure (12 : 1000), wäscht endlich mit Wasser und tont im Goldtonfixirbade.
Goldtonbäder, Tonfixirbäder, Platin- und
Palladiumtonbäder.
Statt der insbesondere für Celloidinpapier häufig verwendeten
Rhodanammoniumchlorgoldtonbäder empfiehlt LiesegangDer Amateurphotograph, Bd. 7 S. 146.
für Aristopapiere (Chlorsilbergelatinepapiere) Tonbäder mit Rhodanaluminium, welcher
Körper härtend auf die Gelatineschicht der Copien einwirkt, was für. den Gebrauch
solcher Papiere in heissen Gegenden von Werth sein dürfte.
Die Tonfixirbäder werden von den Praktikern vielfach verworfen, da die Meinung,
ein Tonfixirbad könne keine haltbaren Drucke geben, vielfach verbreitet ist. Obwohl
es eine Thatsache ist, dass beim Gebrauche von Tonfixirbädern die Gefahr einer
Schwefeltonung näher liegt als bei getrennten Tonbädern, so lassen sich doch mit
Tonfixirbädern gerade so haltbare Drucke erzielen, wenn entsprechend vorsichtig
gearbeitet wird.
S. Jacobi in Thorn vertheidigt das Tonfixirbad und
betont, dass nur zu rasch tonende derartige Bäder schlecht haltbare, langsam tonende
Bäder aber dauerhafte Bilder liefernDeutsche Photogr.-Ztg., 1894 S.
107., während van Bosch in Freiburg
dieselben entschieden verwirft, indem er behauptet, dass die Celloidinbilder seiner
Meinung nach dadurch unhaltbar werden.Deutsche Photogr.-Ztg., 1894 S.
109.
J. Joe empfiehlt den Zusatz von
Borax zum Alauntonfixirbade. (Alauntonfixirbäder bewirken leicht
Schwefeltonung und beeinträchtigen so die Haltbarkeit der Bilder, sind also nicht zu
empfehlen. Anm. d. Ref.)
Platintonbäder sind namentlich für Mattpapiere beliebt. E.
Valenta studirte die Platintonung bei Weisbrod's CelloidinmattpapierPhotogr. Corresp., 1894 S. 232. und
fand, dass die gewöhnlich benutzten Platintonbäder (Wasser, Kaliumplatinchlorür,
Salpetersäure) den Nachtheil haben, dass die Copien beim nachherigen Fixiren in den
Halbschatten gelbliche Töne annehmen. Viel besser wirken Bäder mit saurem
phosphorsaurem Natron. Die Copien müssen mittels kräftiger, contrastreicher Matrizen
hergestellt und ziemlich dunkel copirt werden. Sodann werden dieselben gewaschen, um
sie von überschüssigen Silbersalzen zu befreien, und in folgendes Platintonbad
gebracht:
Lösung a.
Wasser
500 g
Natrium biphosphoricum
50 g
Lösung b.
Wasser
500 g
Oxalsaures Kali
100 g
a und b werden gemischt und je 100 cc dieser Vorrathslösung werden vor dem Gebrauche
mit 1 cc einer Kaliumplatinchlorürlösung (1 : 10) versetzt. In diesem Platintonbade
nehmen die Copien rasch eine tiefschwarze Färbung an. Man belässt sie so lange im
Bade, bis der Ton in der Durchsicht ein gleichmässig grauschwarzer geworden ist.
Bringt man die Bilder nach dieser Behandlung in ein gewöhnliches Fixirbad
(Fixirnatron 1 : 10 in Wasser gelöst), so geht der graue Ton in einen angenehm
braunen, ähnlich demjenigen der Platindrucke, welche unter Mithilfe von
Quecksilbersalzen entwickelt werden, über. – Werden schwarze Töne gewünscht, so
behandelt man die im Platintonbade getonten Copien statt im Fixirbade in einem
Tonfixirbade. Hierzu erwies sich das von Valenta
angegebene „einfache Tonfixirbad“Siehe
unser Referat in D. p. J. 1895 295 66. sehr gut verwendbar; dasselbe
besteht aus:
Wasser
1000
cc
Fixirnatron
200
cc
Bleinitrat
10
cc
(Auf je 100 cc dieser Vorrathslösung werden in diesem Falle 100 cc Wasser und 5 cc
Chlorgoldlösung (1 : 100) vor dem Gebrauche zugefügt.)
Palladiumsalze werden zur Tonung von
Silbercopirpapierbildern von EdwardsBrit. Journ. of
Photogr., 1894 S. 554. empfohlen. Das betreffende Tonbad
besteht aus Palladiumchlorid, Wasser und Citronensäure und gibt sepiabraune
Töne.
Photographie in natürlichen Farben.
Eine originelle Methode der Wiedergabe der Farben mittels des
indirecten Verfahrens ist jene von Jolly in
England. Nach dessen Verfahren wird mit einer einzigen Aufnahme auf einer
gewöhnlichen Bromsilberplatte ein in der Durchsicht farbig erscheinendes Positiv
erhalten. Zu diesem Zwecke werden auf einer Glasplatte, ähnlich einer Rasterplatte,
durchsichtige, jedoch farbige Striche (9 auf 1 mm) angebracht, und zwar derartig,
dass die ganze Platte dadurch in auf einander folgende schmale Abschnitte zerfällt,
welche in den drei Grundfarben gefärbt sind.
Der eine Strich dieser Abschnitte ist so gefärbt, dass er das Lieht absorbirt,
welches die roth empfindlichen Nerven des Auges erregt, der andere die grünen und
der dritte in gleicher Weise die blauvioletten Strahlen. Als für diesen Zweck
passende Farben sind Chrysoidinorange für Roth, eine Mischung von Aethylgrün und
Chrysoidinorange für Grün, und Wasserblau für Blau gewählt worden. Die so
vorbereitete Scheibe lässt also an keiner Stelle weisses Licht durch, doch neben
einander abwechselnd rothes, grünes und blaues Licht. Presst man nun diese Platte
gegen die Schichtseite einer Trockenplatte, so wird, wenn man dieselbe in der
Cassette der Camera so anbringt, dass die von einem farbigen Gegenstande kommenden
Strahlen erst die Rasterfarbenplatte passiren müssen, ein Bild des Gegenstandes
entstehen, bei dem sich alle in der Natur rothen Theile des Gegenstandes nur auf
denjenigen Stellen abbilden können, wo rothe Rasterlinien sich befinden,
ebendasselbe gilt für die anderen Farben.
Wenn man dann mittels des fertigen Negatives ein Diapositiv macht und dasselbe durch
eine ebensolche Rasterplatte betrachtet, so müssen die Gegenstände, wenn die farbige
Platte richtig gegen das Diapositiv orientirt ist, in den natürlichen Farben
erscheinen. An Stelle des linirten Farbenrasters kann auch ein mit den Grundfarben
punktirter Raster Anwendung finden.Photogr. Chronik, 1895.
Lichtdruck und Photolithographie.
Ueber den gleichzeitigen Druck des Lichtdruckbildes mit
Schriften, Nummern u.s.w. berichtet A.
AlbertPhotogr. Corresp., 1894 S. 286. und
schildert eingehend die verschiedenen Methoden, welche angewendet werden können,
dieses Ziel zu erreichen.
Mit dem Namen Collogravure bezeichnet BalagnyPhotogr. Chronik, 1894. eine Abart
des Lichtdruckverfahrens für den Kleinbetrieb und für Amateure. Auf eine biegsame
Schicht wird ähnlich wie bei den sogen. Films
Bromsilbergelatine aufgetragen, von diesen im Vorrath zu haltenden Bromsilberhäuten
nach Bedarf ein passendes Stück abgeschnitten und in folgender Lösung 5 bis 10
Minuten gebadet:
Wasser
100
Th.
Doppeltchromsaures Kali
3
Th.
hierauf herausgenommen und mit der Schichtseite auf eine Glasplatte
gequetscht; nach 3 bis 5 Minuten zieht man es vom Glase ab und lässt es im Dunklen
trocknen. Die Gegenwart des Bromsilbers in der Copirschicht soll die Empfindlichkeit
wesentlich steigern. Man copirt unter einem Negative so lange, bis alle Details auf
dem Chromatpapiere sichtbar sind, und erst, wenn die tiefsten Schatten vollständig
auf der Rückseite durchgekommen sind, nimmt man das Blatt heraus und setzt es auf
schwarzer Sammetunterlage, die Rückseite nach oben, 40 bis 60 Secunden dem
zerstreuten Tageslichte aus. Es wird gewaschen, das Bromsilber mit Cyankaliumlösung
(5procentig) ausfixirt und nochmals ausgewässert. Zum Drucke werden die Blätter auf
eine gut polirte Zinkplatte gelegt; die Druckfläche wird mit reinem Terpentin
übergossen und abgetupft. Schliesslich wird die so vorbereitete Lösung mittels eines
Schwammes mit Natronwasserglaslösung (3 : 10) befeuchtet. Vor dem Drucke wird alle
überschüssige Feuchtigkeit mit einem Baumwollenbauschen entfernt, eine 20procentige
Glycerinlösung aufgegossen, der Ueberschuss entfernt und in gewöhnlicher Weise mit
der Druckfarbe eingewalzt, worauf gedruckt werden kann. (Einfach ist das Verfahren
keinesfalls. Anm. d. Ref.)
Das Verfahren, von Lichtdruckplatten Ueberdrucke auf
Stein zu machen, wird gegenwärtig von G.
AlbersPhotogr. Corresp., 1894 S. 529. in
Hannover ausgeübt, welcher mit demselben recht schöne Resultate erzielte, die guten
Autotypien in Kornmanier gleichkommen; ein derartiges Verfahren ist auch in der
Wiener k. k. Hof- und Staatsdruckerei seit dem Jahre 1891 in Ausübung und wurden
damit sehr schöne Erfolge erzielt.Eder's Jahrb. f. Photogr. f. 1895, S.
521.
Ein ähnliches Verfahren wird auch neuestens von WaterlooEder's Jahrb. f. Photogr. f. 1895, S.
520. in London unter dem Namen Phototint
zur Herstellung von verschiedenen Drucken für technische Zwecke verwendet.
Ueber Lichtdruckplattenpräparation schreibt Ad. BeroldPhotogr. Wochenbl., 1895. eine sehr
detaillirte Abhandlung. Es ist bemerkenswerth, dass derselbe das früher übliche
Auswässern der Bierschicht entfallen lässt, weil demselben seiner Meinung nach kein
praktischer Werth zukommt und die Arbeit nur unnöthig verzögert wird.
Ein neues System von Farbendruckschnellpressen wurde dem
John Lucy Davies patentirt (D. R. P. Nr.
77815).
Bei diesen Schnellpressen kommen die Farben in trockenen compacten Blöcken zur
Anwendung; vor jedem Abzüge wird von dem betreffenden Farbenblocke mit Hilfe eines
Lösungsmittels eine dünne Farbschicht abgenommen und auf die Druckfläche übertragen.
Diese Methode ist bei Buntdruckmaschinen aller Art, Lithographiepressen u.s.w.
anwendbar und lässt sich die dazu nöthige Einrichtung leicht an schon bestehenden
Maschinen anbringen.
Zum Bedrucken und Illustriren von Reliefs auf beliebig
gekrümmten Flächen nahm A. Reich in Hanau a. M. ein
Patent (D. R. P. Nr. 77793).
Das Verfahren des Genannten beruht auf der Thatsache, dass ein in allen seinen
Theilen gleichmässig vulcanisirtes Stück Gummi elasticum bei gleichmässigem Zug oder
Druck sich auch in allen seinen Theilen gleichmässig ausdehnt bezieh.
zusammengedrückt wird. Eine dünne elastische Gummiplatte dient als Druckfläche.
Dieselbe wird mittels einer Hohlform (Matrize) auf das zu bedruckende Relief
(Patrize) gepresst und druckt daher als Hohlform. Die Druckfläche enthält die auf
dem Relief darzustellende Schrift u.s.w. in der Projection auf eine Ebene gezeichnet
und überträgt beim Druck diese Zeichnung genau auf das Relief.
Zinkographie und Zinkätzung.
Ein zinkographisches Verfahren mit Albumin beschreibt Henri
Calmens.The Photogramm, 1894. Als
lichtempfindliche Substanz empfiehlt derselbe folgende Mischung:
I.
WasserEiweiss (wahrscheinlich
trocke- nes)Gesättigte Lösung von doppelt- chromsaurem
KaliGesättigte Lösung von doppelt- chromsaurem Ammoniak
10010105
ccgcccc
oder
II.
EiweissWasser(Doppeltchroms. Ammoniak
484808
Th.Th.Th.
Um eine dieser Lösungen darzustellen, bringt man in eine Glasflasche gereinigte
Glasbrocken, fügt die Substanzen hinzu und schüttelt etwa 1 Minute. Nach etwa 2
Stunden Ruhe filtrirt man die Lösung durch Baumwolle und benutzt sie sofort oder
längstens nach 2 Tagen. Soll die Lösung sich länger halten, so wird ihr etwas
Citronensäure zugesetzt. Die reingeputzten Zinkplatten sollen vor dem Aufgiessen der
lichtempfindlichen Substanz 1 Minute in folgende Säuremischung gelegt werden:
Wasser
1¾
l
Salpetersäure
22
cc
Alaun
66
g
Nach dem Copiren werden die Platten leicht mittels einer durch Terpentinöl verdünnten
Umdruckfarbe eingeschwärzt, und in kaltem Wasser entwickelt, schnell getrocknet und
sofort mit einem Harzpulver eingestaubt, welches aus
syrischem Asphalt
60 Th.
Laubholzpech (?)
25 Th.
Fichtenharz
15 Th.
besteht. Diese Ingredienzien werden in einem eisernen Tiegel
durch 1 bis 2 Stunden erhitzt und hierauf fein pulverisirt. Die so eingestaubte
Platte wird gut abgestaubt und angeschmolzen, worauf sie nach bekannter Weise geätzt
werden kann. Einen grossen Werth legt Calmens der
richtigen Zusammensetzung des Harzstaubes bei, und behauptet, dass ein Ueberschuss
von Asphalt graue Drucke, sogen. fetter Asphalt dagegen unscharfe Bilder
bewirkt.
Schon lange ist man bemüht, die schweren lithographischen Steine, welche in den
Magazinen der grossen Druckereien ungemein viel Platz für sich in Anspruch nehmen,
durch ein anderes, leichteres und compendiöseres Material zu ersetzen. In erster
Linie waren es Zinkplatten, welche mit einer Kalksinterschicht versehen wurden, die
als Druckfläche in derselben Weise, wie dies beim lithographischen Stein der Fall
ist, functionirte. Auf ein solches Verfahren, Metallplatten
zum Ersatze von lithographischen Steinen vorzubereiten, wurde Hugo Bittner in Brüssel ein Patent (D. R. P. Nr. 76453)
ertheilt.
Nach der Patentschrift wird in folgender Weise vorgegangen: Eine dünne Metall platte
wird zunächst von der sich eventuell vorfindenden Oxydschicht befreit und mittels des
Sandstrahlgebläses gekörnt. Die Körnung ist eine verschiedene, je nachdem die Platte
für Ueberdruck, Feder- oder Kreidezeichnung Verwendung finden soll. Hierauf wird die
Platte mit einer Eiweisslösung, bestehend aus 34 g Albumin, 17 g Natronwasserglas
und 400 cc Wasser, gleichmässig bestrichen und trocknen gelassen, dann in ein Bad
von Calciumsulfat1 l Kalkwasser wird
mit 3 bis 4 g Schwefelsäure versetzt, nachdem demselben vorher 2 g
Phosphorsäure zugefügt wurden. gebracht, in dem sie nur so lange
verbleibt, bis sich auf der ganzen Oberfläche ein feiner Niederschlag gebildet hat,
welcher nach abermaligem Trocknen in einem erwärmten Raume mit dem Silicate und
Albumin eine ausserordentlich dünne und feste Schicht bildet. Diese Schicht nimmt
die lithographischen Farben so gut an, dass bei richtiger Behandlung 60000 bis
100000 Abdrücke gemacht werden können.
Um den Einfluss der Luft auch auf die Rückseite der Platten zu beschränken und jede
Einwirkung des Bades daselbst zu verhindern, werden sie mittels einer Lösung von
Asphaltlack in Terpentin ganz dünn bestrichen. Die Vorderseite, auf welcher sich die
Zeichnung befindet, ist mit einer leichten Schicht einer Lösung von Gummi arabicum
in Zuckerwasser zu bestreichen.
So aufbewahrte Platten können keinen Schaden leiden und die auf ihnen befindlichen
Zeichnungen liefern noch nach Jahren ebenso schöne Abdrucke wie ursprünglich.
Patentanspruch: Verfahren der Vorbereitung von
Metallplatten zum Ersatz lithographischer Steine, gekennzeichnet dadurch, dass
gekörnte Metallplatten auf kaltem Wege mit einer Lösung von Albumin und Wasserglas
behandelt und dann in ein Bad von schwefelsaurem Kalk gebracht werden, um eine den
Lithographiestein ersetzende Schicht zu erhalten.
Zur Bearbeitung der Zink- und Kupferätzungen behufs deren Fertigstellung zum Drucke
(Hobeln, Ausfräsen, Lochen, Aufstöckeln u.s.w.) sind in der Praxis eine grosse
Anzahl von Maschinen in Verwendung, welche eine wesentliche Verbilligung der
betreffenden Arbeiten mit sich bringen.
Zur Herstellung des Randes der Zinkclichés, mittels dessen Hilfe diese Clichés für
den Buchdruck auf den betreffenden Holzstöckeln befestigt werden, dienen sogen.
Bestossladen.
Diese von Karl Kempe in Nürnberg construirte Bestosslade
ermöglicht eine Einstellung der Bestossgrösse und gleichzeitig erlaubt sie es, das
Cliché mit Hilfe der Vorderstellung einzuklemmen.
Zum Lochen der facettirten Zinkclichés bringt die genannte Firma eine sehr praktische
und einfache Stanzmaschine, „Widder-Cliché-Lochmaschine“ genannt, in den
Handel.
Unter dem Namen Rautingmaschinen sind in Amerika
Hilfsvorrichtungen zur Bearbeitung von Zink- und Kupferclichés in Gebrauch.
Nunmehr werden diese Maschinen, welche dem Chemigraphen die verschiedensten Dienste
leisten, auch in Deutschland, von der Nürnberger Firma C.
Kempe, erzeugt. Der Fräser macht bei einer Rautingmaschine mit Kraftbetrieb
7600 Umdrehungen in der Minute und bewältigt die bisher so unangenehme und
zeitraubende Arbeit des Ausschneidens der Leerstellen in Zink- oder
Kupferclichés in sehr kurzer Zeit. Die geätzte Platte wird auf den mit einer grossen
Anzahl von Rinnen versehenen Arbeitstisch gebracht und dort mittels Klemmen
eingespannt. Die beiden Arme der Rautingmaschine laufen in Sicherheitsführung, der
rechte Arm auf einer Ovalscheibe und der linke mit dem Fräser auf einer federnden
Leiste in Gabellagern. Der Aetzer kann beide Arbeitsarme zu gleicher Zeit mit
Sicherheit regieren und auf dem Raume von 40 × 40 cm – dies ist das kleinste Format,
in welchem die Maschine gebaut wird – jede Stelle mit dem Fräser berühren. Das wäre
die hauptsächlichste Arbeit, welche die Rautingmaschine zu verrichten hat; sie
leistet aber noch mehr, indem sie die geätzten und ausgefrästen Platten auch
zerschneidet, genau wie der Aetzer sie braucht; zu diesem Zwecke wird die an der
Stirnseite der Maschine sichtbare Spindel, welche den Arbeitstisch nach vorn oder
rückwärts schiebt, in Bewegung gesetzt und der linke Arbeitsarm durch eine
Spannversicherung in feste Schneidstellung gebracht. Als weitere Leistung sei noch
erwähnt, dass die Rautingmaschine auch zugleich facettirt! Jede Facettenart, ob
schräg oder gewinkelt, kann auf der Rautingmaschine in grösster Sauberkeit gefräst
werden. Die Rautingmaschine ist auch zugleich Bohrmaschine für Clichéstifte oder
Corrigiröffnungen aller Art. Für jede Arbeitsleistung sind besondere Fräser bezieh.
Bohrstifte vorhanden. Sie leistet diese Arbeit noch weit leichter in weicheren
Metallen und in Holz. Kempe's Rautingmaschine hat gegen
das amerikanische Modell verschiedene Verbesserungen.
In Amerika werden gegenwärtig sehr gute Rautingmaschinen von John Royle and Sons in Paterson, New YerseyNäheres siehe Eder's
Jahrb. f. Photogr. f. 1895, S. 542., gebaut und sind
diese Maschinen in England und Amerika am meisten in Anwendung, während dieselben in
Deutschland nur von einer Firma benutzt werden.
Autotypie.
Gegenwärtig werden zu Rasteraufnahmen für die Zwecke der Autotypie auf Zink oder
Kupfer fast überall die gekreuzten Rasterplatten verwendet, wie solche in
vorzüglicher Ausführung von der Firma Lewy in
Philadelphia erzeugt werden.Vgl. unser
vorjähriges Referat in dieser Zeitschrift. E.
und V. Diese Raster werden in
verschiedener Feinheit des Netzes erzeugt und kommen hierbei 32 bis 80 Linien auf
das Centimeter, die gröberen und mittleren Raster dienen für Zink- und Kupferclichés
von grösseren Bildformaten, während die feinsten Raster sich vorzüglich für kleinere
Bildformate und Kupferclichés eignen, welche übrigens ein vorzüglich satinirtes
Papier und gute Farben erfordern, wenn sie schöne Resultate liefern sollen.Photogr. Times,
1894.
Lewy's neuester Raster besteht aus parallelen sich
kreuzenden Linien, welche in der Dicke und im Abstande von einander variiren, so
dass in Gruppen angeordnete, verschieden grosse Lichtdurchlassöffnungen und
Lichthindernisse gebildet werden.Eder's Jahrb. f. Photogr. f. 1895, S.
549.
E. Gaillard in Berlin bringt Rasternetze in den Handel,
welche aus undurchsichtigen, transparenten und dazwischenliegenden
halbdurchsichtigen Punkten bestehen. Diese Netze sollen im Mittel auf 1 qc 10000
Punkte enthalten und in Folge ihrer Halbtonpunkte eine viel reichere Variation der in den
Autotypienegativen zu schaffenden Punktlinien und Flächenbildung ermöglichen,
während die gedeckten Punkte das Bild bilden.Vgl.
Allgem. Anzeiger f. Druckereien, 1894 S.
176.
(Wir bemerken hierzu, dass nach R. SachersPhotogr. Corresp.,
1894 S. 571. ein Rasternegativ, bei welchem nicht alle
durchsichtigen Stellen gleich klar und alle gedeckten Stellen gleich undurchsichtig
sind, für die Zwecke der Autotypie zur Herstellung guter Negative unbrauchbar ist.
Anm. d. Ref.)
Ueber die Erzielung von Linien bei Aufnahmen mittels des
gekreuzten Rasters berichtet F. E. Ives.Vortrag, gehalten im Londoner
Camera-Club.
„Es wird alle Hochätzer überraschen, zu hören, dass man mit dem gekreuzten Raster
ebenso leicht einfache Linien erhalten kann, wie mit einfacher Liniatur,“
schreibt Ives,
„das Problem ist aber sehr einfach zu erklären, wenn man die Wirkung eines
richtig eingestellten gekreuzten Rasters auf die Platte beobachtet.
„Es gibt nämlich eine gewisse Entfernung des Rasters von der Platte, in welcher
das Lochbild für unsere Zwecke am passendsten ist, und wenn diese Entfernung
gefunden ist, kann die Grösse und Form des Lochbildes nach Belieben durch die
Weite und Form der Oeffnung des Diaphragmas (Blende) regulirt werden. Wenn wir
ein solches mit langer und schmaler Oeffnung verwenden, dessen Richtung so
steht, wie eine der Linien des Rasters, so wird das Negativ in Folge der nur in
einer Richtung laufenden Lochbilder entweder eine einzige zart abgetonte
fortlaufende Linie zeigen, oder eine solche, welche in den Halbtönen fortlaufend
und an den Enden der Scala punktirt ist, oder aber ein gekreuzter Ton, dessen
eine Linie schärfer ausgedrückt ist, je nach der Länge, Weite oder der Form der
Linsenblende.....“ Weiter bemerkt Ives, dass es
nicht möglich ist, mit einlinigen Blocks (für den Dreifarbendruck) so genaue
Wiedergabe der Licht- und Schattentöne zu erzielen, wie mit gekreuzten Linien.
R. Sachers aus New York schreibt über Raster negative.Photogr. Corresp., 1894 S. 569. Der
Genannte fand, dass die Form der erhaltenen Punkte bei Rasteraufnahmen von der Form
der Blendenöffnung abhängig sei, und spricht seine Anschauungen hierüber in
folgenden Sätzen aus:
„Das Rasternegativ, wie es zur Herstellung einer Buchdruckplatte nöthig ist,
entsteht dadurch, dass der vor der lichtempfindlichen Platte befindliche
Kreuzraster wie ein System von kleinen Lochcameras wirkt.
„Jede Oeffnung des Rasters projicirt die Form der Blendenöffnung auf die
lichtempfindliche Platte, und zwar in einer Grösse, welche durch die Intensität
des von den einzelnen Stellen des Originals reflectirten Lichtes bedingt
ist.“
Zur Erzielung tadelloser Rasternegative ist nach Sachers
nothwendig:
1) dass man geschnittene Originalkreuzraster und nicht Raster benutze, welche von
minder exacten photographischen Copien oder nach Papierrastern hergestellt
wurden;
2) richtige Verwendung der Blenden;
3) absolute Deckung der Punkte im Rasternegative und scharfe Begrenzung derselben
gegen die absolut durchsichtigen Theile.