Titel: | Neuere Pumpen. |
Autor: | Fr. |
Fundstelle: | Band 300, Jahrgang 1896, S. 81 |
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Neuere Pumpen.
(Schluss des Berichtes S. 55 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuere Pumpen.
Die Maschinen- und Armaturfabrik vorm. Klein, Schanzlin und
Becker bringt seit Kurzem eine Fig. 38
ersichtliche neue Walzenpumpe in den Handel (D. R. P. Nr. 80397), bei welcher
dem diesen Pumpen gewöhnlich anhaftenden Uebelstande, dass in Folge ungleicher
Umdrehungsgeschwindigkeiten der rotirenden Walzen ein baldiges Abschleifen und
Undichtwerden derselben entsteht, durch eine veränderte Anordnung der
Rotationskörper abgeholfen ist. Es dichten nur die beiden diametral
gegenüberstehenden nachstellbaren Flügel der oberen Walze gegen das Gehäuse ab,
während sie die Ausschnitte der unteren Walzen frei durchlaufen, so dass die Walzen
sich gegenseitig nicht schleifen und in Folge dessen auch nicht abnutzen, selbst
dann nicht, wenn die Antriebsräder der Walzen ausgeschliffen oder sich verschoben
haben sollten.
Textabbildung Bd. 300, S. 81
Fig. 38.Walzenpumpe von Klein, Schanzlin und Becker.
Die Achsen der Walzen sind in Stopfbüchsenlagern der beiden Gehäusedeckel geführt;
die Achse der oberen Walze trägt eine feste und lose Riemenscheibe.
Die Pumpen können für kalte, heisse, dünne und dicke Flüssigkeiten Verwendung finden
und eignen sich für Förderhöhen bis zu 20 m.
Textabbildung Bd. 300, S. 81
Kapselräderpumpe von Brackemann.
Um zu verhüten, dass sich bei Kapselräderpumpen die Zähne der zur Uebertragung der
drehenden Bewegung von einem Kapselrade auf das andere gewöhnlich angeordneten
Zahnräder in Folge der bei den verschiedenen Stellungen der Kapselräder grösser oder
geringer auftretenden gleitenden Reibung stark und ungleichmässig abnutzen, hat Friedrich Brackemann in Augsburg (D. R. P. Nr. 82598)
die Einrichtung getroffen, dass die Uebertragung dieser Bewegung theils durch ein
zwischen Rollenzapfen des angetriebenen Rades eintretendes Zweizahnrad, theils durch
an beiden Rädern angeordnete Zahnradsegmente erfolgt, derart, dass bei derjenigen
Stellung der. beiderseitigen Kapselräder, bei welcher zur Uebertragung der Bewegung
der grösste Widerstand zu erwarten ist, die beiden grossen Zähne des Antriebrades
mit rollender Reibung auf Rollenzapfen des angetriebenen Rades wirken, während
unterdessen die Zahnradsegmente ausser Eingriff bleiben können, dagegen nach
theilweiser oder vollständiger Ueberwindung der vorerwähnten ungünstigen Stellung
vorwiegend oder ausschliesslich die Zahnradsegmente durch ihren Eingriff mit
einander die Bewegungsübertragung vermitteln.
Fig. 39 und 40 lassen einen
derartigen Antrieb erkennen. Auf der Achse des Antriebkapselrades sitzt die Scheibe h, deren eine Stirnfläche als Zweizahnrad ausgebildet
ist. Die beiden Zähne gg treten bei gewissen Stellungen
zwischen Rollenzapfen i auf der benachbarten
Stirnfläche eines auf der Achse des anzutreibenden Kapselrades sitzenden Rades k ein und übertragen auf dieses Drehbewegung. Ausserdem
befinden sich an beiden Rädern (h und k) die Zahnradsegmente l,
welche entweder so gestellt sind, dass sie nur dann mit einander in Eingriff treten,
nachdem der Eingriff des Zweizahnrades mit den Rollenzapfen i beendet ist, oder welche auch durch ununterbrochen (aber zeitweilig nur
lose) in Eingriff befindliche Zahnräder ersetzt werden können. Bei der auf den
Abbildungen ersichtlichen Stellung wirkt auf die Rollenzapfen i nur der als Zweizahnrad ausgebildete Theil g des Rades h, während zur
Entlastung der Zahnradsegmente l bei dieser
Bewegungsperiode deren Zähne an dieser Stelle so viel Spielraum erhalten, dass sie
nicht in wirksamen Eingriff mit einander kommen können. Bei der Weiterdrehung des
Antriebrades gelangen dann die Zahnräder l wieder in
Eingriff.
Die F. W. Blaydes und R. C.
Thomson, Glasgow, im J. 1894 unter Nr. 3621 in England patentirte
Flügelpumpe besteht aus einer excentrisch in dem Pumpengehäuse gelagerten Trommel
aus Holz, welche sich zwischen eisernen Seitenscheiben bewegt; letztere haben
zahnartige Auskragungen, in denen die inneren Enden von Schaufeln mittels Zapfen
gelagert sind. Die messerartig geformten Schaufeln haben Achsen mit Laufrollen,
welche in ringförmigen Nuthen der Seitenwände des Gehäuses laufen. Bei der Drehung
der Trommel werden die Schaufeln hin und her bewegt, so dass sie in der tiefsten
Stellung radial, in der höchsten fast tangential stehen. Um die Bildung eines
Vacuums zu verhüten, ist an geeigneter Stelle der einen Seitenwandung des Gehäuses
eine kurze Rinne angebracht.
Die Maschine kann nach einigen Abänderungen auch als Dampfmotor, sowie als Ventilator
dienen.
Eine mittels Druckwasser betriebene Gangspille der Dockanlagen zu Bordeaux von Samain, bei welcher, den jedesmaligen Widerständen
entsprechend, eine selbsthätige Verstellung der durch Stangen mit den Kolben der
Druckwassercylinder verbundenen Kurbelzapfen erfolgt, derart, dass der Hub der
Kolben und damit die Arbeit des Motors sich innerhalb gewisser Grenzen den
jedesmaligen Widerständen anpasst, indem eine kleinere oder grössere
Druckwassermenge in die Cylinder gelangt, beschreibt Bulletin de la Société d'encouragement (4. Reihe) Nr. 80.
Die Construction der zur Verwendung kommenden Kurbeln beruht auf dem nachstehend
beschriebenen Princip:
Anstatt, wie es gewöhnlich geschieht, die Kurbel, auf welche die Kolben mehrerer
Druckwassercylinder arbeiten, mit der zugehörigen Welle aus einem Stück zu schmieden
oder eine Kurbelscheibe mittels Keiles auf dem äussersten Ende dieser Welle zu
befestigen, ordnet Samain, wie Fig. 41 ersichtlich, eine mit der Welle F
fest verbundene Scheibe N an, welche einen
excentrischen Zapfen E trägt, um welchen sich eine
zweite Scheibe M von genügender Stärke frei bewegt.
Letztere hat eine ringförmige Aussparung, in der zum Theil ein Kolben P mit Lederstulp p liegt;
sie trägt ferner eine Zwischenwand B und den
Kurbelzapfen D, über welchen die mit den Arbeitskolben
verbundenen Treibstangen greifen. Durch die mittlere Bohrung der Kurbelwelle
F gelangt Druckwasser aus einem am unteren Ende der
ersteren einmündenden Röhrchen in die ringförmige Aushöhlung der Scheibe N und wirkt hier behufs Aenderung des räumlichen
Inhaltes derselben auf die Wand B. Die Mitte des
Zapfens D dreht dann ebenfalls um E und es kann sich ihr Abstand von der Achse F, je nach den ausgeübten Druckkräften, in jedem
Augenblicke ändern. So lange die Widerstände gleich der Treibkraft sind, wird die
Scheibe M in Bezug auf N
ihre Lage beibehalten, und auch die Entfernung des Zapfens D von der Achse F dieselbe bleiben.
Textabbildung Bd. 300, S. 82
Fig. 41.Pumpe von Samain.
Wachsen die Widerstände, so wird das in die Ringnuth der Scheibe M tretende Druckwasser eine entsprechende Wirkung auf
die Wandung B ausüben und der Abstand des Kurbelzapfens
D von der Achse E ein
grösserer werden, sofern nämlich die Druckwirkung desselben Wassers auf die
Treibkolben die erstere nicht überwiegt. Ist letzteres aber der Fall, so wird die
Wand zurückgetrieben, der Inhalt der Ringnuth verringert sich und der Kurbelzapfen
ändert jetzt seine Stellung im entgegengesetzten Sinne als vordem. Fig. 42 und 43 lassen die Anordnung
dieser Construction an der Gangspille erkennen. Die Trommel C der Spille ist am oberen Ende einer senkrechten, in einem oberen Hals-
und unteren Fusslager geführten Welle G befestigt, die
am unteren Ende ein grosses Zahnrad O trägt, welches
durch eingreifende Getriebe O' und O'' auf den Kurbelwellen F
und F' zweier mittels Druckwasser betriebener Motoren
in Umdrehung versetzt wird. Die senkrechten Stangen tt't1t'1 gestatten mit Hilfe der Pedale P'P'1 und der
Doppelhebel LL1 eine
Auf- und Abwärtsbewegung der auf den Kurbelwellen verschiebbar angeordneten
Kuppelungshälften KK1.
Bei bedeutenden Widerständen (im vorliegenden Falle entsprechend einer
Maximalbelastung bis zu 12 t) werden die beiden Kurbelwellen von den zugehörigen
Wassermotoren bethätigt und die Umdrehungen derselben durch die Getriebe O'O'' auf das Zahnrad O
übertragen.
Bei geringen Widerständen (unter 6 t) wird nur einer der beiden Motoren in Gang
gebracht.
Mit Hilfe zweier am Boden des Apparates angebrachter Pedale lassen sich ferner
mittels der Doppelhebel L'L'1 die Ventile in den Vertheilungsgehäusen I
und I1, welche mit dem
vom Accumulator kommenden Druckrohr in Verbindung stehen, entsprechend einstellen.
Die Rohre TT1 dienen
zur Speisung der beiden auf gusseisernen Böcken S
montirten Motoren M'M'1.
Jeder Motor besteht aus drei schwingenden Cylindern mit Zuflussöffnungen für das
Druckwasser im Boden derselben; dieselben bilden, um die für die Ortsveränderung der
Achsen in gleicher Horizontalebene erforderliche Nachgiebigkeit zu erzielen, je ein
Kniegelenk; die Zapfen D und D1 der den drei gekuppelten Motoren
gemeinsamen Kurbel werden von den äussersten Enden der Kolbenstangen umfasst, die
gleichzeitig auch die Schubstangen der schwingenden Cylinder bilden.
Am äussersten Ende jeder Kurbelwelle F und F' finden sich die Kurbelscheiben mit veränderlichem
Hub angeordnet, von denen jede sich aus den oben genannten Einzeltheilen
zusammensetzt. Das Druckwasser wirkt beständig in den ringförmigen Räumen XX1, in welche es durch mittlere Bohrungen der
Kurbelwellen aus den Rohren AA1 gelangt, und verändert die Lage der Kurbelzapfen
DD1 hinsichtlich
der Achsen FF1 in jedem
Augenblicke, so dass die von den Motoren geleisteten Arbeiten den jedesmaligen
Widerständen entsprechen.
In derselben Zeit gelangt auch das Druckwasser allmählich hinter jeden Kolben der
Cylinder M'M'1M'2 durch die
Rohrleitungen T''T''1T''2, deren obere
Mündungen für das Ein- oder Ausströmen des Druckwassers durch kreisförmige Schieber
U und U1 geöffnet und geschlossen werden, deren Achsen u und u1 in den Verlängerungen der Mitten der Kurbelwellen
FF' liegen und ihre Bewegungen in der Fig. 42 ersichtlichen
Weise von den Treibkurbeln DD1 aus erhalten.
Zum Ingangsetzen des Apparates genügt es nach Vorstehendem auf die Pedale P' oder P'1 zu drücken, sofern man annehmen kann, dass die am
Umfange der Trommel C wirkende Kraft diejenige Grenze
nicht überschreitet, für welche die Arbeitsleistung einer einzigen Cylindergruppe
ausreicht.
Die senkrechte Bewegung der Pedale überträgt sich auf die Stange t oder t1, welche in a oder a1 eine Kerbe haben, in welche ein Riegel v oder v1 eingreift. Der Apparat ist dann so lange
ausgerückt, bis man mittels der Druckstangen t' oder
t'1, sowie des Hebels b oder
b1, der wagerechten Stange d
oder d1 und einer in
der Büchse p oder p1 liegenden Schraubenfeder den Riegel v bezieh. v1 aus der Kerbe der Stangen t oder t1
herauszieht. Die letztgenannten Stangen werden dann unter Wirkung einer Feder p' oder p'1 nach oben getrieben und der Apparat ist
eingerückt.
Samain hat das Princip des Motors mit veränderlichem Hub
auch bei einer Pumpe für veränderliche Leistungen angewandt, derart, dass das von
der Pumpe geförderte Wasservolumen sich je nach der Druckhöhe, welche zu überwinden
ist, vermindert und die Pumpe stets dieselbe mechanische Arbeit zu ihrem
Ingangbringen und Betreiben erfordert.
Ueber eine andere von Samain erfundene, als
Druckmultiplicator bezeichnete Pumpe, welche mit Hilfe einer unter niederem
Drucke stehenden grösseren Wassermenge eine kleinere Wassermenge auf entsprechende
bedeutende Höhen fördert, ist bereits 1895 297 * 193
berichtet.
Eine Pumpe mit elliptisch bewegtem Kolben von de
Montrichard in Montmédy findet sich in dem Bulletin
de la Société d'encouragement, Bd. 6 4. Reihe Nr. 63 S. 93,
beschrieben.
Textabbildung Bd. 300, S. 83
Gangspill von Samain.
Die Pumpe arbeitet nach folgendem Princip: In einem Cylinder von kreisförmigem
Querschnitt liegt eine mittels Stopfbüchsen beider Deckel nach aussen abgedichtete
Stange. Schneidet man den Cylinder durch eine schräg zur Achse liegende Ebene, so entsteht eine
elliptische Fläche, die als eine der Aussenflächen eines Kolbens von gewisser Breite
betrachtet werden kann, welche den Cylinder in zwei verschiedene Kammern theilt. Hat
man diesen schrägen Kolben an einem Punkte der Stange festgelegt und ertheilt dieser
eine Drehbewegung, zwingt ferner die verschiedenen Punkte einer der Ellipsen am
Umfange des Kolbens oder die elliptische Linie, welche der Mittelebene des Kolbens
entspricht, nach einander denselben Punkt an der Innenwandung des Cylinders zu
berühren, so erhält der Kolben auch eine seitliche Verschiebung auf seiner
Achse.
Textabbildung Bd. 300, S. 84
Fig. 44.Pumpe von de Montrichard.
Letztere wird bei der Fig. 44 und 45 ersichtlichen Pumpe durch zwei konische, auf festen
Bolzen in der cylindrischen Wandung C drehbar sitzende
Rollen g erreicht, zwischen denen der elliptische
Kolben P gleitet.
Um den Apparat zu vervollständigen, genügt es, am unteren Theile des Cylinders eine
mit dem Saugrohr R in Verbindung stehende rechteckige
Oeffnung o und am oberen Theile eine gleiche Oeffnung
o' anzubringen, welche mit dem Druckrohr R' communicirt.
Textabbildung Bd. 300, S. 84
Fig. 45.Pumpe von de Montrichard.
Bringt man die Kolbenstange T von Hand oder mittels
einer Riemenscheibe in Umdrehung, so läuft auch der Kolben P mit um und bewegt sich gleichzeitig auf seiner Stange hin und her, wobei
er abwechselnd die Saug- und Drucköffnungen o bez. o' des Cylinders öffnet und schliesst, so dass eine
gewisse Wassermenge in die Pumpe treten und auf eine gewisse Höhe gedrückt werden
kann.
Ein einziges Ventil a genügt für das Betreiben der
Pumpe.
Um einen beständigen Wasserausguss zu erreichen, sind Saug- und Druckwindkessel
angeordnet.
Das Unterbringen der Gleitrollen im Inneren des Cylinders ist dann nicht rathsam,
wenn die Pumpe zum Fördern scharf ätzender Flüssigkeiten Verwendung finden soll. In
derartigen Fällen empfiehlt es sich, die Rollen ausserhalb des Cylinders in der Fig. 46 ersichtlichen Weise anzubringen.
Hierbei sind die beiden Cylinderdeckel über die Stopfbüchsen hinaus verlängert
und ihre Endflächen bilden geneigte Bahnen für die auf ihnen gleitenden, durch je
eine Art Kurbel mit der Kolbenstange verbundenen Rollen g. Die eine Kurbel M ist verlängert und
bildet gleichzeitig die Treibkurbel.
Ertheilt man mittels dieser Kurbel der Stange T eine
Rotationsbewegung, so bewegt sie sich zufolge der schrägen Führungen für die beiden
Rollen auch hin und her. Keilt man nun auf die Stange T
einen gewöhnlichen Kolben P, so wird auch dieser längs
des Cylinders fortschreiten und der Inhalt der beiden Kammern in letzterem sich
ändern, gleichzeitig aber auch ein Oeffnen und Schliessen der Saug- und Drucköffnung
in der Wandung des Cylinders stattfinden.
Man erhält so eine der vorigen analog arbeitende Pumpe, nur dass die Rollen sammt
ihren Gleitbahnen mit der zu fördernden Flüssigkeit nicht mehr in Berührung
kommen.
Auch für Dampfpumpen lassen sich die besprochenen Einrichtungen verwerthen.
Textabbildung Bd. 300, S. 84
Fig. 46.Pumpe von de Montrichard.
Die Kolbenstange des Pumpencylinders tritt dann mit ihrer Verlängerung in einen
angeschlossenen Dampfcylinder; in diesem bewegt sich ein Kolben, der auch
gleichzeitig die Dampfvertheilung besorgt, indem er dem hochgespannten Dampfe
abwechselnd Zutritt auf seine beiden Endflächen gestattet, so dass die nothwendige
hin und her gehende Bewegung entsteht. Unter der Wirkung dieses Dampfes führt dann
die den beiden Cylindern gemeinschaftliche Kolbenstange eine geradlinige Bewegung
und der zwischen zwei inneren Rollen gleitende schräge Kolben im Pumpencylinder
sammt seiner Stange eine Drehbewegung aus, die zur axialen Verschiebung des
Steuerkolbens bezieh. der in diesem behufs Regelung der Dampfvertheilung
angeordneten Kanäle für Ein- und Ausströmung des Dampfes nothwendig ist.
Ein am Ende der Stange aufgekeiltes Schwungrad gestattet in einem gewissen Maasse die
Ausnutzung des Arbeitsdampfes durch seine Anfangsspannung und Expansion. Den
schrägen Kolben im Pumpencylinder kann man auch durch einen gewöhnlichen Kolben
ersetzen, wenn man in einem zwischen Dampf- und Pumpencylinder gelegenen
Hilfscylinder den schrägen Kolben mit den nöthigen Führungsrollen unterbringt.
Letzterer ist dann vollständig mit Oel angefüllt, welches von einer Seite des
Kolbens nach der anderen fliesst und zur vollkommenen Schmierung der Rollen und
ihrer Gleitbahnen beiträgt. Endlich lässt sich bei Fortfall des Pumpencylinders mit
dem Dampf- und Hilfscylinder auch ein direct wirkender Dampfmotor herstellen, wenn
man noch das Schwungrad als Riemenscheibe ausbildet.
Die vom Dampfe entwickelte Arbeit wird dann durch die gleichzeitig als Welle dienende
Kolbenstange mittels eines unverhältnissmässig hohen Keiles auf die Riemenscheibe
übertragen. Der Keil sitzt fest in der Kolbenstange und gleitet bei der Bewegung der
letzteren in einem entsprechenden Schlitze der Riemenscheibe. Die Nabe dieser Scheibe befindet
sich zwischen der Aussenstopfbüchse des Dampfcylinders und einer Scheibe; sie wird
an einer axialen Verschiebung durch eine zwischen der genannten Scheibe und einer am
äussersten Ende der Kolbenstange befestigten zweiten Scheibe gelegte Spiralfeder
verhindert. Ist der Hilfscylinder, in welchem sich der schräge Kolben bewegt, nur
mit gewöhnlicher Luft gefüllt, so wirkt diese, da sie auf beiden Seiten des Kolbens
eingeschlossen ist, abwechselnd als ein Kissen, so dass ein Voreilen der
Kanalöffnungen im Dampfkolben (wie bei gewöhnlichen Dampfcylindern) unnöthig ist.
Dampfmotoren von 80 mm und 100 mm Cylinderdurchmesser arbeiten mit 500 bis 600
minutlichen Umdrehungen. Die Kanten des schrägen Führungskolbens lassen sich in
folgender Weise bestimmen:
Man zeichnet auf dem cylindrischen Körper, aus welchem der Kolben zu schneiden ist,
die elliptische Linie so ein, dass sie in einer Ebene liegt. Dann dreht man den
Körper um seine Achse auf dem Tische einer Fräsmaschine und verschiebt ihn
gleichzeitig so, dass die gezeichnete Linie genau an einem festen Stifte nahe der
Fräse vorbeigeht. Letztere, welche den Durchmesser der Rollen hat, schneidet dann
die richtige Kante in den Körper ein. Nachdem die eine Kante fertig ist, stellt man
den erwähnten Stift auf der anderen Seite der Fräse in der richtigen Entfernung ein
und lässt die Fräse einschneiden, um die andere Kante herzustellen.
Textabbildung Bd. 300, S. 85
Fig. 47.Schraubenpumpe von Desgoffe und de Georges.
Schraubenpumpen, d.h. Räder mit schraubenförmig gewundenen Schaufeln, die in glatten Gehäusen laufen, sind wohl seit längerer Zeit
bekannt, doch haben sie wegen ihrer geringen Leistungen keine weitere Verbreitung
gefunden. Desgoffe und de
Georges ersetzten daher das glatte Gehäuse durch ein solches mit schraubenförmigen Nuthen in der Wandung, derart, dass
die Neigung der Schaufeln am Rande derjenigen der Schaufeln im Gehäuse
entgegengesetzt ist und sich beide Schaufelarten rechtwinklig zu einander schneiden.
Legt man senkrecht zur Pumpenachse eine Ebene und bezeichnet mit Bezug auf diese den
Neigungswinkel der Schaufeln am Schraubenrade mit a,
denjenigen der Schaufeln im Gehäuse mit β, so soll sein
α + β = 90° Man soll
für mittlere Verhältnisse wählen:
α =
17°40' (Steigung = Durchmesser)
bis
α =
45° (Steigung = Umfang).
Es wird empfohlen:
α =
25°40' (Steigung = nahe ½ Umfang)
β =
90° – 25°40' = 64°20' (Steigung = nahe 2 Umfänge).
In der Revue Technique entnommenen Abbildung (Fig. 47) ist eine solche Pumpe ersichtlich. Das im
Saugrohr a ankommende Wasser tritt in den Raum b der Pumpe, wird hier durch eine Scheidewand c in zwei Ströme getheilt und von den Schraubenrädern
dd1 in
entgegengesetzten Richtungen durch die Gehäuse ee1 geschickt. Das an den Enden bei ff1 austretende Wasser
vereinigt sich hierauf und strömt im Druckrohr g
ab. Die vom Wasser in beiden Schraubenrädern ausgeübten Axialdrücke heben sich
gegenseitig auf, so dass die Riemenscheibe h nur den am
Umfange der Räder dd1
auftretenden Widerstand zu überwinden hat. Die Schraubenräder sind behufs
Leichtigkeit des Ganges mit einem kleinen Spielraum in die Gehäuse eingesetzt. Wie
bereits erwähnt, stehen die Radschaufeln rechtwinklig zu den Gehäuseschaufeln und
schieben daher bei der Drehung des Rades das Wasser in den Gehäusekanälen vorwärts.
Hieraus erklärt sich, dass die Pumpe besser arbeitet, als eine solche mit glatt
ausgebohrtem Gehäuse. Da jedoch die Wassertheilchen überall Gelegenheit zum
Ausweichen finden, ist klar, dass nur längere Versuche über den praktischen Werth
der Pumpe entscheiden können.
In den Fabriken zu Saint-Leonard zu Lüttich mit einer solchen Schrauben pumpe von Vingotte und Bichet angestellte Versuche lieferten
nachstehende Ergebnisse:
Förderhöhe
GehobeneWassermenge
Dauer desVersuches
Umdrehungenin derSecunde
Wassermengeauf eine Um-drehung
Wassermengein derMinute
Umfangs-geschwin-digkeit
Dieser
Ge-schwindingkeitentsprechendeGefällhöhe
m
l
Sec.
l
l
m
m
1,50
1237,7
116,0
33,13
0,321
640,139
15,637
12
1,50
1787,7
164,5
31,0
0,340
633,744
14,60
10
7,20
982,8
120,0
30,58
0,2676
491,4
14,0
10
Die Pumpe ist für einen Rohrdurchmesser von 150 mm bestimmt. Der Rauminhalt zwischen
den Schaufeln an den Rändern beträgt 0,152 l und derjenige zwischen den Schaufeln in
den Gehäusen 0,1011, also insgesammt 0,2531.
Eine von der Maschinenbauanstalt und Eisengiesserei A.
Borsig in Berlin unter dem Namen „Mammuthpumpe“ in den Handel
gebrachte Maschine zum Fördern von Flüssigkeiten aus Bohrbrunnen u. dgl. besteht im
Wesentlichen aus einem Luftcompressor mit Windkessel und zwei in das Bohrloch
hinabgelassenen eisernen Rohren, die unten durch ein Fusstück vereinigt sind. Der
mit dem Compressor durch eine Leitung verbundene Windkessel ist mit einem Manometer
und Sicherheitsventil versehen; von ihm führt das eine, kleinere Rohr (Luftrohr) in
den Brunnen abwärts bis zum Fusstück, während das etwas weitere Förderrohr von
letzterem aufwärts bis zur gewünschten Höhe steigt.
Da Ventile, Kolben, Gestänge oder sonstige bewegliche Theile mit der zu hebenden
Flüssigkeit nicht in Berührung kommen, wird der Querschnitt des Förderrohres
vollkommen ausgenutzt, ferner auch eine Beschädigung der Maschinentheile nach
Möglichkeit vermieden bezieh. leicht beseitigt werden können.
Die volle Ausnutzung des Rohrquerschnitts soll die folgende von der Weite der
betreffenden Rohrleitungen
abhängigen Leistungen ermöglichen:
Liter in derMinute
aus
einem
15
cm
weiten
artesischen
Brunnen
270
bis
900
„
„
20
„
„
„
„
550
„
3000
„
„
25
„
„
„
„
1100
„
4000
„
„
30
„
„
„
„
2200
„
5400
Die Flüssigkeit kann dabei ohne besondere maschinelle Einrichtungen auf beträchtliche
Höhe gehoben werden.
Die Pumpe eignet sich namentlich zum Fördern dickflüssiger Massen wie Abwässer,
Papierstoff, Oele, ferner auch zum Fortschaffen von säurehaltigen Flüssigkeiten u.
dgl.
Eine besondere Anwendung würde die Mammuthpumpe in dem Falle finden, wenn grosse
Landstrecken aus tiefliegenden Quellen (artesischen Brunnen), die dann durch
einzelne Rohre mit dem Windkessel des Compressors einer Centralstation in Verbindung
stehen, zu bewässern wären.
Textabbildung Bd. 300, S. 86
Doppelinjector von Hogue.
Eine verbesserte Construction des Doppelinjectors von P.
Hogue, Cincinnati, und G. Wilshire, Tooting,
London, veranschaulichen die Industries and Iron
entnommenen Abbildungen (Fig.
48 und 49).
Das Gehäuse 1 besteht aus zwei cylindrischen Theilen 2 und 3, welche durch
zwischenliegende Kanäle mit einander in Verbindung stehen. Am Stutzen 4 des Theiles 2 schliesst
das Wasserrohr an, während vor dem Ueberlaufstutzen 5
desselben Theiles ein Dreiwegehahn 6 mit Oeffnungen abc angeordnet ist. Die Einströmmündung 8a der mittels eines
Gewindes 8 in das Gehäuse 1 eingesetzten Dampfdüse 7 lässt sich durch
das als Ventil wirkende Ende der mittels Handrad 15
bewegten Spindel 13 mehr oder weniger verengen bezieh.
vollständig abschliessen. Zur Abdichtung der Spindel nach aussen dient eine
Stopfbüchse 14. Auf der oberen Seite, dem Kanal 17 für den Arbeitsdampf unmittelbar gegenüber, hat die
Dampfdüse noch eine zweite kleinere Oeffnung 16.
Zwischen Dampfdüse 7 und dem Ueberlauf liegt eine
Wasserdüse 9. Die Oeffnung 8a der Düse 7
wird bei Verwendung hochgespannten Dampfes geschlossen und es dient dann die
kleinere Oeffnung 16 zur Einströmung von Dampf in die
Düse. Am Stutzen 20 des Gehäusetheiles 3 schliesst das nach dem Kessel führende Dampfrohr mit
eingeschaltetem Absperrventil an. Im Inneren dieses Gehäuses liegt die Dampfdüse 21, welche mittels des Doppelsitzventiles 22 am Ende der in der Stopfbüchse 24 geführten Spindel 28
geschlossen wird. Dieselbe ist mittels Stange 29 derart
mit einem auf dem Küken des Dreiwegehahnes 6
befestigten Handhebel 30 verbunden, dass bei einer
Drehbewegung des letzteren das Küken und die Spindel gleichzeitig bethätigt werden.
Die Düse 21 liegt vor einer Mischdüse 25, welche abwechselnd mit dem nach dem Kessel
führenden, bei 26 anschliessenden Druckrohr, einem
zwischen Speise- und Mischdüse angeordneten Kanal 27
und mit dem Dreiwegehahn im Ueberlaufstutzen in Verbindung steht. Ein Kanal 28 zwischen Dampf- und Mischdüse führt zur Wasserdüse
9.
Textabbildung Bd. 300, S. 86
Fig. 50.Injector von Policard.
Der von Raoul Policard vor Kurzem in Frankreich
eingeführte Injector, System Hopkinson, besitzt
grosse Aehnlichkeit mit dem sogen. Re-starting-Injector der Firma Schäffer und Budenberg in Buckau-Magdeburg (1893 288 * 84); er besteht nach der Revue industrielle vom 19. October 1895, S. 415, entnommenen Abbildung
(Fig. 50) aus einem Gehäuse mit drei Kammern. Die
obere Kammer steht mit der Dampfleitung durch eine Dampfdüse in Verbindung, während
an einen seitlichen Stutzen mit eingeschaltetem Hahn das Wasserrohr anschliesst; die
mittlere Kammer dient zur Abführung des zu viel mitgerissenen Wassers durch ein
Ueberlaufrohr ins Freie und in der unteren Kammer befindet sich die Auffangdüse,
sowie der Stutzen für das nach dem Kessel führende Druckrohr. Die Mischung von
Wasser und Dampf findet in zwei hinter einander gelegenen, aus einem Stück
gefertigten Düsen statt, die mit einem ringförmigen Raume communiciren, dessen
Wandung eine durch ein Klappenventil bedeckte Durchbrechung für den Austritt des
Ueberlaufwassers hat.
Textabbildung Bd. 300, S. 86
Fig. 51.Doppelinjector nach Körting von der Eynon-Evans Mfg. Co.
Einen dem Körting'schen Universalinjector (1893 288 * 83) nachgebildeten Doppelinjector brachte die Eynon-Evans Mfg. Company in Philadelphia kürzlich in
den Handel.
Wie die dem Praktischen Maschinenconstructeur entnommene
Abbildung (Fig. 51) erkennbar, sind die innerhalb des
Injectorgehäuses angeordneten doppelten Saug- und Druckdüsen, sowie sämmtliche
Ventile nach Lösen von Muttern o. dgl. leicht zugänglich und können entfernt werden,
ohne den Injector aus der Rohrleitung herauszunehmen.
Um den Injector anzulassen, legt man nach Anziehen der Klinke a2, welche den Stift a1 aus der Verzahnung
b löst, den kurzen Handgriff nach links um. Der
Hebel a hat seinen Drehpunkt bei b1 und an ihn ist der
Sperrmechanismus b durch den Zapfen b2 angelenkt. Letzterer
führt sich in einer langen Büchse. Ferner ist der Körper b durch einen Arm an die Ventilstange d starr
angeschlossen, welche an dem entgegengesetzten Ende den Ventilkegel d1 trägt. Wird nun der
Hebel nach links umgelegt, so erfolgt gleichzeitig eine Verschiebung der Stange d in der Büchse und zwar so weit, dass der Dampf durch
die Düse e, welche vom Kegel d1 verschlossen ist, strömen kann. Es
tritt also der im Stutzen q stehende Kesseldampf durch
die Düse e in den Kaum k1 ein und gelangt von dort in die Düse
k. Aus dieser strömt der Dampf in die erste
Saugdüse l ein, erzeugt im Raume l1 und dem am Saugstutzen p angeschlossenen Saugrohre eine Luftleere, wodurch Wasser aus dem
letzteren in den Raum l1 tritt, um von dem Dampfe durch
die Düse l mitgerissen und in den Raum m gedrückt zu werden. Letzterer steht durch das
Schlabberventil m2 mit
dem Raume h1 in
Verbindung, von dem ein zweites Schlabberventil g
zwischen g2 und g1 zum Schlabberstutzen
g3 führt. Sobald
aus diesem Wasser abfliesst, wird der Handgriff ganz nach links umgelegt, wodurch
sich der Kegel des Ventils d1 so weit verschiebt, dass er die Düse e
mitnimmt und Dampf in den Raum i1 treten kann.
Es findet nun Dampfzufluss zur Düse h und i statt. In Folge dessen saugt i das durch kl in den Raum m geförderte Wasser an und treibt dasselbe durch die
zweite Druckdüse h. Aus letzterer gelangt das Wasser in
den mit eingeschaltetem Rückschlagventil versehenen Druckstutzen o, von hier durch eine anschliessende Rohrleitung in
den Dampfkessel. Selbstverständlich schliesst sich das Schlabberventil m2 sofort mit der
Inbetriebsetzung des zweiten Düsenpaares ih, weil die
Düse i bestrebt ist, auch im Raume m ein Vacuum zu erzeugen. Ein Abfliessen von
Schlabberwasser findet demnach nicht mehr statt.
Fr.