Titel: | Neuere Kältemaschinen und Kühlanlagen. |
Autor: | Fr. |
Fundstelle: | Band 300, Jahrgang 1896, S. 154 |
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Neuere Kältemaschinen und
Kühlanlagen.
Mit Abbildungen.
Neuere Kältemaschinen und Kühlanlagen.
Die Industries entnommenen Abbildungen (Fig. 1 und 2) veranschaulichen eine
stehende Kältemaschine von J. L. Seyboth in München mit
einer Einrichtung, welche die Trennung des zur Schmierung und Abdichtung verwendeten
Oeles von der flüchtigen Flüssigkeit bezieh. dem Gase zulässt, so dass ersteres
immer wieder von Neuem benutzt werden kann.
Textabbildung Bd. 300, S. 154
Kältemaschine von Seyboth.
Textabbildung Bd. 300, S. 154
Fig. 3.Kältemaschine von Seyboth.
A ist der Compressor mit den Saugventilen B (7, von denen B durch
das Rohr D mit der Oelpumpe E verbunden ist, während G durch das Rohr G mit einem cylindrischen Gefäss F communicirt. Das Rohr H
zweigt von der Rohrleitung D ab und führt nach dem
Ventile I. Das Gehäuse J,
in welchem sich ein Filter zum Reinigen des Oeles befindet, ist mit dem Gefässe K verschraubt und durch ein Absperrventil L mit dem Druckrohre M des
Compressors verbunden; dieses Rohr steht wieder durch ein Absperrventil N mit dem Rohrsysteme 0 in
Verbindung, welches durch Rohr P mit dem Filtergehäuse
J communicirt. Q ist
ein von den Gefässen KFR nach dem Saugventile der
Oelpumpe F führendes Verbindungsrohr. Im Inneren des
Apparates O befinden sich, wie Fig. 3 ersichtlich, eine Anzahl Rohre. Der Apparat ist an dem aus zwei
halbkugelförmigen Theilen mit zwischenliegender Packung gebildeten Gasreiniger S angeschlossen. Die Wirkung des Apparates ist
folgende: Nachdem das Gefäss R mit Oel angefüllt und
die Luft aus allen Leitungen und Gefässen ausgetrieben ist, wird das Absperrventil
U geöffnet. Beim Anlassen der Maschine saugt dann
die Pumpe E das Oel aus dem Gefässe R durch die Rohre D und
H in die Kammer B des
Saugventiles und ferner auch in das Ventil I, von wo es
durch die Kolbenbewegung in den Compressor getrieben wird und hier alle schädlichen
Räume ausfüllt. Nach Verdichtung des durch das Rohr V
in den Compressor eingesaugten, abgekühlten Gases wird das Oel sammt dem letzteren
in das Rohr M, von hier durch das Ventil N in den Apparat O
getrieben. Das Oel tritt aus diesem in das Filtergehäuse J, das verdichtete Gas durch die verschiedenen Rohre des Apparates O und, indem es auf seinem Wege das mitgeführte Oel
absetzt, in den Condensator, wo es in der gewöhnlichen Weise verdichtet wird. Das im
Filtergefässe J angesammelte Oel tritt in den Behälter
K und wird von hier nach Schliessen des
Absperrventiles U und Oeffnen des Ventiles W beständig durch die Oelpumpe E wieder nach B und I gedrückt. Dieser Kreislauf ist nur dann unterbrochen, wenn ein neuer Oelvorrath
eingepumpt wird.
Textabbildung Bd. 300, S. 155
Fig. 4.Kältemaschine der Buffalo Refrigerating Machine Co.
Die Erfindung lässt sich auch an wagerechten Kältemaschinen in Verbindung mit dem
bereits 1894 292 * 203 beschriebenen Verdampfungsrohre
anbringen, welch letzteres eine directe Luftkühlung durch das verdampfende Ammoniak
ermöglicht und diese nicht erst durch Uebertragung der Verdampfungskälte auf eine
Salzlösung bewirkt.
Eine von der Buffalo Refrigerating Machine Co. in
Buffalo, N. Y., ebenfalls für Ammoniakbetrieb eingerichtete Kältemaschine stehender
Anordnung zeigt die Le Génie civil, Bd. 26 Nr. 5 Taf.
5, entnommene Abbildung (Fig. 4).
Der Fig. 5 in grösserem Maasstabe dargestellte doppelt
wirkende Compressor arbeitet mit vier aus Stahl gefertigten Ventilen, von denen je
ein Einlass- und Auslassventil auf dem aufgeschliffenen oberen Cylinderdeckel, der
an den betreffenden Stellen gleichzeitig den Verbindungskanal zwischen den beiden
Ventilgehäusen bildet, die beiden anderen Ventile, das eine im rechten, das andere
im linken Gehäuse, unmittelbar über dem unteren Cylinderdeckel sitzen. Um ein
geräuschloses Arbeiten der Ventile zu ermöglichen, sind die Führungsstifte derselben
mit Kolben versehen, welche sich in kleinen Cylindern führen; die Wandungen der
letzteren haben kleine Bohrungen, durch welche Gas in die Cylinder eintreten kann.
Der schnelle Schluss der Ventile erfolgt unter Einwirkung von Spiralfedern, welche
sich über die oberen Theile der Stifte legen. Die Ventilgehäuse werden durch Bügel
und Schrauben festgehalten. Das Oel, welches zum Schmieren des Kolbens und
dessen Stange dient, strömt aus einem am Gussgestelle (Fig.
4) befestigten Behälter in eine zwischen dem oberen und unteren Theile der
Stopfbüchsenpackung gelegene Kammer von ringförmigem Querschnitt. Das Röhrchen 1 führt frisches Oel aus einem Reservoir zu, während
der obere Theil der nicht ganz gefüllten Kammer durch ein Rohr 2 mit der Saugleitung in Verbindung steht. Man kann
daher Gas, welches bei der Compressionsperiode im Cylinder etwa in die Oelkammer
eintreten sollte, leicht aus derselben absaugen.
Die zu comprimirende Substanz strömt durch den Stutzen b, sowie die Saugventile in den Cylinder und entweicht aus dem letzteren
durch die Druckventile in den Stutzen a; beide Stutzen
sind durch Ventile absperrbar, auch kann ein Druckausgleich in beiden Rohrleitungen
nach Oeffnen der durch ein Rohr mit einander verbundenen Ventile erfolgen.
Ventilkästen und Compressionscylinder sind von einem gusseisernen Mantel umgeben und
die Zwischenräume mit Kühlwasser angefüllt. Bohrungen ermöglichen den Uebertritt der
Kühlflüssigkeit auch in den hohl gegossenen, unteren Cylinderdeckel.
Textabbildung Bd. 300, S. 155
Fig. 5.Kältemaschine der Buffalo Refrigerating Machine Co.
Die Stangen des Compressor- und Dampfkolbens sind nach Art der stehenden
Gebläsemaschinen mit einer schmiedeeisernen Traverse durch einen Zapfen verbunden,
um den sich erstere bei Längenungleichheiten der Pleuelstangen drehen kann. Zur
Dampfvertheilung dient eine der Wheelock-Steuerung nachgebildete
Präcisionssteuerung, System Still.
An jedem Cylinderende befinden sich, wie Fig. 4
erkennen lässt, je ein Auslass- und Einlasschieber, die, gleich den zugehörigen Gleitbahnen
als Gitterschieber ausgebildet, zu je zwei in einem gemeinsamen Schieberkörper
eingepasst sind; letztere liegen in konischen Ausbohrungen der Cylinderwandung und
tragen an ihren äussersten Enden sämmtliche zu den beiden in je einem derselben
eingesetzten Schiebern gehörigen Bewegungsmechanismen, auch bilden sie gleichzeitig
den Durchlasskanal für den ein- bezieh. ausströmenden Dampf, der den beiden
Einlassschiebern in einem gemeinsamen Kanal zuströmt bezieh. durch die
Auslasschieber und einen gemeinsamen Kanal in das Auspuffrohr entweicht.
Die Schieber führen eine geradlinige, hin und her gehende Bewegung aus, welche durch
Curvenkanäle eines von dem Excenter in schwingende Bewegung versetzten Ringes an dem
äussersten Ende jedes Schieberkörpers erzeugt wird. Zu dem Zwecke sind die
Schieberstangen mit Gleitbacken verbunden, auf denen Stiftschrauben angebracht sind;
an diesen befinden sich den Curvenkanälen jedes Ringes genau angepasste konische
Rollen.
Die Auslasschieber erhalten, da sie dauernd mit der Gleitbacke verbunden sind, eine
directe Bewegung. Die Einlasschieber sind je durch eine auf der Gleitbacke
befindliche Sperrklinke mit der gemeinschaftlichen Schieberstange verbunden; die
Auslösung der Klinke erfolgt durch einen kleinen Hebelarm, dessen eines Ende drehbar
mit dem Curvenringe verbunden ist und sich mit diesem bewegt. Am losen Ende des
Hebels sitzt eine Rolle, welche auf einem vom Regulator beeinflussten Regulirringe
gleitet; letzterer ist an einer bestimmten Stelle mit einer abgerundeten Nase
versehen, derart, dass, wenn die Rolle gegen dieselbe stösst, der Hebelarm gehoben
und dadurch auch das Ausheben der Sperrklinke veranlasst wird. Ist dieses geschehen,
so wird der Schieber durch den auf die Schieberstangenfläche wirksamen Dampfdruck
schnell und unter Mitwirkung eines Luftpuffers auch geräuschlos in seine Schlusslage
zurückgebracht.
Der Regulirring bewegt sich vollständig ohne Schleifen und ermöglicht je nach seiner
vom Regulator erfolgten Einstellung Füllungsänderungen innerhalb weiter Grenzen.
Jeder Ring ist noch mit einer Sicherheitsvorrichtung versehen, welche im Falle
Zerreissens des Regulatortreibriemens die Klinke des Dampfschiebers aushakt und
denselben damit geschlossen erhält.
Die Uebertragung der Regulatoreinwirkung auf die Ringe erfolgt durch Hebelmechanismus
in Verbindung mit einem Zahnsegment, dessen Zähne in diejenigen des auf dem oberen
Schieber sitzenden Ringes eingreifen. Ein auf der Drehachse des Segmentes
aufgekeilter Gewichtshebel dient zum Ausbalanciren von Stangen, deren eine die
erhaltene Bewegung auf den Ring des unteren Schiebers überträgt.
Das Anlassen der Maschine geschieht unter Benutzung eines Fig. 4 ersichtlichen Reversirhebels w, auf
dessen Drehachse ein durch Stangen mit dem Ringe des unteren und oberen Schiebers
verbundener Hebel sitzt. Ein zweiter auf dieser Drehachse befestigter Hebel wird von
einem Excenter der Schwungradwelle mittels angreifender Stange in eine schwingende
Bewegung versetzt und diese durch die vorgenannten Hebel auf die beiden Ringe der
Schieberkörper übertragen.
Die Wheelock-Steuerung hat bekanntlich den Vorzug, dass, da die Schieberbewegung
langsam beginnt und schnell aufhört, ein schnelles Oeffnen der Durchlasskanäle
ermöglicht wird. Denselben Vorzug hat die eben beschriebene Steuerung in noch
erhöhterem Maasse, indem hier die Möglichkeit vorhanden ist, dem Schieber jede
gewünschte Bewegung zu ertheilen; man hat nur nöthig, den Curvenkanälen eine
entsprechende Form zu geben. Die Schieber sind kräftig construirt und mit kurzen
Querrippen versehen; die grossen Laufflächen derselben lassen die Steuerung
besonders für solche Maschinen, welche unter hohem Druck arbeiten, geeignet
erscheinen.
Eine zur Kälteerzeugung mittels Kohlensäure dienende Compressionsmaschine, bei
welcher die flüssige Kohlensäure wie gewöhnlich zunächst verdampft, danach von einer
Pumpe (Compressor) angesaugt, verdichtet und in einem Condensator durch
Wärmeentziehung wieder verflüssigt wird, ist diejenige von Jul. Sedlacek.
Textabbildung Bd. 300, S. 156
Fig. 6.Compressionsmaschine von Sedlacek.
Sie besteht nach der Revue industrielle vom 20. Februar
1896 S. 85 entnommenen Abbildung (Fig. 6) aus einem
wagerechten, doppelt wirkenden Compressor mit konischen, aus Schmiedestahl
gefertigten Ventilen, welche durch darüber liegende Federn auf ihrem Sitz gehalten
werden und nach Abschrauben je einer Haube bequem zugänglich sind.
Die Construction der Stopfbüchse ist eine derartige, dass irgend welche Verluste
durch Undichtheiten nicht eintreten können. Von zwei ringförmigen Kammern nimmt die
eine, mit der Saugleitung in Verbindung stehende, diejenigen Gase auf, welche etwa
durch den ersten Theil der Stopfbüchsengarnitur (Lederstulpen mit dahinter liegenden
Gummiringen) hindurchtreten sollten, während in der zweiten, mit einer kleinen
Glycerinpumpe in Verbindung stehenden Pumpe eine Spannung herrscht, welche etwas
höher liegt, als diejenige in der Saugleitung.
Der aus einem einzigen Stück gefertigte Kolben ist den äussersten Enden des Cylinders
entsprechend geformt, so dass die schädlichen Räume nur einen verhältnissmässig
kleinen Betrag ausmachen; sein Dichthalten wird wie bei der Stopfbüchse durch
Lederstulpen und Gummiringe erreicht. Die Abkühlung des Compressors erfolgt durch
die rückströmende Kohlensäure; eine Wassercirculation ist nicht vorgesehen.
Condensator und Verdampfer bestehen aus einem System von Rohrschlangen, welche von
Kühlwasser umgeben sind, während das Gas durch die Rohre strömt.
Sämmtliche Theile der Maschine werden vor der Benutzung einem Drucke von 200 at
unterworfen, d.h. einem Drucke, welcher ungefähr dreimal höher ist, als die normale
Arbeitsspannung in der Maschine beträgt.
Die Maschine, System Sedlacek, ist in Oesterreich und
Deutschland vielfach ausgeführt worden und in der Neuzeit auch in Frankreich durch
die Firma Mollet-Fontaine et Cie. zur Einführung
gekommen.
Die Kaltluftmaschine von F. Pich in Berlin (D. R. P. Nr.
81884) veranschaulicht Fig. 7.
Die Maschine soll die durch das Ventil h angesaugte Luft
in der am Kolben a angebrachten Schlange g verdichten und kühlen und dann durch iw zur Verwendungsstelle entlassen, wobei sie sich
wieder ausdehnt und eine von dem Verdichtungsgrade abhängige niedere Temperatur
annimmt.
Textabbildung Bd. 300, S. 157
Fig. 7.Kaltluftmaschine von Pich.
Man füllt das Gefäss l mit Wasser, hebt das bei f belastete Ventil e an,
bis die unter a befindliche Luft durch v entwichen ist, und hebt durch das Zahnbogengetriebe
cd die starr verbundenen Kolben a und b. Dabei wird die
Luft im Cylinder b1
verdichtet und durch k1x (Trockenmittel) g nach p gedrückt; gleichzeitig wird im
Cylinder o unter a eine
Leere erzeugt, die sich mit Kaltwasserdämpfen füllt und p nebst Inhalt kühlt, bis die Luft das regelbar belastete Ventil h hebt und durch riw
entweicht. Bewegt man nun die Kolben ab wieder nach
unten, so hebt die vordem über den Hebel n gelangte
Bogenrippe m an d das
Ventil e an und das Wasser aus l treibt die Kaltwasserdämpfe aus o durch v hinaus, so dass nach beendigtem Rückhube der Raum
unter a wieder ganz mit Wasser gefüllt ist und das
Spiel von Neuem beginnen kann.
Das höher als o stehende Wasser in l sichert die Kolben- und Ventildichtung.
Eine Kältemaschine von S. Puplett in Westminster, bei
welcher ein Gefrieren der Salzlösung oder einer anderen durch die Verdampfung eines
flüchtigen Gases gekühlten Flüssigkeit auch dann nicht eintreten kann, wenn die
Circulation derselben aus irgend welchem Grunde unterbrochen wird, beschreibt The Engineer, 1894.
Die Erfindung lässt sich an allen Arten von Refrigeratoren, unabhängig von der
Gestalt derselben, anbringen, doch empfiehlt Puplett
die Verwendung eines cylindrischen Gefässes mit zwei oder mehreren Abtheilungen, von
denen jede eine Anzahl U-förmiger Rohre enthält, deren beide Enden in derselben
Rohrplatte befestigt und so angeordnet liegen, dass die Salzlösung oder eine andere
Kühlflüssigkeit gezwungen wird, den am geeignetsten in einen Behälter
eingeschlossenen Cylinder mehrere Mal zu durchfliessen.
Anstatt nun, wie es in der Regel geschieht, den Refrigerator zwischen die
Gefrierzellen oder Kühlrohre und in gleicher Höhe mit diesen aufzustellen, schlägt
Puplett vor, denselben über dem Flüssigkeitsspiegel
in den Gefrierzellen u.s.w. in Verbindung mit einer Pumpe anzuordnen, welch letztere
die über den Zellen stehende Flüssigkeit auf eine solche Höhe fördert, dass eine
beständige Strömung derselben durch den Refrigerator stattfindet.
Die Verbindungen sind derart hergestellt, dass, falls die Circulationspumpe
aufhören sollte zu arbeiten, die Flüssigkeit in Folge eigener Schwere aus dem
Refrigerator fliesst, womit, da die Rohre nun entleert sind, die Gefahr eines
Gefrierens der Salzlösung u.s.w. vermieden ist.
Ueber die beim Abteufen eines der Compagnie des mines
d'Anzin gehörigen Schachtes bei Vicq mittels Gefrierverfahrens zur
Verwendung gekommenen Kältemaschinen berichtet Revue
industrielle vom 10. November 1894 S. 450.
Es waren zwei Schächte von 5 m bezieh. 3,65 m Durchmesser, deren Entfernung von Mitte
zu Mitte Achse 37 m beträgt, von Wasser u.s.w. zu befreien. Zu dem Zwecke wurden auf
dem Umfange eines Kreises von 6,50 m Durchmesser für den grossen und von 5,10 m
Durchmesser für den kleineren Schacht 20 bezieh. 16 Bohrlöcher angebracht. In jedes
dieser Bohrlöcher kam ein Futterrohr und in dieses ein Gefrierrohr, aus einem unten
offenen Rohre von 30 mm Durchmesser und einem dieses umgebenden, am unteren Ende
geschlossenen Rohre von 116 mm Durchmesser bestehend, zu liegen, in welchem die
Kälteflüssigkeit circulirte. Diese, in einer Menge von 70 cbm, besteht aus einer
Lösung von 30000 k Chlorcalcium in Wasser. Zur Kälteerzeugung diente eine
Zwillingsdampfmaschine von 200 , deren Schwungrad mittels Riemen auf eine
zum Betreiben von vier Compressoren, System Linde,
angeordnete Riemenscheibe arbeitete. Die Compressoren saugen das gasförmige Ammoniak
aus zwei Refrigeratoren und drücken es mit einer Spannung von 8 k in zwei
Condensatoren, wo es im Innern von Schlangenrohren, die von kaltem Wasser umgeben
sind, in flüssigen Zustand übergeht, um nachdem durch Expansion in Schlangenrohren
von Refrigeratoren bei einer Spannung von 1 k wieder in den gasförmigen Zustand
zurückgeführt zu werden. Das expandirte Gas wird von den Compressoren angesaugt und
es beginnt der Kreislauf von Neuem. Die bei der Verdampfung und Expansion des
Ammoniaks in den Schlangenrohren der Refrigeratoren erzeugte Kälte wird auf eine
Chlorcalciumlösung übertragen.
Zwei Pumpen, System Bourton, mit einer Leistung von je 1
cbm in der Minute sichern die Circulation des zur Verflüssigung der Ammoniakgase in
den Condensatoren erforderlichen kalten Wassers.
Zwei andere Pumpen derselben Type, aber von doppelter Leistungsfähigkeit hinsichtlich
der ersteren, bewirken die Circulation der salzhaltigen Lösung im Innern der in den
Bohrlöchern liegenden Gefrierrohre, sowie um die Schlangenrohre der Refrigeratoren
herum.
Die Temperatur der Chlorcalciumlösung beträgt beim Austreten aus den Refrigeratoren –
20°; das Volumen der Salzlösung, welches durch diese Apparate strömt, stellt sich
auf mehr als 2 cbm in der Minute.
An wasserfreiem Ammoniak sind 500 k erforderlich. Würde die Maschine zur
Eisfabrikation Verwendung finden, so Hessen sich mit derselben 4000 k Eis in der
Stunde erzeugen.
Die hauptsächlichsten Abmessungen der zur Kälteerzeugung erforderlichen Maschinen und
Apparate sind folgende:
Dampfmaschine mit 2 Cylindern.
Cylinderdurchmesser
555
mm
Kolbenhub
1100
mm
Durchmesser des Schwungrades
6,400
m
Variable Rider-Steuerung
Minutliche Umdrehungszahl
45
Kältemaschine mit 4 Cylindern.
Cylinderdurchmesser
360
mm
Kolbenhub
540
mm
Durchmesser der Betriebsriemenscheibe
5,500
m
Minutliche Umdrehungszahl
52
Wasserpumpen.2 Pumpen mit je 2 Dampf- und 2
Pumpencylindern.
Durchmesser der Plunger
178
mm
Hub „ „
254
mm
Leistung jeder Pumpe bei einem Hin- und Her- gang des
Plungers
25
l
Pumpen
für Kälteflüssigkeit.2 Pumpen mit je 2 Dampf- und 2
Pumpencylindern.
Durchmesser der Plunger
260
mm
Hub „ „
254
mm
Leistung jeder Pumpe bei einem Hin- und Her- gang des
Plungers
50
l
Condensatoren.
Kühlfläche jedes Apparates
120
qm
(Rohre von je 1,100 m Länge und 30 mm äusserem
Durchmesser.)
Refrigeratoren.
Kühlfläche jedes Apparates
130
qm
(Rohre von je 1,100 m Länge und 38 mm äusserem
Durchmesser.)
Gefrierrohre.
36 innere Rohre
DurchmesserLänge
3093,05
mmm
36 äussere Rohre
DurchmesserLänge
11692,50
mmm
Futterrohre.
36
Rohre
Durchmesser
450
mm,
Länge
6,500
m
36
„
„
260
mm,
„
10,500
m
36
„
„
220
mm,
„
30,000
m
Die
Gesammtlänge sämmtlicher Rohre beträgt etwa 15 km.
Die Erfindung einer Kühlanlage, bei welcher die beim Verflüchtigen der comprimirten
Kohlensäure gebundene Wärme zur Kälteerzeugung benutzt wird, wurde Moritz Frank und Peter Stahl in München unter D. R. P.
Nr. 83734 geschützt.
Wie Fig. 8 ersichtlich, wird durch die Saug- und
Druckpumpe a die Kohlensäure aus dem Gassammler b abgesaugt und in zwei mit einander in Verbindung
stehende, in einem eisernen, cylindrischen Gefäss angeordnete, schraubenförmig
gewundene Rohrschlangen d und d1 gepresst.
Textabbildung Bd. 300, S. 158
Fig. 8.Kühlanlage von Frank und Stahl.
Um diese Rohrschlangen läuft Kühlwasser von etwa 12° C., welches die durch die Pumpe
a erzeugte Wärme aufsaugt. Von der
Condensatorenschlange d1 führt eine Leitung nach dem eigentlichen Kühlapparat g (Refrigerator), in welche behufs Regelung des
Zuflusses ein Hahn f eingeschaltet ist. In dem
Kühlapparate g liegt eine Kühlschlange h1 welche mit einer
zweiten Saug- und Druckpumpe a1 in Verbindung steht. Durch letztere wird die
Schlange h ausgepumpt, so dass beim Oeffnen des Hahnes
f
die flüssige Kohlensäure übertritt, sich in der Schlange h verflüchtigt und deren Umgebung Wärme entzieht.
Die durch die Pumpe a1
aus der Schlange h abgesaugte Kohlensäure wird entweder
unter Vermittelung einer Fig. 8 ersichtlichen Leitung
in den Condensator d1
zurück, oder in bereit gehaltene Flaschen i gedrückt;
letzteres ist dadurch ermöglicht, dass aus dem Gassammler b stets neue Kohlensäure durch die Pumpe a
angesaugt und in die Condensatorschlange d
hineingedrückt wird. Im Gassammler b ist stets
gasförmige Kohlensäure in grosser Menge vorhanden.
Als mittelbare Verbindung der Condensatorrohrschlangen d
und d1 dient ein
Druckausgleicher, der, zwischen den durch eine Blechwand von einander getrennten
Condensatorschlangen dd1 angeordnet, durch Rohr n an die innere,
durch Rohr p an die äussere Condensatorschlange
angeschlossen ist. Er besteht aus einem Gusscylinder mit stopfbüchsenartigem
Aufsatz, in welchem sich ein Kolben derart bewegt, dass vor und hinter ihm im
Gusscylinder je eine Kammer gebildet wird, in welche die Rohre p und n münden; letztere
stehen mittelbar durch die Rohre q und r in Verbindung, so dass je nach Stellung des genannten
Kolbens die Kohlensäure aus der Schlange d in d1 und umgekehrt
übergeleitet werden kann.
Die Wirkungsweise des Druckreglers äussert sich folgendermaassen:
In der Ruhestellung des Kolbens sperrt derselbe beide Condensatorschlangen d und d1 gegen einander ab. Füllt sich nun die
Condensatorschlange d durch die Pumpe a und öffnet man den Durchgangshahn z, so schiebt sich der Kolben nach rechts und öffnet
das Verbindungsrohr q so lange, bis im Rohre n, demnach auch in der Rohrschlange d1 derselbe Druck wie
in d herrscht. Sobald das Manometer 65 at zeigt, sind
beide Rohrschlangen genügend mit Kohlensäure gefüllt, so dass man dieselbe zur
Kältebereitung verwenden kann. Man öffnet dann den Hahn f und lässt die Kohlensäure in den Verdampfer übertreten, aus welchem sie,
wie bereits bemerkt, durch die Pumpe a1 entweder in bereit gehaltene Flaschen i oder in den Condensator d1 zurückgelangt.
Im letzteren Falle kann möglicher Weise im Condensator d1 ein Ueberdruck entstehen; dann soll
durch Verschiebung des Kolbens nach links die überschüssige Kohlensäure wieder in
den Condensator d übertreten.
Dieser Fall kann deshalb leicht eintreten, weil beide Pumpen a und a1
unabhängig von einander arbeiten sollen und ihre Leistung nicht dieselbe ist. Sobald
das Manometer über 65 at zeigt, schliesst man den Dreiwegehahn z derart ab, dass die Kohlensäure aus der Rohrschlange
d bezieh. Verbindungsrohr p durch das Rohr s unmittelbar auf Flaschen
gefüllt oder ins Freie abgeführt werden kann. Durch die Einschaltung des
Druckausgleichers mit der Vorrichtung, dass die Kohlensäure der Schlange d unmittelbar durch das Rohr s abgelassen und auf Flaschen gefüllt oder anderweitig verwendet werden
kann, ist es möglich, den Kreislauf der Kühlanlage zu schliessen, so dass mit der in
der Schlange d1
enthaltenen Kohlensäure für sich gearbeitet werden kann.
Fr.