Titel: | Bericht über die Fortschritte auf dem Gebiete der chemischen Technologie der Gespinnstfasern während des Jahres 1895. |
Autor: | Otto N. Witt , Arthur Buntrock |
Fundstelle: | Band 300, Jahrgang 1896, S. 211 |
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Bericht über die Fortschritte auf dem Gebiete der
chemischen Technologie der Gespinnstfasern während des Jahres 1895.
Von Otto N. Witt und
Arthur Buntrock.
(Fortsetzung des Berichtes S. 185 d.
Bd.)
Fortschritte auf dem Gebiete der chemischen Technologie der
Gespinnstfasern während des Jahres 1895.
Wie wir bereits im vorhergehenden Berichte andeuteten, ist von Schraube und Schmidt die
Diazoverbindung des p-Nitranilins durch Eintragen in überschüssige 18procentige
Natronlauge in das entsprechende Nitrosamin: p-Nitrophenylnitrosaminnatrium NO2.C6H4.NNa.NO, übergeführt worden, das sich in wässeriger
Lösung bei Gegenwart von Alkali mit β-Naphtol nicht zu
einem Azofarbstoffe kuppeln lässt. Durch Säuren aber wird das Nitrosamin wieder in
die Diazoverbindung des p-Nitranilins zurückverwandelt und ist naturgemäss als
solche im Stande, mit β-Naphtol einen rothen
Azofarbstoff, das Paranitranilinroth, zu liefern. Von der Badischen Anilin- und Sodafabrik wurde das p-Nitrophenylnitrosaminnatrium,
gemischt mit wenig Natriumnitrit, unter der Bezeichnung „Nitrosaminroth“ in
den Handel gebracht und empfohlen, mit β-Naphtol
geklotzte Baumwolle durch eine angesäuerte wässerige Lösung des Nitrosaminrothes zur
Entwickelung des Paranitranilinrothes zu passiren oder das mit β-Naphtol präparirte Gewebe zu dem gleichen Zwecke mit
einer saures Nitrosaminroth enthaltenden Druckmasse zu bedrucken. L. Caberti und C. Peco
verglichen dieses Verfahren mit dem der Erzeugung von Paranitranilinroth aus β-Naphtol und diazotirtem p-Nitranilin und kamen zu
folgenden Resultaten: Die Umwandlung des Nitrosaminroths in die Diazoverbindung kann
ausser in der warmen Jahreszeit ohne Gegenwart von Eis vorgenommen werden und die
Lösung soll eine vollständigere und beständigere als die mit p-Nitranilin erhaltene
sein; ferner soll das mit Nitrosaminroth erhaltene Roth bei gleicher Wasch-, Seif-
und Lichtechtheit satter, lebhafter und schöner als das gewöhnliche
Paranitranilinroth sein. Dagegen verträgt es das Dämpfen selbst im Mather-Platt
nicht, ohne sich zu zersetzen und viel von seiner Lebhaftigkeit und seinem Glanz
einzubüssen. (Färberzeitung, 1894/95 S. 99.)
Das in unserem letzten Berichte aufgeführte Verfahren der Badischen Anilin- und Sodafabrik, Nitrosaminroth neben β-Naphtol auf Gewebe aufzudrucken und die letzteren
dann an der Luft hängen zu lassen, damit die Kohlensäure der Luft die Umwandlung des
Nitrosaminsalzes zur Diazoverbindung und damit die Bildung des Paranitranilinroths
herbeiführe, hat Schwierigkeiten in der Praxis gefunden. Die Vorschrift zu diesem
Verfahren wurde daher auch bald von der genannten Fabrik zurückgezogen. Wir wollen
jedoch nicht unterlassen, zu bemerken, dass wir in Mülhausen sehr schöne nach diesem
vereinfachten Verfahren in grossen Quantitäten erzeugte Drucke von
Nitrosaminroth sahen.
Gute Dienste leistete L. Caberti und C. Peco folgende Vorschrift für die Bereitung des
Entwickelungsbades: 4467 g Nitrosaminroth in Teig werden mit 14,7 l Wasser
vermischt, 1386 g Salzsäure von 21° Bé. unter fortwährendem Umrühren zugegeben und
nach 10 Minuten langem Stehen mit 21,4 l Traganthlösung von 15 g in 1 l und 1680 g
Natriumacetat versetzt. Soll die Farbe zum Drucken verwendet werden, so versetzt man
mit 21,4 l Traganthlösung von 100 g in 1 l und 1680 g Natriumacetat. Eine gute
Weissreserve, die den Stoff nicht angreift, wird durch Mischung von 10 l
Natriumbisulfit von 39° Bé. und 9 k Dextrin, in der Kälte, erhalten. (Färberzeitung, 1894/95 S. 100.)
Nach einer Patentanmeldung der Badischen Anilin- und
Sodafabrik kann Seide mit gewissen Diazoverbindungen, sowie mit
Nitrosaminen primärer aromatischer Amidoverbindungen direct gefärbt werden. Hierbei
soll sich die Seide ganz wie ein Phenol der Benzolreihe verhalten, da die Nuancen
dieser Färbungen ausnahmslos Gelb als Grundton zeigen, gleichgültig, ob die der
Diazoverbindung oder dem Nitrosamin zu Grunde liegende Base der Benzol- oder der
Naphtalinreihe angehört und ob substituirende Gruppen in derselben vorhanden sind
oder nicht (D. R. P. Anmeld. B. 16414). Uebereinstimmend damit ist ferner das
Verhalten der gelben Färbungen gegen Aetzalkalien; sie werden – entsprechend den
Farbstoffen des Phenols – durch Alkalien je nach der Art der zur Färbung verwendeten
Diazoverbindung orange bis braunroth gefärbt. In concentrirter Schwefelsäure löst
sich die mit Diazoverbindungen gefärbte Seide mit intensiver orange bis violetter
Farbe, die wiederum den Farbentönen der entsprechenden Phenolcombinationen äusserst
ähnlich ist. Nur insofern weicht das Verhalten der Seide gegenüber Diazoverbindungen
naturgemäss von demjenigen des Phenols ab, als die Seide sich sehr viel langsamer
mit den Diazoverbindungen combinirt als ein in Lösung befindliches Phenol. Hieraus
ergibt sich zunächst, dass von den Diazoverbindungen diejenigen für die praktische
Verwendung von untergeordneter Bedeutung sind, welche in der Form ihrer essigsauren
Salze von geringer Beständigkeit sind, wie zum Beispiel diejenige des β-Naphtylamins, oder in Folge ihrer geringeren
Reactionsfähigkeit in essigsaurer Lösung mit der schwerfälliger sich combinirenden
Seide eine ungenügende Entwickelung der Färbungen zeigen, wie beispielsweise die
Diazoverbindung des Anilins. Ferner ergibt sich aber auch, dass im Gegensatze hierzu
die Nitrosamine der genannten Basen für die Färbezwecke wesentlich geeigneter sind,
da sie in neutraler, für die Combination besonders günstiger Lösung zur Verwendung
kommen können und überdies die erforderliche Beständigkeit besitzen.
So wird von der genannten Fabrik das Nitrosaminroth zur Erzeugung schöner Gelbnuancen
auf Seide direct im schwach sauren, je nach der Beschaffenheit des Wassers 1 bis 2 g
Marseiller Seife in 1 l enthaltenden Bade empfohlen. Man geht kalt ein, erhitzt
langsam zum Kochen und erhält 30 Minuten bei dieser Temperatur. Nach dem Färben wird
gespült und avivirt. Je nach den verwendeten Procentsätzen an Nitrosaminroth erhält
man Färbungen vom hellen Gelb bis zum satten Dunkelorange. Man hat sich hierbei vor
jeder Ueberfärbung sorgfältig zu hüten, da das Gelb, wenn es einmal entwickelt ist, der
grossen Widerstandsfähigkeit wegen gegen heisses Seifen nicht mehr abgezogen werden
kann. Mit Zinkstaub und Natriumbisulfit lassen sich die Färbungen rein weiss ätzen.
Da hierbei gleichzeitig bestimmte Farbstoffe, wie Azocarmin BX, Methylenblau MD,
Safranin T und Wolldruckblau R, in der Aetzpaste aufgedruckt werden können, so
können Effecte im orientalischen Geschmacke hergestellt werden. Eine Vorbehandlung
der Seide mit β-Naphtol – wie in der Baumwollfärberei –
ist also nach diesem Verfahren nicht erforderlich. Grundirt man aber die Seide mit
β-Naphtol, dann erhält man auch hier ein Roth. Es
können so durch Bedrucken seidener Gewebe mit β-Naphtolnatrium und Entwickeln mit Nitrosaminroth rothe Muster auf gelbem
Grunde erzeugt werden.
Die auf β-Naphtol präparirte Baumwolle mittels
diazotirtem Nitrotolidin erhältliche Färbung ist, trotz ihrer an sich brauchbaren
Nuance, der geringen Lichtechtheit wegen von fast gar keinem technischen Interesse.
Verfährt man aber ähnlich wie bei der Erzeugung des Dianisidinblaus und setzt der
Lösung der diazotirten Base Kupfersalze zu, so erhält man bordeauxbraune Färbungen,
die schöner, tiefer und lichtechter sind, als die ohne Zusatz von Kupfersalzen
entstehenden Töne, und den Alizarinfärbungen auf Thonerde-Eisenbeize ähneln. (D. R.
P. Nr. 82456 der Farbwerke vorm. Meister, Lucius und
Brüning.)
Ein schweissechteres Dianisidinblau – das auf der gewöhnlichen β-Naphtolgrundirung entwickelte Blau ist nicht echt
gegen Schweiss – wird nach Angabe der Farbwerke vorm,
Meister, Lucius und Brüning erhalten, wenn an Stelle des β-Naphtols in der Grundirung die von dieser Firma in
den Handel gebrachte Naphtolcomposition „Naphtol D“ angewendet wird. Das
erhaltene Blau ist etwas röther als das auf β-Naphtolgrund entwickelte.
Da aber auf der mit „Naphtol D“ bereiteten Grundirung die anderen
Diazoverbindungen von den auf β-Naphtolgrund erhaltenen
abweichende Nuancen liefern, so beispielsweise ein Paranitranilinroth auf dieser
Grundirung nicht erzeugt werden kann, so ist das vorliegende Verfahren nur zur
Herstellung des einfarbig blauen Druck- und Färbeartikels geeignet.
Nach einem französischen Patente (vgl. auch D. R. P. Anmeld. F. 7757) der genannten
Farbwerke kann man gegen Säuren widerstandsfähigere – also auch schweissechtere –
Färbungen auf β-Naphtolgrundirung erhalten, wenn man
dem β-Naphtol Dioxynaphtaline oder Naphtolcarbonsäuren,
oder β-Naphtolsulfosäuren, oder
Dioxynaphtalinsulfosäuren in den Stellungen 2 : 3, 2 : 7 und 2 : 6 beimischt und auf
die hiermit präparirten Gewebe eine verdickte Lösung von diazotirtem Dianisidin
aufdruckt; in diesem Falle entstehen gemischte Disazofarbstoffe. Es ist anzunehmen,
dass das Naphtol D des Handels ein Gemisch von β-Naphtol mit der β-Oxynaphtoësäure vom Schmp.
216° ist.
Zur Erzeugung des Blaurothartikels aus unlöslichen Azofarbstoffen direct auf der
Faser sind mehrere Verfahren vorgeschlagen worden. Wird ein mit β-Naphtol grundirtes Gewebe mit so viel einer
verdickten Lösung von diazotirtem Dianisidin bedruckt, dass das an den bedruckten
Stellen vorhandene Naphtol unter Bildung von Dianisidinblau abgesättigt wird, und
wird das Gewebe nach dem Drucke durch eine Lösung von diazotirtem p-Nitranilin
gezogen, so kann sich Paranitranilinroth natürlich nur an den unbedruckten
Stellen entwickeln, an denen noch β-Naphtol
vorhanden ist und nicht schon zur Bildung von Dianisidinnaphtolblau verbraucht
ist.
Auf Grund einer solchen Betrachtung haben Bloch und Schwartz (Bulletin de la
Société industrielle de Mulhouse, 1894 S. 421) ein Verfahren zur Erzeugung
von rothen Mustern auf blauem Grunde ausgearbeitet. Die Gewebe werden mit einer
Naphtollösung geklotzt, mit einer Druckmasse aus diazotirtem Dianisidin bedruckt und
zur Entwickelung der rothen Muster an den nicht bedruckten Stellen durch eine Lösung
von diazotirtem p-Nitranilin passirt. Wie aber bekannt, entsteht aus diazotirtem
Dianisidin und β-Naphtol ohne weiteren Zusatz kein
schönes und echtes Blau. Dieses wird vielmehr erst bei Gegenwart von
Kupferverbindungen in der Diazolösung erhalten. Es erscheint daher einfach, das
diazotirte Dianisidin mit Kupferchlorid zu versetzen, auf das grundirte Gewebe
aufzudrucken und durch das Rothentwickelungsbad zu passiren. Hierbei hat sich aber
gezeigt, dass von dem aufgedruckten Kupfersalz sich immer etwas loslöst und in das
Entwickelungsbad übergeht. Und da nun Kupfersalze auf Paranitranilinroth eine
bräunende Wirkung ausüben, so entsteht in diesem Falle neben Dianisidinblau kein
Roth, sondern ein Cachou.
Bloch und Schwartz setzten
daher dem Rothentwickelungsbade Ferricyankalium zu, welches das überschüssige
Kupfersalz fällt, ohne die Nuance des Roths zu ändern, und seifen alsdann zur
Erzielung eines schönen Roths in einem Bade mit Salmiakzusatz. Die Wirkung des
letzteren erklären sie in der Weise, dass das bei der Zersetzung dieses Salzes
entstehende Ammoniak die etwa fortgerissenen Spuren der Kupferverbindung auflöst. Es
wird das Gewebe nach ihrer Angabe mit einer Grundirung aus 3 k β-Naphtol, 4,8 l Natronlauge von 22° Bé., 10 1 Oel A
(aus 10 l Oxyölsäure A von Schmitz und Töngens, 6 l
kaltem Wasser, 1 k Natronlauge von 40° Bé.), 50 l Wasser, 40 l Traganthwasser (60 g
in 1 l) und 3 k Natriumacetat geklotzt, mit der kupferchloridhaltigen Druckmasse
bedruckt, zu deren Herstellung 320 g Dianisidinbase, 600 cc Salzsäure von 21° Bé.
und 7,5 l kochendes Wasser gemischt, bei 0° mit 1,5 l Natriumnitritlösung (150 g
Natriumnitrit auf 1 l) und nach 20 Minuten langem Stehen mit 900 cc
Kupferchloridlösung von 40° Bé. und 1250 cc kaltem Wasser versetzt werden; man
verdünnt auf 15 l und verdickt mit 15 l Traganthstärkeverdickung. Das Roth wird mit
diazotirtem Paranitranilin aus 10 k p-Nitranilin N en pâte, 7250 g Salzsäure von 21°
Bé., 10 1 Wasser, versetzt mit 9 k Natriumacetat, auf 50 1 verdünnt und versetzt mit
75 l Wasser, 2 k Ferricyankalium und 25 l Traganthwasser (60 g in 1 l) entwickelt
und das Gewebe dann gründlich gewaschen, hierauf während 1 Minute durch ein mit
Salmiak versetztes Seifenbad aus 2000 1 Wasser, 8 k Marseiller Seife, 6 k Salmiak
und 20 l warmem Wasser gezogen und endlich ohne Zusatz geseift.
Nach dem im Vorstehenden beschriebenen Verfahren muss also mindestens ebenso viel von
der Tetrazoverbindung des Dianisidins aufgedruckt werden, als zur vollständigen
Absättigung des β-Naphtols erforderlich ist. Mittlere
und hellere Blaus können demnach – wenn das Gewebe für die Erzeugung eines tieferen
Roths auch mit einer grösseren Menge von Naphtol grundirt ist – nach diesem
Verfahren nicht erhalten werden.
Die Farbwerke vorm. Meister, Lucius und Brüning
fanden nun, dass es möglich ist, mit Oxydationsmitteln, wie Persulfaten, das an den
mit der Dianisidindruckmasse bedruckten Stellen überschüssig vorhandene β-Naphtol einfach zu zerstören bezieh. in nicht mehr
kuppelungsfähige Verbindungen überzuführen, so dass beim späteren Passiren durch das
Rothentwickelungsbad das diazotirte p-Nitranilin nur noch an den unbedruckten
Stellen des Gewebes β-Naphtol vorfindet (D. R. P. Nr.
83963). Die Persulfate werden der Diazodruckfarbe zugesetzt; sie beeinflussen die
Tetrazoverbindung des Dianisidins nicht in schädlicher Weise; in saurer Lösung gut
haltbar, üben sie bekanntlich im neutralen oder alkalischen Zustande auf
phenolartige Körper eine kräftig oxydirende Wirkung aus. Die Dianisidindruckmasse
wird unter Zusatz von Kupferchlorid bereitet; um die schädliche bräunende Wirkung
des Kupfersalzes auf das Paranitranilinroth hintanzuhalten, wird dem
Rothentwickelungsbade und dem Seifenbade eine gewisse Menge von oxalsaurem Ammoniak
zugesetzt; dieses verhindert, dass das Roth in den braungefärbten Kupferlack
übergeht. Das Gewebe wird also mit β-Naphtol wie oben
grundirt und mit einer Druckmasse bedruckt, zu deren Darstellung 137 g
Dianisidinsalz mit 100 cc Salzsäure von 22° Bé. und 2500 l Wasser gelöst, abgekühlt
und bei 0 bis – 5° mit 450 cc Natriumnitritlösung 145 : 1000, 300 cc Kupferchlorid
von 40° Bé. und 400 cc Wasser versetzt werden; dann wird auf 5 l eingestellt, mit 5
k Verdickung F versetzt (durch Verkochen von 700 g Mehl, 1500 cc Wasser, 500 cc
Essigsäure von 6° Bé., 1000 g Traganthwasser, 60:1000, erhalten) und vor dem
Gebrauche mit 400 g Ammoniumpersulfat verrührt. Nach dem Bedrucken wird die Waare
getrocknet und dann möglichst bald am Poulard im diazotirten p-Nitranilinbade
entwickelt. Das Entwickelungsbad setzt sich zusammen aus 2,5 l Diazolösung aus 140 g
p-Nitranilin, 1000 g Traganthwasser 60, 5 l Eiswasser, 200 g oxalsaurem Ammonium,
gelöst in 1500 cc heissem Wasser und 300 g Natriumacetat. Zum Schluss wird gründlich
mit 4 g Marseiller Seife und 2 g oxalsaurem Ammonium in 1 l Wasser bei 60°
geseift.
Die Farbenfabriken vorm. Fr. Bayer und Co. verfahren zur
Erreichung desselben Effectes umgekehrt; sie drucken zuerst das Paranitranilinroth,
und zwar unter Zugabe von schwefelsaurer Thonerde, und passiren dann durch eine mit
Kupfersalz versetzte Lösung von diazotirtem Dianisidin. Dianisidinnaphtolblau bildet
sich nicht an den mit schwefelsaurer Thonerde bedruckten Stellen des Gewebes, so
dass also das Roth vollkommen klar hervortritt. Das Verfahren, welches übrigens von
Tschudi und Co. erfunden wurde (D. R. P. Nr. 84701,
übertragen auf die genannten Farbenfabriken), ist also eine Art Reservage. Die
Baumwolle wird mit einer auf 1 l verdünnten Grundirung aus 20 g β-Naphtol, 22,5 cc Natronlauge von 30° Bé., 200 cc
Wasser, 75 g Ricinusölammoniakseife und 26 g essigsaurem Natrium imprägnirt,
getrocknet und mit folgender Druckfarbe bedruckt: 12 g p-Nitranilin (Bayer) in 10 g Wasser, 6,5 g Natriumnitrit in 50 g
Wasser, 100 g Eis, 18 cc Salzsäure von 21° Bé. und 20 cc eiskaltes Wasser werden mit
270 g eiskalter dicker Stärke-Traganthverdickung (mit 100 g Natriumacetat in 1 k)
und 60 g gepulverter schwefelsaurer Thonerde gut verrührt. Nach dem Drucken wird
getrocknet und am Foulard breit durch eine mit Kupfersalz versetzte Lösung von
diazotirtem Dianisidin geführt. 20 g Dianisidinbase (Bayer) werden in 320 cc Wasser und 31 cc Salzsäure von 22° Bé. gelöst, mit
600 g Eis versetzt und langsam mit 88 cc Nitritlösung (145 : 1000) diazotirt; nach
einiger Zeit wird die Lösung filtrirt, mit 55 cc Kupferchloridlösung von 40° Bé. und
200 cc Eiswasser vermischt und endlich mit Eiswasser auf 2 l gestellt. Nach dem
Passiren dieses Blauentwickelungsbades wird das Gewebe ausgequetscht und sofort in
einen Kasten mit fliessendem Wasser abgelegt. Es hat sich ferner herausgestellt,
dass sich ausser p-Nitranilinroth auch alle anderen mit β-Naphtol gebildeten unlöslichen Azofarben in gleicher Weise unter
Dianisidinblau durch schwefelsaure Thonerde reserviren lassen. Man kann also nicht
nur den Rothblauartikel nach diesem Verfahren erzeugen, sondern auch mehrfarbige
Muster auf blauem Grunde.
Ein Nachtheil des Dianisidinnaphtolblaus ist es, dass die Nuancen verschiedener
Partien häufig ungleichmässig ausfallen. Es hat dies meistens seinen Grund darin,
dass die Diazotirung des Dianisidins dem Drucker Schwierigkeiten macht; in dem einen
Falle wird mehr, in dem anderen weniger von der angewandten Base unter scheinbar
gleichen Bedingungen diazotirt, und die unausbleibliche Folge ist, dass verschiedene
Nuancen resultiren.
Wir finden auch hier wieder das Bestreben der chemischen Fabriken, haltbare
Diazoverbindung von gleichbleibender Concentration herzustellen und so dem Färber
und Drucker die Diazotirung zu ersparen.
Die Fabriques des Produits chimiques de Thann et de
Mulhouse brachten zuerst diazotirtes Dianisidin unter dem Namen
„Naphtolblau“ in den Handel. Stellt man in der richtigen Weise eine
Lösung von diazotirtem Dianisidin her, so wird man finden, dass eine solche Lösung
recht lange unzersetzt haltbar ist; nur war es bisher nicht möglich, eine solche
Lösung auszusalzen. Den obigen Fabriken scheint das durch Zusatz von
p-nitrotoluolsulfosaurem oder naphtalinsulfosaurem Natron gelungen zu sein.
Während man also im Stande ist, nach dem Verfahren der Erzeugung von unlöslichen
Azofarbstoffen auf der Faser eine ganze Reihe von Färbungen herzustellen, ist es
bisher nicht gelungen, durch Einwirkung irgend einer diazotirten Base auf mit β-Naphtol grundirtes Gewebe ein Schwarz zu erhalten.
Für die Fabrikation des Rothschwarzartikels muss man zuerst eine Mischung für
Anilinschwarz drucken, dann 24 Stunden bis zur Entwickelung des Schwarz verhängen
und die übrigen bekannten Operationen zur Fertigstellung des Anilinschwarz
vornehmen, hierauf das Gewebe mit β-Naphtol klotzen und
endlich das Roth mit diazotirtem p-Nitranilin entwickeln. Auch Blauholzschwarz wurde
an Stelle des Anilinschwarz verwendet, wenn auch die Echtheit dieses Productes jene
des Anilinschwarz nicht erreichte. Beide Schwarz aber können nicht mit der gleichen
Reserve, wie sie für die unlöslichen Azofarbstoffe zur Anwendung gelangt, reservirt
werden.
Die Compagnie Parisienne des Couleurs d'Aniline,
französische Filiale der Farbwerke vorm. Meister, Lucius und
Brüning, schlug daher vor, auf ein β-naphtolpräparirtes Gewebe ein Gemisch zweier solcher diazotirten Basen zu
drucken, die sich als fertige, mit Naphtol gekuppelte Azofarbstoffe gegenseitig zu
Schwarz ergänzen. Zur Erreichung dieses Zieles sind geeignet einerseits die Basen
Dianisidin oder Diphenetidin, die ja in diazotirtem Zustande mit β-Naphtol für sich ein tiefes Violett liefern, und
andererseits m-Nitranilin oder Benzidin oder Tolidin, die unter gleichen Umständen ein
Gelborange oder ein tiefes Braun geben (Französisches Patent Nr. 240331, vgl. auch
D. R. P. Nr. 83963). Für die Herstellung von schwarzen Mustern werden beispielsweise
9 l Violett (aus 1200 g Dianisidinsulfat [50 Proc.
Base], 1200 g Salzsäure von 21° Bé., 4 l kaltem Wasser, 2 l Natriumnitrit [150 g
NaNO2 in 1 l], verdünnt auf 9 1), 3 l Braun (aus
3120 g Benzidinbase, 5 l Salzsäure von 21° Bé., 18 l Wasser, 2,2 l Salzsäure und
16,2 l Nitritlösung [150 g NaNO2 in 1 l Wasser],
verdünnt auf 50 l), 12 l Verdickung und 1,2 l Natriumacetat zu einer Druckfarbe
verrührt und eventuell zu gleicher Zeit mit anderen diazotirten Basen, wie
p-Nitranilin, auf das mit β-Naphtol grundirte Gewebe
gedruckt.
An Stelle des Benzidins in dem obigen Beispiele kann auch Tolidin oder m-Nitranilin
und an Stelle des Dianisidin kann Diphenetidin genommen werden. Es werden dann
schwarze Färbungen von variirender Nuance erhalten.
Die Echtheit des so erhaltenen Schwarz ist bemerkenswerth; sie soll grösser sein als
die des Blauholzschwarz und soll der des Anilinschwarz beinahe gleich kommen. Als
Azofarbstoff lässt sich das Schwarz ebenso wie die anderen auf der Faser erzeugten
Azofarbstoffe durch Zinnsalz und andere Reductionsmittel weiss reserviren.
Neuerdings bringen die Farbwerke vorm. Meister, Lucius und
Brüning unter dem Namen „Diazoechtschwarz“ und „Azoschwarzbase
O“ Producte in den Handel, die diazotirt und auf mit β-Naphtol präparirte Waare gedruckt ein Schwarz entstehen lassen; ihre
Zusammensetzung wurde uns nicht bekannt – wahrscheinlich bestehen sie aus einem
Gemisch der oben genannten Basen. Das mit ihnen erzeugte Azoschwarz soll sehr gut
licht- und seifenecht sein und sich auch mit Sulfitreserven (normalem Kaliumsulfit)
leicht weiss reserviren lassen. Beim Drucken heller Töne mit Diazoechtschwarz erhält
man übrigens ein Blau, Dianisidinblau.
Mehrfarbige Drucke erhalten E. Jantsch und die Gesellschaft für Baumwollindustrie in der Weise, dass
sie Baumwollgewebe, welche mit direct färbenden Farbstoffen gefärbt sind, mit β-Naphtolnatrium pflatscht, mit einer Reserve aus
Zinnsalz, Zinkstaub oder einem anderen reducirend, für den Substantiven Farbstoff
also als Aetze wirkenden Agens bedruckt und dann durch Ueberdrucken geeigneter
Diazoverbindungen – diazotirtes p-Nitranilin, α-Naphtylamin u.s.w. – den β-Naphtolazofarbstoff
direct auf dem Gewebe an den nicht reservirten Stellen hervorruft (D. R. P. Nr.
78618; vgl. auch Moniteur de la teinture, 1894 S. 273).
Bei hellen Nuancen kann die Naphtolpräparation dem ersten Farbstoffbade direct
beigemischt werden, ferner können der Reserve auch nicht reducirbare Farbstoffe, wie
Methylenblau, zugefügt werden.
Das Drucken der basischen Farbstoffe auf tannirter und mit Brechweinstein behandelter
Baumwolle ziehen A. Smirnoff und B. Rosenthal dem Drucken dieser Farbstoffe mit
Tanninverdickung und nachfolgender Fixation mit Brechweinstein vor, weil die mit
Tannin bereitete Farbe nicht längere Zeit haltbar ist, ihre Herstellung grosse
Sorgfalt erfordert und weil ausserdem die Farbe die Rakel angreift. Die erstere
Methode soll diese Uebelstände nicht zeigen (Färberzeitung, 1894/95 S. 311). Die gut gebleichte Baumwolle wird für
helle bis dunkle Nuancen mit 5 bis 40 g Tannin in 1 l geklotzt, auf der Hotflue
getrocknet, dann mit 60° heisser Brechweinsteinlösung geklotzt, nochmals
getrocknet und bedruckt. Die Druckfarbe wird in der Weise bereitet, dass man den
Farbstoff in Essigsäure löst und die Lösung in die Verdickung einrührt. Nach dem
Drucken wird getrocknet und ½ Stunde für tiefe Nuancen gedämpft; für helle Nuancen
genügt eine 2 Minuten lange Passage durch den Mather-Platt.
Für die Erzeugung von blauen Mustern auf rothem Grunde beizen die Arnold Print Works Baumwollgewebe mit Gerbsäure,
fixiren mit Antimonsalz, beizen nochmals mit einer Lösung von Aluminiumacetat und
bedrucken mit blauen basischen Farbstoffen, wie Methylenblau, unter Zusatz von
organischen Säuren, welche die metallische Beize lösen, wie Citronensäure oder
Weinsäure; dann wird gedämpft, gekuhkothet, gewaschen und zur Entwickelung des
rothen Grundes mit Alizarin gefärbt (D. R. P. Nr. 78671). Das Verfahren lässt sich
natürlich auch zum Drucken anderer basischer Farbstoffe auf beizen farbigem Grunde
anwenden.
Eine Weissätze für Türkischroth beschreibt O. Breuer
(Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse,
1895 S. 18). Stammfarbe: 10 k chlorsaures Aluminium von 27° Bé., 4 k dunkel
gebrannte Stärke werden lauwarm gelöst und, wenn wieder erkaltet, mit 1 k
Ferricyankalium und 1,9 k chlorsaurem Natron versetzt. Die Druckfarbe setzt sich
zusammen aus 1000 g dieser Stammfarbe und 100 g Citronensäure. Nach dem Drucken wird
20 Minuten gedämpft und breit geseift. Nach Jeanmaire
eignet sich dieses Verfahren auch zum Aetzen des Indigos.
Ein neues Verfahren zum Drucken mit Indigo geben die Société
Blanchon und Allegret an; sie bedrucken das
Gewebe mit in Stärkeverdickung eingerührtem Indigo und passiren dann ein Bad von
Calciumhydrosulfit. Durch den letzteren wird der Indigo auf der Faser reducirt,
dringt in gelöstem Zustande in die Faser ein und oxydirt sich dann wieder an der
Luft. (D. R. P. Nr. 78477.)
J. Mercer fand vor etwa 45 Jahren, dass Baumwolle, wenn
sie mit concentrirter Natronlauge behandelt wird, sich zusammenzieht, wobei
gleichzeitig auch die Affinität der Baumwollfaser zu den Farbstoffen erhöht wird.
Bedruckt man Baumwollstoffe vor der Behandlung mit Natronlauge mit Gummi, so wirkt
die Lauge an den bedruckten Stellen nicht ein, und man erhält gemusterte Stoffe,
indem die von der Natronlauge getroffenen Stellen einlaufen und glatt bleiben,
während die reservirten Stellen durch das Zusammenziehen kraus werden. J. Heilmann und Co. gründen auf diese Beobachtung Mercer's ein hübsches und vielseitiges Verfahren zur
Darstellung von gemusterten kreppartigen Baumwoll- oder Leinengeweben (D. R. P. Nr.
83314); sie verwenden jedoch nicht Gummi als Reserve, sondern solche Substanzen, die
mit der Faser sich definitiv verbinden und dadurch dem Stoffe einen ganz anderen
Griff geben, z.B. coagulirbare Substanzen, wie Albumin, Caseïn oder ein Gemisch von
Gummi mit Chromsalzen. Weisse oder mit einem alkali- und säureechten Farbstoffe
gefärbte Baumwoll- oder Leinengewebe werden also mit Albumin oder Caseïn bedruckt,
diese Substanzen durch Dämpfen zur Coagulation gebracht, das Gewebe dann durch
Natronlauge von 30 bis 50° Bé. passirt, ausgequetscht, einige Zeit verhängt, um zu
grosse Erwärmung des Stoffes durch die Mercerisation zu verhüten, hierauf mit
verdünnter Salzsäure gesäuert, gewaschen und auf dem Spannrahmen getrocknet. An Stelle der
albuminartigen Substanzen können auch Gemische von Gummi mit Chromacetat,
Aluminiumacetat, Chromaten oder Bichromaten als Reserven verwendet werden. Diese
Gemische bleiben in der Kälte klar und sind in Wasser löslich; sie coaguliren aber
beim Dämpfen und können dann nicht mehr selbst durch heisses Wasser und verdünnte
Säuren von dem Gewebe entfernt werden. Man kann auch, um den Stoff nur an gewissen
Stellen zu kreppen, mit Britisch-Gum verdickte concentrirte Natronlauge auf den mit
der coagulirten Reserve vorbedruckten Stoff drucken, dann verhängen, säuern, waschen
und trocknen. Ferner kann man der coagulirbaren Reserve Pigmentfarben, Tanninlacke
der basischen Farbstoffe und Substantive Farbstoffe zusetzen, wenn auf weissem oder
hellem Grunde die vor der Mercerisation geschützten Stellen andersfarbig ausfallen
sollen. Freilich erhält man hierbei auf gefärbtem Grunde nur Mischfarben. Sollen
daher an den bedruckten und nicht bedruckten Stellen Farbencontraste hervorgebracht
werden, so müssen die noch weissen Gewebe mit colorirtem Albumin bedruckt und nach
dem Dämpfen statt durch gewöhnliche Natronlauge durch Natronlauge, die mit in
alkalischem Bade aufziehenden Farbstoffen versetzt ist, passirt werden; es entstehen
hierbei zwei reine Nuancen, da die mit dem colorirten Albumin bedruckten Stellen des
Gewebes von dem alkalischen Bade nicht benetzt, also von dem in der Lauge
enthaltenen Farbstoffe auch nicht gefärbt werden können. Die Fixirung der vor der
Mercerisirung auf das Gewebe aufzudruckenden coagulirbaren Substanz kann man durch
vorheriges Aufdrucken einer Reserve, wie Zinnsalz, stellenweise verhindern, und dem
Zinnsalze können wieder nicht reducirbare Farbstoffe beigegeben werden.
Von den Farbenfabriken wurden auch in dem vergangenen Jahre eine ganze Reihe von
neuen Farbstoffen in den Handel gebracht. Ihre Beschreibung entnehmen wir den
Circularen der betreffenden Firmen. Wir beginnen mit den Substantiven Azofarbstoffen.
Das Columbiaechtblau GG der Actiengesellschaft für
Anilinfabrikation liefert etwas grünlichere Nuancen als das ältere
Columbiablau G. Die Färbungen sind echt gegen Säure und Alkali und gut lichtecht,
mitgewaschenes Weiss wird angefärbt. Mit Zinkstaub und Zinnsalz ätzt man ein reines
Weiss. In der Halbwoll- und Halbseidefärberei wird im schwach alkalischen Bade fast
ausschliesslich die Baumwolle gefärbt.
Die Reihe ihrer auf der Faser diazotirbaren und zu entwickelnden direct färbenden
Sambesifarben hat die Actiengesellschaft für
Anilinfabrikation um zwei Producte, Sambesischwarz B und Sambesischwarz F,
vermehrt. Beim directen Färben der Baumwolle erhält man mit Sambesischwarz B
blaugraue bis schwarzblaue Töne, die eine etwas grünlichere Nuance zeigen, als die
mit Sambesigrau B erhaltenen; Marke F liefert wesentlich violettere Töne als Marke
B. Nachträgliches Kupfern lässt in beiden Fällen wesentlich grauere und stumpfere,
aber sehr lichtechte Färbungen entstehen. Beim Diazotiren und Entwickeln werden
vorzüglich waschechte und besonders auch lichtechte Färbungen erzielt, und zwar
liefert Sambesischwarz F mit Toluylendiamin ein Tiefschwarz, Sambesischwarz B mit
Amidonaphtoläther ein Indigoblau. Die directen und, ausgenommen die mit
Toluylendiamin erhaltenen, auch die entwickelten Färbungen lassen sich mit
Zinnsalz und besonders mit Zinkstaub ätzen.
Als Ersatz für die älteren Marken Sambesiblau B und R bringt die gleiche Fabrik die
neueren Producte Sambesiblau BX und RX in den Handel. Diese sollen zur Herstellung
waschechter Marineblaus durch Combination der diazotirten Färbungen mit
Amidonaphtoläther dienen.
Sambesibraun GG liefert auf Baumwolle, direct gefärbt, stumpfe violette Töne, die nur
für Mischnuancen Interesse bieten; diazotirt und mit Naphtol, Amidonaphtoläther,
Resorcin, Toluylendiamin entwickelt, erhält man dunkelbraune waschechte Färbungen.
Wie bei Sambesibraun G ist auch hier die Combination mit Toluylendiamin von
besonderem Werthe, wobei schöne catechubraune Nuancen von noch gelblicherem Tone als
mit Marke G entstehen. Sowohl die directen als auch die entwickelten Färbungen
lassen sich mit Zinnsalz oder Zinkstaub weissätzen.
Catechubraun 2DX und 3DX der Actiengesellschaft für
Anilinfabrikation sind ebenfalls Substantive Baumwollfarbstoffe, welche in
Nuance und Stärke mit den älteren Marken Catechubraun 2D und 3D übereinstimmen, vor
diesen jedoch den Vorzug grösserer Lichtechtheit der damit erzielten Färbungen
aufweisen. Durch nachträgliches Kupfern kann die Lichtechtheit noch, ebenso wie die
Waschechtheit, erhöht werden.
Satte und feurige Orangenuancen auf ungeheizter Baumwolle liefert das Pyraminorange der Badischen
Anilin- und Sodafabrik. Die Bäder werden auch für satte Nuancen
verhältnissmässig gut ausgezogen. Die Lichtechtheit wird als eine verhältnissmässig
sehr gute bezeichnet; ebenso ist die Waschechtheit befriedigend, jedoch wird
mitverwobene weisse Baumwolle in der Wäsche ebenfalls mehr oder weniger angefärbt.
Verdünnte Essigsäure verändert die Nuance nicht. Pyraminorange ist gut alkaliecht
und wird durch Chlorkalk von 1/10 Bé. nicht verändert. Beim Schwefeln wird die
Nuance etwas trüber. Durch Zinkstaub kann Pyraminorange weiss geätzt werden, dagegen
nicht mit Zinnsalz. In der Wollfärberei wird zweckmässig ½ Stunde unter Zusatz von
Glaubersalz gekocht und dann etwas Essigsäure zugegeben. Halbwolle wird in neutralem
Bade gefärbt, und zwar nimmt die Wolle hierbei eine etwas gelbere Nuance als die
Baumwolle an. Auf Seide zieht Pyraminorange unter Zusatz von Essigsäure gut; die
Nuancen sollen wasserecht gegen weisse Wolle und nahezu echt gegen weisse Seide und
Baumwolle sein. In der Halbseidenfärberei wird im alkalischen Seifenbade ohne Zusatz
von Glaubersalz oder Kochsalz nur die Baumwolle gefärbt, während die Seide fast
ungefärbt bleibt.
(Schluss folgt.)