Titel: | Anwendungen des elektrischen Betriebes bei Hilfs- und Arbeitsmaschinen. |
Fundstelle: | Band 300, Jahrgang 1896, S. 231 |
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Anwendungen des elektrischen Betriebes bei Hilfs-
und Arbeitsmaschinen.
Anwendungen des elektrischen Betriebes bei Hilfs- und
Arbeitsmaschinen.
Das vorigjährige Novemberheft von Bulletin de la Société
d'Encouragement enthält einen interessanten Vortrag von A. Hillairet, worin an erster Stelle der jetzige Stand
des elektrischen Maschinenbetriebes im Allgemeinen kurz behandelt und sodann eine
grössere Anzahl älterer und neuerer elektrisch angetriebener Hilfs- und
Arbeitsmaschinen vorgeführt wird. Diesen zweiten Theil der Hillairet'schen Darlegungen bringen wir nachstehend im Auszuge wieder:
„Vor 10 Jahren waren elektrische Bohrmaschinen noch
unbekannt, während sie heute schon häufig und allerwärts benutzt werden; sie
zählen ja auch zu denjenigen Werkzeugmaschinen, für welche der elektrische
Betrieb zuerst versucht worden ist. Die Anwendung von tragbaren Bohrern lässt
sich nicht umgehen, und es sind als solche neben den Bohrratschen und
Handbohrmaschinen, bei welchen sich die Arbeit sehr theuer herausstellt,
Bohrmaschinen mit Schnur- oder Seilantrieb beliebt gewesen bis zu der Zeit, wo
elektrische eingeführt wurden und die ersteren mit Recht verdrängt haben. Bei
einer schon 1886 in einer Kesselschmiede vorgenommenen Probe einer elektrischen
Lochbohrmaschine, deren Bohrer eine Schneidenbreite von 25 mm besass, war es
möglich, in weichem Stahlblech bei 10stündiger Arbeitszeit 115 Löcher täglich
herzustellen, während mit der Bohrratsche in gleicher Zeit nur zehn Löcher
täglich fertiggestellt werden konnten. Im Allgemeinen lässt sich für die
elektrischen Lochbohrer bei der Bearbeitung von Stahl- oder Eisenblech auf eine
Lochtiefe von wenigstens 10 mm in der Minute und bei Gusseisen auf 15 bis 20 mm
in der Minute rechnen; ganz besondersgünstig stellen sich die Verhältnisse auch bei
Holzbohrern. Lediglich diesem günstigen Umstände zufolge können heutigen Tages
für die Ausführung grossartiger Zimmerungsarbeiten oder bedeutender
Schiffsreparaturen u. dgl. so kurze Fristen angesetzt werden, wie sie früher
ganz unerreichbar gewesen wären. So ist beispielsweise im November 1887 auf der
Schiffswerfte zu Nantes mit Zuhilfenahme zweier elektrischer Lochbohrmaschinen,
die Tag und Nacht unausgesetzt benutzt wurden, eine grosse Reparatur an einem
Cylinder der Niederdruckmaschine des russischen Kreuzers Admiral Kormilon in einem unglaublich kurzen Zeitraum bewerkstelligt
worden. Desgleichen leisteten 1894 in den Schiffswerften von Saint Nazaire vier
elektrische Lochbohrmaschinen ganz Ausserordentliches, indem mit denselben
innerhalb zweier Monate auf dem Panzerverdeck des griechischen Kriegsschiffes
Hydra 6000 Nietlöcher hergestellt worden sind.
Die Panzerung des Verdeckes bestand zudem aus fünffachen. 12 mm starken,
zusammen also 60 mm dicken Chromstahlplatten. Neben dem Vortheil rascher und
deshalb billiger Arbeit besitzen die elektrisch angetriebenen Bohrmaschinen noch
den besonderen, werthvollen Vorzug, dass sich bei denselben die Triebkraft stets
ohne weiteres den Widerständen anpasst, d.h., wenn der Bohrer auf seinem Wege
eine härtere Materialstelle trifft, so vermindert sich allerdings die
Umdrehungsgeschwindigkeit des Werkzeuges, wogegen letzteres vermöge der
hierdurch im Elektromotor eintretenden Selbstregulirung mit um so grösserer
Kraft angetrieben wird; auch nimmt der Bohrer seine normale Geschwindigkeit von
selbst wieder an, sobald die widerstrebende Materialstelle überwunden ist.
Zufolge dieses Umstandes wird auch die Bohrerschneide bei weitem nicht so rasch
abgenutzt, wie bei anderen Lochbohrmaschinen, und die damit betrauten Arbeiter
bemerken sehr bald mit grosser Befriedigung, dass das Schärfen des Werkzeuges
weniger oft nothwendig wird als sonst. Eben auch diese Eigenschaft der
elektrischen Bohrmaschinen gestattet es, die Bohrer mit verhältnissmässig
höheren Geschwindigkeiten laufen zu lassen. Der schon oben erwähnte tragbare
Lochbohrer ist für directen Angriff eingerichtet und wurden die ersten Maschinen
dieser Anordnung schon 1888 in den Etablissements von A.
Hillairet ausgeführt; aus denselben Werkstätten stammt auch ein
Lochbohrer mit biegsamer Uebertragungswelle, welche derzeit mehr und lieber
Verwendung findet, als die erstere. Dasselbe, was von den elektrischen
Lochbohrern gerühmt werden kann, gilt auch für die mobilen Gesteinsbohrer mit
rotirenden Bohrern. Diese Maschinen, welche bekanntlich eine grosse Verbreitung
in Bergwerken und Steinbrüchen gefunden haben, wo das Gestein nicht so hart ist,
dass Percussionsbohrer benutzt werden müssten, wurden in der Regel nur mit der
Hand oder mit verdichteter Luft betrieben; jetzt haben aber auch mehrfache
elektrische Systeme mit Erfolg Eingang in die Praxis gefunden. Hierher zählt
z.B. der Bornet'sche Rotationsbohrer und der
gelegentlich der grossartigen Assanirungsarbeiten der Stadt Marseille im J. 1894
zur Durchbrechung des Mazarguetunnels benutzt worden ist. Auf jeder Tunnelseite
waren je vier Maschinen dieser Art in Dienst gestellt und auf jedem der beiden
Arbeitsplätze belief sich der tägliche Fortschritt auf 2 bis 3 laufende Meter,
obwohl der zu bearbeitende Felsen aus sehr dichtem, hartem, kieselhaltigem
Kalkgestein bestand. Durch die ausserordentlich rasche Bohrarbeit wurde es
ermöglicht, den im Ganzen 650 m langen TunnelEs konnte mithin nur ein Theil des Tunnels
aus festem Gestein bestanden haben, was übrigens im Original nicht
hervorgehoben erscheint. Anm. d. R. binnen 3 Monaten fertig
zu stellen. Der vorgetriebene Förderstollen hatte einen quadratischen
Querschnitt von 2 m Seitenlänge; an den Bornet'schen Maschinen machten die Motorwellen 1000 und die Bohrspindeln
20 Umdrehungen in der Minute, wobei die Bohrer 3 bis 5 cm in der Minute im
Gestein vordrangen. Der verwendete Betriebsstrom besass eine Spannung von 110
Volt und die erforderliche Stromstärke für jeden Bohrer stellte sich auf
annäherungsweise 5 Ampère.
Ganz vortheilhaft lässt sich ferner der elektrische Betrieb bei Radialbohrmaschinen anwenden, weil die biegsamen
Stromzuleitungen das Drehen des Gestellträgers in keiner Weise behindern und es
daher möglich ist, den Motor direct am Bohrgestell anzubringen. Hierdurch lässt sich
diese Bohrergattung auf ihre allereinfachste Form zurückbringen und ihr Gewicht wird
sowohl im Ganzen viel geringer und auch die einzelnen Theile werden viel einfacher
und schwächer werden können, als bei den rein mechanischen Constructionen. Einen
interessanten elektrischen Radialbohrer verfertigt die Allgemeine Elektricitätsgesellschaft in Berlin.Vgl. Elektrische
Kraftübertragung und Kraftvertheilung, S. 145. Berlin bei Julius
Springer. Um schliesslich die Reihe der elektrischen
Bohrmaschinen vollständig zu machen, muss auch noch eine sehr schöne Universal-Cylinderbohrmaschine der Bauart Sellers' vorgeführt werden; dieselbe hat eine
Bohrkopfbreite bis 750 mm und eine Ganghöhe bis 2,45 m und wird auf den
Schiffswerften von Cramp und Co. in Philadelphia
benutzt. Der Arbeiter, welcher auf der vorn an der Maschine angebrachten Plattform
steht, lenkt von da aus mit aller Leichtigkeit sämmtliche Bewegungen, ohne seinen
Platz verlassen zu müssen.
Es unterliegt nicht der geringsten Schwierigkeit, alle für gewöhnlich in den
mechanischen Werkstätten erforderlichen Arbeitsmaschinen für den elektrischen
Betrieb einzurichten, und ist in dieser Richtung bereits Grossartiges durchgeführt
worden. Beispielsweise sind die ganzen Constructionswerkstätten der französischen
Nordbahn seit 1890, wo dieselben nach Saint-Quen verlegt wurden, elektrisch
eingerichtet, wobei jedoch die alten Arbeitsmaschinen wieder in Verwendung kamen,
nachdem an denselben die überflüssigen mechanischen Vorgelegstheile beseitigt und
dafür die erforderlichen Elektromotoren angebracht worden waren. Bei den Drehbänken
sind z.B. auch die zur Veränderung der Supportgeschwindigkeit vorhanden gewesenen
Riemenkonuse beibehalten worden, die auch jetzt in gewöhnlicher Weise benutzt
werden. Das Laufenlassen und Abstellen geschieht mit Hilfe einer im Handbereiche des
Arbeiters angebrachten Rheostatkurbel, mit welcher ebenso wohl grössere oder
kleinere Widerstände in den Stromkreis des Motors eingeschaltet werden können.
Hierdurch lässt sich also der Gang der Drehbank nach Bedarf reguliren und
insbesondere aufs Aeusserste verlangsamen, was beim Richten des Werkstückes oder bei
besonders heiklen Arbeiten ausserordentlich bequem und vortheilhaft ist. Etwas
anders angeordnet sind die bei Lodge und Davis in
Cincinnati gebauten Drehbänke, deren Elektromotor sich direct an der Stelle des
Kegelradvorgeleges der gewöhnlichen Drehbänke befindet. Die Veränderungen in der
Geschwindigkeit des Supportes geschieht mittels Stufen Scheiben, jene der
Werkstückumdrehungen aber wieder mit Hilfe eines Rheostaten. Letzterer hat seinen
Platz links unter dem Bankgestelle und seine Kurbel steht durch ein Gelenk mit einer
Stange in Verbindung, die längs der ganzen Bank hinläuft und dem Arbeiter in jeder
Stellung die Handhabung der Kurbel behufs Ausschaltung oder Einschaltung von
Widerständen oder zur völligen Unterbrechung der Zuleitung ermöglicht. Sehr
zweckdienlich und dankbar erweist sich die elektrische Betriebsform für Pumpen und dieselbe scheint berufen zu sein, die
allgemeinste Verbreitung zu finden, weil gerade für diese Maschinen der mechanische
Betrieb nicht selten grosse Schwierigkeiten darbietet. Es sind ja die Pumpen in der
Regel auf Punkten aufzustellen, wo sich eine Treibmaschine schwer oder gar nicht
anbringen lässt, so dass zu schwerfälligen Transmissionen oder mindestens zu sehr
ausgedehnten Dampfzuleitungen Zuflucht genommen werden muss. Bei einer äusserst
compendiösen und einfachen elektrischen Speisepumpe, wie sie vielfach für
Hüttenwerke geliefert wird, hat man festgestellt, dass ähnliche, durch
Dampfmaschinen angetriebene, gewöhnliche Pumpen in der Stunde für die Pferdestärke
40 bis 50 k Dampf erfordern, während sich bei elektrischem Betriebe die gleiche
Leistung mit 10 k Dampf erzielen lässt, wenn der Elektromotor von einer grossen
centralen Elektricitätsstation gespeist wird, oder mit 20 k Dampf, wenn eine eigene
primäre Dynamomaschine mit Dampfmotor angewendet ist. Ebenso vortheilhaft und
empfehlenswerth sind Centrifugalpumpen, weil ihre
grossen Umdrehungsgeschwindigkeiten mit jenen der Anker wellen elektrischer Motoren
ganz besonders zusammenstimmen. Es kann demnach die Pumpenachse gleich als
Fortsetzung der Motorwelle angeordnet werden. Dies ist gewiss die denkbar grösste
Einfachheit und es darf deshalb nicht entfremden, dass elektrische Pumpen, bei
welchen die beiden Achsen direct gekuppelt sind, eine ganz bedeutende Verbreitung
gefunden haben. Dumont hat eine Centrifugalpumpe
entworfen, welche durch einen 1600 Touren in der Minute laufenden Elektromotor
direct angetrieben ist. Pumpen dieser Art können mehrere Tage hindurch fortarbeiten,
ohne irgend einer Aufsicht oder Nachhilfe zu bedürfen; ihr Gang lässt sich sogar in
irgend einem Bureau oder im Dynamomaschinenraume mit Hilfe von einfachen
Messinstrumenten, welche in die betreffenden Stromzuleitungen eingeschaltet werden,
mit Leichtigkeit in jedem Augenblicke controliren. Diese bequeme Möglichkeit einer
unausgesetzten Ueberwachung zählt mit zu den werthvollen Vorzügen des elektrischen
Betriebes.
Ganz dasselbe, was über die Centrifugalpumpen gesagt werden konnte, gilt auch für
alle Arten von Ventilatoren oder verwandten Einrichtungen, insofern sich dieselben,
wie z.B. die Trockenmaschinen, direct mit der
Elektromotorachse kuppeln lassen.
Sehr verbreitet ist die Anwendung elektrischen Antriebes für Nähmaschinen in
Fabriken, wo diese Hilfsvorrichtungen oft in grosser Anzahl gebraucht werden. Bei
einer solchen Ausführung ist an der Vorderwand des Werksaales eine ganze Reihe von
Elektromotoren auf Consolen befestigt; jede dieser elektrischen Maschinen leistet ½
bis 1 und treibt mittels Riemenübertragung zwei Arbeitsbänke, die
sechs bis acht Nähmaschinen enthalten. Im Ganzen sind 180 Nähmaschinen vorhanden,
von welchen jede einzeln seitens des Arbeiters durch den Druck auf einen Fusshebel
nach Bedarf ein- oder ausgerückt werden kann. Die Einrichtung dieses zur Stroh- und
Filzhütefabrik der Firma Larousse und Mermillod
gehörigen Nähmaschinensaales ist eine der zweckmässigsten, handsamsten und
sichersten. Das Hauptgebäude der Fabrik, welche seit 1890 besteht und sich seither
fortwährend vergrössert, umfasst vier Stockwerke und ein Erdgeschoss, und alle
daselbst in reichlicher Anzahl vorhandenen Arbeits- und Werkzeugmaschinen, als
Pumpen, Pressen, Trockenmaschinen, Ventilatoren, Aufzüge, Nähmaschinen u.s.w., sind
elektrisch angetrieben. Das Gebäude für die Generatoren, die zugehörigen
Dampfmaschinen und Kessel ist vom Hauptgebäude vollständig getrennt, daher eine
eventuelle Feuersgefahr im weitesten Maasse beschränkt. Die primären Dynamomaschinen
bilden zwei Hauptgruppen, welche elektrisch verbunden oder getrennt werden können,
und sich sowohl gemeinschaftlich als einzeln zur Speisung sowohl der Beleuchtungs-
als der Kraftanlage heranziehen lassen. Die Anwendung ausgedehnter mechanischer
Transmissionen wäre in diesem mehrstöckigen Gebäude, das ursprünglich als
Klavierfabrik erbaut worden ist und deshalb theilweise nur aus leichten Riegelwänden
besteht, geradezu unausführbar gewesen, um so mehr als die Zahl der arbeitenden
Maschinen sehr ungleich ist, da sie dem jeweiligen Geschäftsgang, der zweimal im
Jahre seine todten Saisons hat, angepasst werden muss. Die jetzt bestehenden
Anordnungen tragen dieser Veränderlichkeit des Betriebes durchaus Rechnung und
gestatten es, jederzeit unter Wahrung aller erzielbaren Vortheile nur jene Maschinen
in Dienst zu stellen, welche wirklich gebraucht werden.
Wieder in einer anderen Art verwenden die Bauunternehmer Coiseau, Couvreux und Allard die elektrische Kraftübertragung bei der
Ausführung grosser Steindämme (Wogenbrecher) im Vorhafen von Bilbao. Dort haben die
Genannten zur Beförderung des Steinmaterials aus den Brüchen, in möglichster Nähe
der letzteren, am Flusse Nervion eine Verladebrücke errichtet, wo man die
Steinblöcke auf Klappkähne bringt, mit welchen sie an die Verwendungsstellen
geschafft werden. Alle zu diesem Transporte erforderlichen Hilfseinrichtungen sind
elektrisch betrieben. Im Steinbruche selbst werden die riesigen Blöcke, deren
Gewicht 75 bis 100 t beträgt, von einem eigenthümlichen breiten Laufkrahn
transportirt, für welchen sich die nöthigen Gleise, Fall für Fall, ganz leicht
entsprechend zurechtrücken lassen. Dieser Laufkrahn erfasst und hebt den Block und
wird sodann zu einer Art Rampe gefahren, welche ähnlich wie die Schiebebühne einer
Vollbahn oder wie die Umladestellen zwischen Normal- und Schmalspurbahnen angeordnet
ist. Auf dem entsprechend tiefer als das Krahngleis angelegten Doppelgleis eines zur
oben erwähnten Ladebrücke führenden Schienenweges befindet sich ein achträderiges
Fahrgestell, auf dessen Plattform querüber zwei Schienenstücke so angebracht sind,
dass sie dem Fahrgleis des Laufkrahnes sowohl der Höhe als der Spannweite nach
entsprechen. Mit diesen Schienen wird das Fahrgestell genau aus Kranichgleis
gestellt, damit die ersteren gleichsam eine Fortsetzung des letzteren bilden, und
sodann lässt man den Laufkrahn soweit über die Rampe hinaus vorrücken, dass seine
Last die Mitte des Fahrgestelles erreicht. Hier wird der Steinblock sanft nach abwärts
versenkt und selbsthätig losgelassen, sobald er auf der Plattform des Fahrgestelles
aufruht, worauf der Laufkrahn unverzüglich auf die Kampe zurückkehrt, um im
Steinbruche seinen Dienst weiter zu verrichten. Indessen fährt das ebenfalls als
Motorwagen eingerichtete Fahrgestell zur Ladebrücke, wo sich ein ähnlicher
breitspuriger Laufkrahn befindet, wie jener im Steinbruche. Dieser Brückenkrahn wird
über das angekommene Fahrgestell gelenkt, erfasst den Block, hebt ihn auf, bringt
ihn aus offene Brückenende und lässt ihn hier in den darunter befindlichen Klappkahn
hinab, welcher den Stein schliesslich an den Ort seiner Verwendung abführt.
Unterdessen ist auch das Fahrgestell zur Abholung eines weiteren Blockes wieder zur
Rampe zurückgekehrt. Dieser ganze Vorgang einer Verladung vollzieht sich in weniger
als einer Viertelstunde. Sämmtliche drei elektrischen Transportmittel sind darauf
eingerichtet, Quadern bis zu 50 cbm tragen bezieh. heben und verladen zu können.
Gleich von der ersten Einführung, seit 1890, an hat obige Einrichtung ihrer Aufgabe
vollkommen entsprochen und sie thut es bis heute noch ohne jegliche Unterbrechung
und ohne den geringsten Unfall. Die Betriebskosten stellen sich wesentlich geringer
als bei Dampfbetrieb, weil letzterenfalls jede der Vorrichtungen ihre eigene
Dampfmaschine und einen besonderen Dampfkessel haben müsste. Da sich bei kleinen
mobilen Maschinen die Vortheile höherer Dampfspannungen und jene der Condensation
nicht ausnutzen lassen und da auch die Dampfhaltung in den Kesseln sich ungünstig
stellen würde, so lässt sich der Kohlenbedarf nicht unter 10 bis 15 k für 1 Stunde
und 1 ansetzen, wogegen bei der jetzigen Einrichtung der Kohlenverbrauch
für 1 Stunde und 1 5 bis 6 k nicht überschreitet. Allerdings kann die
Nutzleistung in Folge von Reibungsverlusten, der Verluste durch das viele Bremsen
und wegen nennenswerther Stromverluste mit kaum mehr als 55 Proc. beziffert werden.
Beträchtliche Ersparungen lässt die elektrische Einrichtung auch hinsichtlich der
Arbeitslöhne erzielen, da nur ein einziger Maschinist erforderlich ist, der nebst
der Dynamomaschine und der zugehörigen Dampfmaschine auch ganz leicht die
Beaufsichtigung der beiden elektrischen Laufkrähne und des Fahrgestelles besorgen
kann, welche Vorrichtungen während der regulären Benutzung lediglich von
gewöhnlichen Handarbeitern gelenkt und bedient werden. Für diese drei Posten würden,
wenn Dampfmaschinen verwendet wären, drei Maschinisten und drei Heizer erforderlich
sein, sowie ausserdem noch einige Hilfskräfte zum Herbeischaffen des Brennstoffes
und des Kesselwassers. Was ferner die bisherige laufende Unterhaltung des
elektrischen Theiles der Anlage betrifft, so ist dieselbe äusserst gering, denn sie
beschränkte sich vorläufig nur auf die alle 3 Monate vorzunehmende Einsetzung neuer
Strombürsten und auf die Erneuerung der Collectoren, welche sich gewöhnlich zweimal
im Jahre als nothwendig erwiesen hat. Aber auch der letztgedachte Bedarf wird sich
bei mehr Sorgfalt und nach längeren Erfahrungen noch wesentlich herabmindern. Die
einzige Schwierigkeit bietet die Instandhaltung des zum Dampfmotor der
Dynamomaschine gehörenden Dampfkessels, welche des ausserordentlich schlechten
Wassers wegen unausgesetzt und sehr sorgfältig gehandhabt werden muss. Dass diese
unvermeidliche Schattenseite nur einmal und nicht dreimal überwunden werden
muss, ist ein weiteres Verdienst des elektrischen Betriebes. Der zur Verwendung
kommende Gleichstrom hat eine Spannung von 220 Volt und es erweist sich, dass durch
denselben die Arbeiter, welche allerdings nicht selten mit den Stromleitern in
Berührung gerathen und dann kräftige Schläge erhalten, in keiner Weise ernstlich
gefährdet werden.
Es verdient schliesslich noch eine andere hochinteressante Einrichtung vorgeführt zu
werden, welche gleichfalls bei den im spanischen Hafen Bilbao durch die
Bauunternehmung Coiseau, Couvreux und Allard in
Ausführung begriffenen Wasserbauten mit ausserordentlichen Vortheilen in Anwendung
steht und wahrhaftig mit dem Namen einer elektrischen Titanenwerkstätte bezeichnet werden kann. Es ist dies nämlich nichts mehr
und nichts minder als eine Maschinenanordnung zur – sozusagen – fabrikmässigen
Erzeugung von Meeresdämmen, die alle Hilfsmittel darbietet, welche für solche Bauten
erforderlich sind. Diese Vorrichtung besteht der Hauptsache nach aus zwei
Stahlblechträgern, die 31,7 m lang und 4,5 m hoch sind, und – Achse zu Achse – 3,75
m von einander abstehen. Beide Träger sind im Allgemeinen wie Brückenträger
construirt, jedoch an der Untergurtung, dann in der halben Höhe und endlich zu
oberst durch kräftige Querhölzer und Bolzen zu einem steifen Gerüste verbunden. Auf
den Querbalken sind eichene Bohlen gelegt, auf welche Weise die Fussböden für drei
über einander liegende Geschosse gewonnen werden, wo sich die sämmtlichen Arbeiten
abwickeln. Der vordere, dem Wasser zugewendete Gerüsttheil reicht ohne jegliche
Stütze etwa 12 bis 13 m über die fertige Dammauerung hinaus, während der
rückwärtige, weitaus schwerere und als eigentliches Maschinenhaus dienende Theil auf
zwei vierräderigen Truckgestellen ruht, mit deren Hilfe es möglich ist, das Ganze
auf vorgelegten Schienen, den Baufortschritten angemessen, gegen das Meer hin weiter
zu fahren. Ein grosser Theil des Stahl- und Holzgerüstes ist an den äusseren Seiten
mit Brettern verschalt, um dem Winde das Eintreten in das Innere zu verwehren. Auf
der dem Lande zugekehrten Kopfseite des Gerüstes sind mit Gleisen ausgestattete
Auffahrtsrampen angebracht, an welchen die auf Schienen zugeführten Materialien
aufgezogen werden. Im untersten Geschoss der geschilderten fahrbaren Werkstätte
befindet sich eine Betonmörtelmischmaschine, die auf einem mit Fahrrädern versehenen
Gestelle ruht und nach jeder Füllung auf einem Gleisstück 20 m weit vorwärts bis zu
einer im Gerüstboden ausgeschnittenen Abfallöffnung gefahren, dort entleert und
sodann wieder an den Füllplatz zurückgebracht wird. Der Antrieb der Mischmaschine,
sowie das Verführen des Mörtels und alle übrigen Verrichtungen besorgt ein 600
Umdrehungen in der Minute machender Elektromotor unter Vermittelung einer
Reibungskuppelung, welche nach Bedarf an die Schneckenradvorgelege der verschiedenen
Arbeitsmaschinen angeschlossen werden kann. Ein Rheostat gewährt die Füglichkeit des
Anlaufenlassens und Abstellens der Maschinen und des Regulirens der
Geschwindigkeiten. Ein zweiter Elektromotor ist in der mittleren Etage aufgestellt
und hat erstens die Aufgabe, die Hunde mit dem Mörtelmaterial und die Stein- und
Quaderwagen über die Rampe hinaufzuziehen; ferner treibt er eine Centrifugalpumpe,
welche das zur Mörtelerzeugung nöthige Wasser in ein Reservoir liefert, und drittens
hat derselbe Motor
auch noch dem in der obersten Etage auf Schienen laufenden und zum Versetzen der
Mauerquadern dienenden Laufkrahn für alle seine Verrichtungen den erforderlichen
Antrieb zu leisten. Aus dem zweiten Geschosse werden die Mörtelmaterialien durch
Fallröhren direct ins Mischwerk ausgeleert und ebenso gelangt das Mörtelwasser aus
dem Reservoir durch einen starken Gummischlauch nach unten und kann hier mittels
eines mit der Hand zu stellenden Ausflusshahnes nach Bedarf vertheilt werden. Der
Elektromotor des zweiten Stockwerkes hat übrigens auch noch die Bestimmung, die Vor-
und Rückfahrten des gesammten Werkstättengerüstes zu bewerkstelligen, zu welchem
Zwecke sie mit einem Schneckenradvorgelege gekuppelt werden kann, das durch eine Galle'sche Kette auf die Radachsen der Truckgestelle
einwirkt. Beide Elektromotoren zusammengenommen werden von einem 24000 Watt
liefernden Generator mit Gleichstrom von 220 Volt gespeist und der Antrieb der
betreffenden Dynamomaschine ist einer halbmobilen, mit dem Kessel verbundenen
Dampfmaschine von 35 überantwortet. Diese Maschinen anläge wird zunächst
des Auslaufes des Wellenbrechers am Ufer einfach ohne besondere Fundirung auf
gewachsenen Erdboden gebettet und durch eine Bretterhütte überdacht. Für die
Stromleitung zwischen Primär- und Secundärdynamos stehen blanke Kupferdrahtkabel in
Benutzung, welche auf Holzstangen befestigt werden, die längs des Dammes aufgestellt
und mit Isolatorenträgern versehen sind. In demselben Maasse, wie die Arbeiten
fortschreiten und wie sonach die bewegliche Bauwerkstätte weitergerückt wird, muss
natürlich auch die Zu- und Rückleitung verlängert werden, so dass sie schliesslich
bei den Arbeiten am Kopfende der in Bilbao auszuführenden Wellenbrecher eine
Maximallänge von 1800 m erreichen kann. Selbst dann beziffert sich der bei den
Arbeitsmaschinen erzielte Nutzeffect noch immer auf etwa 65 Proc. der
Dampfmotorleistung.