Titel: | Bericht über die Fortschritte auf dem Gebiete der chemischen Technologie der Gespinnstfasern während des Jahres 1895. |
Autor: | Otto N. Witt , Arthur Buntrock |
Fundstelle: | Band 300, Jahrgang 1896, S. 235 |
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Bericht über die Fortschritte auf dem Gebiete der
chemischen Technologie der Gespinnstfasern während des Jahres 1895.
Von Otto N. Witt und
Arthur Buntrock.
(Schluss des Berichtes S. 210 d. Bd.)
Fortschritte auf dem Gebiete der chemischen Technologie der
Gespinnstfasern während des Jahres 1895.
Ein weiterer substantiver Farbstoff derselben Firma ist das Oxaminroth. Das Product wird seiner gedeckten Rothnuance wegen
hauptsächlich für satte Bordeaux, Dunkelrothbraun u.s.w. empfohlen. Die
Lichtechtheit soll eine verhältnissmässig gute sein, desgleichen die Waschechtheit,
jedoch wird mitverwobene weisse Baumwolle in der Wäsche mehr oder weniger angefärbt.
Von verdünnter Essigsäure wird die Nuance nicht verändert. Die Alkaliechtheit wird
als gut, die Chlorechtheit als ungenügend und die Schwefelechtheit als praktisch
ausreichend bezeichnet. Oxaminroth wird durch Zinkstaub weiss geätzt, während
Zinnsalz ungenügende Resultate liefert. Für das Färben der Wolle wird zweckmässig ½
Stunde unter Zusatz von Glaubersalz zur Farbflotte gekocht und dann etwas Essigsäure
oder auch wenig Weinsteinpräparat zugegeben. Derartig gefärbte Wolle färbt bei nicht
zu scharfer Walke oder Seifung weisse mitverwobene Wolle nicht an. Die
Lichtechtheit ist dagegen auf Wolle geringer als auf Baumwolle. In der
Halbwollfärberei färbt es in neutralem Bade die Baumwolle blauer an als die Wolle.
Seide wird in leicht saurem Bade voll angefärbt, die Färbungen sind wasserecht gegen
weisse Wolle, dagegen nicht genügend echt gegen weisse Baumwolle und Seide. In der
Halbseidenfärberei färbt Oxaminroth im alkalischen Seifenbade ohne Zusatz von
Glaubersalz oder Kochsalz nur die Baumwolle an, während es die Seide fast ungefärbt
lässt.
Während das Echtschwarz B der Badischen Anilin- und
Sodafabrik, wie im vorhergehenden Berichte erwähnt, in einer concentrirten
Sodalösung (250 g calcinirte Soda auf 1 l Flotte) auf Baumwolle bei Kochhitze
entwickelt werden musste, ein Verfahren, das anzuwenden der Färber des hohen
Alkaligehaltes der heissen Flotte wegen sich in vielen Fällen gewiss scheute, hat
neuerdings die genannte Fabrik eine andere Marke, „BS in Teig“, auf den Markt
gebracht. Das Echtschwarz BS in Teig ist wasserlöslich,
ein Zusatz von Sodalösung ist unnöthig, da das neue Product bereits Alkali enthält;
es wird ebenfalls aus 1,8-Dinitronaphtalin und Schwefelnatrium erhalten, seine
Constitution ist unbekannt. Das Färben wird in kalter Flotte vorgenommen, indem die
mit Soda ausgekochte und gut genetzte Baumwolle 2 bis 3 Stunden in eine Lösung von 1
Th. Farbstoff auf 5 bis 8 Th. Wasser eingelegt wird. Auch hier ist das Hantiren der
Waare der Alkalinität des Bades wegen mit der Hand zu vermeiden. Die Faser wird beim
Färben nach dieser Methode auf kaltem Wege mehr geschont als beim Färben nach der
alten Methode, wobei das Bad nicht vollständig ausgezogen wird; Kupfergefässe sind
zu vermeiden. Es wird mit 40 bis 70 Proc. Farbstoff gefärbt. Nach dem Waschen russt
die gefärbte Waare nicht ab, so dass also das Seifen nicht durchaus nothwendig ist.
Die Echtheitseigenschaften sind die gleichen, wie die der alten Marke B; es ist also
hervorragend lichtecht, sehr gut seifen-, säure-, reib-, schwefelecht und
chlorunecht.
In einem späteren Rundschreiben empfiehlt die Badische
Anilin- und Sodafabrik, Echtschwarz BS in Teig unter Zusatz von
Schwefelnatrium zu färben (0,6 bis 1,2 Th. Schwefelnatrium, krystallisirt, auf 1 Th.
Echtschwarz BS). Durch diesen Zusatz soll der Verbrauch an Farbstoff herabgemindert,
ein schöneres Schwarz und eine vollkommenere Lösung des Farbstoffes erzielt werden;
auch soll der letztere sich selbst bei längerem Stehen der Flotte im Gegensatze zu
der oben aufgeführten Methode, bei welcher sich der Farbstoff beim Stehen an der
Luft ausschied, nicht wieder abscheiden. Allerdings wird das Bad in Folge des
Zusatzes von Schwefelnatrium noch alkalischer, so dass also jetzt das Färben von
Hand ganz unthunlich ist. Es wird ferner empfohlen, das Echtschwarz BS mit
Methylenblau und Safranin zu überfärben und mit Kupfervitriol und Kaliumbichromat
nachzubehandeln, da hierdurch nicht nur die Nuance des Schwarz schöner und dem
Anilinschwarz ähnlicher, sondern auch die Echtheit gegen Licht und Luft noch erhöht
werden soll.
Zur Erzeugung von künstlichem Indigo auf Baumwolle empfiehlt die Badische Anilin- und Sodafabrik ein Product, welches
sie unter der Bezeichnung Indophor in den Handel
bringt. Billiger und einfacher in der Anwendung als Propiolsäure sollen mit dem
neuen Product sowohl Uniflächen und Böden als auch feinere Zeichnungen, sogen. Hemdenartikel, ohne
Schwierigkeiten hergestellt werden können. Für mittlere und helle Töne wird der
Baumwollstoff durch Klotzen in einer Lösung von 6 k Borax in 100 l Wasser und
Trocknen vorbereitet, dann mit der Druckfarbe aus 10 bis 80 g Indophor, 200 g
Boraxlösung von 3° Bé. (60 g Borax, 1 l Wasser) und 790 bis 720 g Traganthschleim,
50: 1000, das Ganze verdünnt auf 1000 g, bedruckt, getrocknet, hierauf 2 bis 5
Minuten durch eine kalte Lösung aus 100 g Eisenchlorid von 30° Bé., 100 g Salzsäure
von 20° Bé. und 800 g Wasser, das Ganze verdünnt auf 1000 g, passirt, gut gewaschen,
leicht geseift und getrocknet. Nach einem anderen Verfahren für helle Töne wird der
Stoff mit calcinirter Sodalösung von 2° Bé. geklotzt, getrocknet und mit einer
Druckfarbe bedruckt oder geklotzt, die durch Erwärmen von 2,5 bis 10 g Indophor, mit
97,5 bis 90 Wasser gut zerrieben, und 900 g Traganthschleim, 50 : 1000, das Ganze
verdünnt auf 1000 g, während ¼ Stunde auf dem Wasserbade hergestellt wird, dann bei
40° getrocknet, ausgewaschen und leicht geseift. Die mit Borax hergestellten
Druckfarben halten sich nur etwa 12 Stunden, dagegen ist die Druckfarbe ohne Borax
mehrere Tage haltbar. Indophor selbst soll an einem kühlen, trockenen Orte
aufbewahrt werden, da es sich sonst nach einiger Zeit zersetzt.
Roth violette Färbungen auf Baumwolle liefert das Benzoviolett R der Farbenfabriken vorm. Fr. Bayer und Co. Die erzielten
Färbungen stehen in Nuance dem Heliotrop BB dieser Firma sehr nahe, sind jedoch
etwas blauer; auch die Echtheit beider Producte ist bis auf eine grössere
Alkaliechtheit des Benzoviolett R gleich. In hellen Ausfärbungen zeigt das letztere
schwache Fluorescenz. Benzoviolett R lässt sich übrigens mit Zinnsalz oder Zinkstaub
leicht weiss ätzen.
Brillantazurin B derselben Farbenfabriken ist nicht so grünstichig wie die ältere
Marke 5 G, sondern nähert sich in der Nuance mehr dem Benzoazurin G. Baumwolle wird
im Seifenbade röthlichblau gefärbt; die Färbungen sind gut alkali-, säure- und
waschecht, sie lassen sich mit Zinnsalz und Zinkstaub schön weiss ätzen. Beim Färben
der Halbseide im glaubersalzhaltigen Seifenbade wird nur die Baumwolle angefärbt,
während die Seide fast rein weiss bleibt; diese kann dann mit sauren Farbstoffen zur
Erzielung von Changeanteffecten beliebig nachgefärbt werden. Auch für Halbwolle ist
Brillantazurin B geeignet, da es die Wolle erst bei stundenlangem Kochen
anfärbt.
Ein chlorechtes substantives Braun ist das Chloraminbraun G der Farbenfabriken vorm. Fr. Bayer und Co., das Baumwolle
im Seifenbade direct klarbraun, dem Orange sich nähernd, in hellen Tönen dagegen
fleischfarben anfärbt; die Färbungen sind vorzüglich alkali-, säure-, schweiss-,
chlor-, wasch- und besonders lichtecht. Wolle wird von diesem Producte im sauren
Bade stumpf orange, sehr licht-, säure- und alkaliecht gefärbt.
Directtiefschwarz R der gleichen Firma ist in seinen Eigenschaften dem
Directblauschwarz ähnlich. Das mit diesem Producte erhaltene Tiefschwarz lässt sich
mit Directblauschwarz nach Blau oder mit Toluylenorange G nach Grün nuanciren; ein
Aufsatz von Methylenblau erhöht die Schönheit. Directtiefschwarz R ist gut wasch-,
alkali-, schweiss-, bügel- und lichtecht; mit Zinnsalz oder mit Zinkstaub lässt es
sich ätzen. Auch für Halbwolle und Wolle wird der Farbstoff empfohlen. Wolle
wird etwas röthlich angefärbt; es wird daher zweckmässig durch Zusatz von
Sulfoncyanin nach Schwarz nuancirt.
Ein Product von ähnlichen Eigenschaften, jedoch grünerer Nuance, ist das
Directtiefschwarz G derselben Fabrik. Es lässt sich auch als Diazotirungsfarbstoff
verwenden; mit Entwickler A (β-Naphtol) entstehen sehr
waschechte Färbungen von grünlichschwarzer Nuance.
Ein blauer Diazotirungsfarbstoff ist das Diazorothblau 3R der Farbenfabriken vorm. Fr. Bayer und Co. Baumwolle wird unter Zusatz von
Kochsalz oder Glaubersalz und Seife direct stumpf corinthfarben gefärbt; die
Färbungen sind alkali- und gut waschecht, mit Zinnsalz oder Zinkstaub ätzbar, aber
nicht säureecht. Auf der Faser diazotirt und mit β-Naphtol entwickelt entsteht ein sattes röthliches Marineblau von guter
Alkali- und Säureechtheit und einer Wasch- und Lichtechtheit, die der des Diazurin
gleich ist. Die gute Säureechtheit der entwickelten Blaus auf Baumwolle ermöglicht
es, letztere mit solcher Wolle zu verweben, die im sauren Bade nachgefärbt werden
soll.
Lebhafte Rosatöne färbt Diaminrosa von L. Cassella und
Co. auf Baumwolle unter Zusatz von Seife, Glaubersalz und wenig Soda. Die
Färbungen sind gut licht- und waschecht und lassen sich mit Zinnsalz ätzen.
Halbseide wird am besten mit phosphorsaurem Natron, Seife und Glaubersalz gefärbt,
Wolle mit Glaubersalz und Essigsäure, Seide im gebrochenen Bastseifenbade.
Diamingrün G der gleichen Firma unterscheidet sich von der älteren Marke B durch
lebhaftere, erheblich gelblichere Nuance. Die Färbungen lassen sich leicht ätzen und
können durch Nachbehandlung in frischem, heissem Bade mit 3 Proc. Fluorchrom
waschechter gemacht werden. Beim Färben der Halbwolle wird Baumwolle und Wolle
gleichmässig gedeckt. Auch für Wolle und Seide ist das Product geeignet.
Diamingrau G der gleichen Firma färbt Baumwolle mit Glaubersalz, Soda und Seife gut
wasch- und lichtecht. Helle Nuancen können mit Zinnsalz, dunkle besser mit Zinkstaub
geätzt werden. Auch für Halbseide und Seide wird der Farbstoff empfohlen.
Blaue Farbstoffe der Firma L. Cassella und Co. sind Diaminreinblau FF und -Diaminblau RW; das erstere hat die gleiche Wasch- und Lichtechtheit wie
die übrigen Diaminreinblaumarken dieser Firma, soll jedoch eine etwas blauere Nuance
erzeugen und wird ausser für Baumwolle auch für Halbwolle und Halbseide empfohlen;
das letztere ist besonders für Halbwolle und Halbseide bestimmt, es färbt die
thierische und pflanzliche Faser gleichmässig an. Beide Farbstoffe werden durch eine
Behandlung mit Kupfervitriol wasch- und lichtechter.
Sehr lichtechte Blaus sind Diaminogenblau BB und G von L.
Cassella und Co.; sie werden auf Baumwolle mit Glaubersalz und wenig Soda
gefärbt, auf der Faser diazotirt und mit β-Naphtol
entwickelt. Die so erhaltenen Färbungen sind sehr walk-, reib- und waschecht und
ausserordentlich lichtecht; mit Zinnsalz und Zinkstaub lassen sie sich weiss ätzen.
Auch auf Seide bieten die mit β-Naphtol entwickelten
Färbungen ihrer Walkechtheit wegen Interesse.
Auch Diaminazoblau R der gleichen Firma ist ein durch Diazotirung und Kuppelung auf
Baumwolle zu befestigender blauer Farbstoff, der zwar nicht so lichtecht ist wie Diaminogenblau
BB, doch seiner violettblauen Nuance und seiner Wasch-, Walk- und Reibechtheit wegen
Beachtung verdient. Für die Herstellung heller Töne werden Diaminogenblau G und BB
empfohlen, für dunklere Nuancen Mischungen von Diaminogenblau BB mit Diaminazoblau
R.
Diaminneublau R und G derselben Firma werden unter Zusatz von Soda und Glaubersalz
verfärbt. Die Wasch- und Lichtechtheit dieser Producte ist gut; die Alkali- und
Bügelechtheit ist bei der Marke G ebenfalls gut, Marke R wird beim Betupfen mit
Ammoniak oder beim Bügeln geröthet. Beide lassen sich ätzen. Durch Nachbehandlung
mit Kupfervitriol gewinnt Diaminneublau R an Wasch- und Lichtechtheit, während
Diaminneublau G hierbei matter wird. In der Halbwoll- und Halbseidenfärberei färbt
Marke G beide Fasern gleichmässig, Marke R dagegen die thierische Faser stärker
an.
Ein klares rothstichiges Blau wird mit Diaminbrillantblau G derselben Firma erzeugt.
Beim nachträglichen Kupfern werden die Färbungen lichtechter, aber auch gleichzeitig
matter und röther. Mit Zinnsalz oder Zinkstaub lassen sie sich weiss ätzen.
Halbwolle wird unter Zusatz von Glaubersalz in nahezu gleicher Nuance der Wolle und
Baumwolle gefärbt. Durch Zusatz von Borax wird die Affinität des Farbstoffes zur
Wolle stark abgeschwächt. In der Halbseidenfärberei lässt Diaminbrillantblau G unter
Zusatz von Glaubersalz und Seife die Seide fast rein.
Blauschwarze bis tiefschwarze directe Färbungen erzeugt Oxydiaminschwarz SOOO der
gleichen Firma. Der Farbstoff unterscheidet sich von der älteren Marke N durch
leichtere Löslichkeit, durch eine lebhaftere Nuance und durch günstigeres Verhalten
gegenüber gemischten Stoffen. Die Nuance wird beim Passiren durch ein Seifenbad oder
Oelseifenbad schöner. Da der Farbstoff leicht durchfärbt, wird er besonders für die
Cops- und Bobinenfärberei empfohlen. In der Halbwollfärberei deckt Oxydiaminschwarz
SOOO die Baumwolle stärker als die Wolle, kann also das Halbwollschwarz S ergänzen;
beim Färben der Halbseide wird ebenfalls Baumwolle gut gedeckt und die Seide kann
mit basischen oder sauer färbenden Farbstoffen zu Schwarz nachnuancirt werden, da
Oxydiaminschwarz SOOO gegen Säure unempfindlich ist.
Dunkel- bis schwarzblaue Färbungen erzeugt Diaminschwarzblau B derselben Firma. Die
Baumwollfärbungen können durch Nachbehandlung mit Kupfervitriol oder Kaliumbichromat
waschecht gemacht werden. In der Halbwollfärberei färbt Diaminschwarzblau B beide
Fasern gleichmässig und zeichnet sich auch hier durch Lichtechtheit aus.
Diamintiefschwarz RB der gleichen Firma ist ebenfalls ein substantiver Farbstoff, der
sich durch Licht- und Waschechtheit auszeichnet. In der Nuance sind die hiermit
erhaltenen Färbungen wenig blaustichig. Eine ausserordentliche Walkechtheit wird
beim Nachbehandeln mit Kaliumbichromat erzielt. Wolle wird wenig angefärbt.
Diazotirbare schwarzblaue Baumwollfarbstoffe von L. Cassella
und Co. sind Diaminogen extra und Diaminogen B; sie zeichnen sich durch
hervorragende Lichtechtheit aus. Diaminogen liefert diazotirt mit β-Naphtol schwarzblaue, mit Echtblauentwickler AD
dunkelblaue Töne, die – was Lichtechtheit anbetrifft – gleich tiefen Indigofärbungen
auf Baumwolle überlegen sind. Auch die Wasch- und Säureechtheit ist eine gute.
Diaminogen B ist besonders für Schwarz geeignet; die mit dieser Marke erhaltenen
Färbungen sind nicht ganz so lichtecht, aber ebenso wasch- und säureecht.
Basische Farbstoffe. Neue basische Farbstoffe der Farbenfabriken vormals Fr. Bayer und Co. sind die zur
Klasse der Safranine gehörigen Producte: Rhodulinroth G, Rhodulinroth B und
Rhodulinviolett, die auf tannirter Baumwolle klare und feurige gelbe bezieh. blaue
Roths, Rhodulinviolett ein lebhaftes röthliches Violett liefern. Die Eigenschaften
der Rhoduline sind denen des Safranins ähnlich, theilweise überlegen, so
beispielsweise in der Klarheit der Nuance. Neben guter Waschechtheit zeigen die
Färbungen Echtheit gegen verdünnte Säuren und starke Alkalien, jedoch eine geringe
Widerstandsfähigkeit gegen Chlor. Auch ungeheizte Baumwolle wird von diesen
Farbstoffen angefärbt; so erzielte Färbungen sind jedoch sehr lichtempfindlich. Auf
Wolle und Seide lassen sich im neutralen Bade bezieh. schwach essigsauren
Bastseifenbade feurige Nuancen erzielen. Auch für Baumwolldruck sind die Rhoduline
geeignet, ferner für Papier, Jute, Stroh und Holz.
Ebenfalls ein Safraninfarbstoff ist das rothviolett färbende Tanninheliotrop von L. Cassella und Co. Die hiermit erzielten Färbungen
sind in Wasch- und Lichtechtheit den mit Safranin erhaltenen gleich. Auch auf Seide
soll das Product Anwendung finden.
Weitere basische Farbstoffe der gleichen Firma sind Naphtindon BB, Methylindon B und
Methylindon R; sie werden in ähnlicher Weise wie Indoinblau aus diazotirtem Safranin
erhalten und als Ersatzproducte des Indigos in der Baumwoll- und Leinenfärberei
empfohlen, und zwar Naphtindon BB für dunkelblaue und Methylindon B und R des
leichteren Egalisirens wegen für hellblaue Nuancen. Naphtindon BB wird, um
gleichmässigeres Aufziehen zu bewirken, unter Zusatz von Alaun gefärbt. Die mit
diesem Farbstoff erzielten Färbungen sind gut waschecht, beim Waschen mit starker
Lauge dagegen werden sie matter. Auch die Licht- und Säureechtheit werden als gut
bezeichnet. Als Aufsatzblau auf Indigo und directe Farbstoffe soll Naphtindon
ebenfalls gute Dienste leisten.
Saure Farbstoffe. Blauviolette Färbungen werden mit
Guineaviolett 4B der Actiengesellschaft für
Anilinfabrikation, einem Triphenylmethanfarbstoff, auf Wolle im sauren Bade
erhalten; das Product egalisirt gut, ist sehr alkaliecht und widersteht einer
starken Walke. Seide wird im gebrochenen Bastseifenbade wasserecht gefärbt. Auch für
die Papier- und Lederfärberei wird Guineaviolett 4B empfohlen.
Die gleiche Firma bringt ferner zwei schwarze Säurefarbstoffe unter der Bezeichnung
Wollschwarz 6B und 4B auf den Markt. Es sind beides Azofarbstoffe. Die erstere Marke
liefert ein Schwarz mit sehr lebhaftem bläulichem Schein, Wollschwarz 4B ergibt
Tiefschwarz. Die Färbungen sind gut licht-, luft-, reib-, trage-, wasch-, säure- und
schweissecht, sie behalten auch bei künstlichem Lichte ihre Nuance bei. Schwer
durchzufärbende Waaren werden am besten mit Weinsteinpräparat eine Zeitlang
angesotten, erst dann gibt man den Farbstoff, zusammen mit Glaubersalz, dem Bade zu.
Baumwollene Effectfaden werden nur wenig, und wenn das Bad ziemlich sauer gehalten
wird, fast gar nicht angefärbt. Seide wird im gebrochenen Bastseifenbade oder im essigsauren Bade
blauschwarz bezieh. tiefschwarz gefärbt.
Azofuchsin S der Farbenfabriken vorm. Fr. Bayer und Co.
ist ein in Nuance und Eigenschaften der älteren Marke G ähnliches Product, das sich
jedoch vor dem letzteren durch grössere Echtheit gegen Alkalien auszeichnet. In
Folge seines guten Egalisirungsvermögens wird es besonders für die Herstellung von
Modenuancen empfohlen.
Azosäureblau 4B der gleichen Firma liefert auf Wolle im sauren Bade ziemlich
grünstichige Nuancen. Es ist ebenfalls, da es mit anderen Farbstoffen sehr gut
egalisirt, für die Herstellung von Modefarben werthvoll.
Ein lebhaftes und reines Scharlachroth färbt Cochenillescharlach PS der Farbenfabriken vorm. Fr. Bayer und Co., ebenfalls ein
Wolle sauer färbender Azofarbstoff. Cochenillefärbungen werden von diesem Producte
in Licht- und Luftechtheit übertroffen; auch die Schwefel-, Alkali- und
Säureechtheit des Cochenillescharlachs PS ist sehr gut. Der Farbstoff eignet sich
ebenfalls für Wolldruck; aufgefärbt kann er mit Zinnsalz geätzt werden.
Victoriaviolett 5B der gleichen Farbenfabriken ist dem Azosäureblau 4B derselben
Firma ähnlich. Es zeigt gutes Egalisirungsvermögen und gute Deckkraft. Wolle kann
auch in stark saurer Flotte gefärbt werden; der Farbstoff eignet sich daher
besonders für die Cachemirfärberei. Auch für Wolldruck wird er empfohlen; aufgefärbt
kann er mit Zinkstaub weiss geätzt werden, Zinnsalz liefert nur ein Crême.
Zu den Sulfonfarben der Farbenfabriken vorm. Fr. Bayer und
Co. gehören die Azofarbstoffe Sulfonschwarz G und R, beide besonders
geeignet in Combination mit den Sulfoncyaninen der gleichen Firma zur Herstellung
von Marineblaus. Sulfonschwarz G und R sind gut widerstandsfähig gegen
Strassenschmutz, Alkalien, Schweiss, Säuren und beständig bei der Carbonisation; die
Walkechtheit ist annähernd der der Sulfoncyanine gleich, die Lichtechtheit
übertrifft die des Blauholzschwarz. Marke R erzeugt ein rothstichiges, Marke G ein
mehr bläuliches Schwarz.
Sulfoncyanin GR extra und 5R extra der gleichen Firma, beides ebenfalls
Azofarbstoffe, färben Wolle unter Zusatz von essigsaurem Ammoniak, Essigsäure und
eventuell Kaliumbichromat selbst in hellen Tönen gleichmässig an und gut durch. Die
Färbungen sind sehr gut wasch- und walkecht und in Bezug auf Licht- und Luftechtheit
den Alizarinfarbstoffen gleichzustellen; dagegen ist die Schwefelechtheit gering.
Beide Farbstoffe sind in Verbindung mit den Bayer'schen
licht- und walkechten Sulfonfarben Chrysophenin, Anthracenroth, Geranin und
Jetschwarz für die Herstellung von Mischfarben geeignet. Seide wird von Sulfoncyanin
GR extra und 5 R extra wasch- und wasserecht gefärbt, ebenso Gloria (Wolle und
Seide). In Verbindung mit Substantiven Farbstoffen können sie auch zum Färben der
Halbwolle Verwendung finden.
Zu den schwarzen Azofarbstoffen für Wolle gehört ebenfalls das Naphtylblauschwarz N
von L. Cassella und Co., das als Ersatzproduct des
Blauholzes empfohlen wird. Die auf Wolle im sauren Bade erhaltenen Färbungen sind
gut licht-, alkali-, säure-, reib- und waschecht, dagegen nicht schwefelecht. Beim
Nachbehandeln mit Kaliumbichromat wird die Nuance tiefer und schwärzer, die
Färbungen sind dann auch gut walkecht.
Zur Klasse der sauren Azofarbstoffe gehört Alkaliechtroth,
welches von den Farbwerken vorm. Meister, Lucius und
Brüning in den Marken R und B auf den Markt gebracht wird. Es egalisirt in
mittleren und vollen Tönen auch auf frischem Bade, Modefarben färbt man
zweckmässiger auf alten, gutstehenden Flotten. Baumwollene Effectfäden und Noppen
werden von Alkaliechtroth nicht, Seidenfäden nur schwach angefärbt. Zur Herstellung
brauner Nuancen von guter Alkaliechtheit wird die Marke R empfohlen, während Marke B
zur Herstellung alkalibeständiger Blaus in Combination mit Ketonblau 4BN oder
Patentblau besonders geeignet sein soll. Zum Nuanciren solcher Farbstoffe, welche
mit Chromsalzen entwickelt werden, ist Alkaliechtroth nicht verwendbar, da es durch
Chromsäure zerstört wird, ebenso ist die Verwendung auf vorgebeizter Wolle nicht
vortheilhaft. Auch gegen blankes Kupfer und Eisen ist Alkaliechtroth empfindlich,
nicht aber gegen Blei und Zinn. Die erzielten Färbungen sind sehr beständig gegen
Alkalien jeder Art, wie Soda, Kalk, Ammoniak, Urin, Strassenkoth; auch die
Lichtechtheit ist eine gute. Die Färbungen lassen sich ohne Einbusse der Nuance und
ohne zu bluten schwefeln. Starker heisser Wäsche und einer kräftigen alkalischen
Walke widersteht Alkaliechtroth nicht, dagegen hält es eine leichte Seifenwalke und
die Kaltwasserwalke sehr gut aus.
Eine neue Marke Ketonblau, 4BN Lösung, einen Triphenylmethanfarbstoff, stellen die
gleichen Farbwerke her. Ketonblau 4BN Lösung soll bei gutem Egalisirungsvermögen die
Farbbäder gut ausziehen und sich im Uebrigen in seinen Eigenschaften an die früheren
Marken G und B eng anschliessen. Die reinblaue Nuance soll sich bei künstlichem
Lichte weder nach Grün, noch nach Roth verändern. Es wird für die Stückfärberei zu
Misch- und Modefarben aller Art auf saurem Bade, als Nuancirmittel für
Chromentwickelungsfarben, für die Garnfärberei, ferner zum Druck von Wollstoffen,
Teppichgarnen und Kammzug, sowie für die Lack- und Tintenfabrikation empfohlen.
Zur Patentblaugruppe gehört das Patentgrün V derselben Firma, das, selbst eine
Mischung, besonders für die Herstellung satterer Mischfarben, wie Braun, Olive, Grün
und Blau, auf Stückwaare dienen soll. Es ist leicht löslich, egalisirt gut und ist
gut reib- und fast ebenso lichtecht wie Patentblau.
Beizenfärbende Farbstoffe. Eine neue Marke
Anthracenblau, das Anthracenblau WG extra, welches
seiner Nuance nach zwischen Anthracenblau WG und WB steht und diesen an Licht-,
Luft- und Walkechtheit gleichkommt, sie aber in Bezug auf Reinheit und Schönheit des
Tones wesentlich übertrifft, wird von der Badischen Anilin
und Sodafabrik in den Handel gebracht.
Dem Gelbholz nahe kommende rothgelbe Nuancen liefert das zu den beizenfärbenden
Azofarbstoffen gehörende Chromgelb R extra der Farbenfabriken vorm. Fr. Bayer und Co. Wolle wird mit Kaliumbichromat und
Oxalsäure vorgebeizt und unter sehr langsamem Zusätze von Essigsäure gefärbt; die
Färbungen sind gut alkali-, säure-, schweiss-, schwefel-, licht- und besonders
walkecht. Seide wird im gebrochenen Bastseifenbade wasserecht oder, mit Chromchlorid
gebeizt, seifenecht gefärbt.
Alizaringelb 3G der gleichen Firma erzeugt auf chromgebeizter Wolle oder auf
ungeheizter Wolle im essigsauren Bade und nachchromirt mit Kaliumbichromat
grünlichgelbe Färbungen, die gut licht-, alkali-, säure-, walk-, bügel-, reib- und
schwefelecht sind. Mit Fluorchrom nachchromirt entstehen noch bedeutend grünere und
klarere Nuancen. In Verbindung mit Brillantalizarinblau G oder
Brillantalizarincyanin 3 G liefert der Farbstoff schöne und echte Grüns. Seide wird
zur Erzeugung von grünen Gelbs mit Chromchlorid gebeizt. Auf ungeölte Baumwolle wird
mit Chromacetat gedruckt; auch für Vigoureuxdruck ist Alizaringelb 3G geeignet.
Brillantalizarinblau SD in Pulver derselben Farbenfabriken ist eine besonders für den
Baumwolldruck bestimmte neue, leicht in Wasser lösliche Brillantalizarinblaumarke;
es wird mit essigsaurem Chrom fixirt. Die entstehenden grünblauen Färbungen sind
lichtechter als Indigofärbungen auf Baumwolle, sie können 20 Minuten bei 30 bis 40°
geseift werden. Chloren ist zu vermeiden.
Grünlichblaue Färbungen erhält man mit Alizarincyanin NS derselben Firma, die ihrer
Licht-, Alkali-, Walkechtheit und Schönheit wegen für die Stückfärberei von
Interesse sind. Auch für den Vigoureuxdruck wird Alizarincyanin NS empfohlen;
Fluorchrom liefert ein grünstichiges, Chromacetat ein rötheres Blau.
Ein dem Alizarincyaninschwarz G ähnliches Product, das sich sowohl zum Färben von
chromgebeizter loser Wolle als auch für gebeiztes Garn und Stückwaare eignet, ist
das Alizarinblauschwarz B in Teig der Farbenfabriken vorm.
Fr. Bayer und Co. Der Farbstoff egalisirt sehr gut, und die erhaltenen
Färbungen sind vorzüglich licht- und walkecht und gut alkali-, säure- und
schwefelecht. Mit Brillantalizarinblau R combinirt entstehen säureechte Marineblaus,
wie überhaupt der Farbstoff besonders seiner Combinationsfähigkeit mit anderen
Alizarin- und Chromfarben wegen empfohlen wird. Im Baumwolldruck wird er mit
Chromacetat, im Vigoureuxdruck mit oxalsaurem Chrom oder mit Fluorchrom fixirt. Für
letzteren Druck eignet er sich besonders gut.
Diamantschwarz NR der Farbenfabriken vorm. Fr. Bayer und
Co. hat ähnliche Eigenschaften wie die übrigen Diamantschwarzmarken dieser
Firma. Es färbt Wolle im sauren Bade bei Nachbehandlung mit Kaliumbichromat oder
Fluorchrom, oder bereits chromirte Wolle rothstichig schwarz an; die Färbungen sind
walk- und lichtecht. In Verbindung mit Brillantalizarinblau werden mit
Diamantschwarz NR walk- und lichtechte dunkle Marineblaus erhalten.
Wasch- und säureechte schwarze Färbungen werden mit Benzochromschwarz N derselben
Firma beim nachfolgenden Behandeln mit Kaliumbichromat oder Kupfervitriol erhalten.
Auch direct gefärbt erzeugt dieser Farbstoff ein schönes Indigoblau von ziemlich
guter Wasch- und Alkaliechtheit, guter Säure- und Lichtechtheit. Die Färbungen
lassen sich mit Zinnsalz oder Zinkstaub ätzen.
Im Besitze des D. R. P. Nr. 70861 und Zusätzen, nach denen zum Zwecke des besseren
Durchfärbens der Wolle mit Alizarinfarben die letzteren als Sulfosäuren im sauren
Bade auf die ungeheizte Faser gefärbt und hierauf mit Kaliumbichromat, Fluorchrom,
Alaun u.s.w. entwickelt werden (vgl. den vorhergehenden Bericht in D. p. J. 1895 295 238),
bringen die Farbwerke vorm. Meister, Lucius und Brüning
neue Alizarinfarbstoffe unter dem Namen „Säurealizarine“ in den Handel. Es
sind hier zu nennen: Säurealizarinblau BB, Säurealizarinblau
GR und Säurealizaringrün G. Die beiden
ersteren Marken werden mit Fluorchrom entwickelt; Säurealizarinblau BB liefert
mit 10 Proc. Alaun ein Violett, mit Kaliumbichromat dagegen wird der Farbstoff in
ein sehr helles, aber echtes Grau umgewandelt. Säurealizaringrün G wird mit
Fluorchrom oder Kaliumbichromat entwickelt, im letzteren Falle werden stumpfere und
dunklere Töne erhalten. Unempfindlich gegen Kupfer, Zinn und Blei, dürfen die
Säurealizarinfarben nicht in eisernen Behältern gefärbt werden. Das
Säurealizarinblau BB egalisirt auch in hellen Tönen sehr gut, die Färbungen sollen
sehr gut waschecht, beständig gegen Schweiss und Ammoniak (starke Alkalien verändern
die Nuance nach Grau), hervorragend lichtecht, ferner schwefelecht und carbonisirbar
sein; sie bluten in der Walke nicht, ändern aber besonders in starker Sodawalke ihre
Nuance nach Grau und Grün. Säurealizarinblau GR ist grauer und trüber in der Nuance
und egalisirt nicht so gut; es ist daher nur für sattere Blautöne auf Stückwaare
geeignet. Säurealizaringrün G färbt schwerer durch, egalisirt also schlechter als
Säurealizarinblau BB; in der Wäsche hält es sich gut, ist beständig gegen Schweiss
und Ammoniak, stärkere Alkalien verändern die Nuance nach Grau und Blau; die
Lichtechtheit der Färbungen soll echter sein als die der übrigen grünen
Alizarinfarbstoffe, ferner soll das Säurealizaringrün schwefelecht und carbonisirbar
sein, Baumwoll- und Seidenfäden ungefärbt lassen und in der Walke nicht bluten;
starke Walke dunkelt die Nuance. Die Säurealizarinfarben werden besonders zum echten
Färben von solchen Wollstückwaaren empfohlen, die sonst in loser Wolle oder im Garn
vorgefärbt werden müssen.
Bei den mit Fluorchrom entwickelten Farben ist blankes Kupfer zu vermeiden; man
entwickelt daher in Kupferkesseln, die entweder gut verzinnt oder durch
vorhergehende Behandlung mit Kaliumbichromat mit einer Oxydschicht bedeckt sind. Die
genannten Farbwerke empfehlen auch, auf 1000 l Beizflotte etwa 50 g Rhodanammonium
zuzugeben, um die nachtheilige Einwirkung des Kupfers auf das Fluorchrom und die
Farbstoffe zu vermeiden.