Titel: | Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem ersten Viertel 1896. |
Fundstelle: | Band 300, Jahrgang 1896, S. 282 |
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Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem
ersten Viertel 1896.
(Fortsetzung des Berichtes S. 258 d.
Bd.)
Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem ersten Viertel
1896.
Zur Frage der Trocken- oder nassen Scheidung, auf die
bereits seinerzeit hingewiesen wurde (D. p. J. 1895 297 114), liegen weitere Aeusserungen vor, die allerdings
nichts besonders Neues bieten, der Vollständigkeit halber aber angeführt werden
müssen. J. MurkeDie deutsche Zuckerindustrie, 1895 XX S.
1874. kommt nach seinen Versuchen zu dem Resultat, dass in vielen
Fällen die nasse Scheidung den Vorzug verdient. In den Vordergrund tritt für die
Frage die Thatsache, dass in der chemischen Zusammensetzung der Rüben ein
wesentlicher Factor für eine dunklere Färbung der trocken geschiedenen Säfte
gegenüber den nass geschiedenen liegt. Diesen Uebelstand könnte man durch Verwendung
eines dünneren Diffusionssaftes in etwas begegnen, wodurch aber der Hauptvortheil
der trockenen Scheidung, der in der geringeren Menge des zu verdampfenden Wassers
besteht, völlig aufgehoben würde. Andererseits ist der Vortheil so bedeutend, dass
man in allen Fällen, in denen man es mit einem Rübenmaterial zu thun hat, welches
keinen oder nur geringen Unterschied zwischen nass und trocken geschiedenen Säften
zeigt, was durch Vergleichsversuche zu entscheiden wäre, die trockene Scheidung
vorziehen sollte. Die beste Lösung der Frage würde aber in der Anlage sowohl nasser
wie trockener Scheidung liegen, was bei den geringen Anlagekosten auf keine
Schwierigkeiten stossen kann.
WolfienIbid. 1896
XXI S. 143. theilt einige Erfahrungen aus dem Betrieb mit, welche
nicht zu Gunsten der Trockenscheidung sprechen, in Folge dessen er der nassen
Scheidung den Vorzug gibt, mit Ausnahme vielleicht des Falles, wo in Folge einer zu
geringen Heizfläche der Verdampfapparate jedes mehr zu verdampfende Liter Wasser
Schwierigkeiten bereiten würde. Will man jeder Eventualität gewachsen sein, so ist
es leicht, wie Murke anregt und wie man es thatsächlich
in mehreren Fabriken findet, neben der vollständigen Einrichtung für
Kalkmilchscheidung oberhalb des Messgefässes eine Rolle anzubringen, mittels deren
ein Korb in das Gefäss eingeführt werden kann, um im Falle einer Betriebsstörung mit
jener Arbeitsweise für die Dauer derselben zur Trockenscheidung überzugehen.
Die Holzwolle, welche seit einigen Jahren für die mechanische Filtration der Säfte in
Anwendung gekommen ist, bringt unter Umständen mancherlei Uebelstände (Trübungen und
Sauerwerden der filtrirten Säfte) mit sich. Bezüglich der Beschaffenheit der Holzwolle für den Gebrauch in den Rübenzuckerfabriken
hat HerzfeldZeitschrift des Vereins für die Rübenzuckerindustrie
des Deutschen Reichs, 1896 XXXXVI S. 92. die Beobachtung
gemacht, dass wohl von den Fabriken, um obige Uebelstände zu vermeiden, vielfach
„präparirte“ Holzwolle geliefert wird, in Wirklichkeit aber diese
Präparirung nur in der Herstellung der Holzwolle aus dem Holz besteht. Zumeist
verwendet man Kiefern- oder Fichtenholz und verdienen diese Sorten den Vorzug
gegenüber dem Buchenholz und besonders dem Eichen- und Haselnussholz, da sie sich
weniger in dem alkalischen Zuckersaft lösen. Da den dadurch extrahirten Substanzen
die Fähigkeit zukommt, Alkali zu neutralisiren, so hat ein frisches
Holzwollenfilter verschiedene Uebelstände. Erstens wird dadurch eine gewisse Menge
des Saftes, welche zunächst darüber läuft, eines Theiles ihrer Alkalität, bei
heisser und langsamer Filtration sogar der gesammten beraubt, zweitens wird der Saft
dadurch dermaassen mit Harz, pectinartigen Körpern und anderen incrustirenden
Substanzen geschwängert werden, dass beim Verdampfen Störungen entstehen müssen, und
drittens schimmeln derartig filtrirte neutrale Säfte ausserordentlich rasch und
intensiv. Zur Präparirung genügt wiederholtes Erhitzen mit heisser verdünnter
Natronlauge von nicht mehr als 0,1 bis 0,2 Kalkalkalität, bis neue Lauge sich nicht
mehr dunkler färbt, und nachheriges Auskochen mit heissem Wasser. Die incrustirenden
Substanzen kann man aber auch durch auf einander folgende Behandlung mit Kalkmilch
und Salzsäure entfernen. Der gleichen Behandlung soll auch das jetzt in Raffinerien
vielfach verwendete Holzmehl unterworfen werden. In amerikanischen Raffinerien
verwendet man Holzschliff und wird derselbe dort nach dem Patente von Casamayor (Amerikanisches Patent Nr. 270634 vom 16.
Januar 1883), welches in den Vereinigten Staaten von Nordamerika und in England,
nicht aber in Deutschland ertheilt worden ist, durch Kochen mit heissem Wasser,
durch Behandlung mit Chemikalien oder in anderer Weise gereinigt, um flüchtige und
extrahirbare Theile zu entfernen.
Behandlung von Kalksaccharat in Filterpressen, Nutschen oder
durch Aufschlemmen der Saccharate mit Wasser, Kalkwasser oder mit Kalk
gesättigter oder übersättigter Zuckeroder Saccharatlösungen. Per Bengtson
HarjeDie deutsche Zuckerindustrie, 1896 XXI S.
238. führt aus, dass, wenn man Kalksaccharat
(Calciumtrisaccharat) mit Wasser oder Kalkwasser behandelt, das Saccharat zunächst
zersetzt wird, und zwar um so lebhafter, je wärmer das Waschwasser ist. Diese
Zersetzung tritt dadurch ein, dass sich Lösungen von Mono- oder Bisaccharat bilden,
oder dass Zucker abgespalten wird, in allen Fällen unter Ausscheidung von
Kalkhydrat. Wie aus der Praxis hervorgeht, so bewirken diese Zersetzungen in den
Kuchen beim Waschen in Filterpressen Kanäle, beim Waschen in Nutschen dagegen Risse,
durch welche das Wasser abläuft, ohne nützlich zu wirken. In Folge dessen ist es
auch in Filterpressen nie gelungen, eine vollständige Auswaschung zu erzielen. Diese
Uebelstände, Bildung von Kanälen oder Rissen, sowie Auflösung von Saccharat werden
vollständig vermieden, wenn man eine Waschflüssigkeit benutzt, die aus vorher
bereiteten, mit Kalk gesättigten oder übersättigten Zucker- und Saccharatlösungen
besteht, welche die Eigenschaft besitzen, Saccharate nicht anzugreifen. Diese
Waschflüssigkeiten, welche patentirt oder zum Patent angemeldet sind, haben im
gewöhnlichen Falle eine Zusammensetzung von 0,1 bis 1,0 Proc. Zucker und 0,4 bis
0,65 Proc. Kalk (CaO). Die Herstellung einer solchen Lösung geschieht durch Zusetzen
von Kalkpulver in grossem Ueberschuss zu einer verdünnten, am besten 0,3- bis
0,5procentigen, zuckerhaltigen Zucker- oder Saccharatlösung und durch Abfiltriren
oder Absetzenlassen des Kalküberschusses. Beim Waschen mit solchen Flüssigkeiten
entstehen weder Kanäle noch Risse, das Auswaschen geht schnell vor sich, die
Filtertücher bleiben weich, und die Farbstoffe und Salze werden vollkommen entfernt.
Ein derartiges Saccharat liefert nach der Saturation einen Saft von heller Farbe und gutem süssem
Geschmack, dessen getrocknete Füllmasse direct als consumfähiger Zucker benutzt
werden kann. (Die Verwendung von kalkhaltigen verdünnten Laugen ist übrigens nicht
mehr neuen Datums; im Uebrigen sind auch die Ausführungen des Verfassers nicht ganz
klar und einwandsfrei. Der Ref.)
J. CuřinOesterreichisch-ungarische Zeitschrift für
Zuckerindustrie und Landwirthschaft, 1896 XXV S. 21.- beschreibt ein neues
Brasmoskop (Type II) und dessen Verwendung beim
Verkochen der Säfte unter verschiedenen Modalitäten. Cuřin ist der Meinung, dass er durch Erkennung der
Thatsache, dass die Zuckerkrystalle auf den Siedepunkt keinen Einfluss haben, weiter
durch die Construction des Brasmoskops, mit welchem man die Dichtigkeit der
Mutterlaugen zwischen den Krystallen erkennen kann, und weiter durch Einführung des
Sättigungsgrades in das Beobachten des ganzen Sudes zum grossen Theil den dunklen
Schleier, der den Verkochungsprocess so lange umhüllt hat, gelüftet hat und so der
Lösung des tiefen Geheimnisses des Kornkochens nahe getreten ist. Bezüglich der
Einzelheiten der beachtenswerthen Ausführungen und der Arbeitsweise mit dem
Brasmoskop sei auf die Originalabhandlung verwiesen.
CuřinIbid. S.
28. hat weiter einige Erscheinungen bei
Verdampfungsversuchen in Vacuumapparaten studirt und zwar mit specieller
Berücksichtigung der Erscheinung beim Verdampfen von Syrupen, dass das Thermometer
im Saftdampfraum immer eine höhere Temperatur zeigt, als dem Vacuummeter entspricht.
Die Ursache dieser auffallenden Erscheinung – doch ist die Erklärung mit Reserve
aufzunehmen – liegt nach der subjectiven Meinung Cuřin's darin, dass sich viele Moleküle oder deren Aggregate aus der kochenden
Flüssigkeit abreissen und hinauf in den luftleeren Raum geschleudert werden. Je
näher die Oberfläche dem Thermometer ist, und je fester, dicker und viscoser die
Molekülaggregate sind, und endlich je flotter die Beweglichkeit in der kochenden
Flüssigkeit vor sich geht, desto besser wird die Temperatur des siedenden Saftes auf
das hoch montirte Thermometer übertragen.
Saftdichte und Füllungsquotient von F. Sazyma.Ibid.
S. 35. Verfasser stellt die Relationen zwischen dem Saftabzug,
der Dichte des Diffusionssaftes und der Gewichtsmenge der in die Diffusionsbatterie
eingeführten Rübenschnitte fest und beleuchtet dieselben näher durch Entwickelung
von Formeln, welche die zeitraubende Rechnung ersparen sollen.
J. HudecIbid. S.
38. beschreibt die Abscheidung des
Ammoniaks aus den Saftdämpfen der Verdampfstation nach dem Verfahren
Sixta-Hudec, auf Grund der in der Zuckerfabrik
Kremsier in der verflossenen Campagne gemachten Erfahrungen. Auf das Wesen
dieses Verfahrens wurde bereits hingewiesen (D. p. J.
1895 297 183); des Ferneren wird auf die Beschreibung
dieses Verfahrens in dem unten folgenden Abschnitte „Patente und Privilegien“
aufmerksam gemacht. Nach diesem Verfahren wird das Ammoniak aus den Brüdendämpfen
beseitigt, um seinen schädlichen Einwirkungen in den Heizräumen der mit Brüdendampf
geheizten Körper vorzubeugen, und geschieht dies in der Weise, dass man in die
Brüdendämpfe eine Kalialaunlösung hineinspritzt. Nach den praktischen
Erfahrungen hat die eingespritzte Alaunlösung das Verdampfen und den Stand der
Verdampfstation keineswegs ungünstig beeinflusst; allerdings wurde eine auffallende
Verbesserung der Luftleere an den dritten Körpern (die Verdampfkörper sind zu einem
Triple-effet verbunden) nicht beobachtet, aber es ist sicher, dass die Einschränkung
des überflüssigen Erwärmens der zur Condensation ablaufenden Wässer dem Verdampfen
nicht schaden kann. In welchem ziffermässig ausgedrückten Maasse die Verdampfröhren
durch die Entfernung des Ammoniaks aus den Dämpfen geschützt werden, konnte nicht
festgestellt werden, indem hierzu längere Parallelversuche nothwendig sind. Der
ganze Gang der Arbeit bei der Abscheidung des Ammoniaks erfordert nur eine einfache
Arbeit; bei der Arbeit der verflossenen Campagne schied sich das Thonerdehydrat ganz
rein und weiss ab und die Salze von der Zersetzung enthielten 12 bis 16,25 Proc.
Ammoniak. In der Salzmasse wurden einzelne Krystallgruppen gefunden, welche sogar
einen Gehalt von 24 Proc. Ammoniak aufwiesen. Was nun das materielle Ergebniss
anbetrifft, so rechnet Hudec nach seiner Calculation
einen Reingewinn an 1 Centner Alaun von 4,62 fl. Bezüglich dieses Theiles seiner
Ausführungen kann noch kein kritischer Maasstab angelegt werden und sind zur
endgültigen Beurtheilung weitere Erfahrungen nothwendig. Auf jeden Fall aber
verdient das vorliegende Verfahren die Aufmerksamkeit der Zuckertechniker, nachdem
es in praktisch einfacher Weise die Frage der Ammoniakgewinnung aus den Saftdämpfen
zu lösen scheint.
In Fortsetzung früherer Versuche beschäftigt sich J.
PokornyZeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen, 1896
XX S. 279. rechnerisch mit der Frage: Wie
viel Dünnsaft gelangt factisch zur Verdampfstation? und sei diesbezüglich
auf das Original verwiesen. Unter den von ihm gewählten Versuchsbedingungen kamen
auf 100 k Rübenschnitte etwa 130 k Dünnsaft wirklich zur Verdampfung.
Zuckerfabrik-Miscellen betitelt F. HanušIbid. S.
294.seine Betrachtungen aus dem Betriebe, welche auf praktische
Erfahrungen gestützt sind. Hanuš unterzieht folgende
Kapitel einer Besprechung: Erste Saturation, Syrupstation, Kochen der
Erstproductfüllmasse im Vacuum, Kochen des weissen Sandes im Vacuum, stehende
Calorisatoren und die Kalkzugabe in den Diffusionssaft vor der ersten Saturation.
Auf die Ausführungen kann hier nicht näher eingegangen werden.
PokornyIbid. S.
343. beschäftigt sich weiter in einer längeren Ausführung mit dem
Wärmeverlust, verursacht durch Wärmeausstrahlung der
Dampfleitungen und die Berührung mit der Luft, Die durch Rechnung
gefundenen Ergebnisse sind in Tabellen und in einem Diagramm zusammengestellt. Aus
dem Diagramm ist nun zu ersehen, dass bei guten Isolirmassen mit der Verstärkung der
Umhüllung der Wärmeverlust rasch fällt, dass aber der Punkt, in welchem die Curve
anfängt, sich der Horizontalen zu nähern, wo also der Einfluss der Zunahme der Dicke
der Umhüllung sich anfängt merklich zu vermindern, nicht sehr weit von ihrem
Anfangspunkte liegt; ebenso ist auch aus dem Diagramm ersichtlich, dass
Schutzmittel, wie Lehm, feiner Gyps u.s.w., in den Grenzen einer zweckmässigen Dicke durch deren
Verstärkung in ihrer Wirkung verschlechtert werden.
G. DureauJournal des fabricants de sucre, 1895 Bd. 36
Nr. 49. beschreibt in eingehender Weise die Einrichtung der Centralzuckerfabrik Cambrai bei Escaudoeuvres, einer
der hervorragendsten Zuckerfabriken Frankreichs. In dieser Zuckerfabrik wurde nun
der ununterbrochen und momentan arbeitende
Saturationsapparat von Mollet-Fontaine und
Comp. einer Prüfung unterworfen, ein Apparat, welcher nach der Ansicht Dureau's ein wirklich einfaches, praktisches System
vorstellt, welches ohne Zweifel in sehr vortheilhafter Weise die bisher
gebräuchliche unterbrochene Saturation ersetzen wird. Es soll daher auf diesen neuen
Apparat näher eingegangen werden. Nach den Auseinandersetzungen Camuset's auf dem Congress der Zuckerfabrikanten in
Paris März 1895 besteht das zu erreichende Princip in dem Zusammenbringen der
combinirenden Elemente in Gestalt von Kalk und Kohlensäure unmittelbar in dem
erforderlichen Verhältniss, gleichsam Molekül zu Molekül, so dass man sofort die
vollständige Verbindung erhält. Hierzu bieten sich zwei Wege: Man vertheilt entweder
das Gas innerhalb der Flüssigkeit in unendlich kleine Bläschen, oder man zerstäubt
die Flüssigkeit innerhalb der Gasatmosphäre. Letzterer Weg ist der einfachere und
wurde deshalb gewählt. Mit Hilfe von besonderen Zerstäubern, welche ununterbrochen
und regelmässig functioniren, wird ein Nebel von kalkhaltigem Saft erzeugt, der sich
in einer geschlossenen Kammer ausbreitet, in welcher ebenfalls in ununterbrochener
Weise die Kohlensäureatmosphäre in entsprechend regulirtem Verhältniss erneuert
wird. Die Vereinigung von Kalk mit der Kohlensäure geht augenblicklich vor sich, ist
aber, und zwar absichtlich, keine vollständige. Die Safttröpfchen sammeln sich am
unteren Theil des Apparates und fliessen durch eine Oeffnung in einen Schornstein,
in welchem sich in abwechselnd senkrechter Bewegung ein aus wagerechten,
durchlochten Schaufeln bestehendes Rührwerk bewegt, welches den Zweck hat, das
Aufsteigen des Gases zu verlangsamen und die Theilung desselben in verhältnissmässig
kleine Bläschen zu bewirken. In geeigneter Höhe des Schornsteines und ausserhalb der
Kammern befindet sich eine mit einem hydraulischen Verschluss versehene Oeffnung für
den Austritt des Saftes, während das noch unausgenutzte Gas weiter in dem
Schornstein emporsteigt, der sich über das Dach hinaus erhebt. In diesem Abzug setzt
sich die Saturation noch weiter fort, da das noch nicht vollständig erschöpfte Gas
und Saft, welcher nicht vollständig zu Ende saturirt ist, einige Augenblicke
parallel laufen.
Der Apparat besteht aus einem Cylinder aus Eisenblech, welcher 3 m im Durchmesser und
eine Höhe von 1,20 m besitzt. Der Cylinder ist geschlossen und seine beiden Böden
sind etwas ausgebaucht, so dass die Gesammthöhe in der Achsenrichtung 1,40 m
beträgt. Durch den Apparat geht ein Rohr aus Eisenblech, dessen unterer Theil etwas
unter den Boden des Cylinders reicht, während das obere Ende mehrere Meter über die
Scheidepfanne geht, um sich mit den Gasabzügen der älteren Scheidepfannen vereinigen
zu können. In halber Höhe des Saturateurs finden sich ausserhalb zwei gusseiserne
Kränze, welche die Kohlensäure und den zu saturirenden gekalkten Saft getrennt
zuführen. Die Kränze stehen mit dem Inneren des Saturateurs durch spitz auslaufende
zehn Röhren in Verbindung, welche den Saft, in Nebelform hineintreiben, während die
Kohlensäure, die gleichzeitig einströmt, unter constantem Druck gehalten wird. Unter
diesen Bedingungen tritt die Einwirkung der Kohlensäure auf den Saft sofort ein,
doch ist diese Einwirkung keine vollständige, nachdem noch ein Theil des Kalkes zu
saturiren bleibt. Die Operation wird von selbst in dem Centralrohr, welches zur
gleichzeitigen Wegführung des ausgenutzten Gases und des bereits saturirten Saftes
bestimmt ist. zu Ende geführt. Der Apparat wirkt wie ein Selterwassersiphon; die aus
Tröpfchen gebildete Flüssigkeit, welche sich auf dem Boden des Saturateurs in der
Höhe von einigen Centimetern sammelt, steigt durch den Druck des Gases in dem
Centralrohr bis zur Höhe der zum Abfluss des Saftes bestimmten Mündung, während die
durch den letzteren mitgerissenen Gasbläschen weiter im Schornstein in die Höhe
steigen, um dann frei in die Atmosphäre zu gelangen.
Während dieses Aufsteigens des Gemisches von bereits saturirtem Saft und
abgeschwächtem Gas wird die Saturation bis zu dem beabsichtigten Punkt geführt. Die
Höhe des mit Kohlensäure durchsetzten Saftes wird durch diejenige der
Ausgangsmündung für den saturirten Saft regulirt. Gegenwärtig beträgt bei einer
Verarbeitung von 1000 hl im Tag die Safthöhe im Regulator 2,65 m, was bei der
geringen Dichte der Flüssigkeit einer Wassersäule von nur 1,2 bis 1,3 m entspricht.
Bei einer Safthöhe von 5 m stellte man einen Druck von 2,10 bis 2,20 m fest. Der
Apparat erfordert also Gebläse von geringerer Arbeitsleistung, ausserdem gestattet
er die Ausnutzung der Kohlensäure im gewünschten Maasse. Die Temperatur des Saftes
ist aber hier von grosser Wichtigkeit, denn wenn man heiss saturirt, ist die
Ausnutzung der Gase vollständiger als bei kalter Arbeit. Es ist aber nicht
nothwendig, die Ausnutzung des Gases bis zum Aeussersten zu treiben, da immer ein
Ueberschuss der Kohlensäure, vom Koks herstammend, vorhanden ist. Man kann daher mit
dem Apparat in der Kälte arbeiten und alle Vortheile dieser Arbeitsweise vereinigen
und eine vollständigere Reinheit erzielen, wodurch reinere Füllmassen und höhere
Ausbeuten erzielt werden. Der Apparat gibt sofort bei Beginn der Betriebsetzung den
gewünschten Alkalitätsgrad und kommen bei normaler Arbeit nur unwesentliche
Schwankungen der Alkalität (0,120 bis 0,140) vor. In Betreff der Anwendung der
Kohlensäure und des Kalkes ist Folgendes hervorzuheben: Da die Fabrik nur einen
Theil ihrer Säfte mit dem Saturateur verarbeitet, so bringt ein Gasgebläse das
gewaschene Gas aus dem Kalkofen in einen Behälter mit constantem Druck. Von hier aus
strömt das Gas in die Röhren des Saturateurs. Der Saft wird mit gebranntem Kalk in
Pulverform geschieden, worauf die Scheidung augenblicklich vor sich geht. Diese
Anwendung des Kalkes gestattet bei beliebiger Temperatur zu arbeiten. Hierauf geht
der Saft durch ein Sieb und wird von einer Pumpe aufgenommen, welche ihn mit 6 at in
die Röhrenspitzen des Saturateurs drückt. Die Injectoren für den gekalkten Saft sind
mit einer Art Nadel ausgestattet, mit welcher man eine Verstopfung der Oeffnungen
leicht beheben kann. Der aufgestellte Apparat genügt vollkommen für eine
Verarbeitung von 1000 hl in der ersten Saturation. Bei der zweiten Saturation oder bei
der Schwefelung würde die Leistung 2000 bis 3000 hl sein. Die Vortheile des
Apparates sind nun die folgenden: Leichte Peststellung der Endalkalität und tiefer
gehende Reinigung. Die vollständigeren Reactionen, die Möglichkeit, kalt arbeiten zu
können, und die Fällung der färbenden Materien geben sich schliesslich durch höhere
Reinheits- und niedere Salzquotienten, weniger gefärbte Säfte und eine geringere
Menge Kalksalze als bei der unterbrochenen Saturation zu erkennen. Der Fettzusatz,
die mechanischen Entschäumer oder die mit Dampf sind überflüssig, die Reinigung der
Pfannen, welche besondere Operationen erfordert, wird beseitigt, und endlich genügt
ein Arbeiter zur Leitung des Apparates.
DureauJournal des fabricants de sucre, 1895 Bd. 36
Nr. 52. beschreibt auch weiter die Einrichtung und Arbeitsweise
der continuirlichen Centrifuge, System Szczeniowski und PiontkowskiD. R. P. Kl. 82 Nr.
65118 vom 23. Februar 1892 ab; Oesterreichisch-ungarisches Privilegium Nr.
43/1386 vom 25. Juli 1892., welche in der Zuckerfabrik Flavy-le-Martel aufgestellt wurde. Dieses System hat vor
einigen Jahren ziemliches Aufsehen erregt und in verschiedenen Zuckerfabriken
Oesterreichs, Frankreichs, Russlands u.s.w., Eingang gefunden, und lauten die
bisherigen Berichte darüber ziemlich günstig. Die Centrifuge besteht im Wesentlichen
aus einer durchlochten konischen Trommel von 1,5 m Durchmesser; die Trommel ist mit
einem rothen Kupferdrahtgewebe ausgestattet, welches wiederum mit einem in gleicher
Weise durchlöcherten Gewebe von demselben Metall bedeckt ist. Die Trommel wird mit
einer Geschwindigkeit von 500 Touren in der Minute getrieben. Am Boden der konischen
Trommel befindet sich eine wagerechte Scheibe, welche dazu bestimmt ist, die
Füllmasse in einer passenden Dicke auszubreiten. Die gut durchgerührte Füllmasse
fällt in ein Centralrohr, welches dieselbe zwischen dem Boden der Trommel und der
vorerwähnten Scheibe vertheilt. Die ausgebreitete Masse, welche von dem ringförmigen
Raum durch die Centrifugalkraft fortgeschleudert wird, breitet sich auf der
durchlochten konischen Trommel aus. Der Zucker, wenn er von einem Theil der Melasse
befreit ist, begegnet einer cylindrischen durchlochten Trommel, welche wie die
konische Trommel ausgestattet ist und sich mit derselben Geschwindigkeit dreht. Der
Zweck der cylindrischen Trommel ist, den Zucker mehr oder weniger lang in dem
Apparat zurückzuhalten, um Zucker von gewünschtem Trockenheitsgrad und passender
Farbe zu erhalten. Dieses Resultat erzielt man dadurch, dass man die senkrechte
Welle, welche die konische Trommel trägt, hebt und senkt; da diese nur die
cylindrische Trommel durch Vermittelung von Gabeln mit sich nimmt, so gestattet sie
eine relative Verschiebung der beiden Trommeln in senkrechter Richtung. Will man mit
Dampf decken, dann wird derselbe durch ein kreisrundes, in der Längsrichtung
geschlitztes Rohr vertheilt und breitet sich mit Hilfe von 16 einen Ventilator
bildenden Blechschaufeln über die ausgebreitete Substanz aus; er wird in das Innere
des Apparates durch ein undurchdringliches konisches Gewebe gelenkt, welches sich
genau der Form der Trommel anschliesst und nur den Austritt des Zuckers frei lässt.
Der Dampf wird schliesslich durch einen am unteren Rande der cylindrischen Trommel
angebrachten Ventilator aufgesaugt und geht durch einen Abzug nach aussen. Der
Zucker tritt zwischen der Innenseite der cylindrischen Trommel und dem
undurchdringlichen, den Dampf für den Fall des Abdeckens zurückhaltenden Gewebe
heraus; er wird in tangentialer Richtung auf die umgebogenen Eisenblechschaufeln
einer kreisförmigen Aufnahmevorrichtung, welche sich mit einer entsprechenden
Geschwindigkeit dreht, geworfen. Die Schaufeln sind so angeordnet, dass jeder Stoss,
der die Zuckerkrystalle zerbrechen könnte, vermieden wird. Die Aufnahmevorrichtung
ist ausserdem mit einem Kratzeisen zur Reinigung der Scheiben und mit Bürsten zur
Zuführung des Zuckers zu einer mit einer schrägen Rinne versehenen Oeffnung, welche
denselben in irgend einen Transporteur führt, ausgestattet. Zur Bedienung der
Centrifuge ist ein Mann nöthig; die Leistung beträgt 35 bis 40 Sack Zucker von 100 k
in der Stunde, d. s. 350 bis 400 Sack in 10 Stunden. Die Qualität des erhaltenen
Zuckers ist eine in jeder Weise befriedigende; der Zucker ist regelmässig an Farbe
und Korn, sehr trocken und fertig zum Einsacken. Was die Ausbeute von 1 hl Füllmasse
anbelangt, so ist dieselbe der bei den früheren Centrifugen gleich. Dureau fasst die Vortheile der Centrifuge im Folgenden
zusammen: Enorme Ersparniss an Handarbeit und bewegender Kraft, beträchtliche
Verminderung der zugehörigen Hilfsmittel und der Unterhaltungskosten,
Regelmässigkeit der Arbeit, Gleichmässigkeit des Productes und Beseitigung der
Bodenarbeit.
Ueber die Erscheinung der Graufärbung der RohzuckerSiehe über diese Erscheinung D. p. J. 1896 299
118. liegen weitere Mittheilungen vor und bemerkt HerzfeldZeitschrift des Vereins für die Rübenzuckerindustrie
des Deutschen Reichs, 1896 XXXXVI S. 1., dass in den Fabriken, wo diese Erscheinungbeobachtet
wurde, Trockenscheidung betrieben wurde, welche aber bald aus diesem, bald aus jenem
Grund nicht so, wie es sein soll, durchgeführt werden konnte. Vor allem war es nicht
möglich, den Saft regelmässig so hoch vorzuwärmen, wie es für eine gute
Trockenscheidung unbedingt erforderlich ist, ferner fehlte es in den Löschstationen
gänzlich an einem mechanischen Rührwerke, was ebenso ein schwerer Fehler ist. Die
Saturation wurde offenbar tadellos gehandhabt. Aus der Untersuchung ergab sich bald,
dass die grauen oder rothgrauen Zucker ohne Ausnahme phenolphtaleïnsauer waren;
sobald aber phenolphtaleïn alkalische Zucker hergestellt wurden, verschwand die
Graufärbung und machte einem gesunden Farbenton Platz. Herzfeld hat ferner gezeigt, dass der Saft, sobald die
Phenolphtaleïnalkalität verloren gegangen ist, die Fähigkeit annimmt, Eisenoxyd oder
-oxydul aus den Apparattheilen zu lösen. In sämmtlichen graugefärbten Zuckern wurden
abnorme Eisenmengen nachgewiesen, doch stammten dieselben nicht aus den
Anfangsstationen, sondern waren erst bei der Dicksaftconsistenz von dem
phenolphtaleïnsauren Saft aufgenommen worden. Man kann einen grauen Sud noch
leidlich corrigiren, wenn man ihn für das Centrifugiren mit stark alkalischem Ablauf
anmaischt oder damit in der Centrifuge nachdeckt. Selbstverständlich muss man hier
wiederum Phenolphtaleïnalkalität nehmen und dieselbe, wenn nöthig, künstlich durch
Zugabe von Kalkmilch oder Natronlauge erhöhen. Herzfeld
warnt mit Recht, die Alkalität der Ablaufe mit Rosolsäure zu titriren; Syrupe von
mehr als 0,1 Rosolsäurealkalität waren trotzdem phenolphtaleïnsauer und zeigten beim
Erhitzen zunehmende
Inversion. Es ist in Fabriken mit mangelhafter Scheidestation häufig nicht leicht,
Phenolphtaleïnalkalische Füllmassen zu erhalten; da aus bekannten Gründen der
Alkalitätsverlust während der Verdampfung um so grösser ist, je weniger vollständig
die ursprüngliche Scheidung verlaufen war. In Folge dessen erhält man schliesslich
nur rosolsäurealkalische aber phenolphtaleïnsaure Dicksäfte und Füllmassen.
DrenkmannZeitschrift des Vereins für die Rübenzuckerindustrie
des Deutschen Reichs, 1896 XXXXVI S. 84. beobachtete das
häufige Dunkelfärben der Säfte nach der Scheidung,
Saturation und Verkochen kurz nach Eröffnung der laufenden Campagne und trat diese
Erscheinung erst häufiger und regelmässig ein, nachdem die Rüben einige Zeit in den
Miethen gelegen hatten. Die Hauptursache der vielfach wiederkehrend beobachteten
Säftedunklungen liegt nicht in eigentlichen Farbstoffen der Rübe, sondern in den
Zersetzungsproducten der Glykose, den beiden hellgefärbten Säuren: Apoglucinsäure
und Saccharumsäure. Drenkmann äussert sich weiter über
die auffällige Zunahme der Alkalität während der
Verdampfung in der laufenden Campagne, welche zumeist durch Bildung von
Ammoniak in den Säften herrührt. Die Zunahme der Alkalität wirkt an der Dunkelung
der Säfte mit, doch nehmen die gelben Lösungen der erwähnten organischen Säuren
schon durch die Erwärmung, durch die Aufnahme einer geringen Quantität Eisen und
durch den Einfluss des Lichtes eine violettstichige dunkle Farbe an. Es erscheint
sicher, dass diese lichtempfindlichen Säuren aus Glykose durch Kochen mit Kalk oder
Alkali entstanden sind; ferner enthalten die Rüben, welche dunkle Säfte liefern, in
nicht geringen Mengen reducirende Substanzen. Es würde also anzunehmen sein, dass
die obigen Säuren in den Saftinversionen der unter besonders ungünstigen Umständen
eingemietheten unreifen Rüben ihren eigentlichen Ursprung haben. Die dunklen Säfte
haben die Ausbeute des ersten Productes nicht beeinträchtigt, wohl aber die Farbe
des Fabrikates. Die vielfach beobachtete grössere Viscosität der verkochten
Nachproducte hat als Ursache weniger die Concentration jener dunklen organischen
Säuren, als das Uebermaass an Arabinsäure, deren nachtheilige Wirkung gegen die
Zuckerkrystallisation vielfach durch die gesteigerte Alkalität erhöht wurde. Es
empfiehlt sich daher, die Alkalität der Nachproducte niedrig zu halten und die
verkochten Massen nach Möglichkeit umzurühren.
Die Krystallisation in Bewegung. Deltour, Horsin-Déon,
NaudetChemiker-Zeitung, Repertorium 1896 XX S.
77. und einige Ungenannte führen schon seit längerer Zeit eine
anhaltende Polemik über Kochen von Zuckerfüllmassen mit Syrup, Rühren in
Bockapparaten oder Sudmaischen mit und ohne Syrup- oder Melassezusatz u.s.w. Da es
an genauen und wirklich vergleichbaren Beobachtungen fehlt, so bewegen sich die
vorgebrachten Behauptungen und Beobachtungen auf wenig zuverlässigem Boden und
ergeben keinerlei entscheidendes Resultat.
Darauf bezüglich macht v. Lippmann folgende treffende
Bemerkung: Es erscheint auffällig, dass die Definition des Begriffes
„Melasse“ einen Hauptpunkt der Streitigkeiten ausmacht, indem die einen
leugnen, dass eine genügende Definition existire oder auch nur möglich sei, die
anderen sich auf das berufen, was Autoritäten hierüber jetzt oder früher gesagt
haben, noch andere aber Definitionen auf Grund des wirklich schon als
antediluvianisch zu bezeichnenden „Salzcoëfficienten“ aufstellen (den man ja
nach persönlichem Belieben zu 2,75 bis 5 annehmen kann) u.s.w. Demgegenüber kann
nicht oft genug daran erinnert werden, 1) dass der gesammte Nichtzucker und nicht
nur die sogen. Asche melassebildend wirkt, 2) dass die übliche Analyse nur die Menge
des Nichtzuckers ergibt, nicht aber dessen Qualität, und daher im Allgemeinen allein
nie dazu befähigt, vorauszusagen, ob noch weitere Krystallisation möglich ist oder
nicht. Im Besonderen, d.h. in einer bestimmten Fabrik und bei bestimmter
Arbeitsweise kann eine solche Voraussage allerdings zulässig sein, aber auch nur mit
Wahrscheinlichkeit, nicht mit Gewissheit.
Die umfangreiche Arbeit von Pellet: Ueber die unbestimmbaren
Verluste bei der Zuckerfabrikation (D. p. J. 1896 299 117) wird von H. ClaassenZeitschrift des
Vereins für die Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reichs, 1895
XXXXV S. 1084. in manchen Punkten einer kritischen Besprechung
unterzogen und zwar auf Grund der langjährigen Erfahrungen und Versuche, über welche
Claassen verfügt. Claassen behauptet, dass es unbestimmbare Verluste bei der Diffusion gibt,
wobei es natürlich selbstverständlich ist, dass diese Verluste keine Zuckerverluste
sind, während Pellet dies bestreitet. Die Versuche Pellet's über die unbestimmbaren Verluste bei der
Scheidung sind ganz unvollkommen ausgeführt, nachdem er in keinem Fall den Schlamm
des abfiltrirten Saftes untersucht hat. Die richtig gedeuteten Versuche Pellet's bestätigen – im Gegensatz zu seiner Ansicht –
die von Weissberg und Claassen gefundenen Resultate, dass bei der Scheidung des Rohsaftes im
Kleinen keine oder nur geringe Polarisationsverluste stattfinden. Ueber die grossen
unbestimmbaren Verluste, die vom Diffusionssaft bis zur Füllmasse auftreten können,
spricht sich Pellet nicht deutlich aus, so dass seine
Versuche absolut nicht zur Klärung dieser Frage beigetragen, sondern erst recht
Verwirrung hineingebracht haben. Trotz Pellet bleibt
die Thatsache bestehen, dass bei der gewissenhaftesten Controle der Diffusion
unbestimmbare Verluste auftreten können und in vielen Fabriken dauernd vorhanden
sind. Darin stimmt Claassen allerdings mit Pellet überein, dass man vernünftiger Weise nicht
unbestimmbare Zuckerverluste in der Diffusion annehmen wird, so weit solche Verluste
nicht durch Vermehrung des Invertzuckers erklärt werden. Claassen hat die Erfahrung gemacht, dass die unbestimmbaren Verluste höher
werden, wenn man immer mehr Sorgfalt auf richtige Probenahmen und Untersuchungen
legt.
Zu derselben Frage äussert sich auch SchnellCentralblatt für die
Zuckerindustrie der Welt, 1896 IV S. 362., dessen Arbeit ebenfalls von Pellet erwähnt wurde, und der stets unbestimmbare Verluste gefunden hat,
in Folge dessen zu bezweifeln ist, dass dieselben nur von der Probenahme und den
Untersuchungsfehlern herrühren. Eine nicht zu unterschätzende Verlustquelle liegt in
der Undichtigkeit der Diffusionscalorisatorrohre und es ist auffallend, dass noch
niemals die Verluste im Condenswasser der Diffusionscalorisatoren erwähnt
wurden.
F. WeyrZeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen, 1896
XX S. 230. beschreibt einen Kastenaufzug
für Zucker, welcher dazu dient, den in den Centrifugen ausgeschleuderten
Zucker in einfacher Weise wegzubringen, wobei der letztere zugleich gesiebt wird.
Dieser Umstand ist insofern wichtig, nachdem die Raffinerien thunlichst wenig
kantigen Rohzucker fordern. Die Vorrichtung besteht aus einem schneckenartigen,
längs der Centrifugen in einer Eisenblechrinne gelegenen Transporteur und aus einem
eisernen Kastenaufzug für geschleuderten Zucker, welcher mit zwei Kettentrommeln,
mit einer zum Auffangen des Zuckers bestimmten Blechrinne und der nöthigen Anzahl
von Blechtaschen versehen ist, sowie endlich aus einer aufgehängten Siebvorrichtung,
welche sich mittels einer gebrochenen Welle und eines Gusseisenschwungrades bewegt.
Die Siebe sollen nicht zu dicht und aus nicht zu starkem Draht hergestellt sein, da
sie sonst leicht verstopft werden. Für feuchten Zucker sind Siebe aus schwachem
Draht und mit Oeffnungen von 16 bis 20 qmm zu empfehlen.
Ein neues Verfahren der Melasseschnitzelbereitung.Unter dem Namen Jacob
Nathanson patentirt. Oesterreichisches Privilegium vom 16. Januar
1895 Nr. 45/2543 (D. p. J. 1895 298 117). In Deutschland zum Patent
angemeldet.L. SzyferDie deutsche Zuckerindustrie, 1896 XXI S.
26. beschreibt sein neues Verfahren, welches in der
systematischen Infusion der abgesüssten Schnitzel mit Melasse besteht. Wenn man bei
der gewöhnlichen Diffusion der Rübenschnitzel den Rübensaft durch Wasser ersetzt,
die abgesüssten Schnitzel bei Seite lässt und den ausgedrängten Saft nach den
Messgefässen führt, um ihn weiter zu verarbeiten, so ist bei Szyfer's Methode gerade das Umgekehrte der Fall; es wird nämlich bei der
Infusion der abgesüssten Schnitzel mit Melasse das Wasser bezieh. der sehr dünne
Inhalt der abgesüssten Schnitzel durch die Melasse ersetzt, wobei die mit Melasse
gefüllten Schnitzel zur weiteren Verarbeitung kommen und die Lösung nach dem Kanal
oder aufs Feld als Dünger geführt wird. Zur Durchführung dieses Princips sind eine
Diffusionsbatterie von möglichst einfacher Construction, aus ungefähr zehn Gefässen
bestehend, und Calorisatoren auch von einfachster Construction nöthig. Der
wichtigste Theil der Erfindung besteht darin, dass sie die Möglichkeit zeigt, die
Diffusion zum Zwecke der Entwässerung von Rübenschnitzeln und anderen ähnlichen
Materialien zu benutzen. Für die praktische Durchführung muss 1) die Temperatur 70°
R. und 2) der Druck entsprechend klein sein. Die Flüssigkeiten in den Gefässen
müssen von unten nach oben geführt werden, und bevor sie in die nächsten Gefässe
kommen, müssen sie durch kleine Calorisatoren einfachster Construction ziehen, um
die entsprechende Temperatur zu erhalten. Von dem am niedrigsten stehenden Gefäss
wird die Flüssigkeit mittels einer Hahnpumpe nach dem oben stehenden Gefäss
transportirt. Sobald das Gefäss mit der dünnsten Lösung fertig ist, lässt man
dieselbe durch eine unten im Gefäss angebrachte Oeffnung ab. Ist ein Gefäss mit den
Melasseschnitzeln fertig, so wird die vorhandene Melasse durch die untere Oeffnung
des Gefässes abgelassen, die Schnitzel selbst werden herausgenommen und weiter
verarbeitet. Die Schnitzel werden entweder in der Centrifuge ausgeschleudert oder
aber getrocknet, und geht letztere Operation leicht vor sich. Szyfer kann die beste Art der Batterieconstruction noch
nicht angeben, doch kann er mittheilen, dass sie möglichst einfach ist. Das
Verfahren wurde in einer polnischen Zuckerfabrik mit Vortheil angewendet. (Versuche
in einer ungarischen Zuckerfabrik, denen Referent beiwohnte, haben ebenfalls,
trotz Mangelhaftigkeit der Versuchsanstellung, ein nicht unbefriedigendes Resultat
ergeben.)
Die Priorität des vorliegenden Verfahrens wird übrigens von P. SchottländerDie deutsche Zuckerindustrie, 1896 XXI S.
66. in Anspruch genommen.
(Schluss folgt.)