Titel: | Neuere Steuerungen an Dampfmaschinen. |
Fundstelle: | Band 301, Jahrgang 1896, S. 6 |
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Neuere Steuerungen an Dampfmaschinen.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 300 S. *
217.)
Mit Abbildungen.
Neuere Steuerungen an Dampfmaschinen.
2) Ventilsteuerungen.
Die charakteristischen Einzeltheile einer Ventilsteuerung für mehrcylindrige
Dampfmaschinen von Elijah Bailey Benham in Springfield
(Mass.) veranschaulichen Fig.
1 bis 3.
Textabbildung Bd. 301, S. 6
Ventilsteuerung von Benham.
Der Motor besteht aus einem Gestell A und einer Anzahl
(gewöhnlich vier) radial angeordneter Cylinder B, deren
innere Enden offen, die äusseren mittels Deckel C
verschlossen sind. An den Deckeln befinden sich die Ventilgehäuse D mit Einlass- und Auslassventilen a bezieh. j, die von einem
gemeinschaftlichen Excenter und vier Excenterstangen n
durch die auf den senkrechten Spindeln v2 befestigten Winkelhebel mv und angreifende Stangen M bezieh. u2 gesteuert werden.
Die Stange M wirkt als Mitnehmerklinke, indem ihr dicht
bei der Ventilspindel H gelegenes Ende mit dem Ende
eines Gliedes O drehbar verbunden wird, welches
wiederum auf einer verstellbaren Stützplatte N drehbar
gelagert ist. Letztere besteht aus einer die Spindel H lose umfassenden Platte r, deren einer Arm
r2 den als
Drehpunkt für das Glied O dienenden Stift r3 trägt, während der
zweite, radial angeordnete Arm r4 bei r5 zu einem Zahnsegment ausgebildet ist. Sämmtliche
Zahnsegmente r5 stehen
mit gezahnten Theilen eines in Rollen geführten Ringes Q in Eingriff, durch dessen Drehung die Stützplatten und damit auch die
Arme O derart eingestellt werden, dass die Klinken M, durch eine Feder t2 veranlasst, längere oder kürzere Zeit mit der Nase
q einer auf der Spindel H befestigten Klinkenscheibe P in Eingriff
bleiben oder für den Stillstand der Maschine, wie Fig.
2 erkennen lässt, gar nicht mit der Nase in Berührung kommen. Sobald im
ersteren Falle die Klinke von der Nase q abgleitet,
dreht sich die Spindel H in Folge Wirkung der Feder H2 in der
entgegengesetzten Richtung und die Einlassventile schliessen sich unter Wirkung
einer Feder a1.
Die Ausströmventile werden mittels der unten an der zugehörigen Spindel befestigten
Arme u, der Verbindungsstangen u2 und der am unteren Ende der senkrechten
Spindeln v2
festgekeilten Arme v angetrieben.
Auf der Nabe O2 eines
jeden Armes O ist noch ein Vorsprung w angebracht, der mit einer zweiten auf der Scheibe P gebildeten Nase s unter
Umständen in Eingriff kommen kann.
Beim Gange der Maschine liegen die Nasen 5 ausserhalb des Bewegungskreises der
Vorsprünge w, sobald aber die Maschine angehalten
worden ist und wieder in Gang gebracht werden soll, wird der Ring Q so weit herumgedreht, dass die auf der Spindel H als Drehpunkt schwingenden Theile r2 in derselben
Richtung bewegt werden und, da sie mit dem Anschlage w
gegen eine der Nasen s schlagen, das Einlassventil
öffnen. Da nun die Maschinenkurbel und das Excenter die Schwingungswinkel der Arme
O und damit die Drehung der Vorsprünge w bestimmen, ist leicht verständlich, dass einige der
Arme O in die Stellung gelangen, in welcher ihr Ansatz
w mit der Nase s der
Scheibe p zusammentrifft und den Dampf in denjenigen
Cylinder hineinlassen, welcher denselben zuerst erhalten soll, während die
Vorsprünge anderer Arme O durch dieselbe Bewegung
derartige Stellungen einzunehmen gezwungen werden, dass keine Berührung derselben
mit der Nase s stattfindet.
Textabbildung Bd. 301, S. 6
Fig. 2.Ventilsteuerung von Benham.
Sobald ein Vorsprung w die Scheibe P gedreht hat, um den Arbeitsdampf in den betreffenden
Cylinder hineinzulassen, stellt man den Ring Q schnell in die normale
Betriebsstellung zurück. Durch diese Einrichtung der Steuerung wird ermöglicht, die
Klinken M unter Umständen in der Weise zwangläufig zu
führen, dass dieselben nicht ausser Eingriff mit den Scheiben P gerathen können, wodurch eine sehr lang ausgedehnte
Oeffnungsperiode der Einlassventile gesichert werden kann.
Die wegen ihrer Empfindlichkeit bemerkenswerthe Präcisionssteuerung von M. Körner in Dresden kann sowohl für Doppelsitzventile
als auch für Drehschieber in wagerechter oder senkrechter Anordnung benutzt werden.
Als ein weiterer Vortheil der gewöhnlich über dem Arbeitscylinder aufzustellenden
Steuerung ist ihre leichte, mittels Hand oder durch elektrischen Strom zu bewirkende
Auslösung anzuführen.
Fig. 4 zeigt die Steuerungsvorrichtung einerseits in
Verbindung mit einem Drehschieber, andererseits mit einem Doppelsitzventil.
Der an der Steuerwelle a befestigte Steuerhebel b trägt um den Bolzen c
drehbar die Steuerrollenstange d, an deren anderem Ende
eine in dem Schlitze einer weiten Schleife f geführte
Rolle e sitzt. An einem Bolzen der Schleife ist der
Daumen g drehbar befestigt, der mit seinem
hakenförmigen Theile in die Steuerrollenbahn hineinreicht. Ein zweiter Daumen h ist mittels Traverse an dem unteren Ende der
Regulatorstange i derart aufgehängt, dass er bei
Bewegung des Regulatormuffes auf der Innenfläche der Schleife gleitet und deren Form
folgt. An der Steuerrollenstange d ist die mit dem
betreffenden Dampfeinlassorgan in Verbindung stehende Stange k beweglich befestigt. Bei einem Drehschieber geschieht diese Verbindung
durch Angriff an einen mit der Schieberspindel fest verbundenen Hebel l, bei einem Doppelsitzventil durch Anschluss an einen
doppelarmigen Hebel m, durch welchen die Ventilspindel
gehoben oder gesenkt wird.
Textabbildung Bd. 301, S. 7
Fig. 4.Präcisionssteuerung von Körner.
Beim Steigen der Rolle e an der Aussenfläche der
Schleife trifft dieselbe auf den drehbaren Daumen g,
der ihr aber ausweicht und sie erst beim Sinken nach innen ablenkt, durch welche
Bewegung dann das Dampfeinlassorgan mittels der genannten Gestänge geöffnet wird.
Beim weiteren Sinken an der Innenseite der Schleife f
trifft die Rolle auf den vom Regulator r eingestellten
Daumen h, der sie wieder nach aussen ablenkt und den
Dampfzulass schliesst. Behufs Auslösung der Steuerung ist nur nothwendig, den
Daumen g umzulegen, so dass er nicht mehr in die
Rollenbahn eingreift. Dies kann ohne weiteres freihändig oder auf elektrischem Wege,
z.B. durch Anziehen mittels eines Ankers, bewirkt werden, so dass bei Unglücksfällen
ein Abstellen der Dampfmaschine von jeder beliebigen Stelle einer Anlage aus
erfolgen kann.
Bei der zwangläufigen Ventilsteuerung von Moritz
Kuchenbecker in Freiburg i. Schl. befindet sich, wie Fig. 5 ersichtlich, auf der Steuerwelle das Excenter
b, von welchem aus die Coulisse c durch eine Zugstange e
bewegt wird, die gleichzeitig als Führung für ein Gleitstück f ausgebildet ist. Durch dieses geht ein Bolzen, an welchem einerseits die
gegabelte Stange g angreift, andererseits die
Stützstangen h, die an ihrem anderen Ende auf dem
Bolzen desjenigen Gleitstückes i sitzen, welches sich
in der um einen Bolzen schwingenden Coulisse c auf- und
abwärts bewegen lässt. Durch die vom Regulator bewirkte Auf- und Abwärtsbewegung des
Coulissensteines i wird die Bewegung des Gleitstückes
f und somit auch der Druckstange g in solcher Weise beeinflusst, dass je nach Bedarf
verschiedene Ventilbewegungen erzielt werden können.
Textabbildung Bd. 301, S. 7
Fig. 5.Ventilsteuerung von Kuchenbecker.
Von einer an Punkt k der Coulisse anschliessenden Stange
wird das Auslassventil bewegt.
Zur Bewegung des Einlassventils drückt die an einen Druckhebel l angeschlossene Druckstange g den ersteren gegen den einen Schenkel eines Winkelhebels o, der mit seinem anderen Schenkel unmittelbar an den
Kreuzkopf der Ventilspindel angeschlossen ist. Um einen allmählichen Anhub des
Ventils zu erreichen, ist die Druckfläche des Hebels l
gekrümmt, so dass die gerade Fläche des Schenkels vom Winkelhebel o zunächst am äussersten Ende angegriffen wird, danach
das Ventil schnell weiter bewegt wird. Bei der Aufwärtsbewegung des Ventils kommt
der Druckhebel l unter den das Ende einer starken Feder
bildenden Rückführhaken q zu liegen, der zum Zwecke
einer zwangläufigen Rückwärts- bezieh. Schlussbewegung des Ventils angeordnet ist.
Eine ähnliche Sicherheitsfeder mit Schlusshaken ist auch in der Bewegungsrichtung
für das Auslassventil vorgesehen.
Eine Steuerung, mittels welcher behufs Regelung der Geschwindigkeit einer
Dampfmaschine die Compression nicht nur selbsthätig (durch den Regulator) in
bestimmtem Verhältniss zur Füllung, sondern auch während des Ganges von Hand
verändert werden kann, ohne dass hierbei die Beeinflussung durch den Regulator
auszuschalten ist, gibt Ernst Rost in Dresden an.
Wie Fig. 6 ersichtlich, werden Ein- und Auslassventile
durch die auf zwei parallelen Steuerwellen B1B2 sitzenden unrunden Scheiben A mittels Stangen C,
Winkelhebel D1D2, sowie Rollen E, und zwar nach Maassgabe der jeweiligen relativen
Stellung der Rollen zu den Scheiben in Bezug auf die Welle gesteuert. Die relative
Lage der Kolben lässt sich durch einen vom Regulator bethätigten sogen.
Kraftausgleicher, welcher eine Längsverschiebung der die Rollenwinkelhebel D1 tragenden Achsen F1F2 parallel den
Scheibendrehachsen ermöglicht, ändern. Zu dem Zwecke greift die Kolbenstange eines
kleinen eingeschalteten Kraftcylinders mittels zweier Traversen an den Achsen F1F2 an.
Textabbildung Bd. 301, S. 8
Fig. 6.Steuerung von Rost.
Da in Folge dieser Anordnung die Ventilsteuerstangen C
aus ihrer normalen Bewegungsebene auszuschwingen gezwungen sind, werden sie mittels
Universalgelenke an ihre Winkelhebel angeschlossen.
Während nun für die Eintrittssteuerung die unrunden Scheiben A auf der Welle B1 unverschiebbar sind, können diejenigen für die Ausströmung mittels
Schraubenspindel K und Handrad L auf der Welle B2 verschoben werden.
Hierdurch ändert sich das vor der Handverstellung bestehende Verhältniss zwischen
Füllung und Compression. Sollte bei irgend welcher Einstellung der
Austrittssteuerung, sei es durch den Regulator oder von Hand, die Compression die
Anfangsspannung des Arbeitsdampfes übersteigen, so öffnet sich ein Sicherheitsventil
M und es tritt der comprimirte Dampf in den mit dem
Eintrittsdampfraume des Cylinders in Verbindung stehenden Kanal N. Das Sicherheitsventil M
ist durch Federdruck derart belastet, dass es etwa mit ½ at Ueberdruck über dem
Admissionsdampfdruck auf seinen Sitz gepresst wird.
Eine Ventilsteuerung mit Steuerdaumen von radial veränderlicher Winkelbreite und
radial verstellbarem Steuerhebel von Niels Jörgen
Poulsen in Esbjerg (Dänemark) veranschaulichen Fig. 7 und 8.
Auf der mittels zwei gleich grosser Winkelräder von der Kurbelwelle aus betriebenen
Steuerwelle a ist für jedes Cylinderende eine Scheibe
s1 befestigt,
welche auf ihrer nach aussen gerichteten Seite die zur Regelung der Einströmung und
auf der inneren Seite die zur Regelung der Ausströmung bestimmten Daumen tragen;
letztere sind für constante Oeffnung und constanten Abschluss eingerichtet, während
der Abschluss bei den Daumen für die Einströmung von 1/12 bis ½ Füllung veränderlich ist. An
den beiderseitigen Daumen einer jeden Steuerungsscheibe vorbei bewegen sich zwei
Rollen r1r2 abwechselnd nach
aussen und nehmen hierbei die Hebel m3m4 für Abdampf bezieh. frischen Dampf mit. Die Wellen
dieser Hebel durchbrechen – mittels Stopfbüchsen nach aussen abgedichtet – seitlich
die Wandungen der durch Zwischenwände v in je zwei
Abtheilungen für den ein- und ausströmenden Dampf getrennten Dampfkammern und
bewegen dort mittels entsprechender Arme, mit oder ohne Vermittelung von
Schubstangen, die in gewöhnlicher Weise oder klappenartig ausgeführten Ventile. Die
Ventile öffnen sich selbstverständlich dem Dampfdrucke entgegen und hierdurch wird
zugleich der Contact der Reibungsrollen r1r2 mit den Steuerungsscheiben s1 gesichert.
Die Regelung geschieht auf folgende Weise: Der Regulator greift mit Zugstange d am Hebelarm p an, auf
dessen Welle e für jede Cylinderseite ein Hebel p4 befestigt ist,
welcher durch eine Zugstange q mit dem zugehörigen Arme
m4 in Verbindung
steht. Die Arme m4
ruhen mit einem grossen Theil ihrer Länge zwischen den schildartig erweiterten
Backen der um Zapfen b1
drehbaren Gabeln g4.
Auf diese Weise wird erreicht, dass die von den Steuerungsvorsprüngen und die vom
Regulator ausgehenden Bewegungen unabhängig von einander vor sich gehen können. Die
Zugstangen q müssen zu diesem Zwecke an p4 mit je einem
Universalgelenk und an m4 mit je einem Kugelgelenk versehen sein.
A. Collmann in Wien schlägt behufs Erzielung gleicher
Aufschlaggeschwindigkeit der Ventile bei allen Füllungen die Anordnung tropfbar
flüssiger Buffer an Stelle der gebräuchlichen Luftbuffer vor.
Textabbildung Bd. 301, S. 8
Ventilsteuerung von Poulsen.
Wie Fig. 9 ersichtlich,
wird das bei V im Dampfcylinder DD angeordnete Einlassventil mit dem Hebel CH
durch die Klinkensteuerung KK1B von der Steuerstange BS mittels eines Excenters o. dgl. gehoben. Wenn sich
hierbei der Gelenkpunkt B von b1 nach b2 abwärts bewegt, werden durch Anstossen des
Klinkenhornes G an den durch den Regulator oder mit der
Hand beeinflussten Expansionsdaumen E die Klinken KK1 für eine beliebige
Füllung ausgelöst und es wird so der Klinkenhebel K1HC frei. Das Ventil schliesst sich
nun durch Gewichts-, Feder- oder Dampfdruck, wobei diese Schlussbewegung durch einen
mit der Ventilspindel verbundenen Kataraktkolben OO in
fast zwangläufiger Weise geregelt wird. Der Kataraktkolben ist in seiner
cylindrischen Aussenfläche mit zackenartigen Ausschnitten vvv (Fig. 10)
von entsprechender Gestalt versehen, welche beim Anheben des Kolbens über die
Cylinderkante ii treten, so dass das Oel durch die so
gebildeten Oeffnungen unter den Kolben treten kann. Bei Ventilschluss findet das Oel
vorerst eine sehr grosse Durchgangsfläche und das Ventil fällt plötzlich fast ohne
Widerstand herab, bis sich gegen Ende der Abwärtsbewegung die Ausschnitte im Kolben
durch die Cylinderkante ii rasch verengen und endlich
bis auf eine kleine Oeffnung ganz schliessen, wodurch die Ventilgeschwindigkeit vor
Ventilschluss continuirlich, aber sehr rasch abnimmt und das Ventil in Folge dessen
sanft auf seine Sitze zurückgeführt wird. Diese Wirkung ist bei Verwendung nicht
oder nur wenig ausdehnbarer Flüssigkeiten (Oel) fast proportional zum abnehmenden
Durchgangsquerschnitt, so dass eine fast zwangläufige Ventilschlussbewegung erreicht
wird.
Textabbildung Bd. 301, S. 9
Steuerung von Collmann.
Bei Steuerungen, wo das Eröffnen des Ventils sehr rasch erfolgen muss, ist es
vortheilhaft, dem Kataraktkolben ein mit federnden Enden versehenes
Saugventilplättchen s1s1 (Fig. 9 und 11) zu geben, so dass
bei Beginn der Aufwärtsbewegung des Kolbens, wo nur die kleinen constanten
Durchgangsquerschnitte für das Oel vorhanden sind, ein sicheres Füllen des
Kataraktcylinders gesichert ist. Hierdurch wird verhütet, dass bei kleinen Füllungen
namentlich durch eine Vacuumbildung unter dem Kataraktkolben ein Klatschen des
Katarakts oder gar des Ventils selbst entsteht.
Um bei eincylindrigen Dampfmaschinen mit Ventilsteuerung eine zweimalige Expansion
des Arbeitsdampfes ohne erhebliche Vertheuerung der Anschaffungskosten der Maschine
zu ermöglichen, bringt M. Heinrich in Chemnitz, wie
gewöhnlich, die beiden Einlassventile am oberen, die beiden Auslassventile am
unteren Theile des Cylinders an, nur mit dem Unterschiede, dass die vier Ventile in
drei vollständig von einander getrennten Kammern, und zwar das Einlassventil der
Hochdruckseite und das Auslassventil der Niederdruckseite für sich je in einer
getrennten Kammer, und das Auslassventil der Hochdruckseite mit dem Einlassventil
der Niederdruckseite zusammen in einer gleichfalls getrennten Kammer untergebracht
sind.
Der mittlere Theil d (Fig.
12) derjenigen Kammer, in welcher sich die beiden letztgenannten Ventile
befinden, ist als Aufnehmer ausgebildet und an dem äusseren Cylindermantel
entlang geführt, so dass er gleichzeitig mit dem Mantelheizdampfe geheizt
werden kann.
Textabbildung Bd. 301, S. 9
Fig. 12.Ventilsteuerung von Heinrich.
Der Hochdruckdampf strömt bei h ein, dann als
Mitteldruckdampf bei m in den Aufnehmer d, ferner bei m1 in das Niederdruckende des Cylinders und endlich
bei a in den Auspuff. Dadurch, dass bei in Rede
stehenden Maschinen nur das Einlassventil der Hochdruckseite vom Regulator
beeinflusst zu werden braucht, während das Einlassventil der Niederdruckseite in
bekannter Weise durch einen von Hand verstellbaren Daumen zweckentsprechend bewegt
wird, fallen die Herstellungskosten der Steuerung billiger aus als bei der
gewöhnlichen Eincylindersteuerung mit Ventilsteuerung.
Textabbildung Bd. 301, S. 9
Fig. 13.Ventilsteuerung von Körner.
Zur Verminderung der Anzahl der an Ventilsteuerungen erforderlichen Gelenke, sowie
zur Vermeidung von Querschwingungen der zur Uebertragung von der Steuerwelle auf die
Einlassorgane dienenden Mechanismen verwendet Camillo
Körner in Prag-Karolinenthal an Stelle der gebräuchlichen umlaufenden
Bogenschubkurbel ein Kurbelviereck ab cd (Fig. 13) mit zwei umlaufenden (nicht schwingenden)
Kurbeln ab und cd, bei dem
ein mit der Koppel bc fest verbundener Punkt e durch die Stange x den
Dampfeinlass steuert und einer der festen Drehpunkte (d) zur Aenderung des Füllungsgrades vom Regulator (nach d1...) verstellt werden kann, so dass b einen festliegenden Kreis, c einen Kreis von veränderlicher Lage, endlich e eine Steuerungscurve 1, 2... beschreibt,
die in allen Lagen den festen Punkt a (die Triebachse)
einschliesst. Das Getriebe wird dadurch sehr gedrungen. Bei der Fig. 14 und 15 dargestellten
Ausfuhrungsart ist ein mittels der Stange q auf das
Auslassventil wirkendes Excenter m auf der Steuerwelle
a aufgekeilt. Bei einer Drehbewegung derselben wird
mittels des Zapfens b und des als Ring n ausgebildeten Kuppelgliedes der Zapfen c um die vom Regulator in verschiedener Weise
verstellbare Scheibe d bewegt. Eine Excenterstange p überträgt dabei die Bewegung des Mittelpunktes von
n auf das Einlassventil. In einer zweiten
Ausführungsform ist die vom Regulator mit verstellte Kurbel dc als Excenter gestaltet und für die Auslasssteuerung benutzt.
Bei manchen Betriebsmaschinen, z.B. den Fördermaschinen, ist der Unterschied
zwischen der grössten und geringsten Arbeitsleistung oft sehr beträchtlich; die
Maschinen müssen dann mit grösseren Cylindern ausgestattet werden, als die
durchschnittliche Arbeitsleistung verlangt. Hierdurch werden aber bedeutende
Kraftverluste verursacht.
Die von Carl Meinicke in Clausthal erfundene
Hilfssteuerung bezweckt, diese Verluste dadurch herabzuziehen, dass ein oder mehrere
Cylinder der Maschine während des Ganges gedrosselt und nach Belieben in und ausser
Betrieb gesetzt werden.
Textabbildung Bd. 301, S. 10
Ventilsteuerung von Körner.
Fig. 16 und 17 zeigen die
Einrichtung der Hilfssteuerung für den Betrieb einer Fördermaschine, a ist der Dampfcylinder mit Ein- und Auslassventilen
a1 bezieh. a2, die von einer
gewöhnlichen Coulissensteuerung bethätigt werden; e und
f sind mittels Stange g gesteuerte Ventile, die sich auf ihren Spindeln abwechselnd selbsthätig
nach oben bewegen, also öffnen können, wenn diese in der tiefsten Stellung stehen,
h ist ein in das Ausströmrohr c eingeschalteter Drehschieber, l ein kleines Ventil auf einem die beiden Cylinderenden mit einander
verbindenden Kanal, welches, auch gleichzeitig als Sicherheitsventil dienend, durch
eine besondere Hebelverbindung von dem Maschinenwärter geöffnet werden kann und dazu
dient, aus dem Einströmrohre b der Maschine frischen
Dampf in den Verbindungskanal treten zu lassen, aus welchem derselbe durch das
gesteuerte offene Ventil e oder f immer auf die Arbeitsseite des Cylinders tritt, auch wenn das
Einlassventil der Steuerung auf Expansion steht.
Die Wirkungsweise der Hilfssteuerung ist folgende:
Textabbildung Bd. 301, S. 10
Meinicke's Hilfssteuerung.
Die Hauptsteuerung der Fördermaschine und mit derselben die Steuerung der Ventile e und f sei bei Beginn des
Zuges richtig eingestellt, dann wird die Maschine bei fester Expansion der
Hauptsteuerung im Allgemeinen nicht anheben. Um dies zu ermöglichen, hat aber der
Maschinist nur, z.B. durch Niederdrücken eines Fusshebels, das Ventil l zu öffnen, so dass Dampf auf die betreffende
Arbeitsseite des Cylinders treten kann. Ist die Maschine im Gange und die
Betriebskraft bei einer bestimmten Förderteufe zu gross, so schliesst der
Maschinenwärter die Absperrvorrichtung h etwas. Der
austretende Dampf wird dann gedrosselt und tritt durch das selbsthätige Ventil f und das geöffnete Ventil e auf die Arbeitsseite des Cylinders über, sobald die Spannung des
expandirten Dampfes annähernd gleich der des austretenden gedrosselten Dampfes
wird.
Wird die Absperrvorrichtung h ganz geschlossen, so tritt
sämmtlicher Dampf auf die Arbeitsseite über und die Spannung steigt schnell bis zur
Kesselspannung. Der Kolben läuft also leer mit und verrichtet keine Arbeit, ohne
dass hierbei ein Dampfverlust stattfindet, auch bleibt der Cylinder immer
vollständig vor Abkühlung geschützt, da er stets mit Kesseldampf gefüllt ist. Soll
am Ende des Zuges die beladene Förderschale auf die Hängebank gehoben werden, so
braucht nur der Hebel, durch welchen die Absperrvorrichtung h gehandhabt wird, wieder zurückgelegt und im Nothfalle das Ventil l etwas geöffnet zu werden.
Zwischen dem allmählichen und gänzlichen Schliessen der Absperrvorrichtung h wird nun aber bei fester Expansion immer dieselbe
Dampfmenge verbraucht, während in Wirklichkeit nur eine kleine Dampfmenge
erforderlich ist. Um den hiermit verbundenen Dampfverlust zu verringern, kann noch
in das Dampfeinströmrohr b vor der Steuerung des
Cylinders eine Absperrvorrichtung (Drehschieber, Drosselklappe o. dgl.)
eingeschaltet werden, durch welche der eintretende Dampf bis zu einem beliebigen
Grade gedrosselt werden kann, ehe derselbe durch die Absperrvorrichtung h am Austritt ganz verhindert wird. Diese
Absperrvorrichtung muss aber so eingerichtet sein, dass sie den Dampfzutritt nicht
ganz abschliesst, damit der Cylinder beim Leergang stets mit dem
Dampfzuleitungsrohre und den Kesseln in Verbindung bleibt.
Die Absperrvorrichtungen i und h können in beliebiger Weise durch Hebelverbindungen von dem
Maschinenwärter gehandhabt oder auch durch die Einwirkung eines Regulators verstellt
werden.
In der Abbildung ist angenommen, dass h und i gleichzeitig geschlossen werden; das Schliessen von
i erfolgt aber wegen des kürzeren Hebels schneller
als dasjenige von h, so dass, wenn i geschlossen, h noch
etwas offen ist.
Sollen mehrere Cylinder in und ausser Betrieb gesetzt werden, so können die Hebel der
verschiedenen Absperrvorrichtungen h und i immer leicht so angeordnet werden, dass sie sämmtlich
durch einen Handhebel oder ein Handrad oder auch durch die Einwirkung eines
Regulators verstellt werden.
(Schluss folgt.)