Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. |
Autor: | Alfred Haussner |
Fundstelle: | Band 301, Jahrgang 1896, S. 121 |
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Neuerungen in der
Papierfabrikation.
Von Prof. Alfred
Haussner, Brünn.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 300 S.
289.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen in der Papierfabrikation.
Die Langsiebpapiermaschine.
a) Knotenfänger.
Textabbildung Bd. 301, S. 121
Plan-Knotensieb von Kron.
Von den neuerer Zeit mit Recht beliebt gewordenen und vielfach ausgeführten
Knotenfängern mit saugender Bewegung (vgl. 1894 294
26 ff.) liegen auch jetzt einige Neuerungen vor. An erster Stelle sei des
Plan-Knotensiebes von Rudolph Kron in Golzern (D.
R. P. Nr. 75398), Fig.
1 und 2,
gedacht. Die Knotenfangplatte z ist in einem Rahmen
A angebracht, der sich in einem Troge B befindet und sich an den Boden desselben mit
Hilfe elastischer Platten a1 anschliesst. Die gewöhnliche Sichtung ist nun
die, dass der feine Stoff durch die Siebschlitze geht, sich im Troge B ausbreitet und bei dem Ueberfall b1 der
Papiermaschine zuläuft, während grobe, auf dem Siebe liegen gebliebene Theile
seitlich durch Kanäle a in den Seitenwänden des
Rahmens A beständig abfliessen können, wodurch das
Sieb ziemlich frei von Unreinigkeiten erhalten wird. Interessant ist, wie dieser
grobe Stoff durch einen Theil C des Rüttelapparates
abgeleitet wird. An die Seitenwände von A
schliessen nämlich nach unten die Kästen C an,
welche in den Ständern geführt sind und durch welche die Federn E gehen, so dass die Kästen C von diesen Federn E, die an das Gestell
gehängt sind, getragen werden. Weiter nach unten, unmittelbar an die Federn E sich lehnend und auch im Gestelle geführt,
befinden sich die Rahmen d3, die an geeigneten Ansätzen in erster Linie
die Stösse der Schlagrädchen D auf der von einer
Riemenscheibe d2
gedrehten Welle d1
empfangen, die Stösse aber, wegen des unmittelbaren Anschlusses, auf die Federn
E, Kästen C,
Platten a1 und den
Siebkasten A übertragen. Durch elastische Körper
F,
deren Höhenstellung mit Hilfe der Daumen G,
angreifend an die Platten f, bezieh. durch den
Handhebel g geregelt werden kann, ist es möglich,
die Stärke der Schüttelbewegung innerhalb gewisser Grenzen beliebig einzustellen
und dadurch der Natur des zu sichtenden Stoffes anzupassen.
Ein anderer, saugend wirkender Knotenfänger ist der von Maurice M. Sloan in Philadelphia nach amerikanischem Patent Nr. 514736
(Fig. 3 und 4). Im Kasten A ist die Siebplatte B
wie gewöhnlich angebracht. Das feine Material tritt nach unten durch, sammelt
sich im Troge D und fliesst durch D1 zur
Papiermaschine. Um den Durchgang des Stoffes zu beschleunigen, sind Kolben C vorhanden, welche mit Hilfe der geführten Stangen
I durch unrunde Scheiben H und L auf der von
der Riemenscheibe G umgetriebenen Welle E auf und ab bewegt werden. Dabei greifen die
Scheiben H und L
bezüglich an Rollen M oben und N unten. Von diesen ist M festgelagert in der unten kastenförmig ausgestalteten Verlängerung
K der Stange I. N
dagegen ist in dem Kästchen R eingelegt, welches
nicht fest mit K verbunden, sondern gegen den Boden
T von K abgefedert
ist. Die abnehmbare Platte V verschliesst den
Kasten K nach der einen Seite und Stellringe W hindern das seitliche Ausweichen, bezieh.
Schwanken des ganzen Schüttelapparates.
Textabbildung Bd. 301, S. 121
Knotenfänger von Sloan.
Aehnlichkeit mit dem bereits 1894 294 28 besprochenen
Knotenfang von Flanders besitzt der Knotenfang von
Darwin B. Gotham in Watertown (Amerikanisches
Patent Nr. 530586), ebenso wie der Knotenfang von Hall
und Pearse in Dexter (Amerikanisches Patent Nr. 521409) eigentlich der
Construction von Rogers 1890 277 211 entspricht, nur dass bei Hall und
Pearse der elastische Boden durch Daumen in auf- und abschwingende
Bewegung versetzt wird.
Gottlieb Heerbrandt in Raguhn hat im D. R. P.
Nr. 77412 einen Knotenfänger mit veränderlicher Schlitzweite angegeben, um
Fällen Rechnung zu tragen, welche es wünschenswerth erscheinen lassen, für das
bereits auf der Maschine laufende Papier geänderte Schlitzweite zu benutzen. Um
dies zu ermöglichen, sind bewegliche Sichtstäbe so benutzt, wie es in Fig. 5 und 6 skizzirt ist. Die
Sichtstäbe e werden nämlich durch Leisten a1, a2.... a12 getragen.
Einerseits ist jeder Stab e in eines der Löcher d gelenkig eingelegt, welche sich in Doppelreihen
auf den Schienen a2, a4
... a12 befinden.
Andererseits aber ist jeder Stab e auch gelenkig in
ein Loch der Schienen f eingelegt, welche paarweise
auf den Längsschienen a1, a3...
a11 liegen und
mit Knaggen g in die Mitnehmerstücke h (Fig. 6) eingreifen.
Weil nun in den Wänden b des Knotenfangkastens sich
Schrauben h befinden, welche mit Bunden i auch in die Mitnehmerstücke h greifen, so wird dann, wenn eine Schraube k gedreht wird, sich diese aus der Wand b heraus bezieh. in die Wand b hineinschrauben, dabei aber das Stück h und, wegen des früher berührten Zusammenhanges,
die beweglichen Schienen f und damit das eine Ende
der Siebstangen e so mitnehmen, wie es die in Fig. 5 und 6 eingezeichneten
Pfeile andeuten. Dadurch wird aber die Schlitzweite, der Abstand der Stäbe e von einander geändert, und zwar kann dies, wie
nun leicht zu entnehmen ist, ohne weiteres während des Betriebes, ohne denselben
unterbrechen zu müssen, geschehen. Damit nicht unversehens die Siebstäbe e herausspringen, sind Decklineale l vorhanden.
Textabbildung Bd. 301, S. 122
Heerbrandt's Knotenfänger.
Möglichst bequemes Reinigen der Knoten fangplatten von darauf befindlichen groben
Theilen, Katzen u. dgl., wird durch zwei neue Constructionen zu erreichen
getrachtet. Der Plan-Knotenfang von Gustav
Hoffsümmer in Düren nach D. R. P. Nr. 81171 ist kreisförmig angeordnet.
Die Siebplatten A1
bis A6 bilden, Fig. 7 und 8, Sectoren eines
Kreises um den gemeinsamen Zuflussraum B. Die
Knotenfangplatten sind mittels Bügel T an eine
cylindrisch gekrümmte Schiene C gehängt, welche
ihrerseits durch vier Säulen D getragen wird,
welche auf Querbalken E ruhen. E aber und deshalb auch die nach dem Früheren mit
ihnen zusammenhängenden Knotenfangplatten A werden
gerüttelt vom Schlagrade G aus durch den Hebel H, wobei die lothrechte Bewegung durch
Führungsstangen F erzwungen wird. Während dies aber
ebenso oder ähnlich schliesslich auch bei anderen Knotenfängern ausgeführt
werden könnte, haben wir hier noch eine besondere Einrichtung, um nach Bedarf
jede der Platten A ausschalten und auch reinigen zu
können, ohne dass die Arbeit der übrigen Sectoren unterbrochen oder die
Consistenz des 'auflaufenden Stoffes durch allfällig angewendetes Spritzwasser
verändert wird. In dem Troge K nämlich, aus welchem
beim Ueberfalle I der Stoff zur Maschine fliesst,
befindet sich eine mit einem der Sectoren A
correspondirende Abtheilung, jedoch nicht fest mit K verbunden, sondern durch Schrauben in der Höhenrichtung einstellbar.
Soll nun irgend eine der Abtheilungen A gereinigt
werden, so wird dieselbe vorerst mittels eines Schiebers von dem Raum B abgesperrt und dann über die früher erwähnte, in
K stellbar angebrachte Kammer gedreht. Hebt man
dann diese Kammer mit ihren Stellschrauben empor, so dass ihre mit Kautschuk
verkleideten Ränder sich unterhalb der zu reinigenden Knotenfangplatte
anpressen, so kann offenbar, unbeschadet der Arbeit der übrigen Sectoren, der
eine Sector beliebig gereinigt werden.
Textabbildung Bd. 301, S. 122
Plan-Knotenfang von Hoffsümmer.
Andere Knotenfänger werden bekanntlich in irgend einer Pause der Papierbereitung
durch Spritzwasser gereinigt, welches von oben in kräftigem Strahle auf die
Knotenfangplatte geleitet wird und den grössten Theil der Unreinigkeiten wohl
abschwemmt, aber doch auch einzelne gröbere Theilchen in Schlitze presst und
dadurch nicht bloss die Sichtöffnungen zeitweise vermindern, sondern auch Anlass
werden kann, dass solche Theilchen bei weiterer Verwendung des Knotenfängers
doch endlich durchgehen und möglicherweise empfindliche Schönheitsfehler des
Papieres verursachen. Es hat deshalb etwas für sich, wenn E. A. Richardson in Cumberland nach amerikanischem
Patent Nr. 529193 Spritzrohre F mit gegen oben
gerichteten Oeffnungen f (Fig. 9) unterhalb der in üblicher Weise im Rahmen B angebrachten Siebplatten D benutzt. Natürlich kann dieser Knotenfang nur dann ausgespritzt
werden, wenn derselbe gerade nicht verwendet wird. Ob der Knoten fang durch aus
den Röhren F allem kommendes Spritzwasser von allen
auf der Platte D befindlichen Unreinigkeiten wird
gereinigt werden können, bleibt allerdings fraglich.
Textabbildung Bd. 301, S. 122
Fig. 9.Knotenfänger von Richardson.
Bei dem rotirenden Knotenfänger (und Zellstoffsichter) von Director Hermann Brüngger in Josefihütte sind die Platten
leicht abnehmbar gemacht und wird dadurch eine rasche Reinigung bei allerdings
nicht zu vermeidender Betriebsunterbrechung ermöglicht. Im Uebrigen
ähnelt dieser Knotenfänger dem in 1894 292 173
beschriebenen Sortirapparat von Nebrich.
Christian Wandel in Reutlingen schlägt im D. R. P.
Nr. 82190 für seine rotirenden Knotenfänger (vgl. 1894 294 26) einen Antrieb der Sichttrommel vor, um dieselbe ganz
unbeschadet der Rüttelung langsam drehen zu können.
Textabbildung Bd. 301, S. 123
Fig. 10.Wandel's Knotenfänger.
In Fig. 10 ist das Antriebsrad an seiner
Stirnfläche mit einer Verzahnung g versehen, in
welche unten der Wurm e greift, der von der Welle
w aus durch die Kegelräder dd1 gedreht werden
kann. Ein Blick auf die Figur zeigt, dass es ohne Anstand möglich ist, die im
Hebel h gelagerte Siebtrommel so geringfügig zu
rütteln, wie es für solche Zwecke üblich ist.
Textabbildung Bd. 301, S. 123
Fig. 11.Hamilton's Stoffmühle.
Schon früher wurde darauf hingewiesen, wie unangenehm unter Umständen die
„Katzen“ werden können, die sich unterhalb des Knotenfängers in Folge
seiner Rüttelung nicht selten bilden. Um diese von dem Langsiebe fernzuhalten,
macht Charles L. Hamilton in Philadelphia im
amerikanischen Patent Nr. 527281 den Vorschlag, zwischen Knotenfänger und
Langsieb eine kleine Stoffmühle einzuschalten (Fig.
11). Vom Knotenfänger A irgend eines
Systems fliesst der Stoff durch Rohr b in die
Stoffmühle B und aus dieser durch b2 in das lange
Vertheilungsrohr E, welches durch viele Röhrchen
e den Stoff, welcher nun katzenfrei ist, weil
die Stoffmühle B dieselben aufgelöst hat, dem
Mischkasten F überliefert, aus welchem der Stoff
dem Metalltuche der Papiermaschine zugeht.
b) Das Metalltuch.
Immer grösser werdende Geschwindigkeit und Breite des Metalltuches
charakterisiren die neuere Arbeitsweise der Papiermaschine. Insbesondere England
und Nordamerika leisten darin das Aeusserste. So finden wir eine 150 engl. Zoll
breite Papiermaschine bei der Clyde Paper Company
in Glasgow, von Bertrams Limited gebaut. Die
Maschine soll mit 260 Fuss engl. normal in der Minute laufen. Wenn dies auch
vorläufig die grösste Maschine ist, so existiren doch einige andere, welche an
die Grössen-Verhältnisse der Genannten heranreichen. So machte eine 136 engl.
Zoll breite Maschine der Niagara-Falls Paper
Company in 24 Stunden 25 t Papier.
Interessant ist die Einrichtung, welche T. H.
Savery, der Vicepräsident der berühmten amerikanischen
Papiermaschinenfabrik The Pusey and Jones Co. in
Wilmington, bei Papiermaschinen ausführt, um die Papierbahn auf so rasch
laufenden Maschinen ohne allzuviel Ausschuss zu erzeugen. Savery schaltet nämlich ein leicht ausrückbares
Vorgelege ein, welches ermöglicht, anfänglich, wenn die Papierbahn aufzulaufen
beginnt, verhältnissmässig langsam zu arbeiten und dann, wenn alles in Ordnung
ist, die Maschine rasch, d.h. sogar mit 400 Fuss engl. in der Minute oder sogar
noch mehr laufen zu lassen. Die bisher üblichen Geschwindigkeiten, insbesondere
in Europa, lassen ein solches Vorgehen kaum möglich erscheinen. Und doch wurden
auf einer solchen Maschine in 34 auf einander folgenden Stunden 58000 englische
Pfund Zeitungsdruckpapier erzeugt, wobei das Papier in der genannten Zeit nur
zweimal riss.
Solche bedeutende Arbeitsgeschwindigkeiten bedingen aber gut eingearbeitete
Maschinenwärter und schliesslich auch gewisse Vorkehrungen, um unangenehmen
Erscheinungen zu begegnen, welche in Folge der grossen Metalltuchgeschwindigkeit
nothwendigerweise eintreten. So geschieht es, dass die Registerwälzchen, welche
das Metalltuch stützen, das auf sie gefallene Siebwasser fassen und nach allen
Seiten, also auch nach oben gegen das Metalltuch abschleudern und dadurch die
sich bildende Papierbahn schädigen. Dem sucht Thomas H.
Savery in Wilmington nach amerikanischem Patent Nr. 541336 dadurch
vorzubeugen, dass er unterhalb des Langsiebes zwischen je zwei Registerwälzchen
unmittelbar unter dem Siebe Schutzbleche anbringt, welche das Herantreten des
von den Registerwälzchen abgeschleuderten Siebwassers und damit das allfällige
Beschädigen der nachgiebigen Papierbahn verhindern.
Nach dem D. R. P. Nr. 83020 von Ferd. Andres in
Düren wird das Ansteigen des Metalltuches gegen die Gautschpresse hin empfohlen,
und zwar veränderlich, den verschiedenen Papiergattungen angepasst. Bezweckt
wird dadurch, dass der Stoff nicht so energisch unterhalb der Schaumlatten
hervortritt und dadurch den Stoff, welcher sich in der Nähe der Schaumlatten
bereits zum Papierblatte auf dem Siebe zu bilden begonnen hat, wieder aufwühlt.
Es sind von Andres Vorkehrungen getroffen, um die
Neigung des Siebes den jeweiligen Verhältnissen anzupassen, und zwar dadurch,
dass die Siebständer nicht so ohne weiteres an ihrem unteren Ende gelenkig an
eine feste Unterlage angeschlossen sind, sondern mittels Kugelzapfen sich auf
Keilstücke stützen, welche innerhalb bestimmter Grenzen eingestellt werden
können und mit ihnen das Metalltuch.
Textabbildung Bd. 301, S. 123
Fig. 12.Metalltuch von Tourasse.
Für sein eigenthümliches Metalltuch (vgl. 1892 286 28)
hat Paul Tourasse in Bridoire nach D. R. P. Nr.
77147 eine Abänderung angegeben, um das Sacken eines solchen Metalltuches zu
verhindern. Es werden (Fig. 12) an jenen Stellen,
wo Gewebeelemente a sich in einander winden,
geradlinige Versteifungsdrähte b eingezogen, welche
das Tuch in der Breitenrichtung erheblich versteifen, ohne doch die
Schmiegsamkeit in der Längsrichtung zu beeinflussen.
Es ist schliesslich bei den gewöhnlichen Verfahren natürlich, wenn man für eine
gewisse Siebfeinheit und Stoffqualität nur eine gewisse, nicht innerhalb weiter
Grenzen veränderliche Dicke der Papierbahn gut erzielen konnte. Es ist eben
nothwendig, dass die Siebmaschen genügend gross sind, um so viel Wasser aus dem
Stoffe abfliessen zu lassen, damit überhaupt noch vor der Gautsche genügender Zusammenhang
in der Papierbahn auf dem Langsiebe entstehe. Für merklich verschiedene
Stoffqualitäten und Papierdicken müssten dementsprechend immer neue Siebe
aufgezogen werden, was aber erfahrungsgemäss viel Umstände, Zeitverlust u. dgl.
verursacht, auch dem Siebe keineswegs zum Vortheile gereicht.
Textabbildung Bd. 301, S. 124
Fig. 13.Eichhorn's Langsieb.
Beachtenswerth ist deshalb der Vorschlag von Karl
Eichhorn in Lomnitz D. R. P. Nr. 73380. Das Langsieb S (Fig. 13) geht wie
gewöhnlich über Brustwalze B, Saugkästen D1 bis D3, weiter durch
die Gautsche A und wird dessen Spannung geregelt
durch Walzen CC1,
von denen insbesondere C1 lothrecht verstellbar sind, so dass das Sieb leicht aus der voll in
die gestrichelt gezeichnete Lage gebracht werden kann. Soll nun ein Papier,
welches nach den bisherigen Erfahrungen gerade gut auf dem benutzten Siebe
erzeugt werden kann, auf diesem hergestellt werden, so befindet sich das Sieb in
der gestrichelt gezeichneten Lage, wobei insbesondere auch darauf aufmerksam
gemacht sei, dass dabei der Saugkasten D1 und zwischen D1D2 die Vordruck walze G wie gewöhnlich benutzt werden. Walze E
ist dabei tiefgestellt, F ganz entfernt zu denken.
Soll nun aber ein wesentlich dickeres Papier als wie gewöhnlich auf S erzeugt werden, so hat man eben zu beachten, dass
durch das Sieb nicht so ohne weiteres genügend Wasser entfernt werden kann, wie
es insbesondere dafür nothwendig wäre, dass die Bahn in der Gautschpresse A nicht zerdrückt werde. Dem begegnet Eichhorn dadurch, dass er die noch weiche Bahn
vorgautscht durch die bereits erwähnte Vordruckwalze G. Um jedoch durch diese den beabsichtigten Zweck zu erreichen, wird
das Metalltuch so abgelenkt, dass es die Vordruckwalze G auf einen gewissen, nicht grossen Bogen umspannt. Hierfür werden die
Walzen C1
hochgestellt, in die vollgezeichnete Lage, wodurch natürlicherweise das Sieb
schlaff, aber auch ermöglicht wird, die Walze E
hochzustellen und F nach Entfernung des Saugkastens
D1 einzulegen,
und der Zweck, G auf einen gewissen Bogen zu
umspannen, erreicht wird. Dadurch ist nun thatsächlich Gelegenheit gegeben, dass
die feuchte Bahn von G einigermaassen entwässert
werde, und es ist glaublich, dass Eichhorn bei
seinen Versuchen unverdrücktes Papier mit vorzüglicher Durchsicht erzielt
hat.
Aber nicht bloss einfaches Papier, sondern auch doppellagige und zweifarbige
Papiere und Cartons will Eichhorn mit derselben
Einrichtung erzeugen. Er fügt nur den Stoffauflaufkasten H über der Vordruckwalze G hinzu und
lässt aus H für die zweite Lage einen dünnen
Stoffstrom auf die Vordruck walze laufen, welche dann offenbar das Rundsieb
einer mit der Langsiebpapiermaschine vereinigten Cylinderpapiermaschine
darstellt. Der Stoff, welcher auf G sich absetzt,
wird dann unten mit der auf S gebildeten Bahn
vereinigt.
Ebenfalls die Vereinigung zweier Stoffpartien wird auf einem Metalltuche in
der Construction von George Planta Barnes in London
nach amerikanischem Patent Nr. 507643 erstrebt. Nur liegt bei Barnes das Sieb stark geneigt gegen die Wagerechte
(vgl. unten Fig. 16), und der Stoff fliesst dem
Siebe durch die Seitenöffnungen von entsprechend angeordneten Stoffbehältern zu.
Bevor nicht nähere Angaben über die gute Wirkung dieses etwas abenteuerlichen
Systemes vorliegen, ist wohl der Zweifel in die günstige Wirksamkeit desselben
gerechtfertigt.
Textabbildung Bd. 301, S. 124
Fig. 14.Walze für Langsiebe von Füllner.
Eine gute Idee finden wir bei der Walzenconstruction für Langsiebe (D. R. P. Nr.
76319) von H. Füllner in Warmbrunn verkörpert. Die
Walzen, seien es Registerwälzchen oder z.B. die Brustwalze, werden (Fig. 14) aus einem eisernen Rohr a mit Gummiüberzug b
hergestellt und in geeigneter Weise, wie es etwa bei c angedeutet ist, mit den Achsstammeln verbunden. Man erreicht dadurch
mannigfache Vortheile, vor allem können die Walzen wesentlich billiger
hergestellt werden, als die theueren Kupferwalzen; weiters darf man aber wegen
des Gummiüberzuges eher hoffen, dass die Walzen durch das Langsieb in Folge der
Reibung drehend mitgenommen werden, viel eher als wie kupferne Registerwälzchen,
welche bald an der Umfläche so glatt werden, dass die Umfangsreibung nicht mehr
ausreicht, die Wälzchen drehend mitzunehmen; das Metalltuch gleitet an der
Umfläche, wodurch begreiflicher Weise Abnutzung des theueren Metalltuches
eintreten muss. Die Füllner'schen Walzen mit
Gummiüberzug, welche nach dem eben Gesagten wesentlich zur Schonung des Siebes
beitragen, können im Uebrigen ganz wie die sonst üblichen Walzen eingelegt, und
kann das Sieb ganz leicht gespannt werden, weil eine hinreichend grosse
Berührung zwischen den Registerwalzen und dem Metalltuche stattfindet, um die
Mitnahme sämmtlicher Wälzchen zu gewährleisten.
c) Sauger.
Textabbildung Bd. 301, S. 124
Fig. 15.Entlastung des Saugers von Fairbanks.
In dem Berichte (1894 294 32) wurde darauf
hingewiesen, wie vortheilhaft es sei, wenn die merkliche gleitende Reibung
vermieden werden könne, welche das Metalltuch bei dem Darüberstreifen über die
Sauger erfahre, weil es vom äusseren Luftdrucke an die Oberfläche des Saugers
kräftig angedrückt werde. Von diesem Gedanken ist auch nach D. R. P. Nr. 76915
die Construction von Henry Fairbanks in Saint
Johnsburg geleitet. Es wird (Fig. 15) ein das
Metalltuch G stützendes Sieb T in das Innere des Saugkastens S gelegt und mit derselben Geschwindigkeit
angetrieben, welche das Papiersieb G erhält. Hierzu
befinden sich
an dem Tuche T halbrunde Stäbe V, welche durch Gliederketten U verbunden sind. Weil nun die Stäbe V sich zu geeigneter Zeit in entsprechende
Vertiefungen der Scheiben R einlegen, so wird dann,
wenn eine dieser Scheiben R gedreht wird, das ganze
endlose Tuch T mitgenommen. Die Drehung der einen
Walze R wird aber dadurch bewirkt, dass die Achse
derselben, mittels Stopfbüchsen abgedichtet, durch die Seitenwandungen der
Saugwanne tritt, und einerseits eine Riemenscheibe aufgesetzt erhält, welche von
einer nahe gleich grossen, auf der Achse der Walze C sitzenden Scheibe mittels offenen Riemens R1 angetrieben wird. Ueber die Walze
C läuft aber das Metalltuch, so dass
thatsächlich Metalltuch G und Unterstützungssieb
T gleich grosse fortschreitende Geschwindigkeit
erhalten, wodurch gleitende Reibung zwischen G und
T ausgeschlossen ist. Weil aber die Gefahr
besteht, dass durch den äusseren Luftdruck die Siebe durchgedrückt werden, wenn
mittels Pumpe Z, verbunden durch das Rohr Y mit dem Saugkasten, wirklich abgesaugt wird, so
stützen sich die Stäbe V, während sie oben
geradlinig fortschreiten, auf Schienen X im Innern
der Wanne.
Viel Aehnlichkeit mit dem Principe und auch in der Ausführung des 1894 294 32
beschriebenen Saugers von Fischer und Liska besitzt
die Saugwalze von J. W. und J. G. Bedale in Erie
nach amerikanischem Patent Nr. 524 299. Nur haben wir hier den eigentlich
saugenden Theil, den Stellvertreter des Saugkastens in der gewöhnlichen
Anordnung nicht als vollkommene Walze ausgebildet, wie bei Fischer und Liska, sondern es ist bei Bedale ein im Querschnitt sectorartiger Körper
angewendet.
Textabbildung Bd. 301, S. 125
Fig. 16.Saugkästen mit Wasserzeichen von Barnes.
In eigenthümlicher Weise wird in einer Construction von George Planta Barnes in London nach D. R. P. Nr. 75256 die Wirkung der
Saugkästen benutzt, um echte Wasserzeichen auf dem Langsiebe zu erzeugen. In
Fig. 16 ist a
das Metalltuch, welches von den Walzen b geführt
wird und die Gautschpresse c passirt. a steigt nun von Walze b1 gegen b2 schief aufwärts und kommt dabei
vorerst an dem mit einem Rührer versehenen Stoffbehälter d vorüber, welcher von dem Stoffkasten e
gespeist wird. Es setzt sich nun der aus d
fliessende Stoff auf dem Siebe fest, was durch den Sauger f befördert wird. Die Stoffbahn steigt weiter
aufwärts und gelangt bald an einer Walze h1 vorüber, wo sich ein zweites, sehr feines,
endloses Metalltuch g, geführt über Walzen h1 bis h5, anschliesst, so
dass zwischen den Walzen h1 und h2 die unten bei d
gebildete Stoffbahn zwischen Tuch a und g zu liegen kommt. Nun besitzt aber g nach bestimmten Mustern hergestellte
Durchbrechungen. In Folge dessen kann sich dann, wenn beide Siebe sammt der
zwischen ihnen eingeschlossenen Stoffbahn vor dem zweiten Stoffkasten j mit Sauger l vorüber
bewegen, hauptsächlich nur dort Stoff auf die bereits gebildete Papierbahn
absetzen, wo eben Durchbrechungen in g vorhanden
sind. Dadurch entsteht eine Musterung auf der Papierbahn, weil stellenweise die
Papierbahn durch aus j zugeflossenen Stoff
verstärkt worden ist. Die Papierbahn, welche bei m
neuerlich einen Sauger, bei c die Gautschpresse und
weiterhin all die übrigen zur Fertigstellung nothwendigen Apparate passirt, wird
dann in der Durchsicht offenbar ein ganz ähnliches Bild bieten, wie Papier mit
echten Wasserzeichen, welche ja dadurch hergestellt werden, dass die
Vordruckwalze in der noch feuchten Papierbahn stellenweise die Fasern verschiebt
und so dünnere und dickere Stellen im Papier erzeugt. Nur mag das Bedenken nicht
verhehlt werden, dass bei dem Arbeitsvorgange bei Barnes die Wasserzeichen vielleicht nicht so zuverlässig folgen
werden, wie bei der alterprobten Vordruckwalze.
d) Stoffänger.
Textabbildung Bd. 301, S. 125
Fig. 17.Stoffänger von Füllner.
Nicht unbedeutende Mengen von Stoff verlieren sich mit dem Abwasser vom Siebe,
ohne dass man dagegen gerade viel thun könnte, als eben den Stoff in einem
Stofffänger wieder aufzufangen und dann neuerlich zu verwenden. Von diesem
Standpunkte aus betrachtet, stellen sich die Stoffänger als Notwendigkeit dar.
Schade nur ist es, dass manchen Orts die Anwesenheit der Stoffänger von den
Maschinenführern dazu benutzt wird, um recht fahrlässig bei dem Abspritzen der
von den Deckelriemen nur ungleichmässig gebildeten Ränder der Papierbahn zu
verfahren. Es ist ja richtig, dass auch dieser Stoff im Stoffänger wieder
aufgefangen wird, aber es sollte nicht vergessen werden, dass der Stoff aus dem
Stoffänger immer nur als minderwerthig gegenüber dem gerade auf dem Sieb
auflaufenden Stoffe anzusehen ist.
Von den neueren Constructionen von Stoffängern verdient der von Eugen Füllner in Warmbrunn (D. R. P. Nr. 73130 vor
allem Beachtung. Er besitzt in der Praxis viele Freunde. Der Stoff soll sich
(Fig. 17) in dem Konus a absetzen, welcher mit Hilfe von Pratzen b von Säulen c
getragen wird. Auf den Konus a setzt sich oben der
Cylinder d, um den sich ein Kanal e legt, der durch Oeffnungen f mit dem Cylinder d,
also auch mit a communicirt. Nun wird in den Kanal
e mittels des Rohres t das Abwasser zugeleitet, welches vermöge der aus der Figur
ersichtlichen Verhältnisse im Stoffänger in wesentlich grössere Querschnitte
als vorher kommt, wodurch also den im Wasser schwebenden und nicht besonders
hohes specifisches Gewicht besitzenden Fäserchen Gelegenheit gegeben ist, sich
allmählich abzusetzen. Damit aber der Strom gegen die tiefste Stelle des Konus
a geleitet werde, von wo die abgesetzten Theile
zu entfernen sind, finden wir eine konische Wand g
angebracht, welche dem durch f eintretenden Strome
die erwähnte Richtung schief nach abwärts anweist. Während nun die unten
abgesetzten Theilchen durch Rohr n mittels des im
Behälter herrschenden Wasserdruckes in den höher oder tiefer einstellbaren
Auslauf gedrückt und nach Eröffnung des Ventiles s
nach Belieben entleert werden können oder aber durch Rohr v der Behälter ganz entfernt werden kann, zieht
ununterbrochen während des regelmässigen Betriebes das bereits ziemlich
gereinigte Wasser nach oben gegen das Sieb u ab, an
dessen unterer Fläche wieder Theilchen zurückgehalten werden, welche sich zu
Flocken formen und zeitweise nach unten fallen. Hauptsächlich nur mehr reines
Wasser tritt dann auf die Oberseite von u und
strömt dann über die Ringkante d1 in den Seitenkanal l, welcher mit einem dichten Belag h auf
Stegen i versehen ist. Aus Kanal l fliesst das so gereinigte Abwasser durch m fort.
Textabbildung Bd. 301, S. 126
Fig. 18.Papierstoffwassersortirer von Schmidt.
Eine ziemlich weitgehende Trennung der durch das Abwasser mitgeführten Theilchen
mit entsprechender Wiederverwendung derselben wird in dem Stofffänger
beabsichtigt, welcher von dem Erfinder Otto Schmidt
in Brohl a. Rhein (D. R. P. Nr. 72037) als Papierstoffwassersortirer bezeichnet
wird. Durch eine Pumpe wird das Abwasser in Rohr I
(Fig. 18) in den hochstehenden Behälter A gedrückt. In A
befinden sich mehrere Zwischenwände a, welche das
eingepumpte Wasser umfliessen soll. Jedenfalls ist aber durch die Anwesenheit
dieser Wände a ein Hinderniss für die Strömung
geschaffen, so dass immerhin erwartet werden kann, dass Oel, Fette, Schaum u.
dgl. in A zurückgehalten werden. Das solcher Art
bereits etwas gereinigte Wasser fliesst durch Rohr II dem tiefstehenden Behälter B zu, in
dem auch wieder durch Zwischenwände b
Bewegungshindernisse geschaffen sind. Deshalb und vermöge der Gestaltung der
Wanne B werden in B
fast alle im Abwasser suspendirten Theilchen zurückgehalten. Zuerst sinken die
specifisch schweren Theilchen nieder, auf diese legt sich der grösste Theil der
mitgenommenen Fäserchen, so dass durch Rohr IV vom
Boden des Gefässes B weg diese Theilchen wieder der
Stoffbütte zugeleitet werden können, aus welcher gerade das auf der
Papiermaschine laufende Papier gearbeitet wird. Das dagegen in B mehr an der Oberfläche befindliche und von den
specifisch schwereren sowohl als auch den specifisch leichteren
Papierstofftheilchen befreite Wasser wird in Rohr III hochgedrückt, weil eben das Gefäss A
so hoch gelegt wird, dass genügender Ueberdruck vorhanden ist. Die Rohre III führen nun das halbwegs gereinigte Abwasser in
ein einfaches Bassin C oder besser in ein
Doppelbassin C1C2. In C1 vermindert sich
schon die Geschwindigkeit so weit, dass ziemlich bestimmt das Absetzen des
letzten Restes des Fasermateriales erwartet werden kann und nach C2 durch Rohr D nur mehr Leimstoff enthaltendes Wasser
übergeführt wird. Das Wasser aus C1 kann dann am besten zum Füllen der
Stoffmühlen, das Wasser aus C2 beim Leeren der Stoffmühlen, allenfalls für
die Saugkästen verwendet werden. Alles in allem ist dieser Apparat ganz hübsch
ausgedacht; einfacher und praktischer ist wohl der eben zuvor erwähnte
Stoffänger von Füllner.
(Fortsetzung folgt.)