Titel: | Ueber Fortschritte auf dem Gebiete der Gerberei. |
Autor: | Johannes Pässler |
Fundstelle: | Band 301, Jahrgang 1896, S. 283 |
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Ueber Fortschritte auf dem Gebiete der
Gerberei.
Von Dr. Johannes
Pässler in Freiberg in Sachsen.
(Schluss des Berichtes S. 259 d. Bd.)
Ueber Fortschritte auf dem Gebiete der Gerberei.
Lederbildung und Gerbeverfahren.
Dem Zuge der Zeit folgend sucht man auf jedem technischen Gebiet die Herstellung der
Producte in möglichst kurzer Zeit zu bewerkstelligen; in ganz besonderem Grade ist
dieses Bestreben auf dem Gebiete der Gerberei zu finden, was auch durchaus nicht
unnatürlich ist, da die Gerberei zu denjenigen Gewerben zählt, deren Endproducte zu
ihrer Herstellung die längste Zeit erfordern. In jedem Jahre tauchen deswegen neue
Vorschläge und Verfahren auf, nach welchen die Häute nicht mehr innerhalb mehrerer
Jahre, sondern in wenig Wochen, ja Tagen, sogar Stunden in den gegerbten Zustand
übergeführt werden sollen.
Allgemeines Aufsehen erregt in Gerberkreisen das Verfahren von Fratelli DurioD.
R. P. Nr. 75324., welches unter dem Reclamenamen
„Schnellgerbeverfahren Velocitan“ angepriesen wird.
Diese Schnellgerbemethode besteht darin, dass die Häute oder Felle nach dem Weichen,
Wässern, Enthaaren u.s.w. ohne vorherige Angerbung durch schwache Gerbebrühen in
einem rotirenden Behälter (Walkfass) der Einwirkung einer Gerbeflüssigkeit
ausgesetzt werden, deren Dichtigkeit im Mittel achtmal grösser ist als diejenige der
bisher zu diesem Zwecke angewendeten Gerbebrühen; nach dem Einbringen der Häute und
Gerbeflüssigkeit in das Walkfass wird das letztere sofort in Rotation versetzt und die Brühe während des ganzen
Gerbeprocesses auf der gleichen Stärke (8° Bé.) erhalten. Um dies ausführen zu
können, empfiehlt es sich, die Bewegung von Zeit zu Zeit zu unterbrechen, die Brühe
auf den Dichtigkeitsgrad zu untersuchen und dem Befunde entsprechend zu verstärken.
Wird das Verfahren in der geschilderten Weise richtig geleitet, so rechnet man zum
Gerben kleinerer Felle, wie von Schaffellen, 2 bis 4 Stunden, und zum Gerben der
schwersten Rindshäute 20 bis 36 Stunden.
Das Durio-Verfahren wird jetzt bereits in einer
grösseren Anzahl Gerbereien der verschiedensten Länder angewandt und man erzielt
dabei ein Product, welches sich von Ledern, die nach anderen Schnellgerbemethoden
gegerbt sind, in Farbe, Schnitt u.s.w. vortheilhaft unterscheidet. Dieses
Gerbeverfahren „Velocitan“ würde sich wahrscheinlich noch besser in der
Praxis einbürgern, wenn nicht der Preis der Walkfässer, sowie die Licenzgebühren für
die Aufstellung eines jeden einzelnen Walkfasses so hohe wären; durch den hohen
Preis werden die grossen Vortheile, die das Verfahren im Uebrigen bietet, fast
illusorisch.
Die chemische Untersuchung der nach dem Durio-Verfahren
gegerbten Leder hat ein unerwartetes Resultat geliefert. Da die Leder in kürzester
Zeit und mit Hilfe sehr starker Brühen hergestellt worden sind, so vermuthet man,
dass dieselben bei der Analyse einen grossen Auswaschverlust ergeben werden; nach
den Eitner'schen UntersuchungenDer Gerber, 1895
S. 181. und den im Laboratorium der Deutschen Gerberschule
gefundenen Zahlen findet aber gerade das Gegentheil statt; die Durio-Leder enthalten sogar eine geringere Menge an
auswaschbaren Stoffen als die rheinischen Sohlleder. Eitner findet ferner, dass das Durio'sche
Leder ein höheres specifisches Gewicht als alle übrigen Ledersorten hat, und führt
dies darauf zurück, dass während der kurzen Gerbedauer keine Hautsubstanzverluste
haben stattfinden können, mithin sämmtliche Hautsubstanz dem Leder erhalten
geblieben ist. Der Berichterstatter glaubt jedoch annehmen zu müssen, dass das hohe
specifische Gewicht der Durio-Leder nicht durch die
Gerbmethode, sondern durch die Appretur (Walzen, Hämmern u.s.w.) bedingt wird; in
dieser Annahme wird derselbe noch dadurch bestärkt, dass das von Eitner nach dem Durio-Verfahren gegerbte Leder dieses hohe specifische Gewicht nicht
zeigte.
Von England aus wurde in den letzten Jahren ein Schnellgerbeverfahren unter dem Namen
„The Economic“ empfohlen. Der Erfinder
desselben, Evans, gibt an, dass mittels dieser Methode
der Gerbeprocess einer Haut sich innerhalb 24 Stunden vollzieht und die Umwandlung
der rohen Haut in vollständig fertiges, zugerichtetes Leder in 25 Tagen durchgeführt
werden kann; es sei jedoch besser, den ganzen Process auf 5 bis 6 Wochen
auszudehnen, um die denkbar vollkommenste satte Gerbung bei höchstem
Gewichtsrendement zu erzielen, und zwar sollen dann 55 Proc. Leder von der grünen
Haut (incl. Hörn und Knochen) erhalten werden. Das Economic-Verfahren benutzt zur
Beschleunigung des Gerbeprocesses ebenfalls die Bewegung der Häute und Gerbebrühen
im Walkfasse; die danach hergestellten Ledersorten sollen auch von guter Qualität
sein. Bis jetzt hat man in Deutschland wenig von der Anwendung dieser
Schnellgerbemethode gehört.
Vor etwa 2 Jahren schien anfänglich das als Momentgerbung bezeichnete Kornacher'sche Gerbeverfahren eine grosse Umwälzung in
der Gerberei hervorrufen zu wollen; die Gerbung der schwersten Häute sollte nur
wenige Stunden bezieh. Tage dauern. Dieses Verfahren ist neuerdings dem Erfinder
desselben, Kornacher, und der Firma Diesel und Weise in Pössneck patentirt wordenD. R. P. Nr. 86565., hat aber bei
weitem nicht den erhofften Anklang gefunden. Man verfährt bei dieser
Schnellgerbemethode in folgender Weise: Die wie bisher vorbereiteten, aber etwas
mehr gekalkten und gebeizten, sowie gut reingemachten Häute werden zuerst mit einer
schwachen Lohbrühe behandelt (abgefärbt), welches einestheils den Zweck haben soll,
den Narben gegen die darauffolgenden Einwirkungen widerstandsfähiger zu machen,
anderntheils den, die in der Haut zurückgebliebenen, bei der späteren Behandlung
schädlich wirkenden Kalktheilchen zu entfernen. Die abgefärbte Haut wird dann in
bekannter Weise mineralgar oder fettgar gemacht und hiernach getrocknet und gereckt.
Durch diese Behandlung wird die Haut derartig aufgeschlossen und aufnahmefähig
gemacht, dass der nun folgende Gerbeprocess in ebenso viel Stunden oder Tagen wie
früher Wochen oder Monate vollendet wird. Die vorbereiteten Häute kommen alsdann in
eine Gerbebrühe von 3 bis 5° Bé. und werden im Walkfasse mit derselben unter öfterer
Verstärkung ausgegerbt. Hierbei werden leichte Häute und Felle in wenig Stunden,
schwere Häute in 1 oder 2 Tagen vollständig gar gemacht. Das auf diese Weise
hergestellte Leder soll weder im Aussehen noch in der Qualität, noch im Rendement
dem nach altem Verfahren hergestellten Leder nachstehen.
Hierzu ist zu bemerken, dass, wie bei der Originalbeschreibung des Verfahrens nicht
angegeben ist, die vegetabilische Vorgerbung etwa 14 Tage währt, also wesentlich
länger als der als eigentliche Gerbung bezeichnete Gerbeprocess im Walkfasse; durch
diese Vorgerbung und die darauffolgende mineralische Gerbung wird die Haut schon in
ein Product übergeführt, welches vollständig durchgegerbt erscheint und die
Bezeichnung Leder verdient. Das Einwalken der starken Gerbebrühen wird demnach nur
den Zweck haben, die Haut mit Gerbstoff reichlich anzufüllen, um ihr Gewicht und
ausserdem das Aussehen von lohgarem Leder zu geben. In der Patentschrift ist die bei
diesem Verfahren angewandte Methode der Mineralgerbung nur kurz berührt und als die
übliche bezeichnet worden. Man würde demnach vermuthen, dass hiermit
Alaun-Kochsalzgerbung gemeint ist; in Wirklichkeit wird dieselbe aber bei dem Kornacher'schen Verfahren nicht angewendet, sondern die
abgefärbten Blössen werden vermuthlich mit Hilfe einer Combination von Alaun-
und Chromgerbung mineralgar gemacht.
In Deutschland und Schweden arbeiten mehrere Lederfabriken nach diesem Kornacher'schen Verfahren; ob sich dasselbe auf die
Dauer halten wird, muss erst die Zeit lehren.
Vor ganz Kurzem tauchte ein neues Verfahren zum Gerben von Häuten und Fellen auf,
welches den Erfindern Thomas Henry Lee Bake und Henry Alfred Leverett in Deutschland patentirtD. R. P. Nr. 86609. worden ist.
Dieses Verfahren besteht darin, dass man Ströme von arsenhaltigem Wasserstoffgas
oder irgend einer geeigneten gasförmigen Verbindung desselben, in welcher Arsen
gegenwärtig ist, von Zeit zu Zeit durch die Gerbeflüssigkeit, in welcher sich die
Häute befinden, leitet. Durch die Wirkung dieser Ströme soll der Gerbeprocess sehr
beschleunigt werden und zugleich ein Product von besserer Beschaffenheit als bisher
erzeugt werden. Der arsenwasserstoffhaltige Wasserstoff wird durch Einwirkung von
Schwefelsäure auf gewöhnliches Eisen oder Zink erhalten und soll deren geringer
Gehalt an Arsen vollständig zur Bildung von Arsenwasserstoff genügen.
Erfahrungen über dieses Verfahren liegen bis jetzt im grossen Maasstabe noch nicht
vor. Zunächst hat man keine Erklärung für die den Gerbeprocess beschleunigende
Wirkung des arsenwasserstoffhaltigen Wasserstoffes. Wenn dieselbe schliesslich auch
erwiesen ist, so dürfte doch der Kostenpunkt der Anlage und vielleicht auch die
Gefährlichkeit des explosiblen Gemisches von Luft und Wasserstoff, welches sich bei
diesem Verfahren ständig bildet, der allgemeinen Einführung hinderlich sein.
Die verschiedenen elektrischen Gerbe verfahren, auf die man ursprünglich so grosse
Hoffnungen gesetzt hatte, haben in der Praxis nicht den gewünschten Eingang
gefunden, nachdem man ziemlich allgemein einsehen gelernt hat, dass dem elektrischen
Strome nicht die Wirkung, den Gerbeprocess wesentlich zu befördern, zukommt. Zur
Darlegung dieser negativen Resultate hat EitnerDer Gerber, 1895
S. 1, 25, 37 und 73. seine diesbezüglichen Untersuchungen
veröffentlicht. Das Ergebniss derselben war: der Gerbstoff wird durch den
elektrischen Strom in Lösungen fortbewegt und es wird durch denselben seine
Diffusion befördert, wenn dem Durchgange des Gerbstoffes kein Hinderniss in den Weg
gelegt wird; in der thierischen Haut bieten zwar die Poren der Haut kein grosses
Hinderniss, aber trotzdem ist hier die Differenz in der Diffusion mit und ohne Anwendung des
elektrischen Stromes eine verschwindend kleine. Der
elektrische Strom wird also die während des Gerbeprocesses auftretenden
Diffusionsvorgänge nur ganz unwesentlich befördern. Weiter zeigt Eitner, dass der elektrische Strom auch keine merkliche
dynamische Wirkung auf die Haut ausübe, also nicht, wie vielfach vom Praktiker
behauptet wird, durch den elektrischen Strom die Poren der Haut geöffnet werden. Er
constatirte ferner, dass die Gerbstoffe durch den elektrischen Strom sogar eine
Zersetzung erleiden, und zwar schwankte, wie durch Analysen festgestellt wurde, die
Zersetzlichkeit bei den verschiedenen Gerbstoffen zwischen 4 bis 68 Proc. Aus den
Eitner'schen Resultaten muss demnach gefolgert
werden, dass keine von den Wirkungen, welche bei den sogen. elektrischen Gerbe
verfahren der Elektricität zugeschrieben werden, sich experimentell nachweisen lassen.
FölsingChem.-Ztg., 1895 S. 1121., welcher
früher selbst ein Patent auf elektrische Gerbung genommen hat, sucht jetzt auch die
Verfahren anderer Erfinder zu verbessern, so die Methode von Worms und Bolé. Bei seinem Verfahren hängt man die Häute in einen Bottich
ein und leitet mit Hilfe von vernickelten Kupferelektroden einen Gleichstrom durch;
während des Gerbeprocesses sorgt eine Pumpe für Circulation der Gerbstofflösung. In
6 Tagen sollen hierbei die schwersten Ochsenhäute gar sein.
Die Chromgerbung, welche früher eigentlich nur Misserfolge zu verzeichnen hatte, ist
durch die neueren amerikanischen Verfahren, namentlich die von Schultz und Dennis,
unbestritten in ein neues Stadium getreten, in welchem sie schon viel Erfolge
errungen hat. Ueber diese beiden Methoden sind in dem vorjährigen Berichte schon
Mittheilungen gemacht worden, weswegen hier nur kurz das Princip derselben angeführt
werden soll. Schultz bringt die Blössen zunächst in
eine Lösung von Kaliumbichromat, welcher zum Freimachen eines Theiles der Chromsäure
Salzsäure zugesetzt wird, und dann in eine mit Salzsäure versetzte Lösung von
Natriumthiosulfat (Antichlor); hier erfolgt die Reduction der Chromsäure zu einer
Chromoxydverbindung, welche gerbend auf die Haut wirkt. Dieses Verfahren wird
kurzweg auch als „Zweibadverfahren“ oder „Reductionsverfahren“
bezeichnet. Bei dem Dennis-Verfahren geht man vom
Chromalaun oder Chromoxydhydrat aus und stellt sich schliesslich
Chromoxychlorid-Chlornatrium her, in dessen Lösung die Blössen eingehängt werden und
welches direct gerbend wirkt. Da hier der Gerbeprocess in einem Bade durchgeführt
wird, so nennt man diese Methode auch das „Einbadverfahren“. Die hierzu
erforderliche Chromlösung wird gegenwärtig im concentrirten Zustande von der Martin Dennis Chrome Tannage Company hergestellt und
unter dem Namen Tanolin in den Handel gebracht.
Das Zweibadverfahren arbeitet schneller, ist aber umständlicher als das
Einbadverfahren. Nach beiden Verfahren werden jetzt Leder von sehr guter Qualität
hergestellt und unter den verschiedensten Phantasienamen, wie: Corin, Groïscin,
Dixin u.s.w., in den Handel gebracht. Das Chromleder ist sehr widerstandsfähig gegen
Nässe und eignet sich deswegen für schweres Schuhwerk, aber nur für solches, bei dem
der glatte Narben nach aussen getragen wird. Die Fleischseite ist bei Chromleder nie
glatt zu bringen, weswegen dasselbe nicht zu Wichsleder passt. Ferner findet das
Chromleder eine passende Verwendung zu Schlag-, Näh- und Binderiemen und auch zu
Maschinenriemen.
Vor Kurzem hat der durch seine früheren, wenig erfolgreichen Chromgerbeverfahren
bekannte Heinzerling in Amerika ein Patent auf ein
neues ChromgerbeverfahrenAmerikanisches
Patent Nr. 527162. ertheilt erhalten. Dieser sucht die bei den
bisherigen Chromgerbeverfahren angeblich vorhandenen Mängel (geringe
Widerstandsfähigkeit gegenüber Wasser, mangelhaftes Gewicht) dadurch zu vermindern,
dass er zum Gerben chromsaures Chromoxyd verwendet, welches durch Auflösen von
Chromoxyd in Chromsäure erhalten wird; diese Verbindung kann auch ersetzt werden
durch Chrombichromatmonosulfat oder basisches Chromchromatsulfat. Die Gerbung
erfolgt in der Weise, dass die in der gewöhnlichen Weise vorbereiteten Häute in eine
0,25- bis 0,50procentige Lösung der genannten Verbindungen, die nach und nach
verstärkt wird, gebracht werden; in derselben verbleiben sie bis zur Beendigung der
Gerbung, was je nach der Dicke und Qualität der Häute verschieden ist und bei
Sohlhäuten 5 bis 8 Wochen dauern kann. Hierauf kommen die Häute, um ihnen die
gewünschte Farbe und gutes Gewicht zu geben, mit verschiedenen Metallsalzlösungen
zusammen; hierzu empfiehlt Heinzerling Chromchlorid,
Chromsulfat, Aluminiumsulfat, Aluminium-, Chrom-, Zinkthiosulfat und andere
Salze.
AmendAmerikanisches Patent Nr. 542971. hat auf ein neues
Chromgerbeverfahren ein Patent genommen. Nach diesem werden die Blössen zunächst wie
bei dem Schultz'schen Verfahren mit freier Chromsäure
getränkt und diese wird dann im zweiten Bade mit Hilfe eines aromatischen Amines
oder eines Salzes desselben, wozu sich am besten salzsaures Anilin eignet, zu einer
Chromoxydverbindung reducirt.
Zur Herstellung von Fischbeinleder aus rohen Häuten hat
Hartmann ein Verfahren angegeben, das
patentirtD. R. P. Nr.
81600. worden ist. Dieses Leder ist hornartig, von grosser
Steifheit und Biegungselasticität und gegen Nässe unempfindlich, weswegen sich
dasselbe namentlich zur Anfertigung von Reisegeräthen, wie Koffern u.s.w., als
Ersatz für Fischbein u.s.w. eignet. Die Herstellung des Fischbeinleders erfolgt in
der Weise, dass die reingemachte thierische Haut nach dem vollständigen Auftrocknen
bei etwa 70° mit Wasserdampf in Berührung gebracht wird, damit eine theilweise
Verleimung der Hautfasern eintritt; hierauf sättigt man die Haut in einem
Terpentinbad vollständig mit Terpentin, trocknet sie und überzieht sie schliesslich,
um sie gegen Nässe vollständig unempfindlich zu machen, mit einem Firniss oder
Lack.
Um das Versenken der Häute einfacher vornehmen zu können, hat SaalerD. R. P. Nr.
77906. eine Vorrichtung zum Versenken von Häuten in Brühengruben
construirt.
Zurichtung.
Um das Einfetten des Leders in vollkommenerer Weise als bisher zu erreichen und um
vor allen Dingen die bei den alten Schmiermethoden vorhandenen grossen
Fettverschwendungen zu vermindern, sind schon mehrere heizbare Walkfässer construirt
worden, welche den gewünschten Zweck in befriedigender Weise erfüllen. In neuerer
Zeit hat KirbergD.
R. P. Nr. 72363. auf ein derartiges Walkfass ein Patent erhalten.
Dieses ist nicht, wie sonst auf Lagerzapfen, sondern mit seinem äusseren Umfange auf
Rollen gelagert und an Stelle des Heizrohrsystems ist ein über den ganzen Umfang des
Walkfasses sich erstreckender Dampfmantel angebracht. Die Dampf-Zu- und -Ableitung
erfolgt durch Rohre mit eingeschalteten Kugelgelenkstopfbüchsen. Ausserdem ist
central in einer Oeffnung der Stirnwand des Walkfasses ein drehbarer Halter mit
tiefliegendem Schwerpunkt für ein Thermometer angeordnet, welches letztere in Folge
dessen an der Drehung des Walkfasses nicht theilnimmt und daher während des
Betriebes eine genaue Ablesung der Temperatur des Fassinneren gestattet. Eine andere
Construction eines Walkfasses gibt WeyersD. R. P. Nr. 80757. an; um eine
eventuelle Schädigung des Leders durch zu hohe Temperatur des als Heizmittel
verwendeten Wasserdampfes auszuschliessen, wird bei diesem mit warmem Wasser, dessen
Temperatur 40° C. nicht übersteigen soll, geheizt. Dieses Walkfass besteht aus einer
Trommel, deren Umfang durch einen ringförmigen Wasserheizmantel gebildet wird, in
dessen eine Seite das Wasserzuführungsrohr eintritt. Das Heizwasser wird in einem
neben dem Walkfass stehenden Wasserbehälter durch Einleitung von Dampf oder mittels
einer anderen Heizvorrichtung auf die erforderliche Temperatur gebracht. Aus dem
oberen Theile des Wasserbehälters strömt das Heizwasser durch ein Rohr, den
Stopfbüchsenkörper und vier an der einen Stirnseite des Passes befindliche hohle
Arme dem Heizmantel zu, während das abgekühlte Wasser durch vier an der anderen
Stirnseite des Fasses angebrachte hohle Arme, durch den Stopfbüchsenkörper und ein
Leitungsrohr auf den Boden des Wasserbehälters zurückläuft, wo dasselbe von Neuem
erwärmt wird. Um eine energische Wärmeübertragung von dem Heizwasser an das Leder zu
bewirken, ist der innere Blechmantel des Walkfasses aus Wellblech hergestellt.
Dieses Fass, welches sich wohl recht gut zum Schmieren von Leder eignen mag, hat nur
den Nachtheil, dass es ziemlich viel Raum in Anspruch nimmt.
Auf die Herstellung von Sammetleder hat Lebt ein
PatentD. R. P. Nr.
76312. erhalten, welches inzwischen schon wieder gelöscht worden
ist. Das Leder erhält eine sammetartige Oberfläche durch Schleifen oder Aufrauhen
der Narbenseite, wobei nur die hervorstehenden Theile der Oberfläche in Flaum
aufgelöst werden dürfen; damit das so hergestellte Product in verschiedenen
Farbentönen spielt, kann der Flaum stellenweise nach verschiedenen Richtungen
gestrichen werden.
Um Leder vollständig wasserundurchlässig zu machen, ohne dass dasselbe an seiner
Elasticität Einbusse erleidet, lässt AlexanderD. R. P. Nr. 78055. dasselbe mit
einer Mischung von 2 Th. Benzin, 2 Th. Terpentinöl, 3 Th. Colophonium und 1 Th.
Firniss bestreichen. Bei Anwendung dieses Mittels bei Riemenleder wird das Auftragen
von Adhäsionsstoffen vollständig entbehrlich gemacht; ferner sollen mit obiger
Mischung imprägnirte Schuhsohlen sich fast gar nicht abnutzen. Nach einem
schwedischen Patente Backe's soll man, um Leder hart,
dauerhaft und vollständig wasserdicht zu machen, dasselbe mit einem Gemisch aus 12
Th. Harz, 8 Th. Fett und 0,3 Th. Terpentin tränken. Gemische, welche nach ähnlichen
Recepten zusammengestellt sind, werden schon lange zum Imprägniren von Leder
benutzt, um dasselbe vor schneller Abnutzung zu schützen.
Eine wesentliche Verbesserung an Lederwalzen hat BögelD. R. P. Nr.
79593. getroffen. Bei den bisherigen Walzen mit elastischer Karre
besteht der Uebelstand, dass sie nicht mit constantem Druck arbeiten, weil die
Unebenheiten des Leders bald eine stärkere, bald eine schwächere Spannung der Federn
bedingen, was einen grösseren oder geringeren Arbeitsdruck zur Folge hat; ferner
findet bei diesen Walzen ein constantes Wogen des Tisches statt, was zuweilen ein
Brechen des Tisches, mindestens aber dem Gebäude schädliche Erschütterungen
verursacht. Zur Beseitigung dieser Uebelstände hat Böget eine Lederwalze construirt, bei welcher behufs Erzielung eines
constanten Druckes auf alle Theile des zu walzenden Leders der Tisch auf Kniehebeln
ruht, die durch beliebig veränderliche Gewichtsbelastung gestreckt den Tisch gegen
eine Druckwalze pressen.
AmmonD. R. P. Nr.
81838. verwendet zum Bügeln von Satin- und Kidleder eine von ihm
construirte und in Deutschland patentirte Maschine, bei welcher das Leder, während
es durch zwei grosse heizbare Walzen geht, mit Hilfe einer aus einer Anzahl kleiner
Rollen bestehenden Spannvorrichtung nach allen Seiten hin angespannt wird, um das
gebügelte Leder der Maschine vollständig faltenlos entnehmen zu können. Eine andere,
ebenfalls patentirte Maschine zum Glätten und Zurichten von Leder hat EvansD. R. P. Nr.
86316. construirt.
Palencsar und FischerD. R. P. Nr. 80756. haben eine
Riemenstreckmaschine gebaut, auf die in Deutschland ein Patent genommen worden ist.
Dieser Apparat bezweckt, Treibriemen derselben Inanspruchnahme auszusetzen, die sie
beim Betrieb erleiden; es soll hierdurch ein Nachspannen der Riemen nach dem ersten
Gebrauch vermieden und die Sicherheit erlangt werden, dass der Riemen der
Inanspruchnahme beim Betriebe gewachsen ist.
Untersuchung des Leders und seine Zusammensetzung.
Zur Bestimmung der Menge der Gesammtschwefelsäure und der freien Schwefelsäure im
Leder empfehlen Bailand und MaljeanCompt. rend. 119, 913; Refer. im Repert. d. Chem.-Ztg., 1894 S. 313.,
zwei Proben des betreffenden Leders zu untersuchen. Die eine derselben wird mit
Sodalösung (1 : 100) durchfeuchtet und nach dem Trocknen vollständig eingeäschert.
Die Asche wird in Salpetersäure gelöst, und in dieser Lösung bestimmt man die
Schwefelsäure in üblicher Weise als Bariumsulfat. Die andere Probe wird direct
verascht und in dem Rückstand in gleicher Weise wie oben der Schwefelsäuregehalt
ermittelt. Die erst gefundene Schwefelsäuremenge stellt die Gesammtschwefelsäure
dar, während bei der zweiten Probe nur die gebundene Schwefelsäure bestimmt wird.
Die Differenz dieser beiden Gehalte ergibt die Menge der im Leder vorhandenen freien
Schwefelsäure.
JeanRevue Chim. Analyt., 1895 3, 13; Refer. im Repert. d. Chem.-Ztg., 1895 S. 26.
hält es für zweckmässiger, an Stelle der oben mitgetheilten Methode folgendes
Verfahren zur Bestimmung der freien Schwefelsäure im Leder anzuwenden: Man extrahirt
das gepulverte und in geeigneter Weise getrocknete Leder im Soxhlet'schen Extractionsapparat mit absolutem Alkohol, dem zur Bindung
der Säure etwas Kali zugesetzt ist. Nach vollständiger Extraction wird der Alkohol
abdestillirt und im Rückstand die Schwefelsäure in üblicher Weise als Bariumsulfat
bestimmt.
von Schroeder und PässlerD. p. J., 1895 295
211. geben eine Methode zur Untersuchung des Sämischleders und
eine Anzahl von Analysenresultaten an, die nach diesem Verfahren ermittelt worden sind. Sie
benutzen dabei die von ihnen schon früher befolgte Methode der Bestimmung des
Stickstoffgehaltes im Leder; durch ihre früheren Arbeiten haben die Verfasser
festgestellt, dass der Stickstoffgehalt der asche- und fettfreien
Hauttrockensubstanz der verschiedensten Blössen zwar nicht überall vollständig
gleich ist, dass sich aber die Blössen nach dem Stickstoffgehalte in drei Gruppen
eintheilen lassen. Bei den meisten Gerbemethoden werden durch den Gerbeprocess
lediglich stickstoffreie Substanzen aufgenommen; mithin wird das aus der Blösse
durch Aufnahme von Gerbstoff entstandene Leder weniger Stickstoff enthalten als die
Blössentrockensubstanz, und zwar um so weniger, je mehr Gerbstoff aufgenommen worden
ist. Diese Theorie ist von den Verfassern bereits an anderer Stelle ausführlich
begründet worden. Der Stickstoffgehalt des Leders wird also ein Maass für die Menge
aufgenommenen Gerbstoffes darstellen und man wird aus demselben die von der Haut
gebundene Menge Gerbstoff berechnen können. Diese Methode haben die Verfasser auch
zur Untersuchung über die Zusammensetzung der Sämischleder angewandt. Dieselben
unterscheiden bei dieser Lederart folgende Bestandtheile: Wasser, Mineralstoffe, in
Schwefelkohlenstoff lösliches Fett, von der Haut gebundenes Fett, Hautsubstanz. Die
ersten drei Substanzen werden in üblicher Weise ermittelt; hierauf wird in dem
getrockneten, mit Schwefelkohlenstoff extrahirten Leder eine Stickstoff- und
Aschebestimmung ausgeführt und der Stickstoffgehalt auf die aschefreie eigentliche
Ledersubstanz berechnet. Aus diesem lässt sich mit Hilfe des
Blössenstickstoffgehaltes durch eine einfache Rechnung der Gehalt an gebundenem Fett
und Hautsubstanz ermitteln. Man ersieht aus diesen Angaben übrigens, dass sich von
dem beim Gerbeprocesse aufgenommenen Fette ein Theil mit einem Fettlösungsmittel
wieder extrahiren lässt, während der andere Theil an der Hautfaser fest gebunden
ist, also während des Gerbeprocesses irgend welche Veränderung erlitten hat.
Die Verfasser haben nach ihrer Methode sechs Sämischleder untersucht und hierbei
folgende Resultate gefunden: Der Gehalt an Mineralstoffen ist wesentlich höher als
bei anderen, ebenfalls unter Ausschluss von Mineralstoffen gegerbten Ledern; die
Menge des extrahirbaren Fettes schwankt innerhalb der Grenzen 2,07 bis 6,69 Proc.
und die des von der Haut gebundenen Fettes zwischen 2,00 bis 9,17 Proc. Diese Leder
zeigen demnach sehr verschiedene Gehalte an gebundenem Fett. Vergleicht man diese
Gehalte an gerbend wirkender Substanz mit denen andrer Ledersorten, wie lohgarer
oder alaungarer Leder, so findet man, dass dieselben wesentlich geringer als die der
letzteren sind.
FahrionChem.-Ztg., 1895 S. 1000. schlägt
ein anderes Verfahren zur Untersuchung von Leder, namentlich von Sämisch- und
Glaceleder, vor. Derselbe hatte gefunden, dass sich die Hautsubstanz durch
alkoholische Natronlauge vollständig in eine wasserlösliche stickstoffhaltige Säure
überführen lässt, welche er für identisch mit der Schützenberger'schen Proteinsäure hält und deswegen auch mit derselben
Bezeichnung belegt. Nach Fahrion soll das Leder mit
alkoholischer Natronlauge in der Hitze behandelt und alsdann die so entstandene
Lösung mit Salzsäure angesäuert werden, wodurch die beim Gerbeprocesse aufgenommenen
Fettbestandtheile als freie Fettsäuren bezieh. Oxyfettsäuren ausfallen, deren
Trennung und quantitative Bestimmung hierauf zu erfolgen hat. Hinsichtlich der
ausführlichen Beschreibung dieser Methode muss auf die Originalarbeit verwiesen
werden. Fahrion untersuchte nach seiner Methode
ebenfalls mehrere Sämischleder und ein Glacéleder und fand auch hierbei die von von Schroeder und Pässler
gemachte Angabe, dass Sämischleder im Vergleich zu den übrigen Ledersorten
verhältnissmässig wenig Gerbstoff enthalte, vollauf bestätigt. Eine präcise Methode
zur Bestimmung des Zuckergehaltes im Leder haben von
Schroeder, Bartel und Schmilz-DumontD. p. J., 1894
293 229 ff. angegeben und nach
derselben eine grosse Anzahl von lohgaren Ledern analysirt. Bei dieser umfassenden
Untersuchung stellte sich heraus, dass der Zuckergehalt in normalen (also
unbeschwerten) Ledern ein ganz verschwindender ist und nur selten auf 1 Proc. und
mehr steigt; man kann als Mittel (berechnet aus 171 Zuckerbestimmungen in den
verschiedensten unbeschwerten lohgaren Ledersorten) einen Zuckergehalt von 0,25
Proc. annehmen, wobei Schwankungen von Spuren an Zucker bis zu etwa rund 1,40 Proc.
vorkommen. Bei Ledern, die nachweislich beschwert waren, wurden Zuckergehalte von
1,50 bis etwa 16 Proc. gefunden.
Lederfärberei.
Ueber die Anwendung von basischen Theerfarbstoffen in der Lederfärberei machen Hummel und ProcterJourn. Soc. Chem. Ind., 1894 S. 496.
einige Angaben. Nach denselben erhält man beim Färben von Leder, welches mit Sumach
oder irgend einem anderen Pflanzengerbstoffe gegerbt ist, bei Verwendung basischer
Theerfarbstoffe sehr häufig schlechte Resultate, indem das Leder sich ungleichmässig
anfärbt. Dieses Ergebniss kann übrigens nicht überraschen, wenn man in Betracht
zieht, dass basische Farbstoffe mit den vegetabilischen Gerbstoffen unlösliche
Farblacke geben; der Gerbstoff ist im Leder ungleichmässig vertheilt, mithin wird
dort, wo viel Gerbstoff sich befindet, sich mehr Farbstoff niederschlagen als an
denjenigen Stellen, wo im Leder wenig Gerbstoff ist. Es ist deswegen erforderlich,
den überschüssigen, nicht gebundenen Gerbstoff durch Auswaschen aus dem Leder zu
entfernen, wie dies in der Praxis immer vorgenommen wird. Die obengenannten Autoren
schlagen zum Unschädlichmachen des ungebundenen Gerbstoffes vor, das Leder vor dem
Färben in eine warme Lösung (45° C.) von Brechweinstein zu bringen, wodurch der
überschüssige Gerbstoff in unlöslicher Form ausgefällt wird. Wird derartig
vorbereitetes Leder alsdann in der üblichen Weise ausgefärbt, so fallen die Farben
klar und gleichmässig und ausserdem einige Nuancen dunkler als sonst aus; das Leder
leidet durch diese Behandlung in keinerlei Weise.
Ueber Lederfärberei mit basischen Theerfarbstoffen äussert sich ferner in
ausführlicher Weise BertramFärberzeitung, 6.
Jahrg. S. 293.. Derselbe empfiehlt, die Leder vor dem Ausfärben
zunächst möglichst vollständig von dem überschüssigen Gerbstoff zu befreien, was
durch wiederholtes Auswaschen mit Wasser von etwa 35° C. im Walkfasse geschieht. Bei
Farbstoffen, die sehr empfindlich gegenüber Gerbstoffen sind, macht sich ausserdem
eine Behandlung des Leders mit Brechweinsteinlösung nöthig, welche Angabe sich mit
der oben citirten Mittheilung Hummel's und Procter's deckt. Nach dieser Präparirung werden
die Leder in kaltem Wasser gespült, in welchem Zustande dieselben noch genügend
Gerbstoff enthalten, um bei dem sich anschliessenden Färbeprocesse eine genügende
Menge von basischem Theerfarbstoff auf der Oberfläche des Leders fixiren zu können.
Bertram führt auch an, dass bei Anwendung von
Brechweinstein die Farbnuancen etwas dunkler und voller als sonst ausfallen; nur bei
einigen Farbstoffen, wie Echtblau R kryst., tritt der umgekehrte Fall ein. So sehr
Bertram für die Vorbehandlung des Leders mit
Brechweinsteinlösung für dunklere Farben eintritt, so sehr warnt er davor bei
Erzeugung heller Nuancen, da hierbei der Brechweinstein das gefärbte Leder stumpf
und unansehnlich macht. Von ausserordentlich günstiger Wirkung auf die Klarheit des
Farbtones ist bei diesen hellen Farben nach den Angaben des genannten Autors eine
Vorbehandlung der Leder mit Schwefelsäure; zu diesem Zwecke bringt man die Leder vor
dem Färben in ein schwach schwefelsaures Bad, bewegt etwa 10 Minuten darin und spült
hierauf gut in reinem Wasser aus; alle Flecken werden hierdurch zum Verschwinden
gebracht.
Um lohgares Leder zur Aufnahme von Farbstoffen recht geeignet zu machen, soll man
nach dem englischen Patent Hardy'sEnglisches Patent Nr. 18949; Chem.-Ztg., 1895 S. 412. in
folgender Weise verfahren: Auf das gut getrocknete Leder wird mittels einer Bürste
eine Mischung von aufgeweichter Gelatine, Chromalaun- und Kaliumbichromatlösung
aufgetragen und das Leder alsdann wieder getrocknet; an Stelle der Gelatine kann man
auch Hausenblase oder einen anderen Leimstoff verwenden.
Die Färberei des Kalbleders mit Theerfarbstoffen, sowie die Vorbereitung des Leders
dazu bespricht KastFärberzeitung, 7. Jahrgang S.
99..
In der Färberei des weissgaren Leders sind bis jetzt verhältnissmässig wenig
Theerfarbstoffe verwendet worden, weil die damit erzielten Resultate meist nicht
befriedigend waren. Ueber die Anwendung dieser Farbstoffe in der Färberei weissgarer
Leder macht MüllerFärberzeitung, 6. Jahrgang S. 330.
einige Mittheilungen. Nach diesem Autor sind für diesen Zweck überhaupt wenig
Farbstoffe geeignet, wie z.B. Säuregrün, Cyanol, Säurebraun, Rosindulin,
Brillantponceau, Orange II und Naphtolgelb. Die weissgaren Felle müssen erst mit
Urin bezieh. mit Ammoniak gebeizt werden und gelangen dann in die Farbstofflösung,
in welcher sie etwa 30 Minuten geknetet werden; zur Erzielung voller, satter Nuancen
muss man der Farbstofflösung Essigsäure zusetzen, damit aus den sauren Farbstoffen
die Farbsäuren ausgefällt werden, welche dann Farblacke bilden können. Basische
Farbstoffe eignen sich nicht zum Färben von weissgarem Leder.
Ein Verfahren zur Herstellung von marmorirtem Leder ist EpsteinD. R. P. Nr.
78855. patentirt worden. Dasselbe hat den Zweck, durch Färbung
auf Leder ein netzartiges Muster von marmorartigem Aussehen zu erzeugen. Hierzu wird
zunächst auf dem Leder in üblicher Weise das Korn hergestellt; es handelt sich nun
darum, in die dadurch hervorgebrachten Rinnen und Furchen den Farbstoff
hineinzubringen und die Oberfläche des Kornes davon frei zu halten. Um dies zu
bewerkstelligen, wird das ganze Leder vor oder nach der Erzeugung des Kornes gefärbt
und alsdann der Farbstoff auf den Erhöhungen der Körnung wieder vernichtet, und
zwar durch Chemikalien, welche den Farbstoff entweder vollständig zerstören oder
denselben in Lösung bringen, so dass er durch Waschen entfernt werden kann. Nach
dieser Operation kann das Leder weiter gefärbt oder zur Entfernung der Körnung
wieder glatt gepresst und geglänzt werden.
Zum Färben gegerbter Thierhäute werden nach dem Herrmann'schen PatenteD. R. P. Nr.
80833. die gut gebleichten Leder im trockenen Zustande in einen
geschlossenen Raum eingehängt und dem durch Verglimmen von Pferdemist erzeugten
Rauche ausgesetzt, wodurch sie auf der Oberfläche in lichtgelben bis braunen
Farbentönen angefärbt werden; durch Anbringen von Schablonen auf dem Leder kann man
farbige Muster auf diesem herstellen.
Eine praktische Lederfärbemaschine ist von ErgangD. R. P. Nr. 83087. construirt
worden; dieselbe unterscheidet sich von den bisher gebräuchlichen Maschinen sehr
vortheilhaft. Während bei diesen die durch die Centrifugalkraft abgeschleuderte
Flüssigkeit mit Hilfe von Pumpwerken wieder auf die Mitte des Tisches befördert
werden musste, wird bei der Ergang'schen Maschine die
der Farbflüssigkeit von dem rotirenden Farbtisch ertheilte
Centrifugalgeschwindigkeit dazu benutzt, um die abgeschleuderte Flüssigkeit
selbstthätig immer wieder auf die Mitte des Tisches zu bringen; durch diese
Verbesserung wird nicht unwesentlich an Kraft gespart.