Titel: | Die Wassermesser für Hausleitungen. |
Autor: | L. Sell |
Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, S. 1 |
Download: | XML |
Die Wassermesser für
Hausleitungen.
Von Dr. L.
Sell.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 301 S.
289.)
Mit Abbildungen.
Die Wassermesser für Hausleitungen.
Eine Theilung der durch den Messer hindurchgehenden Flüssigkeitsmassen in mehrere
Ströme von ungleicher Kraft, wie sie ja auch bereits beim Bernhard'schen Messer zu finden war, ist in mannigfacher Weise versucht
worden.
Textabbildung Bd. 302, S. 1
Messer von Oeser.
Bei dem Messer von Jonathan Johnson (Amerikanisches
Patent Nr. 197859 vom Jahre 1877) sind, ausser einer dauernd geöffnet bleibenden,
verhältnissmässig engen Einströmungsöffnung, welche ihr Wasser gegen die obere von
zwei Reihen beweglicher Flügel, mit denen das Flügelrad ausgerüstet ist, ergiesst,
zwei weitere Einströmungsöffnungen angeordnet, welche so wie die erste von oben her
das Wasser in den Flügelradraum eintreten lassen, durch federbelastete Ventile
verschlossen sind und nur bei stärkerem Wasserdurchfluss in Wirksamkeit treten und
eine übermässige Beschleunigung des Flügelrades verhüten.
Im Wesentlichen dasselbe Princip findet noch bei verschiedenen anderen Messern
Anwendung.
Bei dem Messer von Heinrich Oeser in Dresden (D. R. P.
Nr. 33115 vom Jahre 1884), Fig. 39 und 40, befinden
sich die Einströmungsöffnungen in der Seitenwand der Flügelradkapsel; und zwar
leiten die unveränderlichen Oeffnungen a das Wasser
gegen das Flügelrad, während die von den Klappen c
verschlossenen Reserveöffnungen b, welche sich bei
stärkerem Druck, je nach der Stärke der Haltefedern d
allmählich öffnen, das Wasser in den Raum unterhalb des Flügelrades leiten.
Textabbildung Bd. 302, S. 1
Fig. 41.Messer von Sporton und White.
Der Messer von Henry Herbert Sporton und Ernst White (D. R. P. Nr. 55250 vom Jahre 1890), Fig. 41, besitzt zwei Reihen concentrisch zu einander
liegender Zuströmungsöffnungen fg, so dass sämmtliche
Zuflusströme direct gegen das Flügelrad gerichtet sind, jedoch in verschiedenem
Abstande von der Achse angreifen. Während aber das durch die eine Reihe von
Oeffnungen f eintretende Wasser ohne vorherige
Ueberwindung von Widerständen in den Flügelradraum gelangt, muss das auf dem zweiten
Wege g eindringende Wasser zuvor ein Ventil j öffnen.
Textabbildung Bd. 302, S. 1
Fig. 42.Messer von Esser.
Der Messer von Michel Esser in Lüttich (D. R. P. Nr.
68656 vom Jahre 1892), Fig. 42, hat gleichfalls zwei
Reihen von Oeffnungen, von denen die eine dem Wasser freien Durchgang verstattet,
während die Oeffnungen der anderen Reihe mit Blattfedern oder belasteten Ventilen
abgeschlossen sind und sich nur bei stärkerem Druck öffnen. Hier sind aber nur die
ersteren in der Seitenwand der Flügelradkapsel angeordnet, während die letzteren d das Wasser von unten her gegen das Flügelrad führen
und bremsend auf dasselbe wirken. Doch dürften die sich kreuzenden Wasserströme
störende Wirbel zur Folge haben.
Textabbildung Bd. 302, S. 2
Fig. 43.Messer von Valentin.
Bei dem Messer von Ludwig Valentin in Frankfurt a. M.
(D. R. P. Nr. 64095 vom Jahre 1891), Fig. 43, wird
ebenso wie bei dem Oeser'schen Messer (Fig. 39 und 40) ein Theil
des Wassers durch Oeffnungen in der Flügelradkapsel direct gegen das Flügelrad
geführt, während ein zweiter Theil, nach Hebung eines Ventils, unterhalb des
Flügelrades fortgeführt wird, hier jedoch abweichend von dem Oeser'schen Messer, ohne überhaupt in die Flügelradkapsel einzutreten. Mit
dieser Regulirvorrichtung ist eine Vorrichtung zur Verminderung der Geschwindigkeit
des Flügelrades und damit der Abnutzung der Achse und Lager desselben verbunden.
Dieselbe besteht in der Anordnung von Flügelansätzen l
auf einer von dem Flügelrad auf seiner oberen Stirnseite getragenen Scheibe k mit centrischem Ausschnitt. Das durch die
verstellbare Oeffnung m eintretende Wasser stösst gegen
die Ansätze l und übt dadurch eine hemmende Wirkung auf
das Flügelrad aus, ohne dass es die Bewegung des letzteren, da es durch die Scheibe
k geschützt ist, zu stören vermöchte.
Textabbildung Bd. 302, S. 2
Regulirvorrichtung von Dreyer, Rosenkranz und Droop.
Von den bisher beschriebenen Regulirvorrichtungen durchaus verschieden ist eine
Vorrichtung von Dreyer,
Fig. 44. Rosenkranz und Droop (D. R. P. Nr. 79348 vom Jahre
1894), Fig.
44 und 45; dieselbe macht von der Thatsache Gebrauch, dass ein durch ein gerades
Rohr sich vorwärtsbewegender Flüssigkeitsstrom, so lange die Durchgangsöffnung der
geraden Rohrmündung den durchschiessenden Wassermengen annähernd entspricht, an
einer kleinen seitlichen Oeffnung des Rohres vorüberschiesst, ohne überhaupt oder
doch ohne beträchtliche Wassermengen durch dieselbe zu entsenden, und dass erst bei
wachsender Durchflussmenge bezieh. wachsendem Flüssigkeitsdruck eine solche
seitliche Oeffnung zur Wirkung gelangt.
Dreyer, Rosenkranz und Droop setzen nun in das
Einflussrohr kurz vor seiner Mündung in den Flügelradraum eine Düse ein, welche
durch, einen Schlitz oder durch Oeffnungen i mit einer
Ringkammer o in Verbindung steht, aus welcher ein Kanal
b in den Flügelradraum führt. Bei stärkerem
Wasserdurchfluss wird durch Rückstau aus dem Flügelradraum Wasser in die
Ringkammer o gedrängt, das durch den Kanal b als das Flügelrad hemmender Gegenstrom in den
Flügelradraum eintritt.
Wenn im Vorhergehenden als eigentliche Regulirvorrichtungen diejenigen besprochen
worden sind, bei welchen sich eine selbsthätige Veränderung, sei es der Grösse der
Einströmungsöffnung (eventuell in Verbindung mit einer, wenn auch geringfügigen
Aenderung der Richtung des in den Flügelradraum eintretenden Wassers), sei es der
Angriffsstelle der Wasserströme findet, so wird nunmehr auf die uneigentlichen
Regulir- oder Einstellvorrichtungen einzugehen sein, bei welchen die Veränderung der
Grösse der Einströmungsöffnungen oder der Richtung der Wasserströme oder der
Angriffsstelle der letzteren von Hand bewirkt wird. Hieran werden die Regulir-
bezieh. Einstellvorrichtungen mit in die Wasserbahn eingeschaltetem und von Hand
verstellbarem Widerstand anzuschliessen sein.
Ein Beispiel einer Einstellung eines Messers durch Veränderung der Grösse der
Einströmungsöffnung war bereits früher gelegentlich der Besprechung des Druckreglers
nach dem amerikanischen Patent Nr. 153482 erwähnt worden. Bei diesem Messer befand
sich die Einströmungsöffnung in einem das Flügelrad umgebenden drehbaren Ring und
konnte durch Drehung des Ringes beliebig verändert werden.
Auch bei den in England unter Nr. 5820 im Jahre 1884 und 13679 im Jahre 1885
patentirten Messern von William Newton Cox in Bristol
und Heinrich Meinecke in Breslau befindet sich die
Einströmungsöffnung in einem drehbaren Ring und kann durch Verstellung des Ringes
beliebig verändert werden. Dabei ist bei dem Cox'schen
Messer die Einströmungsöffnung unterhalb des Flügelrades angeordnet, um das letztere
gegen Stösse zu sichern. Ueberdies wird hier diese Einstellvorrichtung durch eine
zweite unterstützt, welche aus einer Schraube besteht, die in den Raum über dem
Flügelrade mehr oder weniger weit hineingeschraubt werden kann.
Auch der genannte Meinecke'sche Messer besitzt eine
besondere Eigenthümlichkeit; dieselbe besteht in einer kleinen Oeffnung, welche in
dem drehbaren Ring neben der Hauptöffnung angeordnet und bestimmt, ist einen
Gegenstrom in den Flügelradraum hinein zu senden.
Textabbildung Bd. 302, S. 2
Fig. 46.Flüssigkeitsmesser von Lühne.
Dem Princip nach mit diesen Vorrichtungen, insbesondere mit der früher genannten des
amerikanischen Patentes Nr. 153482, nahe verwandt, praktisch derselben jedoch in
gewisser Beziehung überlegen zeigt sich die Ringschütze des Flüssigkeitsmessers von
Johann Lühne in Aachen (D. R. P. Nr. 54329 vom 11.
Februar 1890), Fig. 46. Diese Ringschütze o hat den Zweck, die Grösse der Einströmungsöffnung n nach Belieben zu regeln. Dadurch nun, dass die
Verstellung der Ringschütze mittels eines Triebschlüssels p von aussen bewirkt werden kann, wird es möglich, die Einstellung
des Messers zu bewirken, ohne denselben aus einander zu nehmen.
Textabbildung Bd. 302, S. 3
Messer von Tylor.
Schon viel früher war eine von ausserhalb des Messers zu bewirkende Regulirung der
Einströmung in den Messradraum von Alfred Tylor in
London bei einer seiner Messerconstructionen vorgesehen (Englisches Patent Nr. 1411
vom Jahre 1871), Fig. 47 und 48. Doch handelte es
sich hier nicht um die Regulirung einer einzigen Einströmungsöffnung, sondern um
eine Mehrzahl in einer cylindrischen Trommel befindlicher Oeffnungen. Um die Grösse
dieser Oeffnungen zu verändern, ist die Trommel von einer zweiten Trommel mit
entsprechenden Oeffnungen umgeben, die von aussen mit Hilfe einer Schraube gedreht
werden kann.
Textabbildung Bd. 302, S. 3
Fig. 49.Wassermesser von Stoll.
Die bei den beschriebenen Einstellvorrichtungen angewandte Methode der Regelung des
Wasserzuflusses durch Drosselung der Eintrittsstelle bei im Uebrigen unveränderter
Weite des Einströmungskanals kann unter Umständen störende Wirbelbewegungen zur
Folge haben. Um die letzteren zu vermeiden und dem Wasser auch in den regulirten
Kanälen eine gleichmässige, wirbelfreie Führung zu geben, ist von Paul Stoll in Düsseldorf eine Ringschütze construirt
worden (D. R. P. Nr. 74621 vom 23. September 1893), Fig.
49, welche gestattet, die Einströmungskanäle ihrer ganzen Länge nach zu
reguliren. Diese Ringschütze o ist mit Zungen c ausgerüstet, welche durch die zu regulirenden Kanäle
a1 gehen und die
regulirten Wasserstrahlen auf je einer Seite ihrer ganzen Länge nach begrenzen.
Bei denjenigen Messern, bei welchen das Wasser den Messer parallel zur Messradachse
durchströmt, müssen die Einstellvorrichtungen, welche auf Veränderung der Grösse der
Einströmungsöffnungen beruhen, gewisse Modificationen erleiden, doch finden sich
auch hier Regulirklappen und Regulirschützen.
Bei dem Oliver Imray (für Alphonse Frazer und die Société Michel und
Cie. in Paris) unter Nr. 11759 im Jahre 1885 in England patentirten Messer
(Fig. 50) besteht die Regulirschütze aus einer
unbeweglichen Kautschukmembran, welche den das Wasser zuführenden Ringkanal abdeckt
und gleichzeitig die aus diesem Kanal in den Flügelradraum führenden schrägen
Oeffnungen verschliesst. Dadurch, dass nun mehr oder weniger der schrägen
Einströmungsöffnungen durch Durchbohrung der Membran freigelegt werden, kann der
Messer beliebig eingestellt werden. Zur feineren Einstellung bezieh. zur Einstellung
des Messers unabhängig von derjenigen durch die Zahl der Oeffnungen in der
Membran sind in den Einströmungsöffnungen federnde Platten vorgesehen, welche
dieselben, je nach der Stellung einer von aussen zugänglichen Schraube, mehr oder
weniger schliessen.
Textabbildung Bd. 302, S. 3
Fig. 50.Wassermesser von Imray.
Die Durchbohrung der die Einströmungsöffnungen versperrenden Membran ist offenbar ein
sehr primitives Mittel, das der Vervollkommnung in hohem Maasse bedürftig und fähig
ist. Die Membran ist zweckmässig durch eine durchlöcherte, drehbare Scheibe zu
ersetzen, welche die Einströmungsöffnungen mehr oder weniger zu schliessen
gestattet. In der That ist dieses Mittel schon viel früher bei dem
Schraubenwassermesser – mit einer Schraube als Messrad – zur Anwendung gekommen, den
sich Ahrbecker (für Henry
Conrad) unter Nr. 3914 im Jahre 1876 in England patentiren liess. Bei
diesem Messer ist das mit schrägen Oeffnungen versehene Leitrad, welches das Wasser
senkrecht gegen die Schraubengänge leitet, drehbar über einer festen, mit den
Leitradöffnungen entsprechenden Durchbohrungen versehenen Scheibe angeordnet. Die
Einströmungsöffnungen können also durch Drehung des Leitrades beliebig verstellt
werden.
Textabbildung Bd. 302, S. 3
Messer von Berhaut.
Mit dieser Einstellvorrichtung fast übereinstimmend ist diejenige, welche sich bei
dem unter Nr. 12161 im Jahre 1887 in England patentirten Messer von C. Berhaut in Liege, Belgien, findet (Fig. 51 und 52). Auch
hier strömt das Wasser durch zahlreiche Oeffnungen von unten gegen das Messrad, das
hier die Form eines eigentlichen Turbinenrades besitzt. Doch ist hier die untere von
zwei Scheiben (die mit schrägen Oeffnungen versehene) drehbar angeordnet.
Bei der allgemeinen Erörterung über die Methode zur Regulirung eines Messers war
daraufhingewiesen, dass neben der Grösse der Einströmungsöffnung insbesondere die
Richtung des in den Flügelradraum einströmenden Wassers und die Angriffsstelle des
eintretenden Stromes für die Bewegung des Flügelrades maassgebend ist.
Die Einstellung eines Messers durch Veränderung der Angriffsstelle zu bewirken,
ist ein wenig beliebtes Verfahren. Wenigstens vermag ich nur einen Messer
nachzuweisen, bei dem dasselbe zur Anwendung gekommen ist. Es ist dieses ein Messer
von Francis George Fleury in Southwark, auf welches
demselben unter Nr. 1008 im Jahre 1871 in England ein Patent ertheilt wurde (Fig. 53). Bei diesem Messer ist das Flügelrad in
drehbaren Lagerstücken excentrisch gelagert. Durch Drehung der Lagerstücke wird
somit eine Veränderung in der Stellung des Rades und damit zugleich, da Ein- und
Austrittsstelle des Wassers unverändert bleiben, eine Veränderung der Angriffsstelle
des Wasserstromes bewirkt.
Textabbildung Bd. 302, S. 4
Fig. 53.Messer von Fleury.
Dagegen ist von dem Princip der Richtungsänderung des in den Flügelradraum
eintretenden Wasserstromes bezieh. eines Theiles des letzteren zum Zweck der
Einstellung des Messers in ziemlich ausgedehntem Maasse Gebrauch gemacht worden.
Die besondere Art und Weise, in der Balthasar
Schneiderhöhn in Frankfurt a. M. dieses Princip bei seinem Messer (D. R. P.
Nr. 22607 vom 23. Mai 1882), Fig. 54 und 55,
verwirklicht, ist nahe verwandt mit früher angegebenen Methoden zur Regulirung der
Grösse der Einströmungsöffnung. Auch hier ist das Flügelrad von einem Ringe umgeben,
in welchem sich die Einströmungsöffnung e (und
Ausströmungsöffnung) befindet. Dieser Ring oder diese Kappe b ist um das untere Spurlager c drehbar.
Durch hinreichend starke Drehung der Kappe könnte zwar auch hier eine Veränderung
der Grösse der Ein- bezieh. Ausströmungsöffnung bewirkt
werden, doch geht die Absicht des Erfinders nur dahin, die Richtung des
einströmenden Wassers zu beeinflussen. Uebrigens wird, bis zu einem gewissen Grade,
mit der Richtung des Wasserstromes zugleich die Angriffsstelle desselben
verändert.
Textabbildung Bd. 302, S. 4
Messer von Schneiderhöhn.
Die Veränderung der Richtung des Wasserstromes von aussen zu bewirken, gestattet eine
Einstelldüse der Firma Robert Gruis in Heilbronn (D. R.
P. Nr. 35182 vom 6. October 1885), Fig. 56 und 57. Diese
Düse ist im Zuleitungsrohr in einem Kugelgelenk drehbar. Die Drehung erfolgt mittels
eines Drehstiftes 4, der mit der Gabel 5 einen Stift 6 fasst,
welcher an der Düse befestigt ist.
Eine ähnliche, von aussen zugängliche Einstellvorrichtung findet sich auch bei den
grossen Messern von Dreyer, Rosenkranz und Droop.
Textabbildung Bd. 302, S. 4
Einstelldüse von Gruis.
Auch bei der Gruis'schen Einstelldüse bleibt die
Richtungsänderung des Wasserstromes auf eine Drehung desselben in einer Ebene –
senkrecht zur Messradachse – beschränkt. Demgemäss bleibt bei der Einstellung des
Messers in Bezug auf die Stellung der Düse sowohl wie in Bezug auf diejenige der
unmittelbar vorher genannten Kappe keine Wahl. Es ist aber an einer früheren Stelle
ganz allgemein dargelegt worden, von welcher Bedeutung für die Regulirung eines
Messers für die verschiedenen Durchflussmengen – im Gegensatz zu einer Einstellung
desselben für eine bestimmte Durchflussmenge – eine grössere Mannigfaltigkeit der
Einstellmöglichkeiten ist.
Textabbildung Bd. 302, S. 4
Fig. 58.Einstellung von Meinecke.
Eine solche Mannigfaltigkeit der Einstellmöglichkeiten bietet nun die unter Nr. 51767
vom 19. November 1889 patentirte Regulirvorrichtung von H.
Meinecke jr. in Breslau (Fig. 58 und 59). Diese Regulirvorrichtung besteht aus einer oder
mehreren durchbohrten Kugeln K, welche drehbar in die
Wandung des Einsatzes eines Messers mit beliebig gestaltetem Betriebsrade eingefügt
sind. Dank diesen Kugeln hat man hier also Wasserstrahlen zur Verfügung, deren
Richtung zum Zweck der Einstellung bezieh. Regulirung des Messers beliebig geändert
werden kann.
Eine ähnliche, wenn auch immerhin beschränktere Bewegungsfreiheit hat man auch bei
dem Messer von John H. Swartz (Fig. 31) mit dem
beweglichen Einflussrohr im Einlasstutzen; auch die Einstelldüse der Dreyer, Rosenkranzund Droop'schen Messer
(Fig. 3 und 4) lässt sich ähnlich wie die Meinecke'schen Kugeln des Patentes Nr. 51767 benutzen.
Textabbildung Bd. 302, S. 5
Fig. 59.Einstellung von Meinecke.
Diese Vorrichtungen, insbesondere auch die Meinecke'sche
haben nun freilich den Uebelstand, dass die Einstellung nicht vorgenommen werden
kann, ohne den Messer ausser Betrieb zu setzen. Bei der Ausführungsform der unter
Nr. 51767 patentirten Regulirvorrichtung für Flügelradwassermesser von Carl Reuther, i. F. Bopp und
Reuther in Mannheim (D. R. P. Nr. 76465), Fig.
60, ist nun zwar dieser Uebelstand vermieden, jedoch auf Kosten eines
Vorzuges der Meinecke'schen Vorrichtung. Die
durchbohrten Kugeln sind nämlich durch ein von aussen einstellbares Hahnküken D ersetzt, welches eines der Leitlöcher c des Einsatzes enthält und je nach seiner Stellung
diesem Loche eine andere Richtung gibt. Wenn es auch in der Patentschrift heisst,
dass „diesem Loch durch Drehung des Körpers eine beliebige Richtung gegeben werden kann“, so ist doch leicht zu
sehen, dass von der Gesammtheit der möglichen Richtungen lediglich eine Kegelfläche
gebildet wird, dass somit von allen möglichen
Richtungen nur ein winziger Bruchtheil zur Verfügung steht.
Bei den zuletzt betrachteten Messern wurde zur Regulirung bezieh. Einstellung von
Wasserströmen Gebrauch gemacht, deren Richtung von der allgemeinen Richtung des
Wassers an ihrer Eintrittsstelle abwich. Solche Gegenströme waren zu Regulirzwecken
anscheinend von Alfred Tylor in London zum ersten Mal
angegeben und in der bereits erwähnten englischen Patentschrift Nr. 1411 vom Jahre
1871 beschrieben worden. Doch handelte es sich hier um ihrer Richtung nach
unveränderliche Gegenströme, die nur ihrer Grösse nach regulirbar waren. Später
(Englisches Patent Nr. 4056 vom Jahre 1876 und 3007 vom Jahre 1880) wurde von Alfred Tylor in Verbindung mit Joseph John Tylor dem regulirenden Gegenstrom die aus der 1882 244 * Taf. 5 Fig. 24 zu entnehmende Anordnung gegeben.
Bei den neuen Tylor'schen Messern ist jedoch das
Princip des Gegenstromes gänzlich aufgegeben (vgl. Fig. 63 und 64).
Textabbildung Bd. 302, S. 5
Fig. 60.Wassermesser von Reuther.
Anstatt dem Wasserstrom bereits an seiner Eintrittsstelle eine bestimmte Richtung zu
ertheilen, kann man denselben auch mit Hilfe von Richtplatten in erwünschter
Richtung gegen das Flügelrad leiten. Solche Richtplatten wurden schon oben bei den
Messern nach den amerikanischen Patentschriften Nr. 197949 vom Jahre 1877 und
Nr. 233446 (Fig. 31) erwähnt. Doch sind derartige, übrigens von aussen
verstellbare Richtplatten (projecting plates) bereits in dem schon mehrfach
erwähnten ersten Patent von Alfred Tylor (Nr. 1411 vom
Jahre 1871) angegeben.
Bei den bisher erörterten Regulir- und Einstellvorrichtungen handelte es sich in
erster Linie um eine Beeinflussung der Einströmmung in
den Messer. Nun war aber früher dargelegt, dass auch die Grösse der Ausströmungsöffnungen für den Gang eines Messers nicht
gleichgültig ist, wenn auch eine Regulirung der Ausströmungsöffnungen im Ganzen nicht für vortheilhaft gelten konnte.
Gleichwohl sind einige wenige Versuche in dieser Richtung zu verzeichnen.
Die Meinecke'sche Regulirung der Ausströmung aus dem
Flügelradraum durch verstellbare Seetoren und durch bewegliche Stauklappen (D. R. P.
Nr. 1243 und 17285) wurde bereits erwähnt. Neben diesen beiden Vorrichtungen ist nur
noch eine auf diesem Princip beruhende, sehr primitive Einstellvorrichtung von Julius Stoll in Düsseldorf zu nennen (D. R. P. Nr. 9169
vom 12. September 1879). Dieselbe besteht aus einer ringförmigen, zwischen Flügelrad
und Ausströmungsraum eingeschalteten Scheibe, deren Oeffnung so gewählt wird, dass
die Angaben des Messers mit den wirklich geförderten Wasser mengen
übereinstimmen.
Es wäre nunmehr die Einstellung bezieh. Regulirung der Messer durch in die Wasserbahn
eingeschaltete Hindernisse in Betracht zu ziehen. Beispiele dafür sind bereits
früher bei anderer Gelegenheit erwähnt (vgl. englisches Patent Nr. 5820 vom Jahre
1884) und zahlreiche weitere Beispiele (von Stauflügeln) werden sich später
gelegentlich der Besprechung der Messer mit als Ventil wirkendem Messrade ergeben.
Deshalb sollen an dieser Stelle nur die folgenden wenigen Vorrichtungen genannt
werden.
Der anscheinend bereits wieder verschwundene Turbinenflüssigkeitsmesser von Wilhelm Germutz in Wien (D. R. P. Nr. 15533 vom 29.
Januar 1881), 1882 244 * Taf. 22 Fig. 5 und 6, besitzt
Stauflügel unterhalb und oberhalb des Messrades. Uebrigens fliesst bei diesem Messer
das aus einem Ringkanal in den Flügelradraum eintretende Wasser zu gleicher Zeit
nach unten und nach oben ab, so dass auf diese Weise – da auch das Messrad aus
leichtem Material (von Hartgummi) hergestellt ist – eine nahezu vollständige
Entlastung der Achse von seitlichem und von senkrechtem Druck erreicht sein
dürfte.
Eduard Schinzel in Wien wendet zur Regulirung Stauflügel
besonderer Art an (D. R. P. Nr. 66715 vom 15. December 1891), Fig. 61 und 62. Dieselben
bestehen aus Rippen o, welche von der Decke über dem
Rade so weit gegen das letztere vorspringen, dass sich dasselbe unter Belassung
eines nur ganz geringen Zwischenraumes unter ihnen fortbewegen kann. Das
Charakteristische dieser Stauflügel liegt nun nach der Patentschrift darin, „dass
sie die Mitte freilassen, derart, dass durch dieselben keilförmige, radiale,
nach der Mitte zu unter die Ausströmungsöffnungen o2 gemeinschaftlich mündende Bassins
gebildet werden, in welche sich die Wassermassen gleichsam wie in gegen Wirbel
gesicherte Häfen einlegen, so dass sie ruhig nach der am wenigsten bewegten
Mitte hin und von hier nach oben abfliessen können und folglich auf die denkbar
genaueste Weise gemessen werden müssen.“Die Einstellung des Messers erfolgt entweder durch
Abrunden der der Wasserströmung entgegengesetzten Kanten 1 oder durch Vergrössern der Einströmungsöffnungen a1 auf ersterem Wege, wenn eine
Beschleunigung auf letzterem, wenn eine Verlangsamung des Messerganges bewirkt
werden soll.
Textabbildung Bd. 302, S. 6
Wassermesser von Schinzel.
Schinzel bezieh. Lux nennt
seinen Messer „Hartgummi-Wassermesser“. Der Grund dafür liegt darin, dass bei
diesem Messer der Einsatz, der sonst aus Metall hergestellt zu werden pflegt, aus
Hartgummi besteht. Die Bezeichnung des Messers deutet an, welchen hohen Werth der
Erfinder bezieh. Fabrikant des Messers dieser Neuerung beilegt. Der Werth des
Hartgummis auch für die Wassermessertechnik, insbesondere die Widerstandsfähigkeit
demselben ist ja, wie auch oben bereits gelegentlich bemerkt wurde, seit langem
bekannt, wenn man auch bisher nicht gerade den Einsatz
aus diesem Material hergestellt hat. Wenn nun auch bei den anerkannt vortrefflichen
Eigenschaften des Hartgummis die Anwendung desselben, wo immer es sei, also auch zum
Einsatz durchaus empfehlenswerth ist, so ist doch kaum anzunehmen, dass dadurch eine
wesentliche Verbesserung erzielt wird. Denn wenn die Oxydation von Metall für die
Beschaffenheit des Wassers wirklich bedenklich wäre, was sie anscheinend nicht ist,
so würde das Uebel durch den Schinzel-Lux'schen
Hartgummieinsatz zwar um ein weniges verringert, bliebe aber doch im Wesentlichen
bestehen, da das Messrad, für welches man früher bereits zuweilen Hartgummi
angewandt hat, wie bei dem soeben erwähnten Germutz'schen Messer und namentlich bei dem Messer mit Sternrad von Dreyer, Rosenkranz und Droop, bei dem Schinzel'schen Messer aus Metall besteht.
In allgemein constructiver Hinsicht ist der Schinzel'sche Messer dem Tylor'schen Messer in
seiner gegenwärtigen Form (Fig. 63 und 64) nahe
verwandt, wie ein Vergleich von Fig. 61 und 62 und Fig. 63 und
64
ergibt. In Bezug auf die Achsenlagerung, die bei beiden Messern verschieden
ist, wurde bereits früher bemerkt, dass die von Tylor vorzuziehen ist; dagegen ist die Uebertragung der Bewegung des
Flügelrades auf das Zählwerk bei Schinzel-Lux
günstiger. Auch der genannte Tylor'sche Messer besitzt
Constructionsglieder, die man als Hemmflügel bezeichnen
könnte, wenigstens haben die Vorsprünge x des
Flügelradeinsatzes dieselbe hemmende Wirkung wie die Schinzel-Lux'schen Hemmflügel über dem Messrade.
Textabbildung Bd. 302, S. 6
Messer von Schinzel.
Textabbildung Bd. 302, S. 6
Messer von Hubbuch.
Auch der Messer von F. Ant. Hubbuch in Furtwangen (D. R.
P. Nr. 83598), Fig. 65 bis 67, besitzt eine grosse
Aehnlichkeit mit dem Schinzel-Lux'schen Messer, derart,
dass das Princip des Hubbuch'schen Messers – der
übrigens in der Schweiz unter dem Namen von Friedrich
Lux in Ludwigshafen patentirt ist (Schweizerisches Patent Nr. 10298) –
direct bei dem Schinzel'schen Messer Anwendung finden
kann. Oberhalb und unterhalb des Messrades befinden sich Stauflügel bezieh.
(zwischen den Stauflügeln) geschweifte Kanäle k und p von gleichbleibendem Querschnitt, welche das Wasser
nach der Flügelrad welle leiten, worauf dasselbe durch die Bohrung d und die Oeffnungen h zum
Verbrauchsort weiterfliesst. Ausser der centralen Ausflussöffnung d besitzt der Messer noch Oeffnungen b in der Nähe des Umfanges der Messkapsel, welche durch
einen über denselben liegenden Ring S mit Oeffnungen a mehr oder weniger geöffnet werden können und dadurch
eine Einstellung des Messers ermöglichen. Zur rohen Einstellung dient ein Ring U, durch dessen Drehung ein grösserer oder geringerer
Widerstand in die Kanäle p eingeschaltet wird.
Textabbildung Bd. 302, S. 7
Wassermesser von Sigl.
Ebenso wie die Hubbuch'sche Einstellvorrichtung besteht
auch die unter Nr. 68391 in Deutschland patentirte Regulirvorrichtung von Gustav Sigl in Budapest (Fig. 68 und 69) in der
Anwendung verstellbarer, in die Wasserbahn
hineinragender Widerstände, im Gegensatz zu den festen
Stauflügeln von Schinzel und Tylor. Als Messertypus, an
dem in den nebenstehenden Zeichnungen die Vorrichtung veranschaulicht ist, ist der
demselben Erfinder unter Nr. 61701 vom 10. Juli 1891 ab geschützte gewählt. Bei
demselben wird das Wasser von unten her gerades Weges gegen ein Rohr geleitet, das
mittels eines, in dasselbe eingesetzten Stopfens die Radachse trägt. Dadurch wird
das Wasser veranlasst, seine Richtung umzukehren, durch Fig. 68. den die Röhre
tragenden Siebboden zu treten, das Flügelrad in Bewegung zu setzen, um schliesslich
durch die Oeffnungen G abzuströmen. Auf diesem Wege
wird es durch Rohrstücke R bezieh. T, aus welchen die Regulirvorrichtung besteht,
beeinflusst. Diese Rohrstücke, welche sich in die Wasserbahn stellen, werden Wirbel
verursachen, welche hemmend auf das Flügelrad einwirken, und zwar um so mehr, je
stärker die Wirbel sind. Die Wirbel werden aber um so stärker sein, mit je grösserem
Druck bezieh. Geschwindigkeit das Wasser den Messer durchströmt. Es ist somit in der
That eine regulirende Wirkung der Rohrstücke erklärlich, da ja zu einer solchen
erfordert wird, dass das Flügelrad bei starkem Durchfluss in seiner natürlichen
Bewegung im Verhältniss mehr gehemmt wird, als bei geringem. Es käme also nur darauf
an, das Verhältniss der Hemmung bei starker und bei schwacher Wasserentnahme nach
Belieben regeln zu können. Dieser Zweck soll einerseits durch die Verstellbarkeit
und andererseits durch die Form der Rohrstücke R und
des Rohrstückes T erreicht werden. Die Art der
Regulirung mittels der Rohrstücke R ist aus der
Zeichnung ohne weiteres verständlich; dagegen bedarf die Regulirung mit Hilfe des
Rohres T einige Worte der Erklärung.
Das Rohr T dient insbesondere zur feineren Regulirung.
Seine Wirkung beruht, nach der Patentschrift, auf der Contraction, welche ein
Wasserstrahl beim Durchgange durch ein mit Gewinde versehenes Rohr erleidet. Der
Ersatz eines glattwandigen Ausströmungsrohres durch ein mit Windungen versehenes
wirkt wie eine Verengung des ersteren. Durch mehr oder weniger weites Einschrauben
des Rohres T und dadurch bewirkte Freilegung von
weniger oder mehr Windungen hat man also eine Regulirung der Ausströmung und damit
des Messers überhaupt in der Hand.
Dieselbe Wirkung wie durch Veränderung der Grösse lässt
sich auch durch Veränderung des Ortes eines in die
Wasserbahn eingeschalteten Widerstandes erreichen. Eine solche Ortsveränderung eines
Widerstandes wird bei der Stell- und Auslassvorrichtung für Wassermesser von
B. Ketterer Söhne in Furtwangen in Baden (D. R. P.
Nr. 78689 vom 11. Februar 1894), Fig. 70 und 71, benutzt.
Bei dieser Vorrichtung ist das von aussen, nach Abnahme der Mutter d verstellbare Leitrad mit Stegen b2 unterhalb des
Laufrades versehen. Eine Drehung des Leitrades bewirkt somit eine Lageveränderung
der Stege b2, welche zur Einstellung des Messers benutzt wird. –
Mit dieser Stellvorrichtung ist übrigens eine Vorrichtung, um das Einfrieren des
Messers zu verhindern, verbunden. Dieser Zweck wird dadurch erreicht, dass dem
Wasser gestattet ist, nach Entfernung der Verschlussmutter d ohne weiteres abzufliessen.
Textabbildung Bd. 302, S. 7
Wassermesser von Ketterer.
Es steht zu vermuthen, dass die Möglichkeit, gleichzeitig Grösse und Ort eines
Regulirwiderstandes zu verändern; für die Regulirung eines Messers besondere
Vortheile bieten würde; doch scheint bis jetzt keine Messerconstruction zu
existiren, welche eine solche Combination aufweist.
(Fortsetzung folgt.)