Titel: | Die Wassermesser für Hausleitungen. |
Autor: | L. Sell |
Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, S. 50 |
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Die Wassermesser für
Hausleitungen.
Von Dr. L.
Sell.
(Fortsetzung des Berichtes S. 25 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Die Wassermesser für Hausleitungen.
Die Scheibenwassermesser.
Was hinsichtlich der Flügelradwassermesser wiederholt bemerkt werden musste, dass
dieselben als Maschinen längst bekannt waren, bevor man an eine Verwendung dieser
Maschinen zur Flüssigkeits(und Dampf)messung dachte, gilt auch von den
Scheibenmessern.
William Taylor und Henry
Davies liessen sich unter Nr. 7072 im Jahre 1836 in England eine neue
rotirende Maschine patentiren, die das Urbild einer Wassermesserform werden sollte,
welche in unseren Tagen – freilich in dem grossen Absatzgebiet der Vereinigten
Staaten von Nordamerika – eine Verbreitung gefunden hat, die derjenigen der meist
verbreiteten Flügelradmesser ungefähr gleichkommt.
Textabbildung Bd. 302, S. 49
Fig. 81.Scheibenwassermesser von Taylor.
Die neue Taylor und Davies'sche Maschine vom Jahre 1836 (Fig. 81)
zeigt im Princip bereits völlig dieselbe Einrichtung, wie das Triebwerk bei den
modernen Scheibenmessern. Auch hier läuft eine kreisförmige Scheibe, welche in ihrer
Mitte mit einer Kugel versehen ist, in einem, von zwei congruenten Kegelstumpfen
gebildeten Gehäuse, in welches eine radiale Trennungswand eingesetzt ist, zu deren
beiden Seiten sich Einlass und Auslass für die treibende Flüssigkeit befinden. Der
Arbeitsgang der Maschine ist in dieser Ausführungsform derselben – daneben sind noch
andere beschrieben – demjenigen der modernen Scheibenmesser durchaus entsprechend.
Die Scheibe berührt, während sie durch die Kraft des Wassers angetrieben wird, jede
der beiden Gehäusehälften dauernd in einer Erzeugenden des Kegelstumpfes, so dass
der ganze Gehäuseraum, abgesehen von der durch die Trennungswand bewirkten
Kammerbildung, jederzeit in zwei congruente Räume getheilt ist. Jeder dieser Räume
wird durch die Trennungswand, welche die zu diesem Zweck mit einem Schlitz versehene
Scheibe durchsetzt, in weitere zwei Räume getheilt, von denen der eine nur mit der
Einlassöffnung, der andere nur mit der Auslassöffnung in Verbindung steht. Auf
dieser Bildung von Räumen von wechselnder Grösse, von denen die einen nur mit dem
Einlass, die anderen nur mit dem Auslass in Verbindung stehen, beruht die
Fähigkeit des Apparates, zur Messung von Flüssigkeiten zu dienen. Die einströmende
Flüssigkeit tritt in die beiden Einströmungskammern oberhalb und unterhalb der
Scheibe ein und ertheilt der Scheibe, sobald auf der Auslasseite durch Oeffnen eines
Hahnes ein Minderdruck erzeugt wird, eine schwingende Bewegung, oder besser, sie
rollt sie auf den beiden kegelförmigen Gehäusetheilen ab, wobei die Scheibe durch
die den Scheibenschlitz durchsetzende Trennungswand gegen Drehung um ihre Achse
geschützt ist. Bei dieser Bewegung der Scheibe wird aus den Auslasskammern dauernd
Flüssigkeit in die Abflussleitung gedrängt. Sobald die Berührungslinie der Scheibe
und der einen Gehäusehälfte mit der Schnittlinie von Trennungswand und Gehäuse
zusammenfällt, ist die eine Auslasskammer vollständig entleert; ebenso sind auch die
beiden Einlasskammern zu einer einzigen zusammengeschrumpft, und zwar dadurch, dass
der Zugang zu derjenigen Kammer, welche bis dahin als zweite Einströmungskammer
diente, durch die besondere Stellung der Scheibe, bei der die Einströmungsöffnung
ganz unterhalb oder ganz oberhalb der Scheibe liegt, abgesperrt ist. Wenn nun die
Scheibe um ein weniges weiter gerollt wird, findet eine Oeffnung der vom Einlass
abgesperrten Kammer auf der Auslasseite statt und aus der Einströmungskammer ist
eine Ausströmungskammer geworden.
Hieraus geht hervor, dass durch die Scheibenmesser eine wirkliche directe Raummessung
bewirkt wird, vorausgesetzt natürlich, dass die im Princip als vorhanden angenommene
Trennung von Einlass- und Auslasskammern auch in der Praxis wirklich festgehalten
wird. Hierzu ist, abgesehen von dem dichten Anschluss der Kugel an ihre Lager, vor
allen Dingen erforderlich, dass die Scheibe jede der Gehäusehälften in jedem
Augenblick in einer über die ganze Breite des Gehäuses reichenden Linie berührt. Auf
diesen Punkt, d.h. auf die Sicherung des dauernden dichten Anschlusses der Scheibe
an das Gehäuse, hat denn auch die erfinderische Thätigkeit ihr Hauptaugenmerk
gerichtet, wie später des Näheren zu ersehen sein wird. Von geringerer Wichtigkeit
für die Messgenauigkeit ist der enge Anschluss des Scheibenrandes an die
Gehäusewandung und der Trennungswand an den Gehäuseschlitz. Der Grund dafür liegt
darin, dass senkrecht über einander liegende Punkte des Gehäuseraumes oberhalb und
unterhalb der Scheibe stets Kammern derselben Art, d.h. entweder Einlasskammern oder
Auslasskammern, zugehören. Durch einen mangelhaften Anschluss der Scheibenkante an
die Gehäusewand und der Trennungswand an die beiden Ränder des Scheibenschlitzes
wird also im Wesentlichen nur ein Uebergang von Wassertheilchen aus einer
Einströmungskammer in die andere Einströmungskammer und ebenso aus einer
Ausströmungskammer in die andere Ausströmungskammer ermöglicht, nicht aber aus einer
Einströmungskammer in eine Ausströmungskammer oder umgekehrt. Für das Messergebniss ist es aber
gleichgültig, ob die Einlass- bezieh. die Auslasskammern unter sich communiciren
oder nicht.
Da das Bedürfniss der automatischen Messung von durch Rohrleitungen fliessenden
Flüssigkeitsmengen sich bereits zur Zeit der Erfindung der Taylor-Davies'schen Scheibenmaschine (disc-engine) bemerkbar machte,
konnte es natürlich nicht lange verborgen bleiben, dass zu den verschiedenen
Verwendungsarten der neuen rotirenden Maschine auch die der Wassermessung gehörte.
Diese neue Verwendungsart wurde bereits im Jahre 1838 von Henry Davies in einer mir nicht zugänglichen schottischen Patentschrift
vom 5. November jenes Jahres angegeben. Das Interesse für die neue Maschine,
insbesondere in ihrer Anwendung als Wassermesser, blieb jedoch viele Jahre
ausserordentlich gering und fast ausschliesslich auf England beschränkt.
Da das Patentwesen in diesem Lande bereits sehr früh eine hohe Entwickelungsstufe
erreicht hatte, geben die ertheilten Patente ziemlich genauen Aufschluss über alle
Neuerungen von einiger Bedeutung, die auf irgend einem Gebiete der Technik gemacht
worden sind. In den englischen Patentlisten lassen sich nun bis zu den 80er Jahren
hin nur folgende auf Scheibenmaschinen bezügliche Patente nachweisen: Nr. 7325/1837,
7688/1838, 10261/1844, 12964/1850, sämmtlich auf den Namen Henry Davies lautend, und Nr. 10846/1845, welches Patent an George Daniel Bishopp ertheilt wurde. Abgesehen von dem
Patent Nr. 12964 vom Jahre 1850 beziehen sich alle Patente auf Verbesserungen der
Scheibenmaschine, von denen nur eine einzige
eventuell auch für Scheibenmesser von Bedeutung sein
könnte.
Es wurde schon oben gezeigt, dass für die Brauchbarkeit der disc-engine als
Wassermesser sehr viel darauf ankommt, dass die Scheibe jeden der beiden
Gehäusekegel zu allen Zeiten in einer geraden Linie – den Trennungslinien zwischen
den Ein- und den Ausströmungskammern – berührt. Um eine Trennung zwischen den Ein- und
Auslasskammern zu gewährleisten, sollen nun nach Patent Nr. 7688/1838 sowohl die
Scheibe als auch das Gehäuse mit einander entsprechenden Riffelungen versehen
werden, bezieh. es sollen beide als Zahnräder ausgebildet werden, die in einander
greifen und dadurch dem Wasser den Durchgang durch die Berührungslinie
erschweren.
Textabbildung Bd. 302, S. 50
Thomson's Messer.
Diejenigen Neuerungen an der Scheibenmaschine, welche so recht eigentlich erst die
Nutzbarmachung derselben als Wassermesser verwirklicht haben, stammen erst aus den
80er Jahren und knüpfen sich in ihrer Mehrzahl an den Namen von John Thomson bezieh. Thomson und Lambert, welcher erstere auch der
anscheinend ältesten Fabrikationsgesellschaft von Scheibenwassermessern, der Thomson Meter Company in Brooklyn, den Namen gegeben
hat.
Bevor sich Thomson der Construction von
Scheibenwassermessern zuwandte, war es allgemein üblich, das Scheibengehäuse direct
an die Leitung anzuschliessen. An dieser Praxis hielt auch noch James Davies fest, der bereits etwas vor Thomson an das alte Taylor-Davies'sche bezieh. die Henry
Davies'schen Patente anknüpfte und dem unter Nr. 6385/1885 und 1357/1886 (Fig. 82 und
83)
englische Patente auf Scheibenmaschinen und -Messer ertheilt wurden.
Dieser directe Anschluss des Scheibengehäuses an die Leitung führte, wenn auch nicht
nothwendig, wie das Beispiel eines neueren Thomson'schen Messers beweist (vgl. amerikanische Patentschrift Nr. 476102),
so doch thatsächlich den Uebelstand mit sich, dass die Ein- und Auslassöffnungen
verhältnissmässig klein ausfielen (vgl. Fig. 82 und 83). Wenn man
aber auch wie Thomson an eine Vergrösserung der
Oeffnungen denkt, so kann eine starke Beanspruchung der Scheibe in Folge von
Druckschwankungen doch kaum vermieden werden, wenn man nicht etwa zu einer sehr
complicirten Gehäuseconstruction seine Zuflucht nehmen will. Auch Thomson ist später, wohl aus diesem Grunde, auf die
genannte Construction mit directem Anschluss des Scheibengehäuses an die Leitung
nicht wieder zurückgekommen.
Textabbildung Bd. 302, S. 50
Thomson's Messer.
Thomson fügte daher (Amerikanisches Patent Nr. 375023
bezieh. Englisches Patent Nr. 17579/1887), Fig. 84 und 85, zwischen
Leitung und Scheibenkammer eine Druckkammer (pressure chamber), welche die
Scheibenkammer von allen Thomsons Messer. Seiten umgibt. Diese Druckkammer fängt
gewissermaassen den Leitungsdruck auf und gleicht die Schwankungen desselben aus.
Bei dem grossen Querschnitt der Kammer nimmt das Wasser innerhalb derselben nur eine
verhältnissmässig kleine Geschwindigkeit an; auch ist bei dieser Construction eine
beträchtliche Erweiterung der Ein- und der Ausflussöffnung e und a (Fig. 84) wesentlich
erleichtert. Der letztere Umstand ist von ganz besonderer Bedeutung, da dadurch
sowohl der durch die Einschaltung des Messers verursachte Druckverlust vermindert,
als auch durch Verringerung der Ein- und Ausflussgeschwindigkeit der Verschleiss der
Messertheile herabgesetzt wird.
Auf die Schaffung möglichst grosser Ein- und Auslassöffnungen im Scheibengehäuse ist
auch sonst das Bestreben Thomson's gerichtet. Fig. 87 zeigt
die Gestalt der Oeffnungen e und a für einen unter Nr. 387831 in Amerika patentirten
Messer (Fig.
86 und 87), der im Uebrigen insbesondere dadurch ausgezeichnet ist, dass das
Wasser nicht senkrecht, wie es sonst üblich, sondern parallel zur Achse der
Gehäusekegel den Messer durchströmt. Diese Anordnung bietet den Vortheil, dass
etwa in den Messer gelangende Fremdkörper leicht wieder ausgeschieden werden. Um zu
verhüten, dass grössere Fremdkörper in das Scheibengehäuse gelangen, ist dasselbe'
nach der Einlasseite zu von einem Sieb umspannt. Kleinere Fremdkörper, welche das
Sieb zu durchdringen vermögen, gelangen durch die nach unten gerichteten Oeffnungen
des Scheibengehäuses aus demselben heraus, wenn sie in Folge ihrer Schwere zu Boden
sinken, und vermögen so durch Anhäufung im Scheibengehäuse dem Gange des Messers
nicht gefährlich zu werden.
Textabbildung Bd. 302, S. 51
Thomson's Messer.
Dem Zweck der Verhinderung von Beschädigungen der Messer durch Fremdkörper bezieh.
der Ausscheidung solcher dienen auch einige weitere Einrichtungen, die durch
Abbildungen veranschaulicht werden mögen, welche zugleich dazu bestimmt sind, eine
Anschauung von der verschiedenartigen Einbettung des Scheibengehäuses in das äussere
Gehäuse und von der Anordnung der Ein- und Ausströmungsöffnungen im Scheibengehäuse
zu geben.
Textabbildung Bd. 302, S. 51
Fig. 88.Messer mit Ausscheidung der Fremdkörper.
Da ist zunächst der unter Nr. 56745 vom 29. März 1890 in Deutschland (und Nr. 427485
und 427486 in Amerika) patentirte Messer (Fig. 88),
bei dem die Ausscheidung der Fremdkörper durch Schrägstellung, so dass die Wirkung
der Schwere alle in das Scheibengehäuse eingedrungenen Körper dem Auslasse
zuführt, erreicht werden soll. Das Scheibengehäuse und der gesammte
Uebertragungsmechanismus ist lose in das äussere Gehäuse eingesetzt und hängt
gewissermaassen nur an der Mutter 49; nach Lösung der
oberen Gehäusehälfte kann die letztere daher zugleich mit dem gesammten eigentlichen
Messwerk entfernt werden, ohne dass die Anschlüsse gelöst zu werden brauchen. Die
Einströmungsöffnung des Scheibengehäuses ist von dreieckiger Form und erstreckt sich
annähernd über die ganze Höhe der Scheibenkammer, so dass das Wasser von allen
Seiten hinzuströmen kann, während der Auslasskanal 43
durch die Ausbuchtung 44 des oberen Gehäusetheiles nach
oben hin abgeschlossen ist.
Textabbildung Bd. 302, S. 51
Fig. 89.Messer von Thomson-Lambert.
Bei dem unter Nr. 63928 in Deutschland und Nr. 471295 in Amerika (Patent Thomson-Lambert) patentirten Messer (Fig. 89) wird der Zweck, den Messer vor Unbill durch
Fremdkörper zu schützen, in erster Linie dadurch erreicht, dass man das Wasser nur
durch verhältnissmässig enge Kanäle, freilich von erheblicher Längenausdehnung, in
das Innere des Scheibengehäuses gelangen lässt, so dass, ebenso wie bei der
Anwendung eines Siebes, grössere Fremdkörper zurückgehalten werden; die in das
Gehäuse gelangenden Verunreinigungen von geringeren Dimensionen werden, auch ohne
Schrägstellung des Messers, durch den an die Unterkante des Scheibengehäuses
gelegten Ausflusskanal abgeführt. Die engen Kanäle, durch welche das Wasser
hindurchgehen muss, um zum Einlass des Scheibengehäuses zu gelangen, werden zum
Theil durch Rippen 20, 21 gebildet, welche dicht an die
Wandung des Scheibengehäuses herantreten und, zusammen mit dem Aussengehäuse,
zugleich Taschen zur Aufnahme der Verunreinigungen bilden; zum Theil kommen diese
Kanäle dadurch zu Stande, dass der untere Flansch 27
des Scheibengehäuses dicht an das Aussengehäuse herantritt. Seine Führung erhält das
Scheibengehäuse durch Vorsprünge 29 der oberen
Gehäusekappe.
Auch für den neuesten Thomson'schen Messer, der übrigens
erhebliche Vereinfachungen in constructiver Hinsicht aufweist, bilden die
Einrichtungen zum Schutz des Messers gegen Fremdkörper ein wesentliches Kennzeichen.
Die engen Kanäle des soeben erwähnten Messers (Fig.
89) beeinträchtigen ziemlich bedeutend die Durchlassfähigkeit des Messers,
bezieh. sie verursachen erheblichen Druckverlust; auch ist die Construction immerhin
ziemlich complicirt. Das neueste Thomson'sche Patent
(D. R. P. Nr. 81707 und die amerikanischen Patente Nr. 520195 und 520197, die Thomson als Vertreter der Neptune Meter Company in Newark genommen hat) bezieht sich nun auf eine,
gewissermaassen ganz neue Form eines Scheibenmessers (Fig. 90 bis 93). Schon
die Gestaltung des äusseren Gehäuses und des Scheibengehäuses und die Art der
Einbringung des letzteren ist wesentlich anders als bei den früheren Messern. Das
Scheibengehäuse, dessen beide Hälften zum Zweck der Verschraubung bisher mit
Flanschen versehen waren, ist jetzt aussen cylindrisch oder schwach konisch und
werden die beiden Hälften lediglich lose zusammengefügt und durch einen
Schraubendeckel 36 gegen einander gedrückt und
eventuell noch (Amerikanisches Patent Nr. 520195) durch Ansätze der Trennungswand
zusammengeklammert. Dabei ist die Lage der Ein- und der Ausströmungsöffnung M und P gegenüber dem
äusseren Gehäuse durch Einschieben der Trennungswand 28
in eine Nuth des letzteren in bequemer Weise festgelegt. Ein- und
Ausströmungsöffnung, deren Form aus Fig. 92 ersichtlich ist,
erstrecken sich annähernd über die ganze Höhe des Scheibengehäuses.
Textabbildung Bd. 302, S. 52
Thomson's neuer Messer.
Die Sicherung des Messers gegen Fremdkörper wird hier in erster Linie dadurch zu
erreichen gesucht, dass den Fremdkörpern Zeit gelassen wird innerhalb des
Aussengehäuses zu Boden zu sinken, noch bevor sie zur Einlassöffnung des
Scheibengehäuses gelangt sind. Zu diesem Zweck ist in dem Raume zwischen
Scheibengehäuse und Aussengehäuse eine elastische Wand 44 angeordnet, welche im Ruhezustande des Messers und bei schwacher
Wasserentnahme das durch den Einlasstutzen in den Messer eintretende Wasser nur
durch einen ziemlich schmalen Spalt 49 über die
Oberkante der Wand hinweg in das Scheibengehäuse gelangen lässt. Das eintretende
Wasser stösst auf die Wand 44, wird von derselben nach
der, der Einlassöffnung M abgewandten Seite (im Sinne
der Zeichnung Fig.
91 nach rechts) abgelenkt (Pfeile 50,
Fig. 91),
setzt die etwa mitgeführten Fremdkörper, welche die Scheibe beschädigen
könnten, wie Steinchen, Bleistückchen u.s.w., in den von Rippen 43 gebildeten Taschen am Boden des Gehäuses ab und
tritt über die obere Kante der Wand 44 hinweg, um
rückströmend (Pfeile 51, 52 und 53) nach der Oeffnung M der Scheibenkammer zu
gelangen. Bei starkem Wasserdurchfluss wird die Wand 44
zurückgedrängt und gestattet wenigstens einem Theile des einströmenden Wassers, auf
directem Wege zur Oeffnung M zu gelangen. Um auch in
diesem Falle einen, wenn auch vielleicht nur ziemlich dürftigen Schutz gegen vom
Wasserstrom mitgeführte Fremdkörper zu gewinnen, ist das Ende 56 der Wand 44 gekrümmt.
Dadurch wird eine Ablenkung des Wasserstromes gegen die Aussenwand des Hauptgehäuses
bewirkt (Pfeil 55,
Fig. 91),
die angeblich, und bis zu einem gewissen Grade wohl thatsächlich, mit einer
Verminderung der Geschwindigkeit verbunden ist, die es den Fremdkörpern gestattet,
zu Boden zu sinken.
Dieser Messer ist übrigens mit einer Einrichtung versehen, um das Einfrieren
desselben verhältnissmässig unschädlich zu machen. Am Grunde des Gewindes der
unteren Gehäusekappe 36, durch welche die beiden
Hälften des Scheibengehäuses an einander gedrückt werden, ist nämlich eine Nuth 58 (Fig. 93) ausgeschnitten,
welche die Abscherfestigkeit des Kappengewindes je nach ihrer Tiefe mehr oder
weniger herabsetzt. Findet nun ein Einfrieren des Messers statt, so wird durch den
Druck auf die untere Gehäusekappe das Gewinde der letzteren zunächst verdrückt und
schliesslich gänzlich abgeschert, ohne dass die übrigen Messertheile den mindesten
Schaden nähmen. Um die Folgen des Einfrierens zu beseitigen, ist also nur die
Einsetzung einer neuen Gehäusekappe erforderlich.
Von den bisher erwähnten Messern in der Anordnung des Gehäuses wesentlich abweichend
ist eine Messerconstruction von Walter George Kent
(Englisches Patent Nr. 10981 vom Jahre 1893), Fig.
94. Bei diesem Messer tritt das Wasser von unten her in den Messer ein, prallt
gegen das Scheibengehäuse, wird von demselben zurückgeworfen und steigt an den
Seiten des Scheibengehäuses in die Höhe, um zur Einlassöffnung des Scheibengehäuses
zu gelangen. Der in der Patentschrift übrigens nicht erwähnte Hauptvortheil dieser
Anordnung dürfte darin zu suchen sein, dass die Umkehrung der Stromrichtung für die
Ausscheidung von Fremdkörpern besonders günstig ist.
Textabbildung Bd. 302, S. 52
Fig. 94.Messer von Kent.
Damit sind die bemerkenswerthen Constructionstypen erschöpft und es bleibt übrig, auf
die constructiven Details, die freilich für die Brauchbarkeit der Messer von nicht
geringerer Bedeutung sind, des Näheren einzugehen.
Es war oben dargelegt, dass die Messgenauigkeit der Scheibenmesser wesentlich davon
abhängt, dass die Scheibe die beiden Gehäusehälften dauernd in je einer, über die
ganze Breite des Gehäuses reichenden Linie berührt. Dazu ist eine Führung
nothwendig, welche jede Kippbewegung der Scheibe ausschliesst.
Um eine Entfernung der Scheibe von dem Scheibengehäuse zu verhindern, war von Thomson und Lambert bei
dem in Fig.
84 und 85 dargestellten Messer auf den Kugelzapfen, welcher die Uebertragung der
Scheibenbewegung auf das Zählwerk bewirkt, eine Rolle aufgesetzt, welche auf einem
am Gehäuse festsitzenden Führungskegel rollte, so dass der Kugelzapfen in der That
in Uebereinstimmung mit der oben gestellten Bedingung eine Kegelfläche
beschreibt.
Textabbildung Bd. 302, S. 53
Fig. 95.Thomson's Messer.
Später sind dann insbesondere von Thomson noch eine
ganze Reihe von Anordnungen angegeben, welche alle denselben Zweck verfolgen, die
Scheibe in dauerndem Contact mit dem Gehäuse zu halten. Da ist zunächst die in der
amerikanischen Patentschrift Nr. 387828 angegebene Einrichtung (Fig. 95), welche sich von der soeben erwähnten und in
Fig. 85
dargestellten nur dadurch unterscheidet, dass der Kugelzapfen auch nach unten hin
durch die Kugel hindurchgeführt ist, so dass die Möglichkeit der Anordnung einer
zweiten Führungsrolle mit dem zugehörigen Führungskegel, symmetrisch zu den am
oberen Ende des Kugelzapfens vorgesehenen, gegeben ist, wodurch eine einseitige
Beanspruchung des Kugelzapfens vermieden ist.
Textabbildung Bd. 302, S. 53
Fig. 96.Thomson's Messer.
Bei einer anderen gleichzeitigen Construction (Amerikanisches Patent Nr. 387829) wird
zur Sicherung eines ordnungsmässigen Scheibenganges ein zwischen Kegelflächen des
Gehäuses laufender Führungsblock vorgesehen (Fig.
96), durch welchen der Kugelzapfen hindurch geführt ist.
(Schluss folgt.)