Titel: | Neuerungen an Oefen für keramische Zwecke. |
Autor: | L. Sell |
Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, S. 122 |
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Neuerungen an Oefen für keramische
Zwecke.
Von Dr. L. Sell in
Charlottenburg.
(Fortsetzung des Berichtes S. 97 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen an Oefen für keramische Zwecke.
Ich komme jetzt zu einer weiteren Reihe von Oefen, bei denen ein continuirlicher
Betrieb durch mehr oder weniger innige Verbindung mehrerer an sich selbständiger
Einzelöfen erreicht ist.
Da ist zunächst der Ofen des amerikanischen Patentes Nr. 523330 von F. W. Dennis; derselbe besteht aus mehreren Oefen, bei
denen die Absaugung der Verbrennungsgase durch die Sohle hindurch von in den
Ofenecken angeordneten Kaminen bewirkt wird.
Die einzelnen Oefen – zwei oder mehrere – sind durch Sohlkanäle mit einander
verbunden.
Nach dem Abbrennen des ersten Ofens wird die Hitze aus demselben durch die
Verbindungskanäle nach dem zweiten Ofen geleitet, der inzwischen mit frischem
Material beschickt ist. Dabei werden während des Schmauchens die Gewölbeöffnungen
des Ofens freigelegt. Nach Beendigung des Schmauchprocesses erfolgt der Garbrand in
derselben Weise wie beim ersten Ofen.
Auch bei dem Ofensystem des amerikanischen Patentes Nr. 510135 von J. Henney erfolgt die Ableitung der Gase mittels über
die Seiten wände hinausgeführter Schlote durch die Ofensohle. Die Ueberführung der
Hitze eines gargebrannten Ofens in einen mit frischem Material besetzten geschieht
hier jedoch nicht durch Sohlkanäle, sondern durch Rohrleitungen oberhalb der
Ofengewölbe. Den Schmauchgasen ist also hier der ungünstigere Weg von der Decke nach
der Sohle hin angewiesen.
Textabbildung Bd. 302, S. 121
Fig. 22.Combination mehrerer Oefen von Caldwell.
Eine wesentlich vollkommenere Art der Combination mehrerer Oefen bietet das
amerikanische Patent Nr. 535670 von J. K Caldwell (Fig. 22 und 23). Hier
sind die Einzelöfen nicht nur durch Sohlkanäle oder durch über die Ofengewölbe
hinweg geführte Rohre, sondern auf beide Arten zugleich mit einander verbunden, so
dass die Hitze der kühlenden Oefen mit Hilfe der Sohlkanäle ab in die vorzuschmauchenden Oefen geleitet und aus diesen die
Schmauchgase mittels Rohre d durch die Decke
abgeführt werden können. Die Sohlkanäle a jedes
einzelnen Ofens stehen ausser mit den Kanälen b noch
mit Kanälen c in Verbindung, welche nach den Kaminen
C führen. Zur Abführung der Schmauchgase durch das
Rohr d soll vorzugsweise ein Exhaustor Anwendung
finden.
Textabbildung Bd. 302, S. 121
Fig. 23.Combination mehrerer Oefen von Caldwell.
Besonders bemerkenswerth ist die Art der Einführung der Gase in die Kanäle a. Anstatt, wie es gebräuchlich ist, die Sohlöffnungen
A1 direct in den
Kanal a münden zu lassen, sind dieselben in der Decke
eines den Kanal a umschliessenden Kanales A angeordnet. Die Gase treten daher zunächst in den
Kanal A und dann durch seitliche Oeffnungen a1 in den Kanal a; diese Anordnung bezweckt, Störungen in der Bewegung
der in den Kanal a eintretenden Gasströme nach
Möglichkeit zu vermindern. In der Mitte der Kanäle a
befinden sich Trennungswände, so dass die in die eine Kanalhälfte eintretenden Gase
nach der einen, die in die andere Hälfte eintretenden nach der anderen Ofenseite
abgeführt werden. Um dem nach der Ofenmitte hin abnehmenden Zuge Rechnung zu tragen,
ist den nach dem Kanäle a führenden Oeffnungen a1 von den Ofenenden
nach der Mitte hin zunehmende Grösse gegeben.
Endlich ist noch die Zuführung erwärmter Secundärluft zu den den Feuerstellen f entweichenden Feuergasen zu erwähnen. Zu diesem Zweck
sind die die Feuerstellen überspannenden Wölbungen doppelwandig ausgeführt, so dass
sie Lufträume zwischen sich lassen, die nach aussen offen sind. Die in diese
Luftzwischenräume eintretende Aussenluft erwärmt sich bei ihrem Durchgange an den
glühenden Gewölben und bewirkt eine vollkommenere Verbrennung. Ueber die Zuführung
erwärmter Secundärluft bei Oefen mit überschlagender Flamme und im Wesentlichen mit
kalter Luft gespeisten Feuerungen wird später noch wiederholt zu berichten sein.
Verwandte Arten der Verbindung mehrerer Einzelöfen zu einem Ofensystem durch Sohl-
und Deckenkanäle bieten die Anordnungen des englischen Patentes Nr. 20736/1894 von
John Gilchrist Stein und des amerikanischen
Patentes Nr. 519677 von Carl Krahe.
Im ersteren Falle sind es vorzugsweise Oefen mit kreisförmigem Querschnitt, die mit
einander gekuppelt sind. Die Feuergase werden durch eine mittlere Sohlöffnung in einen unterirdischen
Verbindungskanal der Oefen geleitet. Die Ableitung der Schmauchgase erfolgt durch
Gewölbeöffnungen mittels eines über der Decke der Oefen laufenden Rohres. Um beim
Abbrennen der Oefen nicht an eine bestimmte Reihenfolge gebunden zu sein, ist ein
zweiter, gleichfalls mit dem Schornsteine verbundener unterirdischer Kanal
vorgesehen, von dem aus Zweigkanäle nach dem unterirdischen Verbindungskanal
hinüberführen, so dass man die einem Ofen entströmende heisse Luft in einen
beliebigen zweiten Ofen überführen kann. Die allgemeine Anordnung ist ähnlich wie
bei dem im letzten Bericht erwähnten Ofen von Murray und
Macintyre (D. p. J. 1895 298 6, Fig. 18 und 19).
Textabbildung Bd. 302, S. 122
Fig. 24.Ofen von Stein und Krahe.
Bei dem Ofen des amerikanischen Patentes Nr. 519677 (Fig.
24 und 25) sind zwei einander parallel
laufende Oefen mit je mehreren selbständigen Brennkammern, deren jede an gegenüber
liegenden Seiten mit Doppelfeuerungen B versehen ist,
mit einander combinirt.
Textabbildung Bd. 302, S. 122
Fig. 25.Ofen von Stein und Krahe.
Die von den Rosten B aufsteigenden Feuergase treten zum
Theil durch Oeffnungen in den Feuerbrücken C, zum Theil
über den Rand der letzteren in den Ofenraum und verlassen denselben durch
Sohlöffnungen a. Die Abführung zum Schornstein erfolgt
durch Kanäle D2, denen
die Gase durch ein unterirdisches Sammelkanalsystem a1DD1 zugeführt werden. Die Verbindung der Oefen mit
einander erfolgt ebenso wie im Falle des amerikanischen Patentes Nr. 510135
ausschliesslich durch ein ein Rechteck bildendes Rohrsystem EE1
über der Ofendecke. Es ist also nur ein
Vorschmauchen von oben nach unten möglich, das man im Allgemeinen zu vermeiden
sucht, das aber in der Patentschrift gleichwohl als ein besonderer Vorzug gerühmt
wird.
Zu erwähnen ist noch, dass zur Unterstützung des Brennprocesses Wassergas benutzt
wird. Zu diesem Zweck werden auf der Decke jedes der beiden mit einander verbundenen
Ofensysteme Wasserreservoirs angeordnet. Der durch die Ofenhitze erzeugte Dampf wird
durch Rohrleitungen f1f2f3 in den Raum über den
Feuerungen B geleitet und hier dissociirt. Ueber
Versuche mit Wassergasfeuerung beim Brennofenbetrieb wird später noch ausführlicher
die Rede sein.
Textabbildung Bd. 302, S. 122
Blaudämpfofen von Schofer.
Wenn auch die Combination von Einzelöfen zu continuirlichem Betrieb sozusagen eine
Specialität von Amerikanern und Engländern bildet, so ist an dieser Stelle doch auch
ein deutscher Ofen, freilich dem ganz bestimmten Zweck des Blaudämpfens dienend, zu
nennen. Es ist dies der unter Nr. 82371 patentirte Blaudämpfofen für continuirlichen
Betrieb von Friedrich Schofer in Waiblingen
(Württemberg) vom 11. Mai 1894 (Fig. 26 und 27).
Bisher pflegte man zum Blaudämpfen periodische Oefen zu benutzen, da die für das
Gelingen des Dämpfprocesses unerlässliche Bedingung des völligen Luftabschlusses
nach erfolgtem Garbrande bei continuirlichem Betrieb sich anscheinend nicht erfüllen
liess. Versuche, im Ringofen zu dämpfen, hatten stets nur missfarbige Waare ergeben,
da völliger Luftabschluss der Ringofenkammern sich nicht erreichen liess und der
Zutritt von Luft in die noch heisse. Dämpfkammer sofort den in den Steinen
gebildeten Graphit oxydirt. Mit Gaskammeröfen hat man zwar günstigere Erfahrungen
gemacht, doch bleibt der Erfolg auch hier ziemlich unsicher.
Von wesentlicher Bedeutung für das Gelingen des Dämpfprocesses ist ausser dem
völligen Luftabschluss während des Abkühlens eine möglichst gleichmässige Abkühlung
der Dämpfkammer. Diese Bedingung ist bei einem Einzelofen ohne weiteres erfüllt, nicht so bei einem
continuirlichen Ofen. Uni nun die Vortheile der Einzelöfen für den Dämpfprocess mit
den Vortheilen des continuirlichen Betriebes zu vereinigen, bildet Schofer eine Combination von Einzelöfen. Während aber
bei den bisher genannten combinirten Oefen im Wesentlichen doch immer nur die
Vorwärmung einer einzigen Kammer möglich war, richtet Schofer seinen Ofen so ein, dass die Gase aus der im Feuer stehenden
Kammer durch beliebig viele Kammern gezogen werden können.
Die Einrichtung des Ofens ergibt sich aus Folgendem: Die einzelnen Ofenkammern sind
durch Zwischenräume von einander getrennt, so dass alle in den Mauern entstehenden
Risse leicht entdeckt und geschlossen werden können; auch ist auf diese Weise eine
gleichmässige Abkühlung der Kammern gesichert. Die Verbindung der Ofenkammern unter
einander erfolgt durch Sohlkanäle e; die Verbindung mit
dem Rauchsammler E durch ebensolche Kanäle e1. Von aussen leicht
zugängliche sogen. Sandschieber gestatten einen luftdichten Abschluss. Jede Kammer
besitzt eine Rostfeuerung b, von der aus die Feuergase
durch die durchbrochene Scheidewand B hindurch in das
Ofeninnere treten. Die Zuführung der heissen Gase der vorhergehenden Kammern erfolgt
durch Oeffnungen in der Sohle aus Kanälen, die durch Schlitze c von den unterirdischen Kanälen e gespeist werden. Die Ableitung der Gase in die Kanäle
e wird durch Seitennischen d am Ende jeder Kammer bewirkt. Obwohl der Ofen kaum etwas principiell
Neues bietet, so dürften doch gute Resultate mit demselben zu erzielen sein.
Textabbildung Bd. 302, S. 123
Fig. 28.Ofen von Kaul.
Bei allen bisher genannten Oefen mit Rostfeuerungen geschah die Verbrennung auf den
Rosten mit kalter Luft. Demgegenüber bietet der combinirte Ofen des amerikanischen
Patentes Nr. 507274 von G. F. Kaul (Fig. 28 bis 30) die Neuerung, dass
die Verbrennung mit der warmen Luft einer hinter dem Feuer gelegenen Kammer erfolgt.
In der Rückwand jeder Kammer bezieh. jedes der mit einander combinirten Oefen sind
Kanäle oo1o2 angeordnet, die in
verschiedener Höhe in das Kammerinnere münden und die Gase in Kanäle FF1 und aus diesen in
Kanäle I, in Zweigkanäle JJ1 und schliesslich in die nächste
Ofenkammer führen. Die Kanäle J münden unter den Rosten
a, die Kanäle J1 hinter denselben, aber doch noch vor den
Trennungswänden b zwischen Feuerung und Ofenraum. Die
Kanäle J1 führen
demnach den den Rosten a entsteigenden Feuergasen
Secundärluft zu vollständigerer Verbrennung zu. Die beiden Ofenreihen sind an ihren
Enden durch Kanäle KK1
in derselben Weise verbunden, wie die hinter einander liegenden Oefen.
Zur Ableitung der Schmauchgase ist ein complicirtes Kanalsystem vorgesehen, welches
die gleichzeitige Absaugung durch die Sohle, und zwar unabhängig nach rechts und
nach links, die beiden Seitenwände und durch die Decke gestattet, wie insbesondere
Fig. 29
erkennen lässt.
Textabbildung Bd. 302, S. 123
Ofen von Kaul.
Zur Verbesserung des Ofenzuges ist rings um den Schornstein eine Ringkammer M, in der sich die Ofengase mischen, angelegt, welche durch eine Feuerung erwärmt wird. In
diese Kammer treten die Ofengase, abgesehen von den direct in den Schornstein
geführten, ein, steigen erst aufwärts und dann abwärts, wie es die Pfeile in der
Zeichnung andeuten, bevor sie unten in den Schornstein gelangen. Die Befeuerung der
einzelnen Ofenkammern geschieht nur in deren vorderem Theil von den Rosten aus, im
hinteren Theil durch von oben eingestreutes Brennmaterial.
Bei einer späteren Umgestaltung des Ofens (Amerikanisches Patent Nr. 524442) ist die
Trennung in einzelne Kammern aufgegeben, der Ofen nähert sich mehr einem Ringofen,
von dem er sich wesentlich nur dadurch unterscheidet, dass der Ring nicht
geschlossen ist; die Verbindung der beiden Ofenenden mit einander ist der Verbindung
der einzelnen Ofenkammern nach amerikanischem Patent Nr. 507274 nahe verwandt. Die
Absaugung der Gase nach allen Seiten hin – durch Sohlkanäle, durch die Seiten und
durch die Decke – ist beibehalten worden, wenn auch modificirt. An die Stelle eines
einzigen Sammelkanales N sind zwei die Ofenmauern
umschliessende Kanäle getreten, welche die Gase nach einem ausserhalb des von den
Ofenmauern umschlossenen Gebietes angeordneten Schornstein führen. Die Rostfeuerung
ist gänzlich unwesentlich geworden, da auf den ganzen Ofenkanal nur ein einziger
Rost kommt, während im Uebrigen das Brennmaterial von oben eingeführt wird.
Bei einer weiteren Umgestaltung des Ofens (Amerikanisches Patent Nr. 534509) ist die
Form eines nicht geschlossenen Ringes beibehalten, auch die Ableitung der Gase
erfolgt nach wie vor nach allen Seiten hin; aber an die Stelle der
Streufeuerung von oben sind ganz allgemein Rostfeuerungen an den beiden Seiten des
Ofens getreten. Hier erscheint nun die Art der Luftzuführung zu den Rosten sehr
bemerkenswerth.
Schon bei der Form des Ofens nach amerikanischem Patent Nr. 507274 fand sich die
Anordnung einer den Schornstein umgebenden, durch eine besondere Feuerung geheizten
Kammer, in welche die Ofengase eingeführt wurden, bevor sie in den Schornstein
gelangten. Diese Kammer ist auch hier beibehalten, aber an dieselbe ist nicht nur
der Schornstein, sondern auch ein Gebläse angeschlossen, welches gestattet, die
heissen Abgase nach Belieben in Rohrleitungen und unter die Feuerungsroste zu
treiben.
Textabbildung Bd. 302, S. 124
Fig. 31.Ofen von Kunstman.
Eine charakteristische Eigenthümlichkeit sämmtlicher bisher besprochenen Oefen
bestand darin, dass der continuirliche Betrieb durch eine Wanderung des Feuers durch
den Ofen oder durch die einzelnen Glieder eines Ofensystems erzielt wurde. Eine
andere Art des continuirlichen Betriebes besteht darin, dass man nicht das Feuer
wandern lässt, sondern das Brenngut. Es muss immer wieder darauf hingewiesen werden,
dass Oefen dieser Art erhebliche theoretische und auch constructive Vorzüge
besitzen, um den erfinderischen Geist immer von Neuem anzuspornen, den einzigen
Uebelstand, der mit denselben verbunden ist, nämlich die rasche Zerstörung der
Transportmittel in Folge der Hitze endlich zu überwinden. Der Brennprocess fordert
lediglich eine Erwärmung und darauf folgende Abkühlung des Brenngutes. Und es ist
offenbar irrationell, wenn man, wie es im Ringofen geschieht, mit dem Material zugleich den Ofen
immer wieder erwärmt und abkühlt. Nun ist ja richtig, dass die Abkühlung nicht
übermässig tief in das Mauerwerk eindringt, aber ein Mangel bleibt es. Ferner ist
dieses periodische Erhitzen und Abkühlen der Stabilität des Ofens augenscheinlich
wenig zuträglich und vertheuert den Ofenbau, da alle
Theile des Ofens auf Ertragen von Brennhitze berechnet sein müssen, während bei
feststehender Feuerung nur ein kleiner Theil des Ofens feuerfest zu sein
braucht. Endlich sind auch die Transportverhältnisse günstiger zu regeln, wenn die
Einführung des Materials in den Ofen und die Entnahme aus dem Ofen stets an
derselben Stelle erfolgt.
Trotz dieser erheblichen Vorzüge macht die Einführung von Oefen mit beweglicher Sohle
keine rechten Fortschritte, weil es nicht gelingen will, gegen Feuer genügend
widerstandsfähige Transportmittel zu schaffen. Immerhin sind auch auf diesem Gebiete
einige Versuche zu verzeichnen.
Textabbildung Bd. 302, S. 124
Fig. 32.Ofen von Kunstman.
Da ist zunächst der ringförmige Ofen des amerikanischen Patentes Nr. 519814
(Englisches Patent Nr. 9546/1894) von W. H. R.
Kunstman, dem Vertreter der Columbian Pottery and
Brick Kiln Company in Chicago (Fig. 31 und
32), der in seiner allgemeinen Anordnung einem
Ofen ähnelt, der von Ch. William Siemens vor etwa 20
Jahren angegeben und demselben unter Nr. 4412 in Deutschland patentirt wurde. Die
drehbare Sohle, aus einer dicken Schicht von Steinmasse gebildet, mit einem System
von Abzugskanälen L in ihrem oberen Theil, ruht auf
Kugeln b, die zwischen Eisenschienen R laufen. Behufs Fortbewegung der Sohle ist in das
Ofenmauerwerk ein wenig über der Sohle ein Zahnbogen 22
von der ungefähren Länge einer Ofenkammer fest eingebracht. Mit demselben steht ein
Zahntrieb in Eingriff, der an verschiedenen Stellen drehbar in die Sohle eingesetzt
werden kann und bei seiner Drehung die Sohle weiterschiebt.
Die Befeuerung geschieht von oben her und ist zu diesem Zweck über dem Ofenkanal in
der Länge von drei Ofenkammern eine Gewölbekammer H2 vorgesehen, die über dem Brennraume mit
treppenförmigen Feuerungsrosten versehen ist, denen die heisse Feuerluft aus der
jeweilig soeben fertig gebrannten Kammer, deren Deckenöffnungen Q sich nach der Kammer H2 öffnen, zugeführt wird. Eine Absaugung
der Gase aus den Sohlkanälen L findet nur in der
Brennkammer C und der Schmauchkammer B statt, in welchen beiden Kammern die Systeme L an Abzugskanäle p1p anschliessen. Die
Beschickung des Ofens erfolgt durch die Oeffnung 12,
die Entleerung durch 13. Um den Brennkanal herum ist ein
Trockenkanal o, gleichfalls mit beweglicher Sohle
bezieh. mit Transportwagen, angelegt. Die Trocknung erfolgt durch die Abwärme des
Brennofens, die durch ein gewundenes Hitzeleitungsrohr 16, dessen Mündung vor dem Abzüge p1 der Brennkammer C
liegt, nach dem einen Ende des Trockenkanales übergeführt wird, während die feuchte
Schmauchluft durch ein Rohr 17 am anderen Ende des
Trockenkanales in den Schornstein abzieht.
Textabbildung Bd. 302, S. 125
Kanalofen von Bauer.
Der zweite hier zu erwähnende Ofen ist ein Kanalofen von E.
M. Bauer in Firma Hermann Ohme in Sorgau in
Schlesien (D. R. P. Nr. 82374 vom 17. Juni 1894), Fig. 33 und 34, dessen
unter Patentschutz gestellte Besonderheit darin besteht, dass die Transportwagen mit
der Kanalwandung geschlossene Kammern bilden, in welchen das Brenngut ohne Wechsel
der dasselbe umgebenden Atmosphäre durch alle Ofenabtheilungen hindurch bewegt wird.
Zu diesem Zweck werden die Transportwagen hinten mit einer senkrechten Chamottewand
w2 versehen, die
sich dicht an die Wandung des Ofenkanales, der, abgesehen von der Brennzone, überall
gleichen Querschnitt besitzt, anschliesst. In der Brennzone ist eine Muffel b eingebaut, welche durch Gas unter Verwendung von hoch
erhitzter Luft befeuert wird. Die Heizgase umspülen die Muffel und gehen dann durch
einen Recuperator, welcher seine Wärme an die Verbrennungsluft abgibt.
Der bisher ausgeführte Ofen dieser Art dient im Wesentlichen zum Einbrennen von
Porzellan färben; es liegt aber kein Grund vor, weshalb die Temperatur nicht
erheblich gesteigert werden sollte.
Ein anderes, an Dr. R. Worms in Berlin ertheiltes
deutsches Patent (Nr. 81580 vom 13. September 1894) betrifft eine Vorrichtung zum
Transport von Brenngut durch einen senkrechten Ofenschacht mit feststehender
Feuerung. Die einzelnen Transportglieder werden jedesmal am unteren Ende des
Ofenschachtes an die mit Material beschickte Transportgliedersäule angebaut, worauf
die ganze Säule durch Windevorrichtungen oder in Zahnstangen eingreifende Zahnräder
um die Höhe eines Transportgliedes vorgeschoben wird.
Der Abbau der Transportglieder bezieh. die Entnahme des gebrannten Materials
erfolgt am oberen Ende des Ofenschachtes. Die ganze Anordnung erscheint rein
theoretisch erdacht und dürfte schwerlich je zur Ausführung oder gar Einführung
gelangen.
Von einer weiteren Reihe von Oefen mit senkrechtem Schacht und feststehender Feuerung
zum Brennen von ungeformten bezieh. solchen Massen, deren Form während des Brennens
nicht erhalten zu werden braucht, wie Cement, Kalk u. dgl., wird später die Rede
sein.
Auch ein Ofen mit geneigter Sohle von Geith in Coburg,
auf welchen später in dem Kapitel über Muffelöfen noch zurückzukommen sein wird,
gehört hierher.
Damit sind die für geformte Massen bestimmten Oefen mit continuirlichem Betrieb,
soweit sie hier zu erwähnen waren, erschöpft.
(Fortsetzung folgt.)