Titel: | Neuerungen an Wirkmaschinen. |
Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, S. 131 |
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Neuerungen an Wirkmaschinen.
Mit Abbildungen.
Neuerungen an Wirkmaschinen.
An Fangkettenstühlen hat sich Gustav Bergmann in
Katharinberg bei Reichenberg in Böhmen durch D. R. P. Nr. 82051 eine Vorrichtung zum
Aufschneiden der Plüschhenkel von Plüschwaare schützen lassen. Er benutzt dazu
Scheren, von denen der eine Schenkel fest auf dem Abstreichbleche liegt, während den
anderen eine schwingende Welle öffnet und schliesst (Fig. 1 und 2).
Die festliegenden Schenkel e1 werden mittels Platte g in Nuthen des
Winkels a festgehalten; an letzterem sind die Lager b für eine Welle f
angeschraubt, welcher von einer Curvenscheibe mittels Zugstangen eine schwingende
Bewegung ertheilt wird. Die auf Welle f sitzenden Hebel
c dienen zur Führung einer Wellet, welche diese
schwingende Bewegung auf die auf ihr angebrachten beweglichen Scherenschenkel e überträgt. In den Rinnen der Abstreichbleche bewegt
sich je eine Zungennadel der beiden Fonturen und je eine Schere liegt zwischen je
zwei Nadeln der vorderen Zungennadelfontur mit ihrem feststehenden Theile so auf,
dass die Schneidstelle über das Abstreichblech reicht und der zu durchschneidende
Faden durch diese Fontur über der Schere gehalten wird, bis dessen Abschneiden durch
Schliessen der letzteren erfolgt.
Textabbildung Bd. 302, S. 131
Aufschneiden der Plüschhenkel von Bergmann.
Zur Herstellung beliebiger plattirter Farbmuster auf flachen Kulirstühlen verwendet
Friedrich Kaufmann in Heinrichsort bei Lichtenstein
i. S. nach D. R. P. Nr. 81761 eine Vorrichtung, mit Hilfe deren während der Bildung
der Grundmasche gleichzeitig eine vor diese zu liegen kommende Mustermasche auf
mechanischem Wege, und zwar unter Benutzung einer Musterkarte gearbeitet wird
(Fig. 3
bis 5).
Textabbildung Bd. 302, S. 131
Farbmuster auf Kulirstühlen von Kaufmann.
Eine Anzahl Plattirfadenführer A sind an ihrem oberen
Theile mit Fadenrohr b versehen und in einer
Kammschiene a geführt; sie bestehen aus einer mit
Zapfen d versehenen Stange g und werden von dem Kartenprisma B
bethätigt. Zur Gewährleistung der erforderlichen Spannung sind die Musterfäden i unter einer Bremsschiene c hingeführt, die in einer Aussparung der Belastungsschiene e ihrer Fadenführer liegt. Mittels der Zapfen d der letzteren wird diese Schiene e gehoben, welche dann durch ihr Gewicht den Rückgang
dieser gehobenen Fadenführer einleitet, wenn letztere vom Kartenprisma freigegeben
werden.
Dieses Prisma wird durch Hebel m gehoben und dabei von
der mit Keilfläche l versehenen Treibstange L sammt dem Fadenführerapparate D seitlich verschoben, damit die Musterfadenführer die Fäden i über eine bis zwei Nadeln legen können. Hierauf
ertheilen die vom Hebel H aus bewegten Stangen tt dem Apparate D um die
Zapfen h eine schwingende Bewegung, damit die
Fadenaustrittsöffnungen der Fadenführer A etwas von den
Nadeln zurücktreten und diese Fadenführer wieder in die Anfangsstellung
gelangen.
Um mit dieser Vorrichtung auch schwer herzustellende Muster arbeiten zu können, muss
man den Fadenführern eine zwangläufige Bewegung geben und auch die Bewegung und
Drehung des Kartenprismas zwangläufig erfolgen lassen. Es muss ferner, damit das
Muster geschlossen erscheint, der Musterfaden dicht an die Platinen gedrückt
werden.
Textabbildung Bd. 302, S. 131
Fig. 5.Farbmuster auf Kulirstühlen von Kaufmann.
Fig. 5 zeigt die Vorderseite der Waare; o sind die Grundmaschenfäden, i die Plattirfäden.
A. Doehner in Chemnitz stellt nach D. R. P. Nr. 80515
Farbmuster in Wirkwaaren durch Einarbeiten der Längsfäden in letztere in der Weise
her, dass die Maschenreihen der Waare in beliebiger Abwechselung von mehreren
verschieden geführten und bewegten Maschenfäden vor oder hinter den Längsfäden
entstehen und nur an den Stellen, an welchen sie über den Platinenmaschen liegen,
auf die Vorderseite der Waare gebracht werden (Fig.
6). Damit nun
die Längsfäden an den dem Muster entsprechenden Stellen vor die Platinenmaschen
kommen, sind wenigstens drei Fadenführer omn nöthig zur
Leitung der Fäden cab. Die Führer o und u für die zur
Maschenbildung zu benutzenden Fäden c und b erhalten in bekannter Weise ihre Bewegung, z.B. durch
Mitnehmer. Der mittlere Führer m für den Musterfaden
hängt über einer Nadellücke, in die er seinen Faden gleiten lässt. Um nun letzteren
abwechselnd vor und hinter die Platinenmaschen zu bringen, arbeitet man deren Reihen
abwechselnd mit den Führern u und o, z.B. unten zunächst zwei Reihen mit u und b, während o stillsteht; dabei kommt a hinter b. Dann arbeitet man zwei Reihen mit
o und c, wobei a vor die Lagen c gelangt.
Zur Herstellung mehrerer Musterstreifen in der Waare bedarf man ebenso vieler Führer
m, die dann an einer Schiene g befestigt sind, welche z.B. durch ein Schneidrad
seitlich verstellt wird, wenn die Musterfäden versetzt werden sollen. Für Ringel-
oder plattirte Muster bedient man sich mehrerer vorderer und hinterer Führer o und u mit
verschiedenfarbigen Fäden.
Textabbildung Bd. 302, S. 132
Fig. 6.Doehner's Farbmuster in Wirkwaaren.
Um an Rundwirkstühlen den lästigen Faserstaub, welcher an den Platinen und
Schneidwerkzeugen, namentlich in der Plüsch Wirkerei, von dem vielfach gebogenen,
aus offenem Garn bestehenden Faden abgesetzt wird, zu entfernen, verwendet Fritz Wever in Chemnitz nach D. R. P. Nr. 82613 eine
Bürstenscheibe a (Fig.
7), welche sich in einem Kanäle b befindet und
durch die Platinen der Mailleuse, z.B. eines Stuhles mit Plüschmailleuse, umgedreht
wird. Die Welle der Bürstenscheibe gestattet in der Längsrichtung eine kleine
Verschiebung, indem eine Feder c sie immer nach einer
Seite hindrückt; dabei stösst diese Welle mit den Armen e an Vertiefungen und Erhöhungen d an und
führt ein geringes Hin- und Hergleiten der Bürstenscheibe zwischen den Platinen
herbei. Der auf diese Weise abgekehrte Faserstaub wird dann durch den Kanal b mit daran schliessender Rohrleitung mittels eines
hier wirkenden Luftstromes von der Mailleuse entfernt.
Textabbildung Bd. 302, S. 132
Fig. 7.Wever's Bürstenscheibe.
Bei der Herstellung von Waarenverstärkungen, wie hohe Ferse, verstärktes Knie, Rand-
und Sohlenverstärkung u.s.w., auf Cottonstühlen kommen ausser dem Führer für den
Grundfaden noch verschiedene Hilfsfadenführer zur Verwendung, welche jedoch einen
kürzeren Weg zurücklegen als der erstere. Um nun die Arbeitsgeschwindigkeit der
Hilfsfadenführer nach Belieben vermindern zu können, benutzt Ernst Boessneck in Chemnitz nach D. R. P. Nr. 83749 nicht den Kulirhebel
direct dazu, sondern die in Fig. 8 dargestellte
Hebelverbindung.
Das Kulirexcenter K bewegt in gewöhnlicher Weise mittels
der Zugstange ML den Kulirhebel AB, welcher bei B mit der
Rösschenverbindungsschiene FG verbunden ist und
hierdurch den Grundfadenführer verschiebt. Ausserdem ist aber an den Kulirhebel
AB noch mittels der Zugstange CB1 der um den festen
Punkt A1 schwingende
Hebel B1A1 angeschlossen,
welcher mittels der Zugstange HI die auf der Welle W sich reibenden Bremsen der Hilfsfadenführer mitnimmt.
Durch diese Einrichtung soll das namentlich bei raschem Gange der Maschine in Folge
des verkürzten Weges eintretende heftige Anschlagen der Schiene oder Welle dieser
Fadenführer gegen die Pufferstücke, welche sich auf den beiden Schiebern der zur
Einstellung der Mindermaschine dienenden Schraubenmuttern befinden, vermieden
werden.
Textabbildung Bd. 302, S. 132
Fig. 8.Hilfsfadenführer von Boessneck.
Textabbildung Bd. 302, S. 132
Doppelrand von Richter.
Bei Herstellung eines Doppelrandes auf flachen Wirkstühlen will David Richter in Chemnitz nach D. R. P. Nr. 83719 einen
Theil der hierzu nöthigen Zeit dadurch ersparen, dass er den zu obigem Zwecke
üblichen Rechen oder Kamm auf Schienen gleiten, ihn beim Fortschreiten der Arbeit
aus Gestell anstossen und dann umkippen lässt, so dass die Waare auf den Haken des
Rechens herabgleitet (Fig. 9 und 10). Der
Rechen c hängt nicht mehr frei in der Waare, sondern
ist auf den Schienen n geführt und an seiner unteren
Seite mit zwei vorstehenden Armen l versehen. Ein an
dem Zugbande f befestigter Haken e wird in eine auf der oberen Seite von c angebrachte Oese d
eingehängt. Da nun später die Arme l an das Gestell m anstossen, hierdurch also Abzugskamm cb nach oben gewendet und in die Lage Fig. 10 gebracht wird,
so gleitet die Schleifenreihe a selbsthätig an den
Haken b bis an die Schiene c herab. Der Arbeiter löst nun das Gewicht h
der Abzugswalze g, wobei der Haken e von selbst aus der Oese d fällt, und bringt nun zur Bildung des Doppelrandes mittels des Rechens
c sofort die ersten Schleifen a auf die Stuhlnadeln i.
Wenn Waaren in endlosen Bändern, z.B. eine Reihe an einander hängender Aermel,
auf der Lamb'schen Strickmaschine mit Vorrichtung zum
selbsthätigen Erweitern des Gestrickes durch Vermehren der Arbeitsnadeln hergestellt
werden sollen, so müssen an der Abgrenzung eines jeden Waarenstückes die durch das
Erweitern hinzugekommenen Maschen plötzlich abgeworfen und diejenigen Nadeln, um
welche das Arbeitsstück erweitert worden ist, sofort ausser Thätigkeit gesetzt
werden. Seyfert und Donner in Chemnitz erreichen diesen
Zweck nach D. R. P. Nr. 81278 unter Benutzung von je zwei Hilfsschlössern
selbsthätig auf doppelte Weise, indem sie entweder Nadeln mit ungleich hohen
Kulirfüssen, oder solche mit einem und mit zwei Kulirfüssen benutzen (Fig. 11 und
12). Die
ununterbrochen arbeitenden Nadeln haben im ersteren Falle einen niedrigen Fuss, im
letzteren Falle nur einen Fuss, dagegen die zum Erweitern bestimmten Nadeln bezieh.
einen hohen oder noch einen zweiten Fuss.
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Seyfert und Donner's Erweiterungen an Strickmaschinen.
Um nun das Absprengen der betreffenden Maschen und Ausrücken der leer gewordenen
Nadeln nach der ersteren Methode zu bewirken, senken sich (Fig. 11), bevor der
Schlossrahmen seinen Weg von rechts nach links antritt, die Hilfsschlosstheile b und c, welche in die
Schlossplatte zurückgezogen waren, in das Nadelbett so weit, dass sie nur auf die
mit hohen Füssen a1
versehenen Nadeln treffen können. Bewegt sich jetzt der erwähnte Rahmen in Richtung
von rechts nach links, so hebt b die mit hohen Füssen
versehenen Nadeln so hoch, dass die auf diesen befindlichen Maschen hinter die
Nadelzungen gelangen, der Theil c jedoch zieht diese
Nadeln so weit herab, dass diese Maschen, denen kein Faden zugeführt wird, über die
durch die Zungen geschlossenen Haken abgleiten; er zieht aber auch mit seiner
Verlängerung diese Nadeln bis in ihre tiefste Lage a1, rückt sie also aus.
Ist dieser Schlittenlauf beendet, so kommen die Theile b und c wieder ausser Wirkung und die
ausgerückten Nadeln a1
können beim Erweitern nach Bedarf wieder eingerückt werden.
Nach der zweiten Methode ist der Vorgang ein ähnlicher, nur liegen hier die
Hilfsschlösser e und f
(Fig.
12) tiefer als das Hauptschloss ikl, so dass sie
bei der Bewegung des Schlittens von rechts nach links die mit einem zweiten
Kulirfusse d1
ausgerüsteten Nadeln bethätigen.
Falls die Hilfsnadeln a1
bezieh. d1 nicht
selbsthätig ausgerückt werden sollen, so kann man die Hilfsschlösser e und f auf besonderen
Schienen befestigen und diese seitlich von Hand bewegen, oder sich dazu gewöhnlicher
Schienen ohne Hilfsschlösser bedienen, indem man diese in der Richtung der
Nadelachse hebt und senkt.
Um durch Versetzen eines Nadelbettes der Lamb'schen
Strickmaschine schräg liegende Maschenstäbchen und dementsprechend beliebige Muster
in der glatten Waarenoberfläche herzustellen, hat Johan Elof
Johnsson in Helsingborg (Schweden) die ihm durch D. R. P. Nr. 81653
geschützte, selbsthätig wirkende Anordnung erdacht (Fig. 13 und 14). Zur
Bewegung des an der linken Wand der Strickmaschine angeschlossenen Versetzapparates
dient ein aus zwei parallelen Stangen b bestehender und
am Schlitten befestigter Rahmen. Eine Welle a trägt
eine Scheibe i, die durch Mitnehmer g und h fortgestossen
wird. Letztere lassen sich entsprechend der Breite der arbeitenden Nadelreihe auf
Stange b einstellen; sie sind derart construirt, dass
sie sich beim Rückgange über die Zähne der Scheibe i
heben können. Mit letzterer ist eine Sperrscheibe i1 fest verbunden, in die sich eine Feder i2 einlegt und dadurch
jene nach jeder Vierteldrehung festhält.
Welle a trägt ausserdem noch den Nuthencylinder k, in dessen Spur der Zapfen l1 der Versetzkurbel l2 eingreift, welche
durch einen Bolzen mit einem Arm l3 in Verbindung steht, an dessen schräge Flächen
sich zwei Bolzen des Nadelbettes zum Zwecke der Verschiebung anlegen. Die Form der
Nuth in k bewirkt, dass das Nadelbett abwechselnd nach
rechts und wieder nach links rückt, während durch Einsetzen verschiedener
Nuthencylinder ein beliebiges Versetzen des Nadelbettes erreicht werden kann. Auf
der Welle a ist endlich noch ein mit vier Zähnen
versehener Ring m befestigt, mit Hilfe dessen und einer
Schubklinke das Zählrad q bei jedem Schlittenhube um
einen Zahn fortgerückt wird.
Textabbildung Bd. 302, S. 133
Johnsson's Herstellung von Mustern.
Das zeitweise nöthig werdende Unterbrechen des Versetzens des Nadelbettes bezieh. der
Drehung der Welle a erzielt man dadurch, dass Scheibe
i mittels der unter Einfluss einer Feder t1 stehenden Stange t unter Benutzung einer Gabel t2 aus dem Bereiche der Mitnehmer g und h gezogen wird, wenn
ein auf dieser Stange sitzender Arm t3 in den Ausschnitt q4 einer auf dem Zählrade q festen Scheibe gelangt, gegen deren Umfang er sich
immer anlegt. Das
Wiedereinrücken der Scheibe i geschieht mittels eines
Handhebels.
Will man sich nun dieses Apparates beim Arbeiten bedienen, so stellt man den Zeiger
w auf einen passenden Theilstrich, z.B. 10, und dreht ihn sodann bis an den Anschlag w1 zurück. Bei jedem
Schlittenhube wird das Zählrad um einen Zahn weiter gerückt, bis beim zehnten Hube
der Arm t3 in den
Ausschnitt der mit dem Zählrade festen Scheibe fällt und durch Verschieben der
Scheibe i das Versetzen unterbricht. Man arbeitet nun
beliebig viele Fig. 15. Reihen ohne Versatz und bringt dann mittels des Handhebels die
Versetzvorrichtung von Neuem zur Wirkung. Um diesen Apparat ganz ausser Thätigkeit
zu setzen, dreht man die Welle a um die Schraube d.
Textabbildung Bd. 302, S. 134
Steiner's Hakennadel.
Carl Friedrich Steiner in Chemnitz will nach dem D. R.
P. Nr. 82066 durch eine neue Hakennadel für Wirkmaschinen eine erhöhte Leistung
dadurch erzielen, dass er jene mit zwei Zaschen oder Rinnen versieht (Fig. 15 und
16).
Diese beiden Zaschen, eine Presszasche c und eine
Deckzasche b, sollen die Nadel a besonders dadurch werthvoll machen, dass die Kulirstelle zwischen diese
beiden, also dicht an die Nadelspitze verlegt ist. Der Erfinder beschränkt hierdurch
die zur Maschenbildung erforderliche Bewegung auf das geringste Maass und erreicht
dadurch eine wesentliche Erhöhung der Geschwindigkeit der Maschine. Die Nadel kann
in Folge dessen auch viel kürzer werden; es wird durch die dadurch bedingte grössere
Standfestigkeit das sogen. Kreuzeschlagen vollständig vermieden und es bleibt wegen
der sicheren Führung der Nadel in den Platinen die Fontur in Reihe und Theilung
immer richtig. Beim Mindern, welches in der gewöhnlichen Weise erfolgt, legt sich
der Decker in die Zasche b (Fig. 16).