Titel: | Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. |
Autor: | F. Eckhardt |
Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, S. 140 |
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Ueber Fortschritte in der
Bierbrauerei.
(Schluss des Berichtes S. 114 d. Bd.)
Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
Zur Kenntniss und zur Bekämpfung der Sarcinakrankheit
berichtet A. Reichard gemeinschaftlich mit A. Riehl in der Zeitschrift für
das gesammte Brauwesen, 1895 S. 59. Es haben nicht nur im Kleinen,
sondern auch im Grossen angestellte Versuche ergeben, dass es möglich ist, die
unschädliche Pediococcusform wieder in die virulente, d.h. krankheiterzeugende
zurückzuverwandeln; man gewöhne nur die einem gesund gebliebenen Sarcinabier
entstammenden Pediokokken mit Hilfe aufsteigender Kohlensäurebläschen allmählich
daran, in der Flüssigkeit schwimmend zu leben, dann werden ihre virulenten
Eigenschaften wiederkehren. Dazu dient eine mit reicher Kohlensäureentwickelung
verbundene kräftige Nachgährung. Aus dem gefundenen Resultat darf man wohl den
Schluss für die Praxis ziehen, dass das zur Verbesserung der Biere in der Praxis
beliebte und häufig auch empfehlenswerthe Aufkräusen derselben für die Bekämpfung
der Sarcinakrankheit zum mindesten ein bedenkliches Vorgehen sein dürfte.
Reichard hat die Wirkung gewisser Zusätze studirt, die
er zu einem Bier gab, bei dem der Ausbruch der Sarcinakrankheit bevorstand. Er
verwendete zu diesem Behufe Weinsäure, rohen, zerschnittenen Hopfen und
Salicylsäure. Während das Bier ohne Zusatz nach 4 Tagen in Probeflaschen, die bei 13
bis 15° C. dunkel aufbewahrt wurden, Schleier besass, trat dieser bei Zusatz von
0,25‰ Weinsäure erst nach 5 Tagen, bei 0,50‰ nach 6 Tagen und bei grösseren Zusätzen
nach 16 und 18 Tagen noch nicht deutlich auf. Roher Hopfen, in einer Menge von 0,28‰
zugesetzt, verzögert kaum das Eintreten der schleirigen Beschaffenheit; bei 0,43‰
war das Bier nach 4 Tagen noch klar, nach 5 Tagen schwach schleirig, nach 11 Tagen
schleirig, nach 16 bis 18 Tagen begann es aber sich aufzuklären. Der Hopfenzusatz
ist den dem Bier beigemengten Milchsäurestäbchen weniger schädlich als der Sarcina.
Er begünstigt das Wachsthum von Hefe, hemmt dagegen die Entwickelung von anderen
Organismen. Ein Zusatz von 10 g Salicylsäure auf 1 hl lässt das Bier erst am 11. Tag
schwach schleirig erscheinen, bei 15 g ist das Bier nach 16 und 18 Tagen noch
hinreichend klar. 20 g Salicylsäure auf 1 hl verhindern eine Veränderung des
Geschmackes im Bier. Wenn die Salicylsäure in den angewandten Mengen auch nur in
beschränktem Maasse im Stande ist, die Entwickelung von Sarcina zu hemmen, so
mindert sie doch die Virulenz dieser Bakterie herab. Für die Praxis dürfte Weinsäure
schon aus dem Grunde bedenklich sein, weil sie die Thätigkeit der Culturhefe
schwächt, weshalb die etwa vorhandene wilde Hefe die Oberhand gewinnen kann. Der
Anwendung der Salicylsäure steht ein gesetzliches Verbot im Wege. Ein um so
allgemeinerer Gebrauch kann jedoch von rohem Hopfen gemacht werden. Der Zusatz muss
rechtzeitig im Lagerfass gemacht werden und wird dann Aussicht auf Erfolg geben,
wenn auf 1 hl Bier 30 bis 40 g Hopfen genommen werden. Die Ursache für die in den
Laboratoriumsversuchen bei Anwendung von Hopfen bemerkte Wirkung ist nicht allein in
der antiseptischen Eigenschaft der Hopfenextractivstoffe, sondern auch in dem
reichlichen Vorhandensein der unter Druck stehenden Kohlensäure, sowie in der
Thatsache zu suchen, dass die mit dem Pediococcus in Concurrenz tretende Hefe ein
lebhaftes Wachsthum zeigte.
Für die Versuche in der Praxis wurde eine grössere Menge Bier – es war ein Bier von
dunkler Farbe und mit einer Hopfengabe von etwas mehr als 1 Pfund auf 1 Centner Malz
erzeugt – künstlich durch Zusätze zur Sarcinatrübung disponirt und nach
2monatlicher, mit verhältnissmässig kräftiger Nachgährung verbundener Lagerung
verschieden behandelt. Ein Pass ward mit 2 Proc. stärker gehopften Krausen versetzt
und sofort nach dem Aufkräusen zugespundet. Ein zweites Fass wurde erst umgepumpt,
ebenfalls aufgekräust mit weniger stark gehopfter Würze und auf gewöhnliche Art bei
geöffnetem Spundloch kräftig ausstossen gelassen; nach 14 Tagen wurde dieses Fass
ebenfalls gespundet. Es ergaben sich nun sehr bemerkenswerthe Unterschiede. Das
erste Fass zeigte eine Wendung zum Besseren, es ballten sich in ihm die Tetraden zu
kleinen Klümpchen zusammen, vergleichbar mit der Bruchbildung der Hefe. Das zweite
Fass aber zeigte nach dem Aufkräusen eine reichliche Menge einzelner Tetraden, es
war eine Wendung zum Schlechtem zu constatiren; die einzelnen Tetraden waren auch
insofern von Bedeutung, als sie sich nicht so wie die zusammengeballten durch
Filtriren entfernen Hessen. Es ist eine bekannte Eigenschaft der Filtermasse, dass
sie manche Gerüche zurückzuhalten vermag, was bei gutem Bier sich unangenehm fühlbar
macht, indem hierdurch das feine Aroma abgeschwächt wird. Bei der Filtration des
sarcinahaltigen Bieres war diese Eigenschaft von Vortheil; die Filtermasse roch nach
dem Gebrauch nach den flüchtigen Stoffwechselproducten der Pediokokken. Im ersten
Bier muss die günstige Wendung der neuen Hefebildung, der Hemmung der
Kohlensäureentbindung, den conservirenden Eigenschaften dieser und der grossen Menge
der eingeführten Hopfenextractivstoffe zugeschrieben werden. Das zweite Bier verdarb
vollständig.
Hansen stellte Untersuchungen
über die essigbildenden Spaltpilze an, die einen Zeitraum von mehr als 6
Jahren umfassen (Compte rendu du Laboratoire Carlsberg,
1894 III; Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1894
S. 326). Er theilt die essigbildenden Spaltpilze ein:
1) Arten mit leicht trennbaren Zellhäuten, bei denen die Gallertbildung nur nach
einer besonderen Präparation (z.B. nach Löffler's
Verfahren) nachweisbar ist.
a) Die Gallerte färbt sich weder mit Jodtinctur, noch mit Jod-Jodkalium: Bacterium aceti, Zopf.
b) Die Gallerte wird durch Jodtinctur und Jod-Jodkalium blau gefärbt: Bacterium Pasteurianum, Zopf. Bacterium Kuetzingianum, E.
Chr. Hansen, 1893.
2) Arten mit Zellhäuten, bei denen die Gallerte knorpelig und zähe wird: Bacterium xylinum Adr. J. Brown, 1886.
Bei seinen morphologischen und physiologischen Untersuchungen verwendete Hansen obergähriges, sogen. Doppelbier, welches
verhältnissmässig reich ist an Extract und arm an Alkohol, aber auch Lagerbier in
Freudenreichkölbchen. Ersteres enthielt, sterilisirt, 1 Proc. Alkohol, letzteres 2,8
Proc. Als feste Nährsubstanz wurde Würzegelatine (7procentig), Gelatine (7 Proc.)
mit Doppelbier, Gelatine (10 Proc.) mit einer Mischung von Fleischextract und Pepton
und Agar-Agar (2 Proc.) mit Doppelbier gewählt. Als besonders geeignet erweist sich
Doppelbier.
Bacterium aceti bildet auf Doppelbier bei 34° C. nach
Verlauf eines Tages ein schleimiges, glattes Häutchen, in welchem die Stäbchen im
allgemeinen sanduhrförmig und in Ketten angeordnet sind. Längere Stäbe und Fäden mit
oder ohne Anschwellungen kommen nur ausnahmsweise vor. Bei 40 bis 42,5° C. erfolgt
eine Entwickelung langer und dünner Fäden. In Plattenculturen mit Würzegelatine
bildet diese Art bei 25° nach 4 Tagen runde, gewöhnlich gewölbte, ganzrandige
Colonien, welche hauptsächlich aus kleinen isolirten Zellen bestehen. Nach einer
Aussaat von Tropfen auf eine dicke Schicht von Würzegelatine entstehen bei 25° C.
nach 18 Tagen ebene, gezackte Colonien in Rosettenform. In Doppelbier ist das
Temperaturmaximum des Wachsthums ungefähr 42° C, das Minimum 4 bis 5° C. Diese Art
kommt sowohl in obergährigen als in untergährigen Bieren vor. Verwandte Arten wurden
von Peters, Lindner, Zeidler, Wermischeff
beobachtet.
Bacterium Pasteurianum macht auf Doppelbier bei 34° C. nach 24 Stunden einen
trockenen Schleier, welcher schnell runzelig und faltig wird und sich über die
Oberfläche erhebt. Besondere Zellen erzeugen, wie diejenigen von Bacterium aceti,
lange Ketten, aber diese Zellen sind im Durchschnitt grösser und insbesondere
dicker. Bei 40 bis 40,5° C. entstandene Fäden sind ebenfalls dicker als bei
Bacterium aceti. Die Colonien, welche bei 25° nach 4 Tagen in Plattenculturen mit
Würzegelatine sich entwickeln, sind gewöhnlich kleiner als diejenigen von Bacterium
aceti, denen jene im Uebrigen ähnlich sind. Nach der Aussaat von Tropfen auf dicke
Schichten von Würzegelatine entstehen bei 25° C. nach 18 Tagen faltige, ein wenig
gebogene, ganzrandige oder nur wenig gezackte Colonien. Das Temperaturmaximum für
das Wachsthum auf Doppelbier ist ungefähr 42° C, das Minimum 5 bis 6°. Bacterium
Pasteurianum kommt häufiger in obergährigen Brauereien vor, als in
untergährigen.
Bacterium Kuetzingianum bildet auf Doppelbier bei 34° C. nach 24 Stunden ein
Häutchen, welches sehr demjenigen der vorhergehenden Art gleicht, sich aber dadurch
unterscheidet, dass es sich stark über die Oberfläche der Flüssigkeit erhebt und an
den Wänden des Kölbchens emporsteigt. Es besteht aus Stäbchen, welche sehr selten
zusammenhängen oder paarweise verwachsen sind und selten Ketten von beträchtlicher
Länge bilden. Die bei 40 bis 42,5° gebildeten Fäden gleichen so ziemlich denjenigen
von Bacterium Pasteurianum, enthalten aber eine
verhältnissmässig grosse Anzahl von kurzen Fäden. Auf Platten mit Würzegelatine
bildet diese Art nach 4 Tagen bei 25° C. Colonien von demselben Aussehen, wie
diejenigen der vorigen Art, welche jedoch beinahe ausschliesslich aus nicht
zusammenhängenden Stäbchen bestehen. Nach der Aussaat von Tropfen auf eine dicke
Schicht von Würzegelatine bilden sich bei 25° C. nach 18 Tagen Colonien, wie
diejenigen von Bacterium Pasteurianum, die aber eine
ebene faltenfreie Oberfläche haben. Das Temperaturmaximum für das Wachsthum in
Doppelbier ist ungefähr 42° C, das Minimum 6 bis 7° C. Diese Art hat wahrscheinlich
dieselbe Verbreitung wie Bacterium Pasteurianum.
Bemerkenswerth von Hansen's Beobachtung ist noch, dass
in Kölbchen, in denen sich typische Fadenformen finden, bei Wiedereintritt einer
Temperatur von 34° C. die Kettenbildung neuerdings beginnt.
Die essigsäurebildenden Bakterien können, wie Hansen's
Versuche beweisen, sich nur dann kräftig entwickeln, wenn die Luft freien Zutritt
hat und die Temperatur hoch ist. Es lässt dies darauf schliessen, dass sie für
untergährige Brauereien nicht so gefährlich sein können, wie man gewöhnlich annimmt.
In obergährigen Brauereien finden sie günstigere Bedingungen und verursachen daher
in diesen mehr Schaden. Besonders angestellte Versuche zeigten, dass, falls eine Aussaat
von Bacterium aceti und Bacterium Pasteurianum beim Beginn der Hauptgährung oder am Ende derselben
gemacht wird, sich diese im fertigen, untergährigen Lagerbier zwar noch lebend
vorfinden, dass sie sich aber weder im Gähr- noch Lagerkeller nachweisen Hessen.
Ihre Entwickelung erwies sich erst dann als möglich, als das Lagerbier in schlecht
verkorkte Flaschen gefüllt und bei einer höheren Temperatur aufbewahrt worden war;
Flaschen und Transportfässer müssen also gut verkorkt und wohl gefüllt sein.
Lafar entdeckte (siehe Physiologische Studien über Essiggährung und Schnellessigfabrikation im
Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde, 1893 Nr. 21 und 22) eine
Hefe, welche wie Mycoderma cerevisiae ein Häutchen bildet, dabei aber auch noch eine
starke Essigbildung verursache. (Referat: Wochenschrift für
Brauerei, 1893 S. 668.) Als chemisch-physiologisches Unterscheidungsmerkmal
zwischen essigsäurebildenden Bakterien gibt Lafar im
Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde,
2. Abth. 1895 Nr. 4 und 5 S. 129, an: Bacterium
Pasteurianum entwickelt bei höheren Temperaturen eine grössere
Säuerungskraft, als Bacterium aceti. Umgekehrt führt
das letztere bei 4,5 bis 5° C. eine kräftige Essiggährung durch, während Bacterium Pasteurianum bei der gleichen Temperatur
keine messbare Menge von Essigsäure erzeugt. Für den Verlauf der Säuerung ist nicht
nur die Temperatur, sondern auch der Säuregehalt von Einfluss. Mit der Säuerung
steht auch die Bildung von Involutionsformen im Zusammenhang, insofern sich
dieselben beim Maximum der Säuerung aus den Kurzstäbchen bildeten. Nach dem
Verfasser sind die Involutionsformen als krankhafte Entartungen aufzufassen.
Die Brauereikühlung durch Eis wird in zusammenfassender
Weise in der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen,
1894 S. 340, einer Betrachtung unterzogen. Die Kühlung hat drei Aufgaben zu
erfüllen: 1) Abkühlung der heissen Würze auf die Anstelltemperatur, 2) Wärmeabfuhr
bei der Gährung, 3) Kühlung der Gähr- und Lagerräume.
Bei Punkt 1 wird der ökonomische Nachtheil der Gegenstromapparate erörtert, bei
welchen es nothwendig ist, das Eis vor der Verwendung zu schmelzen, und der Erfolg
discutirt, der dann eintreten würde, falls es gelänge, das Eis im Apparat selbst
niederzuschmelzen.
Bei Punkt 2 werden die Nachtheile der Eisschwimmer besprochen. Es sammelt sich in
diesen am Boden das Wasser von 4° C. an und es muss deshalb der Boden als unwirksam
für die Kühlung angesehen werden; die leicht eintretende Verunreinigung des
gährenden Bieres durch Eisschwimmer, die durch häufiges Auswechseln bedingte Störung
in der ruhigen Gährung sind ebenfalls Mängel dieser Kühlart. Die Eiswasserkühlung
verdrängt die Schwimmer mehr und mehr; sie ist zwar unrationeller, bietet aber den
Vorzug der grösseren Sauberkeit.
Behufs Kühlung der Gähr- und Lagerräume sind am häufigsten die Keller zu beiden
Seiten eines Ganges so angeordnet, dass hinter ihnen, also nach der Aussenseite zu,
die Eisräume liegen, deren Füllung auf diese Weise ziemlich einfach ist. Hierbei ist
es allerdings möglich, nahezu jedes Eindringen von Wärme durch die Seitenwände zu
vermeiden, die Keller aber auf einer niederen Temperatur gleichmässig zu erhalten,
jedoch nur durch eine ausserordentliche Eisverschwendung.
Liegen die Gährkeller über den Lagerkellern, so erreicht man eine gemeinsame
Kühlung dadurch, dass die Eisräume durch beide Stockwerke hindurchgeführt werden.
Die den Eisraum von den Kellern trennende Wand soll möglichst wärmeleitend sein,
andernfalls ist dafür zu sorgen, dass die sich fortwährend erwärmende Luft durch
directe Berührung mit dem Eis Gelegenheit zur Abkühlung und damit zu einer
natürlichen Circulation findet.
Eine wesentlich bessere Ausnutzung des Eises erzielt man dadurch, dass man dasselbe
in Räumen zwischen je zwei Kellern anhäuft und auf die Kühlung der Aussenwände, die
gut isolirt sein müssen, ganz verzichtet. Das Einfüllen das Eises ist hierbei
schwieriger, da es meist von oben her erfolgen muss.
Die unmittelbare Berührung der Luft mit dem Schmelzwasser ist nach Möglichkeit zu
vermeiden und insbesondere ein Eindringen des letzteren in die Keller selbst zu
verhüten, da sich sonst die Luft sofort nach der Abkühlung wieder mit Feuchtigkeit
sättigt und die Wärmeleitungsfähigkeit des Kellerbodens beträchtlich erhöht wird,
ganz abgesehen von der mit fortwährend nassen Fussböden verbundenen Unsauberkeit und
dem raschen Verschleiss der Fässer and Bottiche. Man muss für die regelmässige
Abfuhr des unter dem Rost, auf welchem das Eis liegt, sich ansammelnden
Schmelzwassers Sorge tragen.
Mehrfach findet man jetzt auch, besonders wenn es sich um die Kühlung mehrerer über
einander gelegener Keller handelt, die Eismasse über oder doch neben dem höchsten
Keller aufgeschichtet. Die kalte Luft gelangt alsdann in die einzelnen Keller durch
Metallrohre (umgekehrte Schornsteine), während die erwärmte Luft an den Aussenwänden
emporsteigt und von oben wieder dem Eisblock zugeführt wird.
Um besondere Eisräume zu umgehen, hat man vielfach die Lagerfässer direct in Eis
eingehüllt, wodurch die Fässer leicht Schaden leiden und eine hinreichende
Luftcirculation verhindert wird; verwerflich ist das Lagern des Eises unter den
Fässern, da hier von einer Kühlung nicht die Rede, sein kann, während das Eindringen
von Wärme durch den nassen Fussböden nur erleichtert wird.
Die Methode der Eiswasserkühlung hat sich für Gähr- und Lagerkeller nicht bewährt. Da
es nicht möglich ist, die Kellerluft vor der Berührung mit dem Eis zu schützen, so
liegt es nahe, diese Berührung von vornherein als unvermeidlich hinzunehmen und die
Luft durch das in nicht zu dicken Schichten gelagerte Eis hindurch zu drücken. Diese
Methode hat den Vortheil, dass der Eisraum in seiner Lage zu den Kellern ganz
unabhängig ist.
Die Anordnung der Lagerfässer für untere Füllung und directe
Kühlung mi Eis bespricht F. Cerny in der österreichischen Brauer- und Hopfenzeitung, 1894 Nr.
14. Der Kisslinger patentirte Sicherheitsapparat zum Spunden des Bieres und zur Abfuhr des Schaumes
besteht aus einem eisernen Rohr, welches im vorderen Fassboden befestigt und so nach
innen gebogen ist, dass das zweite offene Ende beinahe an das geschlossene Zapf loch
hinreicht; das Rohr ist innen und aussen glasirt oder besser mit einem Pechüberzug
versehen. Die Fässer werden in der Weise gefüllt, dass an den eingesteckten Münz-Göbl'schen Hahn die Kuppelung des Schlauches vom
Gährbottich angeschraubt und das junge Bier in das Fass so lange geleitet wird, bis
durch das Rohr im Fasskopf Bier herauszulaufen beginnt, welches sammt dem vorher
erscheinenden Schaum durch ein untergestelltes Gefäss aufgefangen wird. Der Wechsel
wird geschlossen, aus dem Futteral herausgeschraubt; das Fass wird vorsichtshalber
mit einer Schraubenkapsel verschlossen. Das Fass ist gefüllt, der herausreichende
Theil des Rohres bleibt während der Nachgährung des Bieres geöffnet. Der hierbei
sich entwickelnde Schaum entweicht durch das Rohr, tropft durch dessen vorderes Ende
heraus und kann in ein Gefäss aufgefangen werden, oder man lässt ihn in den Kanal
ablaufen, so dass er den Keller durchaus nicht verunreinigt. Die Fässer werden
während der Nachgährung nicht nachgestochen; die Luft aus dem kleinen leeren Raum
über dem inneren Rohrende wird durch Kohlensäure verdrängt, das Bier gährt also
unter vollständigem Abschluss der häufig verunreinigten äusseren Luft. Sobald das
Bier spundreif ist, wird an den herausreichenden Theil des Rohres der Spundapparat
angeschraubt und durch ein Gewicht beschwert. Zum Abziehen gespundeter Biere ist der
Apparat mit Ansatz für ein Luftröhrchen und mit einem Luftzuführungshahn versehen.
Selbstverständlich muss beim Abziehen gespundeter Biere zum Füllen der
Transportfässer ein Wechsel mit Luftgegendruck verwendet werden.
Der Vortheil der Arbeitsweise mit dem Kisslinger'schen
Apparat liegt in der Möglichkeit, die Reinlichkeit aufrecht zu erhalten; das
unliebsame Nachstechen und das unreine Käppeln des Bieres entfällt. Die Fässer
lassen sich – und das wird als Hauptvortheil bezeichnet – direct mit Eis belegen,
ohne dass die geringste Verunreinigung zu befürchten wäre. Zum sicheren Auflegen des
Eises auf die Fässer benutzt man mit Vortheil ein einfaches Gerüst und Verschalung
aus ungezimmerten Hölzern und Brettern, damit das sich setzende Eis Niemand vom
Personal verletzt. Das Kisslinger'sche Verfahren
gestattet auch für die Brauerei mit schlechten, warmen Kellern untergähriges Bier zu
brauen. Nach Cerny's Erfahrungen kann ein Fass – ob
gespundet oder nicht – einige Tage angezapft bleiben, ohne dass es dem Biere
irgendwie von Nachtheil wäre; die äussere Luft hat keinen Zutritt zum Bier, welches
durch die über ihm schwebende Kohlensäure conservirt wird.
Metallspäne zur Bierklärung werden von der Firma Basse und Selve in Altena in den Handel gebracht. Sie
bestehen aus Aluminium. Aubry, obgleich ein Gegner der
künstlichen Bierklärung, unterzieht dieselben in der Zeitschrift für das gesummte Brauwesen, 1894 S. 155, aus dem Grunde einer
Besprechung, weil der höchst erreichbare Glanz eines Bieres leider bei einer sehr
grossen Anzahl von Consumenten das Vorrecht vor dem edleren Geschmack des Bieres zu
behaupten vermag. Die Aluminiumklärspäne bestehen aus rinnenförmig gebogenen, in der
Längsrichtung sehr leicht gerieften Streifen. Sie sind 50 cm lang und 4 cm breit;
ihr Gewicht beträgt 15 g; es gehen also 66 Stück auf 1 k (gleich grosse Holzspäne
wiegen 25 g = 40 Stück auf 1 k). Die Aluminiumklärspäne haben vor den Holzspänen den
Vorzug, dass sie kein Bier ansaugen (1 k trockener Holzspäne vermag 0,7 1 in sich
aufzunehmen). 1 k Aluminiumklärspäne entspricht in der Wirkung 4½ k Haselholzspäne.
Die Aluminiumklärspäne bleiben nach einem viermaligen Gebrauch noch sehr gut
erhalten. Das Bier nimmt auch, wenn es längere Zeit über diesen Spänen liegt, nichts
von diesen auf. Die Aluminiumspäne lassen sich leicht reinigen, weshalb ihre
Verwendung in der Praxis nur gut geheissen werden könnte. Ob sie im Gebrauch
billiger sind, als die an und für sich billigeren, aber weniger lang haltbaren
Haselnusspäne, darüber muss die Praxis entscheiden.
Die Widerstandsfähigkeit der Aluminiumklärspäne auf dem
Lagerfass ist auch nach O. Habermann (Allgemeine Brauer- und Hopfenzeitung, 1894 814) eine
sehr grosse.
Die Feinfilter für Bier, Wasser u.s.w. von Sellenscheidt in Berlin bestehen aus einem
Filtergehäuse, in welchem auswechselbare Rahmen sitzen, die aus je zwei
Filterkörpern bestehen. Sie sollen nach Windisch (Wochenschrift für Brauerei, 1894 S. 1175) sich
vorzüglich bewähren. Eine Selbstalarmvorrichtung meldet dem mit dem Abziehen
Betrauten, dass er, wenn nicht Luft in den Apparat gelangen soll, die Hähne zu
schliessen hat.
Das Verfahren und der Apparat zur Herstellung von trockenen
Filterkuchen aus Faserstoff (H. Stockheim, D.
R. P. Nr. 76103 vom 3. Februar 1893) liefert einen porösen Kuchen, welcher zur
unmittelbaren Benutzung in Filtrirapparaten geeignet ist. Die Abdichtung der
trockenen Kuchen an ihren Rändern zwischen den Siebplatten des Filtrirapparates
geschieht mittels eines Gummiringes von U-förmigem Querschnitt, der um den Rand des
Filterkuchens gelegt wird und beim Schliessen des Apparates den Rand des Kuchens
zusammenpresst und den Raum ausserhalb des Randes dicht ausfüllt.
Bichler empfiehlt (Zeitschrift
für das gesammte Brauwesen, 1894 S. 419), an Stelle der theuren und
complicirten Druckregler, Druckentlastungs- oder Bierhebeapparate, welche ja alle
mehr oder weniger sicher ihren Zweck erfüllen und das schaumfreie Abfüllen von Bier
oft in beträchtlicher Höhe über den Lagerfässern ermöglichen, einen einfachen
Apparat, welcher aus dem gewöhnlichen Bierwergel besteht, das in die Leitung vom
Fasse zum Abfüllbock im Lagerkeller eingeschaltet wird. Es entsteht so eine Saug-
und eine Druckleitung, welche mit einander durch einen engen Gummischlauch verbunden
sind. Ein eingesetztes Verbindungsstück mit Sicherheitsventil, das auf beliebigen
Druck einstellbar ist, ermöglicht, das Bier bei zu hoch werdendem Druck in die
Saugleitung zurückzuführen, so dass es einen Kreislauf beschreibt. Der mit dem
Abfüllen betraute Mann kann den Hahn am Hundskopf nach Belieben öffnen oder
schliessen, ohne dass der Druck in der Leitung sich ändert.
„Flüssige Kohlensäure zum Ausschank des Bieres“
sollte verbreitetere Anwendung als bisher finden. Aubry
(Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1894 S.
140) machte Versuche mit einer einfachen Ausschankvorrichtung der Firma G. F. Graf in Hanau a. M. Biere, 8 Tage lang bei einer
Temperatur von nicht über 9° R. unter einem Druck von ⅓ at verschänkt, zeigten
zuletzt keine wesentliche Aenderung ihres Geschmacks. Das Bier wurde nur etwas
härter im Trunk, zeigte aber stets vom genügenden Kohlensäuregehalt veranlasste
Frische und Abrundung in der Geschmackswirkung. Der Kohlensäuregehalt nahm nur
unbedeutend ab. Es ist durch starke, genügend lange Kohlensäurepression möglich,
einem schalen Bier wieder genügend Kohlensäure zuzuführen; aber die künstlich
eingepresste Kohlensäure verhält sich doch anders, als die im Bier natürlich
entstandene, und es ist auch nicht möglich, verdorbenes oder mit irgend einem Fehler
behaftetes Bier mit Kohlensäure zu verbessern.
Die Armaturen- und Maschinenfabrik, Actiengesellschaft,
vormals J. A. Hilpert in Nürnberg bringt einen Apparat zum Bierabzapfen direct vom Fass mittels flüssiger Kohlensäure (D.
R. G. M. Nr. 21827) in den Handel. Der Apparat ist höchst compendiös, sehr einfach
und die Construction solide und leicht handbar (siehe Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1894 S. 308).
Verfahren und Apparat zum Pichen und Entpichen von
Fässern von C. Bernreuther in Berlin (D. R. P.
Nr. 73906 vom 27. October 1892) ist dadurch gekennzeichnet, dass innerhalb oder
ausserhalb eines Pecherhitzungskessels eine Druckvorrichtung in Verbindung mit einem
mit Spritzkopf versehenen Spritzrohr angeordnet ist. Das zurücklaufende Pech wird
durch einen Trichter aufgefangen und in den Kessel zurückgeleitet.
Ueber den Bernreuther'schen Pichapparat findet sich in der Wochenschrift für
Brauerei, 1894 S. 1178, eine Angabe von Goslich; es heisst dort: Wir haben gefunden, dass es nothwendig ist, dass
das Pech zuerst ungefähr ½ bis ¾ Stunde bei offenem Deckel gekocht werden muss; dann
lässt man den Kessel erkalten und verwendet das Pech erst, nachdem es zum zweitenmal
erhitzt ist. Zum gleichen Gegenstand bemerkt J. in der
Wochenschrift für Brauerei, 1894 S. 1243: Wenn auch
der Bernreuther'sche Apparat das nicht erfüllt, was ihm
anfangs als Pich- und Entpichmaschine mit auf den Weg gegeben wurde, so thut er zum
Pichen allein vollständig seine Schuldigkeit und ich habe seit Ingebrauchnahme
bedeutend an Pech gespart, weil durch Einspritzen mit dem Bernreuther'schen Pichapparat die Gebinde nur einen ganz dünnen
Pechüberzug innen erhalten. Es wird gleichzeitig an Arbeitskraft gespart und in viel
geringerer Zeit mehr Gebinde gepicht als früher.
„Wie begegnet man der Bauchbelästigung durch das
Pichen?“ Die Besprechung dieser Frage findet sich (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1894 S. 404) im
Referat über die 18. Generalversammlung der wissenschaftlichen Station für Brauerei
in München. Aubry betont zunächst, wie bedeutend die
Menge des Qualms ist, die beim Aufschüren entsteht, desgleichen beim Ausschmelzen
des alten Peches mit überhitzter Luft oder Dampf. Die Zersetzungsproducte sind
besonders dann unangenehm belästigend, wenn dem Pech fette Oele, Fette oder
wachsartige Zusätze beigemischt sind. Wird das Pichgeschäft in grossen Hallen
vorgenommen, die mit einem genügend mächtigen Kamin in Verbindung stehen, so kann
der grösste Theil des Qualms mit oder ohne Zuhilfenahme von Exhaustoren nach oben
befördert werden, womit er aber noch nicht beseitigt ist. Ein Theil davon condensirt
sich im Kamin und kann unter Umständen in Brand gerathen und damit noch gefährlich
werden. Aubry ist der Ansicht, dass sich auch mit guten
Einrichtungen, wie sie jetzt schon existiren, der Pechqualm nicht ganz beseitigen
lasse. Feltmann bemerkt hierzu, dass die Kleinpicherei
rauchfrei gemacht werden könne. Sedlmayr bestätigt dies
für die Kleinpicherei von Arnemann. Jung berichtet,
dass Versuche, den Rauch durch Berieselung mit Wasser niederzuschlagen oder den
Rauch zu verbrennen, nicht gelungen seien. Aubry
empfiehlt, die Verbrennungsproducte vor dem Eintritt in den Schornstein in eine
Condensationskammer zu leiten, die eventuell künstlich gekühlt werden könnte und in
welcher sich die brennbaren Bestandtheile derselben niederschlagen.
Nach dem D. R. P. Nr. 68973 vom 13. Januar 1891 wird bei der Pichmaschine von
Arnemann in Hamburg zum Zweck der Ableitung des
beim Betrieb erzeugten Qualmes das Heissluftzuführungsrohr mit einem
Mantelrohrumgeben, in welches die neben der Heissluftdüse aus dem Fass entweichenden
Gase eintreten, wobei sie in Folge der Erwärmung an den Wandungen des
Heissluftrohres ohne mechanische Hilfe nach dem Schornstein entweichen.
Der doppelte Spundlochverschluss von Michael Stangl und August
Pschorr in München besteht aus einer Spundbüchse, in deren unteren Theil
ein Holzpropfen mit Bohrung befestigt und in deren oberen Theil ein Metallspund mit
konischem Ansatz eingeschraubt ist. Der Metallspund presst die Wandung des
Holzpfropfens fest gegen die Innenwandung der Spundbüchse und dichtet dadurch
ab.
Als Lagergerüste empfehlen sich statt fest eingebauter
eiserner Schienen (siehe Referat von Goslich, Wochenschrift
für Brauerei, 1896 S. 202) solche Vorrichtungen, die sich leicht
vollständig beseitigen lassen, so dass man während der Zeit, wo die Fässer zum
Pichen auf dem Hof sich befinden, einen vollständig glatten Fussboden im Keller hat,
der sich leicht und gründlich reinigen lässt. Man kann ⌶-Eisen auf eiserne
Lagerfüsse stellen, die eine Basis haben, welche breit genug ist, um vor dem
Umkippen zu schützen.
F. Eckhardt.