Titel: | Ueber Rauhmaschinen. |
Autor: | H. Glafey |
Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, S. 173 |
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Ueber Rauhmaschinen.
Von H. Glafey,
Ingenieur, Berlin.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 301 S.
294.)
Mit Abbildungen.
Ueber Rauhmaschinen.
Von denjenigen Rauhmaschinen, welche in der vorbezeichneten Weise arbeiten, sind in
erster Linie die Maschinen von Grosselin père et fils
in Sedan (Englisches Patent Nr. 5394 A. D. 1888 und D. R. P. Nr. 55784), sowie Ernst Gessner in Aue (Englisches Patent Nr. 9096 A. D.
1891) zu erwähnen, welche der Ausgangspunkt einer ganzen Reihe in gleicher Weise
wirkender Maschinen gewesen sind.
Beide Rauhmaschinen arbeiten mit nur einem Rauhtambour und dieser ist mit zwei
Systemen von Rauhwalzen ausgestattet, deren eines Kratzenbeschlag besitzt, dessen
Zähne in der Bewegungsrichtung des Tambours gekrümmt sind, während das zweite mit
einem Kratzenbeschlag versehen ist, dessen Zähne entgegengesetzt zur
Bewegungsrichtung des Tambours gekrümmt sind. Die beiden Rauhwalzensysteme sind
wechselweise auf dem Tambour angeordnet, d.h. es folgt jeder Walze des einen Systems
eine solche des anderen. Im Bedarfsfalle können auch mehrere Walzen eines jeden
Systems auf einander folgen.
Der Unterschied zwischen beiden Rauhmaschinen besteht darin, dass bei derjenigen von
Grosselin père et fils in Sedan die beiden Systeme
von Rauhwalzen einen Antrieb nach verschiedenen
Richtungen empfangen, also das eine Walzensystem in der
Bewegungsrichtung des Tambours einen Antrieb empfängt, das andere dagegen entgegengesetzt hierzu. Bei der Maschine von Gessner dagegen empfangen beide Rauhwalzensysteme im
gleichen Sinne eine Drehbewegung.
Die besondere Einrichtung der beiden Rauhmaschinen ist nun folgende:
Die Maschine von Grosselin père et fils in Sedan ist mit einem
Rauhtambour ausgestattet, dessen Florarbeiter T2 auf einer Seite oder auf beiden Seiten mit
Riemenscheiben B2 (Fig. 1), dessen Gegenflorarbeiter T1 in gleicher Weise
mit den Riemenscheiben B1 ausgestattet sind. Die erstbenannten Scheiben liegen ausserhalb, die
letzteren dagegen innerhalb der Trommelkreuze T und
jedes System von Riemenscheiben wird von einem Riemen umspannt, welche entweder, wie
Fig. 2
erkennen lässt, als gekreuzter und offener Riemen von einer Welle aus Antrieb
empfangen oder als zwei offene Riemen von zwei nach verschiedenen Richtungen sich
drehenden Wellen in Umlauf versetzt werden (Fig. 3).
Textabbildung Bd. 302, S. 174
Fig. 1.Rauhmaschine von Grosselin.
Steht bei der in Fig. 2 schematisch wiedergegebenen Ausführungsform die Scheibe C still, so ist, wenn die Trommel A sich in der Pfeilrichtung bewegt, die
Umfangsgeschwindigkeit sämmtlicher Rauhwalzen nach rückwärts gleich der
Umfangsgeschwindigkeit der Trommel nach vorwärts, weil die Riemenscheiben der beiden
Systeme von Rauhwalzen in diesem Falle sich auf den Riemen B1xB2x abwälzen. Wird dagegen die Scheibe C in der Pfeilrichtung in Umdrehung versetzt und zwar
mit einer Geschwindigkeit, welche 2 bis 20 Proc. der Umfangsgeschwindigkeit der
Trommel beträgt, so wird die Umfangsgeschwindigkeit der Florarbeiter T2 nach rückwärts
vermindert und diejenige der Gegenflorarbeiter T1 vergrössert, denn jetzt verzögert der in der
Drehrichtung der Trommel umlaufende Riemen B2x die Rückwärtsbewegung der Florarbeiter, während
der sich in entgegengesetzter Richtung bewegende Riemen die Rückwärtsbewegung der
Gegenflorarbeiter beschleunigt. Bei dieser Einrichtung der Rauhtrommel und An trieb
Vorrichtung für die Walzen ändert sich die Wirkung der Florarbeiter und
Gegenflorarbeiter also gleichzeitig und in demselben Verhältniss.
Textabbildung Bd. 302, S. 174
Rauhmaschine von Grosselin.
Soll dieses Verhältniss nach Bedarf verändert werden, so muss man zwei Gegen wellen
anwenden (Fig.
3), die unterhalb oder, wie dargestellt, oberhalb der Trommel gelagert
sind, und von denen die eine die Bewegung der Florarbeiter und die andere diejenige
der Gegenflorarbeiter regelt. Die beiden Wellen stehen durch auswechselbare
Zahnräder o. dgl. so in Verbindung, dass die eine Welle sich umgekehrt wie die
andere dreht und die Geschwindigkeiten beider nach Bedarf geändert werden
können.
Fig. 4 zeigt eine vollständige Rauhmaschine, welche
nach der in Fig.
2 dargestellten Ausführungsform gebaut ist. Die Welle C empfängt ihre Bewegung von dem Vorgelege Cx, das seinerseits durch einen gekreuzten Riemen C1x von der Trommel A aus in Umdrehung versetzt wird. Die Riemen B1x und B2x, der Rauhwalzen laufen um je eine auf die Welle C aufgekeilte Riemenscheibe C1 bezieh. C2, von denen C1 einen grösseren Durchmesser als C2 hat. Dies hat den
Zweck, die Wirkung der Zug- oder fortschreitenden Geschwindigkeit des Gewebes auf
die Rauhwalzen auszugleichen.
In Folge des für das Putzen der Maschine erforderlichen ungleichen Abstandes der
Flor- und Gegenflorarbeiter vom Mittelpunkt der Trommel haben die Achsen der
Gegenflorarbeiter eine grössere Umfangsgeschwindigkeit auf der Trommel als
diejenigen der Florarbeiter, und demgemäss würde der sich mit gleichbleibender
Geschwindigkeit vorwärts bewegende Stoff die Gegenflorarbeiter in grösserem
Maasstabe hemmen als die Florarbeiter, wenn nicht der Antrieb in der angegebenen
Weise erfolgte, durch welchen den Gegenflorarbeitern eine dem Unterschied der
genannten Peripheriegeschwindigkeiten entsprechend beschleunigtere Rückwärtsbewegung
ertheilt wird.
Textabbildung Bd. 302, S. 174
Fig. 4.Rauhmaschine von Grosselin.
Eine Ausführung der in Fig. 3 skizzirten
Rauhmaschine veranschaulicht Fig. 5. Der von der
Transmission in Bewegung gesetzte Rauhtambour überträgt seine Drehbewegung durch den
Riementrieb a auf die auf einem Gestellbolzen sitzende
Stufenscheibe b und von dieser aus wird durch das
Rädergetriebe c die Welle d in Umlauf gesetzt. Die letztere ist auf ihrem rechtsseitigen Ende mit
einem Zahnrad e ausgestattet, das mit einem Zahnrad f auf der der Welle d
parallelen Welle g in Eingriff steht. Diese Welle,
sowie diejenige d trägt innerhalb der Gestellwandungen
je zwei Riemenscheiben h und i, über die die Treibriemen kl laufen, welche
den Flor- und Gegenflorarbeitern ihre Bewegung auf der umlaufenden Trommel
ertheilen. Die beiden Wellen d und g drehen sich in Folge ihrer Verbindung durch die
Triebräder e und f
entgegengesetzt zu einander und es empfangen demgemäss auch die Rauhwalzen den
gleichen Antrieb; dieselben arbeiten also so, wie es mit Bezug auf Fig. 3 erläutert wurde.
Die Treibriemen werden durch Spannrollen m gespannt
erhalten und sind so über Leitrollen n geführt, dass
die Rauhwalzentriebscheiben immer wenigstens auf jeder Seite mit einem Riemen in
Eingriff sind und daher stets sämmtlich bewegt werden, wie dies bei der in Fig. 4 dargestellten Maschine nicht der Fall ist.
Indessen können auch bei dieser die Treibriemen eine besondere Führung erhalten. Diese Einrichtung
gestattet eine möglichst vortheilhafte Ausnutzung des Umfangs des Rauhtambours.
Textabbildung Bd. 302, S. 175
Fig. 5.Rauhmaschine von Grosselin.
Soll die Umlaufgeschwindigkeit der Rauhwalzen auf der Trommel gegenüber derjenigen
der letzteren verändert werden, so muss der Treibriemen a auf den Stufenscheiben b eine Verlegung
erfahren. Soll hingegen die Umfangsgeschwindigkeit der Florarbeiter gegenüber
derjenigen der Gegenflorarbeiter eine Aenderung erfahren, so müssen die Wechselräder
ef durch solche mit anderem Umsetzungsverhältniss
ersetzt werden.
Zwecks Entbehrlichmachung der Stufenscheiben hat die Firma Grosselin père et fils in Sedan der Rauhmaschine die aus Fig. 6 ersichtliche Einrichtung gegeben. Bei derselben
wird von der Tambourwelle b aus mittels des
Treibriemens u die Vorgelegewelle t in Umdrehung versetzt und diese treibt mittels der
Kegelräder r den Riemenkegel q. Der letztere überträgt seine Drehung durch den Riemen p auf den zweiten Riemenkegel o und dieser setzt wieder durch das Kegelräderpaar n die Riemenscheibe l in Umlauf, von welcher
aus durch den Riementrieb e die Riemenscheibe k Bewegung empfängt. Diese Riemenscheibe sitzt auf der
Welle a, welche in Verbindung mit der ihr parallelen
Welle b die Rauhwalzen in gleicher Weise in Bewegung
versetzt, wie dies für die in Fig. 5 veranschaulichte
Ausführungsform erläutert worden ist. Je nach der Umfangsgeschwindigkeit,
welche die Rauhwalzen beim Umlauf der Rauhtrommel haben sollen, wird der Riemen p mittels des Handrades c
auf den Riemenkegeln o und q verstellt. Es ist somit ein Anhalten der Maschine, wie es die Anwendung
von Stufenscheiben mit sich bringt, nicht mehr erforderlich.
Eine weitere Ausführungsform der Grosselin'schen
Rauhmaschine, welche von der Maschinenfabrik Franz
Müller in M.-Gladbach gebaut wird, veranschaulicht die Fig. 7. Bei dieser Maschine erfolgt der Antrieb der
Rauhwalzen in folgender Weise.
Textabbildung Bd. 302, S. 175
Fig. 6.Rauhmaschine von Grosselin.
Von der Tambourwelle a aus wird mittels eines 100 bis
110 mm breiten Riemens d die Welle b in Bewegung gesetzt, auf deren einem Ende der Konus
oder Riemenkegel c, auf deren anderem Ende dagegen die
sechsfache Stufenscheibe g sitzt. Von dem Riemenkegel
aus wird durch den Riemen f der Konus e in Umlauf versetzt, welcher auf einem mit dem
Getriebe o versehenen Zapfen sitzt. Die Stufenscheibe
g dagegen bewegt mittels des Riemens i die Stufenscheibe h und
diese überträgt durch die Zahnräder ml ihre
Drehbewegung auf das lose auf der Tambourachse laufende Zahnrad n ebenso wie das Zwischenrad o auf ein gleiches auf der linken Seite des Tambours angeordnetes Rad. Die
beiden Zahnräder no sind mit je zwei einander genau
diametral gegenüberliegenden Riemenbügeln k
ausgestattet, in welchen die Enden der vier Antriebsriemen für die Rauhwalzen
nachstellbar befestigt sind. Da für jede Serie der Rauhwalzen, also sowohl die Strich- als auch
Gegenstrichwalzen, zwei Riemen neben einander vorgesehen sind, welche die
Rauhwalzentriebscheiben ringförmig umfassen und die beiden Riemenbügel an jedem
Treibriemen einander genau gegenüberstehen und jeder derselben für einen Riemen
bestimmt ist, also auch die Riemenenden je zweier neben einander laufenden Riemen
einander gegenüberliegen, so erhalten die Rauhwalzen in jeder Stellung des Tambours
einen ununterbrochenen gleichmässigen Antrieb.
Textabbildung Bd. 302, S. 176
Fig. 7.Grosselin's Rauhmaschine.
Die Regulirung der Rauhenergie erfolgt durch Verschiebung des Riemens f auf den Riemenkegeln c
und e bezieh. des Riemens i auf den Stufenscheiben g und h und zwar mittels der Konus für den Gegenstrich (d.h.
die Rauhwalzen, deren Kratzenspitzen dem Drehungssinn der Trommel entgegengesetzt
gerichtet sind) und mittels der Stufenscheiben für die Strichwalzen (d.h. die
Walzen, deren Kratzenspitzen in der Drehungsrichtung der Trommel liegen). Grössere
Abstufungen der Rauhgrade werden durch Umwechselung der Getriebe mo gegen solche mit mehr oder weniger Zähnen
erreicht.
Da der Antrieb der Rauhwalzenserien immer nur auf einer Seite erfolgt, hat die Firma
Müller auf der dem Antrieb entgegengesetzten Seite
bei der in Fig. 7 dargestellten Ausführungsform die
Rauhwalzen durch einen dritten Riemen p umspannt,
welcher ein Herausheben bezieh. Entfernen der Rauhwalzenzapfen aus ihren Lagern
verhindern soll. Bei den Maschinen neuester Construction ist dieser Riemen durch
genügend lange Lager für die Rauhwalzenzapfen entbehrlich gemacht worden.
Gleichzeitig ist das bei diesen Maschinen für den Antrieb der Rauhwalzen vorgesehene
Riemenkegelgetriebe durch ein Zahnrädergetriebe ersetzt worden.
In der der Erläuterung der Grosselin'schen Rauhmaschine
vorausgeschickten Einleitung ist dargelegt worden, dass die Wirkung der auf
einer Rauhtrommel mit zwei Systemen von Rauhwalzen ausgestatteten Rauhmaschinen
darauf beruht, dass diese Rauhwalzen eine von der Umlaufgeschwindigkeit der Trommel
unabhängige von einander verschiedene Umfangsgeschwindigkeit erhalten. Bei der Grosselin'schen Maschine wird dies, wie sich aus der
Betrachtung der in den Fig. 1 bis 6 dargestellten Maschinen ergibt, dadurch erreicht,
dass die beiden Rauhwalzensysteme einen vom Trommelantrieb unabhängigen Antrieb nach
zwei verschiedenen Richtungen empfangen, bei dem einen System also die
Abwälzungsgeschwindigkeit verzögert, bei dem anderen dagegen vergrössert wird. Gessner erreicht nun die eigenartige Wirkung der beiden
Systeme von Rauhwalzen, wie bereits erwähnt, dadurch, dass er beiden Systemen einen
Antrieb im gleichen Sinne ertheilt, aber eine Differenz in der
Umfangsgeschwindigkeit dadurch erzielt, dass er entweder den Rauhwalzen verschiedene
Durchmesser gibt, oder die Rauhwalzen von gleichem Durchmesser mit Riemenscheiben
von verschiedenem Durchmesser ausstattet, oder endlich bei Rauhwalzen von gleichem
Durchmesser den für den Antrieb der Rauhwalzen vorgesehenen Organen – Treibriemen,
Bremsriemen oder Zahnrädern – eine verschiedene Wirkung gibt, sei es durch Anwendung
verschieden grosser Triebscheiben für die Riemen, verschiedener Wechselräder zur
Bewegung der die Triebräder auf den Rauhwalzen umschliessenden Radkränze, die
gleichzeitige Anwendung von Brems- und Treibriemen oder dergleichen mehr.
Textabbildung Bd. 302, S. 176
Fig. 8.Gessner's Rauhmaschine.
Haben die Rauhwalzen verschiedene Durchmesser, so können nach der englischen
Patentschrift Nr. 9096 A. D. 1891 die Rauhwalzen auf dem Tambour wechselweise so
angeordnet werden, dass immer eine solche mit grossem Durchmesser einer Walze mit
kleinem Durchmesser folgt und umgekehrt, oder die Rauhwalzen sind so ausgebildet,
dass jede derselben auf ihren beiden Längenhälften verschiedene Durchmesser erhält und die
Längenhälften versetzt zu einander liegen. Für die Bewegung der beiden Serien von
Rauhwalzen genügt in beiden Fällen ein einziger Riemen; es kann jedoch dann eine
Aenderung der Differenz in den Umfangsgeschwindigkeiten nicht herbeigeführt
werden.
Sind die Rauhwalzen mit Triebscheiben oder Triebrädern von verschiedenem Durchmesser
ausgestattet, so sind für die Rauhwalzen zwei Antriebsorgane nothwendig, welche auf
die beiden Seiten des Rauhtambours vertheilt oder auch auf einer Seite desselben und
dann innerhalb und ausserhalb der Gestellwandung angeordnet werden können. Das
Gleiche ist auch dann der Fall, wenn die Rauhwalzen auf verschiedenen Theilkreisen
gelagert sind. In allen diesen Fällen kann die Differenz zwischen den
Umfangsgeschwindigkeiten der beiden Rauhwalzensysteme nach Belieben geändert werden
und zwar sprungweise oder allmählich, je nach der Art der gewählten
Antrieborgane.
In den nachstehenden Figuren sind verschiedene Ausführungsformen der Gessner'schen Rauhmaschine wiedergegeben,
Textabbildung Bd. 302, S. 177
Fig. 9.Rauhmaschine von Gessner.
Fig. 8 veranschaulicht eine Rauhmaschine, bei welcher
die auf dem Rauhtambour gelagerten beiden Walzensysteme AB zwar den gleichen Durchmesser, aber Antriebscheiben von verschiedenem
Durchmesser haben. Die Scheiben eines jeden Systems werden von je einem Riemen K umspannt, die auf verschiedenen Seiten des Tambours
mit ihren freien Enden mittels einer Klemme C an zwei
frei drehbar auf der Tambourachse montirten Zahnrädern 1 befestigt sind. Jedes Rad 1 steht mit einem
Rad 2 in Eingriff, das auf einer in der Gestellwand
gelagerten kurzen Achse festsitzt, die ausserhalb der Gestellwand ein Wechselrad 3 trägt. Das Wechselrad 3
empfängt seinen Antrieb von dem Rad 4, das seinerseits
wieder mit dem auf der Tambourachse festsitzenden Triebrad 5 in Eingriff steht. Haben die Räder 1 bis
5 die gleiche Verzahnung für beide Systeme von
Rauhwalzen, so werden dieselben mit einer Energie arbeiten, welche sich aus der
Differenz der den verschiedenen Treibscheibendurchmessern entsprechenden
Umfangsgeschwindigkeiten ergibt. Will man dagegen den Unterschied in den letzteren
und somit auch den Wirkungsgrad der Rauhwalzen ändern, so müssen nach Stillsetzung
der Maschine die Räder 3 gegen solche mit anderer
Zähnezahl ausgewechselt werden.
Werden die Wechselräder 3 ganz aus der Maschine
entfernt, so empfangen beim Gange der Maschine die Rauhwalzen von der
Tambourachse aus überhaupt keinen Antrieb und es wirken die beiden Riemen R nur als frei bewegliche Bremsriemen auf die
Rauhwalzen.
Um nun eine Aenderung des Wirkungsgrades der Rauhmaschine ohne Anhalten derselben zu
ermöglichen und dabei gleichzeitig den Uebergang von einem Wirkungsgrad zum anderen
allmählich herbeizuführen, nicht aber sprungweise, wie dies die Anwendung von
Rädergetrieben zur Folge hat, wendet Gessner an Stelle
der letzteren Planscheiben-, Kegelscheiben- oder Expansionsscheibengetriebe an.
Textabbildung Bd. 302, S. 177
Fig. 10.Rauhmaschine von Gessner.
Textabbildung Bd. 302, S. 177
Fig. 11.Rauhmaschine von Gessner.
Fig. 9 veranschaulicht eine Maschine der
erstbezeichneten Art. Die Riemenscheiben der beiden Rauhwalzensysteme werden von den
beiden Riemen a und b
umspannt, welche ihren Antrieb von den mit den Planscheiben i und f ausgestatteten Wellen empfangen. Zum
Zwecke des Antriebs der letzteren ist vor den Planscheiben in Armen des
Maschinengestells eine Vorgelegewelle n gelagert,
welcher von der auf der Rauhtrommelachse sitzenden Festscheibe d mittels des über die Leitrolle o geführten Riemens e und
der Triebscheibe p Bewegung ertheilt wird. Zu beiden
Seiten der letzteren befinden sich auf der Vorgelege welle n zwei Reibungsscheiben h und k, welche sich mittels der Stellvorrichtung lm auf der Welle n in
Richtung der letzteren verschieben lassen und so dem Centrum der Planscheiben i und f beliebig genähert
bezieh. beliebig weit von demselben entfernt werden können. Wird die Maschine und
somit auch die Rauhtrommel in Umlauf gesetzt, so überträgt sich die Drehung der
letzteren durch den Riemen e auf die Vorgelege welle,
also auch die Reibungsscheiben kund h, und dies hat zur Folge, dass auch die Planscheiben i und f eine Umlauf
Bewegung ausführen, die durch deren Achsen den beiden Treibriemen für die Rauhwalzen
mitgetheilt wird. Je nach der Stellung, welche die Reibungsrollen auf den
Planscheiben einnehmen, wird sich die Umfangsgeschwindigkeit der beiden
Rauhwalzensysteme ändern.
Die in Fig. 10 veranschaulichte Rauhmaschine ist mit
zwölf Rauhwalzen ausgestattet, die ebenfalls von zwei Riemen ab Antrieb empfangen. Für die Bewegung dieser Riemen ist eine Welle
vorgesehen, welche an beiden Enden mit einem Riemenkegel c ausgestattet ist. Parallel zu der bezeichneten Welle liegt im
Maschinengestell eine zweite Welle d, die ihre Bewegung
von der Tambourachse mittels des Riemens e empfängt und
dieselbe mittels der Riemenkegel f auf die Triebwelle
der Treibriemen für die Rauhwalzen überträgt. Je nach der Stellung, welche die
Riemen g der beiden gegenüberliegenden Riemenkegel fc einnehmen, wird sich auch die Umfangsgeschwindigkeit
der Rauhwalzen gegenüber derjenigen des Rauhtambours ändern.
Die in Fig. 11 dargestellte Ausführungsform der Gessner'schen Rauhmaschine unterscheidet sich von den
beiden vorstehend erläuterten Maschinen dadurch, dass die Bewegung der beiden
Treibriemen für die zwei Systeme von Rauhwalzen weder durch Planscheiben- noch
Riemenkegelgetriebe, sondern unter Vermittelung von Expansionsscheiben erfolgt. Die
besondere Einrichtung dieser Maschine ergibt sich aus der Zeichnung.
In gleicher Weise wie bei der Gessner'schen Rauhmaschine
empfangen auch bei der in den Fig. 12 und 13
wiedergegebenen Rauhmaschine von August Monforts und
Jos. Ewerhard in München-Gladbach die beiden
Rauhwalzensysteme einen Antrieb in der gleichen Richtung. Zu diesem Zweck werden die
auf verschiedenen Seiten der Rauhtrommel liegenden Triebscheiben der im Durchmesser
von einander abweichenden Rauhwalzen ab nach dem Inhalt
der englischen Patentbeschreibung Nr. 10511 A. D. 1891 von vier Riemen, je zwei auf
jeder Trommelseite, umspannt. Für je zwei Riemen ist eine Welle f vorgesehen, deren jede mit einer Kegelscheibe h bezieh. h1 ausgestattet ist, über welche ein Riemen läuft,
der von einer zweiten Kegelscheibe hh1 auf Welle g bezieh.
g1 seinen Antrieb
empfängt. Die Wellen gg1 selbst werden von der Tambourachse aus in Umdrehung versetzt und sind zu
diesem Zweck mit Zahnrädern ii1 ausgestattet, die beide mit einem Zahnrad k auf der Trommelachse in Eingriff stehen. Sobald die
letztere sich dreht, also die Maschine im Gange ist, drehen sich die Räder ii1 der Rauhtrommel
entgegengesetzt und ebenso auch durch Vermittelung der Kegelscheiben hh1 die Wellen f, d.h. es empfangen alle Arbeitswalzen a und b eine Bewegung,
welche derjenigen der sie tragenden Trommel entgegengesetzt ist. Je nach der
Stellung, welche die über die Kegelscheiben hh und gg laufenden Riemen auf den bezeichneten Scheiben
einnehmen, wird die Umfangsgeschwindigkeit der Rauhwalzen gegenüber derjenigen der
Rauhtrommel sich ändern, also auch der Wirkungsgrad der ganzen Maschine ein anderer
sein.
Um auch dem Gewebe, welches sich in Richtung der Rauhtrommeldrehung durch die
Maschine bewegt, eine veränderliche Geschwindigkeit geben zu können, also auch
hierdurch die Wirkungsgrade der Maschine noch weiter abzustufen, trägt die
Trommelachse eine Stufenscheibe, von welcher durch Vermittelung eines Riemens und
einer zweiten Stufenscheibe die Abzugswalze für das Gewebe in Umdrehung versetzt
wird.
Die Fig. 14 und 15
veranschaulichen eine hinsichtlich des Rauhwalzenantriebs nach dem Gessner'schen System gebaute Rauhmaschine von Thomas Thorp, Peel Causeway und Charles Wood in Heaton Norris, Lancaster. Diese durch das englische Patent
Nr. 15902 A. D. 1891 geschützte Maschine besitzt folgende Einrichtung.
Der Antrieb der Rauhtrommel b erfolgt durch die auf der
Achse a derselben sitzenden beiden Riemenscheiben a1a2. Die in der
Rauhtrommel gelagerten Rauhwalzen c sind wechselweise
zu beiden Seiten der Stirnwandungen b der Trommel mit
Riemenscheiben v ausgestattet, welche mit Leder bezogen
oder gerauht sind, und jedes der genannten Systeme der Riemenscheiben wird von einem
nachstellbaren Ring umspannt, deinen jeder mittels einer Stellschraube t an den Arm d2 (Fig. 15) eines
Kettenrades dd1
befestigt ist, welches frei drehbar auf der Achse a der
Trommel angeordnet ist. Ueber jedes Kettenrad dd1 läuft eine endlose Kette e bezieh. e1, die ihren Antrieb von Kettenrädern ff1 einer Welle g empfangen. Die letztere ist auf einer Seite mit einem
Kegelrad g1
ausgestattet, das wieder in ein Kegelrad p1 eingreift, das auf einer Welle p sitzt.
Textabbildung Bd. 302, S. 178
Rauhmaschine von Monforts und Ewerhard.
Die Welle p trägt vier Zahnräder qq1q2q3, deren jedes mittels
zweier durch die Handhebel s bewegten Kuppelungsmuffen
mit der Welle p gekuppelt werden kann, zum Zweck, der
Welle g und somit den Rauhwalzen c auf der Trommel b eine
verschiedene Geschwindigkeit zu ertheilen. Um dies zu ermöglichen, steht jedes der
bezeichneten Zahnräder q mit einem Zahnrad k in Eingriff, von denen das erste k seinen Antrieb von der Welle a der Trommel b durch Vermittelung der
Kegelräder h1i empfängt und seine Umdrehung durch Vermittelung eines
Planetenradgetriebes lmno auf das zweite Rad k1 überträgt, was
seinerseits wieder durch ein zweites Planetenradgetriebe l1m1n1o1 das Rad k2 ebenso in Umdrehung versetzt, wie dieses durch ein
drittes Planetenradgetriebe l2m2n2o2 das Rad k3.
Textabbildung Bd. 302, S. 179
Fig. 14.Rauhmaschine von Thorp, Causeway und Wood.
Textabbildung Bd. 302, S. 179
Fig. 15.Rauhmaschine von Thorp, Causeway und Wood.
Aus dieser Anordnung der Räder k bis k3 ergibt sich, dass
das Rad k1 doppelt so
viel Umdrehungen ausführt, wie das Rad k, und das Rad
k2 viermal so viel
und das Rad k3 achtmal
so viel, und demnach die Geschwindigkeit der Rauhwalzen c verdoppelt, vervierfacht oder verachtfacht werden kann, je nachdem das
eine oder andere der Räder k bis k3 auf die Welle p durch Vermittelung der einrückbaren Räder q bis q3 einwirkt.
Das zu rauhende Gewebe w läuft in der Richtung des
eingezeichneten Pfeiles (Fig. 14) in die Maschine
ein, wird mit Hilfe der Stofführungswalzen x mehrfach
an die Rauhwalzen c der Rauhtrommel l herangeführt, um schliesslich in der angedeuteten
Richtung die Maschine wieder zu verlassen. Die Stofführungswalzen x sind heizbar und tragen an einer ihrer Stirnseiten je
ein Kettenrad, welche sämmtlich durch eine gemeinsame Kette y umspannt sind. Ihren Antrieb empfängt diese Kette von der Trommelachse
a aus durch die Reibungsscheibe h, gegen welche die auf der Welle 2 verschiebbar angeordnete Reibungsrolle z anliegt, deren Lage in Bezug zur Achse der Scheibe
h durch die Stellschraube 4
3 verändert werden kann.
Die Achse 2 trägt an ihrem freien Ende ein Kegelrad 5, das in ein Kegelrad 6
auf der Abführwalze x der Maschine eingreift und so
diese letztere und die über sie laufende Kette y in
Bewegung versetzt. Je nachdem die Reibungsrolle z auf
Welle 2 der Achse der Scheibe h näher oder entfernter liegt, wird die Umdrehungsgeschwindigkeit des
Kegelrades 6, also auch der Kette y und Stofführungswalzen x
verringert oder vergrössert.
Um die Rauhwalzen schleifen zu können, ist über der Trommel eine Schleifwalze 7 vorgesehen, die ihren Antrieb durch Riemen in
geeigneter Weise empfängt und mit Hilfe des Handrades 8
in den Bereich der Rauhwalzen c gebracht oder aus
denselben ausgerückt werden kann. Eine rotirende Bürste reinigt die Rauhwalzen.
Textabbildung Bd. 302, S. 179
Fig. 16.Rauhmaschine von Wood.
Bei Erläuterung derjenigen Ausführungsform der Gessner'schen Rauhmaschine, bei welcher der Antrieb der beiden die zwei
Rauhwalzensysteme bethätigenden Riemen von der Tambourachse aus unter Vermittelung
von Rädergetrieben erfolgt, wurde erwähnt, dass beim gänzlichen Entfernen der
Wechselräder aus der Maschine die Treibriemen frei beweglich werden, also als
einfache Bremsriemen wirken. Eine Rauhmaschine, bei welcher dies in gleicher Weise der Fall
ist, bei welcher die Treibriemen also keine Bewegung empfangen, zeigen die Fig. 16 und 17. Diese
Rauhmaschine ist eine Erfindung von Charles Wood in
Heaton Norris, Lancaster, und Gegenstand des englischen Patents Nr. 6770 A. D. 1894.
Nach dem Deutschen Wollengewerbe besitzt die
Rauhmaschine folgende Einrichtung.
Textabbildung Bd. 302, S. 180
Fig. 17.Rauhmaschine von Wood.
Die in der Trommel gelagerten beiden Systeme von Rauhwalzen haben verschiedenen
Durchmesser und verschieden gerichteten Kratzenbeschlag. Diejenigen Walzen, welche
den grösseren Durchmesser besitzen, und deren Beschlag entgegengesetzt zur Bewegung
des Gewebes gekrümmt ist, legen den Flor nieder, den das andere System der
Rauhwalzen gehoben hat. Der Antrieb der Rauhwalzen erfolgt, wie Fig. 17 erkennen lässt, auf jeder Seite der
Rauhtrommel durch zwei Bremsriemen, welche über die Triebscheiben e der Arbeitswalzen d
laufen und ihre Spannung durch die Laufrollen 28
empfangen, die in Schlitten ruhen, welche mittels der durch Handrad 30 drehbaren Schraubenspindeln 29 der Rauhtrommel genähert oder von derselben entfernt werden können. Je
nach der Spannung der Riemen f wird der Widerstand,
welchen die Treibscheiben e an denselben finden, und
somit der Rauheffect ein grösserer oder geringerer sein.
Die Bewegung des Gewebes erfolgt in bekannter Weise durch die mittels
Kettenradgetriebes in Umdrehung versetzten Walzen n1 bis n6 und diese empfangen ihren Antrieb von der
Rauhtrommel aus durch die Stufenscheiben xy mittels des
Rädergetriebes r, welches die Treibkette n in Umlauf setzt.
(Fortsetzung folgt.)